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Störks Ende

Seniors
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14.08.2012
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Störks Ende

„Wehe dir, wenn die nicht kommen, du hast mir‘s versprochen!“
Julie schmiegte sich an mich.
„Für den, der warten kann, nimmt alles ein gutes Ende … hat Tolstoi gesagt“, flüsterte ich ihr ins Ohr und nutzte die Gelegenheit, ihr einen Kuss auf die Wange zu drücken.
„Wer?“
Ich steckte mir eine Zigarette an und grinste vor mich hin. Wahrscheinlich schaute ich drein wie der letzte Blödmann, selig wie einer, der eben vom Wunder der Welt niedergestreckt wird. Zugegeben, ich war leicht angeduselt, Jorges Willkommensschluck hatte es in sich gehabt, und ja, wenn ich an den Schlamassel dachte, der mir bevorstand, spürte ich ein Ziehen im Magen. Aber, ich will es mal so sagen, noch war ich nicht an den Punkt gelangt, wo ich mit den Zähnen knirschte oder gar an den Nägeln kaute, im Moment war ich schlicht der Glückspilz, der dieses Mädchen in den Armen halten durfte. Was wogen meine Sorgen gegen so einen Augenblick, fragte ich mich, stand es so einem Augenblick nicht wahrhaftig zu, ein kleines Opfer zu verlangen?
Der Himmel war mittlerweile kobaltblau und wurde dunkler und dunkler und die ersten Sterne ließen sich blicken, zuerst Vega, Deneb und Altair, dann vermeinte ich, auch Arkturus zu erkennen. Schließlich rutschte im Westen der letzte Rest der Dämmerung hinter den Horizont und es war stockfinstere Nacht, aber noch immer war es heiß und vom Gezirpe der Zikaden schien die Luft zu vibrieren. Mein Hemd hatte ich aufgeknöpft und ich vermied jede Bewegung. Viel zu tun gab es ohnehin nicht. Es reichte vollauf, mich auf der Decke zu räkeln, in den Himmel zu starren und mit den Fingerspitzen Julies Wange zu streicheln. Ab und zu schwirrten Glühwürmchen vorbei, ihnen mit den Augen zu folgen, kostete mich auch keine große Mühe, besonders flink waren die kleinen Biester nicht. Mehr war nicht zu tun. Ich hatte lediglich darauf zu achten, dass kein Stein mir in den Rücken drückte und das Glas in Reichweite blieb.
Das Feuer hielt ich niedrig. Hin und wieder legte ich eine Handvoll Holz nach, gerade mal so viel, dass es nicht ausging und nur Stücke von angemessener Größe. Ich achtete sorgsam darauf, die Flammen nicht zu groß werden zu lassen, es lag mir fern, die Finsternis erhellen zu wollen. Das Feuer dankte es mir, knisterte friedlich vor sich hin und ließ nur ganz selten ein paar Funken in den Himmel stieben. Die machten mir kein Kopfzerbrechen, die schafften keine zwei Meter, obendrein war es vollkommen windstill. Kurzum, ich hielt die perfekte Balance zwischen meinem Erdenfeuer hienieden und dem Feuer der Sterne darüber, eine vollendete Harmonie des Glosens sozusagen. In der nächsten Stunde brächte mich von dieser Decke nichts mehr hoch, dessen war ich mir sicher, ich wüsste nicht, was da passieren müsste, selbst ein Meteoriteneinschlag hinter der Hütte ließe mich vermutlich kaum die Augenbrauen heben. Mir diesen Abend zu vermasseln bedürfte es mindestens einer Horde brandschatzender Irrer, oder, nun ja, eines die Beherrschung verlierenden Jorges, was letztendlich auf dasselbe hinausliefe, doch daran wollte ich jetzt noch nicht denken. Jorge der Bär? Scheiß drauf.
Als die ersten Lichter über den Himmel flitzten, zuckte ich mit keiner Wimper, ich grinste nur gelassen, ich hatte keine Sekunde daran gezweifelt, dass mir in dieser Nacht auch das Uhrwerk des Universums gewogen sei. Wie ein fernes Feuerwerk blitzten die Lichtstriche der Perseiden am Firmament auf.
„Wahnsinn, sind das viele“, flüsterte Julie.
Wahnsinn, gleich schnapp ich über, dachte ich.
„Hab ich dir doch versprochen“, sagte ich, drückte Julie an mich und zauste ihr die Haare. Zum Dank fragte sie mir Löcher in den Bauch. Wie der da hieße, und der da, und wieso die da Großer Bär hießen, die sähen doch eher aus wie ein Löffel, nicht wie ein Bär, hihi, und ob die Glühwürmchen irgendwann verlöschten wie ein Zündholz, und was hinter den Sternen sei. Ihre Neugier war unersättlich und ihre Unbekümmertheit ließ mich lächeln. Ist es nicht das Privileg der Kinder, selbst in den erhabensten Augenblicken plappern zu dürfen? Ehrfurcht und Demut lernt man zum Glück nicht in der Schule, diese Schwächen bringt erst das Alter mit sich.
„Hinter den Sternen sind noch mehr Sterne“, murmelte ich mit halbgeschlossenen Augen.
„Wie viele Sterne gibt’s überhaupt?“
„Was weiß ich, so um die siebzig, achtzig Trilliarden angeblich.“
„Heiliger Bimbam!“
Die Zeiten, als ihr Begriff für die allerallergrößte Zahl noch tausend-unendlich-hundert millionen-sehrviel-sechzehn lautete, waren unwiederbringlich vorbei. Ich wollte mich deshalb nicht grämen.
„Ach, das sind gar nicht mal so viele, mein Schatz.“
„Nein?“ Sie sah mich mit großen Augen an.
„Im Ernst, fünfzigtausendmal weniger, als du Atome hast.“
„Hihi, das gibt’s ja nicht, wie viele Atome hab ich denn?“
„Das glaubst mir nie.“
„Sag schon, Papa, oder weißt du's nicht?“
„Na klar weiß ich‘s. So ungefähr dreitausend Quadrillionen kleine ... ach was sag ich, … unvorstellbar klitzekleine winzige Pünktchen, kannst du dir das vorstellen, du Zwerg? … Na ja, vielleicht ein paar Milliarden auf oder ab, ich weiß ja nicht wie viele Smarties du heute gefuttert hast.“
„Hihi, du spinnst, Papa!“
So daneben lag sie damit nicht, aber man müsste ein wahrlich seelenloser Dreckskerl sein, um in solch einer Nacht nicht ein wenig den Verstand zu verlieren.
„Gehören die alle mir, die vielen Atome?“
„Sowieso, und dass du mir ja keines verlierst.“
„Hihihi.“
Und so ging das weiter, bis sie einschlief, ihre Arme um mich geschlungen und so leise atmend wie ein Sperling. Ich wurde nicht müde, ihr Gesicht zu betrachten. Ich fühlte mich angenehm benebelt von Jorges Schnaps, doch allmählich spürte ich, wie das mulmige Gefühl überhandnahm. Ich ahnte, dass der Abend nicht ewig so friedlich bliebe. Aber durfte ich nicht gelassenen Auges über die Welt blicken, wenn mir solche Momente beschieden waren? Würde so ein Anblick nicht dem Elendsten ein Lächeln auf die Lippen zaubern? Und sind es nicht die Tapfersten, die mit einem Grinsen aufs Schafott klettern? Ich wollte diese Sache mit Jorge ein für alle mal aus der Welt schaffen, es war an der Zeit, dass ich endlich erwachsen wurde, das war ich meinem kleinen Mädchen schuldig.
Behutsam löste ich mich aus Julies Umarmung und stand auf. Ich steckte mir die Walther in den Hosenbund und ging zur Hütte.
Als ich eintrat, stand Jorge am Tisch und werkte mit einem Hummer herum. Mit den Krebsscheren schaufelte er kleingeschnittene Oliven, Zwiebeln, Pfefferschoten, Karotten und weiß der Teufel was noch zu Häufchen, arrangierte die so akkurat, als wäre er ein Fernsehkoch. Zwei Garnelen lagen auch noch da, für die Feinarbeit, vermutete ich. Der hatte vielleicht Nerven, andererseits war Kochen schon immer seine große Leidenschaft. Ich war so vertieft in den Anblick des kleinen bunten Gebirges, dass ich die Handbewegung, mit der er mich blitzschnell am Kragen packte, gar nicht mitbekam. Er zog mich über den Tisch und starrte mir in die Augen. Er schüttelte den Kopf.
„Du bist doch wirklich der allerdämlichste Hund, den ich kenne, ich kann‘s nicht fassen, Störk!“
Ich riss mich los. Mit leisem Klickern gesellten sich ein paar Hemdknöpfe zum Gemüse.
„Das ist mein Lieblingshemd, du blöder Arsch!“ Das war beileibe kein Witz.
„Selber blöder Arsch, tauchst da auf mit deinem Balg, als wäre das ein Kindergeburtstag, meinst du, die Kleine kann uns helfen, bist du noch zu retten?“
Er ließ seine Faust auf den Krebs krachen, dass rote Splitter wie Schrapnell durch die Hütte schwirrten.
„Hör mal, Jorge - “
„Ich will nur hören, dass du das Scheißzeug mithast, sonst nichts.“
„Jorge - “
„Störk, die haben mir die Daumenschrauben angesetzt, will das nicht in deinen verdammten Schädel rein, du Träumer? Das ist kein Spiel mehr!“
Mit seiner Riesenpranke fegte er den Hummer vom Tisch. Das Tier war wohl endgültig hin und schlitterte über die Dielen bis auf die Veranda. Dass es kein Spaziergang werden würde, war mir klar gewesen, aber ich fand, dass er ein bisschen zu drastisch reagierte. Nun ja, jähzornig war Jorge schon immer. Ich griff nach der Flasche und füllte uns zwei Gläser.
„Du weißt, dass ich aussteigen muss, Jorge.“
Er stapfte an mir vorbei zur Terrassentür und wies mit einer nachlässigen Geste nach draußen.
„Herrgottnochmal, Störk, meinst du etwa, ich hab mich wegen der schönen Aussicht hier verkrochen? Glaubst du das wirklich? Mir hängt diese Bude schön langsam zum Hals heraus.“
Die Aussicht war in der Tat betörend. Die Veranda ragte über die Klippen wie ein Schiffsbug, vom Strand hörte ich das leise Klackern der Kiesel in der Brandung und am Horizont kündigte ein schwacher Lichtschein den Mond an. Ich trat ans Geländer. Die Luft roch nach Kiefern und trockenem Gras und nach Meer.
„Du musst dir wen anderen suchen, es tut mir leid.“
„Und die Kleine hast du mitgebracht, damit ich dir nicht in die Fresse hau, oder was? Lieber Himmel, was bist du nur für ein erbärmlicher Jammerlappen geworden!“
Er schüttelte verächtlich den Kopf und trat gegen den Liegestuhl. Das arme Ding klapperte und fiel in sich zusammen. Jorge riss das Gestell vom Boden hoch, rüttelte es gehörig durch und schmiss es in die Ecke. Nicht ohne vorher eine Armlehne abgebrochen zu haben. Die behielt er in der Hand.
„Sag mir nur einen vernünftigen Grund, warum ich dich nicht auf der Stelle da runterprügeln soll, los, sag schon.“
"Äh, ... weil wir Freunde sind?"
Jorge, der Bär, Jorge, der Hitzkopf. Meine Hand tastete nach der Walther, als er näherkam. War jetzt der geeignete Zeitpunkt, darüber nachzudenken, wann und wo wir die richtige Abzweigung verpasst hatten? Wie es so weit hatte kommen können, dass wir uns nun wie zwei Kampfhähne gegenüberstanden? Jorge, großer Freund, müssen wir dieses Jammertal bis zum Ende durchschreiten? Müssen wir diesen bitteren Becher wirklich leeren?
Der Hummer knirschte, als Jorge darauf trat und Jorge fluchte, als sein Knöchel umknickte. Er strauchelte und ich streckte ihm die Arme entgegen. Versucht man einen Tresor aufzufangen, der aus dem ersten Stock auf die Straße stürzt? Mir blieb die Luft weg, als seine Schulter gegen meine Rippen prallte, aber ich glaubte, uns auf den Beinen halten zu können und schlang die Arme um ihn.
„Hoppla, alter Junge“, konnte ich noch sagen, dann flogen wir hin und krachten ans Terrassengeländer. Und, was soll ich sagen, einen wirklichen Widerstand bot es nicht, über dieses lächerliche morsche Holz hatten wir am Nachmittag noch Witze gerissen, da wird sich noch mal einer den Hals brechen, hatte ich gemeint und Jorge vorgeschlagen, ich könnte die Sache morgen in Ordnung bringen, gleich in der Früh, das wäre ja das Mindeste.
Mit einem kaum hörbaren Knacken, nicht viel lauter als das Zerbröseln einer Waffel, gab das Geländer nach und verblüfft segelte ich ins Leere.
Ich flog in die Tiefe und die warme Nachtluft pfiff mir um die Ohren, als sauste ich schnurstracks der Hölle entgegen, schon wollte ich in den Himmel brüllen, dass ich nichts zu bereuen gedenke. Grundgütiger, das waren gut acht Meter, die ich da zu fliegen hatte! Mit den Füßen voraus landete ich im Schotter zwischen den Felsen und schlitterte inmitten einer Steinlawine an die zwanzig Meter weiter, immer auf den Beinen und mit den Armen rudernd wie ein aufgeschreckter Kranich und allmählich verlangsamte sich meine Höllenfahrt. Ich kam zum Stillstand. Und mit mir blieb auch die Erdkugel stehen, sie hörte schlicht auf, sich zu drehen und hing regungslos und mucksmäuschenstill im Weltall, das gesamte Universum hielt den Atem an … Dein Vater ist hin, Julie, dachte ich, mit dem ist’s vorbei. Ich hatte es vermasselt. Sachte ließ ich mich in den Kies sinken. Ich getraute mich kaum zu atmen, horchte durch die Dunkelheit in meinen Körper und wartete auf die Schmerzen, die mich gleich zerreißen würden. Ich starrte auf meine Hände und bewegte vorsichtig die Finger, so behutsam, als wären sie gebrochene Vogelflügel, dann begann ich, meine Glieder abzutasten. Waren die Fußknöchel zermalmt und die Beine zertrümmert? War die Wirbelsäule geborsten und die Hüfte ausgerenkt? Ragte ein zersplitterter Knochenkeil aus der Schulter oder hatte gar mein Herz vor Schreck zu schlagen aufgehört? War die Lunge geplatzt oder die Milz zerfetzt? War ein Knie verdreht oder ein Handgelenk verstaucht oder ein Fingernagel eingerissen? War mir ein Schuhband aufgegangen? Waren mir die Zigaretten aus der Hemdtasche geflogen? … Keine Rede davon, nicht einmal auf die Lippe hatte ich mir gebissen. Ich steckte mir eine Zigarette an, legte mich auf den Rücken und betrachtete ein wenig den Himmel. Nichts tat mir weh und ich war nach wie vor am Leben. Es war an der Zeit, tief Luft zu holen.
„Störk?“
„Jorge?“
„Hast du eine Zigarette?“
Ich stand auf und rutschte durch den Schotter den Hang hinunter. Natürlich war ich noch immer besoffen und die Klippe war elend steil, aber ich fühlte mich wie Lazarus, der vom Tode auferstanden war, ich fühlte mich prächtig, und das erleichterte mir die Sache einigermaßen, sagen wir so, ich tänzelte nicht eben hinab, aber viel fehlte nicht. Keine zehn Meter weiter fand ich ihn.
„Tadelloser Sprung, Jorge, was?“
„Verficktes Scheißgeländer.“
Ich hielt ihm eine Zigarette hin.
„Steck‘ sie mir zwischen die Lippen.“
„Heiliger Strohsack, Alter, wir sind eben aus dem zweiten Stock gesprungen, ist dir das klar?“
„Zwischen die Lippen, bitte!“
Und genau diesen Augenblick wählte der Mond, um sein Antlitz aus dem Meer zu schieben und seine ersten Strahlen wie Blitze über das Wasser zu schleudern. Auf das sture Uhrwerk des Universums war Verlass. Ich kniete mich nieder und sah ihn an.
„Jorge, Alter, mach keinen Scheiß!“
Ein dunkles Rinnsal sickerte aus seinem Mundwinkel und seine Arme lagen reglos neben ihm, seltsam verdreht. Der Mond stieg höher und sein Licht ließ das Blut auf Jorges Kinn glitzern. Schön sah das aus, dieses rubinrote Funkeln, und noch immer war die Luft warm und noch immer machten die Zikaden ein Mordsgetöse und die Brandung plätscherte nicht lauter als ein Springbrunnen, aber mein Verstand zersprang in tausend Stücke, das Grinsen verging mir allmählich, fast meinte ich, die Sicherungen zu hören, die mir im Gehirn rausflogen.
„Jorge, Alter ... was machst du für Sachen … ich trag dich jetzt erst mal rauf … und dann …“ Ich ächzte, ich wimmerte.
„Ich wieg hundert Kilo, du Blödmann, schon vergessen? … Scheiße, Scheiße, Scheiße.“ Er paffte die Zigarette und blickte in den Himmel.
„Da oben, Störk, siehst du? Links unter dem Adler, ist das der Delphin?“
„Ja, Jorge.“
„Und, sag mal, deine Tochter ... nennt sie dich auch Störk?“
„Nein, Jorge, nur du nennst mich Störk.“
„Tadelloser Sprung, Ernst.“
Die Zigarette erlosch und blieb schief an seiner blutigen Lippe kleben. Ich stand auf und stapfte zum Wasser. So weit ich konnte, schleuderte ich die Pistole in den Ozean, dann machte ich mich an den Aufstieg, um nach Julie zu sehen.

 

ist das dein ernst? :D kleiner Scherz :D

Hallo ernst offshore,

so gehts mir mit neunzig Prozent meiner Texte, ich schreib drei Seiten wahlweise übers Feuerkucken, Sternenzählen, Essenmachen, Essenessen, und dann ist die Geschichte zu Ende, obwohl eigentlich noch gar nichts geschehen ist. hier ein bisschen Dialog, da ein Pinguin ... usw. ich fürchte, wir befinden uns in quantitativ guter Gesellschaft, wie man mir das letzte Mal sagte, als ich einen Job nicht bekam ...

das Geschehen unter dem Sternenzelt mit dem eher dezenten Spannungsbogen (obwohl die Stelle, in der Marie als seine Tochter vorgestellt wurde: eine überraschende Wendung.) kontrastiert stark mit dem endlichen Aufeinandertreffen von Störk und Jorge, der ja vorher angekündigt wurde, was mich, mglw wegen des hypnotischen Feuers, leider nicht allzu neugierig machte. dass dann zum Schluss kein Weg mehr zum Schluss führte! der ja durchaus detailliert, in einer Art kreativer Augenblicksvision (darf man sich das so vorstellen?) bereits vorgezeichnet war - allein der Weg dorthin: wohin, wohin?

falls das jetzt nicht heraus kam: hat mir gefallen.

Kubus

 
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Hallo Ernst im Wind,

ein bisschen fies war das schon mit dem Anfang, als ich dachte, wir hätten es mit einem Liebespaar zu tun. Da wollte ich schon meinen Romantik-Moderator-Finger strecken und rufen: Das ist was für unsere Rubrik, her damit!

Aber nein, es war ja nur die Tochter. Nur?

Schon etwas skurill, der Text, aber er gefällt mir. Mitten aus dem Leben, oder eben mitten aus der Geschichte, wie es sich für eine Kurzgeschichte gehört. Sehr frische Dialoge, alles etwas wirr ... eben gut aufgehoben in Sonstige :D.

Einziger Kritikpunkt:

Ganz viele Zeichenfehler in der wörtlichen Rede durch diesen Punkt:

„Hab ich dir doch versprochen.“ sagte ich, drückte Marie an mich und zauste ihr die Haare.

wenn nach wörtlicher Rede der Satz weitergeht, gibt es keinen Punkt am Ende der Schlusszeichen ->

„Hab ich dir doch versprochen“, sagte ich, drückte Marie an mich und zauste ihr die Haare.

Da gibt es einige dieser Pappenheimer in deinem Text, geh mal los zum Verbessern ;).

Also mir hat die Geschichte gefallen, auch wenn ich nicht viel schlauer als vorher bin, jedoch weiß ich, dass es da einen Vater gibt, der in der Bredouille ist und seine Tochter sehr, sehr lieb hat.

Viele Grüße
bernadette

 
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Hallo Kubus,
ob das mein ernst ist? Machst du Witze?
Feuerkucken? Ist das dein Ernst? Kleiner Scherz … (eines Wieners)
Aber jetzt wirklich im Ernst, mein erster Gedanke zu deinem Kommentar war: du meine Güte, ist der Typ schnell!
Darf ich ein paar Dinge vorausschicken? Danke. Also: ich bin über dieses Forum erst vor ein paar Tagen gestolpert, habe mehr oder weniger halbherzig die eine und die andere Geschichte gelesen (von dir noch keine, tschuldige), aber wirklich beeindruckt war ich von den Kommentaren und Kritiken. Aus denen spricht Kompetenz und Ernsthaftigkeit, profundes Wissen und Mitgefühl, Hilfsbereitschaft, und vor allem Begeisterung für die Sprache, dass es eine wahre Freude ist. (Ich kenne wenige Internetforen, die dermaßen ambitioniert und seriös sind, muss allerdings einräumen, dass das jetzt einfach mal so dahingesagt ist, weil kg.de die erste Seite dieses Genres ist, die ich jemals besucht habe.) Ich habe bisher ausschließlich für mich selbst und für die sprichwörtliche Schublade geschrieben und das ohne jegliche Intention. Und wenn man selbst sein einziger Leser ist, fällt es einem naturgemäß nicht schwer, den Ansprüchen der Leserschaft gerecht zu werden. Mein lieber Kubus, glaubst du im Ernst, ich hätte mir jemals den Kopf zerbrochen über so Sachen wie Spannungsbogen, Grammatik, Syntax, was immer das sein mag, Erzählperspektive, … bin ich ein Ignorant, weil ich einfach so vor mich hingeschrieben habe? Bin ich hochmütig, weil ich plötzlich wissen wollte, ob mein Geschreibe auch außerhalb irgendeiner Kategorisierung (Kurzgeschichte, Erzählung, Novelle, usw.) funktioniert? Über deine Antwort habe ich mich ehrlich gefreut, danke, und hätte dazu noch das eine oder andere zu sagen, aber nicht mehr heute ...
Und bevor ich dich frage, wie du es schaffst, neunzig Prozent Text zu haben, wo ich gerade mal auf fünfzehn komme, höre ich lieber auf, sonst eröffnen die doch glatt extra für mich eine Nonsensecke.
Liebe Grüße aus Wien, im ernst

 

Hallo bernadette,
meinst du etwa, ich wäre nach der Geschichte schlauer gewesen? Nein, im Ernst, dein Lob hat mich ehrlich berührt, auch wenn ich selbst den Text weder für besonders skurril noch für wirr halte. Es freut mich, dass du ihn als Kurzgeschichte durchgehen lässt, denn in Wahrheit ist er der Beginn einer Geschichte, die schon längere Zeit in meiner Schublade herumgeistert und deren momentaner Umfang den Rahmen einer Kurzgeschichte bei weitem sprengt. Der letzte Absatz wirkt möglicherweise wie eine bemühte Schlusspointe, ist aber schlicht die Hintertüre, durch die ich mich in euer Forum geschmuggelt habe. Das ist nicht verwerflich, oder?
Wirklich verwerflich allerdings ist mein Umgang mit der Zeichensetzung, ich hab ja selber gesehen, dass es falsch ausschaut und hätte mich schlau machen können, aber …, na ja, lies meine Antwort auf Kubus Kommentar.
Vielen Dank und liebe Grüße
offshore

 

Na das hätte ich mir ja denken können, bei dem Namen!
Da kann ja nur eine gute Geschichte rauskommen.

Ich hab ungefähr noch 10 Stück von deiner Geschichten-Sorte, so unaufgelöste, verknotete Spannungsknäuel (nur leider nicht so sprachgewandt geschrieben wie deine) in meinem Schreibtisch, ich schick sie dir mal, damit du mir ein paar Enden dranmogelst.
:D
Sie hat mir richtig gut gefallen, deine Geschichte, auch wenn oder gerade weil du einfach spinnst. Das ist jetzt als ein ganz ernsthaftes Kompliment gemeint.
Diese ständigen Wendungen, das hat mich überrascht und was ich besonders gelungen finde, das ist, dass du mit deinen einlullenden Sprachschätzchen (wann hab ich das letzte Mal Wörter wie glosen oder stieben gehört) einen so richtig schön auflaufen lässt. Man liegt am Feuer, träumt mit deiner Geschichte in den Himmel und zupf wird aus der Geliebten eine Tochter (übrigens ein hübscher Dialog) und zong aus dem treusorgenden Vater ein Gangster und der aperitivverliebte Jorge entpuppt sich als Messerwerfer. Von dem letzten Ende erst gar nicht zu reden. Mannohmann und da sagst du, das wär nicht skurril.

Aber mal ernsthaft, deine Geschichte gefällt mir, du kannst wunderschön schreiben. Und dass das witzige Ende natürlich gedrusselt ist, das weißt du selbst und hast ja auch geschrieben, warum du das gemacht hast.

Wenn ich dir außer der Zeichensetzung bei der wörtlichen Rede noch einen ernsthaften Tipp geben könnte, dann wäre es der, in dem Mittelteil, wenn der Erzähler am Feuer liegt noch mal durchzugehen und auf Wiederholungen zu achten. Das ist, glaube ich, die Stelle, wo du Leser deiner Geschichte verlieren kannst. In diesem Teil beschriebst du ja einerseits seinen Genuss an dieser Nacht, andererseits machst du Andeutungen darauf, dass etwas Böses drohen wird. Beides ist richtig und wichtig, aber zu viel davon bläht deine Geschichte unnötig auf und dem Leser wird es langweilig, weil er sich denkt, dass er das doch nun schon weiß. Ich bin hier dabei geblieben, weil ich deine Sprache mag und die Atmosphäre, die du zaubern kannst.
Möglicherweise ist das gar nicht viel, was du kürzen müsstets, und auch erst in dem Teil nach dem Dialog mit der Tochter. Guck einfach mal drüber, es verschlankt deine Geschichte und macht sie eleganter.
(So, da hast du noch so 'ne Sache, die du bei Geschichten bedenken musst, armer ernst offshore, Weight-Watching für Geschichten. Ist glaub ich eine Premiere dieses literarische Messlättchen. Novak'sche Wortneuschöpfung.)

Schöne Geschichte von dir, hab heute Morgen laut lachen müssen ...
wünsch dir ein herzliches Willkommen hier und freu mich auf weitere Geschichten.
Novak

 

Hallo,

ist schon hart, da wo die Sprache schön ist, gibt es keinen Plot; und da, wo es einen Plot gibt, ist die Sprache nicht mehr schön; und da wo es einen Plot geben müsste, gibt es nur Meta und die Geschichte ist zu Ende.

Also ... tjo ,Placebo-Text irgendwie. Man will Spannung, ohne sich die Mühe zu machen, wirklich Spannung aufzubauen (weil das ist ein Arbeit und eben nicht immer schön), dann bleibt ein Mann und seine Tochter, von der ich die ganze Zeit dachte, es wäre seine Freundin, die sich Sternschnuppen angucken - so, da ist kein Konflikt, da ist stieben und Glosen, und man merkt auch, dass dann die Sprache halt auch so ... wie lange kann man in den Himmel gucken, bis es einem langweilig wird. Wie lange kann eine Atmosphäre beschrieben werden, ohne das was passiert?
Jo, da ist der Text ganz schön, in der Zeit. Irgendwie Schönheit alleine und Atmossphäre alleine - das ist halt so ein typisches Autorenproblem. Man schreibt etwas und es wir einfach nix. Aber wenn man sich's anguckt, dann hat man echt ein paar tolle Sätze drin! Und der Anfang! Und hier diese Metapher und da das - wär jetzt auch schade, wenn das nie einer liest ... aber besser ist es dann, die Ideen und Metaphern und Sätze in einem anderen Kontext in einer anderen Geschichte nochmal zu verwenden, statt das aus dem Kontext losgelöste Fragment dann irgendwie meta-meta-struwwelpeter so hinzumogeln.
Ich bin mir sicher, wenn wir hier mal die besseren Autoren bei den Beinen packen und kräftig schütteln, kriegen wir 500 wunderbare erste Szenen und Sätze aus denen raus, aber na ja ... also ich finde das ist auch immer so ein bisschen ärgerlich als Leser. Stell dir mal vor du gehst in ein Restaurant, kriegst die Menüfolge und freust dich schon drauf, was passiert, und dann kriegst du ein Minzblat in einer Suppenterrine und zum Abschluss noch Schokostreusel. Wenn eine Geschichte breit angelegt ist, und dem Autor dann die Körner ausgehen, sie auch zu Ende zu erzählen - ist immer bisschen blöd, find ich.

Also was ist mit der Geschichte? Die war gedacht als Gangster-Epos, dann war der Anfang da, um den Protagonisten zu charakterisieren und sympathisch zu machen, dann ist das Gangster-Epos total flach gefallen, weil es zu viele Mühe gemacht hätte, aber die Protagonisten-Einführungs-Szene war so schön und dann hast du nur die gepostet? Das ist doch eigentlich die Geschichte hinter der Geschichte, oder?

Also ja: Innerhalb eines größeren Textes wäre die ganze Szene mit Marie und den Sternschnuppen wirklich schön. Sobald das mit "Jorge" anfängt, ist das eigentlich nur noch Quatsch. Da hätte man eleganter rausgehen können, ohne diesen ironischen "Er wirft ein Messer"-Kniff, mit so einer dieser Standardpointen, so einem allumfassenden, schwermütigen Schlusssatz. Ein Ringschluss wird da fast immer genommen, weil der hervorragend ein rundes Ende vortäuscht. Also wenn du nur eine Szene hast, dann steh dazu. Leg die Geschichte nicht so breit an. Serviere nur einen Gang mit Minze und Schokostreuseln und kündige keinen Schweinsbraten an, den es gar nicht gibt.

Gruß
Quinn

 
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das ist ja der Witz an der Sache, eigentlich ist die ganze Geschichte eine Currywurstpommes, die es nicht gibt ... also dieser Dialog unterm Sternenzelt, später die Zirkusnummer, der Kontrast zwischen diesen beiden Szenen - und das hingeschmissene Ende, noch einmal ein krasses Stück weiter aus dem Bereich herausfabuliert, der vom Leser hätte akzeptiert werden können ...

Programm könnte hier sein, Spiel mit Erwartungshaltung des Lesers und Dekonstruktion üblicher Erzähltechniken ... es ist schon eine interessante Herangehensweise, da automatisch von auszugehen, dass das Unzusammenhängende, die Clownerie eben genau diese Verlegenheitsnummer ist, die vom Erzähler behauptet wird und das dann dem Text anzukreiden ...

 

Im Prinzip ist das hier das "Es war nur ein Traum"-Ende in der "Es ist nur eine Geschichte und ich höre jetzt auf"-Ausprägung.
Ich kann da nichts so wahnsinnig Innovatives dran erkennen. "Dekonstruktion üblicher Erzähltechniken" - na ja. Also für ich ist das auch ein ziemlich alter Hut, man schreibt, etwas geht schief, man postet das gute, was man hat, mit einem Verlegenheitsende, das ist für mich jetzt keine riesig-geniale Metalösung.

Das ist dasselbe, wenn hier ein Text von einem Schüler kommt, der Weltraumaliens in einem Horrorsetting jagt, sich in eine Sackgasse schreibt und dann wacht Hans im Bett auf und die Mutter ruft zur Schule.
Hier ist es eleganter gemacht, von einem besseren Schreiber, das geb ich ja zu.
Aber du kannst dasselbe hier mit der Erwartungshaltung des Lesers und Dekonstruktion der Erzähltechniken unter diese "Hänschen wacht aus Weltraumschießerei auf"-Geschichten schreiben.

 

Hallo Novak, hallo Quinn, hallo Kubus,
sagt mal, seid ihr etwa ein Team? So in der Art von „good cop, bad cop“?
Auf die Gefahr hin, in den nächsten Minuten dem Spaltungsirrsinn anheimzufallen, versuche ich, euch gleichzeitig zu antworten:
Also, liebe Novak, dein Kommentar hat mich ehrlich gefreut, zumindest habe ich den Geschmack von einer Leserin getroffen und danke Kubus, dass du dich für mich ins Zeug legst - ich hoffe, ich versteh da nichts falsch - und ja, Quinn, deine Kritik hat für mich weit mehr Gewicht als Novaks Lob, weil sie mir vor Augen führt, was ich insgeheim ohnehin weiß. Dass der Text als Geschichte nicht funktioniert, also eigentlich gar keine richtige Geschichte ist, allerhöchstens eine Stilprobe und in einem Kurzgeschichtenforum wohl nichts verloren hat. Aber glaubt mir, weder wollte ich wen verarschen, noch wen verärgern, ich wollte schlicht wissen, ob überhaupt irgendjemand mit meiner Sprache etwas anfangen kann. Novak ist das offenbar gelungen, aber ob das Lesevergnügen der einen die Enttäuschung des anderen aufzuwiegen vermag, getraue ich mich nicht zu beurteilen.
Ich werde mich jetzt in meine Schublade setzen und darüber nachdenken, ob es etwas Lächerlicheres gibt, als einen Mann, der seine Grenzen nicht erkennt.
Vielleicht habe ich etwas zu sagen, wenn ich wieder rauskomme.
Euch allen liebe Grüße aus Wien
offshore

 

Nein, so böse war das nicht gemeint. Du hast nicht "verärgert" oder "enttäuscht" und du hast hier sehr wohl was verloren.

Es ist überhaupt nichts schlimmes dabei, mit einer Geschichte in einem Kurzgeschichtenforum - hier sogar nur bei einem Leser - zu scheitern oder den nicht zu kriegen. Nur so geht's überhaupt. Wenn hier alle nach einer negativen Kritik gleich untertauchten, wäre ja gar keiner mehr da. :)

 

wahnsinnig innovativ oder riesig-genial waren ja auch nicht ganz die Worte meiner Wahl, aber auch inhaltlich ging es mir gar nicht darum, ich schreib da noch was zu später

sagt mal, seid ihr etwa ein Team? So in der Art von „good cop, bad cop“

nee, kein cop, kein team. :)

 

und zwar ist es in meinen Augen so, dieser Text ist so was wie ein literarischer Witz, den man entweder lustig finden kann oder nicht - ich hoffe, damit dem ernst nicht zu nahe zu treten.

aber den ernst zu nehmen (den Witz) und zu fordern, man solle die Sprache anders bedienen, um daraus etwas anderes zu machen, das ist noch mal extra komischer Quatsch. als würde man einen Witzeerzähler auf Sachfehler hinweisen.

Unterschiede zwischen Schülertext und dem hier liegen unter anderem in der Schöpfungshöhe, Erzähltechniken müssen geläufig sein, bevor man sie dekonstruieren kann.

 
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sagt mal, seid ihr etwa ein Team? So in der Art von „good cop, bad cop“?
Mist, enttarnt.
Nein, sind wir natürlich nicht. Dass Kommentare so auseinanderlaufen, das ist etwas Normales, es gibt so viele Sichtweisen auf eine Geschichte und so viele unterschiedliche Weisen zu kommentieren, wir sind arg unterschiedliche Persönlichkeiten mit ganz anderen Hintergründen und Schwerpunktsetzungen, da kommen einfach sehr verschiedenartige Urteile raus.
Im Übrigen genauso unterschiedlich wie es die Reaktionen auf Kritik sind, wie man an dir selbst sehen kann.
Also nix iss ein Grund, hier einfach abzutauchen und wienerisch zu werden.

Ich werde mich jetzt in meine Schublade setzen und darüber nachdenken, ob es etwas Lächerlicheres gibt, als einen Mann, der seine Grenzen nicht erkennt.
Vielleicht habe ich etwas zu sagen, wenn ich wieder rauskomme
Näää, Grenzen erkannt, aber auch Stärken, also mach ma weiter.

Aber mal im Einzelnen:
So unterschiedlich ist das Urteil, was deine Sprache betrifft, im Übrigen gar nicht. Also - Stilprobe gelungen. Nur die Gewichtung deines Endes, die ist, da hast du Recht, sehr unterschiedlich bei uns dreien.

Kubus nimmt es als einfallsreiches Spiel mit Lesererwartungen.
Ich nahm es als einen überraschenden, aus der Not geborenen Trick, ein Ende zu finden, der mich zum Lachen brachte, weil es überraschend gemacht war.
Quinn fand das Ende einen vorgetäuschten Schweinebraten (sorry, Quinn, aber diesen Vergleich fand ich vorhin so was von treffend)

Deine Reaktion auf unsere Kritiken verblüfft mich nun.

und ja, Quinn, deine Kritik hat für mich weit mehr Gewicht als Novaks Lob, weil sie mir vor Augen führt, was ich insgeheim ohnehin weiß

Ich habe das Ende als Trick, als Mogelei genommen, durch die du die Geschichte zu einem Abschluss gebracht hast. Ich bin deswegen nicht weiter negativ drauf eingegangen, weil ich davon ausgegangen bin, dass du dir dessen vollauf bewusst bist.
Schau mal hier:
in Wahrheit ist er der Beginn einer Geschichte, die schon längere Zeit in meiner Schublade herumgeistert und deren momentaner Umfang den Rahmen einer Kurzgeschichte bei weitem sprengt. Der letzte Absatz wirkt möglicherweise wie eine bemühte Schlusspointe, ist aber schlicht die Hintertüre, durch die ich mich in euer Forum geschmuggelt habe. Das ist nicht verwerflich, oder?
Von daher dachte ich, dass man dir dazu gar nichts mehr schreiben muss. Ist halt eine Schlunzerei, die man eh kein zweites Mal machen kann. Denn spätestens bei der zweiten geposteten Geschichte musst du die unterschiedlichen begonnenen Handlungsstränge auf ein passendes Ende zuführen.
Diesen Mangel, den versprochenen Schweinebraten, den hat Quinn moniert, und da hat er Recht. Dass du nun diesen Teil der Kommentare als so wichtig ansiehst, hat mich nachdenklich gemacht. War dein Ende vielleicht doch ein bisschen mehr als der gerissene Versuch einen Abschluss zu finden?

Wie auch immer. Das hier jedenfalls, das klingt aber jetzt ein bisschen resigniert.

Dass der Text als Geschichte nicht funktioniert, also eigentlich gar keine richtige Geschichte ist, allerhöchstens eine Stilprobe und in einem Kurzgeschichtenforum wohl nichts verloren hat. Aber glaubt mir, weder wollte ich wen verarschen, noch wen verärgern, ich wollte schlicht wissen, ob überhaupt irgendjemand mit meiner Sprache etwas anfangen kann. Novak ist das offenbar gelungen, aber ob das Lesevergnügen der einen die Enttäuschung des anderen aufzuwiegen vermag, getraue ich mich nicht zu beurteilen.

Na dann komm aber schnell wieder raus aus der Schublade, schreib Geschichten, lass dich bekritisieren ob gut oder schlecht, kommentier selbst und freu dich des Geschichtenlebens. Und werd jetzt bitte nicht wienerisch. :D
Dass du jemanden veralbern wolltest, das hat sowieso keiner gedacht.
Ich denk Quinns Kritik hat dir vor Augen geführt, dass das Ende der Geschichte doch ein bisschen ernster gemeint war, als gedacht

Ich finde das toll, dass du dich mit dem, was wir kommentieren, so auseinandersetzt. Aber eine Kritik find ich sollte der Anreiz sein, was auszubügeln, was zu verbessern oder auch einfach zu dem Ende zu stehen und es zu verteidigen. Je nachdem, wie du das halt gemeint hast.
Aber keinesfalls zurückziehen. Schreib einfach weiter und mach dir keinen Kopf.
Schreib schön und bis die Tage

PS:
Hab gerade Kubus letzten Komm. gelesen, ich finde "literarischer Witz" trifft es ganz gut, genau so habe ich deinen Text auch aufgefasst, ein aus der Verlegenheit geborener lit. Witz.

 

Hallo ihr alle,
mein blöder Witz mit den cops kam natürlich zu spät, der bezog sich eigentlich nur auf die unmittelbar aufeinanderfolgenden Kommentare von Novak und Quinn, die waren so herrlich konträr, dass die Wuchtel aufgelegt war (richtig, das ist Wienerisch), aber gerade als ich die Antwort posten wollte, hatte sich Kubus dazwischengeschoben und gleich darauf noch einmal Quinn und dann … Grundgütiger, ich hatte nicht die leiseste Ahnung gehabt, dass einem in diesem Forum die posts mit einer Frequenz um die Ohren fliegen, dass einem chronisch langsam Schreibenden wie mir Hören und Sehen vergeht! Echtzeitkommunikation vermittels einer Tastatur, du lieber Himmel! Na ja, panisch wurde ich nicht gerade, aber anstatt mich mit einer Zigarette entspannt zurückzulehnen oder meinetwegen eine Runde durch den Park zu drehen und Nachzudenken habe ich übereilt geantwortet und das mag der Grund sein, dass einiges missverständlich rübergekommen ist. Obendrein ist das mein allererster Versuch überhaupt, mit irgendjemandem über mein Geschreibe zu reden.

As ich schrieb Quinn‘s Kritik habe Gewicht, meinte ich damit nicht, dass ich sie als negativ oder gar böse empfände. Ganz im Gegenteil. Allein mit seinem Satz:
Also wenn du nur eine Szene hast, dann steh dazu.
kann ich schon eine Menge anfangen und mit dem ganzen Rest sowieso.
Diesen Mangel, den versprochenen Schweinebraten, den hat Quinn moniert, und da hat er Recht. Dass du nun diesen Teil der Kommentare als so wichtig ansiehst, hat mich nachdenklich gemacht.
Dieser Satz ist von dir, Novak, und der macht nun mich nachdenklich. Ich habe, befürchte ich, ein völlig falsches Gefühl vermittelt.
Und mit meinem Satz
weder wollte ich wen verarschen, noch wen verärgern
habe ich, zugegeben, zu drastisch auf sein
also ich finde das ist auch immer so ein bisschen ärgerlich als Leser.
reagiert.
Wenn hier alle nach einer negativen Kritik gleich untertauchten
hat Quinn geschrieben, und Novak:
Das hier jedenfalls, das klingt aber jetzt ein bisschen resigniert

Jessas, hab ich tatsächlich so beleidigt geklungen? Nicht, dass ich ein phlegmatischer Klotz wäre, aber so empfindlich bin ich nun auch wieder nicht, und überhaupt, wie soll man sich denn in einer Scheißschublade verkriechen, noch dazu in einer metaphorischen?

„Verwende in den sms doch einfach smileys, du Dummi, dann weiß ich, wann ich lachen muss.“ Vielleicht sollte ich diesen Rat meiner Tochter doch beherzigen.

Ich wünsch euch ein schönes Wochenende,
offshore

 

Ist es nicht das Privileg der Kinder, selbst in den erhabensten Augenblicken plappern zu dürfen?
fragt sich Störk, der Icherzähler, als einfühlsamer Vater,

lieber ernst von der küstenabgewandten Seite der Erde,

um mit einem

Behutsam löste ich mich aus Maries Umarmung, steckte mir die Walther in den Hosenbund und stand auf
die dunkle Seite im Buch des Lebens aufzuschlagen und somit wohl genug den Bogen gespannt haben, wird eine Walther doch weniger zum Flirt mit einer Hildegunde taugen als dem Bösen in der Welt gelten. Eine Pistole ist halt nicht so mühselig zu spannen wie Bogen und Pfeil.

Allein für diese zitierten Sätze muss ich den andern, meinen Vorrednern danken, denn ich muss gestehn, bei dem heißen Wetter interessier ich mich hier im Internetcafé unter den Söhnen Osmans und ihrem beendeten Ramadammi mehr für kühle Blonde – natürlich um meine Stirn von innen zu kühlen, hätte da jemand was anderes erwartet? – statt für Entdeckungen im weltweitengewebe, und so sind mir die Redner, pardon, Kommentatoren vorweg eine große Handreichung gewesen. Bedankt!

Aber warum will ich von

…, Jorges Willkommensschluck …
an immer wieder „Borges“ lesen?
Da kann doch kein Kommentar gelingen, wenn man schon den Namen nicht hinkriegt, nur weil der Argentinier nun auch noch mit einem Vornamen Jorge hieß? - Vielleicht komm ich heut noch dahinter, aber vorweg hat meine Kleinkrämerseele, die weniger wie bei Goethe in der Brust als in einer der oberen Etage residiert, sich gemeldet:

Noch’n paar Zeichen wären nachzutragen (alles ohne Gewähr auf Vollständigkeit):

Ab und zu schwirrten Glühwürmchen vorüber, ihnen mit den Augen zu folgen[,] kostete mich auch keine große Mühe, …

Es genügte[,] darauf zu achten, dass kein Stein mir in den Rücken drückte und das Glas in Reichweite blieb.

„Du meine Güte, sind das viele!“[,] flüsterte Marie.

Und ein fließender und somit feiner Übergang zu eher mickrigen zwo Anmerkungen bzgl. Rechtschreibung (immer noch ohne Gewehr):

…, gerademal so viel[,] dass es nicht ausging und nur Stücke von angemessener Größe.
…, gerademal …
immer auseinander, da in Wirklichkeit ein verkürztes gerade [ein]mal

Meines übrigen Körpers war ich mir kaum gewahr, …
Weniger ist’s ein „gewahr sein“ als ein „gewahr werden“, besser vielleicht
Meines übrigen Körpers war[d] ich mir kaum gewahr, …
oder weniger schön und poetisch, aber den meisten wohl weniger „altertümlich“ und so eher umgangssprachlich
Meines übrigen Körpers [wurde] ich mir kaum gewahr, …
Aber warum sollten Hilfsverben überhaupt verwendet werden, wenn sich "nehmen" bei mir aufrängt, etwa so "Meinen ... Körper nahm ich kaum wahr ..."

Ein eher natürliches Problem entsteht der Kleinkrämerseele, die auch schon zu Wölflingszeiten ihr Unwesen trieb und auch nächtens noch mit mir im Rudel geht – hier, direkt zu Anfang:

… und es war stockfinstere Nacht, … -
nachdem gerade der Sternenhimmel aufleuchtet. Nun gut – vielleicht ist ja Neumond, aber stockfinster kann es beim Sternenhimmel nur mit gelöschtem Augenlicht werden –
also doch ein später Borges?

Scherz beiseite und als Information vorweg, dass ich auch (ich mein aus der Erinnerung bis ich mich 2008 gänzlich den modernen Kommunikationsmitteln verweigerte) in – sinnigerweise - einem Wiener Literaturforum parallel zum hiesigen steckte, vor allem, weil ich da auch Gedichte - ohne Murren befürchten zu müssen - einstellen konnte. Aber: Bei allem Heckmeck, der hier schon mal einem wiederfahren kann, gefällt mir heute noch diese Plattform kg.de weitaus besser. Und sie bleibt es auch, selbst wenn mir hier vor Ort auch schon mal ’ne Klage angedroht wurde. Wer schreibt und sich nicht zugleich in Gefahr begibt, der kommt drin um. Soll er doch im mainstream ertrinken! Und im mainstream schwimmstu sicherlich nicht, was schon einige Formulierungen verraten, vor allem aber der sichere Gebrauch des Konjunktivs, ohne sich auf der Umgehungssprache nur mit würde-Konstrukten abzugeben.

Und um abschließend den Bogen zum Anfang dieses Beitrages zu spannen:
Die wahre Kunst besteht allemal in der bloßen Andeutung, selbst wenn ich mich am ausführlich geschilderten Unglück des andern berauschen möchte – auch ich neige zur Schadenfreude. Also obacht beim Schweine Braten, dass er nicht verkohle!

Schön,
mal wieder jemand in der Stadt Kark Kraus' besucht zu haben und damit
herzlich willkommen hierselbst!

Gruß

Friedel,
der neugierig auf Künft’ges mit allem ernst, den er aufbringen kann, ist!

 
Zuletzt bearbeitet:

Verzeih mir, lieber Friedel, dass ich solange nicht auf deinen Kommentar reagiert habe. Aber: angespornt durch Quinn’s Kritik habe ich den Text überarbeitet und versucht, dem „literarischen Witz“ (Danke, Kubus, das hat mir gefallen) ein angemessenes Ende zu verpassen. Ein Schweinsbraten ist es wohl nicht geworden, aber vielleicht geht’s als Leberkäsesemmel durch.
Deine Anmerkungen bzgl. Rechtschreibung habe ich dir unhinterfragt abgekauft, danke, die Beanstandung des „gewahr seins“ ließ mich immerhin nachdenklich die Stirne runzeln und zum Duden greifen. Anschließend, noch immer am Leben und unbeschadet an Leib und Seele, schnappte ich mir das „Österr. Wörterbuch“ und wollte mir von diesem das gerademal sanktionieren lassen, ich spekulierte auf ein „umggssprchl. erlbt.“ oder so. Vergebens, aber immerhin war ich um die Erkenntnis reicher, dass diese Dinger weder beißen, noch dass sie giftig sind! Ich ahne, ihr habt das gewusst.
Das stockfinster hab ich drin gelassen. Ohne Haare spalten zu wollen, beharre ich jetzt einfach einmal darauf, dass eine mondlose Nacht gleichzeitig sternenhell und stockfinster sein kann. (Erst wenn es stockfinster ist, sehe ich die Sterne, oder?) Es ließe sich nun trefflich darüber streiten, ob es in den kleinen, fensterlosen Zellen der mittelalterlichen Gefängnisse, die „Stockhäuser“ genannt wurden, und von denen sich der Begriff vermutlich ableitet, wirklich vollkommen schwarz oder einfach nur stockdunkel war. Nicht, dass ich das jetzt einfach so aus dem Ärmel geschüttelt hätte, so in der Art von „Also bitte, das weiß doch jeder, was Stockhäuser waren …“, nein, ich hab das rausfinden müssen, und, ganz im Ernst, es ist eine wunderbare zusätzliche Einsicht, die ich aus der Beschäftigung mit diesem Forum gewinne: dass nämlich, über das eigentliche Schreiben hinaus, die theoretische Auseinandersetzung mit der Sprache ungemein Spaß machen kann! („Das Gras ist grün“, ich weiß.)

Und noch ein Nachtrag für Novak:
Deine Anregung, liebe Novak, den Mittelteil zu straffen habe ich beherzigt. Mit dem redundanten Geschwafel hatte ich wirklich gewaltig übers Ziel geschossen. Aber nachdem ich mittlerweile mehrere deiner Beiträge gelesen habe, freut es mich umso mehr, dich als Leserin angesprochen zu haben.

Wer schreibt und sich nicht zugleich in Gefahr begibt, der kommt drin um.

hat Friedel geschrieben
und dem hab ich nur eines hinzuzufügen:

Doch die Tapfersten sind es, die grinsend aufs Schafott klettern.


Dank an alle für die freundliche Aufnahme hier.
offshore

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey ernst offshore,

und schön, dass Du hier her gefunden hast. Also, dieser Text und die Kommentare, die du schreibst, da denkt man doch: hey, da will mal wieder jemand mehr, als das man "ich-hatte gerade-etwas-Zeit-Texte" mit Genie quittiert.

Was den Text betrifft, so bin ich in allem Zwie. Sowohl was den Aufbau, die Anlage und auch deinen Stil betrifft. Er hat sehr schöne Momente, die einem zu versprechen scheinen - toller Text. Und an anderer Stelle denkt man, ja Mensch, wieso jetzt das? Das ist irgendwie verwirrend in seiner Wirkung und ich meine kein positives Verwirren.

Es gibt zwei Szenen, die durch das lose Moment verbunden sind, dass ein Vater aus Liebe zu seiner Tochter handelt. Mehr Verbund will sich für mich nicht herstellen.
Wir haben die liebevoll, irdische, romantische Szene, die kontrastiert wird durch die Gangster, Gewalt, übernatürlich Darstellung. Das funktioniert oft und es funktioniert gut, wenn sie sich denn ergänzen. Bei dir will es mir scheinen, als stünden sie nebeneinander und ein Spinnwebenfaden hält sie zusammen. Die Tochter braucht ihren Vater und deshalb werde ich jetzt ein besserer Mensch - Motiv.
Szene eins bereitet das auch hübsch vor. Wenn auch erst mal der Leser in die Irre geführt wird. Damit kann ich leben, ein bisschen verarscht, aber nett ;).
Szene zwei entgleitet dir, aus meinem Empfinden. Ich meine, die beiden Männer haben als Partner gearbeitet, der eine ist in der Sackgasse ohne den anderen, und der will aussteigen. Und gleich darauf muss wer sterben, damit der Konflikt gelöst werden kann. Also, wird gestorben. Das ist die Szene. Ende, fertig, Geschichte erzählt. Und für mich liest es sich, als wollte der Autor hier besonders schweres Geschütz aufziehen in Sachen Dramatik, und deshalb gleich Mafia und so, aber ohne möglichst sich damit wirklich auseinandersetzen zu müssen, weil es eigentlich auch nicht das Thema der Geschichte ist. Aber klingt erst mal nach Paukenschlag und die Kenntnisse des Lesers aus Film und Medien ersetzen die Leerstellen. Das ist faul Herr offshore ;). Problem dabei, wenn Du ein stärkeres Thema in der Nebenrolle hast, interessiert es mehr, als das schwache Thema in der Hauptrolle.

Nichtsdestotrotz sind beide Szenen stark, nur wirken sie eben so beliebig nebeneinandergestellt. Also, diesen Sturz, dass fand ich schon ein Klasse Mittel. Weil es hübscher zu lesen ist als, sie kämpften, der Schwächere zog schließlich die Waffe und erschoss den Stärkeren. Wirklich, von der Idee her, mag ich es sehr.

Ich habe die kommentare nur überflogen. Stilistisch wurde schon angemerkt, dass du oft deinen Worten nicht traust und deshalb noch mal wiederholst. Das ist blöd, wenn ich irgendwas zweimal lesen muss, weil es mich nicht weiterbringt, sondern in diesen Fällen der Text auf der Stelle tritt und sich um sich selber dreht. Bisschen eitel, will ich mal sagen.

Was wogen meine Sorgen gegen so einen Augenblick, fragte ich mich, stand es so einem Augenblick nicht wahrhaftig zu, ein kleines Opfer zu verlangen?

Solche Einschübe zum Beispiel. Steht doch nichts drin, was vorher nicht auch schon mitklingt. Und Wortwiederholung ist in diesem Fall nicht so stilistisch wertvoll, meines Erachtens. Klingt nach - ich versuch es mal philosophisch.

Der Himmel war mittlerweile kobaltblau und wurde dunkler und dunkler und die ersten Sterne ließen sich blicken, zuerst Vega, Deneb und Altair, dann vermeinte ich auch Arkturus zu erkennen. Schließlich rutschte im Westen der letzte Rest der Dämmerung hinter den Horizont und es war stockfinstere Nacht, aber noch immer war es heiß und vom Gezirpe der Zikaden schien die Luft zu vibrieren.

Das dagegen finde ich schön.

Ab und zu schwirrten Glühwürmchen vorbei, ihnen mit den Augen zu folgen, kostete mich auch keine große Mühe, besonders flink waren die kleinen Biester nicht. Mehr war nicht zu tun. Ich hatte lediglich darauf zu achten, dass kein Stein mir in den Rücken drückte und das Glas in Reichweite blieb.

Wenn du all das Dicke rausnimmst, welche Information geht dem Leser verloren? Keine.
Wenn die Augen gut folgen können ist klar, die sind nicht fix. Das er im Moment nicht viel zu tun hat, gerade mal in den Himmel schauen, die Wange streicheln, ab und an nach dem Weinglas greifen - steht vorher auch schon da. Ist also Ballast, auch wenn man als Autor immer denkt, aber der Satz ist so schön :). Dann ist es halt schöner Ballst, was nix daran ändert, dass er den Text ins stocken bringt. Und so weiter durch den Text.

Wie gesagt, der Text wirkt auf mich zwie. Aber er macht auf jeden Fall Lust auf weitere Texte von Dir. Und das ist viel, was der Text für mich leistet.

Beste Grüße Fliege

 

Wie gesagt, der Text wirkt auf mich zwie. Aber er macht auf jeden Fall Lust, auf weitere Texte von Dir. Und das ist viel, was der Text für mich leistet.

schriebst du, liebe Fliege,
und das ist wirklich schön zu hören, das freut mich ehrlich. Und vielen Dank für deine ausführliche Auseinandersetzung mit meinem Text! Im Großen und Ganzen sind deine Worte Wasser auf die Mühlen meiner Selbstkritik, vor allem mein Hang zu Redundanzen ist mir selbst bewusst, der ist jedoch weniger meinem mangelnden Vertrauen in die eigenen Worte geschuldet, als vielmehr meiner Eitelkeit, das hast du ohnehin erkannt. Aber das ist wohl das typische Problem des Schreibanfängers, dieses Anhäufen von vermeintlich ach so schönen Sätzen und das beharrliche Ignorieren der entf – Taste. Zur Zeit lese ich Cormac McCarthy und dessen lakonische, prägnante Sprache, in der sich nicht der klitzekleinste überflüssige Satz findet, ist stilmäßig ein gehöriger Wink mit dem Zaunpfahl für mich. Mal sehen, ob die Lektüre läuternde Wirkung auf mich hat …
Und zur Handlung, tja, was soll ich dazu sagen? Vielleicht, dass ich zu naiv und planlos an die Geschichte herangegangen bin, unbeschwert von theoretischem Rüstzeug, einfach so vor mich hinfabulierend, aufs Geratewohl da und dort abbiegend und neugierig, was wohl hinter der nächsten Ecke auf mich warten würde? Ich weiß, das ist nicht unbedingt die lehrbuchgemäße Herangehensweise.

und die Kenntnisse des Lesers aus Film und Medien ersetzen die Leerstellen. Das ist faul Herr offshore.

Das mag sein, aber darauf schleudere ich dir jetzt ganz pragmatisch (gedankenlos?) ein Zitat aus Friedrichhards Kommentar entgegen:

Die wahre Kunst besteht allemal in der bloßen Andeutung,

und hoffe gleichzeitig, dabei nicht allzu arrogant und unbelehrbar zu klingen.

Wie auch immer, dein Kommentar ist mir wirklich eine große Hilfe, weniger für diesen Text, den ich jetzt einfach mal so stehen lassen will, als unbedarften Erstling sozusagen (ich wüsste auch nicht, wie ich den Spinnwebenfaden, der die Szenen zusammenhält verstärken könnte, ohne dass mir das wackelige Gebäude der Geschichte vollends um die Ohren fliegt), jedoch für mein eventuelles weiteres Schreiben. Deine Warnung vor Beliebigkeit nehme ich gerne an. Danke.

Lieben Gruß
offshore


PS: vielleicht erbarmt sich einer der versierten Kommentatoren, resp. Moderatoren meiner, und erklärt mir, wie ich es anstellen muss, diese so wunderhübsch blassblau unterlegten „Textzitatkästchen“ in meine Beiträge einzufügen! Als computertechnologischer Säbelzahntiger bin ich schlicht und ergreifend zu blöd dafür und ich finde auch keinen Hilfe - Thread, wo das erklärt wird …

 

Ich nochmal,

Und zur Handlung, tja, was soll ich dazu sagen? Vielleicht, dass ich zu naiv und planlos an die Geschichte herangegangen bin, unbeschwert von theoretischem Rüstzeug, einfach so vor mich hinfabulierend, aufs Geratewohl da und dort abbiegend und neugierig, was wohl hinter der nächsten Ecke auf mich warten würde? Ich weiß, das ist nicht unbedingt die lehrbuchgemäße Herangehensweise.

Dabei kann sehr geiles Zeug bei raus kommen. Steht manchmal auch in Lehrbüchern, schreiben sie drauflos und denken sie nicht :D. Und der Text hat doch auch Fans! Ist doch insofern super gelaufen, das Experiment. Ich kann ja nur für mich sprechen.

und hoffe gleichzeitig, dabei nicht allzu arrogant und unbelehrbar zu klingen.

Nö! Tut es nicht. Klingt eher nach Austausch.

PS: vielleicht erbarmt sich einer der versierten Kommentatoren, resp. Moderatoren meiner, und erklärt mir, wie ich es anstellen muss, diese so wunderhübsch blassblau unterlegten „Textzitatkästchen“ in meine Beiträge einzufügen! Als computertechnologischer Säbelzahntiger bin ich schlicht und ergreifend zu blöd dafür und ich finde auch keinen Hilfe - Thread, wo das erklärt wird …

Klick bei dem Beitrag, aus dem Du zitieren möchtest auf zitieren ... bei mehreren auf zitieren++ und ein Antwort-Fenster öffnet sich.
Oben in der Zeile befindet sich eine gelbe, eckige Sprechblase (es soll eine Sprechblase sein), was auch immer Du zitiert wissen willst markierst Du, drückst Sprechblase und zack - ist alles im Kästchen.

Grüße Fliege

 

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