Was ist neu

Spiegel

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26.09.2006
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Spiegel

Hey you, in the mirror
stop twisting my weak mind
Mirror of madness,
stop haunting me

Hey you, before the mirror
your eyes keep telling you lies
Mirror of madness,
is making you insane

Norther, Mirror Of Madness


Die Bässe verschwammen zu einer rumpelnden Masse, als die Tür zufiel. Sabine hatte zu viel getrunken und lief schon das dritte Mal zwischen Toilette und Konzerthalle hin und her. Langsam ging es ihr gehörig auf die Nerven. Zumindest entkam sie so für ein paar Minuten der völlig überzogenen Lautstärke. Ganz vorne an der Bühne hielten es ohnehin nur Wahnsinnige aus.
Neben einem nach Sabines Meinung viel zu jungen und ziemlich unpassend gestylten Mädchen war sie diesmal die Einzige auf dem Klo.
»Geiles Konzert, oder?«, stellte die schmale Vierzehnjährige fest. In ihren auf sexy getrimmten Girlieklamotten schaute sie drein, als würde sie Lob für die gerade geäußerte Weisheit erwarten.
Sabine hatte keine Lust, sich in ein Gespräch verwickeln zu lassen.
»Naja, geht schon, ich warte auf den Headliner«, antwortete sie.
»Oh ja, die sind viel besser als die jetzt gerade«, versuchte die Kleine ihr zu gefallen.
»Bist du eigentlich in Begleitung, oder treibst du dich hier allein herum?«
»Das geht dich gar nichts an und außerdem bin ich schon 18.«
Sabines Rechnung ging wunderbar auf. Schon stampfte die Minderjährige hinaus. Das in solchen Fällen obligatorische Knallen der Tür verhinderte der Türschließer.
»Kinder!«, grinste Sabine, während sie sich vor dem Spiegel die dünnen Haare zurechtzupfte.
Plötzlich spürte sie einen leichten Windstoß. Irritiert drehte sie sich um, doch es war nichts Ungewöhnliches zu bemerken.
Das Dröhnen brach ab und Begeisterungsstürme des Publikums tosten dumpf in den Waschraum. Sie korrigierte den Sitz ihrer Lederhose und wollte sich gerade die Hände waschen, als sie im Spiegel deutlich einen unsteten Schatten sah. Draußen richtete der Sänger ein paar Worte an das Publikum. Sabine fuhr zusammen; der Spiegel begann in unregelmäßigen Abständen geräuschvoll zu zittern. Dass er vibrierte, während die Band spielte, erschien ihr ja noch plausibel, aber ein Zittern aus heiterem Himmel, war doch mehr als merkwürdig. Schnell wusch sie sich die Hände, doch zu ihrem Missfallen gab der Wasserhahn nur ein mageres Rinnsal von sich. Es blieb ihr also nichts anderes übrig, als ihre Hände darunter zu halten und abzuwarten. Mit einem dumpfen Knall bekam der Spiegel einen Sprung, der sich von der Mitte bis zum rechten Rand bildete. Sie stieß einen Entsetzensschrei aus und machte einen Satz bis an die Wand hinter sich. Ungläubig starrte sie den Spiegel an.

Der Schatten wanderte noch immer im Spiegel hin und her. Nur langsam beruhigte sie sich wieder. Sie wollte sich das Phänomen genauer ansehen und näherte sich dem Spiegel. Was sie sah, erstaunte Sabine. Das Spiegelbild zeigte nicht nur eben dieses, es wirkte plastisch. Je länger sie es betrachtete, desto stärker wurde ihr Eindruck, nicht sich selbst, sondern eine andere Person im Spiegel zu sehen. Die Augen saßen tief in den Höhlen und breite Augeringe ließen das Gesicht alt aussehen. Die deutlich hervortretenden Wangenknochen sahen aus wie die eines Verhungerten. Sie fuhren mit der Hand über die Oberfläche des Spiegels. Er fühlte sich warm und klebrig an, ganz so, als würde Schaumstoff von einem Lösungsmittel an ihrem Finger zersetzt. Im Bruchteil einer Sekunde wurde die Oberfläche plötzlich heiß und ein Blitz flammte über ihren Finger und breitete sich wie eine Welle über die ganze Hand aus. Das Licht im Waschraum war merklich schwächer geworden und sie hielt sich die Hand. Ihr war, als hätte ihr jemand mit einem Hammer auf den Zeigefinger geschlagen. Es war merkwürdig ruhig. Auf dem Weg nach draußen fielen ihr zum ersten Mal die Pissoirs auf. Merkwürdig, dachte sie. Sie hätte schwören können, dass sie beim Hereinkommen noch nicht da gehangen hatten. Alles schien seitenverkehrt und als Sabine das Schild an der Türe kontrollierte, war ihre Verwirrung komplett.

Die Halle war menschenleer. Nicht einmal die Spur eines Konzertes war zu sehen. Sabine stand starr in der Tür zur Halle. Alte Konzertplakate und Aufkleber hingen an den Wänden und der Verputz machte den Eindruck, als würde er schon seit Jahren abbröckeln. Ihre Hand schmerzte, und als Sabine sie noch einmal betrachtete, schien sie von feinen, flackernden Linien überzogen zu sein.
»Was ist das denn?«, flüsterte sie.
Sie betastete ihre Hand und spürte eine leichte, elektrische Aufladung, die sie an das Gefühl erinnerte, mit dem Finger über einen Fernsehschirm zu gleiten. Vorsichtig versuchte sie, das langsam schmerzhaft werdende Phänomen abzuschütteln, doch das brachte keine Linderung.
»Hallo, ist jemand da?«, rief sie.
Ein mulmiges Gefühl drückte ihr allmählich die Luft ab. Angst zu haben, passte gar nicht zu Sabine; sie war immer selbstsicher gewesen und hatte nie Schwierigkeiten mit der Dunkelheit oder dem Alleinsein gehabt.
Das ist der Vorteil wenn man scheiße aussieht, dachte sie grimmig. Sie beschloss, so schnell wie möglich zu verschwinden, nahm ihren ganzen Mut zusammen und rannte in den Vorraum, wo sich auch der Ausgang befand. Abrupt blieb sie stehen.
»Verdammt!«
Die Türen waren mit dick von Staub bedeckten Ketten verschlossen. Durch verglaste Luken in den Türen drang Tageslicht herein. Auf Zehenspitzen versuchte sie einen Blick nach draußen zu erhaschen, aber sie war zu klein und konnte nur einen Baumwipfel erkennen. Wie komme ich hier nur raus, überlegte sie fieberhaft. Ein Anflug von Panik überrollte Sabine. Voller Wut trat sie gegen die Ketten und im selben Moment fühlte sich ihre Hand an, als bade sie in kochendem Wasser. Sie schrie vor Schmerzen und fiel auf die Knie. Nun saß sie einem Schulmädchen gleich im Vorraum und wimmerte wie in Trauer um ein verendetes Kaninchen. Nach endlosen Minuten ließen die Schmerzen nach. Unregelmäßige Nadelstiche waren an ihre Stelle gerückt und langsam konnte sich Sabine wieder beruhigen. Sie stand auf und sah sich vorsichtig um. In einer Ecke stand eine Kombination aus Mülleimer und Aschenbecher, die ihr Interesse weckte. Bis auf eine entwertete Eintrittskarte aus dem Jahr 2003 war er leer und sie wunderte sich, was sie eigentlich gesucht hatte. Zögerlich betrat sie wieder die Halle.

Der Mund trocken, die Hände feucht, sie fühlte sich verfolgt, zumindest beobachtet, und das Geräusch ihrer eigenen Schritte kam ihr unheimlich vor. Sie bewegte sich dicht an der Wand entlang, blickte nervös in alle Richtungen und versuchte, kein Geräusch zu verursachen. Wenn ich doch nur etwas Licht haben könnte, dachte sie und ihr kam der Gedanke, dass doch Bühnen zu beleuchten sein mussten.
Vorsichtig durchschritt sie den Raum, drehte sich dabei misstrauisch um Ihre eigene Achse, damit ihr keine Bedrohung, welcher Art auch immer, entginge, die sich vielleicht hinterrücks auf sie stürzen und sie verschlingen mochte.
Je näher sie seiner Mitte aber kam, desto stärker das unlängst versiegte Stechen in ihrer Hand, steigerte sich zu einem Sägen und gipfelte bald in rasendem Brennen. Es wurde stärker und stärker, bis sich Sabine, in die Flucht geschlagen, wieder zur Wand zurückzog. Müde schlich sie nun um das Zentrum herum, stets darauf bedacht, das Pulsieren ihrer ungewöhnlichen Fessel nicht zu stark werden zu lassen.

Etliche Minuten später, Stunden für Sabine, stand sie vor der Bühne Sie vermochte kaum etwas zu erkennen, doch ein Kasten an der rechten Seitenwand der Bühne erschien ihr wie ein Lichtblick. Nach fünf Stufen stand sie auf dem Podium. Sie öffnete das Metallschränkchen und fand eine Reihe Lichtschalter, von denen sie jeden betätigte.
Die Bühne war jetzt in blendendes Scheinwerferlicht getaucht, was ihr Gefühl, beobachtet zu werden, noch verstärkte. Sie wollte die Lichter wieder löschen, doch eine dicke Spinne ließ sie ihren Plan verwerfen. Wie ausgeliefert fühlte sie sich durch die Bühnebeleuchtung, schon allein deswegen, weil sie nicht mehr sah, ob sich im Zuschauerraum etwas abspielte. Was soll da schon sein, dachte sie, vorhin war dort auch schon nichts, warum sollte es jetzt plötzlich anders sein? Angewidert von der Erinnerung an das achtbeinige Geschöpf verließ sie die Bühne. Jetzt konnte sie alles deutlich erkennen und die unheimlichen Gedanken wichen von ihr, bewegen mochte sie sich aber dennoch nur leise.

Ihr Weg beschrieb einen respektvollen Bogen um das Zentrum der Halle bis hin zur Bar. Sabine ging hinter den Tresen. Ein seltsames Brummen, das von der Bühne kam, ließ sie erschrocken herumfahren. Das Geräusch steigerte sich in ein Knirschen und sie glaubte, die Luft flimmern zu sehen. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Hinter dem Tresen kauernd lugte sie zur Bühne und wünschte sich weg von diesem Ort, der nicht zu dieser Welt gehören konnte. Mit einem Knall brach das Geräusch ab und Sabine stand wieder im Halbdunkel. Ihr fiel ein Stein vom Herzen, dass lediglich die Beleuchtung ihren Geist aufgegeben hatte.
Sie schnappte sich eines der verstaubten Gläser und zuckte von neuem zusammen, als der Wasserhahn, unter dem sie das Glas abwaschen wollte, nur ein lautes Rumpeln von sich gab.
Die vielen Schnapsflaschen machten, wie schon die Ketten an den Eingangstüren, den Eindruck, als hätte sie schon lange keiner mehr in die Hand genommen.
Was zur Hölle war nur los? Sie suchte die Flaschen in den Regalen ab. Offensichtlich waren die Getränke preislich sortiert. Billiger Fusel auf der linken, ausgewählte Whiskys und andere edle Tropfen auf der rechten Seite. Eigentlich war ihr egal, womit sie ihren trockenen Mund anfeuchtete. Sie holte die nächstbeste Flasche vom Regal und stolperte über ihre eigenen Füße.
Die Flasche zersprang auf dem Betonboden. »Scheiße!«
Sie wollte sich eine andere holen, als plötzlich ein weißes Rauschen einsetzte. Sie sah sich in der Halle um. Ihr Blickfeld war durch verschwommene Linien gestört. Alles flimmerte wie ein schlecht eingestelltes Fernsehprogramm. Hinten auf der Bühne glaubte Sabine, eine Bewegung wahrgenommen zu haben. Das ihre Hand umspannende, bläulich leuchtende Geflecht verflüchtigte sich, umspielte sie kurz wie ein Handschuh und verpuffte, begleitet von einem Funkenflug im Nirgendwo. Das weiße Rauschen wurde lauter und lauter und nach einer Weile gesellte sich noch ein tieffrequentes, verzerrtes Hämmern hinzu. Die von Schlieren und unscharfen Linien durchzogene Halle krümmte und dehnte sich mit jedem Klopfen, als würden sich zufällig ausgewählte Stacheln eines gläsernen Igels vor Sabines Augen ruckartig ausdehnen und wieder zusammenziehen. Sie konnte nicht ausmachen, ob ihr nur die Augen einen Streich spielten, oder die Halle tatsächlich durch das Rauschen verformt wurde.
Der Boden verlor seine Festigkeit, bekam Risse, zerfiel zu einer Wolke von Zementbröckchen, die über einem zähflüssigen See trieben, als seien sie Staubpartikel. Fast wie ein Asteroiden fällt, dachte Sabine. Ihre Beine sanken hinein, wurden von den Fragmenten durchdrungen und fühlten sich an wie eingeschlafen. Je tiefer sie in die Wolke einsank, desto höher kroch das pelzige Gefühl. Ihre Füße näherten sich dem halb flüssigen See, der gerade noch harter Zementboden gewesen war, doch niemals berührte sie ihn wirklich, er verkochte, ja verflüchtigte sich zu schwarzem Dampf. Bald wandelte sich das Kribbeln in ein Stechen, ein fast greifbares Knistern, wie eine Brause mit zu festem Strahl und die Halle zuckte immer intensiver, zog sich mit jedem Hammerschlag deutlicher in die Länge. Dann wieder stürzten die Wände herbei, von Mal zu Mal näher und der Druck in Sabines Kopf nahm ebenfalls zu.

Die Gesteinsbrocken wühlten sich durch ihren Körper, stießen mitunter zusammen, blitzten dann auf und erzeugten wohlige Wärme. Sabine war in eine Wolke von Steinchen gehüllt; ihre Sinne von den Blitzen der Zusammenstöße eingenommen, die sie überfluteten und keinen Raum zum Denken ihr ließen. Der Schwarm umschwirrte sie schneller und eine nie gekannte Brandung in ihren Lenden schlug höher und höher. Gewaltig erhob sich weit hinten auf der Bühne ein Wellenkamm und raste dann, gleich einer Wand, auf Sabine zu, die sich, einem Abbild des Saturn gleich, im Zentrum der Halle schweben sah.
Die Welle kam näher, türmte sich bis zur Hallendecke auf und krachte in die äußeren Ringe, schob sie ineinander, verdichtete sie und noch während des Brechens der Welle stürzten die Brocken in Sabine zusammen, verschmolzen, erstrahlten wie zehntausend Sonnen.
Wohin nur mit all dieser Kraft?, fragte sie sich und versuchte, sie beisammen zu halten, aber vergebens. Das brennende Weiß war nicht mehr zu bändigen. Sabine stürzte hinaus ins Nichts, vorbei an Sternen, Planeten, Galaxien, zum Zentrum von allem, betrachtete tausende Welten in einer Sekunde und erlangte beruhigende Gewissheit, dass das Leben nicht nur eine einzige Insel besaß. So vieles, das sie hätte wissen wollen, fiel nun von ihr ab, und es kümmerte sie nicht mehr, ob irgendwann alles zu Ende sein mochte. Am Gipfel höchster Ekstase brach sich ein neues All in einer lautlosen Explosion Bahn.
Dann war nichts mehr. Das Beben verschwunden, der Boden zurück in seiner ursprünglichen Form, gab es keine Spur dieses unbeschreiblichen Ereignisses mehr. Wie eine ferne Erinnerung glimmte das Erlebnis beim Gedanken daran noch einmal auf und Sabine verspürte den unwiderstehlichen Drang, ihre wenigen Freunde an dieser sensationellen Offenbarung teilhaben zu lassen. Plötzlich schoss Erkenntnis durch Sabines Synapsen: Ein Mensch war ihr Weg aus diesem fremden Universum. Hätte sie das nur vorher gewusst, doch andererseits, dachte sie, hätte sie dieses überwältigende Ereignis dann nicht erlebt und niemals erfahren wie es war, hatte man Zugang zu aller Erkenntnis. All ihre Fragen waren es nicht mehr wert, gestellt zu werden, denn ehe sie ihre letzte Frage noch hätte stellen können, war die Antwort in ihr. Die andere Seite war der Schlüssel durch den Spiegel.

Dieser Geistesblitz gab ihr Hoffnung; zurück im Waschraum sah sie in den Spiegel, erkannte darin aber nichts als den Raum. Dort, wo eigentlich Sabines Spiegelbild hätte sein sollen, waberten verschwommene Schatten. Sie strich über den Spiegel und stellte entsetzt fest: Das Wissen um den Weg aus ihrem Gefängnis half nichts, ohne die Möglichkeit es auch einzusetzen, denn ihre Hände waren wie Rauch, körperlos und unnütz.
Nun quälte Sabine sich mit der Frage, wie sie den geheimnisvollen Mechanismus des Spiegels in ihrem körperlosen Zustand auslösen sollte. Je länger sie nachdachte, desto weiter verteilte sich ihre neue Erscheinungsform in der Halle und jedesmal, wenn sie sich von ihren Gedanken kurz losreißen konnte, stoben die nebligen Ausläufer ihres Selbst wieder zusammen und formten ein vages Abbild, eine lustlose Imitation der Sabine, die sie früher gewesen war. Als körperlose Kreatur ließ es sich durchaus leben. Die menschlichen Bedürfnisse wie essen und trinken waren nicht mehr von Belang. Sie fühlte sich befreit und erleichtert, im gleichen Moment aber hilflos und begrenzt.

Egal, welche Gestalt sie annehmen wollte, mit der Mühelosigkeit eines Wimpernschlages befahl sie und die Schwaden ihrer selbst gehorchten. Schließlich kam ihr der Gedanke, wie dieser Halle durch eine irgendwo sicherlich zu findende Öffnung zu entkommen sei. Sabine begab sich ins Zentrum des Raumes und verordnete sich selbst, zur Kugel zu werden, und es geschah. Für eine Sekunde dachte sie an die Ringe, die sie vor ihrer Verwandlung um sie herum schweben gesehen hatte und in derselben Sekunde war sie, die Kugel, von ähnlichen Ringen umgeben. Das half ihr, denn beim Gedanken an Saturn vergrößerte sie ihren Umfang hundertfach. Sie konnte alles sehen, nur nicht durch all diese Risse und Löcher, die das Gebäude mannigfach durchzogen, denn sie waren unerklärlicherweise nicht zu durchdringen, verklebt von zähflüssigem Schleim.
Sabines Ausdehnung fand schließlich ihr Ende. Aller Platz war aufgebraucht, und wäre die Halle um sie entfernt worden, Sabine hätte die Form derselben gehabt.
Trotzig unternahm sie einen letzten Versuch zu entkommen und streckte ihre Schwaden Fingern gleich in das klebrige Zeug. Ein schmerzhafter Schlag ließ sie dann wie ein roter Riese zusammenstürzen zum weißen Zwerg. Schreien wollte sie, alles zu Klump schmeißen und zerstören, egal was, selbst die Erde wäre ihr Recht gewesen, ob ihrer Machtlosigkeit. Allwissend zu sein hieß nun mal nicht allmächtig. Wer weiß, dachte sie, vielleicht war es umgekehrt nicht viel besser, trösten aber konnte sie der Gedanke nicht übermäßig. Wie eine Wahnsinnige schrie sie jetzt los und verzweifelte an dem was sie aus Ihrem Mund hörte: Weißes Rauschen. Die Halle verschwamm und alles erzitterte. Zacken und Nadeln stachen aus den Sabineschwaden, unscharfe Linien durchkreuzten den Raum.

Stunden waren vergangen und Sabine fühlte sich leer. Was gäbe sie darum, endlich diesem Verlies zu entkommen. Sogar zur ganz normalen, durchschnittlichen Sabine würde sie sich wieder machen lassen, käme sie dann endlich frei, nur wem sie sich in dieser Angelegenheit hätte zuwenden sollen, war ihr nicht klar. Es war, verdammt nochmal, niemand hier und sich selbst würde sie auch nicht als Jemand bezeichnen wollen, zumindest nicht in diesem sprichwörtlich benebelten Zustand. Andererseits, überlegte sie, was soll ich draußen, wenn mir der Zugang zur Allwissenheit dann ebenfalls verwehrt bliebe? Nein, die traurige Sabine von früher wollte sie nie mehr werden.

Wie der fahrige Strich in einem abstrakten Gemälde hing sie vor dem Spiegel im Waschraum. Was sie hier wollte, wusste sie nicht so genau.

Sabines Zeitgefühl war verschwunden. Für sie lag der Vorfall auf der Toilette schon Wochen zurück. Gerade war der Gedanke zu Ende gedacht, da erschien plötzlich im Spiegel eine schmale Gestalt.
Das ist es, wollte sie rufen, aber leider, sie hätte es längst wissen sollen, war es bloß ein Rauschen, das sie zu Stande brachte. Um nicht bedrohlich zu wirken, nahm sie zuerst die Form eines Schmetterlings an. Die undeutliche Gestalt registrierte aber keine Schatten, schon gar keinen Schmetterling im Spiegelbild und sperrte sich in eine der Kabinen. Vielleicht sieht man mich gar nicht, zweifelte Sabine. Sie war außer sich; ihre einzige verdammte Chance saß auf dem Klo. Nervös zuckte sie vor dem Spiegel umher und die Bahnen, die sie beschrieb, hätten Jackson Pollock vermutlich gefallen.
Die Minuten, Tage für sie, ließen viel Platz für bohrende Ungeduld, die irgendwann in die Sorge mündete, die schmale Gestalt könnte an einer Überdosis zu Grunde gegangen sein, einem Herzanfall vielleicht, oder einfach, zwar nicht sehr plausibel, aber wer weiß, eingeschlafen sein. Je länger Sabine warten musste, desto aggressiver wurde sie und umso grauenvoller wuchs sich die Wahl ihrer Manifestationen aus.

Dann endlich drehte sich die Schrift am Riegel der Kabine von besetzt auf frei und die Tür schwang auf. Sabine hatte Mühe zu erkennen, ob der Mensch dort vielleicht auf ihre Schatten aufmerksam wurde. Ihre Hoffnung, bald freizukommmen, bekam einen Dämpfer bei dem Gedanken, die Gestalt auf der anderen Seite mochte vielleicht das Mädchen sein, demgegenüber sie so abweisend gewesen war.

Kurz darauf sah sie es deutlich, ja, es schien das Mädchen zu sein und es bot einen erbärmlichen Anblick. Menschenskinder, dachte Sabine, was müssen die Balgen auch schon so viel saufen?! Es war mehr ein Gespenst denn ein Mensch und Sabine konnte nicht anders, als mütterlich zu empfinden. Wahrscheinlich sollte ich die Taktik wechseln, überlegte sie und fragte sich, womit man ein vierzehnjähriges Kind interessieren könnte, und noch bevor Sabine überhaupt angefangen hatte, an einen Teddybären zu denken, hatte sie dessen Gestalt schon eingenommen. Das war ihr glatt peinlich, ein Baby war das arme Ding ja wirklich nicht mehr. Es wusch sich das Gesicht, betrachtete seine dunklen Augenränder, machte aber gleichzeitig den Eindruck, sich nicht besonders elend zu fühlen. Sabine formte eine Hand und winkte ihm zu.
Ja, jubelte Sabine, jetzt fass den Spiegel an, komm schon, lass uns Plätze tauschen! Ob das wohl mütterlich war, überlegte sie mit schlechtem Gewissen, verwarf diesen Gedanken aber wieder und bescheinigte sich noch schnell, dass wohl jeder seine eigenen Probleme zu bewältigen hätte.
Sie geriet völlig aus dem Häuschen und steigerte sich immer weiter in Rage, schrie auf das Kind ein, wohl wissend, dass dieses keins ihrer Worte hören, geschweige denn verstehen würde. Lauter und lauter schrie sie, ignorierte das verzerrte Bild, das sich ihr bot, und stürzte sich ein ums andere Mal auf den Spiegel, aber es nützte nichts.

»Das ist ja komisch«, wunderte sich der Teenager und bekam beim Versuch, die Schatten zu berühren, einen Schlag.
Schwarzer Nebel kroch aus dem Spiegel.


© 2007 by Georg Niedermeier.

 

Hey schrei-bär,
erstmal den Detail-kram, ehm, ich hab mich wahrscheinlich ein wenig hinreißen lassen, rumzupredigen: bitte nimm das alles "mit einer Prise Salz" (Anglizismus!). Das ist nur meine Meinung und so.

»Geiles Konzert, oder?« stellte die schmale Vierzehnjährige in ihren auf sexy getrimmten Girlieklamotten fest und schaute dabei drein, als würde sie ein Lob für die gerade von sich gegebene Weisheit erwarten.
Inquit-Formeln sind ein wenig wie Bildunterschriften in der Zeitung. Dort werden auch oft Informationen eingeschmuggelt, die im Erzähltext keinen Platz mehr hatten. Aber eigentlich will ich von einer Bildunterschrift nur wissen, was da auf dem Bild zu sehen ist und vor allem „wer“. Und von einer inquit-Formel will ich nur wissen, wer da spricht (und vielleicht noch eine Information, oder so), du hast hier schmal, das Alter, ihre Klamotten und dass sie noch doof aussieht, und das alles der armen kleinen Inquit-Formel angelastet. Es killt auch einfach den Rhythmus eines Dialogs.

»Oh ja, die sind viel besser als die jetzt gerade«, versuchte die Kleine ihr zu gefallen.
Ja, nächstes Problem mit der inquit-Formel: sie sollte nicht das Gesagte noch mal zusammenfassen.
„Hilfe, hilfe“, schrie er um Hilfe. „Feuer, Feuer“, warnte er vor dem Feuer. „Zum Angriff“, blies er zum Angriff – sind die krassen Beispiele. Hier ist es auch schon in Ansätzen vorhanden. Das ist eine Wertung des Gesagten, eine Inquit-Formel „darf“ aber eigentlich nur den Modus des Gesagten näher erläutern, also „flüsterte, schrie, usw.“. Es wäre wahrscheinlich besser, diese „Wertung“ der Perspektivträgerin anders deutlich zu machen.
Ein guter Dialog lebt vom guten „gesprochenen Wort“, nicht von den inquit-Formeln, die sollen eigentlich möglichst in den Hintergrund treten.
Jedenfalls seh ich das so.

Sabine Rechnung ging wunderbar auf.
Genitiv-s.

Schon schnaubte die Minderjährige hinaus.
Schnaubte ist kein Verb der Fortbewegung, sondern ein Nasengeräusch.

Dass er vibrierte während die Band spielte
Vibrierte, während…

Das Publikum erkannte das Lied und jubelte vor Begeisterung.
Ich weiß es ist gemein, so was zu fragen, und ich weiß, dass man mit solchen Fragen jeden Text schlecht aussehen lassen kann, aber: Welchen anderen Grund als „Begeisterung“ gibt es sonst, um zu jubeln?

Der Schatten wanderte noch immer im Spiegel hin und her. Sabine war starr vor Schreck. Nur langsam beruhigte sie sich wieder. Sie wollte sich das Phänomen genauer ansehen und näherte sich dem Spiegel. Was sie sah, erstaunte Sabine. Das Spiegelbild zeigte nicht nur eben dieses, es wirkte obendrein ungewöhnlich plastisch. Je länger sie es betrachtete, desto stärker wurde ihr Eindruck, nicht sich selbst, sondern eine andere Person im Spiegel zu sehen. Die Augen ihres Spiegelbildes saßen tief in den Höhlen und breite Augenränder ließen das Gesicht alt aussehen. Die deutlich hervortretenden Wangenknochen des Gesichts sahen aus wie die eines Verhungerten. Prüfend fuhr sie mit der Hand über die Oberfläche des Spiegels. Er fühlte sich seltsam warm und klebrig an, ganz so, als würde Schaumstoff von einem Lösungsmittel an ihrem Finger zersetzt. Im Bruchteil einer Sekunde wurde die Oberfläche plötzlich glühend heiß und noch bevor sie reagieren konnte, flammte ein grellblauer Blitz über ihren Finger und breitete sich wie eine Welle über die ganze Hand aus. Das Licht wurde merklich schwächer und sie hielt sich die Hand. Ihr war, als hätte ihr jemand mit einem Hammer auf den Zeigefinger geschlagen. Es war merkwürdig ruhig. Auf dem Weg nach draußen fielen ihr zum ersten Mal die Pissoirs auf. Merkwürdig, dachte sie. Sie hätte schwören können, dass sie beim Hereinkommen noch nicht da gehangen hatten. Alles schien seitenverkehrt.
Füllwörter raus. Schlicht und ergreifend: Füllwörter raus. Die passen nicht zur Erzählstimme, nackte Sprache, schlicht und hart würde gut zu der Szene passend, also: Statt: Sabine war starr vor Schreck: Sabine erstarrte. Statt: Nur langsam beruhigte sie sich wieder: Ein Zeilenwechsel und: Sabine kam wieder zu sich. Und bei „Es wirkte obendrein ungewöhnlich plastisch“ können sowohl obendrein als auch ungewöhnlich raus. So geht das eigentlich weiter.
Keine Angst vor „nackter, karger“ Sprache. Wirklich nicht, einfach mal ausprobieren, das wirkt. Lieber ein gutes, passendes Wort als ein Allzweckwort und ein präzisierendes Allzweckwort. Lieber „Sesselchen“ als „kleiner Sessel“, lieber „flüstern“ als „leise sprechen“ und auf einschränkende oder bekräftigende Füllwörter oder Satzkleisterwörter kann man auch einfach mal verzichten, sollte man, wenn es die Stimme des Textes hergibt, wahrscheinlich sogar verzichten.

Sie betastete ihre Hand und spürte eine leichte, elektrische Aufladung, die sie an das Gefühl erinnerte, über einen Fernsehschirm zu gleiten.
Liest sich so als würde sie auf einem Fernseher surfen. (mit ihrer Hand über einen Fernsehschirm zu gleiten), ist nicht sonderlich elegant, aber besser als dass der Leser (okay, mit „der Leser“ meine ich mich) stockt.

blickte nervös nach allen Richtungen
Man blickt/schaut/sieht in eine Richtung. „Umschauen“ oder „umblicken“ ginge wohl mit „nach“.

und wagte nicht, ein lautes Geräusch zu verursachen.
Ich will nicht predigen (zu mal jeder seinen eigenen Weg finden muss und das alles), aber das „laut“ hier, wozu ist das gut? Was für eine Funktion hat das? Natürlich will sie kein „hörbares“ Geräusch machen, das steckt doch in der Satzlogik schon mit drin. Da fühle ich mich als Leser unterschätzt, dass es mir der Text nicht zutraut solche logischen Mini-Hüpfer alleine hinzukriegen: Warum will sie kein Geräusch machen? Weil sie Angst hat, dass sie jemand hört. Und wie muss das Geräusch sein, damit sie jemand hört? Laut. Okay.

Was soll da schon sein, versuchte sie die aufkeimende Angst zu ersticken,
Inquit-Formel, s.o.

Sabine ging hinter den Tresen, denn sie hatte Durst.
Ehm, wieder gemein, aber: Sabine ging aufs Klo, denn sie musste mal – käme dir auch seltsam vor, oder?

Ihr fiel ein Stein vom Herzen, denn sie erkannte, dass lediglich die Beleuchtung ihren Geist aufgegeben hatte, das Geräusch also keine übernatürliche Ursache gehabt hatte.
Ich kann mich mit dem Stil nicht anfreunden. Der letzte Halbsatz ist so überflüssig, dieses Übererklärende.

Erleichtert schnappte sie sich eines der verstaubten Gläser und zuckte von neuem zusammen, als der Wasserhahn unter dem sie das Glas abwaschen wollte, nur ein lautes Rumpeln von sich gab.
, unter

Sie wollte wieder um den Tresen herumgehen und stolperte über ihre eigenen Füße.
»Scheiße!«, entfuhr es ihr und die Flasche zersprang auf dem Betonboden.
Ich hab dir das zu einer anderen Geschichte schon mal angemerkt: Es wiederholt sich hier, es wird zu lang. Der Text kommt nicht richtig voran, sondern tritt nur auf der Stelle.

Je tiefer sie in die Wolke einsank, desto höher kroch das pelzige Gefühl. Ihre Fußspitzen näherten sich dem halb flüssigen See, der gerade noch harter Zementboden gewesen war, doch niemals berührte sie ihn wirklich, er verkochte, ja verflüchtigte sich in schwarzem Dampf. Bald wandelte sich das Kribbeln in ein Stechen, ein fast greifbares Knistern, wie eine Brause mit zu festem Strahl und die Halle zuckte immer intensiver, zog sich mit jedem Hammerschlag deutlicher in die Länge. Dann wieder stürzten die Wände herbei, von Mal zu Mal näher und mit steigender Zahl der Schläge wurde der Druck in Sabines Kopf stärker, den sie anfangs kaum, mit größerer Länge der Halle immer heftiger spürte.
Das ist gut. Vielleicht liegt dir diese Distanz zur Figur, die hier auftaucht, einfach besser. Ein eher „erzählender“ Stil, ein wenig von der Figur losgelöst. Auch ein wenig „altväterlich“ und „ästhetisch schön.“

und raste dann gleich einer Wand auf Sabine zu, die sich, einer eifernden Schwester des Saturn gleich, von Ringen umgeben im Zentrum der Halle schweben sah.
Um die unsterblichen Simpsons zu zitieren: Jetzt nicht übertreiben, jetzt nicht übertreiben.

Stunden war vergangen
„waren“ und vorhin war irgendwo ein „uns“ statt „und“

Ähnlich dem Band einer Turnerin schwirrte sie vor dem Spiegel umher, versuchte den Köder auszulegen, wie die Schlange, welche zur Steigerung des Appetits einer Ameise mit ihrem Schwanz einen Grashalm imitiert, auf dass diese einem Gecko zum Opfer fiele.
Goldene Regel: Nur eine ausgefallene Metapher pro (Ab)Satz.

Hm, ich will nicht den „Die Geschichte lässt mich zwiegespalten zurück“-Hammer bringen, aber Licht und Schatten. Das letzte Drittel ist deutlich stärker als die ersten beiden. Der Beginn versucht noch irgendwie, die Sprache Sabines abzubilden, kriegt es aber einfach nicht richtig gebacken. Im letzten Drittel gibt es dann endgültig den Blick von außen, die Erzählstimme ist halt, wie sie ist, und gut ist auch. Das ist dann ein wenig geschwätzig und bilderreich, aber doch eine angenehme Stimme. Die Handlung … boah, ich sag mal, das Ganze könnte man in der Hälfte des Platzes erzählen. Es gibt einige wirklich schöne Stellen: Diese Reise ins All, aber dann reitest du auch so lange drauf rum, wie sie sich dann ausbreitet und welche Formen sie annimmt und das alles, da wäre weniger einfach mehr, glaube ich.
Auch diese Desorientierungs-Nummer ist wirklich wie Kaugummi in die Länge gezogen. Da hätte man in einer Gliederung des Textes irgendwie nur geschrieben „Desorientiert“ und du weitest das auf fast ein Drittel des Textes aus. Weiß nicht.
Die Idee ist gut, und der „Endgag“, dass jemand für sie auf die andere Seite muss – DAS wäre wirklich mehr Zeilen wert gewesen. Das ist ein grundmenschlicher Konflikt (sich selbst retten, einen anderen verdammen), der liegt mir viel näher und ich finde den viel interessanter als eine esoterische Reise oder ausufernde, astronomische Beschreibungen. Aus diesem Konflikt könnte die Geschichte sehr viel mehr rausholen.
So finde ich sie leider nicht so toll.

Gruß
Quinn

 
Zuletzt bearbeitet:

hallo Quinn,

herzlichen Dank für deine ausführliche Kritik.

Die lieben Dialoge ... an denen habe ich wirklich zu beißen. vielleicht liegt es daran, dass ich relativ wenig mit Leuten spreche, aber ständig habe ich das Gefühl, dass meine Dialoge hölzern und unrealistisch klingen. Aus den inquit-Formeln mache ich ständig lange Sätze, das stimmt. Ich werde versuchen, zukünftig mehr darauf zu achten, Beschreibungen der Personen davon abtrennen.

»Oh ja, die sind viel besser als die jetzt gerade«, versuchte die Kleine ihr zu gefallen.
Du hast in deiner Kritik weiter unten geschrieben, dass ich dem Leser mehr zutrauen sollte. Das werde ich üben. Aber das obige Beispiel ist da wohl ein Grenzfall, oder unterschätze ich die Leser schon wieder? Jedenfalls hatte ich das versuchte die Kleine ihr zu gefallen angehängt, weil ich der Meinung war, dass das aus dem Gesagten nicht genügend klar wurde (jetzt habe ich das sogar in der Antwort zu deiner Anmerkung so gemacht:).

Füllwörter. Eigentlich hatte ich ja geglaubt, mich zusammengerissen zu haben, aber insbesondere der von dir zitierten Stelle war das wohl ein kompletter Schuss in den Ofen.

Sie betastete ihre Hand und spürte eine leichte, elektrische Aufladung, die sie an das Gefühl erinnerte, über einen Fernsehschirm zu gleiten.
Liest sich so als würde sie auf einem Fernseher surfen. (mit ihrer Hand über einen Fernsehschirm zu gleiten), ist nicht sonderlich elegant, aber besser als dass der Leser (okay, mit „der Leser“ meine ich mich) stockt.
Und wieder hast du eine Stelle gefunden, an der ich ewig herumgedoktert habe.
vielleicht wäre als würde sie einen Fernsehschirm anfassen besser. Mal sehen.

Ähnlich dem Band einer Turnerin schwirrte sie vor dem Spiegel umher, versuchte den Köder auszulegen, wie die Schlange, welche zur Steigerung des Appetits einer Ameise mit ihrem Schwanz einen Grashalm imitiert, auf dass diese einem Gecko zum Opfer fiele.
Goldene Regel: Nur eine ausgefallene Metapher pro (Ab)Satz.
dann werde ich wohl die Turnerin streichen, denn die Zweite, wenn auch wesentlich längere Metapher passt besser zu dem Bild des Tauschhandels.

der Satz mit der Schwester des Saturns ist ein Überbleibsel des schwülstigen Schreibausbruchs, während dem ich die Verwandlung verfasst habe. Eigentlich hatte mir die etwas poetischere Zeile ganz gut gefallen, aber zum Rest will es dann doch nicht richtig passen.

Ich gebe dir Recht, dass das alles weniger ausführlich hätte sein sollen/können. die erste Version war auch um einiges kürzer, ist aber zu langweilig und Sabine zu unscharf definiert gewesen. Mit der Überarbeitung habe ich beides zumindest verbessert. Dass es um knapp anderthalb Seiten länger wurde, hat mich eigentlich gestört, aber in Anbetracht der deutlichen Verbesserung habe ich es dann einfach mal hingenommen. Dadurch ist auch der Anfang, die Desorientierung, recht ausführlich geworden, womit ich die Atmosphäre greifbarer gestalten wollte.
trotzdem kann man noch immer vieles weglassen und ich werde mir die Geschichte noch einmal vornehmen.

freut mich, dass dir die Idee zugesagt hat und du das leider nur angedeutete Dilemma am Ende interessant fandest.

Ich habe mal wieder einiges gelernt. Danke dafür.

Gruß
Georg

 
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Hallo Bär,

aber Licht und Schatten.

Oh toll, das hab ich gestern unter eine Geschichte geschrieben, jetzt sieht's so aus, als hätte ich mir das hier abgekuckt.

zum Zentrum von allem, betrachtete tausende Welten in einer Sekunde und erlangte beruhigende Gewissheit, dass das Leben nicht nur eine einzige Insel besaß.

Was soll das heißen? Ist das eine Anspielung auf irgendeine Redewendung?

Die andere Seite war der Schlüssel durch den Spiegel.

Häh? Um auf die andere Seite zu kommen, braucht man den Schlüssel, der auf der anderen Seite liegt, auf die ich wiederum gelange, indem ich durch den Spiegel ... oder denke ich da jetzt unangemessen logisch?

Die menschlichen Bedürfnisse wie essen und trinken und jene sanitärer Natur waren nicht mehr von Belang.

Das mit der sanitären Natur fand ich eher witzig, aber ich bin auch eine ziemlich infantile ... Natur.

wie die Schlange, welche zur Steigerung des Appetits einer Ameise mit ihrem Schwanz einen Grashalm imitiert, auf dass diese einem Gecko zum Opfer fiele.

mit einer Ameise auf ihrem Schwanz? Machen Schlangen das echt? Klingt so weit hergeholt.

Zwischendurch nennst du Sabine "die junge Frau", das ist so typischer Lokalzeitungsstil. Ich find's besser, bei Namen zu bleiben, nachdem man sie einmal eingeführt hat, auch wenn man manchmal das Gefühl hat, sich zu oft zu wiederholen (Ich mach das nämlich auch gelegentlich). Sonst reißt es einen so aus dem Identifizierungsprozess raus, wenn der Charakter, den ich eben noch beim Vornamen genannt habe, plötzlich nur noch "der übergewichtige Sachbearbeiter" ist oder so.

Der Spiegel als Tor in einer andere Welt ist natürlich ganz große Tradition. Dass man dahinter selbst zum Universum wird und die Qualen des sich Ausdehnens erleidet (Mann, Blähungen hoch unendlich, autsch!) ist glaub ich sogar recht originell. Ich muss immer an Lovecraft denken, wenn Horror sich mit Sternenstaub vermischt. Der Teil auf der anderen Seite ist wahrlich etwas lang geraten, für die Pointe brauchte ich Quinns Erklärung ... spricht wirklich was dafür, hier ein bisschen ausführlicher zu werden.

Grüße
JC

 
Zuletzt bearbeitet:

hallo Proof,

zum Zentrum von allem, betrachtete tausende Welten in einer Sekunde und erlangte beruhigende Gewissheit, dass das Leben nicht nur eine einzige Insel besaß.
Was soll das heißen? Ist das eine Anspielung auf irgendeine Redewendung?
Nachdem Sabine durch Universum gereist ist, ist er eben klar geworden, dass nicht nur der Planet Erde bewohnt ist. Eine Anspielung war das nicht, einfach nur der Versuch, ihre Allwissenheit darzustellen.

Die andere Seite war der Schlüssel durch den Spiegel.
Häh? Um auf die andere Seite zu kommen, braucht man den Schlüssel, der auf der anderen Seite liegt, auf die ich wiederum gelange, indem ich durch den Spiegel ... oder denke ich da jetzt unangemessen logisch?
ich habe nicht geschrieben, dass auf der anderen Seite der Schlüssel liegt. Die andere Seite ist der Schlüssel, also jemand, wer auf der andern Seite vor dem Spiegel steht, wie man sich das dann zurecht legt, bleibt jedem selbst überlassen. Gemeint ist damit allerdings, dass es eben für Sabine nur dann möglich ist, durch den Spiegel zu gelangen, wenn von der Gegenseite etwas herüberkommt.

Das mit der sanitären Natur fand ich eher witzig, aber ich bin auch eine ziemlich infantile ... Natur.
mir gefällt die Passage inzwischen auch nicht mehr. Sollte ich vielleicht streichen.

wie die Schlange, welche zur Steigerung des Appetits einer Ameise mit ihrem Schwanz einen Grashalm imitiert, auf dass diese einem Gecko zum Opfer fiele.
mit einer Ameise auf ihrem Schwanz? Machen Schlangen das echt? Klingt so weit hergeholt.
Zumindest in dem Film Die lustige Welt der Tiere habe ich das genau so gesehen. ist aber meines Wissens nach eine Eigenheit der Sandviper.

Zwischendurch nennst du Sabine "die junge Frau", das ist so typischer Lokalzeitungsstil. Ich find's besser, bei Namen zu bleiben, nachdem man sie einmal eingeführt hat, auch wenn man manchmal das Gefühl hat, sich zu oft zu wiederholen
genau deshalb hatte ich das geschrieben; ich hatte Angst, mich zu oft zu wiederholen. Komischerweise habe ich ein paar solcher seltsamen Gepflogenheiten in meiner Schreiberei. Na ja, ich arbeite daran.:D

Dass man dahinter selbst zum Universum wird und die Qualen des sich Ausdehnens erleidet (Mann, Blähungen hoch unendlich, autsch!) ist glaub ich sogar recht originell.
Dass es originell ist, freut mich natürlich. Ein humoristischer Unterton passt aber nicht zudem, was ich mit dem Text beabsichtigt habe. Lustig sollte er bei Leibe nicht sein. Aber es steht dir natürlich frei, dabei an Blähungen zu denken. :D

Ich muss immer an Lovecraft denken, wenn Horror sich mit Sternenstaub vermischt.
Kürzlich habe ich versucht, eine Geschichte von ihm zu lesen, aber das war mir zu wortreich, kitschig und zu langweilig obendrein. Soll heißen, dass er nicht als Vorbild herhalten musste.

Der Teil auf der anderen Seite ist wahrlich etwas lang geraten, für die Pointe brauchte ich Quinns Erklärung ... spricht wirklich was dafür, hier ein bisschen ausführlicher zu werden.
eigentlich wollte ich mich bei dieser Geschichte sozusagen ein wenig ausbreiten, aber anscheinend ist es stellenweise zu lang geworden. Und auch der Schluss, der von Quinn erwähnte Aspekt des Tausches, kam zu kurz, das ist mir klar geworden. Wie gesagt, mal sehen ob ich mich demnächst nochmals dran mache.

Lieben Dank für's Lesen und den Kommentar.
Schöne Grüße
Georg

 

Hallo Schrei Bär!

Also mir hat die Geschichte an sich schon recht gut gefallen, ich fand sie interessant und spannend. Aber, wie schon von den anderen erwähnt, könntest Du in den Details einiges kürzen bzw. weglassen und das Ende etwas mehr ausführen. Ich hab das Ende zwar verstanden, Du hast es meiner Meinung nach auch ausreichend vorbereitet, aber irgendwie war es mir dann trotzdem zu plötzlich vorbei.
Vor allem aber geht mir jetzt auch die Frage im Kopf herum, ob die Anwesenheit desselben Mädchens ein Zeichen dafür ist, daß das Konzert noch immer läuft – die Zeit dazwischen also nur kurz und die Halle in Wirklichkeit nie leer war. Dafür würde ich zu Beginn bei »ich warte auf den Headliner« einen Bandnamen nennen, und am Schluß Sabine wieder rausgehen lassen, während die Band gerade die Bühne betritt. Ist natürlich nur ein Vorschlag.

Was mich gestört hat ist, daß Du Sabines Gedanken mal direkt (z. B. »Was soll da schon sein, dachte sie,«), mal indirekt (»Hätte sie das nur vorher gewusst, doch andererseits, dachte sie,«) schreibst. Zumindest hätte ich mir das direkt Gedachte in ›einfache‹ Anführungsstriche oder kursiv gewünscht.

Alles andere – Fehler und Änderungsvorschläge – hier der Reihe nach:

»Sabine hatte zu viel getrunken und lief ständig zwischen Toilette und Konzerthalle hin und her. Es war an diesem Abend schon das dritte Mal und langsam ging es ihr gehörig auf die Nerven.«
– entweder würde ich das »ständig« durch »schon das dritte Mal« ersetzen, oder es beim »ständig« belassen und den zweiten Satz mit »Langsam« beginnen.

»Zumindest entkam sie so für ein paar Minuten der völlig überzogenen Lautstärke.«
– »der völlig überzogenen Lautstärke« klingt irgendwie gespreizt, schöner fände ich z. B. »den dröhnenden Boxen«

»»Oh ja, die sind viel besser als die jetzt gerade«, versuchte die Kleine ihr zu gefallen.
»Bist du eigentlich in Begleitung, oder treibst du dich hier allein herum?««
– Wenn ich es richtig sehe, ist hier kein Sprecherwechsel, daher gehört auch kein Zeilenwechsel; das irritiert, weil man beim zweiten Satz erst denkt, nun spricht wieder die Protagonistin. Überhaupt könntest Du »versuchte die Kleine, ihr zu gefallen« streichen und sie in einem Stück reden lassen. Wobei ich bezweifle, daß eine Vierzehnjährige so spricht, laß sie doch einfach fragen: »Bist du mit deinem Freund/mit Freunden da?«

»Das geht dich gar nichts an und außerdem bin ich schon 18.«
– Auch hier würde der erste Satzteil reichen, »und außerdem bin ich schon 18« klingt ziemlich kindisch, ein kurzes, schnippisches »Das geht dich gar nichts an« fände ich viel besser.

»während sie sich vor dem Spiegel die dünnen Haare zurechtzupfte.«
– Wieso hat sie denn mit 18 dünne Haare? Mangelernährung?

»Plötzlich spürte sie einen leichten Windstoß.«
– In dem Absatz steht viermal »Plötzlich«.

»Irritiert drehte sie sich um, doch hinter ihr war nichts Ungewöhnliches zu bemerken.«
– »hinter ihr« kannst Du auch durch »es« ersetzen; da sie sich ja umdreht, ist klar, daß hinter ihr gemeint ist.

»Das Dröhnen brach plötzlich ab«
– dieses »plötzlich« kannst Du z. B. ersatzlos streichen, denn wenn etwas abbricht, ist es immer plötzlich.

»Sie korrigierte noch schnell den Sitz ihrer schwarzen Lederhose«
– »noch schnell« kannst Du streichen, »schwarzen« ebenso, da es unwichtig ist, welche Farbe die Hose hat.

»aber ein Zittern aus heiterem Himmel wie in diesem Fall, war doch mehr als merkwürdig.«
– abgesehen davon, daß Du »wie in diesem Fall,« streichen könntest, gehört da ein Beistrich: »Himmel, wie«

»Sie stieß einen Entsetzensschrei aus und machte einen Satz bis an die Wand hinter ihr.«
– hinter sich

»Die Tür öffnete sich und eine langhaarige, schwarze Lederkluft stapfte auf matt glänzenden Stahlkappenstiefeln herein. Die hochgewachsene Frau blieb vor Sabine stehen und musterte sie einen Augenblick lang.
»Der Spiegel ist gerade einfach so zerbrochen«, stieß Sabine verdattert hervor.
Ihr Herz raste.
»Den wirst du schon selbst kaputtgemacht haben, du besoffene Kuh«, schnauzte die Andere.«
andere
– Hat diese Frau irgendeinen Zweck für die Geschichte, den ich übersehen habe? Wenn sie tatsächlich keinen hat, würde ich das komplett streichen.

»Der nächste Song begann: Von Tonband säuselte eine melancholische Melodie. Das Publikum erkannte das Lied und jubelte.«
– Der nächste Song begann. Das Publikum jubelte. – Den Satz mit dem Tonband würde ich auf alle Fälle streichen, da er nur zusätzliche, unnötige Fragen aufwirft (warum kommt bei einem Konzert die Musik von Tonband?).

»Den Einsatz von Bass und Schlagzeug hörte Sabine nur noch als dumpfes Murmeln; die Tür war zugefallen.«
– ein Murmeln? Vorschlag: »Den Einsatz von Bass und Schlagzeug hörte Sabine nur noch dumpf«

»Die Heavy-Metal-Braut begab sich rotzend in eine der Kabinen und schimpfte erst über Randalierer im Allgemeinen und dann über Sabines Outfit im Besonderen.«
– Also ich würde sie einfach reinkommen und aufs Klo gehen lassen, ohne das oben beschriebene :bla: über den Spiegel. Dafür könntest Du das Schimpfen evtl. in direkte Rede stetzen, ich will wissen, was sie schimpft. ;-)

»breite Augenränder ließen das Gesicht alt aussehen.«
– wie soll ich mir breite Augenränder vorstellen?

»Prüfend fuhr sie mit der Hand über die Oberfläche des Spiegels.«
– würde »Prüfend« streichen: Sie fuhr

»Er fühlte sich warm und klebrig an, ganz so, als würde Schaumstoff von einem Lösungsmittel an ihrem Finger zersetzt.«
– Unter »warm und klebrig« kann ich mir schon etwas vorstellen; ein Vergleich sollte ja eigentlich dazu dienen, das Gesagte besser verständlich zu machen, aber ich habe noch nie mit Lösungsmittel an meinem Finger Schaumstoff zersetzt, deshalb ist der Vergleich ziemlich überflüssig.

»Im Bruchteil einer Sekunde wurde die Oberfläche plötzlich heiß«
– Innerhalb des/eines Bruchteils einer Sekunde
– »plötzlich« kannst Du Dir schenken, das sagst Du doch schon durch den Bruchteil der Sekunde aus.

»und noch bevor sie reagieren konnte, flammte ein Blitz über ihren Finger und breitete sich wie eine Welle über die ganze Hand aus.«
– »noch bevor sie reagieren konnte« kannst Du streichen, Vorschlag: Innerhalb des Bruchteils einer Sekunde wurde die Oberfläche heiß und ein Blitz flammte über ihren Finger, breitete sich in Wellenbewegungen über die Hand aus.

»Das Licht wurde merklich schwächer«
– Ein Blitz ist grundsätzlich nur von kurzer Dauer, danach ist er vorbei und wird nicht »merklich schwächer«. (Oder meinst Du mit »Licht« gar nicht den Blitz, sondern die Beleuchtung?)

»Ihr war, als hätte ihr jemand mit einem Hammer auf den Zeigefinger geschlagen.«
– Nach der Beschreibung von eben glaub ich Dir das nicht. Sich mit dem Hammer auf den Finger zu schlagen ergibt eine Quetschung, der Finger wird blau, während ich mir unter einem Blitz eher eine Verbrennung vorstelle. Aber egal, welche der beiden Verletzungen: Wenn sie dabei neben der Wasserleitung steht, hält sie bestimmt erst einmal den Finger darunter, um ihn zu kühlen, statt daraufhin einfach rauszugehen. ;-)

»Es war merkwürdig ruhig. Auf dem Weg nach draußen fielen ihr zum ersten Mal die Pissoirs auf. Merkwürdig, dachte sie. Sie hätte schwören können, dass sie beim Hereinkommen noch nicht da gehangen hatten. Alles schien seitenverkehrt.«
– Wäre es nach dieser Beschreibung nicht ein automatischer Reflex, daß sie außen an der Türe kontrolliert, ob sie im falschen Waschraum war?

»Die Halle war menschenleer. Nicht einmal die Spur eines Konzertes war zu sehen. Ungläubig stand Sabine in der Tür zum Waschraum und starrte in die leere Halle.«
– würde »Ungläubig« streichen, da es klar ist, warum sie da steht und starrt: Sabine stand in der Tür … (Außerdem kann man nur ungläubig schauen, aber nicht ungläubig stehen. ;-))

»Alte Konzertplakate und Aufkleber hingen an den Wänden und auch der Verputz machte den Eindruck, als würde er schon seit Jahren abbröckeln.«
– Der Verputz bröckelt ab, aber die Plakate hängen noch? Wieso »auch der Verputz«, was macht denn noch den Eindruck, als würde es seit Jahren abbröckeln?

»Sie betastete ihre Hand und spürte eine leichte, elektrische Aufladung, die sie an das Gefühl erinnerte, mit dem Finger über einen Fernsehschirm zu gleiten. Vorsichtig versuchte sie, das langsam schmerzhaft werdende Phänomen abzuschütteln,«
– Wenn der Finger schon schmerzt, wie nach einem Hammerschlag, spürt sie weder eine leichte, elektrische Aufladung noch ein langsam schmerzhaft werdendes Phänomen. Schlag Dir mal mit dem Hammer auf den Finger, damit Du weißt, wie sich das anfühlt (auf Deine Antwort warte ich selbstverständlich, bis der Schmerz wieder nachläßt :p).

»Angst zu haben, passte gar nicht zu Sabine; sie war immer selbstsicher gewesen und hatte nie Schwierigkeiten mit der Dunkelheit oder dem Alleinsein gehabt.«
– besser fände ich z. B.: Sabine hatte nie Angst im Dunkeln oder wenn sie alleine war, aber das hier …

»Das ist der Vorteil wenn man scheiße aussieht, dachte sie grimmig.«
– würde ich streichen

»Sie beschloss so schnell wie möglich zu verschwinden«
– beschloss, so

»Die Türen waren mit dick verstaubten Ketten verschlossen.«
– daß sie dick verstaubt waren, würde ich mehr betonen, z. B.: Die Türen waren mit schweren Ketten verschlossen, auf denen dicker Staub lag.

»Wie komme ich hier nur raus, überlegte sie fieberhaft. Ein Anflug von Panik überrollte Sabine. Voller Wut trat sie gegen die Ketten«
– raus?
– »Ein Anflug von« würde ich streichen: Panik überrollte Sabine.

»Die junge Frau schrie vor Schmerzen und fiel auf die Knie.«
– Sie schrie …

»Nun saß sie einem Schulmädchen gleich im Vorraum und wimmerte wie in Trauer um ein verendetes Kaninchen.«
– ich würde da Beistriche machen: Nun saß sie, einem Schulmädchen gleich, im …
– »wimmerte wie in Trauer um ein verendetes Kaninchen« wirkt recht komisch

»Nach endlosen Minuten ließen die Schmerzen nach. Unregelmäßige Nadelstiche waren an ihre Stelle gerückt und langsam konnte sich Sabine wieder beruhigen. Sie stand auf und sah sich vorsichtig um.«
– Ich würde hier kürzen auf: Als die Schmerzen endlich nachließen, stand sie auf und sah sich vorsichtig um.

»In einer Ecke stand eine Kombination aus Mülleimer und Aschenbecher, die ihr Interesse weckte. Bis auf eine entwertete Eintrittskarte aus dem Jahr 2003 am Boden des Eimers war er leer und sie wunderte sich, was sie eigentlich gesucht hatte. Zögerlich betrat sie wieder die Halle.«
– warum kann es nicht einfach nur ein Mülleimer sein?
– »aus dem Jahr 2003« sagt recht wenig, wenn man nicht weiß, wann die Geschichte spielt, und »am Boden des Eimers« … also ich hätte nicht angenommen, daß sie darin geschwebt ist, die Information ist also überflüssig.
– »Zögerlich« finde ich nichtssagend, vielleicht »Planlos« oder »Nachdenklich«?

»Der Mund trocken, die Hände feucht, fühlte sie sich verfolgt, zumindest beobachtet und das Geräusch ihrer eigenen Schritte kam ihr unheimlich vor.«
– unschöner Satz, Vorschlag: Ihr Mund war trocken, die Hände feucht, sie fühlte sich verfolgt, zumindest beobachtet, und …

»und wagte nicht, ein Geräusch zu verursachen.«
– und versuchte/bemühte sich, kein Geräusch zu verursachen.

»dachte sie flehentlich und zeitgleich kam ihr der Gedanke, dass doch Bühnen zu beleuchten sein mussten, also hinüber mit mir, befahl sie sich selbst.«
– »flehentlich« würde ich streichen
– man kann keine zwei Gedanken zeitgleich denken, würde schreiben »und dann kam ihr der Gedanke/die Idee«
– »also hinüber mit mir, befahl sie sich selbst« würde ich streichen
– Kann man denn die anderen Örtlichkeiten dieser Konzerthalle nicht beleuchten?

»desto stärker schwoll das unlängst versiegte Stechen in ihrer Hand wieder an, schwang sich auf zu einem Sägen und gipfelte bald in rasendem Brennen. Es wurde stärker und stärker, bis die junge Frau, in die Flucht geschlagen, sich wieder zur Wand zurückzog.«
– unter »unlängst« verstehe ich vor ein paar Tagen oder wenigen Wochen
– ein Stechen kann stärker werden, aber nicht anschwellen – die Hand kann anschwellen. Die Beschreibung des Schmerzes finde ich hier insgesamt ziemlich überformuliert. Daß das Stechen ein Brennen wird, ist ja okay, aber daß ein Schmerz sich aufschwingt …

»Etliche Minuten später, Stunden für Sabine, lag die Bühne direkt vor ihr.«
– Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis sie die Bühne erreichte. (Sabine ist aktiv, nicht die Bühne.)

»Nach fünf hohen Stufen stand sie auf dem Podium.«
– »hohen« könntest Du streichen

»Die Bühne war jetzt in blendendes Scheinwerferlicht getaucht,«
– Vorschlag: »Sabine stand mitten im blendenden Scheinwerferlicht, …«

»Wie ausgeliefert fühlte sie sich durch die Bühnebeleuchtung, schon allein deswegen, weil sie nicht mehr sah, was sich im Zuschauerraum abspielte.«
– Sie fühlte sich ausgeliefert, sah nicht mehr, was sich …
– Spielt sich denn im Zuschauerraum etwas ab? Vielleicht besser »ob sich im Zuschauerraum etwas abspielte«

»Angewidert von der Erinnerung an das achtbeinige Geschöpf verließ sie die Bühne.«
– Welches achtbeinige Geschöpf, hab ich was verpaßt?

»Jetzt, da sie durch die Beleuchtung alles deutlich erkennen konnte, wichen die unheimlichen Gedanken,«
– die Erklärung kannst Du streichen, es reicht »Jetzt konnte sie alles deutlich erkennen, die unheimlichen Gedanken wichen (von ihr)«

»Ein seltsames Brummen, das von der Bühne kam, ließ sie aber erschrocken herumfahren.«
– das »aber« würde ich streichen

»Das Geräusch steigerte sich in ein beklemmendes Knirschen«
– es reicht »Es steigerte sich«

»Mit einem Knall brach das Geräusch ab und Sabine stand wieder im Halbdunkel. Ihr fiel ein Stein vom Herzen, denn sie erkannte, dass lediglich die Beleuchtung ihren Geist aufgegeben hatte.«
– Vorschlag: Nach einem Knall war es still und Sabine … vom Herzen, dass lediglich …

»Erleichtert schnappte sie sich eines der verstaubten Gläser«
– die Erleichterung geht schon aus dem vom Herzen gefallenen Stein hervor: Sie schnappte sich eines der verstaubten Gläser …

»Auch die vielen Schnapsflaschen machten, wie auch schon die Ketten an den Eingangstüren, den Eindruck, als hätte sie schon lange keiner mehr in die Hand genommen.«
– zweimal »auch«, würde zumindest das zweite streichen, besser aber gleich beide

»Billiger Fusel auf der linken, ausgewählte Whiskys und andere edle Tropfen auf der rechten Seite, aber eigentlich war ihr egal, womit sie ihren trockenen Mund anfeuchtete, und sie holte die nächstbeste Flasche vom Regal und stolperte über ihre eigenen Füße.«
– würde zumindest nach »Seite« einen Punkt machen und das »aber« streichen, evtl. auch nach »anfeuchtete« einen Punkt und das »und« streichen.

»»Scheiße!« Die Flasche zersprang auf dem Betonboden.«
– umgekehrt: Die Flasche zersprang auf dem Betonboden. »Scheiße!«

»Gerade war sie dabei, sich eine andere zu holen, als plötzlich ein weißes Rauschen einsetzte.«
– Da sie bereits hinter dem Tresen und so das Holen kein allzu großer Aufwand ist, würde ich nur schreiben: Sie wollte sich gerade eine andere holen, als …
– bei »weißes Rauschen« hab ich mich gefragt, wie ein Geräusch eine Farbe haben kann

»Ihr Blickfeld war durch verschwommene Linien gestört. Alles flimmerte wie ein schlecht eingestelltes Fernsehprogramm.«
– Wenn Du oben mit dem Rauschen diese schwarz-weißen Punkte meinst, dann ist das kein schlecht eingestelltes Fernsehprogramm, sondern eher kein Empfang. Alles flimmerte wie ein Fernseher ohne Empfang. Wenn Du nur unscharf meinst, weiß ich immer noch nicht, was Du mit dem weißen Rauschen sagen wolltest.

»Die von Schlieren und unscharfen Linien durchzogene Halle krümmte und dehnte sich mit jedem Klopfen, als würden sich zufällig ausgewählte Stachel eines gläsernen Igels ruckartig ausdehnen und wieder zusammenziehen.«
– Stacheln
– Den Igel-Vergleich finde ich sehr unpassend, da man einen Igel normalerweise eher von außen als von innen betrachtet und sich seine Stacheln auch nicht dehnen und zusammenziehen. Eigentlich kannst Du Dir den Vergleich überhaupt sparen, da man sich das Krümmen und Dehnen auch so vorstellen kann. Ein Vergleich sollte ja die Vorstellung vereinfachen oder das Gesagte präzisieren und nicht schräge Bilder erzeugen. ;-)

»Der Boden verlor seine Festigkeit, war nur mehr eine Wolke von Zementbröckchen, die über einem zähflüssigen See trieben, als seien sie Staubpartikel. Ihre Beine sanken in die Miniaturausgabe eines Asteroidenfeldes, wurden von den Fragmenten durchdrungen«
– Besser fände ich, wenn Du beschreibst, was die Protagonistin sieht, nicht »verlor seine Festigkeit«, sondern z. B.: Der Boden bekam Risse, zerfiel in Zementbrocken, die sich in immer kleinere Bröckchen teilten und über einem zähflüssigen See trieben, als seien sie Staubpartikel. ›Eine Miniaturausgabe eines Asteroidenfeldes‹, dachte Sabine und ihre Beine sanken ein, wurden …

»Ihre Fußspitzen näherten sich dem halb flüssigen See,«
– Fußspitzen? Ich würde einfach »Füße« schreiben. ;-)

»er verkochte, ja verflüchtigte sich in schwarzem Dampf.«
– nicht in sondern zu schwarzem Dampf.

»zog sich mit jedem Hammerschlag deutlicher in die Länge.«
– Es war ja gar kein Hammerschlag.

»mit steigender Zahl der Schläge wurde der Druck in Sabines Kopf stärker, den sie anfangs kaum, mit größerer Länge der Halle immer heftiger spürte.«
– wenn Du nur schreibst »den sie immer heftiger spürte, je länger die Halle wurde« (z. B.), weiß man auch, daß es erst weniger heftig war. Aber eigentlich sagst Du das ja ohnehin schon im ersten Teil des Satzes (»mit steigender Zahl der Schläge wurde der Druck in Sabines Kopf stärker«), da Du zuvor gerade beschrieben hast, daß die Schläge und das Ausdehnen der Halle in direktem Zusammenhang stehen. Wird der Druck also durch die steigende Zahl der Schläge stärker, wird er es ebenso zugleich mit dem Ausdehnen der Halle.

»Die Gesteinsbrocken wühlten sich durch ihren Körper, stießen mitunter zusammen, blitzten dann auf und erzeugten für kurze Zeit örtlich begrenzt wohlige Wärme.«
– unbedingt streichen: »örtlich begrenzt«
– auch »für kurze Zeit« ist entbehrlich, da es in der Natur von Blitzen liegt, nur kurz zu sein.

»und kein Raum zum Denken ihr ließen.«
– und ihr keinen Raum zum Denken ließen.

»Der Schwarm umschwirrte sie schneller und eine nie gekannte Brandung in ihren Lenden schlug höher und höher. Gewaltig erhob sich weit hinten auf der Bühne ein Wellenkamm und raste dann gleich einer Wand auf Sabine zu, die sich im Zentrum der Halle schweben sah.
Die zähflüssige Welle kam näher,«
– raste dann, gleich einer Wand, auf
– rein gefühlsmäßig ist »raste« und »zähflüssig« ein Widerspruch, und mit dem Wellenkamm hab ich sowieso Probleme, laß doch einfach den Schwarm sich zu einer Wand auftürmen, die auf Sabine zukommt

»türmte sich bis zur Hallendecke und krachte in die äußeren Ringe, schob sie ineinander, verdichtete sie«
– türmte sich bis zur Hallendecke auf
– welche Ringe?

»und noch während des Brechens der Welle stürzten die Brocken in Sabine zusammen,«
in Sabine? :susp:

»verströmten unermessliche Energie.«
– würde ich streichen

»Wohin nur mit all dieser Kraft, fragte sie sich und versuchte sie beisammen zu halten,«
– Kraft?, fragte … versuchte, sie

»Sie stürzte hinaus ins Nichts, vorbei an Sternen, Planeten, Galaxien, zum Zentrum von allem, betrachtete tausende Welten in einer Sekunde und erlangte beruhigende Gewissheit, dass das Leben nicht nur eine einzige Insel besaß.«
– Hier würde ich statt »Sie« wieder »Sabine« schreiben, weil mit »sie« zuvor gerade die Kraft gemeint war.
Insgesamt finde ich die Beschreibungen in dem Absatz zu viel, vor allem das mit dem Zugang zu aller Erkenntnis. Ich würde es beschränken auf die den Spiegel betreffende Erkenntnis.

»Dann war nichts mehr. Das Beben verschwunden, der Boden zurück in seiner ursprünglichen Form, gab es keine Spur dieses unbeschreiblichen Ereignisses mehr.«
es gab keine Spur …

»Plötzlich schoss Erkenntnis durch Sabines Synapsen: ein Mensch war ihr Weg aus diesem fremden Universum.«
– ganzer Satz nach dem Doppelpunkt, daher groß weiter: Ein Mensch

»Hätte sie das nur vorher gewusst, doch andererseits, dachte sie, hätte sie dieses überwältigende Ereignis dann nicht erlebt und niemals erfahren wie es war, hatte man Zugang zu aller Erkenntnis.«
– würde nach »erlebt« einen Punkt machen und den Rest streichen

»All ihre Fragen waren es nicht mehr wert gestellt zu werden, denn ehe sie ihre letzte Frage noch hätte stellen können, war die Antwort in ihr.«
– würde ich komplett streichen, falls nicht: waren es nicht mehr wert, gestellt zu werden

»Die andere Seite war der Schlüssel durch den Spiegel.«
– »war der Schlüssel, um durch den Spiegel zu kommen«, meintest Du vermutlich.

»Dort wo eigentlich Sabines Spiegelbild hätte sein sollen,«
– Dort, wo

»Sie griff nach dem Spiegel, strich, wie vor Stunden auf der anderen Seite, darüber und entsetzt stellte sie fest, das Wissen um den Weg aus ihrem Gefängnis half nichts, ohne die Möglichkeit es auch einzusetzen, denn ihre Hände waren wie Rauch, körperlos und unnütz.«
– unter »griff nach dem Spiegel« stelle ich mir vor, daß sie ihn in die Hand nimmt, würde daher kürzen auf: Sie strich über den Spiegel
– »wie vor Stunden auf der anderen Seite« würde ich streichen, da der Leser das noch weiß, und die Stunden nicht gut zu Sabines verlorenem Zeitgefühl passen.
– »entsetzt stellte sie fest« braucht kein »sie«, ich würde es umdrehen: »und stellte entsetzt fest« – danach würde ich mir eigentlich ein »dass« erwarten, ansonsten einen Doppelpunkt (… fest: Das Wissen …).
Ich frage mich aber, wie sie denn die Tür zum Waschraum aufbekommen hat, wenn ihre Hände nur Rauch sind.

»jedesmal, wenn sie von ihren Gedanken sich kurz losreißen konnte,«
– wenn sie sich von …

»Die menschlichen Bedürfnisse wie essen und trinken und jene sanitärer Natur waren nicht mehr von Belang.«
– »jene sanitärer Natur« finde ich auch etwas seltsam; da es ohnehin keine taxative Aufzählung ist, würde ich sie einfach streichen

»wie dieser Halle durch eine irgendwo sicherlich zu findende Öffnung zu entkommen sei.«
– ähm, bezüglich »zu findende Öffnung«: Da waren doch zu Beginn diese Luken: »Durch kleine Luken in den Türen drang Tageslicht herein.« Ich würde die Luken am Anfang des Textes durch Glasbausteine o. ä. ersetzen.

»verordnete sich selbst, zur Kugel zu werden und es geschah.«
– werden, und

»Sie konnte alles gleichzeitig sehen,«
– das finde ich zu übertrieben

»denn sie waren unerklärlicher Weise nicht zu durchdringen,«
– zusammen: unerklärlicherweise

»Aller Platz war aufgebracht, und wäre die Halle um sie entfernt worden, Sabine hätte die Form derselben gehabt.«
– aufgebraucht
– ich würde einfach nur schreiben, daß sie die Halle bis in die Ecken ausfüllte, ohne »Platz aufgebraucht« und das Entfernen der Halle, das wirkt seltsam, auch würde sie sich beim Entfernen der Halle vermutlich noch mehr ausdehnen und somit nicht mehr die Form der Halle haben.

»Trotzig unternahm sie einen letzten Versuch zu entkommen und streckte ihre Schwaden Fingern gleich in das klebrige Zeug.«
– Versuch, zu entkommen, und

»Ein schmerzhafter Schlag ließ sie dann wie ein roter Riese zusammenstürzen zum weißen Zwerg.«
– »roter Riese«, »weißer Zwerg«? :susp:

»selbst die Erde wäre ihr Recht gewesen,«
recht

»Allwissend zu sein hieß nun mal nicht allmächtig.«
– Wie schon beim Erkenntnis-Absatz gesagt, finde ich das übertrieben und es nimmt der Geschichte an Glaubwürdigkeit. Erkenntnisse beruhen auf einem Erkennen und Wissen muß man sich aneignen, aber viel war da nicht, was sie hätte erkennen oder lernen können.

»Wer weiß, dachte sie, vielleicht war es umgekehrt nicht viel besser, trösten aber konnte sie der Gedanke nicht übermäßig.«
– umgekehrt? Was meinst Du damit? Würde das streichen.

»Wie eine Wahnsinnige schrie sie jetzt los.«
– Nachdem wir gleich erfahren, daß sie nur rauscht, würde ich gleich schreiben: Sie versuchte, zu schreien (und das Verzweifeln aus dem nächsten Satz würde ich gleich hier anhängen)

»sie begann zu verzweifeln an dem was sie aus Ihrem Mund hörte: Weißes Rauschen.«
– da nach dem Doppelpunkt kein ganzer Satz folgt, klein weiter: weißes Rauschen. Wobei ich mich mit dem weißen Rauschen noch immer nicht anfreunden kann.

»Sogar zur ganz normalen, durchschnittlichen Sabine würde sie sich wieder machen lassen, käme sie dann endlich frei, nur wem sie sich in dieser Angelegenheit hätte zuwenden sollen, war ihr nicht klar. Es war, verdammt nochmal, niemand hier und sich selbst würde sie auch nicht als Jemand bezeichnen wollen, zumindest nicht in diesem sprichwörtlich benebelten Zustand. Andererseits, überlegte sie, was soll ich draußen, wenn mir der Zugang zur Allwissenheit dann ebenfalls verwehrt bliebe? Nein, die traurige Sabine von früher wollte sie nie mehr werden.«
– würde ich komplett streichen. Beinhaltet ein Freikommen nicht automatisch, wieder zur normalen Sabine zu werden? Und wieso »durchschnittlich«, der Durchschnitt wovon?
Die Frage, wem sie sich zuwenden soll, wirkt auch nicht so ganz zur Situation passend – eben weil niemand hier ist. Vielleicht wäre passender: Wenn nur jemand da wäre, mit dem sie reden könnte.

»Sabines Zeitgefühl war verschwunden.«
– war es das nicht schon längst?

»Das ist es, wollte sie rufen, aber leider, sie hätte es längst wissen sollen, war es bloß ein Rauschen, das sie zu Stande brachte.«
– »Das ist es!«, wollte sie reflexartig rufen, brachte aber wieder nur ein Rauschen zustande.

»Die undeutliche Gestalt registrierte aber keine Schatten, schon gar keinen Schmetterling im Spiegelbild und sperrte sich in eine der Kabinen.«
– Vorschlag: registrierte Sabine aber nicht und sperrte sich in eine der Kabinen.

»Nervös zuckte sie vor dem Spiegel umher und die Bahnen die sie beschrieb, hätten Jackson Pollock vermutlich gefallen.«
– Bahnen, die sie

»Die Minuten, Tage für sie, ließen viel Platz für bohrende Ungeduld, die irgendwann in die Sorge mündete, die schmale Gestalt könnte an einer Überdosis zu Grunde gegangen sein, einem Herzanfall vielleicht, oder einfach, zwar nicht sehr plausibel, aber wer weiß, eingeschlafen sein.«
– Vorschlag zur Kürzung: Die bohrende Ungeduld mündete schließlich in der Sorge, die schmale Gestalt könnte an einer Überdosis zugrunde gegangen sein, einem Herzanfall vielleicht, oder einfach eingeschlafen sein.

»Sie versuchte den Köder auszulegen, wie die Schlange, welche zur Steigerung des Appetits einer Ameise mit ihrem Schwanz einen Grashalm imitiert, auf dass diese einem Gecko zum Opfer fiele.«
– den Vergleich finde ich auch zu weit hergeholt, und daß sie den »Köder auslegt« wissen wir ja schon, seit sie die Form eines Schmetterlings angenommen hat.

»was müssen die Blagen auch schon so viel saufen?!«
– die Balgen

»Sabine konnte nicht anders, als irgendwie mütterlich zu empfinden.«
– »irgendwie« würde ich streichen

»Wahrscheinlich sollte ich die Taktik wechseln, überlegte sie und fragte sich, womit man ein vierzehnjähriges Kind interessieren könnte und noch bevor Sabine überhaupt angefangen hatte, an einen Teddybären zu denken, hatte sie dessen Gestalt schon eingenommen.«
– wofür man eine Vierzehnjährige interessieren könnte, und …
– es scheint eher im selben Moment als »bevor« gewesen zu sein, würde schreiben: und schon hatte sie die Gestalt eines Teddybären eingenommen.

»Das war ihr glatt peinlich, ein Baby war das arme Ding ja wirklich nicht mehr. Es wusch sich das Gesicht,«
– Wieso ist es ihr peinlich und vor wem? Es ist ja niemand da, der es sieht und vor dem es ihr peinlich sein könnte.
– Auch, wenn das Ding sächlich ist, würde ich Personen weiblichen Geschlechts nicht mit »es« bezeichnen, und in den danach folgenden Zeilen finde ich auch »das Kind« für eine Vierzehnjährige nicht ganz angemessen.

»Ob das wohl mütterlich war, überlegte sie, verwarf diesen Gedanken mit schlechtem Gewissen wieder und bescheinigte sich noch schnell, dass wohl jeder seine eigenen Probleme zu bewältigen hätte.«
– das ist unlogisch: Schlechtes Gewissen ist ja gerade, wenn man sich Gedanken macht, also kann man Gedanken nicht mit schlechtem Gewissen verwerfen. Vorschlag: überlegt sie, wollte sich aber kein schlechtes Gewissen machen und rauschte sich selbst aufmunternd zu: »Es hat ja wohl jeder seine eigenen Probleme zu bewältigen.«

»denn aus ihrem Munde kam nichts als Rauschen.«
– würde ich streichen

»»Das ist ja komisch«, wunderte sich der Teenager und bekam beim Versuch, die Schatten zu berühren, einen Schlag.
Schwarzer Nebel kroch aus dem Spiegel.«
– Das hätte ich auch gerne noch ein bisschen weiter ausgeführt gelesen.

mal sehen ob ich mich demnächst nochmals dran mache
Ich hoffe, das war jetzt ein kleiner Ansporn ... ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Schrei Bär!

Also mir hat die Geschichte an sich schon recht gut gefallen, ich fand sie interessant und spannend.

Darüber freue ich mich natürlich.

Aber, wie schon von den anderen erwähnt, könntest Du in den Details einiges kürzen bzw. weglassen und das Ende etwas mehr ausführen. Ich hab das Ende zwar verstanden, Du hast es meiner Meinung nach auch ausreichend vorbereitet, aber irgendwie war es mir dann trotzdem zu plötzlich vorbei.
Wie du am Ende der Kritik schon richtig vermutet hast, ist deine Kritik durchaus Ansporn dafür, die Geschichte nochmal anzugehen.
Es gibt einige Dinge, die noch geändert werden sollten, da gebe ich dir und auch den anderen Kritikern durchaus Recht. Auch das Ende kommt reichlich kurz gefasst daher, stört mich selbst schon immer mehr. Irgendwie ist das wohl schon ein viel zu typischer Kurzgeschichtenschluss, kurz und knapp einfach.

Vor allem aber geht mir jetzt auch die Frage im Kopf herum, ob die Anwesenheit desselben Mädchens ein Zeichen dafür ist, daß das Konzert noch immer läuft –
Damit triffst du genau was ich gemeint habe, nur eines hast du dabei verpasst: Sabine kann nicht hinausgehen, sie ist nur noch Nebelschwaden.

Was mich gestört hat ist, daß Du Sabines Gedanken mal direkt (z. B. »Was soll da schon sein, dachte sie,«), mal indirekt (»Hätte sie das nur vorher gewusst, doch andererseits, dachte sie,«) schreibst. Zumindest hätte ich mir das direkt Gedachte in ›einfache‹ Anführungsstriche oder kursiv gewünscht.
Ich könnte das mal ausprobieren. So weit ich das verschiedenen Diskussionen im Forum entnehmen konnte, handelt es sich beim Umgang mit den verschiedenen Hervorhebungen mehr um eine Frage des persönlichen Geschmacks, als um feststehende Regeln.

»Zumindest entkam sie so für ein paar Minuten der völlig überzogenen Lautstärke.«
– »der völlig überzogenen Lautstärke« klingt irgendwie gespreizt, schöner fände ich z. B. »den dröhnenden Boxen«
Auf dem lautesten Konzert meines Lebens, große Band mit riesiger Beschallung in ziemlich kleiner Halle, waren es nicht mehr nur dröhnende Boxen, sondern einfach irrsinnig laut. Schade, das ist gespreizt klingt, aber es ist mir wichtig gewesen, den Umstand wirklich sehr deutlich zu beschreiben. vielleicht fällt mir noch eine bessere Formulierung ein.

»»Oh ja, die sind viel besser als die jetzt gerade«, versuchte die Kleine ihr zu gefallen.
»Bist du eigentlich in Begleitung, oder treibst du dich hier allein herum?««
– Wenn ich es richtig sehe, ist hier kein Sprecherwechsel
das siehst du falsch, es ist ein Sprecherwechsel, deshalb auch die
neue Zeile.

»Das geht dich gar nichts an und außerdem bin ich schon 18.«
Hier spricht die 14-jährige.

»während sie sich vor dem Spiegel die dünnen Haare zurechtzupfte.«
Hier ist Sabine gemeint.

– In dem Absatz steht viermal »Plötzlich«.
Bis auf das Erste habe ich alle entfernt.
...
»Die Tür öffnete sich und eine langhaarige, schwarze Lederkluft ...
In der ersten Version meiner Geschichte hatte die Frau eine Bedeutung, denn als Sabine dann auf der anderen Seite gespielt war, sah sie durch den Spiegel diese Person, doch jetzt war es ein Mann.
Ich bin ein wenig unentschlossen, wie hier weiter verfahren sollte. Zum einen gefällt mir die Passage, zum anderen ist sie ohne die männliche Variante etwas später sinnlos. Was mache ich nur?:confused: ich glaube ich lösche diese Passage.

– wie soll ich mir breite Augenränder vorstellen?
Augeringe. Ist wohl der falsche Ausdruck gewesen.

... ich habe noch nie mit Lösungsmittel an meinem Finger Schaumstoff zersetzt, deshalb ist der Vergleich ziemlich überflüssig.
Also Kind empfand ich das immer als ein sehr interessantes Phänomen, dass man beim Basteln Styropor mit Klebstoff auflösen konnte. Darf man bei Vergleichen mehr allgemein Bekanntes verwenden?

»Das Licht wurde merklich schwächer«menschlich
Damit war die Beleuchtung gemeint. Ich habe es umformuliert.

»Ihr war, als hätte ihr jemand mit einem Hammer auf den Zeigefinger geschlagen.«
Das habe ich ähnlich erlebt, eine persönliche Erfahrung:D
Ich wurde zwar nicht von einem Blitz getroffen, aber ungefähr mit acht Jahren habe ich meinen Daumen in eine unter Strom stehende Glühbirnenfassung gesteckt. Das hat sich angefüllt, als hätte ich mir mit dem Hammer auf den Finger gehauen. Nicht zu empfehlen.:lol:

– Wäre es nach dieser Beschreibung nicht ein automatischer Reflex, daß sie außen an der Türe kontrolliert, ob sie im falschen Waschraum war?
Das ist ein schöner Vorschlag. Natürlich ist sie im falschen WC. Leider ist mit der dazugehörigen Satz nicht so ganz geglückt.

– Wenn der Finger schon schmerzt, wie nach einem Hammerschlag, spürt sie weder eine leichte, elektrische Aufladung noch ein langsam schmerzhaft werdendes Phänomen.
das scheint mir eine Ansichtssache zu sein. Man kann sich ein bisschen auf den Finger hauen, man kann ihn aber auch total platt machen. Ich merke schon, das sollte ich nochmal überdenken. Das bleibt aber dennoch mir überlassen, ob ich Sabine anschwellende Schmerzen spüren lasse oder nicht.

– besser fände ich z. B.: Sabine hatte nie Angst im Dunkeln oder wenn sie alleine war, aber das hier …
»Das ist der Vorteil wenn man scheiße aussieht, dachte sie grimmig.«
– würde ich streichen
Meiner Ansicht nach ist das aber wichtig, denn es gibt Sabine zumindest ein wenig Charakter. Der Gedanke über ihr Aussehen findet außerdem in den oben erwähnten dünnen Haaren eine Begründung.

– »Ein Anflug von« würde ich streichen: Panik überrollte Sabine.
Sabine ist aber nicht in vollendeter Panik,

– ich würde da Beistriche machen: Nun saß sie, einem Schulmädchen gleich, im …
– »wimmerte wie in Trauer um ein verendetes Kaninchen« wirkt recht komisch
Was ich über diesen Satz nicht schon nachgedacht habe. Vielleicht fällt mir ja irgendwann eine passendere Formulierung ein.

– warum kann es nicht einfach nur ein Mülleimer sein?
– »aus dem Jahr 2003« sagt recht wenig, wenn man nicht weiß, wann die Geschichte spielt...
eigentlich möchte ihn dem Leser nicht ständig alles komplett vorkauen, das wäre doch stinklangweilig. Es kann deshalb auch nicht einfach nur ein Mülleimer sein, sondern eben die Kombination. Sabine muss also den Aschenbecher erst herausnehmen, wegwerfen, sonstwas. Es bleibt dem Leser überlassen, ob er sich damit befassen möchte. Dasselbe ist es mit dem Jahr 2003. Wenn der Leser vom aktuellen Jahr ausgeht, bekommt die Jahreszahl eine andere Bedeutung, als wenn er eben davon ausgeht, dass es sich auch für Sabine um das Jahr 2003 handelt.

– unter »unlängst« verstehe ich vor ein paar Tagen oder wenigen Wochen
– ein Stechen kann stärker werden, aber nicht anschwellen – die Hand kann anschwellen. Die Beschreibung des Schmerzes finde ich hier insgesamt ziemlich überformuliert. Daß das Stechen ein Brennen wird, ist ja okay, aber daß ein Schmerz sich aufschwingt …
unlängst: unter anderen Synonym von kürzlich und vorhin.
der Satz ist jetzt anders.

– Welches achtbeinige Geschöpf, hab ich was verpaßt?
ja, hast du. Es handelt sich um die etwas weiter oben genannte Spinne.

– bei »weißes Rauschen« hab ich mich gefragt, wie ein Geräusch eine Farbe haben kann
Das ist ein Terminus aus der Physik bzw. Naturwissenschaften, aber auch in der Aufnahmetechnik kommt das vor. Es gibt sogar braunes und pinkes Rauschen. Weißes Rauschen klingt schrill, braunes hingegen ein wenig dumpf. Pinkes Rauschen liegt irgendwo dazwischen.

– Den Igel-Vergleich finde ich sehr unpassend, da man einen Igel normalerweise eher von außen als von innen betrachtet und sich seine Stacheln auch nicht dehnen und zusammenziehen. Eigentlich kannst Du Dir den Vergleich überhaupt sparen, da man sich das Krümmen und Dehnen auch so vorstellen kann. Ein Vergleich sollte ja die Vorstellung vereinfachen oder das Gesagte präzisieren und nicht schräge Bilder erzeugen.
der Vergleich ist notwendig, denn ich meinte etwas anderes, als nur ein sich krümmen beziehungsweise dehnen. Man muss sich für diesen Vergleich auch nicht in einem Igel befinden, denn das ist vollkommen unerheblich. dass ein Igel sich nicht ausdehnt und zusammenzieht, wie ich es geschrieben habe, liegt ebenfalls auf der Hand. wie oben schon erwähnt, werde ich dem Leser nicht alles vorkauen, ein wenig Hirn muss man ihm schon zugestehen, oder?! Mein Fehler liegt darin, dass ich nicht genau genug beschrieben habe, wie sich meine eigene Vorstellung zusammensetzt. Das habe ich jetzt eingebaut.

– Besser fände ich, wenn Du beschreibst, was die Protagonistin sieht, nicht »verlor seine Festigkeit«, sondern z. B.: Der Boden bekam Risse, zerfiel in Zementbrocken, die sich in immer kleinere Bröckchen teilten und über einem zähflüssigen See trieben, als seien sie Staubpartikel. ›Eine Miniaturausgabe eines Asteroidenfeldes‹, dachte Sabine und ihre Beine sanken ein, wurden …
das gefällt mir.

– welche Ringe?
Dieser Fehler beruhte auf der Streichung einer Passage weiter oben. Beiden sah sich Sabine selbst als Abbildung des Saturn, der ja Ringe hat. Quinn hatte nicht ganz unberechtigt gemeint, dass diese übertrieben gewesen sei. Nach deiner Anmerkung ist der jedoch aufgefallen, das jetzt einige Stellen nicht mehr ganz passen. Darunter auch die Stelle mit dem roten Riesen. Ich wollte in der Geschichte, nachdem Sabine auch durchs Weltall reiste, gerne Bezug auf Planeten und ähnliches nehmen.

stürzten die Brocken in Sabine zusammen,«
in Sabine? :susp:
sie ist nur noch Nebel.

– »war der Schlüssel, um durch den Spiegel zu kommen«, meintest Du vermutlich.
Weiß nicht recht, ob das wirklich verändert werden muss.

»Aller Platz war aufgebracht, und wäre die Halle um sie entfernt worden, Sabine hätte die Form derselben gehabt.«
– aufgebraucht
– ich würde einfach nur schreiben, daß sie die Halle bis in die Ecken ausfüllte, ohne »Platz aufgebraucht« und das Entfernen der Halle, das wirkt seltsam, auch würde sie sich beim Entfernen der Halle vermutlich noch mehr ausdehnen und somit nicht mehr die Form der Halle haben.
Es darf seltsam wirken, dagegen habe ich nichts einzuwenden. Ich möchte es ehrlich gesagt auch nicht ändern.

»Ein schmerzhafter Schlag ließ sie dann wie ein roter Riese zusammenstürzen zum weißen Zwerg.«
– »roter Riese«, »weißer Zwerg«? :susp:
Sabine dehnte sich aus.
Wenn eine Sonne stirbt, dehnt sie sich aus und wird zum roten Riesen. irgendwann hat die Ausdehnung ein Ende und der rote Riese fällt in sich zusammen, wird zum weißen Zwerg, je nach übrig gebliebener Masse wird daraus schließlich ein Neutronenstern, oder ein schwarzes Loch.
Wie gesagt, ich wollte das Bild von Weltall und Planeten gerne in der Geschichte haben.

Erkenntnisse beruhen auf einem Erkennen und Wissen muß man sich aneignen, aber viel war da nicht, was sie hätte erkennen oder lernen können.
es liegt in der Natur der Sache, dass plötzlicher Allwissenheit nicht durch langwierige Erarbeitung entsteht. Sie hatte ein metaphysisches Erlebnis, unerklärlich, ausgelöst durch was auch immer.

»Wer weiß, dachte sie, vielleicht war es umgekehrt nicht viel besser, trösten aber konnte sie der Gedanke nicht übermäßig.«
– umgekehrt? Was meinst Du damit? Würde das streichen.
die Umkehrung würde lauten: allmächtig zu sein, heißt eben nicht allwissend.
Mir gefällt das.

– Beinhaltet ein Freikommen nicht automatisch, wieder zur normalen Sabine zu werden? Und wieso »durchschnittlich«, der Durchschnitt wovon?
absolut nicht. Die Geschichte endet nicht damit, dass Sabine in ihrer normalen, menschlichen Form wieder auf die andere Seite gelangt.
Durchschnittlich bezieht sich auf das nirgends erwähnte Urteil anderer über die Protagonistin. Sie ist keine Schönheit, kein Männerschwarm, eine graue Maus.

– Vorschlag: registrierte Sabine aber nicht und sperrte sich in eine der Kabinen.
Selbst für Sabine war längst klar, dass sie kein Mensch mehr war; wie sollte dann das Mädchen Sabine registrieren, wenn diese nicht einmal mehr aussah wie Sabine?

»Sie versuchte den Köder auszulegen, wie die Schlange...
Eigentlich hänge ich an dem Satz, aber schön langsam wird mir auch klar, dass er nicht sonderlich hilfreich ist. Wahrscheinlich wäre er geeigneter, wenn Sabine auch mindestens zwei Schritte benötigen würde, um jemand zu ködern.

Schritt
– es scheint eher im selben Moment als »bevor« gewesen zu sein, würde schreiben: und schon hatte sie die Gestalt eines Teddybären eingenommen.
es war aber vorher.

– Auch, wenn das Ding sächlich ist, würde ich Personen weiblichen Geschlechts nicht mit »es« bezeichnen, und in den danach folgenden Zeilen finde ich auch »das Kind« für eine Vierzehnjährige nicht ganz angemessen.
Das arme Ding bezieht sich auf Kind und nicht explizit auf die Tatsache, dass das Mädchen ein Mädchen ist. Und nach meiner Auffassung sind vierzehnjährige durchaus Kinder. Gut, man könnte Teenager sagen, das ändert aber nichts an meiner Meinung.

– das ist unlogisch: Schlechtes Gewissen ist ja gerade, wenn man sich Gedanken macht, also kann man Gedanken nicht mit schlechtem Gewissen verwerfen. Vorschlag: überlegt sie, wollte sich aber kein schlechtes Gewissen machen und rauschte sich selbst aufmunternd zu: »Es hat ja wohl jeder seine eigenen Probleme zu bewältigen.«
ich habe das jetzt anders gelöst.

Schwarzer Nebel kroch aus dem Spiegel.«
– Das hätte ich auch gerne noch ein bisschen weiter ausgeführt gelesen.
Das muss ich noch genauer überarbeiten.

Ich hoffe, das war jetzt ein kleiner Ansporn
Allerdings!

Vielen Dank für deine große Mühe.
Grüße,
Georg

 

Hallo Schrei Bär!

Wie du am Ende der Kritik schon richtig vermutet hast, ist deine Kritik durchaus Ansporn dafür, die Geschichte nochmal anzugehen.
Das freut mich. :)

Irgendwie ist das wohl schon ein viel zu typischer Kurzgeschichtenschluss, kurz und knapp einfach.
Wenn er dabei auch präzise ist, dann ist ein kurzer, knapper Schluß ja auch was Feines, aber wie ich jetzt feststellen muß, hast Du ihn doch anders gemeint als ich ihn verstanden habe. Ich dachte, Sabine hätte sich wieder zurückverwandelt, indem sie quasi mit dem Mädchen Platz tauscht.
Aber wenn Du sagst ...
Damit triffst du genau was ich gemeint habe, nur eines hast du dabei verpasst: Sabine kann nicht hinausgehen, sie ist nur noch Nebelschwaden.
... dann muß man sich natürlich auch fragen, wie sie denn von der Halle wieder hineingekommen ist. ;)

So weit ich das verschiedenen Diskussionen im Forum entnehmen konnte, handelt es sich beim Umgang mit den verschiedenen Hervorhebungen mehr um eine Frage des persönlichen Geschmacks, als um feststehende Regeln.
Deshalb hab ich ja auch nur gesagt, ich hätte sie mir gewünscht. Ich finde, es liest sich dann leichter.

das siehst du falsch, es ist ein Sprecherwechsel, deshalb auch die
neue Zeile.
...
Hier spricht die 14-jährige.
Ähm, das würde ich dann noch deutlicher machen. Ich würde z. B. schreiben: Die Kleine reckte ihren Kopf in die Höhe, streckte die Brust heraus und sagte: »Das geht dich gar nichts an und außerdem bin ich schon 18.«

In der ersten Version meiner Geschichte hatte die Frau eine Bedeutung, denn als Sabine dann auf der anderen Seite gespielt war, sah sie durch den Spiegel diese Person, doch jetzt war es ein Mann.
Ich bin ein wenig unentschlossen, wie hier weiter verfahren sollte. Zum einen gefällt mir die Passage, zum anderen ist sie ohne die männliche Variante etwas später sinnlos. Was mache ich nur?
Also ich finde, das klingt interessant! Wieso hast Du die Szene gelöscht?

Also Kind empfand ich das immer als ein sehr interessantes Phänomen, dass man beim Basteln Styropor mit Klebstoff auflösen konnte. Darf man bei Vergleichen mehr allgemein Bekanntes verwenden?
Die Erklärung gefällt mir. :)
Es geht ja nicht ums Dürfen, natürlich darfst Du die Vergleiche verwenden, die Dir gefallen. Aber man sollte sich als Autor meiner Meinung nach auch fragen, ob sie dem Leser wirklich helfen, besser zu verstehen, was Du sagen wolltest, oder ob sie nicht doch zu weit hergeholt sind. Wenn Du hier statt "Lösungsmittel" und "Schaumstoff" wie eben beschrieben Klebstoff und Styropor verwendet hättest, hätte ich mehr damit anfangen können.

ungefähr mit acht Jahren habe ich meinen Daumen in eine unter Strom stehende Glühbirnenfassung gesteckt. Das hat sich angefüllt, als hätte ich mir mit dem Hammer auf den Finger gehauen. Nicht zu empfehlen.
Daß es sich bei der Geschichte um eine Autobiographie handelt, hättest Du ja gleich sagen können. :D

Der Gedanke über ihr Aussehen findet außerdem in den oben erwähnten dünnen Haaren eine Begründung.
Ah, so ist das! Die Verbindung hat bei mir leider nicht funktioniert.

Was ich über diesen Satz nicht schon nachgedacht habe. Vielleicht fällt mir ja irgendwann eine passendere Formulierung ein.
Wie wär's, statt dem Schulmädchen mit dem verendeten Kaninchen, ein Kind zu verwenden, das seine Eltern innerhalb einer Menschenmasse nicht mehr findet?

Das ist ein Terminus aus der Physik bzw. Naturwissenschaften, aber auch in der Aufnahmetechnik kommt das vor. Es gibt sogar braunes und pinkes Rauschen. Weißes Rauschen klingt schrill, braunes hingegen ein wenig dumpf. Pinkes Rauschen liegt irgendwo dazwischen.
Danke für die Info, das wußte ich nicht.

der Vergleich ist notwendig, denn ich meinte etwas anderes, als nur ein sich krümmen beziehungsweise dehnen. Man muss sich für diesen Vergleich auch nicht in einem Igel befinden, denn das ist vollkommen unerheblich. dass ein Igel sich nicht ausdehnt und zusammenzieht, wie ich es geschrieben habe, liegt ebenfalls auf der Hand. wie oben schon erwähnt, werde ich dem Leser nicht alles vorkauen, ein wenig Hirn muss man ihm schon zugestehen, oder?! Mein Fehler liegt darin, dass ich nicht genau genug beschrieben habe, wie sich meine eigene Vorstellung zusammensetzt. Das habe ich jetzt eingebaut.
Jetzt fehlt, daß man den Igel von innen sieht. ;-)
Wie gesagt, es sind Deine Vergleiche und Du kannst sie natürlich auch so lassen, wie sie sind. Wie jeder andere sage auch ich nur meine persönliche Meinung.
Ich würde da nicht so weit weggehen, sondern erst versuchen, es architektonisch zu erklären, also z. B. als kleine, spitze Türmchen, die aus der Halle hinauswachsen (als würde jemand mit einem Besenstiel dagegendrücken) und sich wieder zusammenziehen. - Je näher es liegt, umso besser kann man sich das vorstellen, denke ich.

Weiß nicht recht, ob das wirklich verändert werden muss.
Naja, eigentlich ist der Satz so ja nicht ganz richtig ("Die andere Seite war der Schlüssel durch den Spiegel."), aber wie wärs, wenn Du nach "Schlüssel" einfach nur drei Punkte machst? (Der Leser weiß dann schon, was gemeint ist.)

Selbst für Sabine war längst klar, dass sie kein Mensch mehr war; wie sollte dann das Mädchen Sabine registrieren, wenn diese nicht einmal mehr aussah wie Sabine?
Natürlich nicht als Sabine in menschlicher Form, der Leser weiß ja, in welchem Zustand sie sich befindet. ;-)

Eigentlich hänge ich an dem Satz, aber schön langsam wird mir auch klar, dass er nicht sonderlich hilfreich ist.
Mach eine eigene Geschichte aus dem Satz. :-)

ich habe das jetzt anders gelöst.
Finde ich jetzt gut! :)
Dabei ist mir aber aufgefallen, daß hier ...
"womit man ein vierzehnjähriges Kind interessieren könnte"
... noch das "womit" drin ist. Da gehört "wofür" hin. Man interessiert sich für etwas, nicht mit, also auch "wofür". Oder z. B. "womit ... anlocken".


Liebe Grüße,
Susi :)

 

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