Lieber Dion!
So, nachdem Du nun lange genug gewartet hast, bekommst Du jetzt endlich die ersehnte Abreibung. 
Also, ich mach das heute auch mal umgekehrt, erst die kleinen Anmerkungen, dann die großen:
„Von wem ist der Brief?“, fragte Patrizia.
Also da hatte Elisha schon Recht mit der Betonung. Wenn sie sein Ding im Mund hat, kann sie unmöglich so deutlich reden. Versuch es mit einer Banane – und ich wette, Du beißt dabei hinein…
Johannes hörte sie nicht, erst als er statt der warmen Mundhöhle plötzlich ihren Atem kühl an seinem nassen Schwanz spürte, kamen ihm die Worte zu Bewußtsein.
Das Glaubwürdigste an der ganzen Geschichte.

– erst
, als
Er hob er das Blatt Papier ein wenig und schaute an sich herunter.
Da ist noch immer ein »er« zuviel: Er hob
er … Außerdem müßte es heißen »hinunter«, er schaut ja von oben.
Sie kniete vor ihm, ihre Lippen und ihre großen Augen glänzten.
Sie hält sich wohl das Weinen zurück, hat aber doch feuchte Augen ob der erniedrigenden Lage?
„Vom Staatsanwalt, von wem denn sonst“, antwortete er lächelnd
– sonst
?“, antwortete
Gut, es war schon fast Mittag, aber wenn man aus Träumen gerissen wird ist das einem egal, träumen kann man schließlich auch am Tage.
Ich finde, was Du eigentlich sagen willst, kommt nur schwer rüber. Vorschlag: aber wenn man aus Träumen gerissen wird, ist einem die Tages/Uhrzeit egal.
„Das Übliche halt“, entgegnete er unwirsch
»entgegnete« wiederholt sich bei „Was du nicht sagst!“
Ihrer Stimme klang nicht wirklich verwundert,
ein r zuviel: Ihre
r
Du kannst also ruhig weiter machen“
zusammen: weitermachen
ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen.
Tja, was sollte sie da auch würdigen?
Es wurde ja schon gesagt: Es kommt nicht glaubwürdig rüber, daß die beiden sich lieben. Also, was heißt »nicht glaubwürdig«: Es kommt überhaupt keine Liebe rüber. Es macht vielmehr den Eindruck, daß der gute Johannes völlig emotionslos ist und Patrizia bis zum Ende der Geschichte ziemlich in der Hand hat. Was sollte sie an ihm denn finden, um das freiwillig mitzumachen? Er ist nicht nett oder lieb, und auch nicht zärtlich.
Ich meine: Wenn Du mich als Leserin überzeugen willst, daß Geschlechtsverkehr unter Geschwistern erlaubt werden soll, dann muß da schon mehr her, als ein geiler, selbstsüchtiger Typ und seine vor ihm knieende, blasende Schwester. Sex ist ein Teil der Liebe, aber Sex allein ist nicht Liebe. Und von Liebe steht halt so rein gar nichts in Deiner Geschichte, abgesehen von der Selbstliebe Johannes‘, die Du recht deutlich zeigst.
Alleine schon dieser Satz macht die Verhältnisse klar:
und steckte ihr den Schwanz wieder in den Mund.
Ich bin nicht gerade unerfahren, aber das hat noch keiner gemacht, mit dem ich freiwillig zusammen war. Entweder frau nimmt ihn von sich aus in den Mund oder gar nicht, andernfalls ist es wohl eher Nötigung.
legte ihr seine Hand auf den Kopf,
Die einzige Stelle, die einen kurz glauben läßt, daß er doch auch für sie Zärtlichkeiten übrig hat, aber noch bevor der Gedanke zu Ende gedacht ist, geht der Satz weiter und die Ernüchterung folgt:
sie sanft zu sich ziehend.
Es war doch wieder nur zu seiner eigenen Befriedigung.
Deine Frage, was der Staat im Bett verloren hat, beantwortet sich für mich so:
Es ist leicht, sich jemanden, mit dem man gemeinsam aufwächst, gefügig zu machen. Ich will jetzt nicht darüber diskutieren, wie weit das Elternhaus dabei mitspielt, aber die Mechanismen sind die gleichen wie in der Erziehung bzw. der schwarzen Pädagogik, die Du ja sicher kennst. Nun hat das Verbot des Geschlechtsverkehrs zwar eigentlich bzw. offiziell den Grund, keine womöglich erbgeschädigten Kinder zu zeugen – darüber will ich nicht diskutieren, bin kein Genetiker –, aber ich sehe eben die Gefahr, daß vor allem jüngere Schwestern von älteren Brüdern von klein auf zurechtgebogen und ausgenützt werden können. In jungen Jahren vielleicht nur beim Spiel, dann beim Aufteilen diverser Arbeiten, und schließlich eben auch beim Sex. Und sag jetzt bitte nicht, sie müsse ja nicht mitmachen – von klein auf lernen sich die Dinge besonders gut, und nach der entsprechenden Erziehung handelt man oft nicht nach dem eigenen Gefühl, sondern – oft unter Angst – danach, was von einem erwartet wird (was aber bei der Protagonistin nicht der Fall zu sein scheint).
Wenn dieser Paragraph nun derart manipulierte Frauen davor schützt, dabei auch noch schwanger zu werden (und dann vielleicht das Kind darunter leiden muß, von Verwandten am liebsten nicht gesehen, von Mitschülern gehänselt, usw.), dann finde ich ihn gut. Was nicht heißt, daß ich glaube, daß sich jemand in der Form an die Gesetze hält, wie Deine Protagonisten – wer sowas tut, dem sind die Grenzen dann auch egal.
Und noch ein Wort zur Erziehung: Ich gehe davon aus, daß in Familien, in denen sowas vorkommt, meistens irgendwas in der Erziehung nicht so ganz stimmt. Bekommen nun Geschwister mit der gleichen schlechten Erziehung auch noch miteinander Kinder, wird jener Erziehungsstil noch perfektioniert. Und da sind dann wirklich die Kinder arm. Bei normalen Paaren wird eher hinterfragt und diskutiert, wie man mit dem gemeinsamen Kind umgehen will, weil verschiedene Erfahrungen aufeinandertreffen, und diese Paare haben so die Möglichkeit, bei ihnen selbst begangene Fehler zu sehen und bei den eigenen Kindern nicht mehr zu wiederholen – Geschwister werden selbst über Gewalt kaum debattieren, wenn sie beide Gewalt als normal erlebt haben.
In Deiner Geschichte erscheint es mir äußerst unglaubwürdig, daß Patrizia das – mit dem Kerl – wollen kann. Ich kann eigentlich nur davon ausgehen, daß sie nicht ganz aus freien Stücken handelt. Die Reaktion, die Du ihr zugeschrieben hast, scheint mir völlig aus der Luft gegriffen: Was sollte sie von diesem Typen denn wollen, der sowieso nur sich selbst wichtig nimmt und sie auf einen Blasomat reduziert? Daß die Liebe vielleicht bloß aufgrund der Kürze der Geschichte nicht dargestellt ist, kann ich auch nicht glauben, da ja das Dargestellte überhaupt nicht auch nur auf einen Hauch von Liebe schließen läßt. – Ein Mann befriedigt sich an seiner Schwester, Punkt, mehr ist da nicht.
Die Sache mit dem Brief vom Staatsanwalt ist auch unklar. Es scheint nicht die Reaktion auf eine Anzeige oder so zu sein, das wäre wohl deutlich geworden. Die Antwort auf eine Nachfrage um Sondergenehmigung?
Nein, dann hätten sie den Brief erwartungsvoller gelesen. Ein übereifriger Staatsanwalt, der die Bürger regelmäßig über die bestehenden Gesetze informiert? Klingt auch nicht realistisch. Woher und warum also dieser Brief? Ist er nur da, um dem Leser die Gesetzeslage bzw. das Thema der Geschichte klar zu machen? Dann wäre meine Antwort: Laß Dir was Besseres einfallen. Schreib überhaupt eine andere Geschichte, in der das, was Du eigentlich aussagen willst, auch erkennbar ist.
So, ich hoffe, es ist nichts böse rübergekommen, habe auch nichts böse gemeint, sondern mich um Sachlichkeit bemüht. Solltest Du etwas als böse aufgefaßt haben, lies es nochmal, denn dann hast Du es anders verstanden, als ich es gemeint hab. 
Alles Liebe,
Susi