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sie waren zu viert

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24.07.2004
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sie waren zu viert

Sie waren zu viert ausgegangen. Zwei Pärchen...
Seine Begleitung sah nett aus. Sie hatte sich viel Mühe gegeben, das sah Josh.
Und auch er sah adrett aus, versprühte gute Laune, war zuvorkommend.
Aber jedes Mal, wenn er die Frau seines Freundes auch nur ansah, sie heimlich beobachtete, fletschten die Dämonen in ihm die Zähne.
Der vorbestellte Tisch beim Chinesen war für sie bereits gedeckt und so setzten sie sich unter fröhlichem Geschnatter und Gelächter.
Nach längerem Beraten und zahllosen Einwänden hatte der Kellner, immer noch höflich lächelnd, die Bestellungen entgegengenommen.
Gerade noch rechtzeitig besann Josh sich auf seine Pflichten und fragte seine Begleitung, was sie trinken mochte.
Nicki wählte einen trockenen Weißwein. Für sich selbst orderte er, die etwas irritierten Blicke ignorierend, einen doppelten Scotch.
Stunden später war auch das letzte Dessert aufgegessen und die letzte Zigarette geraucht worden und die Gruppe brach auf.
Sie standen noch etwas unschlüssig draußen, da sagte sein Freund, es sei ja noch früh und was die anderen von einer Runde Tanzen hielten.
Erwartungsgemäß stimmten die beiden Frauen erfreut zu und auch er zuckte ergeben mit den Schultern.
Das Tanzlokal hatte sich schon sichtlich geleert, als die vier eintrafen.
Sie bekamen ohne weitere Schwierigkeiten einen Tisch weiter hinten, im Innern des Lokals. Von der Tanzfläche und der lauten Musik soweit entfernt, dass man sich ungestört unterhalten konnte.
Immer wieder, wenn er sich unbeobachtet fühlte, hob er den Kopf und warf der Frau seines Freundes verstohlene Blicke zu.
Es kam ihm vor, als sei Sarah von einer gläsernen Hülle umgeben, an der er sich blutig stieß, ohne dass sie überhaupt Notiz nahm.
An diesem Abend, unter diesem weichen, gedämpften Licht sah sie unglaublich jung aus..
Ihre Füße trommelten den Takt der Tanzmusik unter dem Tisch mit.
Wieder einmal sah sie ihren Mann an und wies mit dem Kinn zur Tanzfläche hin.
Tom jedoch lächelte nur und schüttelte abwehrend den Kopf.
Dabei sah er Josh ermunternd an. Sein Blick schien zu sagen : los, Kumpel, tue was für deinen Freund und geh mit seiner Frau eine Runde absteppen.
Zögernd sah Josh zu Sarah rüber und ein Leuchten ging über ihr Gesicht, als sie verstand, dass er mit ihr tanzen würde.
Josh stand auf, entschuldigte sich bei seiner Begleiterin, reichte der anderen die Hand und ließ sie vorausgehen, zur Tanzfläche.
Allein ihr tänzelnder Gang brachte ihn halb um den Verstand.
Bereits das zweite Lied, das sie spielten, war ein langsamer Blues.
Sarah lehnte ihren Kopf an seine Brust und seufzte wohlig auf.
Ihr Duft ließ ihn schwindelig werden, er spürte den sanften Druck ihrer Brüste an seinem Körper und eine ziellose Lust stieg in ihm auf, zu nehmen und zu besitzen, was er nicht besitzen durfte.
Er sehnte sich nach ihrem Stöhnen, ihrer Haut, ihren Brüsten.
Sie hob ihr Gesicht zu ihm hoch und lächelte.
Obwohl nur eine Armlänge weit entfernt, war sie dennoch unerreichbar für ihn.
Dann kam Gelächter von ihrem Tisch rüber und anschließend wankte sein Freund der Tanzfläche entgegen, aufs Äußerste konzentriert und bemüht, seinen Pflichten als tanzender Ehemann nachzukommen.
Der Zauber war gebrochen.
Sich auf die eigenen Pflichten seiner Begleiterin gegenüber besinnend, forderte Josh Nicki zum Tanz auf und sie sprang augenblicklich leichtfüßig auf.
Es folgten noch mehrere langsame Stücke und je näher seine Begleiterin sich an ihn drückte, um so mehr Alkohol orderte er für sich. Längst hatte er den Überblick verloren, wie viele Scotch er sich bereits genehmigt hatte. Sie würden ohnehin ein Taxi nach Hause nehmen.
Dann ging alles sehr schnell.
Sein Freund klappte vornüber zusammen, fiel auf die Tanzfläche und blieb regungslos liegen.
Die Frauen kreischten auf, die Männer scharrten sich um den auf dem Boden Liegenden.
Als wenig später der Notarzt eintraf, schüttelte er nur fassungslos den Kopf, sammelte seine Instrumente auf und meinte lakonisch, dass manche sich eindeutig mehr an Alkohol zutrauten, als sie vertrügen.
Die Aufregung war sofort vorbei, der Barkeeper war ihnen behilflich zwei Taxis aufzutreiben.
Josh entschuldigte sich wortkarg bei seiner Begleiterin, die allerdings heftig seine Entschuldigungen abwehrte, es sei ja schließlich nicht seine Schuld, lud sie in ein Taxi und versprach, sie in den nächsten Tagen mal anzurufen.
Er verfrachtete Tom in das andere Taxi, schlug die Tür zu und fragte Sarah, ob sie zurecht käme.
Bleich im Gesicht und sichtlich mitgenommen, schüttelte sie den Kopf.
So stieg er auch ein, zahlte die Taxe, als sie da waren und schleppte seinen Freund ins Haus.
Ins Bett geschubst, fiel Tom der Länge nach hin und tat durch die augenblicklich einsetzenden Schnarchgeräusche unmissverständlich kund, dass mit ihm heute nicht mehr zu rechnen sei.
Für seine Hilfe dankbar, bot Sarah ihm einen Kaffee an.
Einen Moment lang zögerte er, nickte dann aber kaum merklich.
Sie saßen auf dem Sofa im Wohnzimmer, sprachen kaum und hingen ihren Gedanken nach.
Als Sarah aufblickte und ihm in die Augen sah, spürte er das vertraute Ziehen im Bauch.
Ihre Augen, grau und weich, sahen ihn an , als hätten sie die Gabe, ihm direkt ins Herz zu schauen.
Er blickte zurück und sein Blick brannte in ihrer Seele.
Sie blieb immer noch stumm, nur ihre Augen gingen auf, wurden groß und dunkel.
In genau diesem Moment erschien sie ihm so warm und verletzlich wie das Glück und er wusste genau, welches Feuer in dieser Frau lodern konnte.
Unfähig, sich noch länger im Zaum zu halten, beugte er sich vor und küsste sie zart auf den Mund.
Ihr Atem war süß, sie schmeckte wie eine reife, verbotene Frucht. Er küsste sie, küsste sie, bis auch ihr Atem schneller wurde.
Seine liebessüchtigen Hände machten sich selbstständig und gingen auf Wanderschaft.
„Sarah?“: es war kaum mehr, als ein Hauch. „Sarah? Verzeih... ich wusste nicht, dass ich dich so sehr lieben, dass ich dich so unendlich begehren würde“, flüsterte er gepresst.
Ihre Haut war weich, fast unerträglich weich und ihr Körper war das Paradies, das ihm niemand vorenthalten konnte.
Bevor sein letzter Verteidigungswall entgültig brach, fragte er noch :“Soll ich jetzt gehen, Sarah?“, doch seine Augen, die sie nicht mehr losließen, sagten etwas ganz anderes.
Etwas in seinem Blick fesselte sie, etwas Dunkles, Schweres, das noch ganz andere, bisher unbekannte Genüsse verhieß.
„Warum, Josh, warum bist du damals verschwunden ?“:wisperte sie, die großen, dunkelgrauen Augen weit geöffnet.
Er versuchte zu reden, aber es kam nur ein gurgelnder Ton raus.
Seine Augen, dunkel vor Schmerz und willenlos um Gnade flehend, richteten sich auf sie.
Sein Gesicht erschien ihr weicher als sonst, als habe er versäumt, seine übliche Maske anzulegen.
Dann senkte sich sein Mund wieder auf ihren und sie versanken in dem Kuss.
Seine Hände fuhren die Konturen ihres Körpers nach, verweilten kurz auf ihrem Bauch, um dann ihren Weg zu ihren Brüsten wieder aufzunehmen.
Ihr Kopf protestierte noch ganz leise, dann überließ sie sich der wohligen Wärme seines Körpers.
Langsam entkleidete er sie, Stück für Stück.
Brachte das Kunststück fertig, den Verschluss vorne an ihrem BH allein mit seinen Zähnen aufzuhacken.
Hinterließ zarte, hingehauchte Küsse auf ihrem Schlüsselbein und arbeitete sich routiniert weiter runter.
Spürte mit seinen Lippen das leise, unkontrollierte Zittern ihres Bauches nach.
Folgte dem fast unsichtbaren Pfad aus hellen, seidenweichen Härchen am ihrem Bauchnabel vorbei, um kurz vor der Stelle, wo die Haare sich verdichteten, Halt zu machen.
Sie genoss seine Zärtlichkeit, die allmählich intensiver und drängender wurde.
Doch dann, als er mit dem Gesicht zwischen ihre Beine tauchte und sie seine Zunge spüren ließ, schwoll die dunkle Melodie in ihrem Innern auf.
Ruckartig setzte sie sich auf.
„Nein....“: sagte sie mit belegter Stimme. „Josh? Nein..“
Und er verstand......
Verstand, dass er nichts zurückholen konnte, dass seine Zeit verstrichen, seine Chancen vertan waren.

 

hi!

mir gefällt die geschichte sehr, sehr gut!! wirklich! :) gute idee, prima rübergebracht. besonders gut hat mir "fletschten die Dämonen in ihm die Zähne" gefallen!! ich finde, das dürfte genau das gefühl in ihm ausdrücken! :)


so spontan fällt mir erst mal nichts negatives auf. aber falls doch, meld ich mich noch mal. ;) ich find die geschichte auf jeden fall gut gelungen!! :)

sato

 

ooccchhh.....du.....lass mal...das mit dem negativen.....muss echt nicht sein....*breit grins*

 

Hi, für meinen Geschmack eine sehr gute Kurzgeschichte, konnte mich stellenweise voll und ganz in die Situation des Protagonisten hinein versetzen, interessante Story, gut umschrieben.

Mein Urteil dazu :thumbsup:

 

Danke Jo.....*lächle*
auch für das Aufmerksammachen....ist mir echt nicht aufgefallen, stimmt aber.
immerfernweh

 

... nicht wirklich, oder ? Warum kann es nicht anders enden ! *lächel* Aber ich glaube nicht, dass ein Mann typischerweise mit der Frau seines Freundes was anfangen würde, oder ? ....
... gut geschrieben und gut zu lesen ...
GLG Mauser

 

Hallo immerfernweh,

eine schöne Geschichte ist dir hier gelungen, finde ich.
Die Sehnsucht nach dieser Frau gepaart mit dem schlechten Gewissen, weil der Ehemann ja sein bester Freund ist, hast du sehr schön herausgearbeitet.
Die erotischen Szenen waren tatsächlich erotisch - das ist ja gar nicht immer so einfach. Gut fand ich auch (obwohl es mich anfangs etwas gestört hast), dass du die direkte wörtliche Rede nicht verwendest.

Schade fand ich, dass offen bleibt, warum er seine Chance vertan hat. Natürlich ahnt man, dass er vielleicht selbst einmal mit der Frau seines Freundes zusammen war - schließlich ist irgendetwas geschehen, so dass sie sich wieder getrennt haben.
Eine kleine Andeutung in diese Richtung hätte mir gut gefallen.

Gerade noch rechtzeitig besann er sich auf seine Pflichten und fragte seine Begleitung, was sie trinken mochte.

Dieser Satz hat mich zunächst etwa verwirrt, weil im vorherigen Satz noch vom Kellner die Rede ist. Also dachte ich, der Kellner würde sich auf seine Pflichten besinnen. Vielleicht könntest du hier bereits den Namen des Prot. einbauen?

Hinterließ zarte, hingehauchte Küsse auf ihrem Schlüsselbein und arbeitete sich routiniert weiter runter.

Dieses "runter" finde ich hier etwas deplatziert. Der Aufbau des Satzes, deine Wortwahl ist wirklich sehr heraus. Da sticht dieses "runter" unangenehm heraus.

Gerne gelesen,
Bella

 

Heeeyy...*lach*
Niemand hat gesagt, dass die Geschichte typisch sein soll...*grins*
Und...danke für die nette "Kritik"
immerfernweh

 

Hallo Bella, *lächle*
danke für deine ausführliche Stellungsnahme.
Du hast Recht, dieses "runter" gefällt mir auch nicht so richtig, da habe ich eine ganze Weile "rumgemacht"...
Aber da mir nichts Genialeres einfiel, muss es wohl so bleiben...*lieb grins*
immerfernweh

 

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