- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 10
Test: +
Test: positiv. Zwei Blaue Striche, die ein Kreuz formen. Kein Zweifel.
Wie gebannt stehe ich im Badezimmer und versuche mich zu fassen.
Ich bin nicht überrascht. Ich hatte es ja bereits geahnt:
Jetzt bist Du also da. Du bist gekommen, unerwartet, unangemeldet, ungebeten. Ein Feind, und ein Gast.
Und du hast vor zu bleiben. Hast es Dir schon bequem gemacht in meinen Wänden, alles ausgepackt und beanspruchst jetzt Deinen Platz, von dem Du sicher glaubst, dass er Dir zusteht. Du glaubst wohl auch, ich sollte Dich willkommen heißen.
Du irrst Dich, er steht Dir nicht zu. Du bist nicht willkommen. Du bist sogar unendlich unwillkommen. Ich hatte nie vor, dich zu beherbergen; in meinen Pläne ist von Dir nichts zu finden.
Du bist ein Feind, weil Du mein Leben aus der Bahn wirfst: Ich bin enttäuscht und verärgert, denn ich mochte mein Bild von meinem Leben, das Du so unerwartet umgestoßen hast. Du hast Dir meinen verräterischen Körper zum Komplizen gemacht, er hat Dich eingelassen.
Seit Du gekommen bist, bin ich nicht mehr die Selbe. Ich kann ja auch nicht die Selbe bleiben, jetzt, wo Du da bist. Die ganze Welt ist für mich eine Andere, voller unerklärlicher, unbekannter Gefühle. Voller Verantwortung. Voller Sorgen und Gedanken. Davor fürchte ich mich.
Vor den Schmerzen fürchte ich mich auch.
Es hilft nichts, du wirst bleiben, das weiß ich. Du bist ein Gast, der nicht weiß, wann er gehen sollte. Du bist allgegenwärtig, ich komme Dir nicht eine Sekunde lang aus. Ich werde mich mit Dir arrangieren müssen. Ich werde mich mit Dir auseinander setzen müssen. Dazu brauchst du einen Namen. Ich werde Dir also einen Namen geben, mein Feind. Mein Gast. Immerhin weißt Du ganz genau, wie Du mich nennen wirst.
Welchen Namen?...
... Ich weiß ja fast nichts über Dich, außer dass du aufgetaucht bist, als ich es am Wenigsten erwartet oder gewünscht habe.
- Doch: Du bist ein Wunder, wie Du da in meinem Körper sitzt, wie Du dich dort weiter ausbreitest und wächst. Du veränderst mich, und Du brauchst mich.
Ich Dich nicht: Ich kann Dich gar nicht brauchen.
-Wir sind verbunden. Du bist ja ein Teil von mir! Das verwirrt mich: Wie kannst Du ein Teil von mir sein, ohne "Ich" zu sein? Wir sind uns sogar ähnlich: Wir hatten beide keine Wahl, und obwohl ich nie mit Dir gerechnet hätte, erkenne ich Dich. Du machst mich sogar ein bisschen stolz, und ein bisschen glücklich, weil du mir vertraut bist und mir verbunden.
Vorsichtig lege ich meine Hand auf meinen noch flachen Bauch. Ich spüre, wie sich ein kleines, unsicheres Lächeln in mein Gesicht stiehlt.
Wirst du mir vertraut bleiben, mein Kind, mein Leben lang?