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Stille
Ich kam nach Hause und stellte die Tasche in den Flur, wo sie halb umkippte. In dieser Bestrebung wurde sie lediglich von der Wand gehindert. Ich zog die Jacke aus, hängte sie an die Garderobe.
- Hallo, Schatz! rief ich.
- Hallo kam es von irgendwo her zurück.
Ich ging in die Küche, öffnete den Kühlschrank, kein Bier mehr da. Ersatzbefriedigung: eine Tüte Chips. Nicht aus dem Kühlschrank natürlich. Im Wohnzimmer legte ich mich auf die angenehm kühle Couch. Was für ein Tag heute wieder. Leider musste ich noch mal aufstehen, der Stand-By-Knopf war aus. Als der Fernseher schließlich lief, merkte ich, dass nichts kam. Nichts Vernünftiges jedenfalls. Ich blieb beim Perfekten Dinner hängen. Eine Frau servierte gerade Seeteufel mit Salzkartoffeln. Ich musste lauter stellen, die Chips knusperten zu laut in meiner Mundhöhle. Außerdem ist diese Tüte immer scheußlich am Krachen und Knispern.
Als meine Freundin in den Raum kam, war ich schon halb eingenickt.
- Chris, ich kann nicht mehr.
Ich schrak auf, rieb mir die zugeschweißten Augen.
- Wasislosweristodwobinich? schwallte ich.
- Christian, du ... kennst du mich überhaupt?
Mittlerweile waren die Eisenvorhänge vor meinen Augen durch ihre Worte weggeweht.
- Ich soll dich nicht kennen? Hallo? Wir sind achtzehn Monate und drei Wochen zusammen. Du heißt Maria Gellermann, hast platinblonde Haare mit dunkelblonden Strähnen. Deine Augenfarbe ist grün-blau. Du bist einen Meter sechsundsechzig groß und sechsundzwanzig Jahre alt. Du riechst nach „Sun“ von Jil Sander. Ich kenne sogar deine Blutgruppe. AB Rhesus negativ.
Ich überlegte noch, ob ich auch ihr Shampoo nennen sollte, doch sie kam mir zuvor.
- Christian ... Darum geht es nicht. Es geht um ... ich ... wer bin ich?
Ich kam nach Hause und stellte die Tasche in den Flur, wo sie halb umkippte. In dieser Bestrebung wurde sie lediglich von der Wand gehindert. Ich zog die Jacke aus, hängte sie an die Garderobe.
- Hallo, Schatz! rief ich.