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Seelenspiegel
Seelenspiegel
Für mich ist der Blick über die Schulter zur Normalität geworden. Sie folgen mir. Sie warten auf mich. Ich fliehe und sie sind mir vorraus. Mir bleibt nur der Weg zurück.
Wanzen in meiner Dusche. Wanzen in meinem Telefon. Wanzen in meinen Hemdenkragen. Aber sie wissen nichts von mir.
Weltverschwörung. Attentate. Killerviren. Ausserirdische. Geheimagenten...
Dreimal habe ich sie inzwischen gesehen. Dreimal ist jemand gestorben. Ich werde leben.
Ich kenne ihre Tricks. Ich kenne ihre Fallen. Ich lecke keine Briefmarken an. Sie sind vergiftet. Ich putze mir die Zähne mit den Fingern. Zahnbürsten übermitteln Fingerabdrücke.
Ich trage eine Sonnenbrille. Das hilft auch. Und nachts liegen nasse Waschlappen auf meinen Schläfen. Kann nur eine Stunde schlafen. Muss Wachen!
Stasi-Akten. Kameras. Satellitenüberwachung...
Manchmal höre ich sie hinter meinen Augen wühlen. Höre Papier reißen. Sehe Menschen die ich nicht kenne. Flucht nach vorn. Flucht zurück. Nur niemals stehen bleiben.
Ich weiß wer sie sind. Ich weiß was sie tun.
Mikrowellen. Fernseher. Toaster. Computer. Überwachungsstaat...
Habe mir die Zähne gezogen. Sie wissen nicht mehr wo ich bin. Dürfen mich nicht finden. Sehe überall Schatten. Darf nicht ins Licht. Fort... Immer weiter.
Copyright by Thomas Erbslöh
27.05.2005