da ist es auch egal, wann mich jemand aus dem bett klingelt, und zum wievielten mal ich mir das gleiche anhören darf; ich persönlich bin der meinung: wenn mán mich braucht, bin ich eben für die bereffende person da! weil ich sie lieb habe!
...anscheinend hattest du noch nie das Erlebnis schamlos ausgenutzt zu werden. Sonst würdest du nicht so leichtfertig daherreden.
Zu einer echten Freundschaft gehört vor allem auch gegenseitige Achtung .
Wenn ich wie in Pips kurzer Schilderung in einer Freundschaft für den Anderen nur noch die Funktion eines Schwammes habe, welcher (ohne Klagen, Tag und Nacht) alle Sorgen und Nöte des "Freundes/Freundin" aufzusaugen hat, dann gerät für mich jede Freundschaft aus den Fugen. Im selben Maße nämlich, in dem ich - freiwillig oder, besonders schlimm, unfreiwillig - Anteil an den Sorgen des Anderen nehme, raube ich selbst mir Energie für meine Sorgen. Und das läuft letztendlich auf ein Nullsummenspiel hinaus.
Jetzt möcht' ich bei dieser Gelegenheit mal Pips Beispiel folgen und ebenso mit einem Beispiel beispielhaft vorangehen: (hoppla...
)
Ich hab mal auf einem Fest jemanden kurz kennengelernt. Während des Gespräches erfuhr ich von ihm, dass er die Neigung hatte Frauen mit... sagen wir es vorsichtig... psychischen Beeinträchtigungen (besonders Depressionen) als besonders attraktiv zu empfinden (falls es jemanden interessiert: Die Sonne stand zu seiner Geburt im Sternbild Fische, dasjenige Zeichen, welches u. a. am meisten für Illusionen empfänglich ist). Ohne es bewusst zu bemerken, ließ er sich immer wieder von diesen Frauen psychisch aussaugen, weil er so ziemlich alles für sie gemacht hat. Diese Frauen allerdings hatten aufgrund ihrer Erkrankung bereits so viel Energie verloren, dass sie ihr Selbsterhaltungstrieb automatisch und zwangsläufig immer egozentrischer werden ließ (das ist ja auch das eigentliche Wesen der Depression - Konzentration auf das Ich. So, wie bei praktisch jeder Erkrankung).
Nun, ihre durch diesen psychischen Zustand verlorene Energie holten sie sich nach und nach von meinem Bekannten wieder. Dieser bekam aber nun seinerseits(!) Depressionen, da er in einem bei weitem zu hohen Maße Anteil an deren Erkrankung nahm. Er verliebte sich immer wieder "unsterblich" und verlor dabei jeden Sinn für Vernunft und Realität. Andere redeten immer wieder auf ihn ein und warnten ihn davor, so ausgenutzt zu werden. Aber er verwarf diese Warnungen, sagte, dass man diesen Menschen doch helfen müsse, bei ihnen sein müsse. Er hatte seine Liebe. Aber er sah nicht, konnte nicht sehen, dass er von den anderen nie geliebt wurde. Er opferte sich mit offenen Armen seinen leeren Illusionen.
Und jetzt kommt der Hammer
: Eines Nachts hatte er schließlich einen sogenannten luziden Traum (also einen Traum, in welchem man weiß, dass man träumt). Er träumte von einer seltsamen Gestalt, von der er wusste, dass diese ihm die Antwort für das Rätsel seiner eigenen Depressionen geben könnte. Und er fragte diese Gestalt ganz bewusst, weshalb er so tief gefallen war. Und diese Gestalt antwortete in etwa (soweit ich das noch aus meinem Gedächtnis rekonstruieren kann): "Du verlierst dich selbst in anderen. Du verschenkst deine Seele. Höre auf damit! Hole dir deine Seele wieder zurück!"
Man kann sich unschwer vorstellen, dass ihm dieses Erlebnis soviel Angst einjagte, dass er von nun an in Beziehungen eine radikale Kehrtwendung vornahm und vor allem (erst) jetzt daran ging, sich selbst gründlich kennenzulernen! Von nun an wusste er, wie sehr er so oft ganz unbedarft in offen aufgestellte Fallen um ihn herum reintrat, im Zeichen überzogener Nächstenliebe und Mitleids.
Bei dieser Gelegenheit kommt mir gerade wieder die Frage in den Sinn: Weshalb, in Gottes Namen, neigen die Menschen (auch in diesem Forum) so sehr und bis in ewige Zeiten zu Extremen ? Anstatt dem obersten Gebot der Ausgeglichenheit zu folgen?
Dummheit, Unerfahrenheit ist eine Antwort. Es ist stets einfacher, nur immer die Extreme zu sehen. Weil sie so schön naiv sind. Naivität ist offenbar so reizvoll wie eine Jungfrau. Bis dann Pandora ihre Büchse öffnet und all das Leid und den Schmerz in die Welt entlässt. Und das erstaunliche daran: Sind wir selbst nicht diese Pandora?