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Treffer! Versenkt!

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10.07.2002
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Treffer! Versenkt!

Charly ließ seinen Blick schweifen. Die Landschaft vor ihm war hügelig und durch Rainhecken gegliedert, der lehmige Boden von Wasser durchtränkt. Auf den Kuppen und in den schmalen Tälern sah man kleine kahle Wälder, die sich schwarz vom schwärzlichen Grün der Wiesen und grau vom grauen Himmel abhoben. Dieses Grau war nicht dazu angetan, ihn von seinen trüben Gedanken zu lösen. Wie hatte das alles nur so furchtbar schief laufen können?

"Lasst es wie einen gewöhnlichen Autounfall aussehen", hatte Mr. Big ihnen in seiner ruhigen und sachlichen Art zu verstehen gegeben. Natürlich war Mr. Big nicht der Name, der in seinem Personalausweis stand, aber kein Mensch redete ihn mit "Herr Amelung" oder gar mit Hans-Rüdiger an. Der letzte, der dies in einem Anfall von Tollkühnheit getan hatte, lag schon lange auf dem Grund des Aasees.
"Ein Autounfall?", fragte Charly.
"Ein Autounfall", antwortete Mr. Big, "oder ist das ein Problem?"
"Kein Problem, kein Problem!" Charly hob beschwichtigend die Hände. Mario stand neben ihm und starrte Löcher in die Luft, eine Tätigkeit, die er aufgenommen hatte, seitdem sie Mr. Big's Büro betreten hatten. Stille breitete sich aus und bedeckte die Szenerie wie ein Leichentuch. Charly fröstelte, und das lag nicht an der Klimaanlage.
"Dann ist ja gut", schnaufte Mr. Big und wedelte sie mit seinen massigen Pranken aus dem Zimmer.

"Und nun?", fragte Mario. Sie hatten das Haus verlassen und waren auf dem Weg zum Parkplatz. Die Sonne brannte unerbittlich, doch in der Ferne kündeten die ersten dunklen Wolken von einem nahenden Gewitter.
"Jetzt fahren wir in die Stadt, und du besorgst uns einen Wagen", sagte Charly. Mit einer müden Handbewegung verscheuchte er eine Fliege, die ihn umschwirrte.
"Einen Wagen?" Mario sah ihn mit großen Augen an.
"Einen Wagen", sagte Charly, "du weißt doch, was das ist, oder?"
"Wir haben doch einen Wagen", sagte Mario.
"Bist du wirklich so bescheuert – oder tust du nur so?" Charly blieb stehen und schaute seinen Partner an.
"Langsam, langsam – beleidigen lasse ich mich nicht." Drohend kam Mario einen Schritt näher.
"Halt die Luft an, dich kann man gar nicht beleidigen."
Abrupt hielt Mario inne und versuchte, diese Information zu verarbeiten.
"Was glaubst du, wen die Bullen suchen werden, wenn wir den Typen mit meinem Wagen überfahren?", fragte Charly und ging weiter.
Mario dachte nach. Plötzlich erhellte sich seine Miene.
"Hey, jetzt hab' ich's." Er lachte ob dieser Erkenntnis.
Charly schüttelte in stiller Verzweiflung seinen Kopf. Leider war Mario nicht nur strohdumm, sondern auch der Neffe von Mr. Big.
"Genau", sagte er schließlich. "Deswegen müssen wir einen anderen Wagen benutzen. Den du, bitte schön, jetzt organisierst. Ich fahr dich in die Stadt und wir treffen uns später vor Freddies Imbissbude."
Inzwischen hatten sie den Parkplatz erreicht. Charly schloss den Wagen auf, ließ einen Schwall heiße Luft entweichen und schaute zu Mario rüber. "Hast du alles verstanden?"
"Ich bin doch nicht blöd", antwortete Mario und setzte sich.
Genau das bezweifelte Charly.

Eine Stunde später saßen sie in einem pinkfarbenen Cadillac und fuhren durch Münster. Charly schaute durch das Beifahrerfenster auf die pittoresken Häuschen, ohne sie wirklich zu sehen. Vor seinem geistigen Auge probierte er verschiedene Foltermethoden an Mario aus. Er war gerade dabei, eine Daumenschraube anzusetzen, als Mario die Stille unterbrach.
"Ich weiß gar nicht, was du hast, die Kiste schnurrt wie ein Kätzchen", schwärmte er.
"Kätzchen?", schrie Charly. "Dieser Wagen ist so auffällig wie ein rosa Elefant. Lass mich in Ruhe mit deinem Kätzchen."
Mario schaute rüber, sagte aber nichts.
"Auffälliger ging's wohl nicht", schob Charly hinterher.
"Der Schlüssel steckte, das habe ich dir doch schon erklärt", maulte Mario. "Und außerdem wollte ich schon immer mal so einen amerikanischen Schlitten fahren." Er grinste schon wieder.
"Da vorne rechts rein", knurrte Charly.
Mario fuhr die von Charly angegebene Route und parkte dann vor einem Hochhaus. Die nächsten Stunden verbrachten sie mit Warten. Sie rauchten, sie tranken Bier aus Dosen, das sie von Freddie gekauft hatten und das warm und schal war und sie beobachteten den Himmel, der immer dunkler wurde, ohne dass dies Kühlung brachte. Noch immer lag die Hitze über der Stadt wie eine Käseglocke. In dem Cadillac fing es langsam auch an zu müffeln wie in einer Goudastube.
"Da", rief Charly und deutete auf einen hageren Mann, der soeben das Haus verließ.
Mario drehte den Zündschlüssel. Nichts. Ein weiterer Versuch. Wieder nichts. Hektisch drehte Charly sich zu Mario.
"Was ist?"
"Keine Ahnung", sagte Mario und probierte es noch einmal. Nichts. Nicht das kleinste Zündgeräusch. Charly schaute nach vorne, wo der Hagere gerade um eine Ecke bog. Wie leicht wäre es gewesen, aus dem Auto zu steigen, dem Typen hinterher zu laufen und ihn mit einem gezielten Schuss in den Hinterkopf zu eliminieren. Aber der Befehl von Mr. Big war eindeutig gewesen. Lasst es wie einen Autounfall aussehen. Immer diese Extrawünsche.
"Mach was", schrie Charly.
Wieder und wieder drehte Mario den Zündschlüssel. Und als beide schon nicht mehr daran glaubten, sprang der Wagen an, als sei nichts gewesen.
"Gib Gas!"
Der Wagen schoss aus der Parklücke, was den Fahrer eines Kleinwagens zu einer Vollbremsung nötigte. Ohne sich um das wild einsetzende Hupen zu kümmern, fuhr Mario weiter und schleuderte mit quietschenden Reifen in eine Seitenstraße, in welcher der Hagere vor wenigen Minuten eingebogen war. Mit einer ruckartigen Bewegung lenkte Mario den Cadillac auf den Bürgersteig, doch durch den Lärm aufgeschreckt, hatte der hagere Mann sich umgedreht und brachte sich mit einem Hechtsprung in Sicherheit. Der Cadillac schoss an ihm vorbei, ohne ihn zu berühren. Ein alter Mann hatte nicht so viel Glück. Wie eine Gummipuppe flog er durch die Luft, knallte auf das Dach des Cadillac und blieb mit verrenkten Gliedern auf dem Asphalt liegen.
"Voll auf die Acht", jubelte Mario.
Charly schaute ihn entgeistert an.
"Das war der Falsche". Er stöhnte. "Nix wie weg, bevor die Bullen kommen."
Sie rumpelten über die Bordsteinkante zurück auf die Straße und bogen, noch immer mit quietschenden Reifen, um die nächste Ecke. Kaum hatten sie die Grevener Straße erreicht, beschleunigte Mario. Kurz hinter Sprakel fing es an zu regnen. Innerhalb von Sekunden entlud sich der inzwischen pechschwarze Himmel und es goss in Strömen. Blitze zuckten und der Regen prasselte wie Maschinengewehrfeuer auf das Dach des Cadillac.
"Stopp mal", rief Charly plötzlich.
Mario trat auf die Bremse und der Wagen kam schleudernd zum Stehen.
"Was ist denn?"
"Wir sind geblitzt worden", sagte Charly.
"Quatsch – das war das Gewitter."
"Nix Gewitter. Lass uns zurückfahren und nachschauen."
Mario zog die rechte Augenbraue nach oben, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr los. Nach wenigen Metern ließ Charly ihn anhalten.
"Da, schau!", sagte er und zeigte auf einen im Regen kaum zu erkennenden grauen Kasten.
"Na und?", sagte Mario und grinste, "ist doch nicht unsere Karre. Deswegen habe ich den Wagen doch ausgeliehen."
"Du Depp", polterte Charly los. "Auf dem Foto ist doch nicht nur der Wagen zu sehen."
"Und was sollen wir deiner Meinung nach tun?", fragte Mario.
"Uns das Foto besorgen, was denn sonst?".
Mit einem Blick nach draußen meinte Mario: "Das kannst dann aber du erledigen. Es schifft wie Sau."
Genervt schaute Charly zu seinem Partner, dann öffnete er die Beifahrertür und stieg aus. Der Regen prasselte mit voller Wucht auf ihn nieder und innerhalb von Sekunden war er komplett durchnässt. Lautstark Mario und dessen Blödheit verfluchend öffnete er den Kofferraum. Abrupt verstummte er. In dem Kofferraum lag ein Sack. Der Mann, dessen Kopf aus dem Sack herausragte und ihn aus toten Augen anstarrte, hatte sich nicht zum Schlafen in den Kofferraum gelegt.
"Scheiße, Scheiße, Scheiße", war alles, was Charly dazu einfiel.
"Kann ich Ihnen helfen?"
Langsam und auf das Schlimmste gefasst, drehte Charly sich um. Und das Schlimmste stand vor ihm. Ein uniformierter Freund und Helfer, die Hände locker auf den Hüften liegend. Hektisch blickte Charly von rechts nach links. Wo kam der Kerl nur so plötzlich her?
"Danke. Nein. Alles in bester Ordnung", beeilte sich Charly zu sagen, während er mit der rechten Hand nach irgendetwas suchte, um das Gesicht des Toten zu bedecken.
Der Bulle kam näher und schaute interessiert an Charly vorbei in den Kofferraum.
"Was ist denn das?", fragte er, während Charlys krabbelnde Finger fündig wurden und sich um glattes, kaltes Metall schlossen. Mit einer gleichmäßig fließenden Bewegung, die jeden Baseballspieler vor Neid hätte erblassen lassen, zog Charly dem Uniformierten ein Radkreuz über den Schädel.

"Musste das sein?", fragte Mario.
"Halt die Klappe, ich muss nachdenken."
Sie fuhren durch den inzwischen nachlassenden Regen Richtung Rheine. Bis Emsdetten sprach keiner ein Wort, dann fing Mario wieder an zu nörgeln. "Wie soll ich das nur meinem Onkel erklären?" Genau das war die Frage, die Charly sich auch stellte. Nicht nur, dass sie den Auftrag vermasselt hatten, nein, sie fuhren auch noch mit zwei Leichen im Kofferraum durch die Gegend. Eine davon ein Bulle. Ein inzwischen gewesener Bulle. Der Schlag mit dem Radkreuz war nicht nur gekonnt ausgeführt, sondern absolut tödlich gewesen.
"Er wird bestimmt nicht glücklich sein, wenn wir mit zwei Leichen im Kofferraum bei ihm aufkreuzen."
Das war Charly auch klar, aber sie mussten die beiden Leichen so schnell wie möglich loswerden, und das ging am besten auf dem weitläufigen Gelände, auf dem Mr. Big's Landhaus stand. Notfalls könnte man die Beiden auch im Aasee versenken – aber nicht heute. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis man den Bullen vermissen und sein verlassenes Fahrzeug finden würde. Dann würden sie das Blut auf der Straße entdecken und eine Großfahndung lostreten. Falls das noch nicht passiert war. Ein ermordeter Kollege, da verstand die Ordnungsmacht keinen Spaß. Charly fröstelte. Wurde Zeit, dass sie ihr Ziel erreichten. "Drück doch mal auf die Tube", sagte er.
"Aber vorhin..."
"Interessiert mich nicht. Gib Gummi"

Zehn Minuten später bogen sie auf den Waldweg ein, der zu Mr. Big's Anwesen führte. Der Cadillac wühlte sich durch den vom Regen aufgeweichten Boden. Dornenranken kratzten mit einem hässlichen Geräusch über den Lack des Fahrzeugs. Schließlich erreichten sie die Absperrung. Charly stieg aus und versank bis zu den Knöcheln in einer Pfütze. "Verdammte Scheiße!" Fluchend ging er weiter. Er rollte die Absperrung zusammen, lehnte sie gegen einen der Pfosten und gab Mario ein Zeichen. Der wollte losfahren, doch die Räder des Cadillac drehten durch. Mario gab noch mehr Gas und der Wagen wühlte sich in die feuchte Erde.
"Hör auf", brüllte Charly und hieb mit der flachen Hand auf die Motorhaube.
Mario würgte den Motor ab und stieg aus.
"Schau dir den Mist an", tobte Charly und zeigte auf seine Hose und dann auf den Wagen, dessen Räder kaum noch zu sehen waren.
"Kann doch jedem mal passieren", sagte Mario kleinlaut.
"Als ob wir nicht genug Scherereien hätten." Charly drehte sich um und ging Richtung Waldrand.
"Was machst du?", rief Mario ihm hinterher.
"Äste suchen, was sonst? Und du hilfst mir gefälligst."
Sie platzierten mehrere dicke Äste vor jedem Reifen. Dann wollte Mario einsteigen. Charly hielt ihn zurück. "Das mache ich selbst, sonst wühlst du uns noch bis Wuppertal."
Mario maulte, trat aber dennoch zurück. Charly stieg ein, kurbelte das Fenster nach unten und beugte sich hinaus. "Nach hinten. Anschieben", kommandierte er.
Mario schob, Charly gab vorsichtig Gas, doch der Wagen rührte sich nicht von der Stelle. Charly trat das Gaspedal weiter durch, der Cadillac ruckelte, Matschbrocken flogen, Mario schrie getroffen auf, woraufhin Charly sich nach hinten drehte, um zu sehen, was sein Partner nun schon wieder für ein Problem hatte. Genau diesen Moment hatte sich Mr. Big ausgesucht, um wie aus dem Nichts aufzutauchen und nachzuschauen, was die beiden Volltrottel mit der rosa Karre auf seinem Grundstück machten. Er ging schweren Schrittes auf den Cadillac zu, dessen Räder inzwischen griffen. Der Wagen machte einen Satz nach vorne, es gab einen kurzen, aber heftigen Schlag, dann befand sich Mr. Big nicht mehr vor, sondern hinter dem Cadillac. Zu Marios Füßen sozusagen, wobei dieser bildhafte Vergleich nicht ganz stimmte, da Mario, durch die plötzliche Beschleunigung des Wagens überrascht, mit rudernden Armen in den Matsch gefallen war, während Mr. Big über den Cadillac geschleudert wurde, etwas, das man bei dem Gewicht dieses Mannes nicht für möglich gehalten hätte. Gemildert wurde sein Fall durch Mario, der nun unter Mr. Big lag, das Gesicht in den Matsch gedrückt und langsam erstickte. Leider nutzte Mr. Big der weiche Landeplatz nichts mehr, denn durch die Aufregung hatte sein verfettetes Herz aufgehört zu schlagen. Bis Charly sich von seinem Schrecken erholt, den Cadillac angehalten und ausgestiegen war, lagen Onkel und Neffe friedlich im Tod vereint übereinander. Charly stand minutenlang vor den beiden Toten, ohne wirklich glauben zu wollen, was er sah, dann ging er zum Cadillac zurück, setzte sich auf die Motorhaube, steckte sich eine Zigarette an und überlegte, wie er aus diesem Schlamassel herauskommen könnte. Er ließ seinen Blick schweifen. Die Landschaft vor ihm war hügelig und durch Rainhecken gegliedert, der lehmige Boden von Wasser durchtränkt. Auf den Kuppen und in den schmalen Tälern sah man kleine kahle Wälder, die sich schwarz vom schwärzlichen Grün der Wiesen und grau vom grauen Himmel abhoben. Charly schüttelte sich, vertrieb die grauen Gedanken, die ihn überfluten wollten, und beschloss, dass es an der Zeit war, mal wieder zum Aasee zu fahren.

 

Hallo, George.

Nachdem Du wegen des dritten manns am Boden zerstört warst, kann ich Dir für diese Geschichte zunächst einmal einen :thumbsup: geben. Sie hat zwar auch noch ein paar Kanten, die geschliffen werden müßten, aber sie war durchweg kurzweilig zu lesen, auch wenn Du hier einige Klischees bemühst. Ich habe das aber als Absicht verbucht und die Story aus diesem Grund genießen können.

Um aber nicht zu unkonstruktiv zu werden: Hier ein paar Anmerkungen: :)

Natürlich war Mr. Big nicht der Name, der in seinem Personalausweis stand, aber kein Mensch redete ihn mit "Herr Amelung" oder gar mit Hans-Rüdiger an.
Ja, aber warum man ihn mit Mr. Big anredet, sagst Du nirgendwo. Das wurde mir erst am Ende klar, als er über den Wagen geschleudert wird, was "man bei dem Gewicht dieses Mannes nicht für möglich gehalten hätte" und danach "sein verfettetes Herz" zu schlagen aufhört. Mr. Big müßte schon irgendwie "umfassender" eingeführt werden.

... kleine kahle Wälder, die sich schwarz vom schwärzlichen Grün der Wiesen und grau vom grauen Himmel abhoben.
Schwarz - schwarz - grau - grau. Also, hierüber bin ich etwas gestolpert. Mal ganz davon abgesehen, wie die Wälder es schaffen, gleichzeitig schwarz und grau zu sein. Reicht da nicht ein dunkles oder schmutzigdunkles Grün? Und ein ... ja, was weiß ich, ein fahlblauer Himmel oder sowas?

Die Sonne brannte unerbittlich, doch in der Ferne kündeten die ersten dunklen Wolken von einem nahenden Gewitter.
Was für eine rätselhafte Jahreszeit haben wir denn da? Kahle Wälder, schwarze Wiesen, grauer Himmel und die Sonne brennt unerbittlich? Ich hatte da eher so an Spätherbst gedacht. Brennt da die Sonne noch unerbittlich? Oder ist Sommer? Sind dann Wälder kahl?

"Stop mal", rief Charly plötzlich
Neuerdings müßte er wohl "Stopp mal!" rufen.

... während Charlys krabbelnde Finger fündig wurden und sich um glattes, kaltes Metall schlossen.
"krabbelnden", wenn überhaupt. Mich erinnert das an Kitzeln. Wäre "suchenden Finger" vielleicht passender?

Langsam und auf das Schlimmste gefasst, drehte Charly sich um. Und das Schlimmste stand vor ihm. Ein uniformierter Freund und Helfer, die Hände locker auf den Hüften liegend. Hektisch blickte Charly von rechts nach links. Wo kam der Kerl nur so plötzlich her?
Und warum steht der mitten im rauschenden Regen mit den Händen locker auf der Hüfte auf der Straße herum? Schöne Vorstellung, aber vermutlich hast Du hier die Großwetterlage ein bißchen aus dem Auge verloren. ;)

Nicht nur, dass sie den Auftrag vermasselt hatten, nein, sie fuhren auch noch mit zwei Leichen im Kofferraum durch die Gegend.
Und der Blitzkasten? Vergessen? Der sollte auch irgendwie mit, oder?

Sie platzierten mehrere dicke Äste vor jeden Reifen
Jedem, oder?

Mario schob, Charly gab vorsichtig Gas, doch der Wagen rührte sich nicht von der Stelle. Charly trat das Gaspedal weiter durch, der Cadillac ruckelte, Matschbrocken flogen, Mario schrie getroffen auf, woraufhin Charly sich nach hinten drehte, um zu sehen, was sein Partner nun schon wieder für ein Problem hatte. Genau diesen Moment hatte sich Mr. Big ausgesucht, um wie aus dem Nichts aufzutauchen und nachzuschauen, was die beiden Volltrottel mit der rosa Karre auf seinem Grundstück machten. Er ging schweren Schrittes auf den Cadillac zu, dessen Räder inzwischen griffen.
Das "Genau in diesem Moment ..." finde ich ein bißchen plötzlich für einen so schwerfälligen Kameraden wie Mr. Big. Ich glaube, das könnte man vielleicht noch ein bißchen besser machen. Charly könnte z. B. den Anblick des vollgespritzten Mario über die Schulter dermaßen genießen, daß er wirklich nicht bemerkt, wie Mr. Big vor dem Wagen auftaucht. Immerhin ist Mario ja nach Charlys Ansicht an dem ganzen Schmlamassel schuld. Und vielleicht gibt er dann nochmal richtig Gas, um Mario komplett einzuschlammen, und da greifen die Reifen plötzlich, er schaut nach vorne und sieht nur noch Mr. Bigs Pfannkuchenvisage an sich vorüberrotieren ...

Ansonsten aber ein sehr fies-schönes Finale.
Habe die Lektüre trotz der kleine Diskontinuitäten genossen.

Grüße
bvw

 

Hi George!

Eine wirkliche gute Geschichte, die sich hervorragend lesen lässt. Dafür erst einmal ein großes Lob. :thumbsup:

Ein paar Kleinigkeiten bleiben meiner Meinung nach anzumerken:
- der Name Mr. Big: ändern! Auch wenn er eine Anspielung auf seine Fettleibigkeit sein soll, oder auch, wie man am Anfang der Geschichte vermuten könnte, auf seine hohe Stellung innerhalb der kriminellen Gemeinschaft beruht, ist der Name irgendwie obszön und doppeldeutig.
- der schon erwähnte Bltizkasten. Was ist mit dem?
- Charly muss ja ein Weilchen noch im Wagen gesessen haben, es dauert nämlich ein ganzes Weilchen, bevor jemand erstickt ist. Man ist vielleicht nach relativ kurzer Zeit bewusstlos, aber bevor man endgültig tot ist, gehen schonmal ein paar Minuten ins Land.

Das war's soweit von mir.

Beste Grüße

Nothlia

 

@ brudervomweber

Danke für den :thumbsup: und die konstruktiven Anmerkungen. Einige werde ich sogleich umsetzen, andere lasse ich mir erst noch einmal durch den Kopf gehen.
Im Detail:

Ja, aber warum man ihn mit Mr. Big anredet, sagst Du nirgendwo. Das wurde mir erst am Ende klar, als er über den Wagen geschleudert wird, was "man bei dem Gewicht dieses Mannes nicht für möglich gehalten hätte" und danach "sein verfettetes Herz" zu schlagen aufhört. Mr. Big müßte schon irgendwie "umfassender" eingeführt werden.
Zum einen bin ich der Meinung, dass man seine Leser ruhig mitdenken lassen soll und zum anderen ist die Auflösung am Schluss der Geschichte gar nicht so weit vom Anfang entfernt - ist ja keine allzu lange Geschichte. Werde ich also eher nicht ändern.
Schwarz - schwarz - grau - grau. Also, hierüber bin ich etwas gestolpert. Mal ganz davon abgesehen, wie die Wälder es schaffen, gleichzeitig schwarz und grau zu sein. Reicht da nicht ein dunkles oder schmutzigdunkles Grün? Und ein ... ja, was weiß ich, ein fahlblauer Himmel oder sowas?
Das hier ist allerdings etwas anderes. Da muss ich wohl noch mal drüber. Das gilt wohl auch für das Verhältnis Jahreszeit/Temperatur. Das werde ich mir morgen noch mal in aller Ruhe anschauen. Und korrigieren. Ist ja schließlich Feiertag. Zumindest in dem Teil Deutschlands, in dem ich meine Brötchen verdiene :D Danke für diesen Hinweis.
Neuerdings müßte er wohl "Stopp mal!" rufen.
Na, dann werde ich ihm wohl noch ein zweites p spendieren. ;)
"krabbelnden", wenn überhaupt. Mich erinnert das an Kitzeln. Wäre "suchenden Finger" vielleicht passender?
Jetzt und so ganz spontan würde ich auch sagen, dass suchende Finger passender sind. Oder doch krabbelnden? :confused: Ich denke noch mal darüber nach.
Und warum steht der mitten im rauschenden Regen mit den Händen locker auf der Hüfte auf der Straße herum? Schöne Vorstellung, aber vermutlich hast Du hier die Großwetterlage ein bißchen aus dem Auge verloren
Öh - nee, habe ich eigentlich nicht. Wieso kann der nicht im Regen stehen und dennoch die Hände locker auf den Hüften liegen haben? Ich glaube, ich lasse ihn so stehen, immerhin steht er ja auch nicht allzu lange dort :D
Und der Blitzkasten? Vergessen? Der sollte auch irgendwie mit, oder?
Naja, nicht direkt vergessen. Fällt wohl eher in die Kategorie "Der Leser denkt mit". Aber wenn zwei von zwei Lesern der Meinung sind, der Bitzkasten müsse nochmal erwähnt werden, dann baue ich das vielleicht doch noch mal ein. Allerdings wird der Blitzkasten bestimmt nicht im Kofferraum liegen. Dafür hätte Charly ja eine Eisensäge gebraucht. Vielmehr hat er den Kasten aufgebrochen und den Fotoapparat rausgenommen. Evtl. auch nur den Film. Werde mal recherchieren, wie so was am ehesten zu händeln ist.
Jedem, oder?
Ganz ehrlich? Ich habe bestimmt eine halbe Stunde daran rumgerätselt, ob es nun jeden oder jedem heißt. Manche Geheimnisse der Grammatik werden mir auf immer und ewig verborgen bleiben. Letztendlich habe ich gewürfelt und das n hat gewonnen.
Auch wegen des plötzlichen Auftretens von Mr. Big habe ich mir graue Haare wachsen lassen. Warum mir deine Version, die deutlich besser ist als die von mir gewählte, nicht eingefallen ist... Werde ich ändern.

Schön, dass du die Geschichte genießen konntest. Das ist mehr, als ich zu hoffen wagte.

@ Nothlia

Auch dir Danke für :thumbsup:
Einige Anmerkungen habe ich ja bereits weiter oben beantwortet, wie z.B. der auch von dir erwähnte Blitzkasten.

- der Name Mr. Big: ändern! Auch wenn er eine Anspielung auf seine Fettleibigkeit sein soll, oder auch, wie man am Anfang der Geschichte vermuten könnte, auf seine hohe Stellung innerhalb der kriminellen Gemeinschaft beruht, ist der Name irgendwie obszön und doppeldeutig.
Du siehst mich mit großen Fragezeichen im Gesicht :confused: Was ist an diesem Namen obszön, was doppeldeutig? Und selbst wenn der Name doppeldeutig sein sollte - was ist daran schlimm? Der Name ist natürlich ein von mir gewollt eingesetzter Hinweis auf die Leibesfülle von Mr. Big. Und solange mir kein besserer Hinweis/Name einfällt, lasse ich ihm diesen Namen.
- Charly muss ja ein Weilchen noch im Wagen gesessen haben, es dauert nämlich ein ganzes Weilchen, bevor jemand erstickt ist. Man ist vielleicht nach relativ kurzer Zeit bewusstlos, aber bevor man endgültig tot ist, gehen schonmal ein paar Minuten ins Land.
Für längere Geschichten bzw. Romane recherchiere ich so etwas; hier habe ich diese Recherche sträflich vernachlässigt. Ich werde es nachholen. Sollte es tatsächlich nicht möglich sein, innerhalb kürzester Zeit im Matsch zu ersticken...muss ich mir was einfallen lassen. Danke für den Hinweis.

So, genug Arbeit für heute und morgen. Danke nochmal für die Kommentare.

Gruß
George

 

Hallo George

nachdem du zwei lobende Kommentare Abgegriffen hast, verträgst du jetzt sicherlich auch einen weniger schwärmerischen, oder ? ;)
Mich konntest du hiermit nicht überzeugen.
Da ist einfach zu viel Klamauk drinnen, als das man das Szenario ernst nehmen könnte.
Und leider ist dieser Klamauk auch nicht sonderlich gekonnt präsentiert. Die Dialoge sind ziemlich hölzern, die erzwungenen Witze zwischen deinen beiden Prots bleiben auf der Strecke.
Auch formulierst du teilweise sehr umständlich. Vor allem im letzten Absatz, wo Mr Big und Mario draufgehen.

Solche Worte untermalen den Klamauk:

müffeln

Sie rumpelten über die Bordsteinkante zurück auf die Straße und bogen, noch immer mit quietschenden Reifen, um die nächste Ecke. Kaum hatten sie die Grevener Straße erreicht, beschleunigte Mario. Kurz hinter Sprakel fing es an zu regnen. Innerhalb von Sekunden entlud sich der inzwischen pechschwarze Himmel und es goss in Strömen. Blitze zuckten und der Regen prasselte wie
Hauen ab, ohne noch einmal ihr eigentlich Opfer zu erblicken? Hier fehlt was. Zumindest hast du hier was verschenkt

Edit: Das Gerüst ist da, jetzt würde ich mich an die Feinheiten machen. Lies dir noch mal die Dialoge durch. Fang an zu streichen. Lass sowas wie rosa Elefanten weg und strapaziere nicht die Geduld des Lesers mit dem trotteligen Mario. Überleg dir vielleicht auch, wie du einige Dinge einfacher ausdrücken kannst.

Soviel von mir, vielleicht hilft es dir ja :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo George,

mir hat's gefallen! Doch, auf jeden Fall. Ich hatte immer einen Film vor Auge und der war ziemlich amüsant. Schwarzer Humor, wie ich ihn mag.

Was da ein bisschen zurücksteht ist der Anfang.

Auf den Kuppen und in den schmalen Tälern sah man kleine kahle Wälder, die sich schwarz vom schwärzlichen Grün der Wiesen und grau vom grauen Himmel abhoben.
Wie? Ist der Wald nun schwarz oder grau? Das ist ein Widerspruch und vor allem für die ersten Sätze ist sowas schlecht, weil die ja die Funktion haben sollten, den Leser in die Geschichte hineinzuziehen. Und wenn ich dann schon :confused: bin, dann...
Das kann man sicher auch anders auflösen, oder?

Zweitens: die Dialoge.
Da sind mir vor allem zwei Stellen aufgefallen.

"Einen Wagen?" Mario sah ihn mit großen Augen an.
"Einen Wagen", sagte Charly, "du weißt doch, was das ist, oder?"
"Wir haben doch einen Wagen", sagte Mario.
"Bist du wirklich so bescheuert – oder tust du nur so?" Charly blieb stehen und schaute seinen Partner an.
"Langsam, langsam – beleidigen lasse ich mich nicht." Drohend kam Mario einen Schritt näher.
"Halt die Luft an, dich kann man gar nicht beleidigen."
Dieses "langsam, langsam - beleidigen lasse ich mich nicht." wirkt nicht so toll.
Besser wäre in meinen Augen:
"Bist du wirklich so bescheuert - oder ist das ein neues Hobby von dir?"
"Du willst wohl ein paar auf die Fresse...?"

Geschmacksache.

"Hey, jetzt hab' ich's." Er lachte ob dieser Erkenntnis.
Das wirkt so arg bescheuert - so dumm ist kein Mensch. :D

Das mit dem Blitzkasten hat mich nicht gestört. Ich dachte mir schon, dass Charly den beseitigt hat. Finde, das braucht man nicht zu erwähnen.

Der Titel hat mir übrigens gar nicht gefallen. Was soll der aussagen?

Insgesamt bleibt definitiv ein positiver Eindruck! :)

In diesem Sinne
c

 

Hey George, wurde ja schon sehr viel angemerkt, deshalb nur kurz:

Genau das bezweifelte Charly.
Da würde ich mir aber einen bissigeren Kommentar wünschen. Der hier ist doch sehr brav und matt.

Amüsante kleine Geschichte. Solche Dick und Doof-Paare funktionieren einfach. Den Einstieg fand ich am stärksten, danach nahm für mich die Schmunzelhäufigkeit leider ein wenig ab.
Ansonsten kann ich mich meinen Vorrednern anschließen. Ein paar Formulierungen könnten noch eine Ecke zackiger sein und im Mittelteil fehlt auf jeden Fall noch ein bisschen Drive. Das plätschert so vor sich hin.
Mr. Big ist als Name für mich durch diese eine furchtbare Serie besetzt, da würde ich auch zu einem anderen Namen raten, vor allem, da ich mit „Mr. Big“ keine Leibesfülle verbinde.

Gruß
Quinn

 

Hallo George Goodnight,

da ist Charly ja in eine turbulente Story geschlittert - und das Pech klebt ihm an den Füßen. Das war kurzweilig zu lesen und Marios Blödheit kam gut rüber.

An Kritik ist ja schon einiges gesagt worden. Ich finde auch, dass es an einigen Stellen des Klamauks etwas viel ist, da wäre weniger mehr gewesen, z.B. in der Szene, als Big überrollt wird. In dieser Passage will mir der saloppe Erzählton nicht so recht gefallen.
Außerdem: Wozu du am Anfang eine Rückblende benötigst, erschließt sich mir nicht. Es könnte sehr gut gleich mit dem 2. Absatz los gehen und die Geschichte nähme sofort Fahrt auf.

Grüße
Sturek

 

Treffer! Versenkt!

Witzig und spannend! Mir hat endlich mal einfach alles gefallen.

Bin durch Zufall auf die Geschichte gekommen und frage mich und auch dich, wieso gibt es nur zwei Jahre alte Geschichten? Du hast doch hoffentlich nicht aufgehört zu schreiben?

Schöne Grüße
MrsMurphy

 

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