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Sprachlos

Team-Bossy a.D.
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23.02.2005
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Sprachlos

Für Sigrun

Mir ist das unangenehm, wenn sie sich nackt vor uns hinlegen wird, womöglich sogar räkelt, damit wir unsere Fotoaktstudien betreiben können. Ich habe wenig Mut, auf Menschen zuzugehen, und nun muss ich direkt vor- und vielleicht über ihr stehen, sie mir genau ansehen, sie überall betrachten, anstarren; um sie herumgehen, taxieren, fixieren. Das alles, damit ich einen gelungenen Blickwinkel finde. Unpassenderweise beschert mir diese bevorstehende Szenerie eine lästige Erektion, dabei ist das Modell noch nicht einmal im Atelier.

Ich konzentriere mich beim Fotografieren auf die geheimnisvolle Welt der Strukturen:
knorrige Baumrinden, die im Makrobereich zu Bergen und Tälern werden und mystische Figuren auferstehen lassen; kräuselnde Bewegungen des Wassers, wie die Spuren einer nervös über den See tänzelnden Ballerina; Wolkenfelder, die endlose Möglichkeiten zu Interpretationen bieten oder Blüten, die fast ein eigenes, kleines Universum preisgeben.
Menschen aber hole ich nur mit dem Teleobjektiv näher an mich heran. Mir fehlen die Worte.

Jemand hat eine große, weiche Decke aus rotem Samt mitgebracht und sie auf dem meterhohen Podestwürfel aus Sperrholz drapiert. Einer aus dem Kurs richtet die starken Strahler direkt darauf aus.
„Wir brauchen indirektes Licht, stell ihn um. Das Modell kommt in zehn Minuten, seht mal, dass ihr dann soweit seid“, kommt die Stimme unserer Dozentin aus dem Hintergrund.
Ich versuche, das Zittern meiner Hände durch geschäftiges Hin- und Herschrauben der Objektive zu vertuschen. Das Weitwinkel bleibt zuletzt im Gewinde.
„Das ist aber nicht die erste Wahl für den heutigen Abend, Ingo, nimm mindestens das 50er“, kommt der gutgemeinte Tipp von einer Kollegin.
Hitze kriecht mir von den Lenden bis zu den Schultern hoch.

Es war Eva, die ich als Einzige nackt gesehen, in meinen Armen gehalten und mit ihr geschlafen habe. Drei Jahre meines Lebens habe ich mit ihr geteilt, so, wie es sich für eine Beziehung wohl gehört. Mittlerweile sind die Details verblasst. Vielleicht kam ihre spröde Art durch die Arbeit beim TÜV, mit der ich aber, angetan von ihrem Ordnungssinn, leben konnte.
Wir ergänzten uns, bis ich eines Tages laut von Ehe und Kindern zu träumen begann. Am darauffolgenden Tag war sie weg. Als ich nach Hause kam, war meine Wohnung auf- und von ihren Habseligkeiten ausgeräumt. Nichts war mehr Gewohnheit.

Das Modell ist da. Brigitte führt sie ohne ihr übliches Geplapper zum Podest. „Meine Freundin Stefanie“, ist das einzige, was sie uns mit Blick in die Runde preisgibt.
Groß ist sie, auch ohne Schuhe. Rasch zieht sie sich aus und legt ihre Jeans, Bluse und Unterwäsche sorgfältig nacheinander zusammen auf einen Stapel, den ihr Brigitte abnimmt und danach den Gasheizer näher rückt. Stefanies Haarschnitt verleiht ihr etwas Asiatisches, aber ihr Auftreten verwässert diesen Eindruck sofort. Selbstsicher besteigt sie das Podest. Ihre Knie berühren durch den weichen Samt den Boden, den Po lässt sie auf die Fersen sinken. Sie präsentiert sich mit geradem, leicht nach hinten gewinkeltem Oberkörper und festem Blick auf die gegenüberliegende Wand. Trotzdem wirkt sie entspannt, wie sie die Finger spreizend hinter sich in den Stoff gleiten lässt.
„Ich habe ihr schon geschrieben“, drängt sich unsere Dozentin in meine Gedanken, „dass sie einfach mal so sitzen und liegen soll, wie sie es als angenehm empfindet. Umso entspannter ist sie. Denkt dran, dass ich keine Fotos vom Atelier, sondern von ihr sehen will – also geht nahe ran.“

Hat jemand mein Schlucken gehört? Zu viert stehen wir nun um sie herum. Ich schlüpfe aus meinem Pullover. „Der Gasheizer“, erkläre ich ungefragt. Wenigstens hat das Zittern aufgehört, wenn auch immer noch Enge in meiner Jeans herrscht.

Den ersten konzentrierten Blick führe ich wie bei einer scharfen Serpentine über die leicht gespannten Oberschenkel hin bis zu den Füßen, die zur Hälfte von ihren Pobacken bedeckt werden. Der karamellfarbene Teint schmeichelt ihr sehr. Schade, dass wir nur schwarzweiß fotografieren. Ich lenke den Sucher horizontal auf den Oberschenkel- und Wadenbogen, ohne Anfang und Ende, stelle die Blende ein und drücke auf den Auslöser.
Es funktioniert. Ich muss mich nur konzentrieren. Schritt für Schritt nehme ich fotografierend einen Bogen hinter ihrem Rücken: der feste runde Po über den doch kleinen Füßen; viele Muttermale auf der gepflegten Haut, ihre knochigen Schultern; der Übergang vom langen Hals zum Kopf, leicht durch den Pagenschnitt verdeckt. Sie hält erstaunlich still. Einige Male muss ich ein paar Schritte zurückgehen, um meinen Kollegen Platz zu machen.
Ob sie mich beobachtet, wenn ich ihren Busen im Visier habe? Die Hitze ist fast ganz aus meinem Gesicht gewichen und ich fühle mich durch das gezielte Arbeiten etwas sicherer. Nun stehe ich genau vor Stefanie. Als ich ihren Blick gefunden habe, sieht sie mitten durch mich hindurch. Braun sind ihre Augen und ich will genau nur diesen Moment bannen. Wo sind ihre Gedanken?

Ich traue mich fast nicht, auf den Busen zu sehen. Kaum betrachte ich die eher kleinen, aber festen und knospenden Brüste, wird mir augenblicklich wieder wärmer. Wie gerne würde ich mit meinen Lippen über diese beiden wundersamen Hügel streichen, zwischen ihnen die Nase an dieser Haut reiben und ganz langsam tief einatmen. Sie riecht nach Vanille und Jasmin, da bin ich mir sicher. Die Rundungen der einen Seite, parallel versetzt beide; ich wechsle kaum merklich einige Zentimeter meinen Standort, spiele mit der Blende und den Verschlusszeiten und suche immer neue Varianten, dieses schöne Detail von ihr in allen Facetten zu fotografieren.

Plötzlich hebt sie die rechte Hand und wir stehen alle kurz still. Sie spricht nicht, aber wechselt ihre Position. Nun liegt sie der Länge nach auf dem Rücken, ihre Arme sind unter dem Kopf verschränkt. Der Brustkorb wird dadurch leicht nach oben gedrückt, ihr Busen wird noch praller. Ich lege fahrig einen neuen Film ein und brauche Ewigkeiten, weil das Einfädeln lange nicht klappt. Ganz nahe gehe ich an ihre Seite, fast ist mein Kopf über ihrem Oberkörper. Sie blickt mit einem leichten Lächeln an die Decke.

Aus der Vogelperspektive will ich einen Ausschnitt zwischen ihrem kleinen Bauchnabel bis zum Dekolletee. Mir bleibt nichts anderes übrig, als die Schuhe abzustreifen und auf das Podest zu klettern. Ohne Rücksicht auf die anderen nehme ich ihre Oberschenkel zwischen meine Füße und versuche diesen wunderbaren Körper aus einer sinnigen Perspektive in das Rechteck des Suchers zu fassen. Ich drücke ab und spanne; noch einmal zur Sicherheit in gleicher Position, einige Zentimeter näher an sie heran:klick. Noch näher, im Sucher bleiben nur die Brüste: klick. Mein Wechsel von der gebeugten zur knienden Haltung geht fließend. Mein Hintern schwebt über ihren Hüften, gerade noch bekomme ich die Brustwarzen scharf: klick.
Schweiß kommt aus allen Poren, ich ziehe den Ärmel des T-Shirts eilig über meine Stirn. Das Objektiv kapituliert an der Nähe und ich knipse nun nur noch sinn- und planlos darauf los. Riechen möchte ich sie, ich muss noch näher kommen.
„Ingo, können wir auch noch einmal?“
Ich zucke zusammen. Meine Nase berührt fast ihren Bauchnabel.

„Entschuldigt“, murmele ich und taumele das Podest herunter. Die Ohren surren, meine Knie sind weich. Mir ist schwindelig. Ich greife nach dem Pullover und ziehe ihn über, während ich schon dem Ausgang entgegenstolpere.

Auf der Treppe vor dem Atelier kommen eine Weile später die anderen dazu. Vertieft in Fachsimpeleien nehmen sie mich kaum wahr. Stefanie taucht kurz darauf auf und geht weiter bis zum Bürgersteig. Dann dreht sie sich um, winkt und lächelt in mein Gesicht.
Ihr fehlen die Worte.

 
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Hallo Häferl,

danke fürs Lesen und Bearbeiten. Erst wenn du durch bist, ist man sicher, alle RS-Fehler gebannt zu haben - und ich dachte, der Text wäre fehlerfrei, so oft, wie ich ihn gelesen habe ;).

Die Stelle wurde ja schon besprochen, aber auch ich hab meine Probleme damit. Vor allem im zweiten Satz, da ich »gemahlenen« nicht auf die Muskatnüsse bezogen hatte, sondern auf den Kaffee – er trank gemahlenen, sie Caro-Kaffee.
Nun ist er endgültig weg.

Einzig, wie Brigitte über Stefanie spricht („Ich habe ihr schon geschrieben“), wirkt etwas seltsam auf mich, da sie selbst ja daneben sitzt. Das würde meiner Meinung nach besser wirken, wenn sie sie direkt anspricht.
Das war die Dozentin, aber das ist nicht so wichtig. Sie hat es geschrieben, weil die Prot es nicht hören könnte (und Brigitte auf ihr übliches Geplapper verzichtet) - aber das ist nur ein leises, fast unmerkliches Beiwerk am Rande, wer es nicht versteht , hat trotzdem was von der KG.

Deine Vorschläge habe ich teilweise übernommen - bei den Geschmackssachen blieb ich auch in einigem bei meiner Version.

Ich Dank dir für die Mühe, liebe Grüße
bernadette

 
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Hi Bernadette

Menschen aber hole ich nur mit dem Teleobjektiv näher an mich heran. Mir fehlen die Worte.
Dann dreht sie sich um, winkt und lächelt in mein Gesicht.
Ihr fehlen die Worte.
Mir hat sich der Sinn nicht erschlossen. Was meinst du damit?
Da der Protagonist ja hören kann, ist er wohl nicht taubstumm und nur stumm im Sinne von sich nicht artikulieren können, (es gibt ja so ein Syndrom, den Namen weiß ich gerade nicht und ich bin zu faul zu googeln) passt ja zu dem Satz
Wir ergänzten uns, bis ich eines Tages laut von Ehe und Kindern zu träumen begann
, weil die Betroffenen in vertrauter Umgebung sprechen können.
Aber das ist mir alles zu weit her geholt, als das ich es so interpretieren könnte.

LG
Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame,

Mir hat sich der Sinn nicht erschlossen. Was meinst du damit?
Du suchst vielleicht zu weit. Primär geht es mir darum, aufzuzeigen, dass Ingo während der Session sogar zu nahe ans Modell kommt, obwohl es ihm anfangs in der Vorstellung schon fast zuwider war oder ihn die Unsicherheit übermannte, sich mit der Frau beschäftigen zu müssen.

Da der Protagonist ja hören kann, ist er wohl nicht taubstumm und nur stumm im Sinne von sich nicht artikulieren können, (es gibt ja so ein Syndrom, den Namen weiß ich gerade nicht und ich bin zu faul zu googeln) passt ja zu dem Satz
, weil die Betroffenen in vertrauter Umgebung sprechen können.

Dazu gabs schon was:
Rick schrieb:
Das mit "mir fehlen die Worte" kapiere ich nicht so ganz. Ich interpretiere das Verhalten deines Prots mehr als Angst vor Menschen, vor der Nähe zu ihnen. "Mir fehlen die Worte" ist ja eigentlich auch ein geflügeltes Wort, insofern weiß ich nicht, ob das so als Schlüsselaussage gut gewählt ist.
bernadette schrieb:
Damit meine ich, dass ein Fotograf, der nahe am Modell ist, auch mit diesem kommunizieren muss (es sei denn, man ist in einem Kurs und bekommt eines serviert!).

Es soll eine kleine, erotische Geschichte sein. Mehr nicht. Das mit den fehlenden Worten ist, wie ich schon mehrfach erwähnte, eine Dreingabe - die man so interpretieren kann, aber nicht muss.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo bernadette,

Ich kann nach wie vor mit mir fehlen die Worte/ Ihr fehlen die Worte nicht nachvollziehen was du bezwecken wolltest. Ich finde diese Dreingabe verwirrt mehr als das sie zum Textverständnis beiträgt.


LG
Goldene Dame

 

Nochmal an Goldene Dame,

manchmal kann man einem Text eben aus bestimmten Details heraus nicht viel abgewinnen. Für dich scheint dies so sehr störend zu sein, dass die anderen Aspekte nicht mehr zum tragen kommen, die mir ja viel wichtiger waren. So sieht es eben jeder Leser anders.
Vielleicht treffe ich dein Leseverständnis ein andermal wieder besser.

Liebe Grüße
bernadette

 

Noch einmal ich:

Ich hab die ganze Diskussion verfolgt und wollte immer rufen: Aber die Geschichte ist doch gut und stimmig so. Nun kommt jukogami und schreibt

Ich bin auch schon beim Fotografieren in den Hormonstrudel gefallen und bin dann nur noch berauscht auf die Tür zugetaumelt.

Das ist es, Danke, jukogami!

Liebe bernadette,
Ich hab nun noch einmal gelesen. Du hast verändert und das ist der Geschichte gut bekommen. Besonders freut mich aber, dass die Stellen, die ich besonders schön fand, u.a.

Mir fehlen die Worte. - Ihr fehlen die Worte
drin geblieben sind, trotz Diskussionen. Da ziehe ich ehrlich den Hut vor Deiner Standhaftigkeit.

Herzlichen Gruss,
Gisanne

 

Hallo jukogami,

Das hast du gekonnt in Worte gefasst. Ist dir das passiert?

Wenn es jemandem schon so ähnlich ging, ist das für mich ein schönes Lob, danke - nein, die Szene ist in meinem Kopf mit bekannten Einzelteilen zusammengepuzzelt worden.

Hallo Gisanne,

ich durchdenke alle Kritiken, wenn es Verbesserungsvorschläge oder Verständnisfragen sind. Manchmal bin ich froh, wenn ich eine andere Variante zu lesen bekomme, die mir auch besser erscheint; besonders, wenn ich nicht ganz 100%-tig mit dem Satz / der Aussage zufrieden bin oder einsehe, dass ich Logik- oder Erzählfehler gemacht habe.

Jedoch gibt auch vieles, mit dem ich einfach d'accord bin und es als passende Lösung sehe. Das hat doch wenig mit Standhaftigkeit zu tun - ich muss doch meine Geschichte nicht verteidigen. Meine Sicht zu der KG deckt sich eben grade mit deiner, deswegen ist mir die Meinung derer, die sie nicht so prima finden, trotzdem genauso wichtig.

Liebe Grüße
bernadette

 

Wie eine Frau schreibt, was ein Mann denkt und tut

Hallo Bernadette,

um gleich das Wichtigste zu sagen: Die Geschichte erscheint mir wenig glaubwürdig.

Zum Beispiel sparst du bei der Geschichte das Genital der Frau aus. Ein Mann in solcher Situation würde das nie tun, es sei denn, er wäre ein Busen- und Bauchnabelfetischist. Doch so nah du ihn diese Details auch fotografieren lässt, dein Prot ist trotzdem nicht von dieser Sorte, er ist ja aufgeregt, weil dies die zweite reale nackte Frau seines Lebens ist, und da schaut man nicht auf den Bauchnabel, den man ja heutzutage gratis überall bekommen kann, sondern weiter unten, dorthin also, wo trotz der Hüfthosen gewöhnlich nichts als Andeutungen zu sehen sind.

Zugegeben, deine Schreibe ist flüssig, nur gibt es noch zu viele Details, die den Lesefluss stören oder schlicht unrichtig sind:
- der erste Satz ist grammatikalisch nicht ganz richtig (ist und wird beißen sich)
- es gibt zwar weibliche Blickwinkel, aber eine Blickwinkel kenne ich nicht
- stell braucht einen Apostrophen
- ab „Brigitte führt sie …“ bis zum Rest des Absatzes könntest du streichen
- dass ein Modell sich vor Publikum auszieht, ist eher unwahrscheinlich, zumindest bei meinen Zeichenkursen war das nie der Fall, sie kamen immer in ein Bademantel gehüllt in den Raum oder haben sich hinter einem (provisorischen) Paravent ausgezogen

Okay, genug, für meine erste Kritik, ist das hier ziemlich hart ausgefallen, aber ich war so erstaunt über die ersten positiven Kommentare, dass ich nicht anders konnte, als eben ein bisschen Tacheles zu reden, d.h. nicht sprachlos sein, wenn man so will.

Ich hoffe, du als alte Häsin wirst das verkraften.

Schöne Grüße aus München von

Sirius

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Sirius,

erstmal: Herzlich Willkommen hier auf kg.de :).

Zu deinen Gedanken:

Zum Beispiel sparst du bei der Geschichte das Genital der Frau aus.
Stimmt. Kurz hatte ich mir das überlegt, mich aber dann lieber auf den Busen konzentriert. Ist das tatsächlich zu fraulich gedacht? Aber anderen Männern ist es bisher noch nicht aufgestoßen - vielleicht hatte noch keiner ein Modell vor sich.

Eine große Hilfe für den kritisierten Autor:
Wenn du direkt etwas zu Textstellen anmerken willst, wäre es prima, den ganzen Satz zu zitieren. Manche KGs sind doch auch länger und dann wird es zur richtigen Sucherei, das eine Wort zu finden.

- dass ein Modell sich vor Publikum auszieht, ist eher unwahrscheinlich, zumindest bei meinen Zeichenkursen war das nie der Fall, sie kamen immer in ein Bademantel gehüllt in den Raum oder haben sich hinter einem (provisorischen) Paravent ausgezogen
Da gebe ich dir Recht. Dieser Gedanke kam mir auch irgendwann einmal während des Feinschliffes, Stefanie sich im WC umziehen zu lassen. Aber ich fand es für die Geschichte nun nicht so sehr wichtig, da es auch kein Logikfehler ist, denn es könnte ja trotz alledem so gewesen sein.


Okay, genug, für meine erste Kritik, ist das hier ziemlich hart ausgefallen, aber ich war so erstaunt über die ersten positiven Kommentare, dass ich nicht anders konnte, als eben ein bisschen Tacheles zu reden, d.h. nicht sprachlos sein, wenn man so will.
Naja, hart ist anders :D. Sie war ja konstruktiv, das ist die Hauptsache und du hast teilweise genau die Punkte angesprochen, die zwar während des Schreibens auch einmal durchs Hirn gespukt, aber dann wieder verworfen worden sind. Ob ich noch einen Paravent einbaue, überlege ich mir. Jedoch den Blick unterhalb der Gürtellinie werde ich nicht berücksichtigen, das weiß ich jetzt schon sicher.

Im Übrigen gab es aber auch andere kritische Stimmen.

Ich hoffe, du als alte Häsin wirst das verkraften.
Ich danke dir dafür.

Schöne Grüße vom Bodensee retour
bernadette

Hallo Träne,

auch dir ein Danke für das Lesen der Geschichte. Es freut mich, dass du dir die Situation gut vorstellen konntest.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo bernadette,
diese Geschichte wirkte auf mich weniger erotisch als kühl in seiner beschreibenden Art, was mir stilistisch beabsichtigt schien, und was gut zum Setting eines modernen Profi-Fotoshootings mit edelpolierten Schwarz-Weiß-Bildern passt. Gut daran ist, dass sie sich künstlerisch hervorhebt. Mich würde interessieren, was dich zu ihr inspiriert hat, ob es solche Bilder a la Davidoff oder Calvin Klein waren, und wenn ja, ob du sie bei Rapidshare hochladen könntest, damit ich sie mal sehe (natürlich aus künstlerischem Interesse).

Die Geschichte ist kein traditionelles Aquarell von der Venus, sie ist nicht ausschweifend in Farben, Lichtern und Schnörkeln - sie spart an Metaphern und emotionalem Monolog oder Rückblenden. Die Wortwahl ist präzise und deskriptiv wie ein professionelles Foto, das die Handlung eingefangen hat, die Momentaufnahme einer Szene in künstlicher Umgebung. Sehr modern, sehr kunstvoll - eine volkommene Einheit von Sprache und Wirkung.

Nur den letzten Satz "Ihr fehlen die Worte" kann ich in dieses Bild nicht einbringen. Sie lächelt ihm doch zu, im nächsten Satz fehlen ihr die Worte. Ich verstehe nicht, was in ihr vorgeht. Lächeln verbinde ich mit Wissend oder Verstehend, fehlende Worte mit Überraschung. Wieso kehrt das eine plötzlich in das andere um?
Bedeutungsvoller fände ich es, wenn das Model konsequent bis zum Schluss ein unnahbares, kühles Foto-Objekt bleibt und nicht durch Lächeln zu Fleisch und Blut wird.

Viele Grüße
Thrombin

 

Hallo Thrombin,

Mich würde interessieren, was dich zu ihr inspiriert hat,
Der Vorschlag unserer Dozentin, dass wir auch einmal ein Akt-Shooting organisieren könnten.

Die Wortwahl ist präzise und deskriptiv wie ein professionelles Foto, das die Handlung eingefangen hat, die Momentaufnahme einer Szene in künstlicher Umgebung. Sehr modern, sehr kunstvoll - eine volkommene Einheit von Sprache und Wirkung.
Na, diese zwei Sätze laufen wie Honig runter :).


Nur den letzten Satz "Ihr fehlen die Worte" kann ich in dieses Bild nicht einbringen. Sie lächelt ihm doch zu, im nächsten Satz fehlen ihr die Worte. Ich verstehe nicht, was in ihr vorgeht. Lächeln verbinde ich mit Wissend oder Verstehend, fehlende Worte mit Überraschung. Wieso kehrt das eine plötzlich in das andere um?

In einer früheren - um ein paar Sätze längeren - Version war vielleicht noch ein Detail enthalten, das eher darauf führen kann: Das Modell ist stumm. Der Fotograf und das Modell sollten sich am Ende in ihrer unterschiedlichen Sprachlosigkeit finden, wenn evtl. auch nur für den Leser. Die Hinweise dazu sind zu dünn, keine Frage, aber bisher erschien es mir auch nicht als Handicap, wenn dieses Detail nicht erkannt wird - so quasi auf verschiedene Weise interpretierbar.

Danke für das Hervorkramen und Kritisieren der Geschichte,
bernadette

 

Hallo bernadette

... die Beschreibung dieses Waschlappens ist Dir gut gelungen doch spüre ich, dass er das nicht geschrieben haben kann. Der letzte Tick vollkommenen Hineinlebens in den Prot fehlt. Ein winziger Hauch, aber ich misse ihn. Sauber den Bogen gespannt, die Gefühlsebene, die Handlung. Aber irgendwie sehe ich nicht die Unsicherheit des perfekt beschriebenen Fotographen-und wenn es ihm schwerfällt, diese Nähe zu einer Frau im täglichen Leben zu ermöglichen, dann hätte er sich nicht nur an ihren Brüsten ergötzt - ein Mann ist ein Mann und wenn ihn die Erregung plagt, sucht er doch auch das passende Gegenstück, zumal es ja in greifbarer Nähe liegt. Wenigstens einen heimlichen Blick! Wird schon keiner merken, aber er muss! Ohne einen Blick zu riskieren kann er jetzt nicht hier weg ... Vielleicht wäre es schöner gewesen, Du hättest aus der Sicht des Models geschrieben, wie ein hilfloser Fotograph versucht, möglichst viel der Weiblichkeit abzulichten, dabei versucht, seine Erregung und Begeisterung zu vertuschen und das Model ihn vielleicht noch provoziert ... das hätte vielleicht ein wenig mehr geknistert.
So bleibt eine perfekte Geschichte ohne des berühmten Hauches.
Liebe Grüße
Detlev

 

Hallo Detlev,

bei deinen Bemerkungen spüre ich nun sehr genau, dass Frau-Mann doch sehr unterschiedlich ticken.

Fang ich mal an:

... die Beschreibung dieses Waschlappens ist Dir gut gelungen doch spüre ich, dass er das nicht geschrieben haben kann.
Ich wollte den Protagonisten nie als Waschlappen gesehen haben. Für mich war er einfach nur schüchtern und demnach natürlich etwas verklemmt, was das Thema Sex bzw. Nacktheit betrifft.
Ein Waschlappen ist für mich etwas ganz anderes ...

Der letzte Tick vollkommenen Hineinlebens in den Prot fehlt. Ein winziger Hauch, aber ich misse ihn.
Lies nun folgende Frage, stehe vom PC auf und mache dir bitte mindestens zwei Minuten Gedanken darüber: Wäre mein Nickname nun Herold oder Sven und wüsstest du nicht, dass ich eine Frau bin - was hättest du dann dazu geschrieben?

doch auch das passende Gegenstück, zumal es ja in greifbarer Nähe liegt.
Wenn nun Ingo völlig auf Brüste abfährt oder Angst hat, dass ihm seine Jeans platzt, wenn er den Blick zwischen ihre Schenkel lenkt ...

Du hättest aus der Sicht des Models geschrieben,
nein, ich möchte doch mit meinen Erfahrungen aus der Sicht des Fotografen schreiben
das hätte vielleicht ein wenig mehr geknistert.
Nun weiß ich, was ich falsch gemacht habe! *Hand-vor-Kopf-schlag*
Ich hätte einfach eine Protagonistin fotografieren lassen sollen - DAS hätte dir sicher besser gefallen, denn es wäre authentischer. Ist vielleicht ein Gedanke, den ich weiterspinne ;).

Von daher: Vielen Dank für deine konstruktive Kritik, die sich ja mit der der Vorkritikerin deckt:

Die Wortwahl ist präzise und deskriptiv wie ein professionelles Foto, das die Handlung eingefangen hat, die Momentaufnahme einer Szene in künstlicher Umgebung.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo bernadette

Sprachlos – nein, das ist mir die Geschichte nicht, deren Titel mich verlockte, sie zu lesen. Raffiniert inszeniert, durch die Sicht des Kunststudenten, der noch keinen abgeklärten Blick für Aktobjekte aufzubringen vermag. Seine Gedanken, Gefühle in Verzückung sich steigernd. Das Verlangen Stefanie zu riechen, wie eine Blüte, die aus der Knospe bricht.

Rasch zieht sie sich aus und legt ihre Jeans, Bluse und Unterwäsche sorgfältig nacheinander zusammen auf einen Stapel, den ihr Brigitte abnimmt und danach den Gasheizer näher rückt.

Einzig hier scheint mir ein Regiefehler in der Handlung aufzutreten. Ein Model, das vor der Klasse einen Striptease hinlegen muss? Einen Paravent hätte ich ihr zugestanden. Anderseits natürlich ein erotisches Moment. Vielleicht gar die Absicht des Dozenten?

Das Einblenden von Eva finde ich passend, sagt es doch mit wenigen Sätzen Wesentliches über Ingo und seine Beziehung zu weiblichen Wesen aus.

Sehr gelungen finde ich die Darstellung, da sie mit realer Szenerie auskommt, und die erotische Komponente dennoch voll zum Tragen bringt. Ein i-Tüpfelchen fehlt mir noch, doch fand ich nicht heraus, was es sein könnte. Vielleicht verbirgt es sich ja im Schluss, der mir gefällt und Mehrdeutigkeit zulässt. In der sich öffnenden Knospe der Erinnerung erschliesst sich mir dann möglicherweise noch dieser Punkt auf dem i.

Es war mir ein exquisites Leseerlebnis.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Anakreon,

da hast du aber im Archiv gekramt - was mich natürlich sehr freut - danke fürs Durchlesen und das gute Bewerten :).

Leider waren meine Andeutungen in Bezug auf den Titel etwas zu subtil im Text versteckt - aber auch ohne diesen Durchblick des Lesers funktioniert die Geschichte natürlich.

Liebe Grüße
bernadette

 

moin, bernadette...
Es bedarf nicht vieler Worte...
Ich war sofort in Deiner Geschichte drin, und fand mich wieder in einer Zeit, als ich Aktzeichnen lernte... es ging mir recht ähnlich... diese Befangenheit, die Nähe, das Persönliche, und unausgesprochene, die Verbindung zwischen Beobachtetem und Beobachter...
Gut getroffen, und schön zu lesen.
Herzlichst:
Lord

 

Hey bernadette,

ach das ist ja schön, dass diese kleine Episode des schüchternen Studenten hervorgekramt wurde. So ein richtiger Sommerabendtext. Ein kurzes Schlaglicht, eine Begebenheit, ohne großes Drama oder gesellschaftlichen Abgründe, was sicher auch nicht die Absicht des Textes ist. Und wenn er auch nicht ewig im Gedächtnis bleiben wird, ich hab mich wohl gefühlt als Leser in der Geschichte, ich hab ihn sehr gern gelesen.

So Kram, auch wenn ich glaube, dass Du an diesem Text kaum noch was ändern wirst:

Ich denke schon, Du solltest Ihr eine privatere Umzugsmöglichkeit anbieten. Das tun selbst Ärzte. Ich denke, der Prozess des sich Entkleidens, stellt sowas wie den Übergang von Privatperson zur (in diesem Fall) Dienstleistung dar. Also, ich denke, dass man mit seinen Sachen auch anderes Kopfzeugs ablegt und das ist schon irgendwie Privatsphäre.

Mir ist das unangenehm, wenn sie sich nackt vor uns hinlegen wird, womöglich sogar räkelt, damit wir unsere Fotoaktstudien betreiben können.

Das ist schön im Hinblick darauf, wie er am Ende ganz nah an sie herangeht und alles andere um sich rum vergisst. Also dieses Unangenehme sich ins Gegenteil verkehrt.

Ich habe wenig Mut, auf Menschen zuzugehen, und nun muss ich direkt vor- und vielleicht über ihr stehen, sie mir genau ansehen, sie überall betrachten, anstarren; um sie herumgehen, taxieren, fixieren.

Ein schönes Beispiel für Anfänger, die auf die Kraft von Adjektiven schwören, anstatt auf die von Verben. Ein wirklich schöner Satz :).

Vielleicht kam ihre spröde Art durch die Arbeit beim TÜV, mit der ich aber, angetan von ihrem Ordnungssinn, leben konnte.

Hehe.

Ich drücke ab und spanne; noch einmal zur Sicherheit in gleicher Position, einige Zentimeter näher an sie heran:klick. Noch näher, im Sucher bleiben nur die Brüste: klick. Mein Wechsel von der gebeugten zur knienden Haltung geht fließend. Mein Hintern schwebt über ihren Hüften, gerade noch bekomme ich die Brustwarzen scharf: klick.
Schweiß kommt aus allen Poren, ich ziehe den Ärmel des T-Shirts eilig über meine Stirn. Das Objektiv kapituliert an der Nähe und ich knipse nun nur noch sinn- und planlos darauf los. Riechen möchte ich sie, ich muss noch näher kommen.

Schön wie die Sprache hier dem Inhalt nachkommt und das Tempo steigert. Respekt!

Ihr fehlen die Worte.

Das trifft es für mich nicht. Ich verstehe gut die Absicht, dass Du mit dem Text zeigen möchtest, dass da eine Beziehung zwischen Modell und Fotograph aufgebaut wird, die ganz ohne Worte auskommt. Aber es ist eine künstliche, eine professionelle Haltung die zu mindestens Modell in der Geschichte bereits hat und der Student sucht. Sie schaut durch ihn hindurch. Ihr Körper liegt da, aber sie ist vielleicht gerade Schuhe kaufen oder plant die Küche zu tapezieren, was weiß ich. Sie sucht überhaupt nicht nach Worten, die sie an ihn richten kann oder will, und wenn sie keine Worte sucht, dann können sie ihr auch nicht fehlen. Also mich hat der Satz völlig verwirrt und versperrt sich eher der Intention, als sie zu bestärken. Schöner hätte ich es gefunden, wenn die beiden sich begegnen, er tatsächlich nach Worten sucht und sie ihm ein Zeichen gibt, besser nicht zu reden.

Aber wie bereits gesagt, ein feiner Text :).

Lieben Gruß Fliege

 

Hallo Lord,

danke für dein Feedback und schön, dass du dich hier wieder tummelst :)


Liebe Fliege,

Und wenn er auch nicht ewig im Gedächtnis bleiben wird, ich hab mich wohl gefühlt als Leser in der Geschichte, ich hab ihn sehr gern gelesen.
:gelb:


So Kram, auch wenn ich glaube, dass Du an diesem Text kaum noch was ändern wirst:

Warum denn?
Natürlich kann man auch Jahre später noch an Texten arbeiten, ansonsten hätte ich meinen allerersten Text hier schon lange herausgeschmissen ;). Das ist doch das schöne hier an kg.de, dass man immer weiter an den Worten feilen kann, und deshalb werde ich, nachdem das nun mehrere moniert haben,

Ich denke schon, Du solltest Ihr eine privatere Umzugsmöglichkeit anbieten.

auch ändern. Kommt auf meine to-do-Liste (ich erzähl aber nicht, wie lange die ist - aber aufgeschrieben ist nicht vergessen :D)

Ich verstehe gut die Absicht, dass Du mit dem Text zeigen möchtest, dass da eine Beziehung zwischen Modell und Fotograph aufgebaut wird, die ganz ohne Worte auskommt.

Ich werde es hier noch einmal eindeutig formulieren: Das Modell ist stumm. Aber durch die vielen anderen viel dominanteren Eindrücke wird das nicht deutlich. Die dezenten Anmerkungen, wie die von der Dozentin: Ich habe ihr geschrieben ... oder die Szene, als Stefanie die Hand hebt, als sie die Pose ändert ... ich werde das keinem zum Vorwurf machen, dass es nicht verstanden wurde, es war einfach noch eine zusätzliche Option, die ich durch den Titel verstärken wollte ... aber da wollte ich zuviel.
Da werde ich einfach noch ein paar Bemerkungen reinwursteln müssen, die das verstärken. Vielleicht hat ja jemand eine Idee?

Ganz liebe Grüße an euch zwei
bernadette

 

Ich werde es hier noch einmal eindeutig formulieren: Das Modell ist stumm.

Ach so, sag dass doch gleich :D! Kommt davon, wenn man Kommentare so überfliegt. Asche auf mein Haupt. Ja, mach das mal deutlicher. Auf der anderen Seite, was ändert das? Eigentlich finde ich es ganz schön - dieses professionelle Schweigen. Das wäre dann ja weg und es wäre einer Behinderung geschuldet. Hmm. Der schöne Gegensatz seiner Hitze und ihre Coolnes, der wäre dann ja auch futsch, weil er in eine ganz andere Richtung zielt. Ich glaub, ich brauch es doch nicht deutlicher :gelb:

:anstoss:

 

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