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Umkehr
Saskia stand abwartend am Fenster, umrahmt von dicken, dunklen Vorhängen, als ich das Zimmer betrat. Das Licht war gedämpft, sie hatte mich erwartet. Daher trug sie auch weniger als man gemeinhin als „normal“ bezeichnen würde. Netzstrümpfe, HighHeels (heißen die erst ab einer gewissen Höhe so?), String und BH mit Spitze. Wundervoll. Sie war schön, von dunklem Teint, wallende schwarze Haare (Naturfarbe, versteht sich), ihr Körper - da reichte ein Blick - ein Gedicht. Nur bin ich kein Poet.
Abwartend stand sie da, blickte mir lächelnd entgegen. Sie schien sich zu freuen, mich zu sehen. Und ich freute mich, sie zu sehen.
„Ist die Arbeit für heute beendet?“, fragte sie mich leise und zwinkerte mir verspielt zu. Ich nickte.
„Ich denke, das kann man so sagen.“ Ich trat ums Bett herum zu ihr, strich ihr sanft über die Wange, den Hals, die Schulter. Dann packte ich sie, und warf sie aufs Bett. Sie ließ ein erstauntes Quietschen hören, aber ich weiß, dass Frauen diese Art der Dominanz gerne haben. Ich kenne wenige, die das nicht tun. Denn es ist ein Spiel, in dem sie die Rolle spielen können, die ihnen die Natur auf den Leib geschneidert hat. Egal, was sie zu dieser These offiziell sagen.
Saskia wehrte sich nicht, warum auch? Von mir drohte ihr keine Gefahr, und sie wusste das. Ich drehte sie schwungvoll auf den Bauch und drückte sie in die frisch bezogenen Laken. Meine Hände lagen mit sanftem Druck auf ihrem Rücken, etwa mittig. Ich kniete neben ihr.
Ich ließ den Druck der Hände nach und strich langsam nach oben, über die Schulterblätter und an die zarten Schultern. Ihre Haut war weich, angenehm trocken, samtig, es war eine Freude sie zu berühren. Sie mit wachen Sinnen zu berühren.
Einer Katze gleich begann sie leise zu schnurren. Das Spiel gefiel ihr offensichtlich. Aber ich spürte Anspannung in ihrem Körper, meine Finger ertasten das sofort. Und ich ging jede Wette ein, dass das bald nicht mehr so sein würde.
Ich schwang mich über sie, so dass ich über ihrem Hintern saß, dabei darauf achtend, nicht zuviel Gewicht auf sie abzuladen. Ich bin nicht wirklich schwer, aber sie war eine zarte Person, auf ihre Art. Und ich mochte es nie, mit meinem vollen Gewicht jemanden derart zu bedrängen. Ein Gedanke, den vermutlich nur sehr sensible Männer verstehen.
Meine Hände begannen ihr Werk, strichen, drückten, kneteten, massierten, mal fest, mal zart, denn es braucht ein Wechselspiel, um Wirkung zu entfalten. Um den behandelten Körper in die richtige Schwingung zu bringen, wenn man so will. Und es funktionierte auch hier. Ich fühlte, wie die leise Anspannung sich löste, wie sich weitere Muskeln lockerten, wie unsere Nähe und die Berührung natürlich wurden. Wie das nicht völlig vertraute vertraut wurde. Bis Saskia völlig entspannt lag, so wie ich es wollte.
Die Minuten verstrichen, während ich ihren samtenen Rücken behandelte, ihre Schultern und Arme, ihren Nacken und Haaransatz (niemals vergessen, dieser Bereich ist wichtig!). Ich brauchte keine Uhr, um zu wissen, wie viele Minuten vergangen waren, seit ich das Zimmer betreten hatte, ich habe ein gutes Zeitgefühl.
Wieder einmal wanderten meine Hände den Rücken entlang nach unten, und dieses mal änderte ich die Richtung nicht. Meine Augen folgten meinen Händen. Ich verlagerte mein Gewicht, so dass ich weiter nach unten rutschte, ohne die Dame dabei in ihrer Entspannung zu stören. Ich wusste, was in dem Moment in ihrem Kopf vorging. Sie war überzeugt, dieser angenehme, empfangende Teil wäre vorbei, ich würde delikatere Gefilde betreten, die Massage auf ein neues Level heben.
Doch das tat ich nicht.
Meine Finger strichen über die erotische Rundung ihres Pos und dann die Oberschenkel hinab, hinauf, einmal sanft, einmal mit angenehm wenig Druck und der Fingerkuppe. Dieses Kratzen macht die Nerven empfindlicher. Auch ihre Beine waren, obschon nun liegend betrachtet, perfekt proportioniert, ich fand keinen Makel. Ich vermied, meinen Blick auf delikate Stellen zu richten, ich wollte meine Konzentration bewahren. Ich bin auch nur ein Mann.
Sie schnurrte noch immer unter meinen Händen, nun vermutlich leicht verunsichert, weil ich meine selbstlose Massage fortsetzte, obwohl wir ein Spiel zu zweit spielen könnten. Und waren wir nicht deshalb hier?, dachte sie sich, das wusste ich und musste lächeln.
„Die Zeit…“, murmelte sie leise, die Augen geschlossen, widerwillig, wer wollte es ihr verdenken? Niemand bei Verstand unterbrach eine solche Behandlung, oder?
„Wir haben genug“, antwortete ich, ebenso leise, um den Moment nicht zu stören. Sie widersprach nicht mehr. Ich rechnete anders, als sie, und wusste ein wenig mehr, als sie.
Über die weichen, empfindlichen Kniekehlen glitt die Massage an die zarten Unterschenkel, hinauf, hinab, rundherum, sanft, fester, drückend, ziehend.
Wer jemals einer Frau die Füße massiert hat, weiß, dass er heiligen Boden betritt, und beinahe um Befreiung kämpfen muss, hat er das Ziel einmal erreicht. Ich wartete auf die entsprechende Reaktion, und sie kam, wie immer. Ein tieferes Atmen, ein (auf seine Art) lustvolleres. Wieder musste ich lächeln. Wie durchschaubar doch vieles ist, wenn man die Hintergründe kennt. Wenn man schon weiß, was passiert.
Ich hob ihr linkes Bein vom Laken an, bewegte es vorsichtig ein wenig, während ich den gepflegten, dazugehörigen Fuß weiter knetete. Dieses Bewegen von Gliedmaßen in völliger Entspannung löst sogar Muskeln, die wir gar nicht kennen. Und ebnet normalerweise Wege, die vielleicht die Massage allein nicht zu öffnen vermochte. Aber darum ging es mir nicht.
Saskia mhhmmmte, drückte sich in die Laken, wohlig, geborgen, gepflegt und umsorgt, mehr als sie sich erhofft hatte, viel mehr. Es hatte geklappt.
Dann waren annähernd dreißig Minuten vergangen, das sagte mir mein Zeitgefühl. Saskia hatte die Zeit völlig vergessen, kein einziges Mal war eines ihrer dunklen Augen aufgegangen um zur Uhr zu huschen. Das hatte ich beobachtet, es gehörte dazu, dass ich das bemerkte.
Ich legte ihr rechtes Bein neben das Linke auf die Laken ab, meine Hand verharrte noch einen Augenblick auf der samtenen Haut, auf ihre Art schöner als ein Fell und genauso angenehm.
Dann stand ich auf, ging um das Bett herum, auf die Seite, wo die Türe war. Ein leises Rascheln sagte mir, dass sie sich aufgerichtet hatte, mein Blick bestätigte es mir. Sie lag immer noch auf dem Bauch, den Oberkörper auf die Ellbogen gestützt, dazwischen der verlockende Spalt zwischen zwei wunderbaren, verheißungsvollen Hügeln.
Aus meiner Hintertasche nahm ich den Schein, der darin auf den Besitzerwechsel wartete, legte ihn behutsam auf das Kästchen neben dem Bett und lächelte ihr zu. Etwas unsicher schenkte sie mir ein Lächeln. Ich verstand die Unsicherheit und wollte sie nicht vertiefen.
„Auf Wiedersehen“, sagte ich und ergriff die Türklinke. Wieder einmal hatte ich das Spiel umgedreht. Bezahlt und gegeben. Nicht das übliche andersrum. Und damit hatte ich, was ich wollte.
Ohne einen weiteren Laut verließ ich die Prostituierte.