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sollen das noch freunde sein..???

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24.02.2002
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sollen das noch freunde sein..???

Wie weit am Boden muß man eigentlich sein, damit einem mal irgendjemand auf hilft?
Ist es nicht furchtbar, wie sehr jeder nur auf sein eigenes Wohl bedacht ist, wie egal andere Menschen geworden sind? Ist alles was zählt, dass es einem selbst gut geht, OHNE Rücksicht auf andere? Manchmal denke ich, der Egoismus des einzelnen kennt bald keine Grenzen mehr!
Da kann es dem anderen noch so schlecht gehen, aus Gründen, die ich im Moment belanglos finde, aber der „normale Mensch“ hat lieber Spaß, als sich einem guten Freund an zu nehmen... ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, lässt er einen hängen, und hat vermutlich nicht mal ein schlechtes Gewissen dabei!
Die Worte „normaler Mensch“ sind nicht unbedacht gewählt, weil „man es eben auch so sagen würde“, nein, viel eher aus dem Grund, weil es tatsächlich so ist, und die Mehrheit doch immer Ich-bezogener wird!
Aber wer kann diese Einstellung guten Gewissens teilen? ICH kann es nicht, und finde deswegen auch kein bisschen Verständnis für eine solch desinteressiert Haltung anderen gegenüber.
Aber es ist dennoch bittere Wahrheit! Und diese Erfahrung muß ich, in einer Phase der inneren Unruhe und Trostlosigkeit, Einsamkeit und Verzweiflung, im Moment leider immer öfter machen... und erschrecke selbst jedes mal wieder über meine angeblichen „Freunde“!
Beinhaltet das Wort Freund nicht einen gewissen Zusammenhalt derer, die sich gegenseitig so bezeichnen? Oder alles nur wieder leere Worte, wie so vieles heut zu Tage?
Ich erschrecke selbst jedes mal, wenn meine beste Freundin einmal wieder nach K. kommt, und von ihrer Woche erzählt, wie sehr man sich verändern kann, in nur wenigen Monaten! Und vor allem, wie sehr der Egoismus, das ewige Ich-Denken, und die Selbstverliebtheit, in so kurzer Zeit wachsen können, und andere, einst geliebte Menschen, so in „Vergessenheit“ geraten können, und ihnen so wenig Aufmerksamkeit entgegengebracht werden kann.
Sollen das noch Freunde sein...????

 

Liebe Grinsekatztze

Ich antworte mal nur Inhaltsbezogen.

Nein, jemand der sein Ego über alle Freundschaft stellt, darf sich nicht mehr als "Freund" bezeichnen, geschweige denn, Freundschaftsdienste einfordern.
Daß das aber Realität ist, ist leider genauso wahr, wie die vorangestellte Tatsache.

Wie dem auch sei, Willkommen auf Kg . de.
Du wirst hier viele Menschen finden, denen Freundschaft kein leeres Wort ist, und die das Menschsein an sich seehr ernst(manchmal auch lächerlich) nehmen.

Reihe Dich ruhig ein, verfasse Deine Gedanken, oder Fragen in eine gute Form, und sei bei uns.

Lord ;) :) :)

 

Hallo Grinsekatze,

zunächst einmal: Dein Pseudonym kommt mir bekannt vor, aus anderen Foren. Beschäftigst du dich vielleicht - im weitesten Sinne - mit Esoterik? Falls nicht, gibt's dich wohl zweimal ;) .

Tja, Freundschaft ist ein so diffiziles Thema. Leider kenne ich den Hintergrund deiner Geschichte nicht, sofern es denn eine Geschichte ist.

Klar sollten Freunde für den anderen da sein. Aber sie sollten sich auch hüten, die Gutmütigkeit des Freundes auszunutzen. Auch Grenzen zu akzeptieren gehört zur Freundschaft.

Ich halte mich persönlich für eine gute Freundin. Ich kann helfen, trösten und manchmal auch weitergeben, wie ich ein ähnliches Problem in der Vergangenheit angepackt habe und aus einer Krise herausgekommen bin. Im akuten Fall bin ich zu jeder Tages- und Nachtzeit dafür zu haben.

Wo ich nicht mehr kann ist, wenn sich z.B. jemand nach dem Bruch einer Beziehung pausenlos selbst bemitleidet, nicht einsehen will dass es an der Zeit ist loszulassen, und mich noch nach 3 Monaten nach dem fünften Bier nachts um drei Uhr meint anrufen zu müssen, um wieder mal über "ihn" zu jammern. Auch wenn wir dieselbe Diskussion schon fünf Mal wiederholt haben. Und ohne Rücksicht darauf, dass ich am nächsten Morgen um 5 Uhr aufstehen muss.

Bin ich eine schlechte Freundin, oder bin ich egoistisch, wenn mir dann der Kragen platzt und ich offen sage, daß ich's nicht mehr hören kann?!

Jede Münze hat 2 Seiten, und da ich den Hintergrund deines Gedankenganges nicht kenne, fällt es mir auch schwer zu beurteilen, ob deine Protagonistin nun falsch oder richtig denkt.

Tut mir leid, dass ich deshalb nicht so auf diese Gedanken eingehen kann, wie ich es gerne möchte.

 

Hallo Grinsekatze!

"[...] Manchmal denke ich, der Egoismus des einzelnen kennt bald keine Grenzen mehr! [...]"

Das ist ein Wortspiel, hab ich Recht? Egoismus bedeutet ja: nur-auf-sich-bezogen-sein, nur das ist wichtig, was innerhalb des eigenen Körpers ist, also Körper = Grenze, also kann Egoismus nie "grenzenlos" sein... Weißt Du wie ich das mein... Von "Außen" betrachtet ist Egoismus "grenzenlos", weil sich der Egoismus über Grenzen hinweg ausbreitet... Oder er überschreitet Grenzen der Freundschaft und wird somit wieder "grenzenlos"... ach, das ist mir zu philosophisch :D

Griasle Korina

 

Hallo Grinsekatze. Leider handelt es sich bei dem Text um eine Abhandlung/einen Aufsatz/einen Essay und keine Kurzgeschichte, deshalb habe ich es ins Diskussionsforum verschoben.

 

Halli hallöchen,

also ich bin auch gaaaanz vorsichtig mit dem Begriff "Freundschaft". Ich halte es da eher so wie Pip; alles hat seine Grenzen. Und im Übrigen würde ich nicht jeden als Freund/in bezeichnen, nur, wenn er/sie mir mal über die Straße hilft - oder so... ;)
Ich seh oft, wie schnell man auch selbst als Freundin bezeichnet wird; in der Schule oder wenn ich mir den Freundschaftskreis meiner Schwester so anschaue... :D Ich glaube, von "Freundschaft" wird allgemein nicht mehr viel "gehalten". Also; es wird keinen so großen Wert mehr drauf gelegt, wirkliche Freunde zu haben. Es kommt auf die Masse an, nicht auf die "Qualität einer echten und guten Freundschaft".
O Mann, heut ist's wieder tiefsinnig und kompliziert... :D
Also ich selbst hab nicht mal eine Handvoll Freunde. Vielleicht sehen sich andere als z.B. meine Freundin - aber ich würde sie nicht dazu zählen. Ich definiere "Freundschaft" vorsichtig; eine z.B. Freundin ist für mich jemand, mit der ich mich verstehe, mit der ich sowas wie seelenverwandt bin. Der ich alles Mögliche anvertrauen und jemand, auf den ich mich völlig verlassen kann. Und im Gegenzug muß ich auch von mir behaupten können, daß ich alles für denjenigen bzw. diejenige tun würde oder tue. Daß ich sogar bereit wäre, mein eigenes Leben auf ein Minimum einzuschränken (das ist jetzt ein Extrembeispiel :D ), um einer Freundin zu helfen.

Jo, jo, jo.

Genug gelabert. Jetzt wartet.... [Chemie :rolleyes: ]

stephy

[Beitrag editiert von: stephy am 08.04.2002 um 15:20]

 

nur, damit man meine gedanken vielleicht etwas besser verstehen kann...
wenn ich jemanden als meinen freund/frendin bezeichne, und das sind bestimmt nicht viele leute, aber die wenigen, die ich habe, liegen mir am herzen, und nichts auf der welt geht da drüber! da ist es auch egal, wann mich jemand aus dem bett klingelt, und zum wievielten mal ich mir das gleiche anhören darf; ich persönlich bin der meinung: wenn mán mich braucht, bin ich eben für die bereffende person da! weil ich sie lieb habe! und ganz ehrlich gesagt, wer kann schon ohne gute freunde, seien es auch nur wenige...!?

 

da ist es auch egal, wann mich jemand aus dem bett klingelt, und zum wievielten mal ich mir das gleiche anhören darf; ich persönlich bin der meinung: wenn mán mich braucht, bin ich eben für die bereffende person da! weil ich sie lieb habe!
...anscheinend hattest du noch nie das Erlebnis schamlos ausgenutzt zu werden. Sonst würdest du nicht so leichtfertig daherreden.

Zu einer echten Freundschaft gehört vor allem auch gegenseitige Achtung .

Wenn ich wie in Pips kurzer Schilderung in einer Freundschaft für den Anderen nur noch die Funktion eines Schwammes habe, welcher (ohne Klagen, Tag und Nacht) alle Sorgen und Nöte des "Freundes/Freundin" aufzusaugen hat, dann gerät für mich jede Freundschaft aus den Fugen. Im selben Maße nämlich, in dem ich - freiwillig oder, besonders schlimm, unfreiwillig - Anteil an den Sorgen des Anderen nehme, raube ich selbst mir Energie für meine Sorgen. Und das läuft letztendlich auf ein Nullsummenspiel hinaus.

Jetzt möcht' ich bei dieser Gelegenheit mal Pips Beispiel folgen und ebenso mit einem Beispiel beispielhaft vorangehen: (hoppla... :) )

Ich hab mal auf einem Fest jemanden kurz kennengelernt. Während des Gespräches erfuhr ich von ihm, dass er die Neigung hatte Frauen mit... sagen wir es vorsichtig... psychischen Beeinträchtigungen (besonders Depressionen) als besonders attraktiv zu empfinden (falls es jemanden interessiert: Die Sonne stand zu seiner Geburt im Sternbild Fische, dasjenige Zeichen, welches u. a. am meisten für Illusionen empfänglich ist). Ohne es bewusst zu bemerken, ließ er sich immer wieder von diesen Frauen psychisch aussaugen, weil er so ziemlich alles für sie gemacht hat. Diese Frauen allerdings hatten aufgrund ihrer Erkrankung bereits so viel Energie verloren, dass sie ihr Selbsterhaltungstrieb automatisch und zwangsläufig immer egozentrischer werden ließ (das ist ja auch das eigentliche Wesen der Depression - Konzentration auf das Ich. So, wie bei praktisch jeder Erkrankung).

Nun, ihre durch diesen psychischen Zustand verlorene Energie holten sie sich nach und nach von meinem Bekannten wieder. Dieser bekam aber nun seinerseits(!) Depressionen, da er in einem bei weitem zu hohen Maße Anteil an deren Erkrankung nahm. Er verliebte sich immer wieder "unsterblich" und verlor dabei jeden Sinn für Vernunft und Realität. Andere redeten immer wieder auf ihn ein und warnten ihn davor, so ausgenutzt zu werden. Aber er verwarf diese Warnungen, sagte, dass man diesen Menschen doch helfen müsse, bei ihnen sein müsse. Er hatte seine Liebe. Aber er sah nicht, konnte nicht sehen, dass er von den anderen nie geliebt wurde. Er opferte sich mit offenen Armen seinen leeren Illusionen.

Und jetzt kommt der Hammer :) : Eines Nachts hatte er schließlich einen sogenannten luziden Traum (also einen Traum, in welchem man weiß, dass man träumt). Er träumte von einer seltsamen Gestalt, von der er wusste, dass diese ihm die Antwort für das Rätsel seiner eigenen Depressionen geben könnte. Und er fragte diese Gestalt ganz bewusst, weshalb er so tief gefallen war. Und diese Gestalt antwortete in etwa (soweit ich das noch aus meinem Gedächtnis rekonstruieren kann): "Du verlierst dich selbst in anderen. Du verschenkst deine Seele. Höre auf damit! Hole dir deine Seele wieder zurück!"

Man kann sich unschwer vorstellen, dass ihm dieses Erlebnis soviel Angst einjagte, dass er von nun an in Beziehungen eine radikale Kehrtwendung vornahm und vor allem (erst) jetzt daran ging, sich selbst gründlich kennenzulernen! Von nun an wusste er, wie sehr er so oft ganz unbedarft in offen aufgestellte Fallen um ihn herum reintrat, im Zeichen überzogener Nächstenliebe und Mitleids.

Bei dieser Gelegenheit kommt mir gerade wieder die Frage in den Sinn: Weshalb, in Gottes Namen, neigen die Menschen (auch in diesem Forum) so sehr und bis in ewige Zeiten zu Extremen ? Anstatt dem obersten Gebot der Ausgeglichenheit zu folgen?

Dummheit, Unerfahrenheit ist eine Antwort. Es ist stets einfacher, nur immer die Extreme zu sehen. Weil sie so schön naiv sind. Naivität ist offenbar so reizvoll wie eine Jungfrau. Bis dann Pandora ihre Büchse öffnet und all das Leid und den Schmerz in die Welt entlässt. Und das erstaunliche daran: Sind wir selbst nicht diese Pandora?

 

Ahoi,

sehe schon, die Ratte schreibt wieder einen Roman, wo die Antwort doch so nahe liegt:
"Seid ehrlich zu euch selbst. Vergesst allen Konkurrenzkampf. Löst euch von den materiellen Dingen. Seid das Individuum X."

Gruß,
masterplan

 

@Philoratte:

(falls es jemanden interessiert: Die Sonne stand zu seiner Geburt im Sternbild Fische, dasjenige Zeichen, welches u. a. am meisten für Illusionen empfänglich ist).
Und wo stand Proxima Centauri?

 

Freundschaft....Was ist das eigentlich? Freundschaft. Nur ein Wort? Oder steckt doch mehr dahinter? Und wenn, welchen Stellenwert hat die Freundschaft? Ist Freundschaft nicht eine Bindung, so eng, dass man einem Freund/ einer Freundin sein Herz ausschütten kann? ODer ist Freundschaft eher ein Zweckbündnis, geschaffen, um sich den Alltag zu erleichtern? Ich weiß es nicht. Heutzutage ist es schwer, das noch eindeutig festzulegen. Zu viele falsche Menschen, die mit ihrer vorgetäuschten Sympathit nur darauf abzielen, dein Leben aus den Fugen zu bringen. Zu viele Schlangen, die im Dickicht dieser Welt nur darauf warten, uns von hinten anzufallen. Ratten, die sich an uns festklammern, ishc in unser GEsicht beißen, uns nicht mehr loslassen, egal wie sehr wir auch versuchen, von ihnen loszukommen. Kann man in solchen Zeiten noch an die wahre Freundschaft glauben? Wo Freundschaft so oft nur Fassade ist? Ich weiß es nicht, ich weiß nur eins:

Ich möchte nicht mehr leben, wenn es keine Hoffnung auf Rettung gibt.

So long...

Bassi

 

Was ist ein Freund?

Derjenige Mensch, der mich fragt, wie es mir geht und dann auch noch die Antwort abwartet.

Mein großes Kompliment an Philoratte, geschmeidiger hätte ich es auch nicht schreiben können, was alles eine Freundschaft ausmacht.
Ich ziehe hier in aller Öffentlichkeit vor dir den Hut, denn deine Ausführungen sind perfekt.

Dennoch gelüstet es mich,eine inhaltliche Wiederholung mit meinen eigenen Worten zu präsentieren.

Eine Freundschaft ist geprägt von Wertschätzung des anderen, getragen von Zuneigung und basiert auf der Erkenntnis, dass sie beiderseitiger Pflege bedarf. Damit ist gemeint, dass auch ein gewisses Zeitelement eine Rolle spielt.
Wenn ich mein ganzes Leben lang nicht irgendwann in denjenigen Menschen, den ich schätze und mag etwas Zeit investiere, ihm meine Aufmerksamkeit und damit Zeit schenke, wird daraus auch keine Freundschaft.
Selbstverständlich benötigt eine Freundschaft nicht der ständigen neuen Zeitimpulse, weswegen wir ja auch mit einem Freund jahrelang nicht mehr in Kontakt sein könnten, ohne dass das Verhältnis erlischt oder abkühlt. Aber ganz grundsätzlich geht es nicht ohne Zeitgeschenk an den anderen, wann auch immer dieses erfolgt.

 

So - jetzt hol ich mal zu einem Rundumschlag aus!
@masterplan

"Seid ehrlich zu euch selbst. Vergesst allen Konkurrenzkampf. Löst euch von den materiellen Dingen. Seid das Individuum X."
Dazu meine persönlichen Gegenthesen:
1. Die Menschen kennen sich selbst nicht. Wie sollen sie dann ehrlich zu sich selbst sein können?
2. Konkurrenzkampf gehört zum Leben. Er ist sogar ein fundamentaler Bestandteil allen Lebens (Kreislauf des Werden und Vergehens in der Natur, Evolution)
3. Wir sind keine Geister. Sondern Menschen. Und die sind nun mal nach allgemeiner Definition bereits selbst materiell. Soll ich jetzt Selbstmord begehen, um frei zu sein? Besitz zu haben (so wie auch meinen Körper) ist nicht von vornherein schlecht! Wichtiger ist schon, was dieser Besitz bedeutet!
4. He! Ich will aber Y sein! ;)
Aber im Ernst: Was genau meinst du mit dieser Aufforderung? Kommt etwas sehr rätselhaft rüber, find ich...
@Ben
Und wo stand Proxima Centauri?
DAFÜR KRIEGSTE N' KRÄFTIG'N TRITT IN DEN HINTERN, BEN! :aua: :heul:
So! Auch erledigt... Der Nächste! :smokin:
@Basti
Ratten, die sich an uns festklammern, ishc in unser GEsicht beißen, uns nicht mehr loslassen, egal wie sehr wir auch versuchen, von ihnen loszukommen.
Heda!! Immer langsam, ja? Sonst bist DU der nächste mit verdreschen!
(Ratten, die andere ins GEsicht beißen? :eek: Frechheit!! Was sind denn das für Mutanten?? :silly: )
@lakita
Ich ziehe hier vor aller Öffentlichkeit vor dir den Hut, den deine Ausführungen sind perfekt.
Ach, lakita... :shy: *geschmeichelt* - Du machst mich ganz verlegen...
Aber dafür gibt's einen dicken :kuss: von mir !

[ 16-04-2002, 00:13: Beitrag editiert von: Die philosophische Ratte ]

 

@lakita:

Es macht IMMER Freude, Stücke von PhiloRatte zu lesen. Nicht nur die Geschichten, auch die Kommentare.

@PhiloRatte:

Ich denke, dein Freund hat sich auf fremde Probleme gestürzt, um seine eigenen nicht sehen zu müssen. Sein Grundproblem war wohl die Angst davor, nicht gebraucht zu werden. Deshalb hat er sich wohl dem "mysteriös-düsteren" Typ depressiver Frau verschrieben, die ihn zuviel brauchte.

Ich denke immer noch, Freundschaft funktioniert ähnlich wie die Liebe (gell, Lakita) - nur ohne das sexuelle Moment. Ebenso wenig wie ich NUR als Projektionsfläche der Wünsche und Bedürfnisse meines Partners dienen möchte, möchte ich es bei meinen Freunden. Sollte ich deshalb eine schlechte Freundin sein, tut es mir leid. So bin ich nunmal - und komischerweise kommen einige Leutchen nun schon seit Jahrzehnten prima damit klar.

Was meine damalige "Freundin" betrifft, gab es da noch etwas Bezeichnendes: Sie scheute sich zwar nicht, mich jederzeit als "Schwamm" für ihre Probleme zu mißbrauchen. Als der nächste Partner vor der Türe stand, hatte sie plötzlich für nichts und niemanden mehr Zeit und immer was zu tun, wenn ICH sie mal brauchte. Als ich sie darauf ansprach, wurde sie auch noch wütend und meinte, so naiv könne ich doch nicht sein nicht zu verstehen, dass Partnerschaft nun einmal VOR der Freundschaft komme.

Fällt euch dazu noch was ein?

Und: Falls sich jetzt irgend wer unangenehme berührt fühlt, mag es sein, dass er sein eigenes Verhalten in dieser Schilderung widergespiegelt sieht, ohne sich dessen bisher bewusst gewesen zu sein. Man zieht sich immer nur den Schuh an, der passt.

 

@ Pip,

jo solche "Freundinnen"kenn ich auch.
Ich denke da so an eine spezielle, die sich immer wieder meldete, wenn sie grad mal wieder Single war und jedes Mal beteuerte, nun sei sie davon kuriert, alles aufzugeben, wenn mal wieder ein neuer Mann ihren Weg kreuzt.
Tja und dann durfte ich immer live miterleben, wie sie anfing, sich um Kopf und Kragen zu reden, und zu argumentieren, dass ihre Zeit ja soooooo knapp sei und man sich nun doch wirklich nicht laufend sehen könne(als ob das je der Anspruch unter Freundinnen gewesen ist). Nunja, den Rest kann sich jeder denken.
Letztens hat sie es doch echt gewagt, sich wieder zu melden. Sie ist grad wieder mal solo! Manche lernens nie.

Zu deiner Aussage, liebe Pip, dass Freundschaft und Liebe Ähnlichkeiten aufweisen, muß ich allerdings noch etwas sagen:

JA!
Freundschaft kommt jedoch im Gegensatz zur Liebe nicht ohne diese Pflege aus.Dieses irgendwann mal wieder Auffrischen der Beziehung, oder eben dieses sich laufene Impulse geben. Die Investition von Zeit spielt hier eine große Rolle bei der Freundschaft.
Liebe käme damit aus, einfach zu sein.
Wenn ich jemanden liebe, dann ist das ein Zustand, der losgelöst ist von dem,was er mir in Zukunft erwidert.
Ich kann über den Tod hinaus lieben, auf lange Distanz lieben, nur im Geiste lieben, womit ich auch korrigieren möchte, dass Liebe zwar durchaus das erotische, sexuelle Moment miteinbeziehen kann, aber durchaus nicht muß.
Also der Unterschied kann nicht lauten: Freundschaft ist Liebe ohne Sex. Naja, so platt hast du es ja auch nicht geschrieben.

Spannend fände ich eher hier die Frage: Ist Liebe zu einem Menschen immer auch Freundschaft zu ihm?
Also bedingt das eine, das andere?

Ich stelle dies hiermit gerne zur Diskussion und meine Gedanken dazu zunächst zurück.

Gruß an alle nachdenklichen Autoren

elvira

 

@Pips

Ich denke, dein Freund hat sich auf fremde Probleme gestürzt, um seine eigenen nicht sehen zu müssen. Sein Grundproblem war wohl die Angst davor, nicht gebraucht zu werden. Deshalb hat er sich wohl dem "mysteriös-düsteren" Typ depressiver Frau verschrieben, die ihn zuviel brauchte.
Yep! Er brauchte zu dieser Zeit seine (weiblichen) Vampire. Und erkannte dabei weder, dass er sich selbst in ihnen verlor, noch, dass jemand im Zustand der Depression auch nur die Energie hat, jemanden auf gesunde und ehrliche Weise zu lieben. Als sie ihm dann ausreichend Energie entzogen hatten, ließen sie allenthalben von ihm ab, denn es war ja schließlich nie ernst gemeint!
@lakita
Ist Liebe zu einem Menschen immer auch Freundschaft zu ihm?
Liebe im Sinne einer praktizierten Liebe (und nicht nur als bloßen Gefühlszustand)? Sicher! Das beinhaltet dann auch deine angeführte "Zeitinvestition". Falls diese sich aus der Liebe ergebende Freundschaft nicht unterbunden wird, treffen deine Worte wohl zu.
Liebe aber hat, wie schon von dir ausgeführt, einen höheren Anspruch: Sie ist bedingungslos.

 

Liebe käme damit aus, einfach zu sein
.

Wirklich?

Meine Meinung oder Sicht der Dinge hierzu:

Ich habe noch keine Liebesbeziehung erlebt, die nicht gepflegt sein wollte. Auch in eine Liebe muss man immer wieder investieren, immer wieder neue Impulse hineinbringen, sich immer wieder darum bemühen, sonst erkaltet sie. Das ist nicht nur bei der Freundschaft der Fall.

Liebe kann durchaus verschiedene Qualitäten haben. Und wenn ich Liebe spüre, habe ich kein Problem damit, zu einem Menschen zu sagen: "Ich habe dich lieb" anstatt nur "ich mag dich" oder "ich habe dich gern". Allerdings ist im Gegenzug nicht jeder Bekannte, jeder Nachbar oder jeder Kollege für mich ein "Freund". Auch die Dauer der Bekanntschaft ist nicht unbedingt ein Garant für die Entwicklung liebevoller Zuneigung.

Sowohl in einer Liebes- als auch einer Freundschaftsbeziehung steht der andere für mich im Vordergrund, d.h., ich kann mich zurücknehmen und meine Bedürfnisse in den Hintergrund stellen, den anderen als ebenso wichtig oder oft auch wichtiger nehmen als mich selbst. Wie bei der Liebe muss ich auch bei der Freundschaft darauf achten, dass ich vorzeitig Grenzen setze, d.h. mich nicht NUR noch als Partner/Freund definiere. Ich möchte weder von meinem Partner noch meinem Freund ausgenutzt werden; kommt von ihm nicht dasselbe Verhalten zurück, ist irgend etwas falsch, weil einseitig.

Liebe oder Freundschaft sind beide aus der Ferne nicht möglich. Beide basieren auf einer Vertrautheit, die sich auf weite Entfernung nicht lange aufrecht erhalten lässt, denn man leistet kein gemeinsames Leben, keinen gemeinsamen Alltag. Eine "Wochenendbeziehung" würde bei mir weder als Freundschaft noch als Liebschaft lange halten, weil der notwendige Austausch fehlt.

Liebe allein im Geiste? Aus denselben Gründen unmöglich - einseitige Liebe ist eine Einbahnstrasse. Wenn ich sagen würde, dass ich Bruce Willis "liebe", dann meine ich, dass ich mich zu ihm hingezogen fühle, dass ich für ihn schwärme. Von Liebe dürfte ich eigentlich nicht reden, weil wahre Liebe vom und durch den Austausch lebt und sich auch erst entwickelt, wenn man das geliebte Objekt näher kennt und bejahen kann.

An völlig "selbstlose" Liebe glaube ich nicht, weil es ja mein Selbst ist, das Liebe empfängt oder gibt.

Also definiere ich noch einmal neu: Für mich sind Liebe und Freundschaft (jeweils in einer Liebes- oder Freundschaftsbeziehung gelebt) dasselbe, ohne das sexuelle Moment. Beginn, Verlauf und Ende einer Liebesbeziehung verläuft oft ebenso wie die einer Freundschaft und kann ähnliche Gefühle auslösen (z.B. Verlust, Schmerz, Trauer im Trennungsfall).

Ob Liebe ohne Freundschaft möglich ist? Nein. Ich glaube, sie ist unabdingbarer Bestandteil davon und Grundstein für Toleranz und Respekt. Sicherlich gibt es auch Beziehungen, denen das freundschaftliche Moment fehlt, aber die würde ich nicht als Liebesbeziehung definieren, da sie nicht auf Liebe basieren, sondern auf Gleichgültigkeit/Gewohnheit, Abhängigkeit (Hass-Liebe) oder rein sexuellen Bedürfnissen ohne Wunsch nach gefühlsmäßiger Vertiefung (Affäre).

 

Zitat Lakita: “Freundschaft kommt jedoch im Gegensatz zur Liebe nicht ohne diese Pflege aus.”

Dem widerspreche ich aber ganz heftig! Freundschaften kommen ohne Pflege aus, wenn sie richtige Freundschaften sind. Mit meinen Freundinnen brauche ich keine “Pflege”, sie sind für mich da, wenn ich sie brauche und ich bin für sie da, wenn sie mich brauchen. Das ging immer (!) so, seitdem ich ein Kind war, und die meisten (nicht alle) Freundinnen, die ich habe, habe ich seit meiner Kindheit.

Es gibt aber auch Zeiten, in denen man mal keine Zeit hat oder eine Freundin wirklich gerade mal Hals über Kopf verliebt ist und nicht so viel Zeit hat. Aber da reagiert man doch mit Verständnis und Toleranz! Wenn ich zum Beispiel höre, daß eine meiner Freundinnen gerade einen Neuen hat, dann gratuliere ich, freue mich, wünsche viel Glück und warte ab, bis sie sich wieder meldet (oder melde mich, wenn mir danach ist). Man braucht ja nicht aneinander zu kletten. Jeder ist doch noch ein eigener Mensch. Und man hat doch meist mehrere gute Freunde, für den Fall, daß eine mal gerade keine Zeit hat.

Wenn es massive Probleme gibt, sind immer alle Freundinnen sofort bereit, zuzuhören, auch wenn es nachts um 2 am Telefon ist. So etwas ist ja nur eine Ausnahme, daher wird es toleriert.

Und damit gehe ich über zu Pipilasovskaya’s Zitat: “Liebe oder Freundschaft sind beide aus der Ferne nicht möglich. Beide basieren auf einer Vertrautheit, die sich auf weite Entfernung nicht lange aufrecht erhalten lässt, denn man leistet kein gemeinsames Leben, keinen…”.

Muß Dir auch widersprechen: ich lebe seit fast sieben Jahren in Neuseeland, also 25 Flugstunden von Deutschland entfernt. Eine meiner besten Freundinnen wohnt in England, der Rest in Deutschland und wir sind uns immer noch wahnsinnig nahe, auch wenn wir uns manchmal ein paar Wochen nicht hören.

Bei echten Freunden ist es doch, daß man sich sogar ein Jahr nicht melden braucht und trotzdem sofort spürt oder an der Stimme hört, wie es dem anderen geht und worüber man reden soll. Ich bin dankbar, daß ich so gute Freunde habe, sie sind handverlesen und, wie gesagt, fast alle von der Kindheit/Schulzeit her.

Freundschaft ist immer Toleranz. Ich bin auch bestimmt nicht perfekt und auch keine perfekte Freundin, daher habe ich auch Verständnis, wenn eine meiner Freundinnen mal alles andere als perfekt reagiert. Das ist doch das Schöne: man akzeptiert bei Freundschaften viel, viel mehr als in der Liebe. Von einem Mann erwarte ich nämlich Perfektion. ;) :p :D

[ 17.04.2002, 09:34: Beitrag editiert von: Roswitha ]

 

Hi Roswitha,

ja, dann haben wir wohl unterschiedliche Erfahrungen gemacht.
Auch ich hatte einst eine beste Freundin, wir waren zusammen in derselben Klasse, seit wir 10 Jahre alt waren. Eines Tages heiratete meine Freundin und zog nach Baytown (Texas).
Einige Jahre lang flogen noch Briefe hin und her (Computer hatte keine von uns beiden), doch die Briefe wurden mit der Zeit immer oberflächlicher. Grund: Wenn ich meiner Freundin ein Problem schilderte, dann war es, bis die Antwort bei mir eintraf, gar nicht mehr akut. Und umgekehrt. So ging es mit Stimmungen, mit Beschreibungen... eigentich mit allem. Und schweineteure Telefonate konnten wir uns nicht leisten.

Fünf Jahre nach ihrer Auswanderung hat sie mich dann besucht. Grund war die Beerdigung ihrer mittlerweile verstorbenen Mutter. Und plötzlich merkten wir: Wir haben uns eigentlich gar nichts mehr zu sagen. Hatten uns beide verändert, waren uns fremd geworden. Im Verhalten, in unseren Werten, unserem Denken, unseren Interessen. Wir haben dann ein paar peiniche Stunden abgesessen, in denen mehr geschwiegen als geredet wurde, und waren beide klammheimlich froh, als es vorbei war.

Etwa ein Jahr lang haben wir uns dann noch nichtssagende Karten geschickt, zum Geburtstag, zu Weihnachten. Sie schickte mir ein Foto ihres neugeborenen Babys, das für mich ebenso nichtssagend war wie ein x-beliebiges Babyfoto aus einer Illustrierten.

Und dann haben wir fast wie auf Kommando beide gleichzeitig den Briefverkehr eingestellt, der eigentich nur noch eine Höflichkeitspflicht war.

Vielleicht habe ich einfach nur Pech gehabt, vielleicht hattest du einfach nur Glück, wer weiß? Vielleicht hätten wir es heute leichter, denn es gibt SMS, Fax und Email. Doch eine Reanimation Jahre nach dem Tod würde entweder nicht klappen, oder die "Leiche" würde stinken, zumal das Gefühl beim Auseinandergehen alles andere als freundschaftlich war.

Damals habe ich entschieden: Fernbeziehungen sind nicht mein Ding.

[ 17.04.2002, 12:29: Beitrag editiert von: Pipilasovskaya ]

 

Hallöchen,

also so viele Erfahrungen kann ich natürlich nicht bieten. Ich habe weder eine Fernfreundin (eher Brieffreunde) noch besonders viele Freundinnen oder Freunde. Möchte ich eigentlich auch gar nicht haben, wenn ich ehrlich bin (bin nicht so der kontaktfreudige Discogänger und Menschenfreund... :rolleyes: )...
Dafür habe ich eine gute Freundin, die mit mir jahrelang zur Schule gegangen ist (na ja, 2 Jahre halt :D ), bis wir uns überhaupt kennengelernt haben. Aus oberflächlichen "Ich hol dich morgen vor der Schule ab"-Gesprächen wurde dann eine richtig tiefe Freundschaft. Und schließlich - ich würde soweit gehen, und das sagen - Seelenverwandtschaft. Interessen stimmen. Humor stimmt. Einfach alles stimmt. Ich bin richtig froh, daß ich sie habe. Und wir waren nie die Freunde, die pausenlos "aneinander klebten", jeden Tag etwas unternahmen oder lauter so Scheiß. Ich glaube, wir ergänzen uns gegenseitig - und das ist ein sehr gutes Gefühl.

Ich hab hier vorhin ein Zitat aufgelesen, weiß aber nicht mehr, wer das gesagt hat:

Und man hat doch meist mehrere gute Freunde, für den Fall, daß eine mal gerade keine Zeit hat.
Na ja, jedenfalls trifft das bei mir nicht zu. Wie gesagt; ich bin mehr so der Einzelgänger. Ich bin das kleine Mädchen, das davon träumt, in Irland eine Einsiedlerhütte zu beziehen - weit weg von der lärmenden Stadt... :rolleyes: Deshalb kann ich das auch echt nicht von mir behaupten.
Eine gute Freundin reicht mir völlig.

Sodelle, jetzt werd' ich wieder an die Schulbücher müssen... :(

Gruß
stephy

 

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