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Straßenräuber

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30.10.2007
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Straßenräuber

Nervös an den Fingernägel kauend wartete ich hier. Es war die erste Verabredung mit einer Frau seit... seit es passiert war. Ich schluckte, ich wollte es wäre nicht passiert doch ich hatte keine andere Wahl.
Mir entfleuchte ein zynisches Grinsen. Der beißende Spott, den ich schon oft stolz mein eigen nannte, richtete sich nun unbarmherzig gegen mich. Es war auch klar warum. Immerhin hatte ich einen Fehler gemacht.
Ha! Einen Fehler, welch Untertreibung, funkte nun meine lyrische Seite hinein. Ich schüttelte den Kopf und sah noch einmal auf die Uhr. Was tat ich eigentlich hier? Sie war ein nettes Mädchen aber irgendwie fühlte es sich nicht richtig an.
Es fühlte sich fremd an. Nicht gut fremd, schlecht fremd. Das Unerwartete, das sich erwartet schlecht zeigen möchte. Das Unbekannte, das sich ohne Gnade in die Synapsen frisst und sich als ewig schlechtes Memorandum manifestiert.
Ich atmete aus. Manchmal dachte ich wirklich verrückten Scheiß. Ich packte den MP3-Player der um meinen Hals hing und drehte den Lautstärkepegel rauf. Die krachenden Kopfhörer schienen gleich zu explodieren und im Todeskampf mein Trommelfell mitnehmen zu wollen. Doch das scheppernde Getöse betäubte die Sinne und tötete den Umgebungslärm.
In mir brodelte es. Ein tiefer Brunnen voll Unzufriedenheit spie das Unglück in breitem Bogen über sein Becken, wodurch sich ein herrlicher Regenbogen mieser Gefühle darüber beugte.
Welch treffliche Metapher, kicherte mein Sarkasmus. Aufgedunsen und nichts sagend, pflichtete dem mein innerer Kritiker bei. Halts Maul, donnerte daraufhin mein Ego.
Ich drehte mich zur Seite und sah mich in den verspiegelten Glaswänden des Einkaufzentrums. Ich sah gar nicht so schlecht aus, lächelte ich. In diesen Fenstern sah man alles um sich herum, bemerkte mein Sinn fürs Unnötige.
Ein seltsam aussehender Jugendlicher steuerte auf mich zu. Die hässliche Vokuhilafrisur stieß mir übel auf. Die angegrauten weißen Nikeschuhe trafen schon eher meinen Geschmack, doch die Jean mit dem breiten Gürtel und der gestreiften Weste waren eine Proletenmischung und somit böse. Dann auch noch diese hässliche Kappe.
Was der wohl von mir wollte? Ah, meine Geldbörse und mein Handy. Er stank nach Redbull und Vodka und zeigte mir sein neues Messer. Mit einer schnellen Halbdrehung ließ ich mein Schienbein in seine Kniekehle donnern.
Das schien ihm nicht zu gefallen, denn mit schmerzverzerrtem Gesicht stieß er mit seinem Messer zu. Ich wich schnell zur Seite, jedoch nicht schnell genug. Die Klinge fuhr durch das Fleisch meines rechten Arms.
Das bereits ausgeschüttete Adrenalin ließ mich dies aber als nicht weiter schlimm abtun. Nun wollte ich mal einen Fußstoß in der Realität ausprobieren und führte ihn geradewegs gegen seine Genitalien aus.
Der überraschte Räuber sank keuchend zusammen. Lächelnd und triumphierend hob ich meine Hände hoch. Dann bemerkte ich das viele Blut. Zorn und Schmerz bäumten sich in mir auf und kämpften um die Vorherrschaft.
Ich wusste nicht wie mir geschah, also trat ich zu. Du dumme Drecksau! Mit einem Messer, kämpf wie ein Mann! Sein Gesicht knackte als ich dagegen trat. Blut schoss aus seiner Nase und bildete eine Lache unter seinem Gesicht.
Der Zorn hatte gewonnen. Der nächste Tritt traf ihn in die Seite. Keuchend und schmerzverzerrt rollte er sich auf den Rücken. Welch ein Fehler! Nun stampfte ich so hart ich konnte auf seinen Bauch und seine Brust.
Er brüllte auf und rief um Hilfe. Doch als meine Ferse sein Kiefer zermalmte verringerte sich die Lautstärke. Als ich mir sicher war, dass er nun am Boden blieb zog ich mir meinen Pullover aus. Er war schon Blut durchnässt, doch aus Mangel an anderem Material wickelte ich ihn trotzdem straff um die Stichwunde.
Sie brannte und ließ nicht nur Blut, sondern auch Kraft aus meinem Körper fließen. Da kam auch schon Michelle. Na, sie kommt ein bisschen spät. Es war wohl ein Schock mich so zu sehen. Ich lächelte ihr zu und bat sie darum die Rettung zu rufen. Sie sollten doch am besten zwei Wagen schicken. Ein Räuber hatte sich verschätzt und wurde vom angestochenen Opfer verprügelt.
Ihre Augen wurden groß, sie konnte anscheinend nicht glauben was ich getan hatte. Ich wandte mich um und sah den Täter an.

Ich konnte es auch nicht.

 

Hallo Schlingel,

obwohl der Text kurz ist, hatte ich irgendwann keine Lust mehr, die Details zu notieren, an denen es mangelt.
Die Geschichte finde ich stilistisch und auch inhaltlich etwas dünn. Ein Mann wartet auf seine Verabredung und als die nicht kommt verdrischt er einen Straßenräuber mit Messer.
Ein bisschen Entsetzen über sich selbst, ein bisschen Stolz, kaum Scham der Frau gegenüber, nicht, dass ich es erwartet hätte, aber irgendwie wird der Typ nicht wirklich gezeichnet. Ich habe keine Vorstellung von ihm. Entsprechend unnotiviert erscheint mit trotz des Angriffs das Maß der Gewalt. Du behauptest im Text, er würde sich ein bisschen vergessen und so durch den Anblick des Bluts in einen Rausch prügeln, handlungsmäßig kann ich dem folgen, gefühlsmäßig mit an diese Stelle nehmen kann der Text leider nicht. Dazu müsste er ausgearbeiteter sein.
Details:

Nervös an den Fingernägel kauend wartete ich hier
hier - Da ich als Leser noch gar keine Ahnung habe, wo dieses "hier" ungefähr sein könnte, ist es als Ortsangabe so unvollkommen wie überflüssig.
Es war die erste Verabredung mit einer Frau seit...
Zwischen Wort und Auslassungspunkte gehört immer ein Leerzeichen.
Ich schluckte, ich wollte es wäre nicht passiert doch ich hatte keine andere Wahl.
wollte(komma) es; passiert(komma) doch
Da Schlucken ein Reflex ist, hat er natürlich keine andere Wahl. Oder bezieht sich das auf etwas anderes? Dann darf die Perspektive nicht auf dem Schlucken liegen oder du setzt eine Zeitangabe ein (ich wollte, es wäre damals nicht passiert. Nach "schluckte" solltest du einen Punkt machen, beim Vorlesen liest man automatisch einen.
Mir entfleuchte ein zynisches Grinsen.
dann ist er also stolz auf das, von dem er wünschte, es wäre nicht passiert?
Der beißende Spott, den ich schon oft stolz mein eigen nannte
mein Eigen
Es war auch klar warum.
klar, warum
Ha! Einen Fehler, welch Untertreibung
lyrisch?
Das Unerwartete, das sich erwartet schlecht zeigen möchte
aha
In mir brodelte es.
Das sind bestimmt die Bässe aus dem mp3 Player, die sich durch die Gehörgänge in den Magen fressen.
Ein tiefer Brunnen voll Unzufriedenheit
voller
spie das Unglück in breitem Bogen über sein Becken,
über seinen Rand, das Becken (oder dessen Analogum) ist der Brunen selbst.
Ich sah gar nicht so schlecht aus, lächelte ich
er lächelt Gedanken? Schreit da dein Sprachgefühl (oder wenigstens das deines offensichtlich dissoziierten Prots) nicht auf? Oder ist ihm das bei der Zersplitterung in Einzelteile dummerweise abhanden gekommen?
Die hässliche Vokuhilafrisur stieß mir übel auf.
Da Vokuhilafrisuren immer hässlich sind, ist das Wort überflüssig.
doch die Jean mit dem breiten Gürtel
ich nehme an, da fehlt ein s, allerdings meine ich mich daran zu erinnern, dass man in Österreich tatsächlich Jean als Singular gebraucht.

Achja, herzlich willkommen hier auf jeden Fall.

Lieben Gruß, sim

 

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