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Toastbrot for two

Beitritt
31.12.2004
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10

Toastbrot for two

Eine Querstraße von hier gibt es ein kleines Straßencafé, in dem wir früher von Zeit zu Zeit saßen, miteinander sprachen, lachten, das Leben und die Liebe genossen bei einer Tasse Lindenblüten-Tee und mit Marmelade bestrichenen Toastschnitten. Die mochte sie so gern.
Ich weiß noch, wie sie mich eines eisigen Wintermorgens auf die Straße zum Lidl-Markt trieb, ein frisches Toastbrot kaufen, denn wie sagte sie immer: "Nur wenn ich Toastbrot esse, lebe ich."
Für einen Augenblick noch blieb ich in der Tür stehen, sah ihr tief in die Augen, sprach: "Ich wäre so gerne dein Toastbrot", und ging. Hinter mir schloss sie langsam die Tür. Vielleicht sah sie mir noch nach, als ich im Dunkel des anbrechenden Tages verschwand.
Auf der Straße fuhr kein Auto. Die Welt schien leer und ich allein auf meinem Weg, den ich mir durch Schnee und Eiseskälte bahnen musste. Umsonst! Ich kehrte heim mit leeren Händen. "Liebste", sprach ich und wies die Hände vor, "sie hatten kein Toastbrot."
Ein Seufzer tiefer Traurigkeit entrang sich da ihrer Brust. "Oh weh!", hauchte sie noch, "Wie geschieht mir nur?", und sank zu Boden, die Auslegware mit ihren Tränen netzend.
Unschlüssig blickt ich auf das Licht im Dunkel des hinteren Flurs. Ich wäre so gerne ihr Toastbrot gewesen.

 

Hallo q.v.werner@gmx.net,


also von Romantik oder Erotik hab ich in deiner Kurzkurzgeschichte nix gefunden, es sei denn ich wäre aus welchen sexuellen Neigungen heraus irgendwie so veranlagt, Toastbrot erregend zu finden. :D
Von daher find ich deine beiden Sätze mit der Bemerkung "ich wäre so gerne dein(ihr) Toastbrot"...nicht sehr prickelnd.
Ich fand also insoweit deinen Text eher stirnrunzelig, weil ich mir in der Sparte R/E etwas Passenderes erwartet hatte.
Dann ist mir nicht klar, wieso sie erst im kleinen Straßencafé sitzen und dort Toastbrot mit Marmelade essen, während die Geschichte selbst ja davon handelt, dass ER zu Lidl gehen soll, um dort Toastbrot für zu Hause zu besorgen.
Wo soll denn nun die Handlung spielen?
Oder muss ich mir das so vorstellen, dass aufgrund des Ausverkaufs von Toastbrot bei Lidl nun die Protagonisten immer nur noch ins Café gingen?
Na egal.


Lieben Gruß
lakita

 

geh geh geh seit wann ist toastbrot beim lidl aus?? gschichtl ... ich vermute, er wollte schlußmachen und war nur zu feig dazu ... in wahrheit ist es eine "und-tschüß-geschichte", ja, ich durchschau das genau ... ich geh jetzt ein bissl weinen ... hm ...

h.

 

Prince Charles wollte eben der Tampon seiner Camilla sein und der Prot in dieser Geschichte das Toastbrot seiner Liebsten. Beide Herren drücken damit aus, dass sie auf die Liste der Dinge möchten, die ihr jeweiliger Schatz zum Überleben braucht. Sie wollen sich Zuneigung sichern. Insofern ist da schon ein Hauch von schräger Romantik zu erkennen. Allerdings habe ich nicht den Eindruck, hier eine Sternstunde der erotischen/romantischen Literatur zu erleben.

Chica

 

Stimmt, so hab ich es noch gar nicht gesehen. Verzehren tut sich der Protagonist nach der Toastbrotfutterin irgendwie schon und "Verzehren" hat auch irgendwie eine romantische Komponente.
Interessant übrigens, verehrte Chica, dein Vergleich zwischen Charlysegelohrtampongesäusel zum Toastbrot, very british.

Darauf einen Toast! :D

Lieben Gruß
lakita

 

Ich mich von dir auch net, weil du auf meine erste Kritik z.B. nicht eingehst, in welcher ich dir eine Frage gestellt hatte. :rolleyes:

 

qvw: nicht ernst genommen? Dann solltest du dir die Kritik von Chica noch einmal zu Gemüte führen. Eine andere Interpretation lässt die Geschichte nicht zu - und eine ausführlichere Betrachtungsweise sowieso nicht, außer man hat Vergnügen daran, eine Geschichte so lange auszuwringen, bis noch ein Tröpfchen mehr Aussage den Weg nach draußen findet.
Aber mal abgesehen davon finde ich den Text durchaus romantisch, nicht einmal schräg, wie Chica. Das Gefühl des Protagonisten, seiner Liebsten (hab ich das jetzt wirklich geschrieben?) weniger bedeuten zu können als eine Scheibe Toast, ist sehr gut nachvollziehbar, da du den Sinn des Textes durch die eigentliche Belang-/Bedeutungslosigkeit eines Toastbrotes bis zur Steigerung durch den Schlusssatz schön hinauszögerst.
Was ich ändern würde, um den Höhepunkt etwas intensiver zu gestalten:

sprach: "Ich wäre so gerne dein Toastbrot"
Der Satz kommt einfach zu früh. Vielleicht reicht es auch schon, "sprach" durch "dachte" zu ersetzen.

Fein, da hab ich ja nochmal kräftig gewrungen ;).

Mirko, Webmaster der Überinterpretationen

 

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