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Tapezieren

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01.12.2008
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Tapezieren

Ich muss Papier kleben

Meine Arme sind nur 75 cm lang.
Aber nein, ich muss ja unbedingt 3 Meter lange gepresste Zellulosestreifen, die ich vorher mit einem Schleim, der den Gedanken an eine Samenspende aufkommen lässt, eingeweicht habe, und sich nun wie ein Gummituch verhält, über Kopf auf einem schmalen trapezförmig aufgestellten Aluminiumgestell möglichst noch parallel zu den anderen Bahnen (so man sie denn schon dahin gebracht hat) auf eine mehr oder weniger ebene Oberfläche bringen.
Das klappt natürlich nicht sofort. Der aktuelle Streifen bleibt aber wenigstens erst mal haften.
Na Kunststück, habe ich doch die Zieloberfläche vorher mit dem o. g. Schleim präpariert. Man sollte aber die anderen Bahnen misstrauisch beobachten. Die haben ein verblüffendes Eigenleben.
Jetzt heißt es runtersteigen, wenn man nicht schon vorher danebentretend die „große Stufe“ genommen hat, und schaut sich das Meisterwerk an.
Es sieht hervorragend aus (also Mist).
Wenigstens die Richtung stimmt (Norden und Süden).
Anfang und Ende passen (wer sagt aber eigentlich, wo Anfang und Ende sind?).
Aber da bilden sich gerade große Beulen (oder sagt man Blasen oder auch Blubber)?
Macht nichts.
Ran an das eine Ende und die Bahn wieder herunter ziehen.
Aber nicht zu weit.
Denn hinter dir lauern noch mindestens 2 Meter davon, die nur darauf warten, sich mit einem schmatzenden Geräusch von der Decke sich lösend auf dein Haupt und deine Schultern zu legen.
Der Anfang liegt nun in deiner Hand.
Beeile dich, das Ding wieder an die Haftfläche zu bekommen. Hier kann man schon ernsthaft den endgültigen Standort festlegen.
Wenn du dich jetzt umdrehst, um den restlichen Teil zu fixieren wundere dich nicht. Er könnte schon, auch ohne dein Zutun und schmatzenden Geräusches, vor dir leise schaukelnd und nach unten sinkend auf eine weitere Behandlung warten.
Jetzt bist du dran.
Nimm deine Bürste, Rolle, rechte Hand oder was du sonst noch hast, stoppe den Niedergang und bringe den Aufschwung und gleich in die richtige Position, denn das ist das zweite Ende der Fahnenstange.
Hast du das Ungetüm endlich an der Decke, kannst du mit einem Kantenroller oder Fingernagel den Rest erledigen. Denn es ist kein Ungetüm mehr. Nur noch ein schlapper 3 Meter langer schleimig aufgeweichter Zellulosestreifen. Der nun hoffentlich endlich an der Fläche klebt, wo er hin sollte.
Und jetzt kümmere dich um die Blasen und Blubber. Du wirst dich wundern, wie dieses Zeug nachwachsen kann. Gerade links und rechts totgehauen, wächst doch mitten in der Mitte wieder so ein Vieh.
Verzweifle nicht, auch ein Zelluloseschleim sagt einmal: „Ich lege mich jetzt fest.“
Es ist eigentlich eine endlose Geschichte.
Ich habe ein Ende gefunden.
Drehe dich abends einfach um.
Lass doch deine beklebten Flächen einfach vor sich hindümpeln.
Und am nächsten Tag schau die Wand an (die mühsam angeklebte):
„Schön sieht sie aus. Sie gefällt mir. Ich bin’s zufrieden. Wo ist die nächste?“

 

Hi!
So sieht also aus, wenn ein Ingenieur tapeziert...
Mir gefällt deine Geschichte. Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, warum du sie hier rein gestellt hast und nicht zu Humor, aber ist ja egal.
Mich stören nur ein paar Kleinigkeiten:

Aber nein, ich muss ja unbedingt 3 Meter lange gepresste Zellulosestreifen, die ich vorher mit einem Schleim, der den Gedanken an eine Samenspende aufkommen lässt, eingeweicht habe, und sich nun wie ein Gummituch verhält, über Kopf auf einem schmalen trapezförmig aufgestellten Aluminiumgestell möglichst noch parallel zu den anderen Bahnen (so man sie denn schon dahin gebracht hat) auf eine mehr oder weniger ebene Oberfläche bringen.
Was ich etwas verwirrend finde, ist dein Sprung vom "Ich" zum "man" zum "Du". Das solltest du eventuell nochmal überdenken
Ich finde diesen Satz, etwas zu lang, vielleicht kannst du ihn auf leichter lesbare Länge verkürzen
Der Anfang liegt nun in deiner Hand.
Irgendwiegefällt mir der Satz nicht, ich finde er wirkt etwas deplaziert im Kontext.
und schmatzenden Geräusches
Mir ist klar, dass das grammatikalisch richtig ist, aber es klingt sehr veraltet und im ersten Moment falsch.
aufgeweichter Zellulosestreifen. Der nun hoffentlich endlich
Vielleicht ist hier ein Komma sinniger als ein Punkt.
en, wächst doch mitten in der Mitte
Die Wiederholung wirkt störend
Lass doch deine beklebten Flächen einfach vor sich hindümp
dümpeln finde ich für Wände unpassend, da es irgendwie auf Wasser anspielt.

Sonnige Grüße
Cathy

 

Hallo Catherine,

danke für deine Reaktion, Meinung, Kritik, Autopsie. Such dir etwas aus. Ich freue mich, dass die Geschichte überhaupt einer gelesen hat. Zu deinen Hinweisen:

(Da hat einer richtig gelesen und sich mit dem Inhalt auseinandergesetzt.)

Ja, hier tapeziert ein Ingenieur.
Viel schlimmer noch, ein Entwicklungsingenieur, der von seinen Chefs, die ihrerseits wieder von ihren Chefs (oder Aufsichtsräten, Konsortien oder Paten) zur marktführenden Perfektion getrieben, diesen Perfektionismus auf die Mitarbeiter nach Radfahrermanier durchreichten. In diesem Leben war ich verantwortlich für die Entwicklung einer elektronischen Schreibmaschine (ich glaube so etwas kennen heute nur noch Archivare. Nicht mich, sondern die Schreibmaschine) und ihrer Dokumentation. Letzteres hat mir gefallen. Sollte ich doch einerseits für "Blondinen" und andererseits für die "Geldgeber" handhabbare Texte schreiben. Für letztere hatte ich mir geschwollene Texte ausgedacht. Daran hatte ich Freude gefunden und versuche jetzt, diese Freude (oder Lust) in andere Texte zu übertragen. Soll heißen, je länger der Satz, je verschlungener, ohne aber die Zielaussage zu verlassen, um so besser. Im Deutschunterricht sagte man mir, diese Sätze heißen Anakonda-Sätze. Ich bin ein Fan von Anakonden. Ein Werbetexter meinte einfach:“ Quatsch, das heißt verknubbeln.“

Warum nicht die Rubrik Humor?

Ich hatte so eine ähnliche Geschichte dort hin gestellt.
Die Reaktion war: "Aneinandergereihte Kalauer, nichts Neues, Mist, Löschen."
Letzteres wurde getan. Zuerst war ich sauer. Aber dann, nach dem ich meinen Beitrag noch einmal durchgelesen hatte, musste ich zugestehen: "Stimmt". In der Rubrik Sonstiges hat so ein Elaborat eine größere Chance, zu überleben. Es wird gelesen, rezensiert und zerfetzt, grammatikalisch und orthografisch seziert. Und nach Korrektur durch den Autor, Mentor oder andere, mit erweiterten Zugriffsrechten versehene Forum- Mitglieder, in die richtige Rubrik gestellt oder dann doch in die „Tonne“ versenkt.

Wie weiter?

Ich werde diesen Beitrag noch einmal mit deinen Hinweisen "gegen den Strich bürsten" und erneut ins Forum stellen. Da ich aber zur Zeit tatsächlich tapeziere, kann es zwei bis drei Tage dauern, ehe er erneut im Netz steht.

Bis dahin
wetterabhängige, aber freundliche Grüße
HaJo

 

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