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Soirée dans Grenade

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22.02.2005
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Soirée dans Grenade

"Wenn man sich Reisen nicht leisten kann, muss man sie durch Fantasie ersetzen." C.Debussy​

Das rhythmische Klatschen, begleitet von Flamencogitarren und dem heftigen Aufstampfen der Tänzerinnen, verliert sich hinter mir. Ich habe es nicht mehr ertragen, diese Enge, diese erstickende Luft, das wilde Wirbeln der bunten Röcke, ein Flimmern auf der Netzhaut, das stinkfreundliche Lächeln des Kellners, die schwitzenden fetten Touristen, der überklimatisierte Bus, der uns hier auf den Sacromonte gebracht hat – nein, so hatte ich mir Granada nicht vorgestellt.
Das ist meine Schuld. Wenn ich nicht so hoffnungslos romantisch und verträumt wäre. Fotobände gaukeln verlockende Illusionen vor. Ich will auch mit den Augen eines Fotografen sehen können, aber jedes Mal, wenn ich in fremde Länder reise, werde ich enttäuscht, weil nichts so märchenhaft ist, wie ich es mir ausgemalt habe.

Ich bin hierher gekommen, um mich zu erholen, ein bisschen von der südlichen Lebensenergie mitzunehmen, aber im Augenblick ist mir alles zu viel, die Hitze, der Alkohol, die Menschen. Die letzte Tournee hat uns ziemlich ausgelaugt, da wir alle nebenbei noch einen Job haben. Von der Musik allein leben nur die wenigsten.

Die Nachtluft ist frisch, nicht so stickig wie eben noch vorhin. Die weißen Mauern der Häuser leuchten blau im späten Licht des Abends. Unter meinen Sandalen fühle ich die runden, faustgroßen Pflastersteine, ein angenehmes Gefühl, beruhigend. Hier auf dem Albaicín werden die Gassen enger und verwinkelter, als stauchten sich die Häuser zusammen. Hinter der nächsten Ecke taucht ein kleiner, verlassener Platz auf, der von Bäumen umsäumt wird, die tagsüber ein wenig Schatten spenden. Dort setze ich mich auf eine Bank und kann durch das dürre Geäst Sterne erkennen, als ich hinaufschaue. Ich schließe die Augen und achte auf Geräusche. Das mache ich gerne, Geräusche bestimmten Dingen zuordnen. Irgendwo plätschert ein Brunnen. Ein Motor wird gestartet. Das ferne Rauschen des Verkehrs. Kaum wahrnehmbar brummt ein Flugzeug über mir. Und dann, ich merke es beinahe nicht, verebben die Geräusche, driften fort.
Ich kann die Stille fast greifen.

Langsam stehe ich auf und schaue mich um. Woher bin ich gekommen? Die Gassen sehen alle gleich aus. Etwas unentschlossen gehe ich ein paar Schritte, bleibe nochmals stehen. Und da höre ich sie, die leise Melodie. Ich kann nicht mit Bestimmtheit sagen, was für ein Instrument es ist. Eine Flöte, eine Violine? Oder ist es eine reine Melodie, wenn es so etwas geben sollte? Musik in ihrer urtümlichsten Form, an diesem Gedanken haftet etwas Faszinierendes.
Ich laufe los, ich muss dieser Melodie folgen. Ein feines Trommeln setzt ein, ein sich ständig wiederholender Rhythmus, wie bei Ravels Bolero, denke ich. Die Gasse neigt sich. Vor mir spannt sich über ein kleines Stück Himmel ein maurischer Torbogen, den ich durchschreite. Zu beiden Seiten nur noch leere Wände, hohe Gartenmauern, was dahinter liegt, kann ich nicht sehen. Große, verwunschene Gärten? Verlassene Höfe? Die Gasse ist bald zu Ende und mündet in einen weiteren Platz. Wieder stehen da Bäume, doch diesmal ist eine Seite des Platzes offen, sodass man bis zur Alhambra hinüber sehen kann. Die Zinnen der Roten Burg sind in helles Mondlicht getaucht. Eine Gestalt mit einem breitkrempigen Hut steht an der Brüstung. Ich horche, aber die Musik ist wieder verschwunden.

Der Mann dreht sich zu mir um und lächelt. Ein kurzer, dunkler Bart umrundet sein Kinn.
„Buenas Noches!“, grüßt er mich. Sein Spanisch hat einen französischen Akzent.
„Bonne Soirée?“
Wieder lächelt er. „Oui, Sie haben mich entlarvt. Mon Dieu, ich muss noch mehr üben. Verzeihen Sie mein schlechtes Spanisch. Darf ich mich vorstellen? Claude.“
„Angenehm. Carmen.“
Ich betrachte ihn genauer. Er trägt einen altmodischen Anzug, eine weiße Weste und elegante, schwarze Schuhe. Ein Mann der alten Schule, ein französischer Gentilhomme.
„Was treibt Sie denn so spät noch hierher?“, frage ich.
„Das gleiche wie Sie, nehme ich an.“
„Wie? Ich verstehe nicht.“
„Die Musik. Die Melodie.“
Ich entsinne mich. „Ja, woher wissen Sie? ... Haben Sie es auch gehört?“
Er nickt. „Die Musik ist immer hier. Sie ist überall, aber hier ist sie besonders gut zu ... spüren. Mein Freund Manuel hat es mir erzählt, zuerst wollte ich ihm nicht glauben, aber nun habe ich mich selbst davon überzeugt. Es ist wunderbar, das kann ich Ihnen sagen.“
Ich strenge mich an und schließe nochmals die Augen. Ja, da ist es wieder. Das Trommeln. Und die Melodie setzt wieder ein, schwingt sich über den Rhythmus.
„Sehen Sie die Alhambra?“
Ich nicke.
„Ein wahres Wunderwerk nicht? Das ist die Poesie der Architektur, eine Melodie für die Augen.“
Die nüchterne Schönheit der Mauern fesselt mich. Das Innere des Palastes soll aber gänzlich ein Gegensatz dazu sein, eine Perle, eine Orgie an filigranen Ornamenten, eine Oase inmitten einer Oase.
„Kommen Sie mit!“, fordert Claude mich auf.

Einige Zypressen lehnen sich über den staubigen Weg, der sich den steilen Hang hinauf windet, Steine knirschen unter unseren Füßen. Wir schweigen, als wollten wir die Musik nicht unterbrechen, nur unser Atem ist zu hören. Oben angelangt, überdeckt schwermütiges Geäst den ganzen Weg. Zum Schatten der Bäume gesellt sich derjenige der Burgmauer. Wir laufen in diesem Dunkel weiter bis sich die Bäume vor uns wieder öffnen. Die Melodie ist stärker geworden, beflügelter und härter, ohne ihre Grazilität zu verlieren. Immer noch wortlos betritt Claude die alten Gemäuer, die teilweise von Efeuranken und exotischen Schlingpflanzen überwuchert sind. Die Steine scheinen von vergessenen Geschehnissen, Erinnerungen und verlorenen Träumen zu murmeln, betten die Melodie ein.

„Schauen Sie, die Puerta del Vino“, flüstert Claude. Er bleibt vor dem weinroten Tor stehen. „Trotz der Schlichtheit ein Meisterwerk. Früher wurde der Wein hier verzollt, deshalb der Name. Ich kann sie beinahe sehen. Wagen voller Fässer, wie sie von den geschäftigen Menschen verladen werden. Öffnen Sie die Tore der Vergangenheit und Imagination.“
Die Musik entführt mich tatsächliche in fremde Welten, aber ich nehme die Dinge nicht visuell wahr, sondern fühle sie auf eine ganz eigene, greifbare Art. Ich nicke.
„Aber das Schönste haben Sie noch gar nicht gesehen.“

Das Spiegelbild des mächtigen Comares verdunkelt das Wasser im länglichen Becken. Es riecht angenehm. Wir stehen unter den Arkaden und betrachten den Myrtenhof.
„Spüren Sie, wie sie zurückkehrt?“
Verwirrt löse ich meinen Blick von der Wasseroberfläche. „Wie meinen Sie das?“
„Sie suchten doch die Musik? Nun, sie ist hier, in jedem Stein, in jeder Ritze, zwischen den Säulen, im Wasser. Man muss nur genau hinhören. Nehmen Sie sich etwas davon mit – nur zu.“
Er hat Recht, die Luft ist erfüllt von Melodiefetzen, Rhythmen, Motiven, Figuren. Die Melodie von vorhin ist verschwunden, untergetaucht in diesem leisen Wirrwarr aus Klängen.
„Sind Sie auch der Musik wegen hierher gekommen?“, frage ich.
„Ich erzählte Ihnen bereits, was mein Freund Manuel mir schrieb. Glauben Sie auch, dass alle Musik schon existiert? Dass wir sie nur aufspüren müssen? Überall kann man sie finden, aber an manchen Stellen ist es stärker. Wie hier, an diesem alten Ort, wo schon viele Menschen vor uns aus diesem Ozean der Inspiration geschöpft haben. An solchen Orten findet man nicht nur Musik. Hören Sie die Worte, die Klagen, die Jubelrufe? Sehen Sie die Bilder und das Fest der Farben?“
Er seufzt. Verträumt? Schwelgend?
„Dies ist ein Geschenk, das Sie nicht ablehnen oder verschwenden sollten“, flüstert Claude und geht.
Ich folge ihm nicht, bleibe stehen und lausche. Zuerst wage ich es nicht, danach zu fassen. Dann, behutsam, atme ich tief ein und strecke die Hand aus. Es durchströmt mich. Meine Fingerspitzen berühren das Wasser. Mit meinem ganzen Körper tauche ich ins Becken. Ich treibe, während es immer stärker durch mich fließt. Die Musik kehrt zurück, gewaltig und sinfonisch. Meine Seele jubelt.

Wie viel Zeit ist vergangen? Ich betrete den Patio de Leones, den Löwenhof. Ein Hain aus marmornen Säulen umgibt mich. Mit den Händen fahre ich über die geschnitzten Rankenwerke. Ich trinke einen letzten Schluck aus dem Brunnen mit den steinernen, starren Löwenfiguren, während sich in der Ferne bereits ein heller Schleier in den Nachthimmel schiebt. Ich muss mich beeilen. Zauber vergehen immer bei Tagesanbruch.

Die ersten Menschen treiben sich schon auf den Strassen herum, emsige Zeitungslieferanten, Straßenfeger, Bäcker, Busfahrer. Im diesem magenta-bläulichen Licht der Dämmerstunde, in der keine Schatten zu sehen sind, laufe ich die Treppen einer Nebengasse hinunter. Vogelgezwitscher hat die Melodie abgelöst. Aber ich muss die Musik nicht hören, sie ist in mir.

 

Diese Geschichte ist von Debussys wunderbarem Klavierstück „Soirée dans Grenade“ inspiriert worden. Für mich ist der Text ein ziemliches Wagnis und ich würde gerne wissen, ob man ihn überhaupt versteht. Wenn das fantastische Element zu dünn ist, kann sie gerne verschoben werden.
Übrigens habe ich zum ersten Mal „ß“ benutzt :D .

 

Hi sirwen,

ich bin unschlüssig. Dein Text liest sich von den Beschreibungen wunderbar farbig und flüssig. Er berührt mich, allerdings auf eine Weise, die ich nicht recht festmachen kann. Wie ein schönes Gedicht.
Gut gefallen hat mir vor allem die Ausgebranntheit der Prot zu Beginn der Geschichte und die Beschreibung der Musik in der Alhambra zum Ende. Dein letzter Satz ist stark, an den werde ich sicher noch ein bisschen denken.

Handlungsmäßig ist die Story ja eher schlicht, und hat streckenweise etwas von einem Reiseführer über Granada, weil du mit Namen von Orten und ihren Bedeutungen um dich wirfst, das fand ich teilweise etwas verwirrend.

Das Ganze hat etwas Traumhaftes, Realitätsfernes, lebt von Bildern (ist ja oft so bei deinen Texten).
Ich glaube, ich mag den Text.

Irgendwo hatte ich Fehlerchen aufgetan, aber ich finde sie auf die Schnelle nicht wieder. Hab leider noch zu tun.

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hallo Ronja!

Uff. Danke für deine Kritik. Du kennst diesen schweren Stein ja auch ...

Das Ganze hat etwas Traumhaftes, Realitätsfernes, lebt von Bildern (ist ja oft so bei deinen Texten).
Die nächste Geschichte wird mehr Handlung haben, bestimmt. :)
Ich warte noch auf ein paar Kommentare und nehme dann, wenn nötig, ein paar Ortsnamen raus, damit es nicht zu sehr nach Reiseführer klingt.
ich bin unschlüssig.
Kannst du vielleicht nennen, woran das liegen könnte? Oder was meintest du damit?
Ich glaube, ich mag den Text.
Liest sich wie Honig :D.
Ich mach mich jetzt auf die Suche nach den Fehlerchen.

Liebe Grüsse
sirwen

 

Lieber sirwen,

die Geschichte erinnert mich von der wunderschönen Stimmung, die sie beim Lesen hinterlässt, an Agave Azul von Malinche. Das darfst du als Kompliment nehmen:).
Ich finde es nicht störend, dass sie nicht viel Handlung enthält, denn das ist ja, Debussy beim Wort genommen, vielleicht der Punkt, das was auf dem Papier fest und unumstößlich ist mit eigenem Leben zu füllen. Dergleichen schwebt mir zumindest vor.
In diesem Zusammenhang habe ich allerdings nicht verstanden, warum du schreibst, dass sie nur Bilder vom Innern der Alhambra kennt. Das sollte ihrer Fantasie doch genügen, oder?
Nachdem ich die Stimmung ja schon gelobt habe...ich finde, an einigen Stellen überspannst du den dünnen Bogen. Zwischen Stimmung von gleißendem Licht und "Kitsch" liegt oft sehr, sehr wenig. Es sind wenige, so etwa:

"Sehen sie die Bilder und das Fest der Farben?"
Meine Seele jubelt.

Trotzdem wirklich schön. Erinnert mich vom Weg der Protagonistin an ein Erlebnis, das ich mal in Florenz hatte. Vielleicht sollte ich darrüber mal was schreiben...

Liebe Grüße, deine nils

 

Liebe nils,

Danke für deine schnelle Antwort.

In diesem Zusammenhang habe ich allerdings nicht verstanden, warum du schreibst, dass sie nur Bilder vom Innern der Alhambra kennt. Das sollte ihrer Fantasie doch genügen, oder?
Stimmt. Überlegungsfehler meinerseits. Ich wollte damit sagen, dass sie noch nie in der Alhambra war. Bei mir war es so, dass der Anblick in Echt noch viel beeindruckender war als auf Bildern, was im Gegensatz zum ersten Abschnitt ist, wo sie sagt, dass Bilderbände sie enttäuschen. Ich formulier das um.

Nachdem ich die Stimmung ja schon gelobt habe...ich finde, an einigen Stellen überspannst du den dünnen Bogen.
Ich persönlich mag Kitsch nicht unbedingt, aber wenn ich schreibe, verfalle ich immer in so einen pathetischen Stil. Danke, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast.

Dein Florenzerlebnis würde mich wunder nehmen, schreib doch!

Liebe Grüsse,
Dein sirwen

 

olla sirven

Ich kann nicht Bestimmtheit sagen, was für ein Instrument es ist, eine Flöte, eine Violine?
ich glaube, du solltest diesen satz teilen, da der erste TEil noch keine Frage ist. dann erst Eine Flöte? Eine Violine? zudem ist der erste TEil falsch geschrieben. ich kann nicht mit Bestimmtheit sagen.

Grosse, verwunschene Gärten
was ist grosse? oder große?

Er ein kurzer, dunkler Bart umrundet sein Kinn
Flüchtigkeitsfehler. passiert mir auch andauernd

„Ja, woher wissen Sie? ... Haben Sie es auch gehört?“

Sie ist überall, aber hier ist Sie besonders gut zu ... spüren
das sie klein. es ist ja keine Anrede mehr hier.

Ja, da ist es wieder: das Trommeln

„Kommen Sie mit!“, fordert Claude mich auf.
beim Imperativ dann schon ein Ausrufezeichen

Zum Schatten der Bäume gesellt sich derjenige der Burgmauer.
Hä?

Trotz der seiner Schlichtheit ein Meisterwerk.
das die streichen. oder sogar ihre? ich weiß nicht, auf was du es beziehen möchtest.

An solchen Orten findet man nicht nur Musik. Hören Sie die Worte, die Klagen, die Jubelrufe

Mit meinem ganzen Körper tauche ich ins Becken

das zur Grammatik

ansonsten hast du diese Geschichte sehr farbenfroh und melodisch (:D) geschrieben. habe ich sehr gerne gelesen und bin deinen Ausführungen aufs Wort wolgen können. glückwunsch. das ende allerdings lässt zu wünschen übrig. sie war also einfach da, diese Melodie und singt ihre Vergangenheit? nun gut. die Handlung überlass ich dir.

Das Treibenlassen deines Prots hat mir daher wieder sehr gut gefallen. ich konnte mich schön mit ihm treiben lassen.

beste GRüße

 

Hallo Aris,

Danke fürs Heraussuchen der Flüchtigkeitsfehler (arrgh, wie kann ich nur so betriebsblind sein?). Ich dachte schon, endlich würde mich keiner mehr wegen der "ss" nerven ... ;)

sie war also einfach da, diese Melodie und singt ihre Vergangenheit?
Eigentlich wollte ich mit der Geschichte erzählen, wie die Prot den Zugang zur Musik durch all den Stress verloren hat und sie erst wieder finden kann, als sie sich von ihrer Umwelt für eine Weile loslöst (in ungefähr). Eine Hilfe dabei ist diese Melodie, die symbolisch für die Musik steht. Wenn du das nicht so verstanden hast, kannst du mir sagen, wieso du die Geschichte auf deine Art interpretiert hast?

Liebe Grüsse
sirwen

 

Hey sirwen,

Die Abendluft ist frisch, nicht so stickig wie eben noch vorhin.
"eben" streichen

Die weißen Mauern der Häuser leuchten blau.
Wie das? Ich finde, eine Erklärung ist man dem Leser da schon schuldig.

ohne ihre Grazilität zu verlieren.
"Grazie" fänd ich besser, ist aber nicht so wichtig.

„Trotz der seiner Schlichtheit ein Meisterwerk.
"seiner" ist zu viel.

Ein schön verträumter Text. Zu sehr Traum, und darum auch passend für die Rubrik, eine kleine, romantische Nachmittagsphantasie eben. Dieses Hinüberdriften in eine andere Welt, fernab der Realität, drücktst du wirklich schön durch diesen Absatzsprung aus:

Ich kann die Stille fast greifen.

Langsam stehe ich auf und schaue mich um. Woher bin ich gekommen? Die Gassen sehen alle gleich aus. Etwas unentschlossen gehe ich ein paar Schritte, bleibe nochmals stehen.

Erst Stille, sie schließt vielleicht ihre Augen und ganz plötzlich weiß sie nicht einmal mehr, wo sie ist, dazu die Melodie.

Und am Ende dann wieder das Aufwachen, die Schilderung des einsetzenden Alltags, nur mit dem Unterschied, dass sie etwas aus dieser "anderen Welt" mitgenommen hat.

Eike

 

Hallo sirwen,

mir gefällt die Stimmung, die du mit der Geschichte übermittelst, ausnahmslos gut. Und das, obwohl ich nicht einmal ein Spanien Fan bin.
Auf die Handlung kommt es für mich dabei gar nicht so an, genauso wenig wie auf das Fantasy Element, das vielleicht wirklich etwas dünn ist. Aber zur Geschichte passt es, und wegen der zauberhaften Stimmung ist es für mich auf jeden Fall Fantasy.

Durch die vielen Ortsnamen wirkt es stellenweise wirklich ein wenig wie ein Reiseführer, aber wie ein sehr schöner. Ich wünschte, ich hätte so einen gehabt, als ich in Spanien war, dann hätte ich sicher mehr "mitgenommen".

Eine kleine Sache, über die ich gestolpert bin, ist aber wahrscheinlich Geschmackssache (sorry, das Zitieren klappt gerade nicht):

Ich bin hierher gekommen, um mich zu erholen, die südliche Lebensenergie aufzutanken,

das klingt für mich so, als würde Carmen ihre eigene Lebensenergie auftanken wollen, würde sie die denn als südlich bezeichnen? Oder verstehe ich dich da falsch?
Ich hätte vielleicht "aufsaugen" oder "mich mit südlicher Lebenenergie aufzutanken" geschrieben. Klingt aber irgendwie auch doof.

Also, wie gesagt, hat mir gefallen!
Viele Grüße,
Meari

 

Das er den Zugang zur Musik verloren hat, wird finde ich nicht deutlich. oder ich habs überlesen. für mich spielte die Vergangenheit der Gemäuer die Musik. ich fand das auch ganz schön. ich hab gerade leider keine Textstelle.

Meari hat schon Recht: die KG benötigt nicht viel HAndlung, sie lebt auch so. nur mit einem unerwarteten Ende wär sie perfekt. ist im Nachhinein jetzt schwer einzubauen. wie gesagt: ist ja nicht zwingend notwendig.

Für mcih war es auch so, als wolle die Musik den Prot zu einem bestimmten Ort locken. dabei hatte sie es vielleicht noch beabsichtigt, dass er auf gewissen Leute aus bestimmten Gründen trift oder ähnliches.
daher hatte ich am Ende noch etwas mehr erwartet.

aber, das mag erwähnt sein, dachte ich auch, dass ich im Horror lesen würde. ich hatte wohl die Rubrik versehntlich angeklickt. ich les hier sonst nämlich gar nicht. daher vielleicht meine Erwartungsdruck.

 

Hallo zusammen,

@Eike: Merci fürs Herauspicken der Details.

Sternensegler schrieb:
Zitat:
sirwen schrieb:
Die weißen Mauern der Häuser leuchten blau.
Wie das? Ich finde, eine Erklärung ist man dem Leser da schon schuldig.
(Die sind alle mit blauen Leuchtalgen überzogen und künden vom Untergang der Welt ...) Ich wollte damit sagen, dass im Abendlicht weiß blau wirkt. Wenns zu unklar wirkt, ändere ich das.


@Meari: Schade, dass du Spanien nicht so geniessen konntest wie ich.

das klingt für mich so, als würde Carmen ihre eigene Lebensenergie auftanken wollen, würde sie die denn als südlich bezeichnen?
Ist wohl unglücklich ausgedrückt. Sie will die Energie des Südens mitnehmen.

Aber zur Geschichte passt es, und wegen der zauberhaften Stimmung ist es für mich auf jeden Fall Fantasy.
Gut, dann bleibe ich in meiner Lieblingsrubrik :D.


@Aris:

Das er den Zugang zur Musik verloren hat, wird finde ich nicht deutlich. oder ich habs überlesen. für mich spielte die Vergangenheit der Gemäuer die Musik.
Ich versuche, das deutlicher heraus zu arbeiten. Deine Interpretation finde ich auch schön (nur war sie nicht beabsichtigt).
aber, das mag erwähnt sein, dachte ich auch, dass ich im Horror lesen würde. ich hatte wohl die Rubrik versehntlich angeklickt. ich les hier sonst nämlich gar nicht. daher vielleicht meine Erwartungsdruck.
Eine überraschende Wendung war nicht eingeplant, aber wie du selbst sagst, lag das an deinen Erwartungen. Ich änder das jetzt auch nicht und hoffe, du kannst damit Leben ;).

Liebe Grüsse,
sirwen

 

Hallo sirwen,
deine Prot klingt für mich so, als hätte sie Burnout Syndrom. Erst in der Begegnung mit dem französischen Musiker findet sie wieder Zugang zu neuer Energie. Das Problem, das ich mit dem Text habe, ist (abgesehen von der völligen Handlungsarmut :D), dass du am Anfang doch sehr beschreibend bist - von der Müdigkeit, die die Frau verspüren muss, ist bei mir wenig angekommen, genau so wenig wie der Ekel beim Gedanken an die Party. Das kannst du besser, finde ich. (Dabei bin ich gerade sooo müde, dass es dir leichtfallen müsste, mich in diese Stimmung zu ziehen...) Länger dürfte die Geschichte auch nicht sein, finde ich, aber so ist sie gut. Eventuell guckst du ja noch mal auf den Anfang?

gruß
vita
:bounce:

 

Hallo vita,

vita schrieb:
Dabei bin ich gerade sooo müde, dass es dir leichtfallen müsste, mich in diese Stimmung zu ziehen...
Das habe ich nur aus Rücksicht getan :D. Wenn ich am Anfang mehr "show" einbaue, wird die Geschichte wahrscheinlich doch ein bisschen länger. Ich finde den Anfang jetzt schon ein bisschen lang, aber vielleicht kann ich das noch geschickt lösen.
Danke fürs Lesen jedenfalls!

Liebe Grüsse und erhol dich gut :)
sirwen

 

Hallo Wer-sirwen

Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Eine schöne leise Sinfonie. Lese die Kg als eine Hommage an unsere Innere Stimme, die wir nur all zu schnell überhören. Was angesichts dieser uns umgebenden Hektik natürlich auch kein Wunder ist. Ich finde das hast du schön herauskristallisiert.

Allerdings teile ich auch die Reiseführer-Krittelei. Vielleicht solltest du das wirklich ein Wenig entschärfen...

Ansonsten habe ich beim Lesen -besonders an einer Stelle- die Sätze als irgendwie zu sehr aneinandergereiht empfunden. Da kam der Lesefluss ins stocken. Stakkato-mäßig, obwohl die Sätze schon länger sind...

Ich gehe weiter, zum Albaicín, dem Stadtteil auf dem östlichen Hügel Granadas. Die Gassen werden enger und verwinkelter. Hinter der nächsten Ecke taucht ein kleiner, verlassener Platz auf. Er wird von Bäumen umsäumt, die tagsüber ein wenig Schatten spenden. Ich setze mich auf eine Bank. Durch das dürre Geäst kann ich die Sterne erkennen. Ich schließe die Augen und achte auf Geräusche.
nur meine Meinung - oder kann da was dran sein?:shy:

tut der Geschichte aber keinen Abbruch, hat mich nur irgendwie irritiert

grüßlichst
weltenläufer

PS: und Füsse gibt es übrigens auch nicht - Füße schon :D

 

Hallo schwarz schwarzer weltenläufer!

Habe ein paar der Stakkato-Sätze rausgenommen, aber danach kommen einige absichtlich kurze Sätze. Wenn ich ein bisschen mehr Abstand zu dieser Geschichte gefunden habe, versuche ich, den Reiseführerstil weg zu bekommen.
Danke für deinen Kommentar!
Ach, und das nächste Mal lasse ich die nervigen "ß" weg. :dozey:

Liebe Grüsse,
sirwen

 

Ayayay, was machst du denn, während ich fleißig in Dahlem in der Sonne liege?
(Das Ethno-Institut hat nämlich einen Garten ...)

Also!
Ich bin jetzt zu müde, um den Text zu zerpflücken. Das macht aber nichts. Es ist eigentlich schon alles gesagt worden. Er ist sehr verträumt, ich muss mir endlich das Debussy-Stück besorgen, und natürlich ist ganz viel Granada drin. Das mit der Handlungsärme stimmt, aber ich bin wohl die letzte, die sich darüber beklagen dürfte.
Ansonsten hatte ich an manchen Stellen das Gefühl, das weltenläufer beschrieben hat:

weltenläufer schrieb:
Ansonsten habe ich beim Lesen -besonders an einer Stelle- die Sätze als irgendwie zu sehr aneinandergereiht empfunden. Da kam der Lesefluss ins stocken. Stakkato-mäßig, obwohl die Sätze schon länger sind...
Das hat ein bisschen verhindert, dass mich der Zauber der Geschichte ganz gefangen nimmt. Ist etwas schade.
Ansonsten ... es ist, was es ist: ein schöner kleiner Text, eine soirée dans Grenade und irgendwie ein Plädoyer für die Fantasie.
Gut gefallen hat mir Claudes Satz, dass die Musik schon da ist und man sie nur aufspüren muss. Ein bisschen empfinde ich das ja beim Schreiben auch so.
Also, schöne Nachmittagsträumerei inklusive Fernweh, angenehm zu lesen, allerdings nicht mehr - aber auch nicht weniger.
Es grüßt (müde)
Malinche

 

Phola Malinche!

Ayayay, was machst du denn, während ich fleißig in Dahlem in der Sonne liege?
Jaja, mich Geschichten schreiben zu lassen und vom Unistress zu jammern ...

Danke für dein Feedback! Die Stakkato-Sätze habe ich überarbeitet, aber ich stell erst morgen die Veränderungen rein, bin jetzt zu müde. Übrigens freut es mich zu hören, dass ich ein bisschen Fernweh bei dir auslösen konnte (hehe, endlich kann ichs dir zurückgeben!).

Liebe Grüsse
sirwen

 

Hallo sirwen!

Ich bin begeistert von deiner Geschichte :bounce: . Ich würde sogar sagen, dass dies hohe Literaturskunst ist :thumbsup: . Blendend geschriben! Die gehört ehrlich veröffentlicht; da gibt´s viel viel viel Schlechteres am Markt.

Ein herrlicher Sinnspruch gleich vornweg, und die Einleitung ist fabelhaft. So konnte ich der Person, von der man noch nichts weiß, nachempfinden, denn so wie ihr geht´s mir auch immer.

Zwei kleinere Kritikpunkte:
Der Titel wäre mir auf Deutsch lieber, und die Geschichte passt nicht wirklich in die Fantasy-Rubrik.

Lg, kleiner Rasta-Narr

 

Hallo Rasta-Narr!

Danke für das dicke Lob, sowas tut zwischendurch mal gut. ;)

Zu den Kritikpunkten: Den Titel habe ich von Debussys gleichnamigen Stück übernommen, da mich die Musik zur Geschichte inspiriert hat. Ich glaube, ich lasse ihn so, ich mag eben Französisch, und ich finde, das passt zur Stimmung.
Dass das fantastische Element dünn ist, war mir bewusst, deshalb habe ich auch gefragt. Naja, ich weiss jetzt nicht so recht, ob ich sie verschieben lassen soll, es gibt Stimmen dafür und dagegen ...

Liebe Grüsse
sirwen

 

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