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Toastbrot für 39 Cent

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01.09.2004
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Toastbrot für 39 Cent

Daniel dümpelt in der Küche rum. Nur eine Tasse Earl Gray leistet ihm stillschweigend Gesellschaft. Der wohl riechende Duft steigt empor und geht auf Erkundungsreise, um nie wieder zurückzukehren. Nur manchmal, wenn man empfindlich genug ist, entdeckt man feinste Nuancen in der Gardine. Ein wahres Geschichtsbuch der Gerüche. Denn die Stücken Stoff, gehalten durch eine gespannte Wäscheleine, zwischen zwei Heizungsrohren, hingen schon bevor er dieses Reich hier bezog.

Er hat bereits die fünfte Partie Solitaire begonnen. Anfangs eher lieblos, mittlerweile aber Feuer und Flamme. Dieses Spiel kann einem echt den Verstand rauben, wenn man nicht aufpasst. Ich mein gegen wen spielt man da eigentlich? Gegen die Zeit, die man versucht totzuschlagen, oder gegen das Spiel? Vielleicht spielt man auch gegen sich selbst, weil man sich einfach austrickst.
Wie eine Maschine vollzieht er unvermeidlich ein und die selbe Bewegung. Er nimmt ein Stäbchen, überspringt damit ein Anderes und ersetzt das Übersprungene durch Nichts. Und das Nichts breitet sich mit jedem Zug aus. Das Nichts ist das erklärte Ziel.

Er hat den Bogen raus. Gewusst wie: durch Versuch und Irrtum. Sein Kumpel Alex hat ihn mal wegen seines alten Solitairespiels geringschätzig belächelt. Es sei zu unmodern. Heutzutage müsse man mit der Zeit gehen und Solitaire am Computer spielen. .Er war der Meinung, dass dies unglaublich modern wäre. „Modern“, dieses Wort geistert durch alle Ecken seines Kopfes und treibt Schabernack mit seinem Verstand. Auch in den Ecken, wo er glaubte, sie seien unerkundbar. Modern sein ist schon so `ne Sache. Wird man doch immer von dem Gefühl des „nie genug“ begleitet. Wie modern kann man sein, wenn man nur hinterher hinkt. Die Gefahr des Stolperns ist da äußerst groß.
Alles Bullshit, denkt er. Vielleicht bin ich nicht modern, aber dafür authentisch und er nimmt einen großen Schluck von seinem Earl Gray, um kurz darauf alles zu verfluchen. Den Wasserkocher, den Becher und seine vorlaute Hand. Aber sehr authentisch dieser Schmerz, wenn er sich von der Zunge aus, im ganzen Mund ausbreitet.

„Zur Hölle damit“. Er schiebt das Brettspiel bei Seite und schnappt sich einen Bleistift, um hastig ein paar seelenlose Fratzen auf den hellen Holztisch zu kritzeln. Eher lieblos und dabei bleibt es auch. Der Tisch gleicht einer kleinen Galerie. Von allen Ecken und Kanten springen einem die Zeichnungen ins Auge, die sich, mit der Zeit, zu kleinen Inseln auf der Holzplatte angeordnet haben.

Daniel hört, wie der Schlüssel ins Schloss plumpst. Kurz darauf springt die Tür auf und Lisa stolpert in die Küche.
„Hallo, bin wieder da!“ Daniel schaut auf, so früh hat er nicht mit ihr gerechnet. Was solls, eigentlich ist er froh darüber.
„Sach´ mal, saust du schon wieder den Tisch voll?“
Lisa stellt zwei Bier vor Daniels Nase auf den Tisch und den Rest in den Kühlschrank. Dann bugsiert sie Weißbrot in den Toaster und setzt sich Daniel. Sie öffnet das mitgebrachte Bier und schiebt ein zu Daniel herüber.

„Was meinst du Lisa, findest du mich unmodern?“
„Wie meinst du das?“
„Na, sollte ich vielleicht einfach mehr mit der Zeit gehen? So ganz allgemein?“
„Ach red´ kein Quatsch. Du bist doch modern. Ich mein, du lebst doch. Das ist verdammt noch mal modern genug.“
Das Brot springt aus dem Toaster hoch und macht sich mit einem Klappern bemerkbar.

Es gibt nichts besseres. Getoastetes Weißbrot und du fühlst, dass du lebst. Ganz einfach und doch so kompliziert. Denn das Leben kostet in diesem Fall neununddreißig Cent und das Toastbrot einen ganzen Abend.

 
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Hallo Flip,

Mir hat deine Geschichte in keinster Weise gefallen. Um was geht es denn? Möchtest du den Selbstzweifel deiner Hauptperson schildern, oder aber die Beziehung eines naiven, jungen Paares zueinander? Alltagsgeschichten sollten lustig, traurig oder nachdenklich sein. Deiner gelingt es in meinen Augen nicht.
Anfangs waren manche Bilder und Beschreibungen schlüssig und interessant. Jedoch verschlechtert sich dein Schreibstil mit jedem Absatz, und du machst unnötige Ausdrucksfehler. Der Dialog am Ende scheint für mich völlig sinnfrei zu sein. Vom Inhalt her habe ich auch nach mehrmaligen Durchlesen den Eindruck, dass du Werbung für das preiswerte, zu röstende Weißbrot machen wolltest. Der Text wirkt in sich hohl, und scheint aufgrund der vielen Ausdrucksschwächen unter der Last seiner von dir beabsichtigten, aber nicht erreichten Wirkung bzw. Rezeption zusammenzubrechen. Letztlicht erscheint dem Leser die Handlung belanglos und unwichtig.
Vielleicht möchtest du uns darüber aufklären, was genau du mit deiner Kurzgeschichte sagen bzw. zum Ausdruck bringen willst.

Hier noch einige Bemerkungen zur möglichen Korrektur :

Ich mein gegen wen spielt man da eigentlich? Gegen die Zeit, die man versucht totzuschlagen, oder gegen das Spiel? Vielleicht spielt man auch gegen sich selbst, weil man sich einfach austrickst.

Ich-Perspektive und 'man' verträgt sich nicht. Ich denke, du berichtest aus der 3. Person über Daniel.
Meine, 'eigentlich' entfernen

Wie eine Maschine vollzieht er unvermeidlich ein und die selbe Bewegung.

'Unvermeidlich' im Zusammenhang mit 'Maschine' klingt merkwürdig. Schreib doch besser: Mechanisch …

Gewusst wie, durch Versuch und Irrtum.

Hier würde ich das Komma durch einen Doppelpunkt ersetzen.

Sein Kumpel Alex hat ihn mal wegen seines alten Solitairespiels geringschätzig belächelt.

'geringschätzig' streichen. Mit 'belächelt' allein drückst du das selbe aus, und es klingt weniger hölzern.

Heutzutage müsse man mit der Zeit gehen und Solitaire am Computer spielen und dass er ja so unglaublich modern wäre.

Mangelhafte Satzkonstruktion. Mache ein Punkt nach 'spielen'.
Er war der Meinung, dass dies unglaublich modern wäre.
Das 'so' verfälscht deinen Stil.

Wird man doch immer von dem Gefühl des „nie genug“ begleitet. Wie modern kann man sein, wenn man nur hinterher hinkt.

Gedanken einer Hauptperson niemals mit 'man' formulieren. Sie wirken dadurch aufgebläht, verallgemeinernd und pseudo-lehrhaft.

Er schiebt das Brettspiel bei Seite und schnappt sich einen Bleistift, um hastig ein paar seelenlose Fratzen auf den hellen Holztisch zu zeichnen.

'hastig zeichnen' ? Beim Zeichnen arbeitet man sehr genau und gewissenhaft. Das lässt sich nicht mit 'hastig' in Einklang bringen. Besser: kritzeln. Den darauf folgenden unschönen Satz kannst du in dem Fall streichen.

Daniel hört, wie der Schlüssel ins Schloss plumpst.

'plumpst' ist hier fehl am Platz. Besser: laut hineingleitet, im Schloss einrastet

Kurz darauf springt die Küchentür auf und Lisa stolpert in die Küche.

Dopplung von 'Küche'. Kurz darauf springt die Tür auf, …

Was solls, eigentlich ist er froh darüber.

soll's. Grausiger Satz – 'eigentlich' heraus nehmen.

Dann bugsiert sie Weißbrot in den Toaster und setzt sich Daniel gegenüber um das Bier zu öffnen.

'bugsiert' schlecht. Besser: schiebt sie zwei Scheiben Weißbrot. Um passt hier nicht. Besser: (Punkt) Dann öffnet sie das (mitgebrachte) Bier.

„Was meinst du Lisa, findest du mich unmodern?“

Statt Komma besser ein Doppelpunkt

Du bist doch modern. Ich mein, du lebst doch.

Dopplung von 'doch'. Der zweite Satz entzieht sich meinem Verständnis.

Das Brot springt aus dem Toaster hoch und macht sich mit einem Klappern bemerkbar.

Schlechte Beschreibung. 'hoch' streichen. Das Toast 'klappert'? Besser: landet laut auf die Tischplatte / Fußboden.

Liebe Grüße,
moonaY

 

Hallo moonaY

also erst mal vielen dank für die kritik und das auseinandertüffteln. ich habe einige vorschläge übernommen.

"Alltagsgeschichten sollten lustig, traurig oder nachdenklich sein."

oder einfach absurd. was nicht in dem thema "an sich" zu finden ist, sondern an den lebensumständen, die ein "für sich" suggerieren, es aber im grunde nicht sind. meint: wie absurd ist eigentlich das alltägliche leben, welches wir als selbstverständlich hinnehmen. der alltägliche wahnsinn eben. gelebter albtraum.

wollte ich werbung für toastbrot machen, was übrigens nicht das schlechteste ist, hätte ich die marke genannt.

wenn du nicht weißt, warum es in der story geht, woher weißt du dann, dass die beabsichtigte wirkung nicht erreicht worden ist?

"Du bist doch modern. Ich mein, du lebst doch."
"Dopplung von 'doch'. Der zweite Satz entzieht sich meinem Verständnis."

die doppelung von "doch" macht nichts, da die beiden personen nicht viel nachdenken. was nicht heißt, dass sie sich keine gedanken machen. dass sich der zweite satz deinem verständnis entzieht ist schade, ist es doch die zentrale aussage. wann fühlen wir, dass wir leben. wann fühlen wir uns existierend.

ich hoffe dir weitergeholfen zu haben.

gruß
flip

 
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Flip schrieb:
wenn du nicht weißt, warum es in der story geht, woher weißt du dann, dass die beabsichtigte wirkung nicht erreicht worden ist?

Ich bin davon ausgegangen, dass deiner Geschichte eine wie auch immer geartete Aussageabsicht dem Adressaten hinterlegt ist. Jedoch konnte ich mich dieser, zum Teil wegen deines Ausdrucks, der für den Leser ein Maß für das Verständnis bietet, nicht annähern, und sie nicht erkennen. So verpufft praktisch die Wirkung deines Textes. Als Konsequenz hat mich die Botschaft deiner Geschichte nicht erreicht, wie es ursrünglich von dir gedacht war.

Flip schrieb:
ich hoffe dir weitergeholfen zu haben.

Dem ist von meiner Seite aus nichts hinzuzufügen. Mit meiner Kritik wollte ich dir weiterhelfen.

 

Lieber Flip,

ich mag deine Geschichte, auch wenn mir das Ende zu abruppt erschien. Ich hätte gern noch mehr von den Zweifeln erfahren und finde es auch ein bisschen "naja" wenn irgendsoeine Lisa ins Bild spaziert und mit einem Satz alle Zweifel abtut. Aber, wie gesagt den Anfang finde ich sehr schön geschrieben.

Liebe Grüße, Simone.

 

@moonaY: "ich hoffe dir weitergeholfen zu haben." bezog sich auf: "Vielleicht möchtest du uns darüber aufklären, was genau du mit deiner Kurzgeschichte sagen bzw. zum Ausdruck bringen willst."

@simone: vielen dank, dass du mir deine eindrücke schilderst. vielleicht kann ich es noch ein wenig ausbauen. allerdings ist daniel kein mensch, der von großen zweifeln geplagt ist.

grüße
flip

 

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