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Sie ließen ihn nicht gehen

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10.11.2003
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Sie ließen ihn nicht gehen

Seit Jahren schon hatte er kein Mädchen mehr angefasst. Obwohl er das gekonnt hätte! Ehrlich! Aber er wollte nicht, nie mehr wollte er ein Mädchen anfassen. Und dennoch ging er immer wieder hin, in diese Disco, einer Kleinstadt entsprechend Tanzcafé genannt. Ja, trotz seines Alters ging er hin, „Was will der Opa hier!“, das war das Harmloseste, was er dort zu hören bekam.

Er wollte dort nicht tanzen, er fand sich selbst ein bisschen zu alt dafür. Vielleicht war er auch zu fett, sein neues T-Shirt spannte jedenfalls unangenehm unter den Achseln. Sein Dreitagebart machte ihn intellektueller, für junge Mädchen anziehender. Dachte er zumindest. Er könnte deren Vater sein, freilich, aber einer mit Gel im Haar. Und einem coolen T-Shirt. Er war nicht wie ihre wirklichen Väter. Er war nicht die ewig kontrollierende und befehlende Autorität zu Hause und auch nicht der sich am Wochenende in Trainingshosen lächerlich machende Sportschauzuschauer, er war nur ihr Freund. Der gute, väterliche Freund. Ein Freund, dem sie sich anvertrauen konnten, der sie verstand. Der mit ihnen litt, wenn sie Liebeskummer hatten, und der mit ihnen froh war, wenn sie sich mit ihrer besten Freundin wieder vertrugen. Der … Nein, er war das alles nicht. Leider nicht. Aber er könnte es sein! Ehrlich!

Er war wie immer schon am frühen Abend da und besetzte die eine Nische an der Bar, wo er nicht weiter auffiel und von wo er doch dem Geschehen auf der Tanzfläche folgen konnte. Er lehnte an der Wand, trank seine Rum-Cola und war zufrieden. Er war immer zufrieden, wenn er jungen Mädchen zusehen konnte, das war er schon als Junge. Auch als Junge spielte er lieber bei den Mädchen mit. Er beneidete sie, für ihn waren sie schon damals das interessantere, schönere Geschlecht. Als er älter wurde, haben sie ihn allerdings weggejagt, alle, die jungen Mädchen und die Erwachsenen, wollten plötzlich nicht mehr auf seine Wünsche eingehen.

Stattdessen musste er Maurer lernen. Damit ein Mann aus ihm wird. Er ist einer geworden, wenn auch nur widerwillig. Und er hat geheiratet, auch das widerwillig. Eigentlich hat er das gar nicht getan, er wurde geheiratet. Aber wenigstens musste er der Frau kein Kind machen. Sie hatte schon eines. Ein Mädchen, da war er wieder zufrieden.

Er war ein guter Vater. Ein zu guter. Zu spät begriff er, dass da ein Unterschied existierte. Dabei wollte er nur mit seinem Kind spielen. Wie alle Kinder, wie alle Väter. Nicht, dass er sich deswegen schuldig fühlte, das nicht, aber er wusste nun, dass er von Mädchen die Finger lassen musste. Er hielt sich eisern daran, wie ein trockener Alkoholiker die Flasche, rührte auch er die ihm verbotene Frucht nicht an.

Doch sehen wollte er sie schon noch, die Frucht. Freitags und samstags. Am frühen Abend. Aber nun war es schon spät. Sehr spät, alle jungen Mädchen waren schon längst zu Hause und in ihren Betten. Auch er wollte ins Bett, schon vor Stunden, doch sie ließen ihn nicht gehen. Erst waren es zwei, dann drei, dann fünf. Sie standen an der Bar und tranken Bier. Friedlich. Das heißt, wenn ein Mädchen oder eine junge Frau an ihnen vorbei musste, versperrten sie ihr schon den Weg, grabschten auch mal spielerisch nach ihr, aber ließen sich von bittenden Blicken der Opfer regelmäßig erweichen, machten letztlich doch den Weg frei. Laut lachend.

Doch das Friedliche war bald dahin, das Lachende auch, jetzt grölten sie nur noch. Und grölend versperrten sie ihm den Weg. Sicher nicht absichtlich, und er wäre auch schon längst gegangen, wenn er bloß nicht solche Angst gehabt hätte. Angst vor Entdeckung. Denn einen von den fünfen kannte er, und der kannte ihn, ein Blick hatte genügt. So hielt er es für besser, in seiner Nische zu bleiben - nur nicht auffallen, früher oder später werden sie schon gehen. Aber sie gingen nicht. Stunde um Stunde verging und sie standen und tranken weiter, sie tranken und standen und versperrten ihm den Weg nach Hause, ins Bett, in seine Träume.

Es war, als ob sie das wüssten, als ob sie wüssten, dass er in seinen Träumen ein glücklicher Mensch würde. Denn glückliche Menschen konnten sie nicht ertragen, und einen, der allein vom Sehen satt wird, schon gar nicht. Alle mussten so sein wie sie, elend, frustriert, nichts zu ficken. Und da war einer, der das nicht brauchte, der sich aus Frauen nichts machte, der unempfindlich war für weibliche Reize wie ein Schwuler. Wie konnte so einer hier sein, mitten unter ihnen? Ein Kinderschänder, er, einer, den man bei Hitler sofort vergasen, ja selbst bei Honecker niemals so frei herumlaufen lassen würde. Die gerechten Bürger können sagen, was sie wollen, die gerechten Zeitungen können schreiben, was sie wollen, aber dieser Staat tat nichts, dieser Staat tat nie was, dieser Staat war nicht ihr Staat.

Als es gefährlich wurde, floh er. Er, der Maurer, bahnte sich seinen Weg nach draußen, denn draußen, kaum fünfzig Meter entfernt, war die Polizeiwache, dort draußen konnte ihm nichts mehr passieren. Aber sie holten ihn ein, erschlugen ihn, den hell erleuchteten Fenstern der Wache zum Trotz.

Später, am nächsten oder übernächsten Tag, wird einer genau hinter diesen Fenstern in die Mikrofone erklären, dass das junge Leute wären, die nicht wüssten, was sie angerichtet haben. Die gerechten Bürger und die gerechten Zeitungen hielten einen Augenblick inne, dann ging man wieder den Geschäften nach – nur ein Mann ist erschlagen worden, kein Kind.

 

Hallo Dion,

eine gewisse Sympathie kann ich für deinen Pädophilen aufbringen (hoffentlich lyncht mich niemand deswegen), insofern er seine Abnormität kennt und damit umgehen kann. Irgend etwas Positives braucht ein Protagonist, sonst kann man sich nicht für ihn erwärmen. Und in diesem Fall soll man sich doch ein wenig entrüsten, dass er erschlagen wird, richtig?

Mir persönlich waren diese Neonazis zu klischeehaft. "Ein Kinderschänder, er, einer, den man bei Hitler sofort vergasen..." Das sind so Gedanken, die mag es ja geben, aber für mich sind diese Typen viel viel weniger interessant als der "trockene" Kinderschänder - der ist originell.

Grüße von deinem Mitmünchner,
Stefan

 

An was man alles denken soll, Antonia, echt, „Automatismus im emotionalen Bereich“, das muss ich mir merken, das klingt nach psychologisch geschultem Kopf, wer weiß, ob ich nicht demnächst eine Psychologin Amok laufen lasse, nur weil ihr da Rotz aus der Nase als Verdoppelung der Ejakulatsausschüttung erschien, ich hoffe nicht, du bist von dieser Sorte Frauen, die sich im Internet nur herumtreiben, damit sie ihre Doktorarbeit über die Auswirkungen von Anonymität auf Ehrlichkeitsgebaren verlogenen Individuen abschließen können, trotzdem hoffe ich natürlich, dich im München wieder zu sehen.

Du wirst natürlich gelyncht, Stefan, wenn nicht wirklich, dann halt nur virtuell, jeder deinen Schritte wird verfolgt werden, sich zu diesem Thema zu äußern gleicht einem Outing, wehe dein nächster Posting hierzu hat keine klare Distanzierung zum Inhalt, dann bist du fällig, du kennst die schweigende Mehrheit nicht, sie lächelt nur über deinen Versuch, Hitlermethoden gering zu schreiben, man wird dir deine Begeisterung für das Trockene schon noch austreiben, dein Bürgerrecht in der Hauptstadt der Bewegung wird dir hier nichts nutzen.

Dion

 

Mir scheint, Marius Manis, dass du den Thread nicht durchgelesen hast, sonst wüsstest du, warum ich die Geschichte geschrieben habe – hier eine Kurzinfo für Dich: es gab tatsächlich einen solchen Fall Anfang des Jahres irgendwo bei Magdeburg, soweit die Informationen verfügbar waren, habe ich mich daran gehalten, ich meine, es geschah im und vor dem Tanzcafé etc.

Mit der Grammatik hast du in vielen Fällen Recht – die Geschichte war ein Schnellschuss, in ein paar Stunden geschrieben – wenn ich Zeit und Muße finde, werde ich es verbessern. Hab’ Dank für die Mühe.

Dion

 

Er ist auch einer geworden, wenn auch nur widerwillig.
würde das erste weglassen
wie ein trockener Alkoholiker die Flasche, rührte auch er die ihm verbotene Frucht nicht an.
na, ob das so ein passender Vergleich ist ... die Rückfallquote ist ja nicht gerade gering
wenn ein Mädchen oder eine junge Frau an ihnen vorbei musste
paar Zeilen drüber waren sie doch schon in ihrem Bett?
einer, den man bei Hitler sofort vergasen, ja selbst bei Honecker niemals so frei herumlaufen lassen würde.
du findest Honecker schlimmer als Hitler?
Er, der Maurer, bahnte sich seinen Weg nach draußen, denn draußen, kaum fünfzig Meter entfernt, war die Polizeiwache, dort draußen konnte ihm nichts mehr passieren.
wenn du hier nochmals erwähnst, dass er Maurer ist, scheint das auf mich so, als wolltest du das noch mal betonene; eine andere Funktion sehe ich hier nicht. Aber warum? Betonen, dass er, "obwohl" ein Mann, trotzdem flieht?

Hi Dion,

wow, diese Geschichte finde ich bisher am besten von dir (gut, bei der massigen Konkurrenz ... aber weitere werden schon noch folgen).

Der Titel sit allerdings recht ... öhm ... ja. Finde ich nicht so gut gewählt (leider keinen Vorschlag ... oder wie wärs mit Mord in der Disco? ;))

Aber so sehr sie mir gefällt, so sehr missfällt mir ihr Ende: Ich finde es total unrealistisch, dass die den erschlagen. Hä? Was?? Wieso???
Die können ihm doch nicht ansehen, dass er sich mit schauen begnügt etc. Und wie sicher, wenn er so an ihnen vorbeiläuft, denken die so "Ey, diese Missgeburt, ihm reicht es, zu schauen. Den erschlagen wir!" Und das dann auch noch vor ner Polizeiwache. Ney du. Nehm isch da ned ab.

Auch bezweifle ich, dass die Türsteher son alten Typ reinlassen. Ich meine, es soll ja vorgekommen sein, dass junge, überdurchschnittlich gut aussehende, ultracoole Typen nicht in eine Karlsruher Disco reingekommen sind ... (gut, wenn es sich allerdings um ein Tanzcafé in einer Kleinstadt handelt, gibt es vllt keine Türsteher? ...) Aber ok, das ist Korinthenkackerei meinerseits.
Aber dennoch muss ich dazu noch was anmerken: Zumindest das Thekenpersonal muss doch langsam mal merken, dass ein vllt 40- oder 50jähriger Mann Woche für Woche an zwei aufeinanderfolgenden Tagen nur an der Theke sitzt, trinkt, und den Tänzern zusieht? Das muss denen doch verdächtig vorkommen?

Der Schlusssatz allerdings ist herrlich!

EDIT in der Bib: Hab grad gesehn, dass du das nach einer wahren Begebenheit geschrieben hast. Ich bin schockiert.

Tserk!
Gefundene Fehler:

Nicht dass er sich deswegen schuldig fühlte, das nicht
NichtKOMMA
was sie wollen, die gerechten Zeitungen, können schreiben
weg
Aber sie holten ihn ein, erschlugen ihn, den hell erleuchteten Fenstern der Wache zum trotz.
Trotz

 

Also, Tserk, ich komme ja kaum mit Korrekturen und Antworten nach, so schnell schreibst du Kritiken! Obwohl es mich natürlich freut, daß du die in Vergessenheit geratenen Geschichten wieder nach oben bringst, so lesen sie hoffentlich auch die neuen Mitglieder, was vor allem bei dieser Geschichte zu begrüßen wäre, handelt sie doch von einem realen Fall, der schon damals, als das hier Beschriebene passierte, nicht so in die Öffentlichkeit schaffte wie manch anderer Fall.

Ich vermute, die Presse wollte das Ganze aus eigenem Interesse niedrig hängen, müssen sie sich nach der Hetzjagd der vergangenen Jahre doch schuldig fühlen, so schuldig jedenfalls, daß sich im Internet jetzt auch nicht die kleinste Spur darüber findet, ob und zu welchen Strafen die Täter verurteilt worden sind, soll heißen, sie haben es nicht oder nur im Lokalteil gebracht bzw. nicht ins Internet gestellt.

Weil du offensichtlich zuerst die Kritik geschrieben und dann erst den Thread durchgelesen hast – mache ich auch immer so :) -, betrachte ich deine Bemerkungen wie „Ich finde es total unrealistisch“ oder „Ney du. Nehm isch da ned ab.“ als hinfällig.

Andere Fehler habe ich berichtigt, bleibt mir nur noch, dir zu erklären, warum ich dies und jenes so und nicht anders geschrieben habe:

Tserk schrieb:
na, ob das so ein passender Vergleich ist ... die Rückfallquote ist ja nicht gerade gering.
Rückfallquote ist bei beiden hoch, deswegen ist das schon ein passender Vergleich – und ich weiß auch keinen besseren.


Tserk schrieb:
paar Zeilen drüber waren sie doch schon in ihrem Bett?
Nur Mädchen, die ihn interessieren - und die müssen normalerweise so bis 10 oder 11 Uhr zu Hause sein -, waren weg, ich spreche in dem Satz aber von Mädchen und jungen Frauen, außerdem geht das Grabschen und Wegversperren schon den ganzen Abend.


Tserk schrieb:
du findest Honecker schlimmer als Hitler?
Nein, das geht aus dem Satz auch nicht hervor: bei Honecker würden sie nicht vergast, sondern nur eingesperrt.

Tserk schrieb:
wenn du hier nochmals erwähnst, dass er Maurer ist, scheint das auf mich so, als wolltest du das noch mal betonene; eine andere Funktion sehe ich hier nicht. Aber warum? Betonen, dass er, "obwohl" ein Mann, trotzdem flieht?
Ich wollte damit nur betonen, daß er stark ist, daß er sich eigentlich schon viel früher seinen Weg bahnen könnte – er tat es zuerst nicht, weil er keinen Ärger haben wollte, und als er es tat, dann deswegen, weil es ihm im Lokal zu gefährlich wurde und er dachte, draußen würde die Nähe der Polizeiwache ihn schützen.

Ich danke dir, Tserk, fürs Lesen und Kommentieren.

Dion

 

joLepies schrieb:
Doch meine ich, aus der Überschrift, spätestens aus dem ersten Satz, hätte hervorgehen müssen, dass es sich bei diesem "er" und einen ehemaligen Kinderschänder handelt. Das wäre dann wohl die vorbereitende Überraschung auf seinen späteren Tod gewesen.
Die Geschichte ist zwar in der dritten Person geschrieben, aber aus der Sicht des Prots. Da er sich nicht für einen Kinderschänder hält – die wenigsten Kinderschänder tun das! -, sondern für einen Freund der Kinder oder einen besseren Vater, konnte und wollte ich mit der Tatsache nicht sofort heraus, doch nach der Mitte der Geschichte müßte eigentlich jedem klar sein, was er wirklich war, das wird sogar explizit gesagt.


joLepies schrieb:
Ich weiß nicht, ob es das vor Jahrzehnten auch schon in Deutschland gegeben hat. Obwohl ich schon immer fleißig gelesen und auch geschaut habe, kann ich mich nicht recht erinnern, soviel darüber erfahren zu haben.
Seit dem wir Privatfernsehen haben, berichten alle Medien verstärkt darüber, obwohl die Zahl der Fälle seit Jahren konstant oder fallend ist. Dies führt trotz sinkenden Kriminalitätsraten zu einer gefühlten allgemeinen Unsicherheit – die Oma auf dem Dorf im bayerischen Wald fürchtet um ihre Handtasche auf dem Weg in die Kirche, wenn am Abend zuvor das Fernsehen von einem dreisten Handtaschenräuber in München oder Hamburg berichtet hat; sie sagt sich: Was sind das bloß für Zeiten, früher hat es so was nicht gegeben. Will sagen: Wenn über etwas nicht berichtet wird, dann existiert es auch nicht, jedenfalls für 99% der Bevölkerung.


joLepies schrieb:
Merkwürdig ist auch, dass oft nie die Nationalität des Täters erwähnt wird. Oft habe ich schon gedacht, dass kann es doch in dieser Größenordnungen gar nicht geben. Print- und andere Medien schreiben, sagen und zeigen viel wenn der Tag lang ist.
Für mich wird die Nationalität viel zu oft genannt - sie hat in den Nachrichten absolut nichts zu suchen, es sei denn, man nennt sie immer. Aber meistens wird sie nur genannt, wenn Nichtdeutsche beteiligt sind – auch eine Art von Diskriminierung.


joLepies schrieb:
Und wenn doch alles stimmen sollte, geniert man sich ja fast ein Mann zu sein. Man gehörte dann ja zu einem Verbrechergeschlecht.
Na na, joLepies, ein bißchen mehr Selbstbewußtsein darfst du schon haben. :D


joLepies schrieb:
Früher verbrannte man Menschen, die es angeblich mit dem Teufel getrieben haben. Heute könnten es Menschen sein, die es wirklich oder angeblich mit Kindern treiben.
Ja, wenn einer auf frischer Tat ertappt wird, da könnte es schon eng werden, wenn ein paar Hitzköpfe und/oder Selbstgerechte dabei sind.


joLepies schrieb:
Gott aber schütze uns Menschen mit dem Schwellkörper davor, während eines Gespräches mit einem fremden Kind für einen angehenden Kinderschänder gehalten zu werden.
Da übertreibst du aber, joLepies, obwohl natürlich schon Tatsache ist, daß männliche Erzieher schwerer eine Anstellung in Kindergärten finden als weibliche, d.h. wenn kleine Kinder im Spiel sind, gibt es - aufgrund der umfangreichen Berichterstattung in den Medien - schon so etwas wie ein grundsätzliches Mißtrauen gegenüber Männern. Aber was soll man klagen, wir sind sowieso alle potentielle Vergewaltiger – dafür haben Alice Schwarzer und Konsorten in den letzten 30 Jahren gesorgt. :D


joLepies schrieb:
Lieber Dion, möglicher Weise ist der Text ein bisschen lang geworden. Doch bei einem solch aufrüttelten, so anschauliche geschriebenen, Bericht ist das wohl vermutlich angepasst.
Danke.

Obwohl, das ist schon eine Geschichte und kein Bericht, oder?

Dion

 

Hallo Dion,

die ganze Zeit beim Lesen hatte ich im Hinterkopf, dass der Prot sich zwar selber sagt, er sei clean, es aber definitiv nicht ist. So, wie man es teilweise von den Argumenten der Pädophilen eben kennt, sie würden die Kinder doch besonders gut behandeln und sich um sie sorgen.

Bestärkt wurde ich durch den Ort, an dem er sich befand.
Um deinen Vergleich mit dem Alkoholiker noch einmal aufzugreifen:
Für den Prot muss es eine ähnliche Wirkung haben, in der Disko die Mädels anzugucken wie für einen Alkoholiker, bei einer Weinprobe dabeizusein.
Zweiterer würde es sich sicher nicht antun.

So kam meine Theorie zustande, die aber wohl, lese ich die Kommentare, nicht stimmt.
Im Handlungsverlauf geht es mir gegen Ende etwas zu schnell, da hätte ich mir ein zuvor erfolgter verbaler Schlagabtausch gewünscht. Fast möchte ich sagen, du hast es dir mit den letzten drei Absätzen zu einfach gemacht. Jedenfalls aber in der Szene, in der es ihm zu gefährlich wurde. Denn was dies genau ist, konnte ich nicht herauslesen.

Trotz der Einwände ist es in meinen Augen ein starker Text, nur schon aus der Tatsache heraus, sich solch einem Prot zu nähern.

@ joLepies

Ich glaube, dass jede Geschichte ein Bericht und jeder Bericht eine Geschichte ist. Denke ich mal.
Dem widerspreche ich. Ein Zeitungsbericht, um nur ein Beispiel zu nennen, ist sicherlich keine Geschichte.

Lieber Gruß
bernadette

 

Das ist erstens Off Topic, und zweitens taugen die sechs W nur für die Notrufsäule.

 

Weil die Diskussion, ob dies nun eine Geschichte oder ein Bericht ist, nach so vielen Jahren offtopic ist. Außerdem ging es dir bei deiner letzten Bemerkung nicht mehr um diese Geschichte, sondern um eine grundsätzliche Meinung. Das macht es zum Offtopic.
Diese Irrmeinung über die 6 W hast du unter deiner Geschichte schon vertreten, aber wenn ich einen Notruf abschicke, so lernt man es in jedem Sofortmaßnahmenkurs, brauche ich dieselben W. Würde ich denen aber erst ne Geschichte erzählen, würde ich Leben gefährden. Schon das macht deine Auffassung unhaltbar.

 

bernadette schrieb:
die ganze Zeit beim Lesen hatte ich im Hinterkopf, dass der Prot sich zwar selber sagt, er sei clean, es aber definitiv nicht ist.
Absolut, bernadette, sexuelle Präferenzen lassen sich nicht ändern: Du kannst weder einen Homosexuellen zum Hetero machen – oder umgekehrt -, noch einen Pädophilen dazu bringen, nur noch Erwachsene als sexuelle Partner zu mögen.


bernadette schrieb:
So, wie man es teilweise von den Argumenten der Pädophilen eben kennt, sie würden die Kinder doch besonders gut behandeln und sich um sie sorgen.
Ja, das denken sie wirklich, und das ist auch verständlich, denn auch sie müssen sich vor sich verantworten - in solchen Fällen redet man sich gern den Sachverhalt schön.


bernadette schrieb:
Bestärkt wurde ich durch den Ort, an dem er sich befand.
Um deinen Vergleich mit dem Alkoholiker noch einmal aufzugreifen:
Für den Prot muss es eine ähnliche Wirkung haben, in der Disko die Mädels anzugucken wie für einen Alkoholiker, bei einer Weinprobe dabeizusein.
Zweiterer würde es sich sicher nicht antun.
Zugegeben, mein Vergleich hinkt - was ich sagen wollte: Ein Pädophiler bleibt ein Pädophiler wie auch ein Alkoholiker immer ein Alkoholiker bleibt, selbst wenn er nie mehr das Objekt seiner Begierde anrührt.


bernadette schrieb:
Im Handlungsverlauf geht es mir gegen Ende etwas zu schnell, da hätte ich mir ein zuvor erfolgter verbaler Schlagabtausch gewünscht. Fast möchte ich sagen, du hast es dir mit den letzten drei Absätzen zu einfach gemacht. Jedenfalls aber in der Szene, in der es ihm zu gefährlich wurde. Denn was dies genau ist, konnte ich nicht herauslesen.
Jetzt habe ich die Geschichte noch einmal durchgelesen, und es kann sein, daß das, was du sagst – und andere schon gesagt haben – stimmt. Im Bemühen, das Eigentliche nicht beschreiben zu müssen, habe ich es bei einigen Lapidarsätzen belassen. Ich wollte mich möglichst an den Bericht halten, und wenn ich da einen Dialog dazu erfinde, wird es vielleicht unglaubwürdig.
Ich habe gehofft, durch die Prozeßberichterstattung Näheres zu erfahren, aber da war nichts, jedenfalls kein Wort in der Süddeutschen, die ich jeden Tag lese. Es kann natürlich sein, daß andere Medien darüber berichtet haben, aber da ist trotzdem nichts zu finden, jedenfalls nicht übers Internet, wo die Suche aufgrund der spärlichen Information schwierig ist und wo ich zudem nur sehr sporadisch suchte.


bernadette schrieb:
Trotz der Einwände ist es in meinen Augen ein starker Text, nur schon aus der Tatsache heraus, sich solch einem Prot zu nähern.
Danke. Und danke auch für das Lesen und Sichgedankenmachen – ist tatsächlich ein schwieriges Thema, auch weil man immer nur die eine Seite sieht und keine Ahnung hat, was auf der anderen geschieht.

Dion

PS: Danke, sim.

PPS: Die Frage, ob diese Geschichte ein Bericht ist oder nicht, joLepies, hat sich wohl mit sims Erklärung erledigt, oder?

 

Hi Dion,

geschrieben ist sie gut, deine Geschichte. Ob es nun Bericht oder Geschichte heißt ist mir Wurscht; er/sie hat mich gut unterhalten und zum Nachdenken angeregt.

Erstaunlich ist, dass es soviel Diskussion darum gab bzw. gibt. Wenn man die Standpunkte auf das Wesentliche reduziert bleiben folgende Aussagen:
1.) Kinderschänder zu sein ist nicht okay, nicht akzeptabel.
2.) Lynchjustiz ist nicht okay, nicht akzeptabel
3.) Menschen schauen gern mal weg, wenn es unangenehm wird
4.) Der Staat ist nicht immer präsent, wenn er es sein sollte.
5.) Shit happens.

Ich denke, es wird keinen geben, der diesen Sätzen aus Überzeugung widersprechen wird. So ist es nun mal. Als interessant (Gedanke ist vielleicht off-topic) empfinde ich, dass trotz dieser, von mir jetzt mal als allgemein akzeptierten, Aussagen Diskussion entsteht. Ich denke es ist lediglich die subjektive Gewichtung der Aussagen die strittig ist. Je nachdem, welcher Sachverhalt beim Leser im Vordergrund steht, fühlt er sich zum Widerspruch angeregt, ohne eigentlich inhaltlich widersprechen zu wollen.

Was mir beim Lesen der Kritiken besonders aufgefallen ist:
Auf den Schlusssatz ist m. E. keiner eingegangen. Bezeichnend. Die Unterscheidung „ein toter Mann ist nicht so schlimm wie ein totes Kind“ wird immer wieder gemacht, unwidersprochen. Warum? Ein Menschenleben ist ein Menschenleben. Die Gewichtung nach Alter wird weithin akzeptiert. Ich denke da mal konsequent weiter: Je älter desto geringwertiger. Wenn also bei der Beurteilung eines Menschenlebens Maßstäbe angelegt werden können, warum nicht auch außer dem Alter die Bildung, das Aussehen, die Herkunft, etc? Hier hätte ich am ehesten mitdiskutieren wollen.

Gruss vom querkopp

 

joLepies schrieb:
Ich muss es noch eimal sagen, eine Geschichte ist auch ein Bericht. Denn in ihr wird ja etwas berichtet.
Okay, joLepies, einverstanden – ist jetzt das Thema erledigt? Wenn nicht, dann kannst du das gerne wieder aufgreifen, doch nicht hier, sondern in einem Thread unter Autoren oder Krtiker - da kannst du auch deine sechs „W“ verteidigen. :)


joLepies schrieb:
Zum Schluss noch, Dion, Bericht ist keine abwertende Bezeichnung für Geschichte.
Doch, für mich schon. Ein Bericht berichtet normalerweise nüchtern über das Vorgefallene, eine Geschichte versucht das Vorgefallene zu verarbeiten. Das heißt, während ein Berichterstatter Fakten sammelt, muß ein Geschichtenschreiben zusätzlich versuchen, sich in die Situation und in den dort auftretendes Personal einzufühlen. Das ist wesentlich mehr, als nur Fakten zu schildern. Aber auch darüber können wir woanders diskutieren, hier genügt es zu sagen, was du und ich davon halten. Punkt.

querkopp schrieb:
geschrieben ist sie gut, deine Geschichte.
Danke, querkopp, das tut einem wie mir immer gut.


querkopp schrieb:
Erstaunlich ist, dass es soviel Diskussion darum gab bzw. gibt.
Das finde ich nicht erstaunlich, immerhin hat unser Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder es einmal gesagt, solche Leute gehören hinter Gittern, und zwar für immer. Er hat damit sehr vielen aus dem Herzen gesprochen, denn wenn der Gerhard was versteht, dann davon, wie man Stimmungen im Volk aufspürt und für sich nutzt. Früher würde man so etwas Demagogie nennen, aber weil er ein aufrechter Sozi ist, sagt man das nicht.


querkopp schrieb:
Wenn man die Standpunkte auf das Wesentliche reduziert bleiben folgende Aussagen:
1.) Kinderschänder zu sein ist nicht okay, nicht akzeptabel.
2.) Lynchjustiz ist nicht okay, nicht akzeptabel
3.) Menschen schauen gern mal weg, wenn es unangenehm wird
4.) Der Staat ist nicht immer präsent, wenn er es sein sollte.
5.) Shit happens.
Bei dieser Aufstellung fehlt etwas Wesentliches: Die Rolle der Medien. Seitdem wir das Privatfernsehen haben, wird jeder Mord und jede Tötung mit sexuellem Hintergrund breit ausgewälzt, und zwar immer mit dem Unterton: Was sind das für Menschen, die Solches tun? Und zur Verwunderung aller wird immer wieder aufs Neue festgestellt, der/die Beschuldigte war eine/r von uns, war friedlich und unauffällig und vielleicht sogar liebevolle/r Mutter oder Vater.

Das verträgt sich nicht mit unserem Empfinden, der Verbrecher muß wie Verbrecher aussehen, ja er muß schon immer ein Verbrecher gewesen sein, nur hat er sich heimtückischer Weise getarnt und uns getäuscht. Um das zu beweisen, wird noch tiefer im Privatleben der Beschuldigten gewühlt, es werden Nachbarn und ehemalige Mitschüler mit Suggestivfragen bombardiert und mit Geld gelockt, doch noch Belastens auszusagen, so daß im Nullkommanix aus einem Menschen ein Monster wird, oje, ein Wolf im Schafspelz ist er gewesen, und das mitten unter uns.

Und wenn Menschen das für bare Münze nehmen, dann ist nur noch ein kleiner Schritt, um die Hand selbst anzulegen, man jagt, verprügelt oder tötet dann keinen Menschen mehr, sondern nur einen Monster.


querkopp schrieb:
Ich denke es ist lediglich die subjektive Gewichtung der Aussagen die strittig ist. Je nachdem, welcher Sachverhalt beim Leser im Vordergrund steht, fühlt er sich zum Widerspruch angeregt, ohne eigentlich inhaltlich widersprechen zu wollen.
Sicher spielt die persönliche Erfahrung eines jeden Einzelnen eine große Rolle bei der Beurteilung eines Geschehens oder einer Geschichte. Und doch darf man in einem Forum wie diesen erwarten, daß die Emotionen mehr im Zaum gehalten werden als das draußen, in der Realität, der Fall ist.


querkopp schrieb:
Was mir beim Lesen der Kritiken besonders aufgefallen ist:
Auf den Schlusssatz ist m. E. keiner eingegangen. Bezeichnend. Die Unterscheidung „ein toter Mann ist nicht so schlimm wie ein totes Kind“ wird immer wieder gemacht, unwidersprochen. Warum? Ein Menschenleben ist ein Menschenleben. Die Gewichtung nach Alter wird weithin akzeptiert. Ich denke da mal konsequent weiter: Je älter desto geringwertiger. Wenn also bei der Beurteilung eines Menschenlebens Maßstäbe angelegt werden können, warum nicht auch außer dem Alter die Bildung, das Aussehen, die Herkunft, etc? Hier hätte ich am ehesten mitdiskutieren wollen.
Du, querkopp, bist tatsächlich der Erste, der darauf hinweist, dabei habe ich den Satz tatsächlich nur hingeschrieben, um auf die Diskrepanz bei der Beurteilung zwischen dem einen und dem anderen Leben aufmerksam zu machen.

Das ist ein wunder Punkt in unserer Gesellschaft, es ist ja noch nicht lange her, als ein CDU-Jungspund verlangte, auf teuere Hüftoperationen für 85-jährige zu verzichten – die würden sowieso bald sterben, für das Geld könnte man sich neue Geräte anschaffen oder besser für andere (junge) Menschen sorgen.

Nicht nur im Christentum gibt es hehre Ziele und Gebote (z.B. du sollst nicht töten), aber der Mensch ignoriert sie manchmal aus Gründen, die nicht einfach zu erklären sind.

Ich danke euch beiden fürs Lesen und Kommentieren.

Dion

 
Zuletzt bearbeitet:

Wow! Konnte nicht alle Antworten auf den Text lesen, mir fehlt die Zeit – aber faszinierend! Das ist eine tolle Geschichte, Dion! Du bist ab jetzt mein Diskussionsauslösergott.
Du hast hier haarscharf eine Graustelle in der Gesellschaft getroffen, wo das Denken nicht mehr stattfindet. Manche hast du hiermit regelrecht verunsichert, und das finde ich geil. Man willl immer Themen, die zum Denken anregen, aber eignetlich wollen viele Leute nur Sachen, die ihre Meinung bestätigen.
Ein Kinderschänder als Opfer? Das passt irgendwie nicht …
Da werden dir dann so Sachen vorgeworfen wie: Du hast ihn zu sympathisch gemacht. Dabei ist dein Prot geradezu abstoßend. Aber das genügt den Leuten nicht. Ein Kinderschänder ist doch gar kein Mensch, höre ich da raus, ein Kinderschänder verdient den Tod…

Tolle Story, Dion.

mfg,

JuJu

 

Hallo dion,

eigentlich wird deine Geschichte erst durch die danach hereingekommenen Kommentare richtig rund.
Habe damals die Tatsachen, auf denen deine Geschichte beruht, nicht mitbekommen, darum würde mich interessieren, wie wurde das ganze Drama damals öffentlich bewertet.
Wie auch immer, eine Geschichte zum Weiterdenken.

lg
lev

 

Das ist eine tolle Geschichte, Dion! Du bist ab jetzt mein Diskussionsauslösergott.
Danke, JuJu, doch das mit den Diskussionen auslösen hat sich inzwischen ein wenig gelegt. Bin halt älter und (hoffentlich) weiser geworden ;) oder die jüngeren Mitglieder sind weniger motiviert, Kontroverses anzupacken.

Ein Kinderschänder ist doch gar kein Mensch, höre ich da raus, ein Kinderschänder verdient den Tod…
Ja, so ist das nun mal: Wo Emotionen regieren, hört das Denken auf.


eigentlich wird deine Geschichte erst durch die danach hereingekommenen Kommentare richtig rund.
Ja, Lev, das mag sein, aber ich wusste damals nicht, wie man das besser machen sollte – wenn man zu viel erklärt, wird schnell ein Bericht daraus.

Habe damals die Tatsachen, auf denen deine Geschichte beruht, nicht mitbekommen, darum würde mich interessieren, wie wurde das ganze Drama damals öffentlich bewertet.
Die Informationen waren schon damals, als es passierte, spärlich, und sie waren das auch 2 Jahre später.

Heute habe ich im Internet wieder danach gesucht, aber da ist absolut nichts – bei Google (Suchbegriffe: "Martin G." Burg Polizei Urteil) wird als erstes diese Geschichte gelistet, sonst gibt es in WWW keine Spuren über dieses Verbrechen, selbst bei der Süddeutschen nicht, die allerdings damals nur in ihrer Printausgabe davon berichtete. Man müsste vielleicht bei der Staatsanwaltschaft oder beim Landgericht in Magdeburg nachfragen, was aus den Tätern geworden ist - oder wohnt vielleicht jemand von uns in Magdeburg und weiß zufällig mehr davon?

Auf jeden Fall danke ich Euch beiden für die freundlichen Kommentare.

 

Die Geschichte bekam im letzten Dezember einen aktuellen Bezug, als der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte urteilte, die in Deutschland übliche Praxis der nachträglichen Sicherheitsverwahrung verstoße gegen die Menschenrechte.
Im Frühsommer wurden die ersten Sexualstraftäter daraufhin entlassen und durch einige Medien von Wohnort zu Wohnort verfolgt.
Inzwischen wurde das Gesetz hier neu geregelt.

Liebe Grüße
sim

 

Hey Dion,

Sehr gut finde ich, wie liebevoll Du mit Deinem umstrittenen Helden umgehst. Ich glaube nicht, daß das als Provokation gemeint war. Die war wohl eher ein willkommener Nebeneffekt. :D
Du schreibst oft und viel aus Deinem Gerechtigkeitssinn heraus. In manchen Deiner Geschichten ist daraus etwas sehr Gutes geworden, da der Blick auf die Gerechtigkeit Hintertüren zu Empathie öffnet, die über den Gerechtigkeitssinn hinausgeht.

Das Spannende ist, daß man überhaupt nicht weiß, was der Mann eigentlich getan hat. Es werden nur Assoziationen nahegelegt. Schon am Anfang. "Ein Mädchen angefasst", aha, so einer ist das also. Nie wieder will er ... aha, er hat schon mindestens einmal ein Kind vergewaltigt. Ich will nicht sagen, er hat nicht, aber es steht halt nichts Konkretes da, ich meine: Ich hab heute schon zwei Mädchen angefaßt und werde es morgen wieder tun. :D

Hier erfahre ich nur, daß er Rache o.ä. zu befürchten hat.

Denn einen von den fünfen kannte er, und der kannte ihn, ein Blick hatte genügt.

Aus dieser Passage
Ein Kinderschänder, er, einer, den man bei Hitler sofort vergasen, ja selbst bei Honecker niemals so frei herumlaufen lassen würde. Die gerechten Bürger können sagen, was sie wollen, die gerechten Zeitungen können schreiben, was sie wollen, aber dieser Staat tat nichts, dieser Staat tat nie was, dieser Staat war nicht ihr Staat.
könnte man zwar eine ganze Geschichte ableiten, sie könnte aber genausogut eine Assoziationskette der Betrunkenen sein, die nicht auf tatsächliche Ereignissen wie Verbrechen, Zeitungsberichten, einen Prozeß mit als zu lasch empfundener Verurteilung o.ä. beruht, sondern einfach den Anfang damit nimmt, daß einer der Männer wußte, daß der komische Typ da drüben auch mal was mit einem Kind ...

Er war ein guter Vater. Ein zu guter. Zu spät begriff er, dass da ein Unterschied existierte. Dabei wollte er nur mit seinem Kind spielen. Wie alle Kinder, wie alle Väter. Nicht, dass er sich deswegen schuldig fühlte, das nicht,
Da ist auch keine Tat. Alles könnte in seinem Inneren gewesen sein, und mit illegalen Wünschen oder Phantasien, so schrecklich sie auch sind, kann ein Mensch sein Leben lang herumlaufen, ohne sich strafbar zu machen.

Es könnte, wenn man nur liest, was dasteht, und sich alle Lockvogelassoziationen verkneift, auch so gewesen sein:
Der Held hat irgendwann beim Spielen mit seiner Stieftochter gemerkt, daß er dabei Gefühle hat, die er nicht haben darf. Er beherrschte sich, verriet sich aber irgendwie, und irgendjemand erzählte irgendjemandem davon.
Wenn man es genau nimmt, könnte er sogar noch mit Frau und Kind zusammenleben.

Deine Geschichte ist wie ein Rorschachklecks. Darum fand ich die Kommentare fast noch interessanter, besonders den, in dem jemand als Jurist auf mildernde Umstände für den Mob plädierte. :aua:

Da könntest Du mal die fehlenden Kommata setzen, es ist nie zu spät:

Als er älter wurde, haben sie ihn allerdings weggejagt, alle, die jungen Mädchen und die Erwachsenen, wollten plötzlich nicht mehr auf seine Wünsche eingehen.

Gruß,
Makita.

 

Die Geschichte bekam im letzten Dezember einen aktuellen Bezug, als der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte urteilte, die in Deutschland übliche Praxis der nachträglichen Sicherheitsverwahrung verstoße gegen die Menschenrechte.
Im Frühsommer wurden die ersten Sexualstraftäter daraufhin entlassen und durch einige Medien von Wohnort zu Wohnort verfolgt.
Inzwischen wurde das Gesetz hier neu geregelt.
Danke für den Link, sim, allerdings war der Kinderschänder, von dem hier die Rede ist, nicht von dieser harten Sorte: Er bekam 1 ½ Jahre auf 3 Jahre Bewährung.


Du schreibst oft und viel aus Deinem Gerechtigkeitssinn heraus.
Ja, Makita, das stimmt(e), wenn auch ich jetzt schon länger nichts mehr zustande gebracht habe. :sad:

Das Spannende ist, daß man überhaupt nicht weiß, was der Mann eigentlich getan hat. Es werden nur Assoziationen nahegelegt. Schon am Anfang. "Ein Mädchen angefasst", aha, so einer ist das also. Nie wieder will er ... aha, er hat schon mindestens einmal ein Kind vergewaltigt.
Nein, er hat kein Kind vergewaltigt - man sieht schon aus dem obigen Urteil, dass es sich um einen minder schweren Fall gehandelt hatte. Was genau er getan hatte, wusste ich selbst nicht, deshalb das Ungefähre.

Ich hab heute schon zwei Mädchen angefaßt und werde es morgen wieder tun. :D
Ja, Frauen dürfen das, Männer eher nicht. :dozey:

Da ist auch keine Tat. Alles könnte in seinem Inneren gewesen sein, und mit illegalen Wünschen oder Phantasien, so schrecklich sie auch sind, kann ein Mensch sein Leben lang herumlaufen, ohne sich strafbar zu machen.
Ja, das stimmt. Aber aufschreiben und veröffentlichen darf man solche Phantasien nicht - im Gegensatz zu Mordphantasien. :sicko:

Deine Geschichte ist wie ein Rorschachklecks. Darum fand ich die Kommentare fast noch interessanter, besonders den, in dem jemand als Jurist auf mildernde Umstände für den Mob plädierte.
Das war zwar keine Absicht, aber es stimmt: Die Kommentare verraten viel über die Stimmung im Land.

Da könntest Du mal die fehlenden Kommata setzen, es ist nie zu spät
Danke, das habe ich gleich erledigt.

Danke auch für deine Gedanken zur Geschichte – es tut gut, wenn man verstanden wird.

 

Hallo Dion.. Deine Geschichte liest sich sehr angenehm.
Respekt, dass Du Dich an ein so großes Thema gewagt hast!
Als ganz kleines Manko empfand ich, dass im letzten Absatz oder Satz eigentlich nicht mehr erzählt wird, sondern eine Meinung an den Mann gebracht (bzw. Deine kritische Aussage vertieft). Na, was macht’s, wenn’s die richtige ist ;)

 

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