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Schwarze Augen

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31.08.2003
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Schwarze Augen

Schwarze Augen


Draußen tobte noch immer der erste Herbststurm des Jahres und die Kälte, die er mit sich brachte, drang Jai bis in die Knochen.
Er drehte die Heizung höher, bevor er sich auf die Couch neben seinen Vater setzte. Im Haus war es rasch viel zu warm geworden, trotzdem kämpfte Jai noch erfolglos gegen die Gänsehaut an, die sich auf seinen Unterarmen ausgebreitet hatte und wohl eher durch die Anwesenheit der Polizisten als durch die Kälte verursacht wurde.
Sie waren überall, fotografierten die Stelle an der Shantis Leiche gelegen hatte und wo noch jetzt ein großer Blutfleck daran erinnerte, wie grausam sie gestorben sein musste, liefen durchs Haus, öffneten und schlossen Türen und sprachen über Shanti als sei sie einfach ein Fall mehr, um den sie sich kümmern mussten.
Jai schloss müde seine Augen und presste seine Finger an seine Augen. Selbst mit geschlossenen Augen sah er Shantis leblosen Körper und ihr Blut vor sich.
Er hörte die Schritte der Polizisten auf dem Parkettboden. Sie durchsuchten alle Zimmer, sogar die Schränke, nach Hinweisen auf den Täter. Jai wusste nicht, was genau die Übelkeit verursachte, die in ihm aufstieg; die Tatsache, dass man seine Frau getötet hatte, oder die Polizisten, die ihre Nase in jeden Winkel des Hauses, seines Lebens, steckten.
„Wir bräuchten ihre Fingerabdrücke.“
Jai sah auf und nickte nur langsam, Bauer, den Beamten, der die Untersuchung leitete und sich ihm gegenübersetzte, sah er nur verschwommen. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass er zu weinen angefangen hatte.
„Muss das denn unbedingt jetzt sein?“, fragte Jais Vater genervt, Jai wollte protestieren, ihm erklären, dass es in Ordnung war, dass die Polizisten nur ihre Arbeit machten, aber er bekam kein Wort heraus. „Meine Schwiegertochter ist...“
„Ich weiß, es ist eine schwierige Situation, aber es muss sein. Wir brauchen die Fingerabdrücke um sie von den Fingerabdrücken des Täters unterscheiden zu können“, Bauer atmete tief durch. „Sagten Sie nicht, Sie hätten das Messer, mit dem man Ihre Frau getötet hat, in der Hand gehabt?“
„Ich hab’s meiner Tochter abgenommen! Ich sagte Ihnen doch schon, ich kam nach Hause und fand meine Frau auf dem Boden. Meine Tochter hockte daneben und hatte dieses Messer in der Hand... ich hab’ sie überredet, es mir zu geben“, erklärte Jai so ruhig, wie es ihm noch möglich war, während er seine Wangen trockenwischte. „ Sie ist doch erst sieben, sie... was hätten Sie getan?“
Bauer nickte nachdenklich und sah an Jai vorbei. Er war eine große, respekteinflößende Erscheinung mit einer tiefen, ruhigen Stimme. Seine kurzen, dunkelbraunen Haare saßen, trotz des Regens, perfekt und waren genauso trocken wie sein schwarzes, makellos gebügeltes Hemd. Er war nicht gerade das, was Jai sich unter einem Polizisten vorgestellt hatte, aber er konnte mit diesem Auftreten wahrscheinlich fast jeden zu einem Geständnis bringen. Auch Jai, der unschuldig war, fühlte sich in seiner Nähe unwohl und wurde nervös.
„Ihre Frau und Tochter waren alleine im Haus, stimmt das?“, fragte Bauer plötzlich, obwohl er die Antwort darauf schon kannte.
„Ja.“
„Wo waren Sie nochmal?“
„Ich? Ich sagte Ihnen doch schon, ich hab’gearbeitet!“
„Bis etwa sieben Uhr.“
„Genau“
„Und dann?“
„Dann bin ich nach Hause gefahren!“
Bauer nickte wieder und strich dabei über sein Kinn. „Mit dem Wagen braucht man von Ihrem Büro bis hierher etwa zwanzig Minuten. Sie brauchten heute abend über eine Stunde!“
„Draußen tobt ein Sturm, man kommt kaum vorwärts. Die Autobahn war vollkommen zu, es hat ein paar Auffahrunfälle gegeben. Sie sollten das doch wissen!“, Jai massierte seine Schläfen und starrte dabei auf den Boden. „Was sollen diese Fragen?“
„Ich habe ein paar interessante Dinge über Ihre Ehe erfahren...“
„Was geht Sie meine Ehe an?“
„Ihre Frau wurde erstochen, also geht es mich etwas an! Sie haben eine Geliebte?“
„Wie kommen Sie auf diesen Unsinn? Mein Sohn hat seine Frau geliebt!“, rief Jais Vater wütend aus, Jai legte ihm eine Hand auf den Arm, um ihn zurückzuhalten.
„Ich hatte eine...Geliebte,aber Shanti und ich..." begann Jai leise. „Wir haben darüber geredet. Ich hab’ meiner Frau alles gebeichtet. Sie zu betrügen war ein Fehler, ein sehr großer Fehler, ich hab’ es bereut und dafür bezahlt. Das können Sie mir ruhig glauben.“
„Bezahlt?“
„Meine Frau wollte mich verlassen als sie es erfuhr und...“
„Wirklich?“
„Ja, aber...“
„So eine Scheidung ist heutzutage ziemlich teuer, nicht wahr? Sie als Anwalt wissen das wahrscheinlich besser als ich.“
„Worauf wollen Sie hinaus?“
„Gibt es irgendwelche Zeugen für die Autofahrt nach Hause?“
„Ich...“
„Das ist doch lächerlich! Meine Enkelin hat Ihnen den Mann doch beschrieben, der meine Schwiegertochter umgebracht hat!“, mischte sich Jais Vater wieder ein.
„Ein Mann mit schwarzen Augen“, las Bauer von dem Notizblock ab, den er aus seiner Hemdtasche geholt hatte. „Keine sehr ausführliche Beschreibung!“
„Kiran ist sieben und sie hat den Mord an ihrer Mutter miterlebt! Was erwarten Sie von ihr?“
„Ein Mann mit schwarzen Augen“, wiederholte Bauer mit hochgezogener Augenbraue.
„Vor ein paar Wochen erzählte Kiran ihrer Mutter von einem Mann mit schwarzen Augen, den sie im Garten gesehen hatte. Wir haben es damals abgetan, Kiran ist ein Kind mit viel Phantasie, aber vielleicht gab es diesen Mann ja tatsächlich.“
„Wie auch immer!“, Bauer steckte seinen Notizblock zurück in seine Hemdtasche und warf Jai einen kurzen Blick zu. „Würden Sie uns jetzt bitte begleiten? Wir brauchen Ihre Fingerabdrücke!“
„Natürlich, ich will mich nur kurz von meiner Tochter verabschieden!“
„Es wird nicht lange dauern!“
„Ich würde trotzdem gerne zu ihr gehen!“
„Natürlich“, Bauer gab schlechtgelaunt nach und beobachtete, wie Jai aufstand und quer durchs Wohnzimmer in die Küche ging, wo Kiran auf dem Schoß ihrer Großmutter saß und interessiert die Arbeit der Polizisten verfolgte.
Jai war überrascht darüber, wie gefasst die Kleine war. Sie war viel ruhiger als seine Mutter, die der Kleinen immer wieder zuflüsterte, dass alles wieder gut werden würde. Vielleicht, dachte Jai sich, verdrängte sie einfach was sie gesehen hatte, vielleicht verstand sie es auch nicht.
Er zwang sich zu einem Lächeln, während er sich langsam vor den Stuhl hockte, auf dem seine Mutter saß, Kiran lächelte zurück als sie ihren Vater sah. Ihre meeresgrünen Augen strahlten.
„Ich muss jetzt kurz weg, aber Oma und Opa werden bei dir bleiben. Sie nehmen dich nachher mit zu sich, okay?“, flüsterte er und strich dabei über ihre weiche Wange.
„Wohin gehst du?“
„Ich muss kurz mit den Polizisten mitgehen, aber ich werde nicht lange wegsein. Ich komme nach.“
„Kann ich mit zur Polizei?“
„Nein, du wirst mit deinen Großeltern mitgehen! Es ist spät und du gehörst schon längst ins Bett... sei lieb, verstanden?“
„Ja“
„Versprochen?“
„Versprochen!“
„Bekomme ich eine Umarmung und einen Kuss?“
Kiran legte sofort ihre Arme um seinen Hals. Er drückte sie so fest an sich, wie er sie noch nie umarmt hatte. Sie roch so sauber und süß, ihre langen, dunklen, weichen Haare rochen nach Vanille, genauso wie die ihrer Mutter gerochen hatten. Jai saugte diesen Duft in sich auf, er hatte plötzlich das Gefühl, dass er sein kleines Mädchen nie wieder sehen würde. Jai wollte sie gar nicht mehr loslassen, aber Bauer war ihm schon in die Küche gefolgt und trommelte ungeduldig mit seinen Fingern auf der Platte des Küchentischs herum.
„Ich muss jetzt gehen!“, erklärte Jai leise, drückte Kiran einen Kuss auf die Wange und schob sie von sich. „Du hast mir was versprochen, denk’ dran!“
Kiran nickte und kuschelte sich wieder in die Arme ihrer Großmutter. Jai stand nur ungern vom Fußboden auf und ließ sich von Bauer wie ein Verbrecher aus dem Haus leiten. Er richtete seinen Blick stur auf den Boden vor sich und unterdrückte den Drang, wieder zurückzulaufen und Kiran wieder an sich zu drücken.
„Es dauert nicht lange“, murmelte er in sich hinein. „Papa ist bald wieder bei dir, Kleines.“
Kirans Blick folgte ihrem Vater, bis er nicht mehr zu sehen war. Nach und nach packten auch die Polizisten, die sie zuvor so interessiert beobachtet hatte, ihre Sachen und folgten Bauer aus dem Haus. Müde schloss Kiran ihre Augen. Niemandem im Haus war aufgefallen, dass diese inzwischen tiefschwarz geworden waren.

 

Ich weiß nicht genau, ob diese Idee in "Horror" passt, ich wußte allerdings auch nicht wohin sonst damit.
Ich bin etwas nervös und hoffe, ich bin nicht allzu schlecht, aber ich werde es wohl nie erfahren, wenn ich mich keiner Kritik aussetzte, gell?

 

Hi gori und herzlich willkommen auf KG.de! :-)

In "Horror" passt Deine Geschichte schon, denke ich.

Erstmal ein paar Details, die mir auffielen:

Seine kurzen, dunkelbraunen Haare saßen, trotz des Regens, perfekt und war genauso trocken
Es müsste "waren" heißen, oder?
Er war nicht gerade das, was Jai sich unter einem Polizisten vorgestellt hatte
Hm, wieso eigentlich nicht? Wegen seiner Kleining? Das Auftreten ist doch eigentlich schon typisch für einen Polizisten:
Er war eine große, respekteinflößende Erscheinung mit einer tiefen, ruhigen Stimme.
Auch Jai, der unschuldig war,
Da nimmst Du meiner Meinung nach ein bisschen zuviel vorweg. Ist doch nicht schlecht, wenn der Leser erstmal sogar theoretisch damit rechnen muss, dass Jai der Täter sein könnte, oder? Ich würde diesen Hinweis nicht geben, das findet der Leser am Ende ja schon selber heraus.
Zur wörtlichen Rede: Sieh Dir bitte hier nochmal die genauen Regeln an. Solche Stellen:
"Muss das denn unbedingt jetzt sein?" Fragte Jais Vater genervt,
müssten so aussehen:
"Muss das denn unbedingt jetzt sein?", fragte Jais Vater

Mir ist Jais Reaktion auf den gewaltsamen Tod seiner Frau noch zu harmlos. Sicher, er weint, aber ... meiner Meinung nach müsste er noch geschockter, fassungsloser reagieren. Meiner Erfahrung nach ist der Vrlust eines geliebten Menschen das Schlimmste, das einem passieren kann. Und wenn derjenige danna uch noch ermordet wurde ... da drehen vermutlich nicht wenige Angehörige erstmal durch. Jai ist mir ein bisschen zu gefasst.

Zum Polizisten: Ich habe davon jetzt nicht viel Ahnung, aber ist das wirklich normal, dass der noch am Tatort den Ehemann so in die Mangel nimmt? Würde er nicht erstmal die Formalien erledigen und ihn später auf's Revier kommen lassen und dort mit seinem Verdacht konfrontieren? - War mir Jais Reaktion noch zu schwach, kam mir das hingegen ein wenig übertrieben vor. Aber ich kann mich auch täuschen.

Und zum Ende: Hmm ... Wie ist das genau zu deuten? Offenbar war Kiran der Täter. Aber gibt es diesen Mann mit den schwarzen Augen wirklich? Hat er vielleicht das Mädchen irgendwie verwandelt, Besitz von ihrem Geist ergriffen, sich wie ein Dämon in ihr eingenistet und sie dazu gebracht, ihre Mutter zu töten? - So hab ich's zumindest jetzt verstanden ... und diese Lösung gefiele mir auch am besten. :D

Der Stil gefiel mir soweit ganz gut. Der Text liest sich flüssig, die Dialoge klangen realistisch. Was mir nicht so gefiel habe ich ja oben bereits erwähnt, aber sonsten - ein recht guter Einstand hier, finde ich, wenn auch für meinen Geschmack da noch etwas Klärungsbedarf besteht. Irgendwie wünsche ich mir noch einen Hinweis herbei, der mir bestätigt, dass ich die Pointe richtig deute.

LG
GInny

 

Erstmal danke für die Kritik, ich werde die Fehler noch überarbeiten, habe ich übersehen...
Jetzt zum Ende: das Kind ist tatsächlich "bessesen", sie war/ist das Medium, das der Geist benutzt um zu töten.

 
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Prima, dann hab ich's richtig verstanden. :D
Schön, wenn Du mit meiner Kritik etwas anfangen kannst, zu weiten Teilen mag sie subjektiv sein, vielleicht sehen andere Leser das auch wieder alles anders. :-)

Und eine Frage interessehalber noch: Was sind das für Namen, die Du da für Deine Hauptfiguren verwendest? - Also, ich meine "Jai", "Shanti" und "Kiran"? Klingt irgendwie asiatisch, "Bauer" dagegen wieder deutsch.

 

Die Namen sind indisch, ich seh' mir andauernd Bollywoodfilme an und irgendwie gefallen mir die meisten Namen, die ich da so zu hören kriege. Deswegen übernehme ich sie andauernd!

 

Hallo gori,

schöne Geschichte, hat mir gut gefallen. Sie hat zwar keinen Spannungsbogen, aber die Pointe ist okay. Aber irgendwas hätte ich mir noch gewünscht, da fehlt irgendwas. Ich hätte es super gefunden, wenn du den Mann mit den schwarzen Augen noch eingebaut hättest. Die Polizisten hätten ja aus dem Fenster schauen können und dort eine Gestalt vorbeihuschen sehen, oder irgend sowas.

"Sie waren überall, fotografierten die Stelle an der Shantis Leiche gelegen hatte und wo noch jetzt ein großer Blutfleck daran erinnerte, wie grausam sie gestorben sein musste, liefen durchs Haus, öffneten und schlossen Türen und sprachen über Shanti als sei sie einfach ein Fall mehr, um den sie sich kümmern mussten."

hier würde ich nach "musste" einen Punkt machen und den neuen Satz mit "Sie liefen" beginnen. Wird sonst zu lang.

"Wie kommen Sie auf diesen Unsinn? Mein Sohn hat seine Frau geliebt!" Rief Jais Vater wütend aus" geliebt!", rief

Du hast noch einige Satzzeichen-Fehler drinnen, die ich nicht aufgezählt habe. Auch werden deine Sätze manchmal etwas zu lang, ein Punkt statt einem Komma wäre da besser.

Die Dialoge hast du, wie Ginny sagte, wirklich überzeugend dargestellt.

Hat mir gut gefallen, leider leider wieder mal zu kurz für meinen Geschmack.

Gruß
Mike

 

Hi Gori,

nette Geschichte, hatte ein bisschen was von "Sam Spade touched Horror", also eine Detektivstory mit leicht unnatürlichem Einschlag.

Das die Tochter besessen ist, kam mir erst durchs Lesen der Kommentare. Ich dachte eher, dass sie selbst das Böse ist. (Zuviel "The Ring" gesehen, ächz)

Aber ansonsten durchweg gut.
Der Text lässt sich in Ruhe lesen und auch das Ende kommt - in dem Fall leider - viel zu ruhig daher.
Da wäre mir ein Knaller lieber gewesen.

Aber liest sich auch so schön.

Henry Bienek :cool:

 

Hi gori,
leider hat mich die Geschichte ein wenig entäuscht, denn man konnte die Gefühle Jais gut nachvollziehen. Sie waren bei dem Leser spürbar. Dann kam aber auch schon das Ende in Form eines einzelnen Satzes. Zu kurz!
Und vor allem zu undeutlich.
Mittlerweile wurde die Frage ja beantwortet, aber man wusste nicht, ob das Kind irgendwie von dem Mann im Garten angesteckt wurde, ob das Kind dann selbst der Mörder ist, oder...
Aber eine grundsolide Story, die durchaus lesenswert ist.

Grüße...
morti

 

Danke für die Kritiken, es hat auf jeden Fall geholfen zu sehen, dass das Ende nicht so klar war, wie ich es mir gewünscht hätte.
Ich versuche jedenfalls, aus meinen Fehlern zu lernen. Mal sehen ob es auch klappt...

 

Hallo gori,

in Ansätzen fand ich deine Geschichte nicht schlecht, aber wirklich gefallen hat sie mir, ehrlich gesagt, nicht.

Du hast versucht, die Emotionen Jais darzustellen, und das war für mich auch relativ gut nachvollziehbar. Aber auch für mich kam nicht raus, was wirklich abgelaufen ist, und die Bedeutung des Schlusssatzes wurde mir erst nach deinem Kommentar klar.

Es wäre gut, wenn du noch einige Hinweise in die Geschichte einbauen würdest, sonst steht man als Leser am Schluss rätselratend da, und das ist bei so einer Geschichte ziemlich unbefriedigend.
Du musst nicht jedes Detail erklären, aber ein paar Anhaltspunkte solltest du schon noch liefern, damit man sich sein Bild selbst machen kann.

Auch sprachlich könntest du noch einiges verbessern.

"Sie waren überall, fotografierten die Stelle an der Shantis Leiche gelegen hatte und wo noch jetzt ein großer Blutfleck daran erinnerte, wie grausam sie gestorben sein musste, liefen durchs Haus, öffneten und schlossen Türen und sprachen über Shanti als sei sie einfach ein Fall mehr, um den sie sich kümmern mussten."
>>> Der Satz ist viel zu lang und zu kompliziert. Ich würde mindestens zwei Sätze daraus machen. Außerdem fehlen, wie im restlichen Text auch, einige Kommas:
"... fotografierten die Stelle, an der Shantis Leiche gelegen hatte ... und sprachen über Shanti, als sei sie einfach ein Fall"
"und wo noch jetzt ein großer Blutfleck daran erinnerte" ist umgangssprachlich, kein gutes Deutsch

"Jai schloss müde seine Augen und presste seine Finger an seine Augen. Selbst mit geschlossenen Augen sah er"
>>> solche Wortwiederholungen solltest du vermeiden

"„Draußen tobt ein Sturm, man kommt kaum vorwärts. Die Autobahn war vollkommen zu, es hat ein paar Auffahrunfälle gegeben. Sie sollten das doch wissen!“, Jai massierte seine Schläfen und starrte dabei auf den Boden."
>>> hier gehört nach der wörtlichen Rede kein Komma hin

"„Ich hatte eine...Geliebte,aber Shanti und ich..." begann Jai leise."
>>> hier fehlt das Komma:
"...Shanti und ich ...", begann Jai leise

Viele Grüße
Christian

 

Hallo, Gori!

>Draußen tobte noch immer der erste Herbststurm des
>Jahres und die Kälte, die er mit sich brachte, drang
>Jai bis in die Knochen.
>Er drehte die Heizung höher, bevor er sich auf die
>Couch neben seinen Vater setzte. Im Haus war es rasch
>viel zu warm geworden, trotzdem kämpfte Jai noch
>erfolglos gegen die Gänsehaut an, die sich auf seinen
>Unterarmen ausgebreitet hatte und wohl eher durch die
>Anwesenheit der Polizisten als durch die Kälte
>verursacht wurde.
Viele Worte, unausgegoren.
Erst ist es der Herbststurm, der Kälte bringt. Dann erfahren wir, daß der Prot. gar nicht draußen hockt.
Und schließlich ist das Ganze dann nicht temperaturbedingt, sondern polizistenbedingt.
Und es mutet etwas merkwürdig an, daß die Gänsehaut sich auf die Unterarme beschränkt.
Ich frage mich dann, ob es bedeutsam ist, ob es der erste, zweite oder dritte Herbststurm ist, der draußen tobt.
Verbesserungsvorschlag für diesen Abschnitt:

Draußen tobte noch immer der Sturm. Er drehte die Heizung höher, bevor er sich auf die Couch neben seinen Vater setzte. Obwohl es schon viel zu warm im Haus war, wurde Jai die Gänsehaut nicht los, welche ihm die Anwesenheit der beiden Polizisten bereitete.

>Selbst mit geschlossenen Augen sah er Shantis
>leblosen Körper und ihr Blut vor sich.
Wieso selbst? Gerade dann doch, oder?

>nickte nur langsam, Bauer, den Beamten
Da wäre ein Punkt angebracht.

>fragte Jais Vater genervt, Jai wollte protestieren
Da wäre ein Punkt angebracht.

>aber er bekam kein Wort heraus. „Meine
>Schwiegertochter ist...“
Wer sagt das jetzt? (Nicht erklären, Absatz machen!)

>unterscheiden zu können“, Bauer atmete tief durch
Hier ist es sogar richtiggehend falsch, keinen Punkt zu machen.

>Auch Jai, der unschuldig war,
Ich stimme Ginny zu: Das ist nicht nötig, zu schreiben.

Ist Kiran nicht ein Jungenname?
Was ist Jai eigentlich für ein Name?

>wo Kiran auf dem Schoß ihrer Großmutter saß
Wo ist die denn plötzlich hergekommen?

Das Ende läßt viel Spielraum für Interpretationen. Mal davon abgesehen, daß das eventuell ein Zeichen dafür sein kann, daß auch der Autor nicht ganz durchdacht hat, was er eigentlich erzählen sollte, finde ich den Schluß bzw. die Situationskonstruktion insgesamt etwas schwach. Wenn das Mädchen der Mörder war, warum hat es dann nicht gleich gesagt, der Papa sei es gewesen? Das wäre doch noch perfider! Den Mann mit den schwarzen Augen könnte man komplett aus der Story streichen.

r

 

Hm... Für mich ist diese Geschichte weder Fisch, noch Fleisch, wie ein Chili ohne Chili, Cayenne und Paprika. Zwar sind die meisten Zutaten für eine gute Geschichten vorhanden, aber es fehlt was.
Du baust eine "klassische Situation" auf: Mann kommt nach Hause, Frau ermordet, Polizei versucht zu klären, wer es war. Ein 08/15-Plot, wie irgend eine Vampir-Geschichte oder das Monster unter dem Bett.
Die "Schlusspointe" ist eher durchschnittlich und kommt aus heiterem Himmel, wie ein Deus ex Machina.
Der Stil ist mir viel zu nüchtern, teilweise hölzern. Leider scheint sich der "trockene Stil" immer stärker durchzusetzen.

So. Was fehlt nun konkret? Meiner Meinung nach all das, was eine Geschichte mitreißend macht: Ein Spannungsbogen, gute Charakterisierung, überraschende Wendungen, detaillierte Beschreibungen. Deine Story liest sich für mich wie die Nacherzählung eines Filmes. Als Leser bleibe ich da völlig außen vor: Mir ist der Protagonist egal, ich sehe beim Lesen keine Bilder vor den Augen.
Nicht, dass die Geschichte wirklich schlecht wäre. Doch halte ich sie für stark verbesserungsfähig. Wobei ich betonen möchte, dass es sich ausschließlich um meine Ansprüche handelt! Viele mögen Geschichten, die trocken erzählt sind, so knapp wie möglich gehalten sind und irgend eine Pointe bieten, die in ein, zwei Sätzen abgehandelt wird.
Ich liebe hingegen ausufernde, detailfreudige Geschichten.

Resumee: Für eine deiner ersten Geschichten, wie ich mal vermute, überdurchschnittlich gut. Da ist noch sehr viel Potenzial vorhanden, das du hoffentlich irgend wann mal auszuschöpfen beginnst. :)

 

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