Was ist neu

Tod "einer Jungfrau"

Mitglied
Beitritt
03.11.2003
Beiträge
14
Zuletzt bearbeitet:

Tod "einer Jungfrau"

Diese Huren. Sie machen mich wahnsinnig. Gut, dass ich sie nicht mehr länger ertragen muss. Ich verabscheue sie. Ich hasse sie.
Ich seh noch vor mir, wie diese Schlampe mit ihren asozialen Freunden in den Bus einsteigt. Sie: billig. Ihre Freunde: Vögel ohne jedwede Form von Anstand (Ich hoffe sie kommen nicht über den Winter!).
Während der größere der beiden, wahrscheinlich Russlanddeutscher, sich laut rülpsend auf den ersten freien Sitzplatz niederlässt den er findet, schaut der Andere sich erstmal um. Wahrscheinlich sucht er nach alten Menschen, die sie belästigen können. Ich habe es schon oft genug beobachtet. Er setzt sich letztendlich in die Sitzreihe hinter seinem Freund, neben ihn das Mädchen. Ich sitze nur zwei weitere Sitzreihen entfernt, muss ankucken wie sie sich küssen, muss zuhören, wie sie sich laut über die Schule unterhalten. Ich kann mich kaum zurückhalten, will ihnen ins Gesicht schreien, dass sie zu meiner Zeit mit so einem Aufzug nur einmal die Schule besucht hätten. Zu dumm sich die Schuhe zuzubinden. Haltestelle Nordstraße: Die zwei Jungen verabschieden sich von der Schlampe.
Ich muss eine Haltestelle weiter, fahre drei. Bei der zweiten steigt sie aus: Grafenstraße. Ich schaue ihr in die Augen als sie aussteigt, möglichst böse, sie soll Angst bekommen, ich muss laut lachen, verfalle in ein Grunzen, als sie mich erblickt. Ich notiere mir die Haltestelle in meinem Notizbuch, schon die Zweite aus dieser Gegend. Ich werde auf meinem Stadtplan ein blaues Herz an diese Stelle malen.
Am nächsten morgen kaufe ich mir drei Dosen Thunfisch in Öl und eine Flasche Multivitaminsaft. Ich setze mich in auf eine Bank in der Nähe der Bushaltestelle an der sie ausstieg. Im Kiosk kaufe ich mir noch eine FAZ. Ich fühle mich dabei immer ein bisschen wie ein Detektiv, ich beobachte jeden Fahrgast der den Bus verlässt oder betritt. Ich sitze mehrere Stunden dort. Nachdem ich selbst den Aktienkurs der deutschen Post AG auswendig kenne, widme ich mich der Lektüre meines Stadtplans, immer ein Auge auf die Bushaltestelle. Drei Herzen, eins grün, zwei blau. Ein rotes Herz gibt es erst ab drei Mädchen. Ich falte ihn behutsam zusammen, schließlich will ich nicht, dass Öl darauf gelangt.
Drei Tage nachdem ich mich das erste mal auf der Bank niederließ, sehe ich wie sie aus dem Bus aussteigt. Wo ist sie eingestiegen diese Schlampe?! Ich bin wütend. Ich werfe die beiden leeren Dosen zusammen mit den zwei noch vollen Dose Thunfisch (ich habe gemerkt das drei Dosen nicht ausreichen!) in den Müll und folge ihr. Noch unauffällig. Mal sehen wo sie wohnt. Sie hat hohe Stiefel an und ihr junger Arsch wackelt betörend im kurzen Rock, wenn sie geht. Ich notiere mir sie dafür zu schlagen, wenn ich sie das nächste mal sehe. Nun gut, Danziger Straße 23. Ich werde mir heute etwas weniger Nachtruhe gönnen. Vor ihrem Haus befinden sich großflächige Pflastersteine, ich habe beschlossen Nägel in die Fugen zu treiben. Die Vorstellung wie sie und ihre ganze Familie darüber fallen, erzeugt einiges an Befriedigung.
Ich warte jetzt nur noch direkt vor ihrem Haus. Ihr Vater hat die Nägel bereits entfernt, ich glaube ihr hässlicher Bruder ist darüber gestolpert und hat sich den Ellbogen aufgeschlagen. Sie verlässt das Haus. Ich folge ihr. Nah. Im Abstand von höchstens einem Meter. Sie spürt meinen Atem, ich weiß es. Sie spürt mein rasendes Herz. Sie spürt das ich aushole.
Ich trete ihr noch einmal abschließend in den Bauch und murmel etwas wie "Das hast du davon,du Schlampe!". Ich erinnere mich nicht mehr genau. Es ist immer der gleiche Rausch der mich überfällt sobald ich sie mit dem ersten Schlag zu Boden befördere. Ich frage mich manchmal selbst warum ich das tu, doch dann rufe ich mir ins Gedächtnis, wie sie aussehen, wie ungehemmt sie ihre Sexualität auf die Straße tragen. Ich verachte die Menschheit für diese Missgeburten. Eigentlich müsste ich ihre Väter verprügeln, dass sie nicht durchgreifen. Ich fange an zu weinen. Fange an zu träumen. Fange an mir die Pulsadern aufzuschneiden. Es muss besser sein. Es wird besser sein. Diese Huren drängen mich in eine andere Welt.

 

Hallo Kohlkopf,

und erst einmal herzlich willkommen auf kg.de! :thumbsup:

Nun zu Deiner Geschichte. Sprachlich habe ich nicht viel einzuwenden. Du erzählst weitgehend ohne Holpern, wenn auch nicht mit heraus ragendem Stil. Aber es ist gut lesbar.
Nun zum Inhalt. Am Anfang klang es für mich einfach wie eine Hasstirade, dann nach Selbstjustiz (wobei nicht einmal eine Straftat ge"rächt" wird) und am Ende - sorry - nach einer Schülergeschichte. 90 Prozent aller von Schülern geschriebenen Geschichten enden mit Seblstmord. Okay, nicht 90 Prozent, das ist eine maßlose Übertreibung. Aber es sind auffällig viele.
Was mir fehlt, ist Differenzierung. Die Hauptfigur ist dazu offenbar nicht in der Lage, und auch nicht zu normaler Kommunikation. Außerdem stellst Du sie recht negativ dar, fast eklig (mit dem Thunfisch). Ich hoffe mal, dass Du den Mann nicht als repräsentativen Stellvertreter für alle Erwachsenen ansiehst, denn dann hast Du ein sehr vereinfachtes Bild dieser Generation. Dass der Prot sich am Ende umbringt, klingt ein bisschen wie die Rache des Autors - es ist nämlich offenkundig, dass Du nicht mit der Meinung der Figur überein stimmst, sondern ihren Standpunkt sogar ablehnst. Wenn Du sie deshalb sterben lässt, ist es kein Wunder, dass dieser Suizid doch ziemlich schlecht nachvollziehbar ist. Es ist billig und konstruiert, und Du willst eigentlich keine Geschichte erzählen, sondern nur in Form einer Kurzgeschichte über eine bestimmte Personengruppe herziehen. Du kannst mich aber gerne eines besseren belehren ...

Noch zwei Dinge. An einer Stelle hast Du einen Tempusfehler : "Bei der zweiten stieg sie aus" - das muss wie der Rest der Geschichte im Präsens stehen.

Und schließlich: Was bitteschön ist an dieser Geschichte seltsam? Meiner Meinung nach gehört sie in die Kategorie "Gesellschaft". Schick mir einfach eine kurze PM, dann verschiebe ich sie dorthin, überhaupt kein Problem - übrigens gibt es da wohl auch ein paar mehr Leser ;)

Fazit: sprachlich ok, inhaltlich eher eindimensional, polarisierend. Ein Beitrag zur Verbesserung der Kommunikation zwischen den Generationen ist es jedenfalls nicht ;)

Uwe
:cool:

 

Danke für die Kritik. Den Tenmpusfehler habe ich korrigiert.

Das mit der Schülergeschichte amüsiert mich, wusste ich nicht, kann ich mir aber durchaus verstellen, werde mal drauf achten.
Der Protagonist ist nicht fähig zu differenzieren, nicht fähig zu kommunizieren, ist insgesamt sehr eindimensional gezeichnet, da gebe ich dir durchaus Recht, doch meiner Meinung nach ist das nicht unbedingt schlecht, ich habe auch nicht den Anspruch gehabt ein realistisches Bild einer Generation wiederzugeben.

 

Ich hab mir die Geschichte nochmal durchgelesen, ihr habt Recht, das Ende ist unpasssend. Ich überlege mir noch etwas dafür. Danke

 

Hallo Kohlkopf,
Auch von mir eine herzlich willkommen auf KG.de.
Die erste Geschichte die du uns vorgestzt hast ist nicht schlecht. Sie ist sogar gut.
Der Plot gibt vieles her.
Nur machst du etwas zu wenig draus.
Dein tempo ist rasend, wie du Wut des Protagonisten. Du verweilst keine Sekunde um den Leser die Zeit zu geben das alles wirken zu lassen. Zudem hast du einen Protagonisten der überhaupt nicht zur Geltung kommt. Der Leser "kennt" ihn nicht.
Über das Ende mit dem Suizid will ich auch nicht viel schreiben, ich finde du hast dir da den einfachsten Weg gesucht.
Irgendwie finde ich überhaupt, das du keine Risiken eingehst. Du eilst vom ersten Satz los um so schnell wie möglich den letzten zu erreichen. Für mich ist dieser Weg falsch. Als Leser ist man fertig hängt aber noch mitten in der Geschichte.
Ausserdem finde ich hin und wieder Fehler in der Formulierung. Wäre nicht schlecht wenn du das nochmal überarbeitest.
Überhaupt solltest du noch einiges einbauen. Mal etwas Ruhe in die hektik bringen. Erklär vieleicht mal warum der protagonist Thunfishc ist, oder las ihn einfach mal im Ohr puhlen, nur um die Geschichte mal wirken zu lassen.
Ansonsten finde ich die Geschichte gut. Du kannst erzählen, das merkt man. Nur merkt man auch die jugendliche Unruhe die noch in der steckt. Nimm dir zeit, du hast noch sooooooo viel :D.

 

Hallo,

gratuliere zu deiner Geschichte.Waren durchwegs interessante Ansätze zu finden (Hass gegenbüber Rüpel und als Flittchen angezogen Mädchen). Die Stelle, wo der Erzähler die Nägel vor ihr Haus streut hat mir sehr gut gefallen. Stilistisch vielleicht nicht immer astrein, aber im großen und ganzen fand ich deine erste Geschichte hier gelungen. Nur weiter so.

@ Uwe Post:

Du schriebst:

Geschrieben von Uwe Post
90 Prozent aller von Schülern geschriebenen Geschichten enden mit Seblstmord. Okay, nicht 90 Prozent, das ist eine maßlose Übertreibung. Aber es sind auffällig viele.

..und war bis jetzt immer der Überzeugung, daß bei den Schülergeschichten die Hauptfigur zum SChluß immer aufwacht und daß das Ganze nur ein Traum war. Bei mir war das jedenfalls so :cool:

So habe ich mir nie ernsthafte Gedanke über den Schluß machen müssen und konnte so auch den Handlungsstrang jederzeit mühelos beenden ;-)

mfg stille Feder

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom