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Suicide Commando
"Grade musste, sonst wird dit nischt", hatte der Riesler mal zum Kleetz gemeint, als der sich vor Elke auf der Treppe sitzend das Leben nehmen wollte. Muss wahnsinnig witzig gewesen sein. Der Kleetz hat sich ja in einer Tour umgebracht. Irgendwann hat er vor der Post gesessen, bevor die dicht gemacht hat, und sich mit einer Schreckschusspistole in den Mund geschossen. Blut über Blut, aber weiter ist nichts passiert.
Ein anderes Mal saßen wir alle bei Elke und seine hässliche Freundin machte wieder mal mit ihm Schluss. Und Kleetz? Der rannte natürlich zur Bahnschiene hinterm Ort. Wir liefen mit unseren Bieren in der Hand hinterher, fröhlich feixend und ihm Mut zusprechend - Gott, was waren wir schon damals für zynische Kerlchen, aber der Kleetz lebt heute noch, sprich: Wir hatten allen Grund dazu.
"Große Fresse, aber nischt dahinter", hatte der Riesler dann auch zu ihm gemeint, als er trotz der Anleitung nur quer und auch noch ziemlich halbherzig am Handgelenk geschnippelt hatte.
Die Bahn-Geschichte war jedoch um einiges witziger, weil der Kleetz sich zunächst einmal von dem Zug nach Dessau überfahren lassen wollte. Er legte sich auf die Gleise, sprach noch einige: "Ich mach das wirklich", während wir auf sein baldiges Ende anstießen.
Der Zug kam rund eine Viertelstunde später angebraust; Jubel; "Jezz isser da!"; "Zeit zu sterben, du Sack!"; brauste jedoch auf dem zweiten Schienenstrang vorbei, jenem Schienenstrang, auf dem der Kleetz nicht lag. Daran hatte keiner von uns gedacht, er sehr wahrscheinlich schon.
Er stand auf, schaute sich um, wir riefen: "Buh! So eine Scheiße!", und bewarfen ihn mit unseren Bierflaschen. Da fasste er sich an die Brust und legte den am schlechtesten gespielten Herzinfarkt aller Zeiten hin und fiel die Böschung hinunter. Grottenschlecht! Wäre es ihm ernst gewesen mit dem Sterben, hätte er sich nur ein paar Minuten gedulden müssen, denn der Zug nach Berlin war noch nicht durch.