Was ist neu

Totenlied

Mitglied
Beitritt
05.12.2004
Beiträge
5

Totenlied

Schatten, schwarz wie Kohle, ziehen immer enger werdende Kreise über den silbrig-blauen Himmel über ihm, der immer wieder zwischen den Blättern auftaucht und für einen kurzen Moment sein Herz mit Hoffnung füllt.
Am Horizont lauern graue Wolken, die, angefüllt mit Regen, nur darauf warten das kühle Nass über das Feld zu schütten und somit den Boden rein zu waschen.

Das Krächzen der Raben und sein Keuchen unterbrechen die drückende Stille, die sich über mich gelegt hat. Unheil verkündend. Das Totenlied.
Kein Blatt wagt es zu rascheln, kein Wind zu heulen und kein Leben mehr zu existieren. Noch wehrt er mich gegen die Klauen des Todes.
Die Tropfen, noch klein und wenige an ihrer Zahl fallen zu Boden. Gierig werden sie vom roten Boden aufgesaugt.
Bald schon strömt ein Sturzbach vom Himmel herab um alles wegzuschwemmen… Staub, Dreck, Erinnerungen...
Der Regen durchnässt sein zerrissenes schmutziges Hemd. Kälte kriecht langsam seine Hände hinauf um sich in seinem Körper auszubreiten. Es lähmt seine Glieder, doch nicht dem Schmerz.
Der harte raue Stamm des Baumes, der ihm als letzte Stütze gilt, bohrt unbarmherzig seine Äste in seine geschundene Haut.
Im Gegensatz streichelt der kalte Regen sein wundes Gesicht und wäscht es rein. In dünnen roten Rinnsalen tropft Blut sein Kinn herab.
Der Baumstamm verfärbt sich rot. Immer schneller, immer mehr. Ein Stöhnen entrinnt seinen blassen, rissigen Lippen und ein Zucken durchfährt ihn und lässt seinen Körper erbeben.
Der Stamm färbt sich stets weiter rot. Das Laub zu seinen Seiten nimmt nun auch an roter Farbe an, das vorher doch noch in einem goldenen Braun erstrahlte und raschelnd an den Zweigen des Baumes hing.

Ein letzter Blick zum Himmel und die Augen werden trüb.
Ein letzter Atemzug, stoßweise und gierig aufgenommen.
Ein letztes Augenschließen und die Vögel verstummen.
Das Totenlied ist beendet.

 

Hallo Kilistra,
und erstmal herzlich willkommen auf kg.de und hier im "seltsamen Forum". :thumbsup:

Leider gefällt mir an Deiner Geschichte nur die Sprache. Der Inhalt ist extrem flach, und ich erkläre Dir auch gerne, was mich daran genau stört.
a) Die Erzählung beschränkt sich inhaltlich auf den Vorgang des Sterbens, ohne allerdings näher darauf einzugehen - Du arbeitest nur mit düsteren Bildern. Da wird der übliche Regen, der graue Himmel und das fallende Laub bemüht. Diese Bilder passen, aber sie sind abgenutzt. Die Szene ist so bekannt, dass sie keinen Leser fesseln kann.
b) Daher fehlt jeglicher Hintergrund oder Tiefgang.
c) Und damit jegliche Identifikation mit der völlig anonymen Figur.

Leider begehen viele Autorinnen in Deinem Alter den Fehler, melancholisch-verklärt über Tod oder gar Selbstmord zu schreiben, jedenfalls soweit es diese Webseite betrifft. Ich persönlich finde das bedauerlich. Warum schreibt jemand wie Du, der ganz offensichtlich gut mit Worten umgehen kann, nicht einfach eine spannende, interessante Geschichte?

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Kilistra,

ah, was Morbides, das erfreut das alte Gothic-Herz. :) Allerdings trägt du in deiner "Geschichte" etwas zu stark Pathos und Symbolik auf. Am besten ist es, die gleichen Bilder ohne die Überladenheit zu erzeugen:

Schatten, schwarz wie Kohle, ziehen immer enger werdende Kreise über den silbrig-blauen Himmel über ihm, der immer wieder zwischen den Blättern auftaucht und für einen kurzen Moment sein Herz mit Hoffnung füllt.
Am Horizont lauern graue Wolken, die, angefüllt mit Regen, nur darauf warten das kühle Nass über das Feld zu schütten und somit den Boden rein zu waschen.

Schatten - schwarz wie Kohle - ziehen ihre Kreise, enger und enger im silbernen Himmel über ihm. Nur manchmal schimmern Wolken durch die Blätter, tief und schwer und voller Regen. Der erste Tropfen, dann ein Sturzbach, der die Erde zu Schlamm verwandelt.

Diese ganzen Personifizierungen - z.B. Wolken, die warten, und mit Regen den Boden rein waschen wollen - trüben die Wirkung des ganzen Szenarios. Genauso wie:

Kein Blatt wagt es zu rascheln, kein Wind zu heulen und kein Leben mehr zu existieren. Noch wehrt er mich gegen die Klauen des Todes.

Kein Blatt regt sich, kein Wind, kein Heulen. Totenstille, alles scheint gefroren, weder Atemzug noch Leben.


Etwas Pathos ist schon okay, aber man muss ihn gaaanz vorsichtig benutzen, sonst zerbricht die Wirkung des Bildes.


Liebe Grüße

Dante

 

zum sprachlichen wurde schon geratschlagt.

zum inhaltlichen: es würde deinem text mehr substanz geben, eine handlung einzubauen, wenn auch nur ansatzweise, das genügt wohl. wer stirbt. wodurch? wer bleibt nach seinem tod? wer war da vor seinem tod?

 

Hallo zusammen,

an Uwe:
vielen Dank für die Tipps und Ratschläge. Darauf kann ich aufbauen. Ich werde mich einfach mal versuchen, eine spannende Geschichte auf die Beine zu stellen. Oft aber misslingen sie mir, da ich noch keine Spannung aufbauen kann... Let's see... ;) und danke für das Kompliment! :D

an Dante:
Deine Ideen gefallen mir sehr. :D Ich versuhe sie in meine "Geschichte" zu übernehmen. Wenn ich dazu gekommen bin, lade ich einfach die neue Version der "Geschichte" hoch und warte dann auf eure Kritiken...

an Harkhov:
Was genau meinst du mit mehr Handlung? Soll ich die Person charakterisieren?

 

handlung: was passiert?

er stirbt, ok, das wissen wir schon. aber warum stirbt er? wird er getötet? ja? nein? ein 08/15 beispiel für handlung wäre, dass er eine schwangere frau hinterlässt und er wird getötet weil er einen wachmann des königs geschlagen hat als er flüchten wollte als sie ihn beim brotstehlen erwischt haben.

 

@Harkohov
jupp, 08/15! Klingt aber ziemlich witzig :D werd mal drüber nachdenken

@Kilistra
Tut mir leid, aber solche Text liegen mir nicht. Deshalb werd ich nicht den Fehler begehen, und hier eine Meinung publizieren außer:
Du solltest unbedingt auf die guten Ratschläge der drei Weisen (ist es nicht schön wie der Weihnachtsgedanke auch in mein schwarzes Herz Einzug hält ;) ) hier hören.

Grüße
Hagen

 

Nun denn, dann nur zu... lies es nicht...-.- Wie dem auch sei.... wenn ihr Handlung wollt, was wichtiger scheint als nur Gefühle, dann zieht euch doch diese verdammten vorgekauten Hollywoodstreifen rein... da habt ihr Handlung...

 

Das ist unfair, denn ich habs gelesen.
Ich mag nur nicht solche Geschichten, die ausschließlich aus irgendwelchen schwülstigen Gefühlsbeschreibung und/oder überfrachteten Bildern bestehen. Das find ich nämlich kitschig und sehr hollywood-like.

So, jetzt hab ich's gesagt ;)

[Vergess am besten mein Posting, wenn es dir nicht gefällt]

Grüße
Hagen

 

es ist nicht wichtiger als "nur gefühle", aber "nur gefühle" erfüllt mMn nicht den anspruch genug substanz für eine relevante geschichte zu bieten. gefühle basieren u.a auf der persönlichkeitsstruktur der protagonisten und auf den geschehnissen(handlung huch!).

 

Leider begehen viele Autorinnen in Deinem Alter den Fehler, melancholisch-verklärt über Tod oder gar Selbstmord zu schreiben, jedenfalls soweit es diese Webseite betrifft. Ich persönlich finde das bedauerlich. Warum schreibt jemand wie Du, der ganz offensichtlich gut mit Worten umgehen kann, nicht einfach eine spannende, interessante Geschichte?

Ach, ein Fehler! Überhaupt nicht vermessen. Aber um hier mal dem Aufklärungs-Auftrag Folge zu leisten: Wenn ein(e) Autor(in) eine Geschichte zum Thema Tod oder Selbstmord schreibt, dann liegt es wohl nahe anzunehmen, dass sich der/die Autor(in) für dieses Thema interessieren. Ich habe damals im Philounterricht ein Referat zum Thema Selbstmord gehalten. Na und? Das geht Dich nen Dreck an. Du hast niemandem ein Thema vorzugeben oder auszureden, sondern nur die Umsetzung zu kommentieren. Danke!

Ich finde die Sprache auch zu dick aufgetragen. Das liegt aber an der Kürze des Textes. Du wolltest so viele Infos wie möglich hineinpacken, das merkt man. Und dabei auch noch poetisch sein. Klar, das ist Dir gelungen. Mir hätte aber ein weniger dichter Text mehr zugesagt.

Zu Deinem Hollywood-Beispiel: Nun ja, Hollywood arbeitet nicht nur mit viel Handlung, sondern auch mit vielen Gefühlen. Was es billig rüberkommen lässt, ist dass es zu übertrieben, zu dick aufgetragen, eben melodramatisch wirkt. Du bewegst Dich unbewusst mit Deiner Sprache darauf zu. Denn zu viel Schmalz wirkt eben künstlich. Da solltest Du aufpassen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Das geht Dich nen Dreck an. Du hast niemandem ein Thema vorzugeben oder auszureden, sondern nur die Umsetzung zu kommentieren. Danke!

Nein, und das habe ich auch nicht getan. Ich habe der Autorin empfohlen, ihre guten sprachlichen Fähigkeiten dazu zu verwenden, eine interessantere Geschichte zu erzählen, weil ich das spannender fände. Insbesondere habe ich mich sehr sachlich ausgedrückt - und im Gegensatz zu Dir bleibe ich auch dabei ;)

Nochmal zur eigentlichen Debatte: Hagen hat sich vielleicht etwas unglücklich ausgedrückt, Harkhov etwas kryptisch. Beide meinen aber, denke ich, das gleiche wie ich eingangs: Darstellung von Emotionen in Geschichten sind natürlich wichtig, aber sie kommen einfach besser beim Leser an, wenn es eine nachvollziehbare Handlung gibt. Sie transportiert quasi die Gefühle, macht sie verstehbar.

 

an Dante:

Ich glaube ich könnte deinem Rat mal fokge leisten und mir ein wenig Kreativität aus den Fingern saugen, um mal über etwas anderes zu schreiben... *ärmel hochkrempelt*

an Zaza:

vielleicht hast du recht, was diesen Vergleich mit schmalzigen Hollywood-Filmen angeht, aber klingt mein Text wirklich so schmalzig? *schluckt*
Wenn ja, dann: was ist nur in ich gefahren... Tscha...

 

Nein, habs vergessen hinzuschreiben. Er liegt hart an der Grenze. Wollte auch nur sagen, dass Du aufpassen solltest, nicht dorthin zu kommen. Im übrigen finde ich das Bild, das Du erzeugst gar nicht so schlecht. Ein bisschen weniger wäre hier nur mehr gewesen.

 

Hallo Kilistra!

Erst einmal auch von mir ein herzliches Willkommen auf kg.de! :)

Ich finde auch, daß Du großteils recht schöne Worte gewählt hast, dem Text allerdings zur Geschichte etwas fehlt. Du schreibst:

wenn ihr Handlung wollt, was wichtiger scheint als nur Gefühle,
dann kann ich nur sagen, daß ich die Gefühle, von denen Du meinst, sie seien in Deiner Geschichte, gar nicht finde. Viel mehr habe ich den Eindruck, einem Aktionskünstler beim Gestalten eines neues Werkes zuzusehen, er drapiert das Objekt, Blut aus der Tube (oder vom Schlachthof) dazu und Herbstblätter passen ja sowieso gut zur Stimmung…

Ich hab zum Beispiel darüber gerätselt, wie er sich denn wohl umgebracht hat. Ein Baum ist ja an sich zum Aufhängen ganz gut, aber das tut Dein Protagonist nicht. Da die Kälte von den Händen ausgeht, hätte es ein Hinweis darauf sein können, daß er sich die Pulsadern aufgeschnitten hat – dann würden die Blutstropfen aber nicht »zu Boden fallen«, denn wenn der Protagonist an den Baum gelehnt sitzt, hält er mit aufgeschnittenen Pulsadern sicher nicht die Hände hoch.
Bei »Der harte raue Stamm des Baumes, der ihm als letzte Stütze gilt, bohrt unbarmherzig seine Äste in seine geschundene Haut« hab ich dann den Eindruck, er hinge irgendwo oben in den Ästen. Auch, weil von einem unten sitzenden Menschen das Blut kaum über den Stamm rinnen wird, sondern nach unten (um auf den Stamm zu gelangen, müßte es seitwärts rinnen) und bei Bäumen von einer Größe, daß man sich an ihren Stamm lehnt, unten eher keine Äste sind.

Der Baumstamm verfärbt sich rot. Immer schneller, immer mehr.
Was also macht Dein Protagonist da?
sein zerrissenes schmutziges Hemd
seine geschundene Haut
sein wundes Gesicht
Schindet er sich zu Tode? :susp:

Oder handelt es sich hier gar nicht um einen Selbstmord, sondern um einen, der von einem Berg gefallen ist und sich an einem Baum gefangen hat? Dann wäre jedenfalls das Bohren der Äste, das Rinnen des Blutes über den Stamm und auch die Zerschundenheit erklärt.

Und bei manchen Stellen (z.B. »die drückende Stille, die sich über mich gelegt hat«) hab ich das Gefühl, sie sind Überbleibsel einer ehemaligen Ich-Erzählung, die wirst Du aber sicher finden, wenn Du noch einmal drüberliest und darauf achtest. Oder wer sonst ist »ich« in der Geschichte, wenn der Protagonist »er« ist?

Interessant wäre eben: Warum ist Dein Protagonist in dieser Situation, was hat ihn dort hin getrieben? Wenn Du das erzählst, hast Du eine Geschichte. :)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Was macht die Spannung einer Kurzgeschichte aus? Ist es nicht gerade die Interpretationsfreiheit die das macht? Ihr habt doch schon selbst eine Handlung gefunden.... eure...

Ich bin der Meinung, Kurzgeschichten sind Geschichten, die eine Stimmung beschreiben und sich jeder Leser seine Form der Handlung denken kann. Das was ihr von mir verlangt ist nur eine "kurze Geschichte"...

 

ich verlange gar nichts von dir, nimm dich nicht so wichtig. natürlich ist es spannend dem leser möglichst viel interpretationsfreiraum zu lassen, aber eben das ist die herausforderung, nicht nur eine stimmung zu liefern sondern raffinierte hinweise.

 

Ich bin der Meinung, Kurzgeschichten sind Geschichten, die eine Stimmung beschreiben und sich jeder Leser seine Form der Handlung denken kann. Das was ihr von mir verlangt ist nur eine "kurze Geschichte"...

Interessant. Na, dann solltest Du Dir einmal klassische Kurzgeschichten anschauen, Kurzgeschichten wie sie hier auf dieser Seite definiert sind und dann mit Deinem Verständnis einer Kurzgeschichte vergleichen.
Ich denke, Du würdest dann einige Kritikpunkte besser nachvollziehen können.

Ob Du aber dann die Kritiken annehmen willst, um Deinen Text dahingehend zu überarbeiten, bleibt Dir allein überlassen. Deine Kritiker haben sich noch gar nicht angeschickt, von Dir etwas zu verlangen, das stände ihnen auch sowieso nicht zu. Alles, was sie taten, war es nach ihrem eigenen Ermessen Schwächen Deiner Geschichte Dir aufzuzeigen, wobei Schwächen auch nur nach ihrem eigenen Ermessen gemessen werden können (wenn es sich nicht gerade um formale Dinge handelt).

Doch zumindestens eins sollte Dir klar geworden sein: Es gibt verschiedene "Meinungen" darüber, was eine Kurzgeschichte ausmacht. Was Du mit dieser Feststellung nun anstellst, ist Deine Sache.

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom