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Todsicher

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26.09.2006
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Todsicher

„Es kann gar nichts schief gehen!“, beharrte Liza und reckte trotzig das hübsche Kinn in die modrige Luft. „Weil wir nichts falsch gemacht haben!“
„Wir sind alle zusammengeblieben.“ Tony zählte demonstrativ an den Fingern, während er die wichtigsten Punkte der Strichliste durchging. „Wir haben die Eingangshalle nicht mehr verlassen. Wir haben uns die Grabsteine im Garten nicht angeschaut. Wir haben den Sarg im Mausoleum nicht geöffnet. Und“ – er deutete auf das Mittelgebirge aus Staub und Spinnenweben auf dem Tisch – „wir haben dieses Dokument mit der Aufschrift Tagebuch der Alicia v. C. nicht angerührt, geschweige denn geöffnet. Wir haben nichts falsch gemacht.“
Auf einem der gegenüberliegenden spätviktorianischen Ohrensessel, bei denen schon rein biologische Gründe für ein kribbelndes Eigenleben sprachen, schob Tabatha nervös ihre Brille auf die obere Reihe von Sommersprossen zurück, sah erst zu Billy, der nur betont beiläufig mit den Schultern zuckte und warf dann einen ängstlichen Blick in den Raum. Die vier Studenten hatten die Sessel extra so verschoben, dass Tote Winkel vermieden wurden und sie ein freies Blickfeld auf die angerosteten Ritterrüstungen aus den ostrumänischen Karpaten, den altägyptische Kanopenkrüge auf dem mit gotischen Steinfratzen verzierten Kaminsims, das große Ölportrait des an der Pest gestorbenen Urahnen und die trübe Glasvitrine mit den aztekischen Zeremonialmasken hatten. Außerdem hatte Liza darauf bestanden, dass niemand direkt unter dem elektrischen Kronleuchter saß.
„Ich weiß nicht.“, murmelte Tabatha. „Ich hab’ trotzdem so ein ungutes Gefühl.“
Liza schnaubte. „Ich finde, <ungute Gefühle> sollten mit auf unsere Liste. Das ist typisch: Wenn jemand ein <ungutes Gefühl> hat, dann warten hinter der nächsten Ecke mehrere Zombierotten auf ihn.“
Das Kratzen von Tony’s Bleistift hallte im Raum. „Gute Idee. Fühlt sich noch jemand hier unwohl? Nein? Tabby, könntest du das dann bitte unterlassen? Du gefährdest unser Experiment.“
„Hey Leute!“, Billy hob beschwichtigend die Hände. „Könnt ihr nicht ein bisschen Rücksicht nehmen? Immerhin macht sie das zum ersten Mal.“
„Niemand hat sie gezwungen mitzukommen.“, motzte Tony mit dem seltenen Talent, schneller sauer zu werden, als die Hundertschaft Holzwürmer nach der Sesselrückaktion. „Wenn sie Schiss hat, dann soll sie doch…“
„Tony!“ Liza schnitt ihm mit einer kurzen Handbewegung das Wort ab. „Denk an die Liste, kein negatives Karma, keine Meinungsverschiedenheiten, kein Streit, keine Fehler.“
Tony holte ein eindrucksvolles Brummen aus den Tiefen seines Quarterback-Brustkorbs, aber er gab Frieden.
Natürlich gab das Haus keinen Frieden. Aus den Tiefen des Gemäuers erklang ein nicht weniger eindrucksvoller Schrei mit Obertönen in jenem Frequenzbereich, das ohne weiteres in der Lage ist Ohrenschmalz aufzulösen und verstopfte Nebenhöhlen zu leeren.
Ein souveränes Schneuzen und Klicken und verhinderte den stimmungsvollen Nachhall. Liza legte Taschentuch und Stoppuhr beiseite.
„Entspann dich!“, sagte sie zu Tabatha, die gerade versuchte mit dem Rückenpolster zu verschmelzen, dann wandte sie sich an Tony: „Dreizehneinhalb Sekunden. Wahrscheinlich aus dem Schlafzimmer.“
„Notiert.“ Tony stocherte zufrieden mit dem Stift in einem Staubhaufen, der vielleicht einmal eine Serviette gewesen war.
„Und?“ Billy’s Gesichtsfarbe verließ langsam den Bereich des Schwarz-Weiß-Films. „Sollten wir da jetzt nicht nachsehen?“
„Eben nicht!“
„Wir machen keine Fehler.“
Tabatha beugte sich zitternd zu ihm herüber. „Ich habe Angst!“, piepste sie.
Billy tätschelte ihre Hand und versuchte cool zu klingen – was er seit mehreren Jahren erfolglos tat.
„Brauchst du nicht, Tabby. Liza und Tony wissen was sie tun. Hey, ich meine, die beiden haben den Boden nach Falltüren abgeklopft. Und sie haben darauf bestanden, die Spinnen am Leben zu lassen, weil sie die Moskitos wegfangen. Wenn das nichts ist…?“
Hinter der Brille entstand in mühevoller Kleinarbeit ein verkrampftes Lächeln, das prompt damit belohnt wurde, dass das Licht ausging. Erstickte Geräusche kamen aus der Richtung von Tabathas Sessel und ein unheimliches Wispern und Knarren durchzog das ganze Haus.
„Keine Angst!“, kommandierte Liza triumphierend. „Wir sind auf alles vorbereitet! Tony, der Akku-Strahler!“
Ein Kramen und unterdrücktes Fluchen erklang in der Dunkelheit. Dann ein gedämpftes schweres Klacken auf der Tischplatte, ein Klicken und Tony’s grinsendes Gesicht wurde im kalten Lichtkegel des klobigen Handscheinwerfers sichtbar. Gleichzeitig ließ ein unsichtbarer Dirigent die Sinfonie von Schauergeräuschen auf pianissimo schalten. Liza feixte überlegen, als sie Billy’s erleichtertes Seufzen hörte.
„Mein Großvater war bei der Feuerwehr.“, brüstete sich Tony. „Der Akku ist so groß, der hält ’ne Ewigkeit. Sieh mal Tabby“ – er zwinkerte ihr zu – „das Ding ist aus gutem alten Pittsburgher Stahl, das kann gar nicht kaputt gehen!“
Er ließ seine Football-Pranke mehrmals stolz auf das pfundige Erbstück niedersausen.
Die Tischplatte ließ ein gehässiges Crescendo aus Knirschen und Splittern vernehmen, während eine Pilzwolke aus Staub nach oben wallte. Billy quietschte fast so laut wie Tabatha.
„Oh.“, machte Tony und tastete in den Trümmern nach Papier und Bleistift. „Holzwürmer…die…hatten wir noch nicht...“
Das“, sagte Liza leise „war ein Fehler.“
Die Lampe flackerte und ging aus.
Und wie auf ein Kommando öffnete die Finsternis Tausend kleine Augen.

 

Wahrscheinlich ist dieser trashige Kurzschluss nicht gerade der beste Einstand ins Horrorkabinett... Aber irgendwann muss ich ja meinen SF-Brutkasten auch mal verlassen:D .

 

Aloahoi, omnocrat!

Ich geb's ja zu: der Alkohol hat schwer auf mich gewirkt. Womit ich nun ein Zitat eines der angesehensten Literaturkritiker unserer Zeit von mir gegeben, und somit bewiesen habe, dass ich noch nicht sooo unzurechnungsfähig bin, wie ich mich derzeit fühle. Klar soweit? Wieder ein Zitat ... Ich bin in Form. :D

Aber zu Deiner Geschichte: Das 'ne Parodie oder? Ich meine, in SciFi kannst Du offensichtlich schreiben, aber in diesem Sub-Forum regnen die überflüssigen Adverbjektive auf den Leser ein, dass es nur so kracht und schmerzt.

... reckte trotzig das hübsche Kinn in die modrige Luft ...
Das nich Dein Ernst, oder?

Einige Stellen, wie z.B.

Billy’s Gesichtsfarbe verließ langsam den Bereich des Schwarz-Weiß-Films ...
fand ich sehr amüsant (trotz des Genitiv-Apostrophs), aber alles in allem war die Story für mich sehr unausgewogen. Weder Horror, noch Grusel, noch Parodie.

Also: Ein paar amüsante Formulierungen machten mich grinsen, aber insgesamt ... Gruselig war's nich. Und falls ein Überfluss an Klischee-Namen, Adjektiven und Adverbien (oder wie's im BigBrother-Container heißt: Wie-Worte) für Dich eine Horror-Persiflage ausmachen, muß ich Dich enttäuschen. Da gehört schon mehr dazu. Da kann ich nur raten: Mehr Horror lesen! Stephen King soll ganz gut sein ... Oder, oder, oder ...

„Könnt ihr nicht ein bisschen Rücksicht nehmen? Immerhin macht sie das zum ersten Mal.“
NIEMALS! :D

Öhm... Ich werd mal Deine SF-Storys lesen.

Nichts für ungut,
Fisch

 

Herzlich willkommen in der Horror-Ecke omnocrat,

„Ich weiß nicht.“, murmelte Tabatha. „Ich hab’ trotzdem so ein ungutes
Gefühl.“
Punkt bei „nicht“ weg und „hab’“ steht ohne Apostroph.

<gute Gefühle>
Entweder kursiv oder einfache Anführungszeichen. Deine Zeichen gingen nur, wenn du ansonsten auch französische Anführungszeichen benutzen würdest.

motzte Tony mit dem seltenen Talent, schneller sauer zu werden, als die Hundertschaft Holzwürmer nach der Sesselrückaktion.
Ehm, wenn man in ner Horror-Geschichte „komische“ Elemente verwendet, ist es wichtig, dass sie sehr genau sitzen und passen. In nem „Humor“-Text mit x Pointen fällt eine versemmelte nicht so auf, aber in nem „Horror“-Text, wo die Pointen ja den Gegensatz zu den Spannungs-Stellen bilden sollen, tut das richtig weh.
Außerdem ist das hier ein „vergleichendes“ als, es steht also ohne Komma.

Billy tätschelte ihre Hand und versuchte cool zu klingen – was er seit mehreren Jahren erfolglos tat.
Ähm, hä? Meinst du: worum er sich seit Jahren erfolglos bemühte?
Irgendwie passt das alles nicht so.

Liza und Tony wissen was sie tun
wissen,

„Keine Angst!“, kommandierte Liza triumphierend.
Nee, also sorry. Das ist ganz furchtbar. Also zuerst mal würde niemand sagen, dass „Keine Angst“ ein Befehl ist. Und wie man das ganze dann noch „triumphierend“ befehlen kann, ist mir komplett ein Rätsel.

„Mein Großvater war bei der Feuerwehr.“, brüstete sich Tony.
Wenn die inquit-Formel folgt, steht am Ende der wörtlichen Rede kein Punkt. Den Fehler hast du sehr oft. Und „brüstete“ finde ich als inquit-Formel auch nicht so geeignet. Es ist ja wohl kein echtes Brüsten (er wirft sich nicht in Pose und gibt damit an). Er bemerkt es halt.

Die Geschichte hat ein ganz einfaches Problem: Vier Figuren sind zu viel. Du führst sie alle auf einmal ein und bis der Leser irgendwie ne Chance hat, einen Namen mit Eigenschaften zu verbinden, ist die Geschichte auch schon vorbei (sehr doof vorbei, übrigens).
So ein „Schnellschuss“ lebt davon, dass die Figuren schnell „plastisch“ werden, dass die Szenerie schnell „plastisch“ wird (du fängst dann an mit ostrumänischen Karpatenkunstwerken um dich zu schmeißen), dass die Pointen sitzen und das alles.
Das funktioniert schon allein deshalb nicht, weil du nicht so fix vier Charaktere zeichnen kannst. Zwei wären da viel geeigneter.
Deine Formulierungen scheinen mir oft ebenfalls nicht richtig zu sitzen. Sie wirken so „bemüht“ an manchen Stellen, da ist kein richtiger Fluss dahinter. Das ist sowieso wahnsinnig schwer, einen Fluss in die Formulierungen zu bringen, wenn dazwischen ständig Dialoge stehen. In Dialogszenen ist es meist besser, die Erzählstimme so weit wie möglich runterzufahren, damit man die Figuren „reden“ lässt. Du hast hier aber oft: Dialog- Dialog- Erzähltext usw. Das ist handwerklich einfach eine Herausforderung.
Dazu kommt: die ganze „Wir sind in einem Horrorfilm und machen uns über Horrorfilme lustig“-Thematik ist –ich sag’s nicht gerne- seit der Scream-Welle totgeritten. Wirklich totgeritten. Vielleicht geht das in fünf Jahren wieder, oder so, aber es gibt einen guten Grund, warum es kein "Scream IV" mehr gab. Man kann auch nur bis zu einem gewissen Grad mit Klischees spielen. Das funktioniert sicher als „Bestandteil“ einer Geschichte, aber für sich alleingenommen, als Pointe, ist es zu wenig.


Gruß
Quinn

 

Hehe, ich hab's doch gewusst...:aua:

Hallo ihr beiden!

Danke, dass ihr mein überhaupt nicht ernst gemeintes Machwerk so ernst genommen habt. An Horror-Humor-Parodien hab ich mich noch nie versucht und dachte nun... äh... was dachte ich mir eigentlich:Pfeif: ?

@Quinn

Ja, es war auch rechtschreibmäßig ein Schnellschuss, das ist sonst nicht mein Art. Danke für das Finden der Fehler und der Worte, die mir gefehlt haben

Und vier sind wirklich zu viel, aber weniger erschienen mir zu wenig Klischeehaft... achduliebergott.
Und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die Scream-Filme sämtlichst boykottiert hab. Versuchen die Leute da auch krampfhaft, alles richtig zu machen:confused: ?

@Käpt'n Iglo

Klaro, wer bei dieser Geschichte das kalte Grausen bekommt, der sollte sich mal gründlich durchchecken lassen:D . War auch nich die Absicht. Sollte schon eher ne Parodie sein. Richte dann bitte auch dem Alkohol meinen besten Dank aus, dass er wenigstens noch ein paar Grinser für mich herausgeholt hat;) .

Summa summarum:

Dann war das wohl nix. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich zu wenig schlechte und gute Filme gesehen und zuwenig King gelesen, also keinen Background hab. Dazu ist der Plot wohl ein wenig halbgar (ursprünglich fand ich die Idee nähmlich voll fett:drool: ).
Vergebt mir meine Blödelei, ich gelobe Besserung!

Ef grüft mit (furecht!) eingeflagenen Fähnen

omno

 
Zuletzt bearbeitet:

Aha... hier treibst Du Dich also herum!:)

Tja, was soll ich sagen

Wahrscheinlich ist dieser trashige Kurzschluss nicht gerade der beste Einstand ins Horrorkabinett...

ääh... genau! :Pfeif:

Da ich ja weiß, dass Du es besser kannst, werde ich hier nicht auch noch auf Dich eindreschen, ich finde das reicht.
Nur soviel: Plot hin oder her, es war kein bisschen gruselig und als Parodie ... öhöm.

Vielleicht solltest Du Dir wirklich mal etwas von King, Koontz, Laymont, Lovecraft oder Poe reinziehen. Gerade von King gibt es bald mehr Anthologien als Romane.

Na ja, will hier das Maul auch nicht weiter aufreißen.

Erwarte von Dir bald was nettes im Horror-Genre ;)

 

Hallo auch Waldmensch;)

Jaja, jeder braucht einen Schandfleck in seiner Biografie...

und als Parodie ... öhöm.
Auch gründlich scheitern will erst einmal gelernt sein:dozey: .

Gut, jetzt packt mich dann doch der Ehrgeiz. Jetzt isses Ehrensache und kommt fest auf meine to-do-Liste: Ne ordentliche Horrostory abliefern.

Also man ließt sich (hab ich dir zu deiner Geschichte noch gar nix geschrieben?)

Liebe Grüße

omno

 

Hi omnocrat!!

Gute Idee. Fühlt sich noch jemand hier unwohl? Nein? Tabby, könntest du das dann bitte unterlassen? Du gefährdest unser Experiment.
Fand ich echt lustig, den Satz:lol:

Ein souveränes Schneuzen und Klicken und verhinderte den stimmungsvollen Nachhall.
Löschen.
An das verhinderte noch ein n dran.

Was soll uns diese Geschichte sagen? Vier Jugendliche (oder Erwachsene) treiben irgendetwas in irgendeinem alten Haus. War da ne Handlung?
keine gefunden, um ehrlich und fair zu sein;)
Dein Schreibstil hat mir gefallen, aber ich kann echt nichts mit dieser ("Horror"-) Geschichte anfangen, sorry.
MFG
Torsten

 

Hallo Torsten

War da ne Handlung?
Nich viel, um mal auch ehrlich zu bleiben. Es war halt ne kleine Blödelei, die ich leichtsinnigerweise auf das Forum losgelassen hab. Eigentlich dachte ich, die Klischee-Auflistung von "Horror"-Elementen würde es schon klar machen, das ich es ganz und gar nicht ernst gemeint hab...
Vielleicht verschieben:confused: ?

Dein Schreibstil hat mir gefallen
Wenigstens etwas:D . Rettet mir den Abend...

Danke für read&comment

Es verbleibt mit freundlichen Grüßen und dem festen Versprechen, euch das nächste mal mit echtem, durchdachterem Horror das Hirn aus der Nase zu treiben:baddevil:

omno

 

Hi Omno,

die Idee deiner Geschichte hat was, was Gutes, lässt sich leider nur etwas schwer fassen. Sehr interessant fand ich dein Spiel mit den schönen Vorurteilen aus den vielen amerikansichen Teeni-horrorfilmen. Typisch für dich, deine Liebe (Verliebtheit?) fürs Detail, die Beschreibung des Raumes, der Figuren. Dadurch fiel es mir aber gerade am Anfang schwer, der Handlung zu folgen und einen Einstieg zu finden. Die vielen Adjektive und Attribute wurden schon angesprochen.
Das Ende war Lustig, genauso wie viele "Zwischeneffekte" (Mangel eines besseren Wortes). Nur leider wenig gruselig. Vielleicht solltest du den Spaß ausbauen und es dann unter "Humor" setzen... Wenn das geht.

Die anderen Punkte wurden schon erschöpfend angesprochen...

Bleib am Ball!!! Hab Vertrauen in dein Talent!
Felix

 

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