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Totes Fleisch
Die Musik dröhnte aus den schnarrenden Boxen. Grelles Licht durchschnitt die rauchig blaue Luft. Über allem lag der beißende Gestank von Kotze. Sie hing im Türrahmen, klammerte sich an der Seite fest. Speichel lief aus ihrem Mund, tropfte auf die graue Jogginghose, die wie eine Fußfessel um ihre Knöchel hing und den Blick auf das geile Fleisch ihrer bleichen Beine freigab.
Das weiße Höschen war fleckig, von ein paar Tropfen Urin. Sie stolperte nach vorne, fiel auf das große Ledersofa, bäuchlings, zwischen die anderen. Weißer Arsch auf schwarzem Leder. Mehr blieb nicht hängen in seinem Kopf, als sie neben ihm auf dem Sofa landete. Sie kletterte an ihm hoch, kuschelte ihren Kopf in die Mulde an seinem Hals, zwischen Kinn und Schulter. Er rauchte eine knusprige Zigarette und betrachtete sie: Es war Kotze auf ihrem hübschen schwarzen Top mit den Strasssteinen. Ihr Bauchnabelpiercing blitzte hervor.
Schon lange hatte er sie begehrt. Schon lange wollte er diesen Körper berühren. Immer und immer wieder hatte er sich vorgestellt, wie es wohl wäre, wenn er in der Klasse saß. Doch nie hatte sie ihn weiter beachtet.
Nun fiel sie in seine Arme, kuschelte sich an seinen Hals. Und er blickte in den Abgrund ihrer Augen. Spürte ihre Lippen auf seiner Wange, ihren kalten Speichel in seinem Gesicht, ihr totes, billiges Fleisch an seinem Körper, ihre Lippen auf seinen. Abscheu und Ekel befielen ihn. Hastig stieß er sie von sich. Sie fiel mit einem dumpfen Geräusch zu Boden. Dieses wunderschöne Mädchen, saß vor ihm auf dem Fußboden, mit leerem Gesicht. Sie blickte ihn an, mit Tränen in den Augen, ihn, mit dem sie noch nie gesprochen hatte.