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Sternenkoffer

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03.07.2017
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Sternenkoffer

Rauchschwaden hingen über dem Berg. An den Gestank hatte Manila sich schon lange gewöhnt, aber ihre Augen tränten, wenn der Müll brannte, und das störte bei der Arbeit. Da half auch das Tuch nicht, das sie sich über Nase und Mund gezogen hatte.
Sie blinzelte und zerteilte mit den Zehen den Unrat vor sich. Eine braune Bananenschale, nasses Papier, Schnipsel und Teilchen, nicht zu erkennen, zu klein, uninteressant. Manila hob eine abgebrochene Plastikgabel auf und warf sie in den großen Reissack, den sie mit sich trug.
Sie prüfte sein Gewicht und seufzte. Viel zu leicht. Dafür würde sie kaum genug Geld bekommen, um heute Abend Milch und Reis mit nach Hause zu bringen.
Wenn die Halde brannte, kamen die Kopfschmerzen noch früher als sonst. Manila ließ den Blick schweifen, versuchte, etwas in dem Dunst zu erkennen. Lag dort ein Haufen Schläuche? Sie hastete den Berg hinauf, scheuchte dabei ein paar dösende Hunde auf, die sie vorwurfsvoll anschauten. „Entschuldigung!“, rief Manila ihnen über die Schulter zu. Sie griff nach der Beute und stöhnte auf. Ein verkohlter Autoreifen lag vor ihr, verschmolzen mit dem Müll.
Frustriert ließ sich Manila auf den Boden fallen. „Au!“ Etwas pikste sie in den Hintern. Sie rutschte zur Seite und fand einen runden Anstecker. Auf blauem Grund glitzerte ein Schmetterling. Manila schloss den Verschluss und ließ den Fund in die Tasche ihres Kleides gleiten.
„Hee, was machst du da?“
Manila zuckte zusammen.
„Wenn deine Oma sieht, dass du hier rumsitzt …“ Karan stapfte lachend den Berg hinunter und zog dabei einen gut gefüllten Sack hinter sich her. „… dann bekommst du heute Abend wohl kein Essen.“
Heute Abend bekommt eher keiner etwas, dachte Manila bei einem Blick auf ihre Beute.
Karan sammelte alte Laufwerke und anderen Elektroschrott. Dafür bekam er am Ende des Tages eine Menge Geld. Aber Mädchen hatten da keine Chance. Das machten die Jungs unter sich aus.
So musste sich Manila wenigstens nicht mit den schweren Teilen rumschlagen, sondern hielt Ausschau nach Plastikflaschen, Verpackungen, Schläuchen oder Schuhen. Zweimal hatte sie schon Haare gefunden, aber so ein Glück hat man nicht oft im Leben.
„Da hinten ist ein riesiges Feuer!“, sagte Karan, als er neben ihr stand. Seine Augen glänzten, über die rechte Wange zog sich ein schwarzer Streifen. „Da ist sogar ein Teil der Halde weggebrochen. Kommst du mit?“
„Weiß nicht“, sagte Manila und drehte an ihrem Armband, einer geflochtenen roten Schnur.
„Komm schon. Vielleicht wurde ja wieder jemand verschüttet, wie vor zwei Monaten!“
„Nee, ich such lieber noch was weiter.“ Manila stand auf und blickte in die Richtung, aus der ein Dröhnen über die Halde drang. „Da vorne kommt ein neuer Kipper.“
Karan zuckte mit den Schultern und verschwand mit seinem Sack hinter der nächsten Kuppe. Ein Schwarm Krähen flog auf und ließ sich schimpfend wieder nieder.
Der Lastwagen machte am Gipfel halt und als Manila dazustieß, drängten sich bereits einige Erwachsene und Jugendliche mit ihren Säcken vor der Ladefläche. Manche von ihnen trugen Gummistiefel und Handschuhe, Hüte schützten sie vor der sengenden Sonne. Der Kipper piepte, die Ladefläche stellte sich auf und der Müll rutschte langsam herunter. Bevor er den Boden berührte, wurden die besten Teile schon herausgepickt.
Manila wartete und durchsuchte dann den Müll, den die anderen übrig ließen. Sie grinste. Vor ihr lagen Unmengen an Plastikgeschirr. Der Müll eines Fastfoodrestaurants.
Sie griff nach einem noch eingepackten Burger, riss die Folie runter und aß summend, während sie mit der anderen Hand ein Teil nach dem anderen in den Sack beförderte.

Als Manila nachmittags die Halde verließ, spürte sie das Gewicht ihrer Arbeit auf der Schulter.
Manila ging zu Padma, die zwischen den anderen Sortierern auf dem Boden saß. Sie nahm ein Teil aus dem Müllberg vor sich, betrachtete es kurz und warf es dann auf einen der vielen Haufen in ihrer Nähe. Ihre langen Haare waren geflochten, die Wangen schimmerten. Manila fand sie sehr hübsch.
Padma blickte auf, als Manila vor ihr stehen blieb. „Na, Kleine, wie war dein Tag?“
Manila zuckte mit den Schultern. „Okay.“
„Und, was hast du da Schönes?“, fragte sie, nickte in Richtung des Reissacks und sortierte weiter.
„Das Übliche.“ Manila schüttete den Sack aus, direkt neben den unsortierten Müllberg, und Padma warf einen kurzen Blick darauf.
„Ich geb dir 10 Rupien.“
„15!“
„Für den Müll?!“, fragte Padma entsetzt.
Manila grinste, Padma lächelte. Das sagte sie jeden Tag. Und dann gab sie Manila das Geld.
Anstatt direkt nach Hause zu gehen, bog Manila in die Gasse, die zu Herrn Lal führte. Sie wusste, dass sie dafür keine Zeit hatte, dass Oma und Vater, Suki und Amir auf das Essen warteten. Aber sie musste noch etwas erledigen.
Herr Lal war alt, konnte kaum noch etwas sehen und hatte mal ein Schwein. Das Tier war schon lange nicht mehr da, vielleicht war es weggelaufen, wahrscheinlicher gegessen worden. Manila hatte es nie kennengelernt, aber den kleinen Stall gab es noch. Herr Lal war sich wohl nicht mehr bewusst, dass der Verschlag neben seiner Hütte ihm gehörte, deshalb war er das perfekte Versteck.
Manila verzichtete heute darauf, Herrn Lal Hallo zu sagen, und schlüpfte sofort durch das Loch im Wellblech. Nur noch wenig Sonnenlicht drang durch die Schlitze.
In der Ecke lag ihr Koffer. Das Plastik war dunkelblau mit silbernen Funken, er sah aus wie der Nachthimmel. Für ihn würde sie einige Rupien bekommen, aber als Manila ihn gefunden hatte, wusste sie, dass sie ihn nicht wieder hergeben konnte.
Sie strich über den gerissenen Deckel und öffnete das Schloss. Manila griff in die Tasche ihres Kleides, betrachtete den Anstecker. Der Schmetterling passte gut zu dem Koffer, er glitzerte genauso. Vorsichtig legte Manila ihn neben die blonde Haarsträhne und die rote Zahnbürste mit Blumen auf dem Griff.
Ihr Blick glitt über die anderen Schätze. Sie seufzte und schloss den Deckel. Dann rannte sie durch die engen Gassen nach Hause.

Suki lag neben ihr im Bett und öffnete die Augen. „Zu!“, flüsterte Manila und ihre Schwester schloss sie wieder.
Ihr Bruder Amir war gerade nach Hause gekommen, er schwankte und lächelte. Sah dumm aus.
„Wo kommst du jetzt her?“ Vater spie die Worte aus, laut und mit Spucke. Er schlug Amir ins Gesicht. Ihr Bruder reagierte kaum.
„Hast dich wieder zugedröhnt?“ Vater schubste Amir gegen die Wand. Das Blech schepperte laut.
Manila atmete flach, wagte es kaum, die Lider zu öffnen, und musste doch etwas sehen. Sie wartete darauf, dass ihr Vater wieder zum Vorschein kam. Der echte, der noch in diesem Fremden stecken musste. Verwandelt durch den Alkohol. Und Mamas Tod.
Im Bett über ihr regte sich Oma. Manila sah ihre Füße herabgleiten, über den Boden stapfen.
„Lass gut sein.“ Oma legte Vater eine Hand auf den Arm. Der schlug sie weg.
„Undankbares Pack“, sagte er. Er griff die halbleere Flasche, die noch auf dem Boden stand, und stolperte hinaus.
„Ist noch Essen da?“, fragte Amir.
Oma schöpfte einen Becher Wasser aus dem Topf. „Trink etwas.“

Manilas Hand umschloss die Geldstücke in ihrer Tasche. Heute war ein guter Tag. Oma wird sie weich umarmen und nachts werden alle mit vollen Bäuchen schlafen.
Sie betrat die Gasse, in der ihre Hütte lag, als es klirrte. Ein Hund jaulte auf und hechtete an ihr vorbei.
Vor dem Eingang zu ihrem Zuhause lagen Scherben. Manila hob sie auf, legte sie auf einen kleinen Haufen am Rand. Der scharfe Geruch von Alkohol drang ihr in die Nase.
Sie trat durch die Tür ins Halbdunkel.
Oma wiegte Suki in den Armen. Die Wangen ihrer Schwester waren nass.
„Na, endlich jemand, der was tut!“ Vater saß auf dem Boden und nickte Manila zu. „Komm zu mir.“
Manila setzte sich neben ihn, roch seine Fahne und den Schweiß. Sein Arm legte sich fest um ihre Schultern. Früher hatte Amir auf der anderen Seite gesessen und Vater hatte ihnen von Brahma, Vishnu und Shiva erzählt, während Mama Suki gestillt hatte.
„Deine Schwester ist genauso unfähig wie dein verkommener Bruder“, sagte er und Manilas Muskeln verspannten sich unter den Fingern ihres Vaters.
Suki wimmerte. Oma strich ihr die schweißnassen Haare aus der Stirn. „Sie ist krank. Morgen wird sie wieder arbeiten“, sagte sie.
„Arbeiten! Die paar Rupien sind sowieso ein Witz.“ Vater stand auf, öffnete eine weitere Flasche und trank mehrere Schlucke. Die Tropfen, die sein Kinn hinunterliefen, wischte er mit dem Handrücken weg.
Manila ließ die Schultern kreisen. „Sie ist eine der besten Verkäuferinnen an der Kreuzung“, sagte sie. Ihre kleine Schwester sah mit den riesigen braunen Augen und den langen dunklen Haaren wunderschön aus, aber ihr Vorteil war die lange Narbe, die vom Mundwinkel bis zum Ohr verlief. Manila fehlte nur ein kleiner Zeh. Den hatte eine Ratte abgefressen, als sie noch ein Baby war. Aber dafür bekam man keine Mitleidsrupien.
„Dann will ich auch Geld sehen“, knurrte Vater. „Wenn sie nicht mehr verdient, geht sie mit dir zum Berg.“

Suki flitzte über die Kreuzung, wich einem Motorroller aus. Die langen Rosen wippten in ihrem Arm. An der Ampel sprach sie eine weiße Frau im Tuk Tuk an. Die schüttelte den Kopf. Es wurde grün und das Taxi fuhr weiter.
Bevor Suki zum nächsten Kunden eilen konnte, rief Manila ihren Namen, winkte.
Suki rannte zu ihrer Schwester. „Was machst du hier?“ Es klang nicht böse, eher verwundert. Sie wusste, Manila hatte nicht die Zeit, ihrer Schwester ohne Grund bei der Arbeit zuzuschauen.
„Wie läuft es?“, fragte Manila.
Sukis Blick glitt über die Kreuzung. „Ich komm nach Hause, wenn alle Rosen verkauft sind.“ Sie hob ihr Kinn und starrte Manila an, als wollte sie so ihren Arbeitswillen beweisen.
Manila nahm Suki am Arm, zog sie mit sich auf einen kleinen Grünstreifen, raus aus dem Gedränge. Dann griff sie in ihre Tasche, nahm ein paar Rupien heraus und drückte sie ihrer Schwester in die Hand.
„Nein!“, sagte Suki. „Das ist dein Geld!“
„Ich hatte heute Glück. Nimm! Falls es bei dir nicht gut läuft.“
„Danke“, sagte Suki leise und drückte Manilas Hand.

Mit zügigen Schritten ging Manila zurück zur Deponie. Ihr Sack war noch lange nicht voll.
Das goldene Armband war eines ihrer ersten Schätze gewesen. Es würde dauern, bis sie etwas fand, das seinen Platz einnehmen konnte. Aber sie fühlte sich gut. Ihre Schwester war wichtiger als alle Armbänder der Welt.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite saßen ein paar Jungs auf den Stufen eines Hauseingangs. Sie lachten laut. Ihre Körper waren dünn, die Kleidung dreckig. Ihnen ging es noch schlechter als Manila, die wenigstens ein Dach über dem Kopf hatte. Und ihre Familie.
Manila blieb stehen. Sie hatte Amir in der Gruppe entdeckt. Er hielt ein zusammengeknülltes Tuch in den Händen, ein anderer Junge drückte ein paar Tropfen aus einer kleinen Flasche darauf. Amirs Finger schlossen sich um den Stoff, dann zog er Luft durch die Faust. Atmete hustend aus. Der andere schlug ihm auf den Rücken.
Der fremde Junge war schon fast ein Mann, er hatte einen dünnen Bart über der Oberlippe, seine Haare waren strähnig. Die anderen Jungs lachten immer, wenn er lachte und hielten die Blicke gesenkt. Ab und zu strich er einem über den Kopf, kraulte sie am Rücken, und Manila war sicher, sie würde die Jungen schnurren hören, wenn sie näher dran wäre.
Dann blickte der Anführer auf und sah Manila in die Augen. Es kribbelte in ihrem Nacken, sie legte die Hand darauf, aber das Gefühl ging nicht weg. Sie wandte sich ab und ging weiter, ohne sich noch einmal umzudrehen.

Manila knetete das Kleid ein letztes Mal in dem grauen Wasser, wrang es und legte es zu der sauberen Kleidung. Sie schüttete den Eimer aus, das Wasser lief über den lehmigen Weg vor ihrer Hütte, nahm ein paar Blätter und Müll mit.
„Woher hast du das Geld?“
Manila richtete sich auf. Ihr Bruder stand im Halbdunkeln, lehnte an einer Mauer und beobachtete sie.
„Welches Geld?“, fragte Manila.
Mit großen Schritten kam Amir auf sie zu, blieb kurz vor ihr stehen. Sein Atem roch schlecht, unter den Augen lagen dunkle Schatten. „Hör auf mit dem Scheiß! Ich weiß, dass du Suki was gegeben hast.“
Manila wand ihr Gesicht ab, schaute die leere Gasse entlang. Oma müsste längst vom Einkaufen zurück sein. „Ich hatte Glück.“
Er fasste sie an den Oberarmen, schüttelte sie. „Dann sorg' dafür, dass du nochmal Glück hast!“
Er schubste sie zu Boden und verschwand hinter der nächsten Ecke. Die roten Abdrücke seiner Finger brannten auf Manilas Haut.

Manila kniete in Herrn Lals Scheune vor ihrem geöffneten Koffer. Sie wendete eine Holzfigur in der Hand. Die kleine Ziege hatte sie nicht auf dem Berg gefunden. Sie war ein Geschenk von Padma. Die konnte sie auf keinen Fall verkaufen.
Manila legte sie zurück und griff zu einem Windrad aus Draht und blauen Plastikflügeln. Es hakte und ließ sich nur von Hand drehen. Manila lächelte. Das würde ihr niemand abkaufen. Auch der lose Puppenkopf ohne Körper war für andere nur Müll.
Sie konnte nichts von all diesen Dingen verkaufen. Schon gar nicht für Amir, dachte Manila grimmig und verschloss den Koffer.

Rinnsale gluckerten im Müll und verschmolzen zu einem Bach, der wie eine schwarze Schlange von der Halde kroch und sich seinen Weg durch den Slum suchte. Manilas Füße rutschten in dem Schlamm umher, die nassen Strähnen klebten ihr im Gesicht.
Sie seufzte. Heute war noch kein Kipper gekommen und bei dem Regen wurde die Arbeit nicht einfacher.
Sie tauschte ihre karge Beute bei Padma gegen Rupien und machte sich auf den Nachhauseweg.
Die letzten Tage war sie immer spät nach Hause gekommen. Sie ging Amir aus dem Weg.
Der Himmel war düster und in den engen Gassen herrschte Dämmerlicht. Durch die offene Tür ihrer Hütte drangen das Licht der Petroleumlampe und die Schreie ihres Vaters.
Manila blieb stehen. Sie wünschte, sie wäre woanders. Nur wo? Langsam ging sie weiter, blieb in der Tür stehen.
Sie zog die Luft scharf ein. In der Mitte der Hütte lag ihr Koffer. Er war offen, ihre Schätze durcheinander gewirbelt.
Manila schüttelte den Kopf. Der Koffer gehörte nicht hierher. Der Koffer war in Herrn Lals Stall.
Jemand packte sie am Arm, schrie.
Das Windrad war zerdrückt worden, der Draht verbogen. Der Anstecker mit dem Schmetterling glitzerte auf dem Boden und wirkte dort so falsch wie ein weißer Elefant auf der Müllkippe.
„Manila!“
Sie schaute auf, ihrem Vater in die rotgeränderten Augen.
„Du falsche Schlange.“ Er schlug sie mit der Hand ins Gesicht und Manila fiel zu Boden. „Wolltest abhauen, was? Dir ein schönes Leben machen, ohne uns?“
„Sie hielt sich schon immer für etwas Besseres“, sagte Amir und spuckte vor Manila auf den Boden.
Sie rutschte zurück, bis sie an die Wand stieß, hielt sich die brennende Wange. Oma umklammerte Suki, ihre Schwester hatte die Augen weit aufgerissen. Sie zuckte in Manilas Richtung, aber Omas Arme hielten sie zurück.
„So klug kannst du nicht sein“, sagte Amir. „Ein paar Minuten hab ich gebraucht, um dein kleines Geheimnis rauszufinden.“ Er betrachtete seine geschwollenen Knöchel. „Dein kleiner Freund Karan wusste gar nicht, was er mir zuerst über dich erzählen sollte.“
Ihr Bruder lachte und ihr Vater lachte. Oma und Suki weinten leise.
„Herr Lal?“, krächzte Manila.
„Was?“ Amir starrte sie an, als wäre sie eine Schabe.
„Der Mann, dem der kleine Stall gehörte. Geht es ihm gut?“
„Keine Ahnung. Hab niemanden gesehen. Interessiert mich auch nicht.“
Ihr Vater trat leicht gegen den Koffer. „Genug geplaudert. Wir machen das zu Geld. Und du lässt dich hier nicht mehr blicken.“
Manilas Körper versteifte sich.
„Oder denkst du, ich will eine Verräterin unter meinem Dach haben.“
„Rajesh“, sagte Oma leise. „Bitte.“
Er fuhr herum. Kurz dachte Manila, er würde auch sie schlagen. „Du hältst dich da raus. Ich habe hier schon viel zu viel durchgehen lassen.“
Oma presste die Lippen zusammen.
Vaters Blick fiel wieder auf Manila. „Was ist? Spreche ich undeutlich?“ Er machte einen Schritt auf sie zu. „Raus hier!“
Manila stand auf und stolperte aus der Hütte hinein in den Regen.

Ihre Füße trugen sie den Weg entlang, den sie am besten kannten. Als Manila am Gipfel der Halde ankam, brachen die letzten Strahlen der Abendsonne durch die Wolken.
Ihr Vater würde die Entscheidung bald bereuen. Sukis Geld reichte nicht für die ganze Familie.
Manila setzte sich in den durchweichten Müll, zog die Beine an den Oberkörper und schlang die Arme darum. Eine Krähe landete neben ihr, zerpflückte eine Zeitung und starrte sie aus schwarzen Knopfaugen an.
„Hier ist nichts mehr zu holen“, sagte Manila. „Warum fliegst du nicht woanders hin?“

Jemand tippte an Manilas Schulter, sie schreckte aus dem Halbschlaf. Vor ihr stand der Junge mit dem dünnen Bart und den strähnigen Haaren, der Anführer der Straßenjungs.
„Du brauchst einen Schlafplatz“, sagte er. Er nickte ihr aufmunternd zu und ging den Berg hinunter.
Manila zögerte. Der Junge weckte ein merkwürdiges Gefühl bei ihr.
Ihr Blick glitt über die Halde. Es war dunkel geworden und der Müll verwandelte sich in etwas Fremdes, Unbekanntes, das sie aus allen Richtungen beobachtete. Dies war kein Ort für die Nacht.
Sie stand auf und folgte dem Jungen.

Er hieß K und war sehr freundlich zu ihr. Seine Haare wirkten heute frisch und der linke Mundwinkel deutete immer ein Lächeln an.
Und trotzdem war es, als ob jemand ein Seil um ihren Magen gelegt hätte und daran leicht zog, jedes Mal, wenn K sie ansah.
Manila rutschte auf dem Karton hin und her. Die Jungs, die neben ihr unter der Plane lagen, redeten oder schnarchten. Sie vermisste Suki, ihr leises Schmatzen, wenn sie schlief. Tränen quollen aus Manilas Augen und tropften auf die Pappe. Sie wischte sie nicht weg, schniefte nicht.
Dann spürte sie Schritte, der Karton bewegte sich. Jemand legte sich hinter sie.
„Kannst du nicht schlafen?“, flüsterte K. Sein Atem löste in ihrem Nacken eine Gänsehaut aus, die über ihren Körper floh.
Manila versuchte, ruhig zu atmen.
Seine Hand legte sich auf ihre Hüfte, streichelte sie. „Es wird alles gut. Ich bin jetzt für dich da.“
Das Seil in ihrem Inneren zog sich zusammen, sie bekam kaum noch Luft.
Ks Finger zupften an ihrem Kleid, der Stoff strich über ihren Oberschenkel.
Manilas Muskeln spannten sich an, verkrampften. Dann sprang sie auf, stolperte über K, trat einem der anderen Jungen auf das Bein und stieß die Plane zur Seite.
Draußen beleuchteten die Laternen die Seitenstraße, auf dessen Bürgersteig die Jungs ihre Zelte errichtet hatten. Ein Auto fuhr vorbei, ansonsten war niemand zu sehen.
Manila rannte so schnell sie konnte, ihre Fersen knallten auf den Boden. Die Lichter der belebten Straßen zogen sie an.
Sie drängelte sich zwischen den Leuten hindurch, die gerade von der Arbeit kamen oder feiern gehen wollten. Keiner achtete auf Manila.
Keuchend blieb sie stehen, ging dann langsam weiter. Ihr rechter Fuß schmerzte, hinterließ blutige Abdrücke.
Manila irrte durch die Straßen und wartete darauf, dass ein neuer Tag begann. Oma sagte immer, dass die Welt dann ganz anders aussähe.
Aber es wurde nicht hell und schließlich sank Manila in einen Hauseingang und schlief ein.

Jemand tippte an ihre Schulter. Manila schrie, schlug um sich.
„Alles gut“, sagte eine tiefe Stimme. „Ich tu dir nichts.“
Manila öffnete die Augen. Vor ihr stand nicht K, sondern ein Mann in einem grünen Hemd. Er hockte sich hin.
„Mein Name ist Harinder. Ich bin Streetworker.“ Er lächelte ein trauriges Lächeln. „Ich hab dich hier noch nie gesehen.“
Manila schwieg, wartete ab.
„Wo ist deine Familie?“, fragte er.
Tränen quollen aus Manilas Augen.
„Schon gut, darüber können wir später reden.“ Harinder richtete sich auf. „Hast du Hunger?“
Manilas Magen war wie ein Loch in ihr, aber sie versuchte, das Gefühl beiseite zu schieben und dahinter zu horchen.
Kein Seil.
Sie sah Harinder in die braunen Augen. „Und wie!“

Obwohl die gelbe Farbe bereits abblätterte, verlieh sie dem flachen Betonbau ein freundliches Aussehen. Drinnen standen einige Tische mit bunt gemischten Stühlen.
Zwei Jungs und ein Mädchen saßen dort und aßen Dal mit Reis aus Blechschalen. Harinder nickte ihnen kurz zu und ging mit Manila an eine Theke. Von einer rundlichen Frau mit langen grauen Haaren bekam sie eine Schale mit Essen. „Lass es dir schmecken, Kleine.“ Die Haare der Frau waren wie die von Padma geflochten.
„Danke“, sagte Manila.
Sie folgte Harinder und setzte sich mit ihm zu den anderen Kindern, die ihn freudig begrüßten. Sie witzelten und lachten.
Manila wurde schlecht. Es erschien ihr unvorstellbar, dass sie jemals wieder so herumalbern könnte. Anstatt die weichen Linsen zu essen, schob Manila sie zwischen ihren Fingern hin und her.
„Hee!“ Der Junge neben ihr stieß ihr in die Seite. „Bist du stumm?“
Manila sah auf.
„Oder taub?“, brüllte er.
Harinder lachte leise. „Ajeet, lass sie doch erstmal in Ruhe essen.“
„Okay“, sagte er und schob sich einen Klumpen Reis in den Mund. „Wie heißt du eigentlich?“, nuschelte er.
Manila betrachtete Ajeet. Er hatte kurze schwarze Haare, struppige Brauen und mehrere kleine Narben an der Wange. Das Gold in seinen Augen funkelte.
„Manila“, sagte sie.
„Cool“, sagte Ajeet.
Das Mädchen am Tisch kicherte. Der andere Junge aß stumm und schaute nicht von seinem Teller auf.
Ajeet wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab. „Hier kannst du super essen, sag ich dir. Hat mich gerettet damals. Ohne Harinder wäre ich nämlich fast verhungert, weißt du?“
Er grinste den Mann an. Zwischen seinen Schneidezähnen hing etwas Rotes.
„Ajeet, du übertreibst mal wieder“, sagte Harinder.
„Gar nicht!“ Er riss die Augen auf und beugte sich in Manilas Richtung. „Die neue Frau meines Vaters mochte mich nicht, weißt du. Irgendwann hat sie mich rausgeschmissen. Ich bin wochenlang durch den Dschungel gelaufen, bis ich endlich hier ankam.“
„Und was machst du jetzt?“, fragte Manila.
„Och, mal dies mal das. Ich bin ein Überlebenskünstler, weiß du.“ Er zwinkerte.
Manila schaute auf ihr Essen. Eine Überlebenskünstlerin war sie nicht.
Harinder legte ihr eine Hand auf die Schulter und drückte sie leicht.

Schließlich erzählte Manila Harinder doch von ihrer Familie. Vielleicht konnte er ihren Vater überzeugen, dass es besser war, sie wieder aufzunehmen.
Als sie sich der Hütte näherten, kribbelten Manilas Knie, das Atmen fiel ihr schwer.
Oma und Suki kochten, ihr Vater schlief auf dem Boden. Ihre Schwester bemerkte sie als erste, schrie auf und umarmte Manila stürmisch.
Manila drückte sie fest an sich, atmete ihren Geruch ein.
Als sie sich voneinander lösten, richtete sich ihr Vater verschlafen auf, rieb sich durch das Gesicht. Oma blieb merkwürdig steif neben dem großen Topf stehen. Das Essen tropfte vom Löffel.
Harinder räusperte sich. „Hallo, ich bin Harinder und Streetworker. Darf ich Sie kurz stören?
Vater rappelte sich auf und stakste zur Tür. „Was wollen Sie?“, blaffte er. „Hat sie was ausgefressen? Damit hab ich nichts zu tun!“
„Sie ist Ihre Tochter“, sagte Harinder. Er wich keinen Zentimeter zurück, obwohl Vater ihm unangenehm nah kam. „Es ist Ihre Pflicht, sich um sie zu kümmern.“
Manila hielt Sukis Hand fest umklammert und blickte immer wieder zu Oma. Doch sie schaute Manila noch nicht einmal an, sondern rührte wieder in dem Eintopf.
„Eine Diebin ist sie!“, sagte Vater. „Sie kann froh sein, dass ich nicht die Polizei gerufen habe!“
Harinder atmete tief durch. Er suchte auch Omas Blick, aber die tat so, als hätte sie nichts mit all dem zu tun. „Das heißt, sie lassen Manila nicht bei sich wohnen.“
„Kluger Mann“, sagte Vater, drehte sich um setzte sich wieder auf den Boden.
Manila starrte diesen Fremden an und begriff. Ihr Vater war damals mit Mama gestorben.
Sie und Suki schauten sich an. Die Augen ihrer Schwester glänzten.
„Du schaffst das!“, sagte Manila. „Du bist stark, kleine Schwester!“ Sie küsste Suki auf die Stirn.
Suki zog die Nase hoch und nickte. „Ich werde dich vermissen.“
„Ich dich auch“, sagte Manila.
Harinder legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Lass uns gehen.“
Manila warf Oma einen letzten Blick zu und ging dann zur Tür.
„Warte!“, sagte Oma und Manila zuckte herum.
Oma hielt ein Stück Stoff in den Händen. „Nimm wenigstens dein Zeug mit. Das brauchen wir hier nicht.“
Manila nahm das weiche Päckchen an, unfähig irgendetwas darauf zu erwidern. Es war, als wäre sie in eine Blase gepackt worden, alles wurde dumpf und verschwommen. Mit tauben Füßen folgte sie Harinder.

Manila hüpfte auf dem harten Sitz des Tuktuks auf und ab. Die Vibrationen rüttelten ihren erstarrten Körper wach, brachten das Blut in Bewegung. Ihr Gesicht wurde heiß.
Wieso hatte Oma ihr nicht geholfen? Sie noch nicht einmal umarmt und Auf Wiedersehen gesagt? Tränen der Wut rannen über ihre Wangen. Ihre Fäuste zerquetschten den nutzlosen Lappen.
Manila spürte etwas Hartes zwischen den Schichten. Sie schüttelte das Tuch aus und der blaue Schmetterlingsanstecker fiel ihr in die Hand.
„Der glitzert aber schön“, sagte Harinder.
Manila nickte.
Das Tuktuk hielt vor einem mehrstöckigen Gebäude, das von einem bunt bemalten Zaun umgeben war. Auf dem Innenhof spielten Kinder.
Harinder drehte seinen Oberkörper in Manilas Richtung. „Das ist ein Kinderheim. Die Leute dort sind sehr lieb und werden sich gut um dich kümmern. Du bekommst Essen und Unterricht. Es gibt aber auch Regeln, an die du dich halten musst.“
Manila schluckte. „Das schaff ich.“ Sie umklammerte den blauen Anstecker.
Harinder lächelte. „Da bin ich mir sicher.“

 

Hallo @Fliege,

du bist ja so fleißig. Ich wusste, ich muss nur warten, dann kommst du auch bei mir vorbeigesummt. Ich freu mich!

Ich habe nur ganz wenig angestrichen, weil ich viel zu sehr mit Lesen beschäftigt war.
Super! So solls sein.

Das Setting ist natürlich herb und ja, man gönnt in der Literatur ja nie wem ein Happy End, deswegen finde ich es schon fast mutig, hier mit einem aufzuwarten.
So hab ich das noch gar nicht gesehen. Aber ja, Manila geht’s auch so beschissen genug und neidisch wird wohl keiner auf sie werden …

Ich kauf Dir das Setting wirklich sofort ab. Das sind wirklich sehr feine Details.
Freut mich sehr, dass du das sagst. Es wurden dem Text ja auch schon Längen zugesprochen, aber ich bringe es gerade nicht über mich etwas rauszustreichen. Denn gerade diesen ganzen Details bringen ja erst den Hintergrund, die Atmosphäre. Und ich habe mich wirklich schon beim Schreiben zurückgehalten. Aber das sieht ja jetzt keiner mehr. ;)

Das zweite brauchts nicht.
Das stimmt wohl.

Ich mag die beiden Sätze total.
Danke schön. :shy:

Hier hast Du zwei Zeilenwechsel im Text, die aus meiner Sicht keinen Sinn ergeben.
Hmm, der erste kann weg, aber der zweite steht für mich für den Wechsel von „Fokus auf den Anstecker“ zu „Herauszoomen/ blick auf den gesamten Kofferinhalt“.

Träge vs. laut ausspeien (dynamisch, kraftvoll) passt für mich nicht zusammen
Hab den ersten Teil entfernt.

Irgendwie hatte ich hier ein Zeitproblem. Also, da war der letzte Abend mit dem Vater, dann die kleine Schwester mit den Rosen, der Manila Geld gibt, dann kommt das Armband. Im Nachhinein denke ich, neuer Tag, für Suki läuft es mies, M. versetzt das Armband um ihrer Schwester den Ärger vom Vater zu ersparen. Aber das musste ich erst mal so zusammensetzen, da war ich kurz aus dem Text.
Man könnte auch sagen, dass Manila weiß, dass Suki mit dem mickrigen Einkauf vom Blumenverkauf ihren Vater kaum zufriedenstellen wird. Deswegen verkauft sie das Armband ohne zu wissen, wie es bei ihrer Schwester läuft. Bisher hat sich da noch keiner beschwert, ich beobachte das mal.

Echt jetzt? Ich finde es drüber.
Echt interessant welche Kleinigkeiten manchmal zu viel sein können. Ich versteh allerdings gerade das Problem nicht ganz. Warum drüber? Weil Knopfaugen zu süß?

Das ist so ... mach mal ein konkretes Organ draus. Magen oder so.
Gute Idee!

Irgendwie wollt ich bei -er- an was/wen anderes denken als Fuß. Keine Ahnung warum.
:D Okay. Geht ja auch ohne er.

Ich ertrage solche Geschichten/Romane/Reportagen/Fotos ja nur ganz schlecht.
Ich frag mich auch manchmal, warum ich mir sowas antue. Diese Reportagen anzuschauen ist grauenhaft.

Wut und Ohnmacht, das sind so meine Gefühle bei diesen Themen. Aber es ist wichtig, sie immer und immer wieder ins Bewusstsein zu holen, sie in unsere geheizten Stuben hineinzutragen, in die Kleiderschränke, in die ... Hast gut gemacht!
Vielen Dank! Genau darum geht es mir auch. Ich glaube, viele vergessen einfach wie gut wir hier in Mitteleuropa leben. Und da sollte doch jeder einfach dankbar sein und selbst versuchen die Welt ein kleines bisschen besser zu machen. Egal in welchem Bereich und jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten. Freut mich wirklich sehr, das der Text so bei dir ankommt.

Ja, schwarz-weiß Figuren, die sind mir auch ziemlich aufgestoßen. Kann M. an den Vater nicht auch irgendwelche schönen Erinnerungen haben? War der immer nur Scheiße?
Ich habe den Vater jetzt noch etwas verändert. Der ist nämlich erst so, seit die Mutter gestorben ist und er in den Alkohol geflohen ist. Vorher war er lieb und fürsorglich. Ob das reicht?

Und der Streetworker, ich habe überlegt, ob man nicht sogar noch etwas Spannung mit reinbringen könnte, wenn die Kids sich auf der Halde erzählen würde, er verschleppt die Kinder (aus Unwissenheit, die sind ja einfach weg irgendwann). Aber der Hunger treibt sie ihm dann eben doch in die Hände.
Der Gedanke dem armen Harinder etwas anzuhängen, und sei es nur ein Gerücht, gefällt mir nicht. Ich lass es erstmal so.

Sehr gern gelesen, also den Umständen entsprechend.
Deinen Kommentar habe ich auch sehr gerne gelesen. Vielen Dank für deine Hilfe und Meinung!

Liebe Grüße,
NGK


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Hi @Vulkangestein,

Wollte eher sagen, dass das Thema präsent ist, z.B. in den Nachrichten. Nicht, dass das jetzt die x-te literarische Verarbeitung wäre. Im Gegenteil sogar, zumindest was meinen Horizont anbelangt
Ah, alles klar. Da bin ich ja beruhigt. ;) Genau, deswegen wollte ich auch darüber schreiben. Ich hatte letztens über die gewaltige Deponie in Neu-Delhi gelesen und dachte, dass wäre ein super Setting für eine Geschichte. Und dann kam die Challenge!

Da hast du Recht, denke ich. Man kann sich ja auch daran orientieren, dass du beschreibst, wie die Jungs *lachend* auf den Stufen sitzen. Diese kleinen Momente der Freude blitzen ja ab und an auf.
Freut mich, dass das für dich so Sinn ergibt.

Liebe Grüße,
NGK

 

Liebe NGK,
ich bin immer sehr unsicher bei solchen Themen. Einerseits finde ich es mutig, sich damit auseinanderzusetzen und du hast da ja auch durchaus den Anspruch das Augenmerk der Leser auf dieses verdrängte Thema zu lenken, ihren Horizont zu erweitern. (Vielleicht könnte auf der Müllkippe noch etwas auftauchen, was der Leser als aus Deutschland kommend identifiziert. Außer nem abgebrochenen Mercedesstern fällt mir aber gerade nichts ein.)
Andererseits finde ich es schon in meinem Kulturkreis anspruchsvoll, psychologisch glaubhafte Charaktere zu entwickeln. Ich weiß nicht, wie weit es für uns möglich ist, sich in so ein Kind hineinzuversetzen. Auf jeden Fall finde ich es gut, dass du nicht sehr in Manilas Emotionen eingestiegen bist, sondern mehr ihren Handlungen folgst. Und da muss ich mich jetzt darauf verlassen, dass du die Fakten sehr gut recherchiert hast, auch die familiären Zusammenhänge. Wie sind die Strukturen in einer indischen Familie in den Slums? Dass der Vater sie als Verdienerin rausschmeißt, ist ja zum Beispiel unlogisch, gerade, wenn es offenbar ums nackte Überleben geht. Du hast eine sehr schöne, klare Sprache, finde ich und einige eindringliche, gut gesetzte Bilder. Es geht mir ein bisschen so wie mit der Geschichte von @RinaWu. Gut und böse ist hier ganz klar verteilt. Hier könnte ich mir als Zielgruppe auch Jugendliche vorstellen. Ich habe das gerne gelesen und nur noch ein paar Anmerkungen.

„Entschuldigung!“, rief Manila ihnen über die Schulter zu.
Manila ist so ein bisschen Momo-mäßig, finde ich. Sie ist das grundgute Kind, dass mit seiner Schwester teilt und sich als erstes Sorgen um den Herrn Lal macht, als ihr Koffer gefunden wird.

Ihre kleine Schwester sah mit den riesigen braunen Augen und den langen dunklen Haaren wunderschön aus, aber ihr Vorteil war die lange Narbe, die vom Mundwinkel bis zum Ohr verlief. Manila fehlte nur ein kleiner Zeh. Den hatte eine Ratte gefressen, als sie noch ein Baby war. Aber dafür bekam man keine Mitleidsrupien.
Alles, was zum Überleben dient, ist ein Vorteil. Den Schrecken dahinter hast du gut als Leerstelle gelassen.

Rinnsale gluckerten im Müll und verschmolzen zu einem Bach, der wie ein schwarze Schlange von der Halde kroch und sich seinen Weg durch den Slum suchte.
starkes Bild

Das wars erstmal von mir. Jetzt schmeiße ich auch bald meine Geschichte raus. Und nächstes Jahr will ich auch in Hamburg mit dabei sein. Schön, dass du jetzt auch im Norden bist!

Liebe Grüße von Chutney

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebes @Nichtgeburtstagskind,

du hast diese Welt, die sicher den meisten von uns fremd ist, sehr gut eingefangen. Mit den Bildern, die man bereits selbst im Kopf hat, und deinen Beschreibungen, kann man gut in die Geschichte eintauchen. Ich bin da nirgendwo hängengeblieben. Ich finde es auch gut, dass du zwar aus Manilas Sicht, aber trotzdem etwas distanziert schreibst.
Zum Ende hast du ja auch schon viele Rückmeldungen bekommen. Ich könnte mir da auch ein offeneres Ende sehr gut vorstellen, was gleichzeitig bedeuten würde, die ganze Geschichte etwas zu straffen. Was ihr, zumindest mMn, gut tun würde. Für mich sind das vor allem zwei Stellen, die ich dir dann nennen werde, wenn sie dran sind. ;)

Erstmal zum Text:

Sie blinzelte und zerteilte mit den Zehen den Unrat vor ihr.
Muss es nicht "... vor sich" heißen?
„Auf der Westseite ist ein riesiges Feuer!“, sagte Karan, als er neben ihr stand. Seine Augen glänzten, über die rechte Wange zog sich ein schwarzer Streifen. „Da ist sogar ein Teil weggebrochen. Kommst du mit?“
Das abgebrochene Teil konnte ich mir zunächst nicht so gut vorstellen. Ein Teil von der Mülldeponie ist abgerutscht, oder? Vielleicht kannst du das Wort ja noch unterbringen?
Sie griff nach einem noch eingepackten Burger, riss die Folie runter und aß summend, während sie mit der anderen Hand ein Teil nach dem anderen in den Sack beförderte.
Das ist dir eine sehr eindringliche Szene gelungen! Einerseits ja saueklig, andererseits kann man sich sehr gut vorstellen, wie herrlich es Manila schmecken muss.
Als Manila Nachmittags die Halde verließ, spürte sie das Gewicht ihrer Arbeit auf der Schulter.
Sie ging zu Padma, die auf dem Boden saß, ein Teil aus dem Müllberg vor sich nahm, kurz betrachtete und dann auf einen der vielen Haufen in ihrer Nähe warf. Ihre langen Haare waren geflochten, die Wangen schimmerten. Manila fand sie sehr hübsch.
Das Kursive finde ich irgendwie lahm formuliert. Außerdem wechselt in dem Satz die Perspektive von Manila zu Padma. Vllt. irgendwie so: Als Manila Nachmittags die Halde verließ, um zur Müllhändlerin (oder whatever) zu gehen, spürte sie das Gewicht ihrer Arbeit auf der Schulter. Padma saß wie immer auf dem Boden … "
Anstatt direkt nach Hause zu gehen, bog Manila in die Gasse, die zu Herrn Lal führte.
Hier kommt jetzt eine der beiden Stellen, die es in der Ausführlichkeit für mich nicht bräuchte, nämlich Herrn Lal.
Herr Lal war alt, konnte kaum noch etwas sehen und hatte mal ein Schwein. Das Tier war schon lange nicht mehr da, vielleicht war es weggelaufen, wahrscheinlicher gegessen worden. Manila hatte es nie kennen gelernt, aber den kleinen Stall gab es noch. Herr Lal war sich wohl nicht mehr bewusst, dass der Verschlag neben seiner Hütte ihm gehörte, deshalb war er das perfekte Versteck.
Herr Lal (der ja nicht einmal einen richtigen Auftritt hat in der Geschichte, hat ja eigentlich nur die Funktion, einen Stall zu haben, von dem er nichts mehr weiß, damit Manila ein Versteck hat. Aber dadurch, dass Herr Lal als Person gar keine Rolle spielt, muss das alles gar nicht sein, du könntest sie den Koffer auch in einer eingestürzten, verlassenen Hütte o.ä. deponieren lassen. So werden Erwartungen aufgebaut, ich dachte, es kommt noch irgendwas Wichtiges mit dem alten Herrn, aber nö. Also, du weißt ja - nur eine Meinung, aber für mich wäre der Text ohne diesen Nebenstrang besser.
Manila atmete flach, wagte es kaum, die Lider zu trennen,
Das Kursive klingt auf jeden Fall nicht, wie schon tausendmal gehört, aber für mich klingt es leider auch einfach schlimm. Meine dämliche Fantasie lässt da sofort Rasierklingen auftauchen, die genau das versuchen … :eek:
Heute war ein guter Tag. Oma wird sie weich umarmen und nachts werden alle mit vollen Bäuchen schlafen.
würde umarmen und würden mit vollen Bäuchen schlafen?
An der Ampel sprach sie eine weiße Frau im Tuktuk an.
Ich weiß, was ein Tuktuk ist, trotzdem dachte ich hier zunächst an ein Kleidungsstück: im Tuktuk
Durch die offene Tür ihrer Hütte drang das Licht der Petroleumlampe und die Schreie ihres Vaters.
drangen
„Du falsche Schlange.“ Er schlug sie mit der Hand ins Gesicht und Manila fiel zu Boden. „Wolltest abhauen, was? Dir ein schönes Leben machen, ohne uns?“
Ich weiß nicht genau, du hattest den Schätzen jetzt wohl noch ein goldenes Armband hinzugefügt, oder war das schon immer da? Eigentlich aber befindet sich in dem Koffer doch nichts, was wirklich wertvoll ist, ist doch alles irgendwie kaputtes Zeug, das nur für Manila wertvoll ist. Deshalb finde ich vom Vater trotz all seiner Blödheit albern, zu sagen, Manila könnte sich damit "ein schönes" Leben machen. Oder habe ich da vielleicht etwas übersehen?

Zum Ende: Ich habe gar nichts dagegen, dass es gut für Manila endet, aber ich könnte mir das auch gut als offenes Ende vorstellen. Mich stört eher das Hin-und-Her am Schluss: Dass Manila ins Kinderheim kommt, dort gut versorgt wird, dann geht der Streetworker mit ihr zum Vater, sagt, dieser müsse sich schließlich um seine Tochter kümmern, aber der sagt, nö, keine Lust, und der Streetworker sagt, na gut, dann eben nicht ... Also, natürlich etwas flapsig zusammengefasst. ;) Für mich wäre ein schönes offenes Ende, wenn Manila vielleicht von einem der anderen Jungen, die auf der Halde schlafen, einen Zettel mit der Adresse eines Streetworkers zugesteckt bekommt, der ihm mal geholfen hat. Und sie sich dann auf die Suche nach ihm begibt. Die Stelle, als Oma Manila den Schmetterling zusteckt, könnte auch schon in der ersten Rausschmiss-Szene Platz finden. Und schön hätte ich irgendwie auch noch gefunden, wenn Manila ihrer Schwester eine kleine Hoffnung machen würde, sie dort rauszuholen.
Dieses Hin-und-Her mit Rausschmiss-Streetworker-Heim-Wieder Rausschmiss-Heim bräuchte ich nicht, aber gut geschrieben und authentisch finde ich deine Geschichte allemal, NGK.

Liebe Grüße von Raindog

 

Liebe @Chutney,

wie schön, dass du auch mitmischst! Deine Geschichte hab ich schon gelesen, muss mich noch zu dir vorarbeiten. :)

Andererseits finde ich es schon in meinem Kulturkreis anspruchsvoll, psychologisch glaubhafte Charaktere zu entwickeln. Ich weiß nicht, wie weit es für uns möglich ist, sich in so ein Kind hineinzuversetzen.
Klar, bei solchen Themen ist immer das Risiko dabei, in ein Fettnäpfchen zu treten. Ich war nicht vor Ort, natürlich habe ich auch nur einen kleinen Ausschnitt dieser Welt gesehen und vielleicht habe ich Dinge übersehen oder falsch verstanden.
Aber was bedeutet das? Sollte ich lieber nicht über solche Themen schreiben? Wie viele Deutsche gibt es, die in diesen Regionen leben und uns diese Themen dann auch noch mitteilen wollen? Man merkt natürlich, wenn jemand sich wirklich dort auskennt, die Geschichten von @Chai haben eine ganz andere Tiefe, da gibt es so viele Kleinigkeiten, die die Geschichte lebendig machen.
Mein Anspruch an mich ist erstmal nur keine falschen Dinge einzubauen, das wäre mir unangenehm.

Ich verstehe deine Bedenken auf jeden Fall, aber ich sehe das nicht als Hindernis sondern eher als Herausforderung. :)

Und da muss ich mich jetzt darauf verlassen, dass du die Fakten sehr gut recherchiert hast, auch die familiären Zusammenhänge. Wie sind die Strukturen in einer indischen Familie in den Slums? Dass der Vater sie als Verdienerin rausschmeißt, ist ja zum Beispiel unlogisch, gerade, wenn es offenbar ums nackte Überleben geht.
So weit ich das verstanden habe, ist das Thema Ehre für die indischen Männer sehr wichtig. Der Vater fühlt sich in dem Moment hintergangen und nicht als Oberhaupt ernst genommen. Wenn er Manila so etwas durchgehen lassen würde, dann könnte ihm ja Suki auch bald auf der Nase rumtanzen. Vernünftig handelt der Vater da nicht, aber wann tun Menschen das schon ;)
So waren meine Gedanken dazu. Ob das wirklich realistisch ist, weiß ich nicht.

Du hast eine sehr schöne, klare Sprache, finde ich und einige eindringliche, gut gesetzte Bilder.
Vielen Dank! :)

Gut und böse ist hier ganz klar verteilt. Hier könnte ich mir als Zielgruppe auch Jugendliche vorstellen.
Da wurde bereits mehr Vermischung gewünscht und ich habe versucht, dem Vater noch einen positiven Touch mitzugeben. Mal schauen,, ob ich da noch mehr reinbringe.

Manila ist so ein bisschen Momo-mäßig, finde ich. Sie ist das grundgute Kind, dass mit seiner Schwester teilt und sich als erstes Sorgen um den Herrn Lal macht, als ihr Koffer gefunden wird.
So habe ich das noch gar nicht gesehen. Aber ja, sie ist sehr selbstlos, hat sich mit der Situation arrangiert, in der sie sich befindet und denkt trotzdem nicht zuerst an sich.

Alles, was zum Überleben dient, ist ein Vorteil. Den Schrecken dahinter hast du gut als Leerstelle gelassen.
starkes Bild
:shy: :kuss:

Und nächstes Jahr will ich auch in Hamburg mit dabei sein. Schön, dass du jetzt auch im Norden bist!
Ja, das wär schön!

Vielen Dank für deine Gedanken zu dieser Geschichte. Dein Besuch hat mich sehr gefreut.

Liebe Grüße,
NGK


========


Hallo @Raindog,

du hast diese Welt, die sicher den meisten von uns fremd ist, sehr gut eingefangen.
Das freut mich sehr. Hab mir auch Mühe gegeben. ;)

Ich könnte mir da auch ein offeneres Ende sehr gut vorstellen, was gleichzeitig bedeuten würde, die ganze Geschichte etwas zu straffen. Was ihr, zumindest mMn, gut tun würde.
Ja, da sind bestimmt verschiedene Enden denkbar. Aber ich habe entschieden, doch bei dem Happy End bleiben zu wollen.

Muss es nicht "... vor sich" heißen?
Wo dus sagst … Ja, sich hört sich richtiger an.

Das abgebrochene Teil konnte ich mir zunächst nicht so gut vorstellen. Ein Teil von der Mülldeponie ist abgerutscht, oder? Vielleicht kannst du das Wort ja noch unterbringen?
Ich hab jetzt noch Halde ergänzt

Das ist dir eine sehr eindringliche Szene gelungen! Einerseits ja saueklig, andererseits kann man sich sehr gut vorstellen, wie herrlich es Manila schmecken muss.
Super, dass das so rüberkommt.

Das Kursive finde ich irgendwie lahm formuliert. Außerdem wechselt in dem Satz die Perspektive von Manila zu Padma.
Mhh, mich stört der lahme Satz jetzt nicht so. Ich schau mir das mal an. Das mit der Perspektive versteh ich nicht ganz. Du meinst, dass das Subjekt von Manila zu Padma wechselt? Würde eine Aufteilung in mehrere Sätze helfen?

Herr Lal (der ja nicht einmal einen richtigen Auftritt hat in der Geschichte, hat ja eigentlich nur die Funktion, einen Stall zu haben, von dem er nichts mehr weiß, damit Manila ein Versteck hat.
Auf Herrn Lal könnte ich sogar tatsächlich verzichten. Aber irgendwie ist mir bis jetzt keine Lösung für ein anderes Versteck eingefallen. Es darf nicht zu weit weg sein, es muss gut versteckt sein, am besten nicht für jeden zugänglich. In den engen Slums ist es gar nicht so einfach eine Alternative zu finden. Ich überleg noch mal.

Das Kursive klingt auf jeden Fall nicht, wie schon tausendmal gehört, aber für mich klingt es leider auch einfach schlimm. Meine dämliche Fantasie lässt da sofort Rasierklingen auftauchen, die genau das versuchen …
Aha, so würdest du also Lider trennen … :eek::D Da bisher niemand anders Ähnlichkeiten zu einem Horrorfilm gesehen hat, lass ich es erstmal so . ;)

würde umarmen und würden mit vollen Bäuchen schlafen?
Hmm. Aber für Manila wird es ja so geschehen, sie ist sich da sicher. Oder meinst du die Zeitform ist einfach falsch?

Ich weiß, was ein Tuktuk ist, trotzdem dachte ich hier zunächst an ein Kleidungsstück: im Tuktuk
:D Wie sieht das denn aus? Dein Kopf geht heute komische Wege.

Deshalb finde ich vom Vater trotz all seiner Blödheit albern, zu sagen, Manila könnte sich damit "ein schönes" Leben machen. Oder habe ich da vielleicht etwas übersehen?
Naja, für den Koffer und die Sachen dadrin würde man sicherlich ein paar Rupien bekommen, einfach nur als Materialwert zum Recyclen. Sich davon ein schönes Leben machen zu können ist natürlich Unsinn. Der Vater redet einfach blödes Zeug.

Dass Manila ins Kinderheim kommt, dort gut versorgt wird, dann geht der Streetworker mit ihr zum Vater, sagt, dieser müsse sich schließlich um seine Tochter kümmern, aber der sagt, nö, keine Lust, und der Streetworker sagt, na gut, dann eben nicht ...
Oh, da ist etwas durcheinander geraten. Das Essen bekommt Manila nicht im Kinderheim sondern in einer sozialen Einrichtung in der es Essen gibt. Deswegen beschreibe ich das Kinderheim am Ende auch anders als diesen Bau.
Der Ajeet lebt auch nicht im Heim sondern auf der Straße und holt sich da nur seine warme Mahlzeit ab. Vielleicht muss ich das noch deutlicher machen. Ich mach mir da mal Gedanken zu.
Würde das denn das Hin und her etwas auflösen?

aber gut geschrieben und authentisch finde ich deine Geschichte allemal, NGK.
Das freut mich sehr! Vielen Dank für deine Meinung.

Ich merke, ich muss mich wohl doch nochmal mit der Kürzung auseinander setzen. Mir fällt es bei dir dieser Geschichte ungewöhnlich schwer, etwas zu streichen. Die Reportagen dazu haben mich echt mitgenommen und es gab so viele Themen, die ich gerne noch untergebracht hätte und auf die ich schweren Herzens verzichtet habe. Ich glaube, deswegen habe ich jetzt schon das Gefühl so viele Darlings gekillt zu haben, auch wenn sie nie den Text erreicht haben. Vielleicht brauch ich einfach noch ein paar Tage.

Liebe Grüße,
NGK

 

Hallo @Nichtgeburtstagskind nochmal,

Das Kursive finde ich irgendwie lahm formuliert. Außerdem wechselt in dem Satz die Perspektive von Manila zu Padma.
Mhh, mich stört der lahme Satz jetzt nicht so. Ich schau mir das mal an. Das mit der Perspektive versteh ich nicht ganz. Du meinst, dass das Subjekt von Manila zu Padma wechselt? Würde eine Aufteilung in mehrere Sätze helfen?
Ja, ich denke, das würde es ruhiger machen.
Auf Herrn Lal könnte ich sogar tatsächlich verzichten. Aber irgendwie ist mir bis jetzt keine Lösung für ein anderes Versteck eingefallen. Es darf nicht zu weit weg sein, es muss gut versteckt sein, am besten nicht für jeden zugänglich. In den engen Slums ist es gar nicht so einfach eine Alternative zu finden.
Das verstehe ich, habe mir schon gedacht, dass es nicht so einfach ist, ein geeignetes Versteck zu erfinden, aber vielleicht gibt es ja wirklich so eine zusammengerutschte, verlassene Hütte am Rande des Slums?
würde umarmen und würden mit vollen Bäuchen schlafen?
Hmm. Aber für Manila wird es ja so geschehen, sie ist sich da sicher. Oder meinst du die Zeitform ist einfach falsch?
Ja, denke ich zumindest. Ich denke, es müsste jeweils würde/n heißen, Konjunktiv II, aber eigentlich traue ich mich in Grammatikfragen hier nicht gerne so weit aufs Eis ... Ich vertraue da meistens meinem Bauch, der aber, genau wie mein Kopf, manchmal komische Wege geht ;):
Ich weiß, was ein Tuktuk ist, trotzdem dachte ich hier zunächst an ein Kleidungsstück: im Tuktuk
:D Wie sieht das denn aus? Dein Kopf geht heute komische Wege.
Siehtse, du sagts es! :D Ja, mein Kopf hat eben gedacht: Die eine Frau im Tuktuk, die andere im Sari, noch eine im Kaftan ... Wenn du erst Taxi und dann Tuktuk schreiben würdest, wäre das deutlicher. Aber ist ja sicher nur mir so gegangen.
Oh, da ist etwas durcheinander geraten. Das Essen bekommt Manila nicht im Kinderheim sondern in einer sozialen Einrichtung in der es Essen gibt. Deswegen beschreibe ich das Kinderheim am Ende auch anders als diesen Bau.
Der Ajeet lebt auch nicht im Heim sondern auf der Straße und holt sich da nur seine warme Mahlzeit ab.
Das ist sicher mein Fehler, sorry, das habe ich vorm Kommentieren nicht noch einmal genau gelesen. Ich denke, das ist schon deutlich. Vom Erstlesen hatte ich aber den Gesamteindruck abgespeichert, dass es etwas sehr Ähnliches ist.
Vielleicht muss ich das noch deutlicher machen. Ich mach mir da mal Gedanken zu.
Würde das denn das Hin und her etwas auflösen?
Wie gesagt, ich denke, du hast das schon detailliert genug beschrieben. Das ist nicht der Punkt, den ich mit Hin und Her meine, sondern, dass sich die Szenen ab dann nicht mehr so sehr voneinander unterscheiden.
Liebe Grüße von Raindog

 

Hallo @Nichtgeburtstagskind,

von mir auch noch ein kleines Feedback zu Deiner Geschichte.

Zunächst ein paar Tippfehler (die Du selbst sofort siehst):

auf de Boden stand,

Als Manila Nachmittags die Halde verließ

Du hältst dich daraus.

Und dann ist mir aufgefallen, dass Du zwei Abschnitte identisch beginnst:

Jemand tippte an Manilas Schulter, sie schreckte aus dem Halbschlaf.
Jemand tippte an ihre Schulter. Manila schrie, schlug um sich.

Jetzt zum Plot. Du hast Dir ein schwieriges Thema herausgesucht, und zwar einfach deshalb, weil es so weit weg von unserer Gesellschaft und unserer Kultur ist, dass man sich, glaube ich, nur sehr schwer in eine solche Situation hineinversetzen kann. Und dann noch die Kinderperspektive, was ich doppelt schwer finde. Ich habe selbst Kinder und kenne die wirklich gut, aber ich habe keine Ahnung, wie die sich in einer solchen Situation verhalten würden.

Damit bist Du in der Falle, dass Du über etwas schreibst, das Du nicht kennst, bestenfalls durch Bilder und Berichte durch die Brille Deines eigenen kulturellen und gesellschaftlichen Hintergrundes erschließen kannst.

Mit anderen Worten: gar nicht erschließen kannst. Während Du vielleicht bei Straßenkindern in Deutschland noch die Chance hättest, selbst zu beobachten und Dir vorzustellen, wie es dazu kommen kann, in unserer Gesellschaft mit unserer Kultur, bleibt Dir diese Einsicht bei Deinem Szenario verwehrt. Ich bin mir nicht einmal sicher, dass eine Recherche vor Ort da viel helfen würde.

Tja und dann sehe ich eine weitere Schwierigkeit: Was ist die Prämisse? Die Moral von der Geschichte? Die sehe ich gerade nicht.

Damit passiert das, was in Deinem Text passiert. Du versuchst das Elend aus Sicht des Kindes zu beschreiben, verfällst dann aber in Stereotype (böser, besoffener Vater, etc.) und Logikprobleme: Der schickt einen der Hauptverdiener weg? Unglaubwürdig. Und Deine Protagonistin ist einfach nur ein Spielball der Gewalten und Zufälle, die über sie herrschen.

Damit bleibt als tiefere Ebene Deiner Geschichte für mich in erster Linie, dass Du auf dieses Problem aufmerksam machen möchtest. Das ist löblich, vielleicht auch wichtig, aber das steht natürlich einer Kritik der Machart des Textes irgendwie im Wege.

Was tun? Solche Themen nicht anpacken? Ich bin da ein wenig ratlos. Ich kann da auch nur für mich sprechen. Wenn ich dieses Thema bearbeiten müsste, hätte ich die Geschichte wahrscheinlich aus Sicht des Streetworkers oder eines anderen Helfers, z. B. aus Deutschland, beschrieben, der Manila helfen möchte und z. B. merkt, dass das alles gar nicht so einfach ist. Wenn er Manila ins Heim bringt, hat die Familie kein Einkommen mehr, die Schwester muss mehr arbeiten, was auch immer. Die Thematik käme mir dann auch viel näher, ehrlich gesagt, weil ich mich mit jemanden aus meinem Kulturkreis identifizieren kann, der einem kleinen Mädchen auf der Müllkippe helfen möchte, wohingegen es mir sehr schwer fällt, mich mit dem kleinen Mädchen auf der Müllkippe zu identifizieren.

Wahrscheinlich hilft Dir mein Kommentar nicht weiter, aber es ist Challenge, da schicke ich ihn auch ab.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Hallo @Raindog,

Ja, ich denke, das würde es ruhiger machen.
Sehe ich ein. Wird geändert.

Das verstehe ich, habe mir schon gedacht, dass es nicht so einfach ist, ein geeignetes Versteck zu erfinden, aber vielleicht gibt es ja wirklich so eine zusammengerutschte, verlassene Hütte am Rande des Slums?
Da ist alles so eng, gerade in der Nähe der Deponie, irgendwie passt das für mich nicht. Vielleicht hab ich ja noch ne Erleuchtung.

Ja, denke ich zumindest. Ich denke, es müsste jeweils würde/n heißen, Konjunktiv II, aber eigentlich traue ich mich in Grammatikfragen hier nicht gerne so weit aufs Eis ...
Ich würde da ja auch niemandem widersprechen. Allerdings war Friedel schon hier und da der nichts gesagt hat …

Das ist nicht der Punkt, den ich mit Hin und Her meine, sondern, dass sich die Szenen ab dann nicht mehr so sehr voneinander unterscheiden.
Das würde dann wohl auch in die Kategorie „Kürzen“ fallen. Mal schauen, ob ich mich dazu noch überwinden kann.

Vielen Dank für die Rückmeldung,
NGK


==========


Hallo @Geschichtenwerker,

Du hältst dich daraus.
Die anderen beiden waren klar, aber hier habe ich Tomaten auf den Augen. Wo ist der Fehler?

Und dann ist mir aufgefallen, dass Du zwei Abschnitte identisch beginnst:
Das soll so. Deswegen erschrickt Manila auch so, weil sich die Situationen so ähneln.

Mit anderen Worten: gar nicht erschließen kannst.
Aber was bedeutet das? Das niemand über etwas schreiben darf, dass er nicht selbst erlebt hat? Das wäre zum einen ziemlich langweilig (auf jeden Fall meine Geschichten) , und zum anderen gingen da auch ziemlich viele tolle Geschichten verloren. Und was ist mit Phantasie? :eek: :sealed:
Ich weiß, dass das anspruchsvoll ist und die Gefahr sich bei so einem Thema zu blamieren, ist ziemlich hoch. Trotzdem reizt es mich, mich mit solchen Themen auseinander zu setzen und sie auch anderen näher zu bringen.
Ich heiße nicht Relotius und behaupte, dass es Manila gibt und das alles so passiert ist. Es ist klar, dass ich fiktiv schreibe, inklusive aller Freiheiten, die man als Autor so hat.

Die Moral von der Geschichte? Die sehe ich gerade nicht.
Ne Moral gibt es nicht. Es ist einfach eine Geschichte von einem Mädchen, das sich in einer harten Welt etwas Hoffnung bewahrt.

Du versuchst das Elend aus Sicht des Kindes zu beschreiben, verfällst dann aber in Stereotype (böser, besoffener Vater, etc.)
Leider sind diese Stereotype dort zu oft wahr. Natürlich gibt es auch die fürsorglichen Väter, die hart arbeiten. Ich wollte aber diesen Vater zeigen. Nur weil es Stereotype gibt, lass ich mich davon nicht einschränken.

Der schickt einen der Hauptverdiener weg? Unglaubwürdig.
Menschen handeln andauernd unlogisch, ich bin erstaunt, dass das hier so viele auch von den Charakteren erwarten. Vielleicht habe ich den Vater aber auch nicht klar gezeichnet und muss da noch ein paar Striche nachziehen.

Und Deine Protagonistin ist einfach nur ein Spielball der Gewalten und Zufälle, die über sie herrschen.
Naja, das alles passiert Manila, weil sie so ist wie sie ist. Sie sammelt ihre Schätze, obwohl sie weiß, dass sie das nicht darf. Sie ist sofort bereit ihrer Schwester zu helfen. Wenn sie ein Duckmäuschen wäre, dann wäre alles anders gekommen.

Das ist löblich, vielleicht auch wichtig, aber das steht natürlich einer Kritik der Machart des Textes irgendwie im Wege.
Vielleicht? :eek:
Ach, Quatsch, nur weil etwas gut gemeint ist, muss es ja nicht gut sein.

Wenn ich dieses Thema bearbeiten müsste, hätte ich die Geschichte wahrscheinlich aus Sicht des Streetworkers oder eines anderen Helfers, z. B. aus Deutschland, beschrieben, der Manila helfen möchte
Aber das wäre ja eine ganz andere Geschichte, die viele Dinge gar nicht hätte beschreiben können, eben weil aus einer anderen Perspektive.

Wahrscheinlich hilft Dir mein Kommentar nicht weiter, aber es ist Challenge, da schicke ich ihn auch ab.
Wieso sollte der mir denn nicht weiterhelfen? Jede Auseinandersetzung mit dem Text und dem Thema ist sinnvoll. Das heißt ja nicht, dass wir am Ende einer Meinung sein müssen. ;)

Vielen Dank für deine Gedanken und liebe Grüße,
NGK

 

Harinder drehte seinen Oberkörper in Manilas Richtung. „Das ist ein Kinderheim. Die Leute dort sind sehr lieb und werden sich gut um dich kümmern.
Schade nur, dass sie die kleine Schwester nicht gleich mitgenommen haben.

Liebes @Nichtgeburtstagskind

eine sehr schön erzählte Geschichte ist das. Beeindruckend, mit wie vielen Details und guten Einfällen du sie ausgestattet hast. So entsteht in mir als Leser ein sehr klares Bild von dieser Welt, die du uns hier vorführst und in die du mich als Leser mitnimmst. Am Ende leide ich mit deiner Protagonistin und ihrer kleinen Schwester. Auch ich habe das Gefühl, dass hier sehr viel Recherche notwendig war, damit diese Authentizität entstehen konnte. Und darin liegt für mich der Schwerpunkt deiner Geschichte, das macht sie lesenswert und das macht sie für mich zu einer der besten dieser Challenge, auch was ihre sprachliche Umsetzung angeht. Toll gemacht.

Noch ein paar Kleinigkeiten:

Karan stapfte lachend den Berg herunter und zog dabei einen gut gefüllten Sack hinter sich her.
Muss das an dieser Stelle nicht ‚hinunter‘ sein?
('hin' - von mir zu einem anderen Ort
'her' - von einem anderen Ort zu mir)

„Und, was hast du da schönes?“, fragte sie, nickte in Richtung des Reissacks und sortierte weiter.
„Das übliche.“
(et)was Schönes
das Übliche

das Wasser lief über den lehmigen Weg vor ihr Hütte
„Sie hielt sich schon immer für etwas besseres“,
s.o.
Seine Haaren wirkten heute frisch
die gerade von der Arbeit kamen oder Feiern gehen wollten.
feiern gehen
sondern ein Mann in einem grünem Hemd.
Schließlich hatte Manila Harinder doch von ihrer Familie erzählt.
Präteritum würde mMn für diese Erzählebene reichen.
Als sie sich voneinander lösten, richtete sich Vater verschlafen auf,
Hier sollte mMn ‚ihr Vater‘ stehen. Passt - wie ich meine - besser zur Erzählperspektive.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hallo @Nichtgeburtstagskind,

Du hast noch ein paar Fragen aufgeworfen, deswegen melde ich kurz:

Aber was bedeutet das? Das niemand über etwas schreiben darf, dass er nicht selbst erlebt hat? Das wäre zum einen ziemlich langweilig (auf jeden Fall meine Geschichten) , und zum anderen gingen da auch ziemlich viele tolle Geschichten verloren. Und was ist mit Phantasie?

Du darfst natürlich schreiben, was Du möchtest, und ich finde auch nicht, dass Du Dich mit dieser Geschichte blamiert hast, sondern dass Du in dem Rahmen, was man sich aus der Ferne erschließen kann, das schon gut umgesetzt hast.

Das ist vielleicht mehr eine Frage, welche Intention man hat, wie man eine solche Geschichte angeht. Man kann das z. B. als Schreibübung sehen, wie nahe kann ich so einem Protagonisten kommen (und in die Richtung geht das nach meinem Gefühl). Mein Punkt ist nur, dass das aus genannten Gründen nur sehr bedingt gelingt, wohingegen z. B. die Perspektive des Helfers sehr gut umsetzbar wäre, und von daher die Geschichte noch eindrücklicher werden könnte (und gar nicht so viel ändern würde (bis auf die Nachvollziehbarkeit), weil Du ja eh schon eine entsprechende Distanziertheit im Text hast).

Das ist löblich, vielleicht auch wichtig, aber das steht natürlich einer Kritik der Machart des Textes irgendwie im Wege.
Vielleicht? :eek:

Ja, das ist immer der schnelle Impuls: Elend, also wichtig, darauf hinzuweisen. Da kann man natürlich stundenlang darüber philosophieren. Wenn wir auf alles Elend in der Welt hinweisen, sind wir überfordert und es passiert gar nichts. Also muss man priorisieren, z. B. nach Wichtigkeit, was ich schon schwierig finde, denn dann benötigt man einen Maßstab, aber welcher soll das sein? Ein weites Feld, das ich hier gar nicht aufmachen wollte (ich mache oftmals solche Andeutungen, die man womöglich nicht gleich versteht, ist aber eher mein Problem).

Der schickt einen der Hauptverdiener weg? Unglaubwürdig.
Menschen handeln andauernd unlogisch, ich bin erstaunt, dass das hier so viele auch von den Charakteren erwarten. Vielleicht habe ich den Vater aber auch nicht klar gezeichnet und muss da noch ein paar Striche nachziehen.

Naja, Menschen die mit dem Überleben kämpfen handeln sicherlich nicht überlegt, aber eines können Sie: Überleben und dem wird auch alles untergeordnet. Insofern empfindet man das als unrealistisch, dass er seine Einnahmequelle wegschickt.

Das war es auch schon fast:

Jede Auseinandersetzung mit dem Text und dem Thema ist sinnvoll. Das heißt ja nicht, dass wir am Ende einer Meinung sein müssen.

Es wäre ja furchtbar, wenn wir alle einer Meinung wären. Nur so eine grundsätzliche Ausführung wie meine kommt oftmals nicht gut an, weswegen ich sehr froh bin, dass Du das entsprechend aufgenommen hast.

Gruß

Geschichtenwerker

 

Hallo @Nichtgeburtstagskind,

sorry, hatte vergessen darauf zu antworten (ist mir gerade eingefallen) :

Du hältst dich daraus.
Die anderen beiden waren klar, aber hier habe ich Tomaten auf den Augen. Wo ist der Fehler?

Müsste nach meinem Empfinden "da raus" heißen, da das "raus" zum Verb "halten" gehört.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Liebes NGK,

schön, dass du auch mitchallengest (hm, komisches Wort).

versuchte, etwas in dem Dunst zu erkennen.
würde "im Dunst" schreiben

Karan sammelte alte Laufwerke und anderen Elektroschrott.
Würde das präzisieren. Computerlaufwerke.

kennen gelernt
kennengelernt

Und, was hast du da schönes
Schönes

Das übliche.
Übliche

Suki lag neben ihr im Bett und öffnete die Augen. „Zu!“, flüsterte Manila und ihre Schwester schloss sie wieder.
Was schloss ihre Schwester? Die Augen oder den Koffer?

Manila atmete flach, wagte es kaum, die Lider zu trennen, und musste doch etwas sehen.
"Lider trennen"? Hört sich ekelig an :shy:

Der echte, der noch in diesem Fremden stecken musste. Verwandelt durch den Alkohol. Und Mamas Tod.
Ich habe hier ein Problem mit dem Bezug. Der echte, der durch Alkohol und den Tod verwandelt ist? So steht es m.E. da.

Früher hatte Amir auf der anderen Seite gesessen und Vater hatte ihnen von Brahma, Vishnu und Shiva erzählt, während Mama Suki gestillt hatte.
Vermute mal, er erzählt was von Gottheiten. Shiva ist mir ein Begriff (nein, nicht Cosma Shiva), bei den anderen habe ich geraten.

aber ihr Vorteil war die lange Narbe, die vom Mundwinkel bis zum Ohr verlief. Manila fehlte nur ein kleiner Zeh.
Jetzt betten sie auch noch oder was leitest du hier ein? Vom betteln steht da später nichts.

Manila fehlte nur ein kleiner Zeh. Den hatte eine Ratte gefressen, als sie noch ein Baby war.
Wenn die Ratte ihn GEfressen hat, muss der Zeh ja vorher irgendwo gelegen haben. :sealed:
Ich denke, besser wäre ABGEfressen.

Der andre Junge
andere

Hat mir gut gefallen, aber ...
Ich fand irgendwann den roten Faden nicht wieder, wusste nicht, worauf die Geschichte hinausläuft, was das Hauptthema ist. (Übrigens spielt der themengebende Koffer ja nur eine kleine Nebenrolle, verliert sich später ganz.)
Ich hätte es besser gefunden, der Text würde einen Schwerpunkt setzen. Alles, was du im Text bringst, ist im Einzelnen gut geschrieben, richtig, passend zum Sujet. Aber die Summe von allem ist mir zu viel, zu viel Stoff. Alkohol, Mutter weg, geheimnisvoller Junge, Probleme der Geschwister, Palma, Herr Lal usw. ... und am Ende taucht auch noch der Streetworker auf. Es würde der Geschichte nicht schaden, wenn ein, zwei Nebenstränge fehlen würden.

Schönen Abend noch und liebe Grüße,
GoMusic

 

Hi NGK,

ich mag die Geschichte, auch wenn ich ein paar Punkte kritisch sehe. Vor allem wegen des Themas. Über die Erbarmungslosigkeit von Armut zu lesen, in Erinnerung zu rufen, was Elend bedeutet, brauchen wir, um uns selbst zu hinterfragen.
Mag sein, dass das, was du beschreibst, authentisch ist, dennoch erfahre ich nichts, was ich nicht schon zuvor gewusst hätte, kann insofern keinen überraschten Blick auf das Leben der Kindermüllsammlerin werfen. Die Handlung bis zum Ende hin bleibt darüberhinaus erwartbar. Was an sich nicht schlimm ist, besonders weil es ein relevanter Text ist, was aber die letzte Empörung über das, was ich lese, mindert. (Hoffe, ich drücke mich verständlich aus.)
Eine Kleinigkeit: Manila als Name stört mich, weil es mich an die Stadt erinnert.
Ziemlich souverän geschrieben, könntest du trotzdem das eine oder andere Füllwort, zum Teil ganze Sätze streichen und würdest mMn für mehr Prägnanz sorgen.


Wenn die Halde brannte, kamen die Kopfschmerzen noch früher als sonst.
hier zum Beispiel: der Satz schwingt besser, wenn du das Fettmarkierte streichst.

Herr Lal war alt, konnte kaum noch etwas sehen und hatte mal ein Schwein.
hübsche Verbindung, weil inhaltlich so unterschiedlich.

Oma wird sie weich umarmen und nachts werden alle mit vollen Bäuchen schlafen.
weich umarmen, meinst du zärtlich?

Manila fehlte nur ein kleiner Zeh. Den hatte eine Ratte gefressen, als sie noch ein Baby war. Aber dafür bekam man keine Mitleidsrupien.
mm, braucht's das?

Sukis Geld reichte nicht für die ganze Familie.
Manila setzte sich in den durchweichten Müll, zog die Beine an den Oberkörper und schlang die Arme darum. Eine Krähe landete neben ihr, zerpflückte eine Zeitung und starrte sie aus schwarzen Knopfaugen an.
starkes Bild

Harinder drehte seinen Oberkörper in Manilas Richtung. „Das ist ein Kinderheim. Die Leute dort sind sehr lieb und werden sich gut um dich kümmern. Du bekommst Essen und Unterricht Es gibt aber auch Regeln, an die du dich halten musst.“
Manila schluckte. „Das schaff ich.“ Sie umklammerte den blauen Anstecker.
Harinder lächelte. „Da bin ich mir sicher.“
na ja, fällt dir ein besserer Schluss ein? Klingt so larifari zukumftsschwangermalancholisch wie aus einem Schreibratgeber für Kurzgeschichten.

Liebe Grüße aus der Wohlstandsmüllhalde meiner Nachtgedanken
Isegrims

 

Hallo @barnhelm,

vielen Dank für deinen Kommentar! Der hat mich durch die Wohnung tanzen lassen! :bounce:

Beeindruckend, mit wie vielen Details und guten Einfällen du sie ausgestattet hast. So entsteht in mir als Leser ein sehr klares Bild von dieser Welt,
Freut mich sehr, dass das funktioniert.

Auch ich habe das Gefühl, dass hier sehr viel Recherche notwendig war, damit diese Authentizität entstehen konnte. Und darin liegt für mich der Schwerpunkt deiner Geschichte, das macht sie lesenswert und das macht sie für mich zu einer der besten dieser Challenge, auch was ihre sprachliche Umsetzung angeht.
Wow, vielen Dank für das Lob. Genau diese Details sind es auch, die mich an solchen Geschichten reizen, die Kleinigkeiten, die den Unterschied machen. Ich seh die Bilder ja vor mir – wenn ich die dann auch in eure Köpfe bekomme, ist das großartig!

Muss das an dieser Stelle nicht ‚hinunter‘ sein?
Immer dieses hin und her. :p Aber ja, du hast wohl recht.

Vielen Dank auch für die restlichen Flusen. Dass sich da immer noch welche verstecken ...

Liebe Grüße,
NGK


=========


Hallo @Geschichtenwerker,

ich finde auch nicht, dass Du Dich mit dieser Geschichte blamiert hast, sondern dass Du in dem Rahmen, was man sich aus der Ferne erschließen kann, das schon gut umgesetzt hast.
Na, immerhin. ;)

Mein Punkt ist nur, dass das aus genannten Gründen nur sehr bedingt gelingt, wohingegen z. B. die Perspektive des Helfers sehr gut umsetzbar wäre,
Ich verstehe, warum du das so siehst. Aber dieser Charakter wäre eben nicht das, was mich reizen würde. Ich will fremde Welten erkunden und mittendrin sein, als Teil des Ganzen und nicht als Fremdkörper. Ich denke, wir haben da einfach unterschiedliche Herangehensweisen. Das ist super. Wir können über das gleiche Thema schreiben und es würden zwei sehr unterschiedliche Geschichten herauskommen. :)

Wenn wir auf alles Elend in der Welt hinweisen, sind wir überfordert und es passiert gar nichts.
Das geht jetzt etwas weg vom Text, aber das sehe ich nicht so. Auch mir wird das Elend oft zu viel. Ich gucke auch selten Nachrichten, sondern lese sie lieber, weil ich dann die Kontrolle habe, was und wie viel ich davon lese.
Aber dass jemand diese Nachrichten und Reportagen senden muss, dass jemand in die Welt hinaus muss, um auf Missstände aufmerksam zu machen, das steht ja wohl außer Frage. Was die Welt dann mit diesen Informationen anfängt ist eine andere Sache.

Überleben und dem wird auch alles untergeordnet. Insofern empfindet man das als unrealistisch, dass er seine Einnahmequelle wegschickt.
Okay, das nehme ich erst mal so mit. Wenn du das so empfindest, ist das so. Ich könnte die Figur des Vaters noch einmal überarbeiten, vielleicht auch den Rausschmiss Manilas anders motivieren. Aber für die Challenge wird das so bleiben.

Nur so eine grundsätzliche Ausführung wie meine kommt oftmals nicht gut an, weswegen ich sehr froh bin, dass Du das entsprechend aufgenommen hast.
Du bewegst dich damit eben schnell vom Text weg, was die Diskussion persönlicher macht. Ich finde das nicht schlimm, eher interessant, aber es geht eben ein Stück weg von der Textarbeit.

Vielen Dank für die Rückmeldung und liebe Grüße,
NGK

P.S.:

Müsste nach meinem Empfinden "da raus" heißen, da das "raus" zum Verb "halten" gehört.
Ah, macht Sinn. Danke!

 

Hallo @Nichtgeburtstagskind, besser spät als nie, schaffe ich jetzt auch endlich deine Challengegeschichte zu lesen.
Ich freue mich schon, wo bei deinen Zombots ja Momentan Pause zu sein scheint.
So ich kommentiere mal beim Lesen was mir so auffällt, hoffe das sie die Dopplkungen zu meinen Vorkommentatoren in Grenzen hält, aber wenn ich alle Challengetexte noch lesen und Kommnetieren will um fair bewerten zu können, muss ich mich sputen, da kann ich leider nicht noch alle Kommentare lesen *Auge zu halt*
So dann wollen wir mal Starten.
Als erstes fällt mir schon mal auf, was für schöne Namen du gewählt hast. Manila und Karan. Das klingt gut :-)

einer geflochtenen roten Schnur.
ich habe das Gefühl das r müsste weg.
„Nee, ich such lieber noch was weiter.“
das was kann weg. Klingt komisch und irgendwie Regionsabhängig. Vielleicht ist es mir deswegen nicht so geläufig. Hier im schönen Ostwestfalen-Lippe reden wir so nicht :lol:
Herr Lal war alt, konnte kaum noch etwas sehen und hatte mal ein Schwein.
was für ein schöner Satz :-)
Sie betrat die Gasse, in der ihre Hütte lag, als es klirrte. Ein Hund jaulte auf und hechtete an ihr vorbei.
Vor dem Eingang zu ihrem Zuhause lagen Scherben.
ich bin verwirrt, sie war doch schon zu Hause, oder geht sie aus der Hütte wieder nach draußen und bemerkt dann erst die Scherben? hat sie sich irgendwie von hinten rein geschlichen? Ich kann mich an dieser Stelle nicht so richtig orientieren.
„Na, endlich jemand, der was tut!“ Vater saß auf dem Boden
auf welchem Boden? von der Hütte? vom Zuhause? ich dachte er ist ncah dem Streit mit Amir hinaus gestolpert?
aber ihr Vorteil war die lange Narbe, die vom Mundwinkel bis zum Ohr verlief. Manila fehlte nur ein kleiner Zeh. Den hatte eine Ratte gefressen, als sie noch ein Baby war. Aber dafür bekam man keine Mitleidsrupien.
oh gott was für eine schreckliche Welt, beschreibst du uns denn da? gruselig, wenn man daran denkt das es irgendwo auf der Welt genauso vor sich geht.
„Nein!“, sagte Suki. „Das ist dein Geld!“
„Ich hatte heute Glück. Nimm! Falls es bei dir nicht gut läuft.“
„Danke“, sagte Suki leise und drückte Manilas Hand.
Wenn die Mutter stirbt und der Vater nicht mehr zu gebrauchen ist müssen wenigstens die Geschwister zusammen halten :-) schöne und irgendwie traurige Stelle.
Ihre Schwester war wichtiger als alle Armbänder der Welt.
:-)
Er fasste sie an den Oberarmen, schüttelte sie.
Okay der Bruder ist also ein Arsch, ich merke es mir.
In der Mitte der Hütte lag ihr Koffer.
Och ne, wieso tust du das? nicht ihr koffer das ist doch offensichtlich das einzige was sie nur für sich hat.
Der Junge weckte ein merkwürdiges Gewühl bei ihr.
Gewühl oder Gefühl?
„Kannst du nicht schlafen?“,
nett oder Psychopath?

Oh den Rest der Geschichte habe ich wohl vergessen, das ich noch ein Kommentar schreiben wollte. Aber mir ist auch nichts mehr aufgefallen was mich aus dem Fluss gerissen hätte.
Deine Geschichte hat mich beeindruckt und mitgenommen. Am Anfang dachte ich in was für eine verrückte Welt entführst du uns jetzt, schokierender Moment als sich für mich heraus stellte das es keiner erfundene ist. Traurig das Familien so auseinander brechen in einer Zeit in der man nichts hat außer die Familie und traurig das es immer noch zu viele Familien gibt die wirklich nichts mehr haben außer sich.
Du hat diese grausame Welt mit so viel Hingabe und detailverliebtheit beschrieben, das ich Manila wahnsinnig gerne begleitet habe, auch wenn es ein mulmiges Gefühl hinterlassen hat.
Ich konnte alles genau vor mir sehen, die Hütte, den betrunkenen Vater, die Oma wie sie sich den Gesetzten ihres Sohnes beugt und nicht einmal auf wiedersehen sagen kann, die kleine Schwester, der es das Herz zerreist weil sie jetzt noch einsamer ist, obwohl sie bei ihrer Familie ist.

Hat mir sehr sehr gut gefallen. Trotz den ein zwei kleinen Momenten der Verwirrung die ich oben aufgelistet haben. Ich bin eben ein Fan von dir, aber das weißt du ja. :Pfeif:

Liebe Grüße
Shey :-)

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin, Moin liebes @Nichtgeburtstagskind, bevor wir un shoffentlich am Sonntag einmal persönlich gegenüber sitzen, möchte ich unbedingt noch einen Kommentar unter Deiner Challenge-Geschichte hinterlassen. Ich hangle mich mal an ein paar Zitaten entlang.

Sternenkoffer
was für ein schöner Titel, und nach dem lesen erst recht

Rauchschwaden hingen über dem Berg. An den Gestank hatte Manila sich schon lange gewöhnt, aber ihre Augen tränten, wenn der Müll brannte, und das störte bei der Arbeit.
Da ich voll auf erste Sätze stehe, mag ich diese beiden besonders. Ich bin verortet, neugierig und hab für alle Sinne etwas zu tun.

Sie prüfte sein Gewicht und seufzte. Viel zu leicht. Dafür würde sie kaum genug Geld bekommen, um heute Abend Milch und Reis mit nach Hause zu bringen.
schön nebenbei und ganz lakonisch untergebracht, um was es hier geht

„Entschuldigung!“, rief Manila ihnen über die Schulter zu.
:herz:

Manila schloss den Verschluss und ließ den Fund in die Tasche ihres Kleides gleiten.
ich liebe Deine Lichtblicke zwischendurch, das gibt ein warmes Lächeln, Dankeschön

„Hee, was machst du da?“
Manila zuckte zusammen.
„Wenn deine Oma sieht, dass du hier rumsitzt …“ Karan stapfte lachend den Berg hinunter
Ich schwanke! Einerseits finde ich es ganz gut, das ich nicht gleich weiß, was der Typ, welcher dort ruft ist und wie er zu Manila steht. Andererseits erwarte ich von einem Freund eine andere Ansprache. Oder soll dieses !He, was machst du da?" eher ein veralbern sein?

Ein Schwarm Krähen flog auf und ließ sich schimpfend wieder nieder.
schön nebenbei die Umgebung mit reingenommen

riss die Folie runter und aß summend,
un dnoch ein Dankeschön, das ist wirklich gut gemacht, halt für meinen Geschmack

spürte sie das Gewicht ihrer Arbeit auf der Schulter.
eventuell "der"?

„Ich geb dir 10 Rupien.“
„15!“
„Für den Müll?!“, fragte Padma entsetzt.
Manila grinste, Padma lächelte.
Du zeichnest Diene Figuren so gut, ich habe auch ohne den "erklärenden" Satz es genauso, also als üblichen Spaß empfunden. Trotzdem gehen die ergänzenden Sätze für mich in Ordnung.

In der Ecke lag ihr Koffer. Das Plastik war dunkelblau mit silbernen Funken, er sah aus wie der Nachthimmel.
ah, das ist er

„Zu!“, flüsterte Manila und ihre Schwester schloss sie wieder.
Genau, liebe Mütter und Väter mit nicht schlafwilligen Kinder. Dieses ist die Lösung - grins!

die Lider zu trennen, und musste doch etwas sehen.
weis nicht! Bei jedem Lesen hänge ich mich an dem "trennen" auf, das ist bei mir was aktives mit Werkzeug und Kraft, bringe ich nicht mit einem Öffnen der Augenlider zusammen

Der echte, der noch in diesem Fremden stecken musste. Verwandelt durch den Alkohol. Und Mamas Tod.
Hier frage ich mich, wie alt sie sein mag, aber wahrscheinlich haben gerade kleiner KInder eine gute Antenne für solche gravierenden Veränderungen.

wunderschön aus, aber ihr Vorteil war die lange Narbe, die vom Mundwinkel bis zum Ohr verlief.
Aua! Für mich ein sehr glaubhaftes Detail

Manila hatte nicht die Zeit, um ihrer Schwester ohne Grund bei der Arbeit zuzuschauen.
Suki ist ja die jüngere Schwester, da ist mir dieser Satz jetzt zu reflektiert, zu sehr von Außen.

„Ich hatte heute Glück. Nimm! Falls es bei dir nicht gut läuft.“
„Danke“, sagte Suki leise und drückte Manilas Hand.
Mir gefällt wirklich gut, wie Du in all dem Elend eher das normale Leben zeigst, denn das ist für mich normales Zusammenleben, gegenseitig für sich da sein, aber halt im Rahmen dieser äußeren Bedingungen.

Das goldene Armband
ich bin gestolpert. Ganz am Anfang, als sie in ihren Koffer schaut ist dort "Goldenes Haar". Wäre nicht dort schon ein Hinweis auf die goldene Haarspange sinnig. Oder soll sie es gar sein und hat sich nur ein wenig in den Buchstaben verlaufen?

Die anderen Jungs lachten immer, wenn er lachte und hielten die Blicke gesenkt. Ab und zu strich er einem über den Kopf, kraulte sie am Rücken, und Manila war sicher, sie würde die Jungen schnurren hören, wenn sie näher dran wäre.
super die Stimmung eingefangen, gefällt mir sehr

„Der Mann, dem der kleine Stall gehörte. Geht es ihm gut?“
auch das ist so ein liebevolles Detail, vordergründig sorgt sie sich um andere, ich mag Manila sehr

Manila stand auf und stolperte aus der Hütte hinein in den Regen.
passendes Wetter

„Du brauchst einen Schlafplatz“, sagte er. Er nickte ihr aufmunternd zu und ging den Berg hinunter.
Manila zögerte. Der Junge weckte ein merkwürdiges Gewühl bei ihr.
Seine Haare wirkten heute frisch und der linke Mundwinkel deutete immer ein Lächeln an.
Und trotzdem war es, als ob jemand ein Seil um ihren Magen gelegt hätte und daran leicht zog, jedes Mal, wenn K sie ansah.
Die Steigerung ihres "Bauchgefühls" ist schön, man kann gut mitfühlen, sowas hat doch jeder schon mal gespürt (hoffentlich in weniger gefährlichen Situationen)

Sein Atem löste in ihrem Nacken eine Gänsehaut aus, die über ihren Körper floh.
Hört sich gut an, aber wenn ich ganz pingelig werde, das ist die Gänsehaut weg, weil geflohen

Das Seil in ihrem Inneren zog sich zusammen, sie bekam kaum noch Luft.
Dann sprang sie auf, stolperte über K, trat einem der anderen Jungen auf das Bein und stieß die Plane zur Seite.
Lauf, Manila lauf!

Oma sagte immer, dass die Welt dann ganz anders aussähe.
auch wieder so ein positiver Aspekt, muss ich mir unbedingt abgucken. Naja, bei mir dann anders rum, meinen Prots geht es ja immer zu gut, die kriegen also eine Portion Horror dazwischen :Pfeif:

Manilas Magen war wie ein Loch in ihr, aber sie versuchte, das Gefühl beiseite zu schieben und dahinter zu horchen.
Kein Seil.
auch wenn ich mich wiederhole, ich mag das sehr

„Wie heißt du eigentlich?“, nuschelte er.
Nö! Er hat sie gerade versucht zu ärgern, zumindest zu foppen. Das "eigentlich" hat für mich keinen Bezug.

Der andre Junge aß stumm
andere

Oma hielt ein Stück Stoff in den Händen. „Nimm wenigstens dein Zeug mit. Das brauchen wir hier nicht.“
Sie schüttelte das Tuch aus und der blaue Schmetterlingsanstecker fiel ihr in die Hand.
Ja, da habe ich jetzt drauf gewartet. Aber ich glaube, nicht weil Deine Geschichte so vorhersehbar ist, sondern weil Du die Charaktere wirklich gut angelegt hast. Ich habe die Großmutter so empfunden, das sie die Rangordnung/Hierarchie einhält, ja auch nicht "rausfliegen" will, für Sumi da sein muss, aber es nicht böse meint, nur unfähig ist, einzugreifen.

Manila schluckte. „Das schaff ich.“ Sie umklammerte den blauen Anstecker.
Harinder lächelte. „Da bin ich mir sicher.“
Und ich nehme das Happyend gerne! Es ist ja nicht so, das sie mit Kinderheim und allem anderen das große Los gezogen hat, aber ich kann mir vorstellen, das sie es schaffen wird, finde ich viel schöner als die harte Version, die das Leben ja oft genug schriebt.

Liebe NGK, ich mag Deine Geschichte sehr und hoffe, beim Kommentieren selbst auch ein wenig dazugelernt zu haben
Freue mich auf Sonntag
witch

 

Hallo Nichtgeburtstagskind,

ich habe deine Geschichte sehr gerne gelesen und mit Manila mitgefiebert. Und so leid es mir tut, aber ich glaube sie hat vor ihren Geschwistern das bessere Los erwischt, da sie jetzt die Schulbank drücken darf. Ich habe ein paar Quotes entnommen und ein paar Kommentare dazu geschrieben. Ich hoffe es macht nichts, dass die Fehlerquotes und die Kommentarquotes wild durcheinander gehen. Als ich deine Geschichte zum ersten mal gelesen hatte, war der Teil mit K. noch nicht enthalten. Die Geschichte hat durch die Änderung mehr Spannung erhalten.

„Hast dich wieder zugedröhnt?“ Vater schubste Amir gegen die Wand. Das Blech schepperte laut.
Manila atmete flach, wagte es kaum, die Lider zu trennen,

nicht eher zu öffnen?
„Deine Schwester ist genauso unfähig wie dein verkommener Bruder“, sagte er und Manilas
was für ein hartes Urteil

Manila fehlte nur ein kleiner Zeh. Den hatte eine Ratte gefressen, als sie noch ein Baby war.

schwer zu glauben, selbst in einem Land wie Indien

Manila kniete in Herrn Lans Scheune vor ihrem geöffneten Koffer.

Herr Lals

Rinnsale gluckerten im Müll und verschmolzen zu einem Bach, der wie ein schwarze Schlange von der Halde kroch und sich seinen Weg durch den Slum suchte.

starkes Bild
„Du falsche Schlange.“ Er schlug sie mit der Hand ins Gesicht und Manila fiel zu Boden. „Wolltest abhauen, was? Dir ein schönes Leben machen, ohne uns?“

Hier macht deine Geschichte schon klar, wie prekär ein Kinderdasein ist. Ein paar Stunden vorher ist man noch Gut-Kind und dann wird schon vor einem ausgespuckt, wenn man was macht was den herrschenden Personen nicht gefällt. Da hilft es anscheinend auch nicht Miternährer zu sein.

Ihr Vater trat leicht gegen den Koffer. „Genug geplaudert. Wir machen das zu Geld. Und du lässt dich hier nicht mehr blicken.“

Nicht zu glauben, dass es ihm so leicht fällt, sie zu verstoßen


Manila zögerte. Der Junge weckte ein merkwürdiges Gewühl bei ihr.

Gefühl

Manila rannte so schnell sie konnte, ihre Fersen knallten auf den Boden.

Manila rannte so schnell, dass ihre Fersen auf den Boden knallten.
Ich finde, dass diese Änderung flüssiger klingen würde.

Deine Geschichte ist sehr bildhaft und man hat das Gefühl man ist mitten im Geschehen. Deswegen habe ich sie gern gelesen.

Viele Grüße,

Emina

 

Hallo @GoMusic,

schön, dass du auch mitchallengest
Danke, gleichfalls. :D

Würde das präzisieren. Computerlaufwerke.
Mhh, welche sollten es sonst sein? Ich glaube, das wird auch ohne dieses lange Wort klar.

Was schloss ihre Schwester? Die Augen oder den Koffer?
Die Augen. Der Koffer ist ja ganz woanders.

"Lider trennen"? Hört sich ekelig an
Okay, ich gebe mich geschlagen. Du bist nicht der erste der das merkwürdig findet. Wird geändert.

Ich habe hier ein Problem mit dem Bezug. Der echte, der durch Alkohol und den Tod verwandelt ist? So steht es m.E. da.
Genau, der echte Vater wurde durch den Alkohol und den Tod verwandelt, in diesen neuen bösen Vater. Macht das keinen Sinn?

Vermute mal, er erzählt was von Gottheiten. Shiva ist mir ein Begriff (nein, nicht Cosma Shiva), bei den anderen habe ich geraten.
Genau, ich glaube, Shiva und Vishnu haben die meisten schon mal gehört und dann kann man sich denken worum es geht. Ist aber ja auch eigentlich nicht so wichtig.

Jetzt betten sie auch noch oder was leitest du hier ein? Vom betteln steht da später nichts.
Suki verkauft, aber auch da hilft Mitleid.

Ich denke, besser wäre ABGEfressen.
Macht Sinn.

Hat mir gut gefallen,
Das freut mich.

aber ...
Ohoh.

Übrigens spielt der themengebende Koffer ja nur eine kleine Nebenrolle, verliert sich später ganz.
Aber eine wichtige Nebenrolle, die ja den Höhepunkt der Geschichte einleitet.

Ich hätte es besser gefunden, der Text würde einen Schwerpunkt setzen.
Es würde der Geschichte nicht schaden, wenn ein, zwei Nebenstränge fehlen würden.
Da du mit der Meinung nicht alleine bist, habe ich mir dazu schon einige Gedanken gemacht. Ich kann verstehen, dass du das so empfindest. Nicht jede Szene bringt die Geschichte voran, einiges ist unter Atmosphäre zu verbuchen.
Ich könnte Padma rausschmeißen, oder auch K. Würde dann etwas fehlen? Vermutlich nicht. Trotzdem konnte ich mich bisher nicht dazu überwinden.
Ich glaube es liegt daran, dass ich nicht nur eine kleine Geschichte erzählen möchte, sondern dass ich dem Leser einen Teil von Manilas Welt zeigen möchte. Vielleicht hänge ich da gerade emotional zu sehr drin, deswegen fällt es mir so schwer zu kürzen.
Ich denke, wenn ich mir den Text in ein paar Monaten noch mal anschaue, werde ich ein paar Teile streichen können.

Vielen Dank für deine Meinung und liebe Grüße,
NGK


========


Hallo @Isegrims,

schön, dich auch hier zu lesen.

ich mag die Geschichte
Das hört sich schon mal gut an.

auch wenn ich ein paar Punkte kritisch sehe
Sonst wär es ja langweilig, nicht wahr. ;)

Mag sein, dass das, was du beschreibst, authentisch ist, dennoch erfahre ich nichts, was ich nicht schon zuvor gewusst hätte, kann insofern keinen überraschten Blick auf das Leben der Kindermüllsammlerin werfen. Die Handlung bis zum Ende hin bleibt darüberhinaus erwartbar.
Wenn es nur darum ginge neues zu erfahren, wäre die Abteilung „Alltag“ wohl im Allgemeinen schlecht besucht. Natürlich wollte ich auch diese Welt zeigen, in der Manila lebt. Natürlich war mir bewusst, wie es in den Slums in Indien aussieht, aber den Fokus auf Einzelschicksale zu lenken, finde ich selbst immer wieder interessant.
Interessant, dass du die Handlung erwartbar findest. Einige waren über das Happy End überrascht, hätten eher ein negatives Ende erwartet.

Eine Kleinigkeit: Manila als Name stört mich, weil es mich an die Stadt erinnert.
Mhh, aufgefallen ist das auch schon anderen, störend empfand es bisher keiner. Ich lass es erstmal so.

Ziemlich souverän geschrieben, könntest du trotzdem das eine oder andere Füllwort, zum Teil ganze Sätze streichen und würdest mMn für mehr Prägnanz sorgen.
Danke. :) Und verbessern kann man bestimmt immer.

Wenn die Halde brannte, kamen die Kopfschmerzen noch früher als sonst.
hier zum Beispiel: der Satz schwingt besser, wenn du das Fettmarkierte streichst.
Ja, der Satz verändert sich durch das Weglassen, wird härter. Für mich aber nicht besser.

weich umarmen, meinst du zärtlich?
Eben so eine Omaumarmung. Omas sind doch meistens weich, oder? Auf jeden Fall Manilas Oma.

mm, braucht's das?
Über das was man in diesem Text braucht und was nicht hatte ich jetzt schon einige Diskussionen. Und natürlich braucht man einiges nicht. Für mich machen die vielen kleinen Details aber die Atmosphäre aus, bauen die Welt um Manila.

na ja, fällt dir ein besserer Schluss ein? Klingt so larifari zukumftsschwangermalancholisch wie aus einem Schreibratgeber für Kurzgeschichten.
:lol: Ach herrje. Ja, ein Hauch Kitsch steckt da mit drin, aber ich wollte der Manila eben etwas positives gönnen.

Vielen Dank für deine Gedanken. Ich kann vieles Nachvollziehen, bin noch nicht so weit umfassende Änderungen vorzunehmen. Vielleicht brauche ich da noch etwas Abstand.

Liebe Grüße,
NGK

 

Hallo liebe @Shey,

schön, dich hier zu lesen!

Ich freue mich schon, wo bei deinen Zombots ja Momentan Pause zu sein scheint.
Ich befürchte die Pause wird noch etwas dauern … *duck und weg*

Als erstes fällt mir schon mal auf, was für schöne Namen du gewählt hast. Manila und Karan. Das klingt gut :-)
Freut mich, dass sie dir gefallen!

ich habe das Gefühl das r müsste weg.
Sie drehte an einer geflochtenen roten Schnur. Passt, oder?

das was kann weg. Klingt komisch und irgendwie Regionsabhängig. Vielleicht ist es mir deswegen nicht so geläufig.
Mhh, für mich klingt es ohne komisch. Da sich sonst noch keiner beschwert hat, lass ich es mal so.

ich bin verwirrt, sie war doch schon zu Hause, oder geht sie aus der Hütte wieder nach draußen und bemerkt dann erst die Scherben? hat sie sich irgendwie von hinten rein geschlichen? Ich kann mich an dieser Stelle nicht so richtig orientieren.
Ich bin verwirrt, dass du verwirrt bist. :D
Sie betritt die Gasse – das heißt sie ist gerade auf dem Nachhauseweg, aber noch nicht ganz da. Passt das so weit noch?
Und dann liegen vor der Hütte die Scherben. Manila ist noch draußen.
Aus welcher Stelle liest du , dass sie bereits zuhause ist?

auf welchem Boden? von der Hütte? vom Zuhause? ich dachte er ist ncah dem Streit mit Amir hinaus gestolpert?
Ah, ich glaube jetzt verstehe ich dein Problem. :idee: Diese Szene spielt an einem ganz anderen Tag. Das wollte ich mit diesem Satz einleiten:
Heute war ein guter Tag.
Da muss ich wohl deutlicher werden. Ich schau mir das mal an.

oh gott was für eine schreckliche Welt, beschreibst du uns denn da? gruselig, wenn man daran denkt das es irgendwo auf der Welt genauso vor sich geht.
Ja, leider. :( Uns geht es hier einfach so gut, da vergisst man schnell, was Armut in anderen Teilen der Welt wirklich bedeutet.

Wenn die Mutter stirbt und der Vater nicht mehr zu gebrauchen ist müssen wenigstens die Geschwister zusammen halten :-) schöne und irgendwie traurige Stelle.
Freut mich, dass sie dir gefällt. Das fand ich auch so wichtig, dass wenigstens die beiden Schwestern noch zusammenhalten. Und dass sie trotzdem etwas Gutes in sich bewahren, obwohl ihnen die Welt so viel abverlangt.

Oh den Rest der Geschichte habe ich wohl vergessen, das ich noch ein Kommentar schreiben wollte.
Hihi, das ist am Besten!

Ich konnte alles genau vor mir sehen, die Hütte, den betrunkenen Vater, die Oma wie sie sich den Gesetzten ihres Sohnes beugt und nicht einmal auf wiedersehen sagen kann, die kleine Schwester, der es das Herz zerreist weil sie jetzt noch einsamer ist, obwohl sie bei ihrer Familie ist.
Freut mich sehr, dass das bei dir alles so ankommt. Du bist mal wieder meine perfekte Leserin! :herz:

Vielen Dank für deine Meinung und deine Gedanken.

Liebe Grüße,
NGK


=======


Hallo @greenwitch,

ach, wenn man sich tatsächlich erlebt hat, schreibt es sich doch gleich ganz anders. Ich würde sagen: besser! :)

was für ein schöner Titel, und nach dem lesen erst recht
Freut mich, dass er dir gefällt. Über Titel mach ich mir immer lange Gedanken.

Da ich voll auf erste Sätze stehe, mag ich diese beiden besonders. Ich bin verortet, neugierig und hab für alle Sinne etwas zu tun.
Sehr gut!

Oder soll dieses !He, was machst du da?" eher ein veralbern sein?
Genau, das soll so ein zickeln sein. Sollte durch sein Lachen später klar werden. Oder muss das genauer?

eventuell "der"?
Die Stelle kommt mir generell noch was unrund vor. Ich wollte andeuten, dass ihr Sack mittlerweile voll und schwer geworden ist. Aber das ist wahrscheinlich zu ungenau.

Bei jedem Lesen hänge ich mich an dem "trennen" auf, das ist bei mir was aktives mit Werkzeug und Kraft, bringe ich nicht mit einem Öffnen der Augenlider zusammen
Ihr habt mich überzeugt! Die getrennten Lidern mochten einige nicht.

Hier frage ich mich, wie alt sie sein mag, aber wahrscheinlich haben gerade kleiner KInder eine gute Antenne für solche gravierenden Veränderungen.
Manila ist für mich so elf oder zwölf Jahre alt. Gerade Kindern lieben ihre Eltern ja bedingungslos, da ist es fast egal, was sie ihnen antun. Manila ist für mich in einem Alter, in dem dieser Abnabelungsprozess beginnt. In dem man merkt, dass sie Eltern auch nicht perfekt sind. So ganz wahrhaben will sie das aber noch nicht, deswegen die Verwandlung. Ihr echter Vater würde sich nie so verhalten, auf den lässt sie nichts kommen.

Suki ist ja die jüngere Schwester, da ist mir dieser Satz jetzt zu reflektiert, zu sehr von Außen.
Da ich nur aus Manilas Sicht schreibe, ist das eher ein Gedanke, den Manila hat. Sie weiß, dass es ihre Schwester weiß. Aber du bist nicht die erste, die sich daran stört. Ich schau mal was ich daraus mache.

ich bin gestolpert. Ganz am Anfang, als sie in ihren Koffer schaut ist dort "Goldenes Haar". Wäre nicht dort schon ein Hinweis auf die goldene Haarspange sinnig. Oder soll sie es gar sein und hat sich nur ein wenig in den Buchstaben verlaufen?
Wow, bist du aufmerksam. Das ist mir gar nicht aufgefallen, und die goldene Haarsträhne und das goldene Armband haben nichts miteinander zu tun. Vielleicht wird die Haarsträhne einfach blond, dann müsste die Gefahr gebannt sein.

Hört sich gut an, aber wenn ich ganz pingelig werde, das ist die Gänsehaut weg, weil geflohen
Ist auch okay, oder? Gänsehaut bleibt ja meistens nur kurz, so ein Schauer der über den Körper kriecht.

Nö! Er hat sie gerade versucht zu ärgern, zumindest zu foppen. Das "eigentlich" hat für mich keinen Bezug.
Das versteh ich nicht ganz. Wieso Bezug? Für mich ist das eigentlich eher so ein Zusatz für einen Themenwechsel.
Was macht eigentlich eure Baustelle? Wie geht es eigentlich der Tina?

Ja, da habe ich jetzt drauf gewartet. Aber ich glaube, nicht weil Deine Geschichte so vorhersehbar ist, sondern weil Du die Charaktere wirklich gut angelegt hast.
Ohhh, vielen Dank für das Kompliment!
Ich dachte mir sogar noch, dass die Oma weiß, dass es Manila im Heim besser gehen wird, dass sie dort viel bessere Chancen hat aus diesem Loch rauszukommen. Aber das darf ihr Sohn natürlich nicht merken.

Und ich nehme das Happyend gerne! Es ist ja nicht so, das sie mit Kinderheim und allem anderen das große Los gezogen hat, aber ich kann mir vorstellen, das sie es schaffen wird, finde ich viel schöner als die harte Version, die das Leben ja oft genug schriebt.
JA! Genau so!

ich mag Deine Geschichte sehr
Das macht mich glücklich. Ich mag sie auch und dann tut Kritik ja immer besonders weh.

Vielen Dank für deine Gedanken und das Zitieren von den ganzen schönen Stellen. Das tut echt gut.

Liebe Grüße,
NGK

 

Guten Morgen @Nichtgeburtstagskind, ich versuche mal meine Verwirrung an einer Textstelle zu belegen.

Aus welcher Stelle liest du , dass sie bereits zuhause ist?

Suki lag neben ihr im Bett und öffnete die Augen. „Zu!“, flüsterte Manila und ihre Schwester schloss sie wieder.
Ihr Bruder Amir war gerade nach Hause gekommen, er schwankte und lächelte. Sah dumm aus.
„Wo kommst du jetzt her?“ Vater spie die Worte aus, laut und mit Spucke. Er schlug Amir ins Gesicht. Ihr Bruder reagierte kaum.
„Hast dich wieder zugedröhnt?“ Vater schubste Amir gegen die Wand. Das Blech schepperte laut.
Manila atmete flach, wagte es kaum, die Lider zu öffnen, und musste doch etwas sehen. Sie wartete darauf, dass ihr Vater wieder zum Vorschein kam. Der echte, der noch in diesem Fremden stecken musste. Verwandelt durch den Alkohol. Und Mamas Tod.
Im Bett über ihr regte sich Oma. Manila sah ihre Füße herabgleiten, über den Boden stapfen.
„Lass gut sein.“ Oma legte Vater eine Hand auf den Arm. Der schlug sie weg.
„Undankbares Pack“, sagte er. Er griff die halbleere Flasche, die noch auf dem Boden stand, und stolperte hinaus.
„Ist noch Essen da?“, fragte Amir.
Oma schöpfte einen Becher Wasser aus dem Topf. „Trink etwas.“

Manilas Hand umschloss die Geldstücke in ihrer Tasche. Heute war ein guter Tag. Oma wird sie weich umarmen und nachts werden alle mit vollen Bäuchen schlafen.
Sie betrat die Gasse, in der ihre Hütte lag, als es klirrte. Ein Hund jaulte auf und hechtete an ihr vorbei.
Vor dem Eingang zu ihrem Zuhause lagen Scherben.

hier ist sie doch schon einmal zu Hause und sieht zu wie ihr Vater ihren Bruder schlägt und dann nach draußen geht und dann steht sie auf einmal vor der Hütte und sieht die Scherben. An der Stelle kriege ich ich irgendwie Schwierigkeiten mit der zeitlichen Einordnung.
Du bist mal wieder meine perfekte Leserin!
:-D, wenn du einen Roman raus bringst, wird der auf jeden Fall gekauft :-D Zombots, ich kann warten ;-)

Liebe Grüße

 

Liebe @Nichtgeburtstagskind ,

mir hat deine Geschichte gut gefallen. Du hast anschaulich beschrieben, was für Lebensbedingungen Manila und ihre Familie beherrschen, die Sorgen und Nöte, die
absolut frauenfeindliche Welt, die Rechtlosigkeit und die Boshaftigkeiten, die man sich gegenseitig antut. Immer dann, wenn vor meinen Augen ein Film entsteht, in dem sich die vom Autor erschaffenen Figuren bewegen, reden und handeln, ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass du alles richtig gemacht hast.
Was ich ebenfalls gut finde, ist dass du nie in die Kitschzone gerätst, was in Anbetracht dieses Themas durchaus schnell passieren kann. Dass es für Manila ein Happy End gibt, finde ich nicht schlecht, hätte aber auch mit allem anderen mich einverstanden gefühlt.

Das einzige, was mich etwas enttäuscht, ist das Thema an sich, denn durch das Fernsehen hat vermutlich schon jeder mal diese Szenen auf den Müllhalden gesehen, eigentlich gibt es sie in allen Drittländern. Im Grunde genommen spielen sich überall diese Szenen ab. Selbstverständlich ist es in Ordnung darüber zu berichten, aber du erzählst vermutlich nur denjenigen etwas Neues, die solche Szenen noch nie im Fernsehen gesehen haben und weshalb auch immer, auch ansonsten davon noch nie gehört haben.

Insoweit enthält deine Geschichte nichts Überraschendes, das macht sie ein wenig uninteressanter als vielleicht Themen, bei denen einem erst durch das Lesen der Geschichte die Tragweite eines als bekannt vorausgesetzten Sachverhaltes deutlicher wird.
Ich habe jetzt nicht geschaut, welches Lesealter du für geeignet hältst, aber vielleicht ist es durchaus eine Geschichte für Kinder und Jugendliche. Nur dazu sollen Berufenere etwas sagen. Es ist nur so eine Idee von mir, denn für Kinder und Jugendliche dürfte so eine Schilderung eventuell neu sein.

Eine Frage habe ich aber noch zum Sachverhalt. Ist es wirklich so, dass Plastikmüll Geld einbringt, wenn auch wenig? Ich weiß das leider nicht. Aber ich gehe davon aus, dass du es korrekt recherchiert hast.

So und nun noch ein bisschen Textkram, aber wirklich sehr sehr wenig:

„Da vorne kommt eine neuer Kipper.“
ein
Manilas Muskeln verspannten sich unter seiner Haut.
ihrer Haut?
„Herr Lal?“, krächzte Manila.
„Was?“ Amir starrte sie an, als wäre sie eine Schabe.
„Der Mann, dem der kleine Stall gehörte. Geht es ihm gut?“
Mein Gefühl, im Gegensatz zu deinem, sagt mir, dass sie an dieser Stelle eher schockstarr ist und Angst hat, dass der Vater vielleicht nochmals schlägt und nicht sich als allernächstes um Herrn Lal sorgt. Ich könnte gut damit leben, wenn diese gesamte Passage wegfiele.
Es ist wäre für mich auch kein Drama und Verderben der Geschichte, wenn es bliebe.

Er hieß K und war sehr freundlich zu ihr.
Du hast in der Geschichte jeder ! Figur einen vollständigen Namen gegeben, weshalb hier nur K? Das wirkt auf mich unhomogen.

Ajeet wischte sich mit der Handrücken den Mund ab
dem Handrücken
Ohne Harinder wäre ich nämlich fast verhungert, weißt du?“
Ajeet wiederholt sich hier. Satz könnte man streichen.

Sie schüttelte das Tuch aus und der blaue Schmetterlingsanstecker fiel ihr in die Hand.
Aufatme. Ich dachte schon, du machst die Großmutter zu einer ganz harten Frau. Aber die Kurve hast du ja dann noch genommen.
Du bekommst Essen und Unterricht Es gibt
Hinter Unterricht bitte einen Punkt setzen.

Gern gelesen!

Lieben Gruß
lakita

 

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