Was ist neu

So fern und doch so nah

Beitritt
01.10.2009
Beiträge
5
Zuletzt bearbeitet:

So fern und doch so nah

Ich reibe mir meine Augen, greife zum roten Kuli und warte. Und warte. Da erscheint er. Wie immer adrett gekleidet und perfekt vorbereitet. Unmengen an Informationen prasseln auf uns ein.
Jemand hustet.
Ich erfahre nichts Neues, aber seine Stimme elektrisiert. Alles wirkt so plastisch, so nah, animiert uns, schreit uns an.
Eine Stimme, die sich erhebt. Wie man es erreichen könne, möchte sie wissen.
Schweigen.
Seine schwarzen Augen blitzen auf und stehen dann still. Sein linkes Auge zuckt zweimal. Eine Schweißperle wird am Ansatz seines lichten grauen Haares sichtbar. Es sind die frischen Sonnenstrahlen an diesem Montagmorgen, die ihre Macht demonstrieren. Jetzt muss er nur noch seine zeigen.
Er nimmt die Brille ab, legt sie beiseite und räuspert sich. Die Lippen presst er zusammen, ehe sich auf seinem Gesicht ein Grinsen abzuzeichnen beginnt. »Sehen, nicht nur verstehen. Man muss den Arsch zusammenkneifen und Eier zeigen!«
Ich schaue in die Runde. Hektisch drehen meine Kommilitonen ihre Köpfe von der einen zur anderen Seite. Große Augen und aufkommendes Kichern erfüllen langsam den Saal. Ich tue es ihnen gleich und ernte zustimmendes Nicken.
Vorbei. Raus!
Die Türen der Straßenbahn öffnen sich. Ich setze mich, ein Fensterplatz nimmt mich in Empfang. »Eier zeigen!« Dieser Satz lässt mich nicht los.
Agieren, nicht reagieren! Angreifen statt verteidigen!


Sie sind bereits eingetroffen, vorbereitet und warten, wobei sie nervös hin und her marschieren. Ich breite mich in der ersten Reihe aus und schaue mich um. Noch bleibt mir Zeit, eine Kleinigkeit zu essen – ich führe das Brötchen langsam an meinen Mund. Mein Körper kann es kaum erwarten, die Nährstoffe gierig aufzusaugen. Die erste Kraftquelle am heutigen Tag – dem Tag, auf den alle gewartet haben.
Dicke Wolken verdecken die Sonne und drohen. Die Luft ist feucht.
Er kommt. Im Schlepptau vier junge Männer in weißen T-Shirts und zerschlissenen Jeans. Er selber trägt einen schwarzen Pulli, sein Markenzeichen. Die rote Faust auf der Vorderseite ist jedem bekannt. Und jeder liebt sie.
Ich stehe auf, die anderen tun es mir gleich. Wir kreisen ihn ein. Ich lasse meinen Blick über die Menschenmenge schweifen. Achtzig oder neunzig, schätze ich. Von weitem sehe ich, wie ein neuer Strom aufmarschiert. Jeder weiß, warum er hier ist.
Er steigt auf eine Kiste, wirft seine Arme gen Himmel und wartet. Und wartet. Der andere Strom stößt zu uns, wir verschmelzen und wachsen weiter. Dann lässt uns seine Stimme verstummen.
Er senkt seine Arme, holt tief Luft und redet zu uns. Seine Worte, seine Sätze, seine Bedeutungen – jeder von uns versteht sie. Erklärungen sind unnötig.
»¡Ya basta!«, ruft er aus, wodurch unser inneres Feuer weiter angefacht wird. Wir lodern, brennen. Ein Donner dient uns als Aufbruchssignal.
Nehmt euch in Acht!


Die nächste Runde wartet schon. Ich stapfe über die grüne Wiese, da mir die Zeit davonläuft. Vor mir erhebt sich das Löwengebäude und empfängt mich automatisch mit offenen Türen. Ich schreite mit großen Schritten durch die Eingangshalle, lehne mit einem energischen Kopfschütteln einen Flyer ab, den mir eine schwarz gekleidete Studentin entgegenstreckt, und erklimme die Stufen zur ersten Etage. Ich spüre ein Unwohlsein, als beobachte mich jemand.
Im Raum angekommen werfe ich meinen in Armeefarben gehaltenen Rucksack auf den Stuhl und setze mich daneben. Ich schaue auf meine Uhr, packe dann alles aus und schiebe mir noch hektisch ein mit Tomate und Mozzarella belegtes Chiabatta-Brötchen in den Mund.
Wild gestikulierend steht er vor uns, erklärt uns, wie die Mexikanische Revolution ablief und welche Folgen sie hatte. Bauernrevolten, Regierungswechsel und Korruption führten schließlich zur heutigen EZLN, der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung, und zum Kampf gegen die heutigen korrupten Machthaber und Paramilitärs, die ganze Dörfer innerhalb weniger Stunden auslöschen.
Ich lehne mich mit dem Stuhl gegen die Wand und beobachte die anderen Studenten. Kurz lasse ich das Szenario der beschriebenen Proteste in den Straßen Mexikos Revue passieren. Als ich meine Augen dort drüben öffne, finde mich auf einem riesigen Platz wieder, neben mir erblicke ich Männer und Frauen mit kleinen Kindern, die allesamt in eine Richtung blicken. Ein Mann in Armee ähnlicher Kleidung, dessen Gesicht mit einer schwarzen Skimaske verdeckt wird, spricht zu ihnen.
Ich spule vor.
Auf dem Rückweg in unsere Dörfer sehe ich, wie das Militär uns begleitet.
Eier zeigen! Eier zeigen! ertönt es in meinem Kopf. Ich blicke nach links und rechts. Jeweils ein Dutzend Soldaten mit ihren Gewehren im Anschlag. Auch meine Freundin erblicke ich. Sie lächelt mir zu.
Man muss den Arsch zusammenkneifen!
Klick! Ohne lange nachzudenken, bücke ich mich und greife zum größten Stein, den ich finden kann. Was soll mir hier schon passieren?
Ich rufe: »Jetzt zeige ich Euch Eier!«


Ich zucke zusammen: Schüsse. Ich drehe mich um – nichts. Hinter einer Holzhütte sehe ich Männer in Uniform vorrücken, die Gewehre im Anschlag.
Wieder Schüsse!
Rennend ziehen Männer ihre Frauen und Kinder hinter sich her, um sie in Sicherheit zu bringen, ihre Familien zu retten.
»Was ist passiert?«, frage ich die junge Frau, als wir in Richtung Feld hasten und meine Stimme dabei auf und ab hüpft.
»Er hat einen Stein geworfen, der Idiot. Die hatten ihn vorher provoziert!«
»Scheiße!«, fluche ich, werfe einen kurzen Blick zurück und halte sofort an. Was ich dort erblicke, lässt mich erschaudern: Eine Frau, die zusammenrutscht – das weiße Bündel in ihren Armen lässt mich Schreckliches erahnen. Ohne lange nachzudenken, mache ich kehrt, weiche den Flüchtenden aus, springe über Pfützen und rutsche auf dem vom Regen durchweichten Boden beinahe aus.
Schließlich nähere ich mich der am Boden liegenden Frau. Ich hebe nochmal meinen Kopf, um die Lage richtig einschätzen zu können, und drehe dann die Frau auf den Rücken. Mit weit aufgerissenen Augen und schmerzverzerrtem Mund liegt sie vor mir. Regentropfen klatschen auf ihre Augäpfel – keine Reaktion.
Maria! schießt es mir durch den Kopf. Meine Erinnerungen bringen mich in die Vergangenheit. Damals. Der Protest, das unüberlegte Verhalten meinerseits, die Provokation. Maria starb an jenem Tag. Im Regen. Ein Schuss in den Rücken. Keine Chance.
Ein Knall holt mich aus meinen Gedanken. Geistesgegenwärtig packe ich das weiße Bündel und renne los, renne um mein Leben – so schnell, wie ich noch nie gerannt bin, den Tod im Rücken deutlich spürbar ...


Da liegt er im Graben, die Hände vor dem Gesicht. Volltreffer! Genau so, wie ich es geplant habe.
»Wir lassen uns von euch doch nicht kleinkriegen, Ihr Wichser!«, schreie ich. Da packt mich auch schon jemand am Arm – meine Freundin.
»Los, weg hier!«, schreit sie mir ins Ohr.
Sie zieht mich energisch hinter sich her, ich schaue nochmal zurück und sehe, wie andere Soldaten sich um den Verwundeten sammeln, der in unsere Richtung deutet.
Rufe. Menschen rennen wild umher. Einer der Männer zieht eine Handfeuerwaffe, zielt in unsere Richtung.
Da liegt sie. Getroffen. In den Rücken geschossen, auf Brusthöhe, vermutlich das Herz. Ein seltsam dunkles Blut säumt ihr weißes Oberteil. Ich beuge mich über sie, drehe sie um und sehe ihr in die Augen. Keine Reaktion. Die Augen sind blutunterlaufen und aus den Mundwinkeln fließt der lebenswichtige Saft. »Ihr Scheißkerle!«
Ich drehe meinen Kopf, lege den Bleistift beiseite und wähle das Fenster zu meiner Linken, blicke hindurch und grinse.
Wir rennen wieder. Gleich schießt er, raunt es mir durch den Kopf. Ich stoße sie nach links, sie fällt. Ein Graben – Sicherheit.
Ich baue mich wieder auf dem Weg auf. Die Soldaten näher sich in Schusshaltung. Ich gebe mich unschuldig. Als sie bis auf einige Meter von mir entfernt schussbereit stehenbleiben, lasse ich blitzschnell meine linke Hand zum Halfter schießen und ziehe.
Da liegen sie im Matsch, alle sechs – perfekte Kopfschüsse. Ha, gegen mich hat keiner eine Chance!
»Wir sehen uns dann nächsten Montag wieder. Auf Wiedersehen!«, holt mich die Abschiedsfloskel von Professor Ludwig aus meinem Traum – Schade! Es war doch solch ein Spaß.
Er greift seine Aktentasche und verlässt fluchtartig den Raum. Mein Blick fällt nebenbei auf das große Pult, und ich stelle mir vor, wie lustig es doch wäre, wenn die Soldaten von Möbelstücken zerquetscht würden. Ich verlasse den Raum mit einem breiten Grinsen.
Held zu sein, ist schon was Schönes!


Ich sitze, in meinem Arm halte ich das kleine Kind. Es ist vielleicht ein halbes Jahr alt, schaut mich mit seinen dunklen Augen an und lächelt. Die rotbraune Innenverkleidung des ringförmigen Kanals, der uns Zuflicht gewährt, jagt mir einen zusätzlichen eiskalten Schauer über den Rücken. Doch nicht allein die Kälte, auch der beißende Gestank nach verfaulten Eiern drängt mich dazu, uns in Sicherheit zu bringen – zu mir.
Meine kleine Hütte im Dorf U. betrete ich durchnässt vom starken Regenguss, der uns gerade heimsucht. Ich lege das Baby in mein Bett und decke es mit allen Decken zu, die ich finden kann.
Ich beobachte das kleine Geschöpf, wie es daliegt und ruhig schläft. Es hat seine Mutter verloren, die für ihre Überzeugung eintrat, lässt mich mein Gewissen erschaudern. Sein unschuldiges, sanft anmutende Gesicht, das dunkle Haar – Erinnerung werden wach. Erinnerungen an Maria.
Maria. Meine Liebe.
Leise höre ich es atmen. Ich lege meine Hand auf sein Bäuchlein und spüre, wie er sich langsam hebt und senkt. Überlebt, schießt es mir durch den Kopf.
»Morgen werde ich in Erfahrung bringen, ob du noch Verwandte hast, meine Kleine«, flüstere ich, setze mich auf den Holzstuhl am Fenster und schaue hindurch.
Was soll aus ihr werden? Und aus mir? Sollte ich nun für ein Kind verantwortlich sein? Möglich ist alles. Darauf gefasst, was ich zwar nicht, aber ich schwöre: Ich werde kämpfen!

»Schmeckt's?«
»Klar, was geht?«, frage ich.
»Nicht viel. Und bei dir? Vorlesung? Sind wieder welche gestorben im ach so schrecklichen Mexiko?«
»Ja, wie immer.« Ich nehme den BicMac in beide Hände, führe ihn zum Mund und beiße hinein, wobei er eine großen Ketchupfleck auf dem Tablett hinterlässt, über den ich eine Stoffserviette lege und genüsslich erkläre: »Ach, die Vorlesung, immer nur Tote, aber wir müssen uns damit auseinandersetzen. Wir sollen es ernst nehmen, nicht damit spielen – es sei ja die brutale Realität.«
Wir lachen.
Wenn ich dort wäre, würde ich aufräumen!

ENDE

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo zusammen,

das ist meine erste Geschichte hier auf eurer Plattform (ich weiß, dass sie nicht euch gehört) und freue mich über jeden Kommentar.

"So fern und doch so nah" entstand bereits vor einigen Jahren. Mich würde interessieren, ob ihr das, was sich unter der 'Oberfläche' der Erzählung verbirgt, wahrgenommen habt bei der Lektüre, oder ob ich es nicht geschafft habe, meine Intention gut, aber dennoch durchschaubar zu verpacken - was ja eigentlich die Aufgabe eines guten Autors darstellt, der sogenannte "engagierte Literatur" in Angriff nimmt (das heißt nicht zwangsweise, dass ich das hier tue!).

Achso: Der Stil mit 'knackigen' Sätzen ist übrigens gewollt.

Ich hoffe, dass meine erste Veröffentlichung keine Qual für euch dargestellt hat? :)

Beste Grüße aus Lille,
LazarilloDeTormes

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Tormes,

»Sehen, nicht nur verstehen. Man muss den Arsch zusammenkneifen und Eier zeigen!«
Hier sollte die Geschichte anfangen. Die Reste davor brauchts nicht. Zu mal ich mich gefragt habe, wer macht da was und vor allem wo?
ich führe das Brötchen langsam an meinen Mund.
Mann ist die Figur spießig.
Mein Körper kann es kaum erwarten, die Nährstoffe gierig aufzusaugen. Die erste Kraftquelle am heutigen Tag
Wer denkt SO über seinen Körper?
Regentropfen klatschen auf ihre Augäpfel – keine Reaktion.
Das mit dem Regen muss vorher kommen.
Da liegt sie. Getroffen. In den Rücken geschossen, auf Brusthöhe, vermutlich das Herz. Ein seltsam dunkles Blut säumt ihr weißes Oberteil. Ich beuge mich über sie, drehe sie um und sehe ihr in die Augen. Keine Reaktion. Die Augen sind blutunterlaufen und aus den Mundwinkeln fließt der lebenswichtige Saft. »Ihr Scheißkerle!«
Ich drehe meinen Kopf, lege den Bleistift beiseite und wähle das Fenster zu meiner Linken, blicke hindurch und grinse.
? ? ?
Wir rennen wieder. Gleich schießt er, raunt es mir durch den Kopf. Ich stoße sie nach links, sie fällt. Ein Graben – Sicherheit.
Also ist die Freundin doch nicht tot? Kannst du die Erinnerungen nicht irgendwie markieren, ob jetzt kursiv markiert oder inhaltlich, irgendwie muss das kenntlich gemacht werden, sonst ist das einfach zu verwirrend.
Ha, gegen mich hat keiner eine Chance!
Ist der cool. :rolleyes:
Held zu sein, ist schon was Schönes!
Der Tod ist auch was Schönes.
Die rotbraune Innenverkleidung des ringförmigen Kanals, der uns Zuflicht gewährt, jagt mir einen zusätzlichen eiskalten Schauer über den Rücken.
Die rotbraune Innenverkleidung des ringförmigen Kanals jagt ihm einen eiskalten Schauer über den Rücken? :)
Die einzige Information, die hier der Leser braucht, ist, dass sie sich in irgendeinen Kanal flüchten, aber durch diesen umständlichen Monstersatz, der nichts anderes als eine Überladung ist, kriegt man das nicht wirklich mit.
Meine kleine Hütte im Dorf U.
Ich glaube, das ist das Problem dieser Geschichte. Du bietest überhaupt keine Identifikationmöglichkeiten für den Leser, Dorf U. Ich weiß weder was deine Figur will, abgesehen davon, dass er Soldaten hasst und ein Held sein möchte, noch wo das ganze spielt, wer gegen wen ist, was da eigentlich davor passiert ist. Deine Kritik ist einfach zu allgemein: Das System ist scheiße (welches System?) Soldaten sind böse Menschen (welche Soldaten?)
Das bleibt mir alles zu anonym, ich kann nix nachvollziehen, auf einer Demo hat eine Frau ihr Baby dabei? Hä? Oder ist das ein Aufstand? Da sollte man eigentlich auch die Kinder zuhause lassen.
Es hat seine Mutter verloren, die für ihre Überzeugung eintrat, lässt mich mein Gewissen erschaudern.
Oh nee, komm schon, also es wäre jetzt ziemlich fies zu sagen, die Mutter hat selbst schuld, aber es stimmt. Wie kann man so dämlich sein und ein Baby mit auf eine Demo nehmen, bei der man weiß, dass irgendein Depp Mist bauen könnte? Du zwingst den Leser mit unfairen Mitteln auf der Seite deines Prots zu stehen, das ist nicht fair.

Wir sollen es ernst nehmen, nicht damit spielen – es sei ja die brutale Realität.«
Wir lachen.
Wenn ich dort wäre, würde ich aufräumen!
Gut, alles ist nur eine Träumerei von deinem Prot.
Wenn ich das so verstanden habe, dann ist deine Figur ein feiges Huhn, da er eigentlich sich für eine gerechte Sache einsetzen will, aber als ein Kommilitone ihn auf das "ach so harte Leben in Mexiko" anspricht, macht sie sich selbst darüber lustig. Kein Rückgrat? Außerdem dachte ich immer, man würde das studieren, was einen so interessiert. Also wenn die da Politikwissenschaften oder Geschichte studieren, dann tut man das auch normalerweise aus Interesse und nicht, weil man gerade nix zu tun hat. Wieso machen die sich also über die Ereignisse, die irgendwo passieren so lustig? Oder weil der Prof ein Idealist ist? Komische Sache. Wie dem auch sei, mir hats nicht so gefallen, kann meinetwegen ein wichtiges Thema sein, vielleicht auch interessant, die Umsetzung ist aber nicht so gelungen, nicht nur dein Stil, den ich als stocksteif empfinde, auch die Handlung, um sie wahrscheinlich zu verstehen, müsste ich die Geschichte noch einmal lesen. Das möchte ich aber nicht. :)
was ja eigentlich die Aufgabe eines guten Autors darstellt, der sogenannte "engagierte Literatur" in Angriff nimmt (das heißt nicht zwangsweise, dass ich das hier tue!).
Doch, genau das spiegelt sich in deiner Geschichte wider, einerseits willst du dich "engagieren" andereseits traust du dich nicht, weil diese sog. "engagierte Literatur" belächelt wird?
Achso: Der Stil mit 'knackigen' Sätzen ist übrigens gewollt.
Ich hab keine entdeckt.

Der Titel könnte glatt in die Rubrik Romantik/Erotik passen. :D

Herzlichen Willkommen bei kg.de, viel Spaß hier, joa. :)


JoBlack

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo, JoBlack,

danke für deine Einschätzung :)

Leider hast du die Geschichte aber nicht verstanden. (Ist natürlich mein Fehler, ich weiß, oder?)
Es wurden nicht umsonst "blancs" (Auslassungen) eingefügt!

Zur Geschichte: Hier sind zwei verschiedene Orte beschrieben: einmal der Student, der in der Vorlesung zwar zuhört, aber das, was er hört, verharmlost, indem er damit in Gedanken spielt. (er spielt Gott?)
Der zweite Handlungsort ist, wie man am Ausruf "Ya basta" erkennen kann, Mexiko selber - es ist nicht der Traum vom Studenten, der absichtlich keinen Namen trägt. Es fließen hier zwei Realitäten nebeneinander her: Während der Student behutsam über ernsthafte Themen nur lächelt und damit "spielt", kämpft zur selben Zeit in Übersee (Mexiko) ein Mann gegen Soldaten - warum? Das wird durch die Symbiose von Traum (Student) und Mann (Wirklichkeit) deutlich gemacht: Subcomandante Marcos (EZLN) - der im Text auftaucht! (aufmerksam lesen!) - führt einen Massenauflauf an, der durch Provokation in einem Disaster endet, wo ein oberflächlich betrachteter (namenloser) Mann sich für jemand anderes einsetzt, sein Leben riskiert - und damit Verbundenheit ausdrückt mit denjenigen, die für ihren Glauben/Ideologie eintreten.

Mit "knackige Sätze" bezog ich mich übrigens auf einen Erzählstil, der telegrammartig daherkommt - der ist gewollt. Was du allerdings mit "stocksteif" sagen möchtest, bleibt mir unklar. (Er ist natürlich gewöhnungsbedürftig ;) )

Gut, dass dir die Geschichte nicht gefallen hat, ist dein Eindruck, vielen Dank dafür. Ist eben keine "normal geschriebene" Story, die so heute tonnenweise auf uns einprasselt. Ich beruhige dich auch gleich: So schreibe ich nicht immer! ;)

Noch eines: Ich hatte bei deiner Kritik den Eindruck, dass du mit den "Orten" durcheinander gekommen warst bzw. sie gar nicht voneinander hattest trennen können - stimmt's? Deshalb ja auch deine Annahme, es wäre alles nur ein Traum gewesen - das war es EBEN NICHT!
Dass, was der Student im Kopf mit sich selber in der Hauptrolle abspielt, erlebt ein anderer in Wirklichkeit. Zwei Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten und trotzdem so nah beieinander liegen: Beide verschmelzen miteinander. Das war auch eines der Ziele des Textes: Der Leser sollte im Verlaufe der Geschichte den Faden unbewusst verlieren - bei dir hat's ja deiner Aussage zufolge geklappt. ;)


An diesem Beispiel zeigt sich, dass du nicht gesehen hast, dass der Student einen Tagtraum hat - und über diesen innerlich lacht!

Da liegt sie. Getroffen. In den Rücken geschossen, auf Brusthöhe, vermutlich das Herz. Ein seltsam dunkles Blut säumt ihr weißes Oberteil. Ich beuge mich über sie, drehe sie um und sehe ihr in die Augen. Keine Reaktion. Die Augen sind blutunterlaufen und aus den Mundwinkeln fließt der lebenswichtige Saft. »Ihr Scheißkerle!« [Hier sind wir im Traum]
[Hier im Saal mit dem Studenten] Ich drehe meinen Kopf, lege den Bleistift beiseite und wähle das Fenster zu meiner Linken, blicke hindurch und grinse.

Außerdem ist deine Schlussfolgerung hinsichtlich der Kritik im Text nur oberflächlich:

Deine Kritik ist einfach zu allgemein: Das System ist scheiße (welches System?) Soldaten sind böse Menschen (welche Soldaten?)

Das wird in diesem Text überhaupt nicht kritisiert - die Kritik versteckt sich viel "tiefer"; die Soldaten sind nebenbei gesagt hier sogar mehr die Opfer und bestenfalls Nebenfiguren, nichts weiter. Natürlich kann es am Geschichtsaufbau, der Struktur etc. liegen, dass du es nicht erkannt hast, aber so oberflächlich solltest du Texte nicht einschätzen. Die Kritik zieht sich über die gesamte Geschichte - die Prämisse ist die Kritik, nicht wer darin hier und da mal auftaucht. ;)

Zitat:
Held zu sein, ist schon was Schönes!
Der Tod ist auch was Schönes.
Der Student sieht sich als Held - im Traum. Er spielt, als könne man alles so drehen, wie man wollte - und niemand täte es weh. Er nimmt es nicht ernst. Deinen Satz deute ich so, dass du die implizite Aussage nicht verstanden hast.

Das bleibt mir alles zu anonym, ich kann nix nachvollziehen, auf einer Demo hat eine Frau ihr Baby dabei? Hä? Oder ist das ein Aufstand? Da sollte man eigentlich auch die Kinder zuhause lassen.
Es spielt hier in Mexiko. Die unteren Schichten haben keine Institutionen wie wir hier - sie sind ständig bei ihrem Nachwuchs, kämpfen zugleich aber auch für dessen Zukunft. Außerdem sehen sie sich alle als "gleich" an, weshalb sie die "pasamontañas" (etwa: Skimütze) von Marcos als Zeichen übernommen haben (-> Wer sie trägt, sieht sich zugleich als "Marcos", und Marcos präsentiert UNS, unsere untere soziale Schicht. Jeder ist gleich. Deshalb bleiben hier alle anonym! Wen soll ich herausstellen?)

Ist alles schwer, sich das als Europäer vorzustellen (ich kann das aber nicht alles im Text unterbringen, sonst wird er zäh) - ich geb z.B. mein Kind mal schnell hier oder da ab und geh mal zur Montagsdemo, bin aber in zwei Stunden zurück, Schatz! - Hier versteckt sich zugleich Kritik an Außenstehenden wie dich, der die wirkliche Situation nicht erkennt und alles nur mit sich selber vergleicht.

Oh nee, komm schon, also es wäre jetzt ziemlich fies zu sagen, die Mutter hat selbst schuld, aber es stimmt. Wie kann man so dämlich sein und ein Baby mit auf eine Demo nehmen, bei der man weiß, dass irgendein Depp Mist bauen könnte? Du zwingst den Leser mit unfairen Mitteln auf der Seite deines Prots zu stehen, das ist nicht fair.
Es gibt keine "fairen" Mittel. Alle Tricks, die ein Autor nutzt, um die Gefühle der Leser zu erreichen, sind zielgerichtet - und somit auch manipulierend. Je nach Geschichte sind sie natürlich anders gesät. Schau dir - ich sehe dass du ihn magst(?) - Stephen Kings "Amok", "Riding the Bullet", "Mysery" oder von mir aus "The Shining" an.

Außerdem dachte ich immer, man würde das studieren, was einen so interessiert.
Warst du an der Uni? Wenn nicht, geh heutzutage mal hin und frag die Studenten, du wirst dich wundern! *lol*


Natürlich ist die Geschichte nicht annähernd perfekt, soll sie auch nicht sein :) Ich habe auch viel Symbolik benutzt, sie aber gut getarnt verteilt. Es sind viele Details versteckt, die alle zusammen einen Sinn ergeben, wenn man die Geschichte verstanden hat. - Wer sie nicht verstanden hat und nur auf einzelne Wörter einschlägt; okay, bitteschön. Aber der Inhalt ist noch immer wichtiger als "Der Stil gefällt mir nicht" ;)

Achso: Wo habe ich gesagt, dass engagierte Literatur belächelt würde? Nirgends. Das war deine Aussage. Ich finde sie wichtig - leider wird sie aber oft nicht in ihrer Zeit wahrgenommen, sondern erst später, wenn man "objektiver" über das Erzählte nachdenkt/nachdenken kann.

So, der nächste, der meinen Text zerfleischen möchte: Voran :D

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi, Schreibmaus,

rausreden tue ich mich nicht, ich habe oben nur deutlich machen wollen, was ausgedrueckt werden sollte.

Aber dass nicht immer sofort geklaert wird, wer sich wo befindet und wer "uns" oder "ich" sind, ist gewollt, ausserdem wird es danach im Text geklaert. Finde uebrigens die Tatsache, dass jede Figur "sichtbar" sein muss, einfach monoton heutzutage. Viele bedeutende Texte sind "anonym" gehalten, aber eben ziemlich anspruchsvoll deswegen. :)

Schiefe Bilder? Laesst sich leicht sagen; Beispiele?

Und zu dem "Ich komme nicht mit, wer gerade was erlebt": Es sind Auslassungen eingefuegt, die beide Handlungsstraenge klar trennen. Was daran verwirrend sein soll, bleibt mir ein Raetsel; bitte Aufklaerung. (Vielleicht mal aufmerksamer lesen und nicht immer ueber den Text sprinten? Oder ein 2. Mal lesen?)

Auf jeden Fall hab ich solche Reaktionen erwartet. :) Ich bin auch weiterhin gespannt.

Beste Gruesse,
Lazarillo :)

(Hab ne franzoesische Tastatur benutzt)

 

Ehm, doch, ich habe die Geschichte genau so verstanden, wie du's erklärt hast. Die Kritik bleibt trotzdem dieselbe. Du kannst deine Leser nicht zwingen aufmerksam zu lesen, entweder man ist in einem Text drin oder eben nicht. Und deiner ist unglaublich zäh und anstrengend. Ich kann das alles nicht gierig aufsaugen, wie du es gerne hättest. Anstatt mich mit einem Text zu quälen, klicke ich weg und lese eine andere (spannendere) Geschichte. Willkommen im Forum.

Hier sind zwei verschiedene Orte beschrieben: einmal der Student, der in der Vorlesung zwar zuhört, aber das, was er hört, verharmlost, indem er damit in Gedanken spielt. (er spielt Gott?)
1. Schon gecheckt.
2. Nein, er spielt nicht Gott, es sei denn seine Gedanken hätte irgendeine Auswirkung auf die Realität.
Während der Student behutsam über ernsthafte Themen nur lächelt und damit "spielt", kämpft zur selben Zeit in Übersee (Mexiko) ein Mann gegen Soldaten - warum?
Okay, nette Verknüpfung, mehr aber auch nicht.
Subcomandante Marcos (EZLN) - der im Text auftaucht! (aufmerksam lesen!) - führt einen Massenauflauf an, der durch Provokation in einem Disaster endet, wo ein oberflächlich betrachteter (namenloser) Mann sich für jemand anderes einsetzt, sein Leben riskiert - und damit Verbundenheit ausdrückt mit denjenigen, die für ihren Glauben/Ideologie eintreten.
Tjoa, wenn alle namenlos und anonym bleiben, wie soll ich die dann unterscheiden? Du könntest ihnen natürlich auch Nummern geben, aber das würde doofe Assoziationen geben, das wollen wir natürlich nicht.
Was du allerdings mit "stocksteif" sagen möchtest, bleibt mir unklar. (Er ist natürlich gewöhnungsbedürftig )
Hast bestimmt schon mal einen Brief von irgendeinem Amt bekommen, oder? Stell dir vor, so ein Beamte verfasst eine Kurzgeschichte.
Dass, was der Student im Kopf mit sich selber in der Hauptrolle abspielt, erlebt ein anderer in Wirklichkeit.
:) Schon klar, wenn ich träume, dass irgendwo irgendwer irgendwen ermordet, dann ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch, dass gerade irgendwo irgendwer irgendwen ermordet und es hat nix mit mir zu tun, weil ich eben nicht Gott bin. Ich habs doch geschnallt.
Der Leser sollte im Verlaufe der Geschichte den Faden unbewusst verlieren - bei dir hat's ja deiner Aussage zufolge geklappt.
Hmm, ich schreibe bald eine Geschichte, bei der ich bewusst WErt darauf lege, dass der Leser sich langweilt. :)
Das wird in diesem Text überhaupt nicht kritisiert - die Kritik versteckt sich viel "tiefer"; die Soldaten sind nebenbei gesagt hier sogar mehr die Opfer und bestenfalls Nebenfiguren, nichts weiter.
Ui.
Der Student sieht sich als Held - im Traum. Er spielt, als könne man alles so drehen, wie man wollte - und niemand täte es weh. Er nimmt es nicht ernst. Deinen Satz deute ich so, dass du die implizite Aussage nicht verstanden hast.
Das ist doch nur ein Tagtraum, der hat doch nicht wirklich gepennt. Was ist denn die implizite Aussage von "Held sein ist was Schönes"? Hä?

Deine Erklärungen sollten übrigens im Text sein und nicht unter der Geschichte, wenn man die eigene Geschichte erklärt, hat man was falsch gemacht.

Es gibt keine "fairen" Mittel. Alle Tricks, die ein Autor nutzt, um die Gefühle der Leser zu erreichen, sind zielgerichtet - und somit auch manipulierend.
Bis jetzt habe ich kein Baby in meiner Geschichte ermordet, um den Leser parteiisch zu machen - kommt aber noch. :D
Warst du an der Uni? Wenn nicht, geh heutzutage mal hin und frag die Studenten, du wirst dich wundern! *lol*
Ehm, lol zurück und wir reden hier nicht von BWL-STudenten, wobei es auch wirklich unter ihnen welche gibt, die das Fach wirklich studieren wollen. Nee, ich meinte Geschichts oder Politikwissenschaftsstudenten.
Achso: Wo habe ich gesagt, dass engagierte Literatur belächelt würde? Nirgends. Das war deine Aussage. Ich finde sie wichtig - leider wird sie aber oft nicht in ihrer Zeit wahrgenommen, sondern erst später, wenn man "objektiver" über das Erzählte nachdenkt/nachdenken kann.
Ehm, wieso distanzierst du dich dann davon, obwohl doch deine Geschichte nen missionarischen Touch hat?

Na ja, was auch immer, viel Spaß im Forum.

JoBlack

 
Zuletzt bearbeitet:

Moi Lazarillo,

sehr interessanter Ansatz: zwei unterschiedliche Länder, verschiedene Ebenen, (Nicht-)Engagement in politischen Konfliktsituationen usw. Leider bleibt für mich die Abhandlung oberflächlich, weil sie sich mit einer einfachen Gegenüberstellung zweier Realitäten begnügt. Keine der beiden Ebenen wird hinterfragt. Letzteres ist durchaus als Textform möglich, dafür ist dieser aber zu lang.

Somit muß ich mich in fast allen Punkten meinen beiden Vorrednerinnen anschließen.
Dazu noch eines vorweg: Du reklamierst einen experimentellen Stil, wirfst Deinen Kritikerinnen vor, sich nicht genug mit dem Text auseinandergesetzt zu haben, bemerkst nebenher, daß Du mit solcher Kritik gerechnet hättest. Vorsicht! Hier machst Du es Dir einfach - implizite Unterstellung, Deine Leser seien nur zu spießig, Dir zu folgen. Dafür gibt es doch gar keine Anhaltspunkte. Willst Du also gar nicht wissen, wie Deine Texte sich mit fremden Augen lesen?

Was mich in Deinem Text gehalten hat, obwohl er mE langatmig und umständlich formuliert wurde (nein, nicht innovativ oder zu anspruchsvoll), ist: was für Schlüsse wohl daraus gezogen würden, warum Mittelschichts-Studis Obsessionen mit politischen Konfliktsituationen anderer Länder entwickeln, ohne sich aber tatsächlich sinnvoll zu engagieren. Deine Figur, an der Du diese Beobachtung, Kritik, festmachst, bleibt aber blaß, das Thema verschenkt. Wir lernen, daß er sein Brot langsam ißt und keine Flugblätter von Gothicmädels nimmt. Er ist vom Seminar gelangweilt, und flüchtet sich in Sozioromantik-Tagträume. Am Ende wirft er sein Geld einem imperialistischen Schweinekonzern ... sehr zaunpfahlig, übrigens. Soweit eine Ebene.

Die andere Ebene ist in sehr viel flotterem Tempo geschrieben, könnte durchaus mitreißen. Mit viel Erinnerungskramerei und fuzzy logic konnte ich das Geschehen grad noch so einordnen. Sowas hält davon ab, sich auf eine Geschichte einzulassen.
Dann kommen zwei erneute Brüche, die Erinnerung der einen und die Träumerei der anderen Person. Ich mag Perspektivwechsel, sogar surreale Texte, aber auch ich mußte diesen Part mehrmals lesen. Das ist unsauber gelöst: Wenn ein Perspektivwechsel die Leser zurück zum bereits Gelesenen zwingt, hat man als Autor (ich greife mir hier gleich mal an die eigene Nase) den Übergang versemmelt. Da hilft es nicht viel, wenn einem selbst das sonnenklar erscheint, auch andere müssen es noch flüssig lesen können.

Telegrammstil? Ungewöhnlich? Finde ich nicht:

Da liegt sie. Getroffen. In den Rücken geschossen, auf Brusthöhe, vermutlich das Herz. Ein seltsam dunkles Blut säumt ihr weißes Oberteil. Ich beuge mich über sie, drehe sie um und sehe ihr in die Augen. Keine Reaktion. Die Augen sind blutunterlaufen und aus den Mundwinkeln fließt der lebenswichtige Saft.
Ja, viele Punkte, aber genausoviele redundante Informationen. Telegrammstil wäre: nur das Nötigste. "getroffen, erschossen, in Rücken, auf Brusthöhe, ins Herz" = alles eine Aussage, viele Ansätze, keine Pointe. Sowas macht Lesen langwierig. Daß Du nach etwas antiquiert-umständlichen wie "lebenswichtigem Saft" greifst, um eine erneute Doppelung von Blut zu vermeiden, zeigt, daß hier nichts Neues gesagt wird. Wieder keine Pointe, da seine Reaktion "Ihr Schweine" nicht überraschend kommt.
Je kürzer die Sätze, umso mehr muß die Wortwahl sitzen: "Ein Blut" kann noch poetisch sein, aber mir drängen sich Gedanken über den Sitz der Kleidung auf, wenn Blut bei einem Schuß in die Körpermitte das T-Shirt "säumt". Schon ist man emotional wieder draußen. Das nur als ein Beispiel.

Hier fluppts wiederum - das ist intensiv, dynamisch:

Ohne lange nachzudenken, mache ich kehrt, weiche den Flüchtenden aus, springe über Pfützen und rutsche auf dem vom Regen durchweichten Boden beinahe aus.

Abschließend noch zu Deinem Kommentar
Es spielt hier in Mexiko. Die unteren Schichten haben keine Institutionen wie wir hier - sie sind ständig bei ihrem Nachwuchs, kämpfen zugleich aber auch für dessen Zukunft. Außerdem sehen sie sich alle als "gleich" an, weshalb sie die "pasamontañas" (etwa: Skimütze) von Marcos als Zeichen übernommen haben (-> Wer sie trägt, sieht sich zugleich als "Marcos", und Marcos präsentiert UNS, unsere untere soziale Schicht. Jeder ist gleich. Deshalb bleiben hier alle anonym! Wen soll ich herausstellen?)

Ist alles schwer, sich das als Europäer vorzustellen (ich kann das aber nicht alles im Text unterbringen, sonst wird er zäh) -(...)Hier versteckt sich zugleich Kritik an Außenstehenden wie dich, der die wirkliche Situation nicht erkennt und alles nur mit sich selber vergleicht.

Es ist heikel, den Leser (als Nichtexperten) zu kritisieren, wenn man als Autor keine Veranlassung sieht, nötigstes Hintergrundwissen elegant in den Text zu integrieren. Als Autor muß man sich diese Mühe machen, anstatt Leser zum Nachsitzen zu Wiki zu schicken. Oder man läßt es vage, kann dann aber damit leben, daß nur ein Bruchteil nachvollzogen wird.

Vllt wird diese Kritik so für Dich nachvollziehbarer: Ein Vergleich aus einer anderen Kultur, der gut auf Deine Geschichte übertragbar ist. Wenn ich eine Gruselstory um Tod, Besessenheit, Tabubrüche und grausame Naturgötter schreiben wollte, die dazu in einer Sauna spielen soll, kann ich Lesern einer deutschen Site nicht verübeln, wenn sie sich scheckig lachen. Weil sie an Hallenbäder und dickbäuchige Männer in Badelatschen denken. Kann nicht sagen: jetzt seid's mal nicht so faul, und schaut euch an, was Sauna hier in Finnland bedeutet; ein bißchen Ethnologie hat noch niemand geschadet. Sondern ich müßte versuchen, den volksmagischen Hintergrund, unterschiedliche Traditionen, mitreinzuweben. Oder das Ding halt auf einer einheimischen Site posten, wo der Kontext gleich verstanden wird. So ist das mit Deinen Aufständischen und der Situation in Mexiko.

Heippa hei,
Katla

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo, KatIa

Vielen Dank für deine Ansicht. Ich teile sie auch - jetzt, wo du die erste bist, die es mir auch mal aus der Leserpersepektive richtig vermittelt, wird es einfach klarer. :) Als Autor, auch wenn es schon länger her ist, hängt man einfach zu viel drüber.

Eins muss ich aber trotzdem anbringen (keine Kritik!): Die Geschichte war ein Experiment vor zwei/drei Jahren, einen Konflikt in Worte zu fassen und zugleich den "Abstand" anderer zu zeigen. Sie wurde eben nicht als "Kurzgeschichte" konzipiert und somit auch nicht an die Erwartungen der Leser.
Dass dabei ein spezielles Thema aufgegriffen wurde (EZLN, etc.), macht die Geschichte als Geschichte eigentlich unbrauchbar - zumindest für denjenigen, der damit nix am Hut hat. Und das ist ja hier der Fall - bei den allermeisten. In dieser Hinsicht wird sich jeder negativ äußern (langatmig, oberflächlich, umständlich geschrieben,...) ;)

Vielen Dank nochmal für deine konstruktive Kritik, KatIa ... vielleicht werde ich aus diesem Experiment nochmal eine richtige "normale" Geschichte basteln (auf Grund deiner positiven Äußerung zum "flott geschriebenen" zweiten Plot) und sie wieder von euch beurteilen lassen. Wie wär's? Muss ja mal beweisen, dass ich auch "gut schreiben" kann :)

@JoBlack: Den Sinn einer Argumentation ins Absurde kehren, kann jeder. Wo bleibt denn deine Sachlichkeit?

Liebe Grüße,
Lazarillo

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom