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Schuldig?!

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14.08.2004
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Schuldig?!

Schuldig?!

Drei Becher Kaffee, eine Stunde Verhör. Zwei Aspirin, immer noch Kopfschmerzen. Fünf Yogastunden, immer noch verspannt.
Müde und angeschlagen sitze ich ihm gegenüber. Löchere ihn mit den immer selben Fragen. Hoffe einfach auf ein Geständnis. Weiß, dass es keines geben wird. Kämpfe dagegen an, das alles als sinnlos abzustempeln.

„Hören sie zu, Sie müssen mir glauben, ich wollte es nicht, ich habe ihr gesagt, dass es nicht gut wäre. Sie war doch noch so jung. Viel zu jung. Und so schön.. Sie hat mich angelächelt, mich darum gebeten und ich wollte es nicht…aber…“
„Ganz ruhig, langsam. Noch mal von vorne. Wir haben dieses Bild von ihr bei Ihnen gefunden. War sie schon tot als…“
„Nein.. nicht tot, sie lebte. Aber sie wollte es doch…“
„Sie haben sie also vor ihrem Tod gezeichnet, was haben Sie dann getan?“
„Habe sie nur gemalt, nicht getötet.“
„Aber die Frau lebt nicht mehr und Sie sind der Letzte der sie gesehen hat…“
„Ich weiß. Sie lebte noch als sie von mir weg ging. Ich habe ihr gesagt, dass ich sie noch nicht sehen wollte, aber Sie haben ihre Augen nicht gesehen… sie war sich so sicher…“
„Langsam. Sie kam zu Ihnen und wollte gezeichnet werden und dann hat sie Sie wieder verlassen und lebte. Wohin ging sie?“
„Nach Hause…“
„Und was hat sie dort gemacht?!“
„Die Pistole genommen…“
„Halt! Sie wollen mir jetzt nicht wirklich erzählen sie hätte sich selbst umgebracht?! Das ist doch lächerlich. Wir haben das Bild und Ihre Fingerabdrücke und… das hatten wir doch alles schon…“
„Aber ja doch… Natürlich haben Sie das Bild, ich musste es doch zeichnen und meine Fingerabdrücke sind überall hier… einfach überall… ich wollte das nicht…“
Ich komme einfach nicht weiter. Und das Schlimme ist, dass ich selbst nicht glaube, dass er es war. Dieser alte Mann, der so schwach und harmlos wirkt und mich so verzweifelt ansieht.
„Woher wissen Sie, dass sie sich umgebracht hat, und wie und wo, wenn Sie nicht dabei waren?!“
„Aber ich war doch dabei, ich habe sie nicht dazu gezwungen, ich wollte das nicht, ich wollte es auch nicht sehen, aber ich musste, ich muss immer, ich kann nicht anders. Kann nicht einfach die Augen schließen…“
„Gibt es noch mehr?“
„Viele… viel mehr. Und ich kann nichts dagegen tun.“
Sein Hände verkrampfen sich, er schluckt schwer atmet tief, versucht sich zu beruhigen.
Dann nimmt er den Kugelschreiber und zeichnet schnell und sicher etwas auf sein Blatt. Ich betrachte seine Skizze. Eine Pflanze, nichts spektakuläres. Nur eine dieser unverwüstlichen immergrünen Dinger...

„Es war nicht meine Entscheidung. Es ist nie meine Entscheidung. Ich kann sie nicht lenken, ich konnte dieser Frau nicht mehr helfen, es war schon zu spät.“
Erneut bricht er in Tränen aus. Er fährt sich durch sein dünnes strähniges Haar, legt die Hand über sein Gesicht, reibt sich die roten Augen. Er kommt mir unendlich alt vor. Alt und hoffnungslos. Wie ein Mann, der des Lebens müde ist, der genug gesehen hat, der nichts mehr ertragen kann.
Ich kann es auch nicht mehr ertragen. Immer wieder frage ich ihn dasselbe und weiß, dass nichts dabei rauskommen wird. Mein Kopfweh wird immer stärker, meine Brust schmerzt, doch ich versuche mich zu konzentrieren, auch wenn es schwer fällt.

„Die Schmerzen… das tut mir wirklich leid. Sind sie sehr schlimm?!“
„Woher wissen Sie...?“
Hat man mir das angesehen? Eigentlich bin ich ein Mensch, der sehr gut darin ist, Schmerzen nicht zu zeigen, Müdigkeit zu überspielen. Sein Blick scheint mich zu durchbohren. Traurig wissend mustert er mich. Meine Schmerzen werden stärker und ich sehe ein, dass ich mich nicht mehr konzentrieren kann. Ich lasse meinen Blick schweifen.Jetzt steigt mir die Müdigkeit zu Kopf, ich muss schlafen.
„Ich denke für heute ist es genug. Wir werden morgen weitermachen, wir sollten beide ein wenig schlafen…“
„Ja morgen und übermorgen und immer so weiter. Alle können sich hinlegen, können schlafen und die Augen schließen, niemand wird ihnen Schuld geben, sie können ruhig schlafen. Ich aber muss bleiben. So viele Bilder. Viel zu viele. Aber ich bin nicht Schuld.... Und wenn ich dann heimkomme, dann sehe ich sie mir an. Sie sind alle da, jedes einzelne, keines vergessen, keines verstaubt.“
Er schaut mir in die Augen und ich sehe, dass er nicht aufgeben wird, dass er nicht aufgeben kann. Was auch immer er getan hat, was auch immer er tut. Er wird nicht damit aufhören und das macht mir Angst. Dieser Mann macht mir Angst, er hat etwas so Fremdes an sich.
„Noch zu jung… Sie sind noch so jung. Es tut mir leid! Nicht meine Schuld…!“
„Gehen sie jetzt, der Herr dort wird sie begleiten.“

Er sitzt in der Ecke seiner Zelle, hält den Kugelschreiber in der Hand, schließt kurz die Augen, und beginnt zu zeichnen. Schnell und sicher fliegt der Stift über den Klebezettel. Auf einmal sieht er nicht mehr alt und gebrochen aus. Sein Blick ist ernst, seine Haltung straff. Er sitzt aufrecht und malt. Wieder dieser Schmerz…
Als er den Blick auf das Bild freigibt schaue ich mir ins Gesicht. Ich bin wie erstarrt. Er kommt an die Gitterstäbe und lächelt traurig.

„Es ist das Herz…“

 

So...habe eine BItte an die Kritiker, die meine Geschichte lesen:
Falls ein ein bisschen zeit habt, wärs lieb, wenn ihr mir schreiben würdet, ob ihr die Geschichte mit oder ohne den letzten Satz bessr foindet und auch wie ihr sie mit und ohne versteht...
Würde mich sehr freuen, weil ich mir selber nich ganz sicher bin, wie sie mir besser gefällt!

Freu mich aber auch einfach über ne "normale" Kritik:-)

LIebe Grüße
Fiona

 

Hallo frotte,

Es ist immer schwer, eine Geschichte zu schreiben, die zum Großteil aus Dialogen besteht. Das Tempo nimmst du am Anfang gut mit, gegen Ende wirkt es jedoch leider etwas unglaubwürdig. Gerade der Polizist/Staatsanwalt wird nicht recht plastisch vor meinem Auge, bleit nur eine oberflächliche Figur und kann mich in seiner Rolle nicht richtig überzeugen.

Den letzten Satz würde ich weglassen (in meiner Interpretation ist das eine Aussage des Gerichtsmediziners, der die Leiche de´s Ich-Erzählers untersucht). Der Mann zeichnet wohl anscheinend Leute, deren naher Tod bereits feststeht bzw. feststehen wird, sobald er sie gezeichnet hat.

Ein interessanter Plot in dem Sinne, wenn mir auch der gesellschaftliche Aspekt nicht ganz klar wird - für mich erscheint das ganze etwas zu phantastisch. Vielleicht interpretiere ich es aber auch falsch.

„Ein Wunsch noch, ob es möglich wäre mir einen stift und ein Blatt zu geben?!“
Stift

Er sitzt aufrecht und malt.
Er zeichnet. Mit Stiften zeichnet man.

„Ich denke für heute ist es genug. Wir können beide nicht mehr, wir werden morgen weitermachen, wie sollten beide ein wenig schlafen, die Augen schließen…“
Den Satz finde ich unglaubwürdig - ich könnte wetten, dass solch ein Satz in einem Verhör als Todsünde gilt. Wenn der Polizist müde wird, kann er gehen, aber wenn der Verdächtige müde wird, redet er eher - das sollte also ein eher erwünschter Zustand sein als ein Grund, das Verhör abzubrechen.
Aber der Polizist ist mir ohnehin zu sehr Privatperson in deiner Geschichte - er verkörpert seinen Beruf nicht gerade glaubwürdig.

Grüße,
Anea

 

merci

hallo anea!
erst mal lieben dank für die kritik und deine meinung zum letzten satz:-)
danke auch für die Fehlerverbesserung, hab da gleich korrigiert!
habe mich allerdings aufgrund deiner "inetrpretation" entschieden das ganze noch mal etwas zu überarbeiten, hoffe meine intention wird dann ein bisschen klarer, wenn nicht muss ich mir einfach eingestehen, dass ich meine gedankn halt nich rüberbringen konnte:-)

lieben dank nochmal!
fiona

 

Hallo frotte,

zuerst mal das Textzeugs:

und…das hatten wir doch alles schon…“
Leerzeichen vor "das"
überall…ich wollte das nicht…“
Leerzeichen vor "ich"
das Schlimme ist, dass ich selbst nicht glaube dass er es war
Komma vor "dass"
„Ein Wunsch noch, ob es möglich wäre mir einen Stift und ein Blatt zu geben?!“
Hat er zu dem Zeitpunkt doch schon. Wie hat er sonst die Pflanze gezeichnet?

Also, Interpretation Volume II ;) :
Der Mann zeichnet Leute/Dinge, die daraufhin sterben. Vielleicht will er ihren Anblick vor ihrem Tod festhalten, vielleicht können die Leute auch erst sterben, nachdem er sie gezeichnet hat. Und anscheinend ist er immer zur rechten Zeit am richtigen Ort bzw. wird von den Menschen selbst gefunden oder aufgesucht. Und darunter scheint er zu leiden.

Der Moderator in mir fragt: Warum steht dieser Text in Gesellschaft? Ein gesellschaftlicher Aspekt ist meines Erachtens hier nicht gegeben. Dazu ist mir der Text zu phantastisch. Warum hast du ihn denn hier gepostet?

liebe Grüße,
Anea

 

sodele!
hab das textzeug ma verbessert!
vielleicht hast du wirklich recht damit, dass die gschichte hier fehl am platz ist.
aber fantasy ist das icht, oder doch?!

vielleicht können die Leute auch erst sterben, nachdem er sie gezeichnet hat.
gnau das ist es. er muss sie zeichnen, und sie können erst sterben wenn er das getan hat...
was genau dieser mann für den leser ist, ist ihm frei...
für mich könnte er "der tod", "gott", "das schicksal" sein...
ich dachte deshalb dass er vielleicht in gesellschaft passt, weil ich zeigen wolte, dass alle immer einen schuldigen suchen und darüber gar nicht bemerken, dass manchmal eifach nemand schuld ist..

wohin sollte ich die gescichte denn verschieben?! ne idee?
würd mich freuen!

danke für die kritik

liebe grüße,
fiona

 

auf Wunsch der Autorin von Gesellschaft nach Philosophisches verschoben

 

Hallo Frotte,

die Geschichte finde ich spannend und die Grundidee ist interessant. Eine Interpretation wie "Schicksal", "der Tod" etc. ist mir persönlich allerdings zu weitreichend. Ich denke auch nicht, dass man das so genau interpretieren muss, denn die Frage die am Schluss offenbleibt, ist ja gerade das Spannende.

Das mit der Pflanze finde ich zu deutlich und effektvoll. Das suggeriert auch ein direktes Ursache>Wirkungsprinzip das der Geschichte etwas von ihrer Wirkung nimmt.

Ob das Bild und die Fingerabdrücke direkt schon seine Haft rechtfertigen weiß ich nicht. Das sind ja nicht unbedingt schlüssige Beweise.

Der Verhörende lässt sich recht stark vom Verdächtigen leiten und ist nicht hartnäckig genug, es wirkt nicht gerade wie ein Verhör bei einem Mordverdächtigen.

Aber die Ansätze in der Geschichte gefallen mir gut. Wenn vielleicht Interesse besteht, die Geschichte in einen Kurzfilm umzuarbeiten und realisiert zu sehen, dann bitte einfach mal unverbindlich mailen.

Schöne Grüße

Jürgen

 

Hallo, frotte

Ich bin die ganze Zeit schon stark am grübeln, woher ich diese Geschichte kenne. Ich bin mir sicher, es gibt einen Film mit solch einer Story oder ich habe das mal bei X-Faktor gesehen, ich weiß es nicht.
Jedenfalls, mir kommt die Story sehr bekannt vor.
Ich finde, in der Geschcihte sind gute Ansätze und wär mir das Thema nicht schon allzu gut bekannt, würde ich vielleicht ein wenig mehr für sie schwärmen.
Der Dialog überzeugt mich in gewissen Passagen nicht, er wirkt manchmal unglaubwürdig wie vor mir schon gesagt wurde. Zur Sache mit der Pflanze; ich hatte zwar ein sehr effektvolles Bild vor Augen und es veranschaulicht deine Absichten, jedoch passt das da irgendwie nicht so richitg rein, da es der Geschichte irgendwie sein Flare nimmt. Aber dafür wird deutlich, dass nicht nur Menschen seinen Zeichnungen ausgeliefert sind.
Ich finde sehr schön, dass du die Gedanken deines Protagonisten mit einfließen lassen hast. Dadurch verleihst du der Geschichte eine gewisse Tiefe. Den Schluss, und auch den letzten Satz finde ich sehr gelungen. Der letzte Satz muss meiner Meinung nach unbedingt sein.
"Es war das Herz..."

 

hallöle!
erst mal danke fürs lesen und kritisieren!
ganz ehrlich, ich habe x-faktor zwar ein, zwei mal gesehen, aber ich kann reinen gewissens sagen, dass die idee meiner fantasie entsprang:-)
tja..die pflanze..was ich mit der anstelle weiss ich immer noch nich..mal sehen, vllt wird sie gelöscht, aber irgendwie will ich sie persönlich nich missen, weiß nich warum:-)
was den dialog, bzw das verhör angeht... vllt könntet ihr zwei mir vorschläge machen, wie das ganze etwas authentischer wirken würde, habe da, als ich die geschichte schrieb nicht so großen wert drauf gelegt, weil es mir ja nicht darum ging möglichst wahrheitsgetreu ein verhör(bzw ein normales verhör) zu bescreiben..war anscheindend ein fehler...
allerdings muss ich ehrlich sagen, dass ich meinen verhörenden prot nicht allzu sehr in seiner art verändern möchte...hab mich irgendwie mit diesem müden, frustrierten mann angefreudet:-)

liebe grüße,
fiona

 

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