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Unberührt

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19.05.2008
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Unberührt

"Die Wahrheit ist die kleine Schwester der Langeweile..."

Mädchen tragen Taschen. Und tragen heißt: Verehren und beschützen. In eine dieser um Schulter und Hals hängenden Wegbegleiter einzudringen, ist meist schlimmer, als in die Trägerin selbst. Ein Tabubruch eben, ein "Fick dich!" in der Kirche...

Um nicht unangenehm in der Kirche aufzufallen, gehe ich dort erst gar nicht hin. Aber Taschen. Nun ja, die haben es mir angetan. In der Schule genügt es mir, die Schulhefte meiner weiblichen Kameraden durchzublättern. (Meist sind die nämlich aufschlussreicher, als ein Tagebuch.) Zusätzlich kann ich mit den bemüht stilvollen Federmäppchen spielen, zerknüllte Liebesbotschaften lesen oder Glücksbringer begutachten. Selten äußern Mädchen hier Einwände. Man muss es eben nur geschickt anstellen und mit einem gewissen, möglichst glaubwürdigen Interesse.

Wirklich wertvolles Wissen erlange ich aber immer an Wochenenden, an Taschen-Trag-Tagen. Auch wenn sich die äußere Fassade stets verändert, bleibt der Inhalt gleich. Und die Fülle ist weitaus interessanter als ihre Hülle. Das ist auch der Grund, warum Mädchen ihre Taschen beschützen. Verehrt wird nur das Äußere.

Legal und leicht ist es, ein Mädchen nach einem Taschentuch zu fragen. Damit gewinnt man weder Sympathie noch Herzen, aber einen ersten Einblick in ihre Tasche. Denn wenn sie nicht gerade verneint oder (was ziemlich unwahrscheinlich ist, da sie ja eine Tasche trägt) die Tempos sonst wo verstaut hat, wird sie gezwungenermaßen in ihre Tasche greifen. Wie lange sie das tut, ist von großer Bedeutung. Ich nenne die Zeit, die zwischen Taschentuchfrage und Aushändigung verstreicht, Taschentempo. Dieses Taschentempo gibt Aufschluss, über die Ordnung in der Tasche. Für gewöhnlich wird ein Reißverschluss geöffnet, die Augen zugedrückt, kurz gekramt und dann kann ich meinem Schleim freien Flug lassen. Damit bin ich für das Mädchen gestorben. Zumindest für diesen Abend. Und dies ist Voraussetzung für die illegale, aber interessantere Variante.

Heute Nacht frage ich eine Blondine nach einem Kaugummi, bevorzugt: zuckerfrei, Zimtgeschmack. (Was habe ich mir dabei nur gedacht?) "Einen Gummi kann ich dir schon geben, aber den hab ich nur mit Zitrone." Leicht geschockt, aber erschreckend spontan; ich: "Ist dir das denn nicht zu sauer?" Sie: "Besser als Käse." Arrogant mustert sie meinen Schritt. Mit lächelnder Zufriedenheit streckt sie mir dann einen Orbit entgegen.

Das ist mir noch nie passiert. Ich habe den Höhepunkt verpasst. Ich habe versäumt, wie sie den Kaugummi aus ihrem Gucci-Imitat geholt hatte...

Misstrauisch werfe ich den Orbit weg. Etwas gekränkt tröste ich mich an der Bar, dann bemerke ich, dass da ein Mädchen ohne Tasche steht. Das heißt für mich, dass dieses Geschöpf keinen Sex vor der Ehe will und: Ehe gibt es nicht. Sie steht ganz alleine, ich gehe auf sie zu. (Was kann schon groß passieren?)

Kaum hat sie mich erblickt, fragt sie: "Ein Taschentuch?"

Ich erstarre.

"Hallooo? Hast du ein Taschentuch?"
"Nein. Ich..."
"Ich auch."
"Du auch?"
“Ja. Einfach weg.”
“Wie?”
“Ich hab sie dort hingelegt und jetzt ist sie weg.”
“Du hast sie nicht beschützt?”
“Was?”
“Ich meine: Wer...”
“Keine Ahnung: Irgend so ein notgeiler Psychopath wahrscheinlich...”
Ich schlucke. Sie schüttelt den Kopf, reibt sich verärgert die triefende Nase.
“Also bist du gar keine...”

Stille. (Abgesehen vom Lärm, der den ganzen Club erfüllt.)

“Keine was?”
“Weißt du, es tut mir echt leid. Das mit deiner Tasche. Aber ich muss jetzt echt los.”
“Und das soll ich dir echt glauben?”

So waren Mädchen also ohne Tasche: Gereizt und in schrecklicher Lügendetektorenstimmung.

Ich: “Ja.”
Sie lacht und weint.
“Kannst du mir denn nicht beim Suchen helfen?”

Mitleid und Neugier waren eine seltsame Mischung. Aber wegen der Hoffnung, auf die Tasche zu stoßen und vielleicht nicht nur auf die Tasche, willigte ich ein. Freude blitze in ihren Augen auf. Eigenartige Freude...

Nachdem ich den Bereich an der Bar und all die anderen Sitzgelegenheiten abgesucht hatte, stelle ich mir die Frage, was zum Teufel ich da eigentlich tue. Ich helfe einem Mädchen, deren Namen ich nicht kenne und ich davon ausgehen kann, dass sie nicht einmal weiß, wofür die Öffnung zwischen ihren Beinen gut ist. Als ich die Suche aufgebe und aus Gründen der Höflichkeit zu ihr zurückkehren will, ist sie weg.*

Auf dem verlassenen Sessel liegt aber eine Handtasche. Ich grinse, lasse mich auf das weiche Polster fallen und betrachte das gute Stück. Marke: ESPRIT. Ein sehr kleines Modell. Gerade Platz genug für das Wichtigste. Erregt öffne ich die vordere Nebentasche: Zwei Tampons, ein Päckchen Pillen und kein Kondom: Das Sexfach einer pubertierten Jugendlichen, die Angst davor hat, schwanger zu werden, nicht aber mit der Absicht, Sex zu haben, wegging. Ich seufze.

Im großen Fach finde ich ein billiges Deo und verschiedene Sorten entzündungshemmender Lutschtabletten, eine leere Packung Taschentücher, in der ein Kaugummi klebt und... ein Handy. Volltreffer. Gerade als ich es in die Hand nehme, vibriert es. Eine SMS von einer unbekannten Nummer. Ich öffne die Mitteilung.

Kannst du bitte endlich damit aufhören in taschen anderer herumzuwühlen? lg

Kurze Zeit später kommt das Mädchen ohne Tasche wieder, wirft mir einen verlustig vorwurfsvollen Blick zu und verlässt die Diskothek als Mädchen mit Tasche.

Ich nicke. Mehr erfahre ich nicht. (lg?)

 
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Gucci-Plagiat
Hübsch literarisch gedacht, aber der falsche Begriff - hier ist es ein Imitat. ;)

Danach fehlt einem erblick ein t.

Und die Fülle ist weit mehr interessanter als ihre Hülle.
Total dusselige Platitüde, die nix in einem halbwegs literarischen Text verloren hat.
dann bemerke ich, dass da ein Mädchen ohne Tasche steht.
viel besser
wofür ihre Öffnung zwischen den Beinen gut ist.
Genaugenommen steht da nix "offen", solche Lochklischees haben sich doch wohl inzw. überholt, nee? :dozey:

Fazit: Lustige Idee, zu viele Allgemeinplätze, zu viel Introspektive in zu wenig Handlung; allgemein ausbaufähiges Potential.

Wenn der erste Satz ein Zitat und nicht von Dir ist, bitte Quelle angeben, sonst ist es ein Plagiat.
Und würde gelöscht.

VG,
Katla

 
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Hi M.Glass,

schön wie oberflächlich dein Prot ist und an der falschen Stelle nach der Persönlichkeit sucht. Wie versteift er auf seiner eigenen Erkenntnisphilosophie beharrt.

Ich wollte erst meckern, wie oberflächlich der Dialog ist, aber irgendwie muss er das sein.

Schade finde ich, dass die Lektion, die ihm erteilt wird, so knapp ausfällt. Auf diese Weise bleibt das Mädchen ohne Tasche spurlos zurück. Und irgendwie hätte sie mehr verdient, wenn sie sich solche Mühe mit deinem Prot macht.
Das wäre für mich ein besseres Ende, als die Beichte in der Kirche, die genauso oberflächlich ist, wie das durchwühlen einer Tasche nach Persönlichkeit.

Im Gegensatz zu Katla finde ich das mit der Öffnung völlig im Rahmen, aber ich bin ja auch ein Kerl und Kerle denken nun mal so oder sprachlich schlimmer. :)

Das ENDE vorm Ende mag ich nicht. Ein * als Kennzeichen für den Szenenwechsel gefiele mir besser.

Ich habe es gerne gelesen und über die ungewöhnliche Btrachtungsweise des weiblichen Bevölkerung geschmunzelt.

LG Tiltik

 

Hi,

danke erstmal für die Zeit, die ihr euch für diese Geschichte genommen und die Kritik, die ihr hier gelassen habt.

Es freut mich sehr, Tiltik, dass dir die Geschichte gefallen hat. Dank dir ist auch ein etwas "offeneres" Ende entstanden, das den Leser in Oberflächlichkeit und Verstörtheit zurücklässt.

@Katla: Größtenteils muss ich dir leider zustimmen. Aber ich finde trotzdem, dass die handlungsreduzierte Geschichte einen doch ganz wesentlichen Gedanken transportiert.

Das Plagiat wurde zum Imitat und das vermeintliche Zitat-Plagiat stellte sich als rechtlich korrekt heraus... ;)

Unschlüssig bin ich nur über zwei Dinge deiner Kritik: Was sind Allgemeinplätze und wo liegt die literarische Patzerei bei "Hülle und Fülle"?

Beste Grüße
M. Glass

 

Und die Fülle ist weit mehr interessanter als ihre Hülle.
Das ist eckig! Weit mehr interessanter klingt furchtbar. Warum nicht: weitaus interessanter

Legal und leicht ist es, ein Mädchen nach einem Taschentuch zu fragen. Damit gewinnt man weder Sympathie noch Herzen, aber einen ersten Einblick in ihre Tasche. Denn wenn sie nicht gerade verneint oder (was ziemlich unwahrscheinlich ist, da sie ja eine Tasche trägt) die Tempos sonst wo verstaut hat, wird sie gezwungenermaßen in ihre Tasche greifen. Wie lange sie das tut, ist von großer Bedeutung. Ich nenne die Zeit, die zwischen Taschentuchfrage und Aushändigung verstreicht, Taschentempo. Dieses Taschentempo gibt Aufschluss, über die Ordnung in der Tasche. Für gewöhnlich wird ein Reißverschluss geöffnet, die Augen zugedrückt, kurz gekramt und dann kann ich meinem Schleim freien Flug lassen. Damit bin ich für das Mädchen gestorben. Zumindest für diesen Abend. Und dies ist Voraussetzung für die illegale, aber interessantere Variante.
das hat Charme, finde ich. Du kannst auf jeden Fall schreiben.

(Ich wollte tatsächlich fragen, ob sie eine ewige Jungfrau sei.)
find ich jetzt nicht so gut.

Lügendetektorenstimmung.
Das klingt scheiße, aber wahrscheinlich hängt dein herz daran. musst du wissen.

Das Sexfach einer pubertierten Jugendlichen, die Angst davor hat, schwanger zu werden, nicht aber mit der Absicht, Sex zu haben, wegging. Ich seufze.
Ich weiß, was du meinst, aber ...Tampons sind da doch meistens den ganzen Monat lang drin, oder?

Insgesamt gefällt mir deine Art zu schreiben ganz gut. Da wird was draus...

Gruß Jan

 

Hey M. Glass,

mal ehrlich - ich weiß gar nicht, was Du mir hier erzählen willst. Ein Taschenpsychotyp?
Die Idee, dass wer ein "Profil" von Frauen über deren Handtascheninhalt erstellt ist zwar recht witzig, aber in dem Rahmen, der hier gegeben wird - irgendwie (für mich) unbefriedigend. Das Ende - die "Überführung" empfinde ich als künstlich, weil ich nicht weiß, warum das Mädel sich da so viel Mühe mit dem Typen gibt. Sie kann ihn doch volle Breitseite ihre Abscheu ins Gesicht sagen, warum der ganze Heck Meck drumrum? Wer bitte stellt seine Handtasche zur Verfügung - nur damit er jemanden, den er gar nicht kennt, zu überführen? Und wieso hat sie da noch Sachen drin. Konsquenterweise sollte sie leer sein. Also, ich versteh die Motivation des Mädels nicht.

..., dann bemerke ich, dass da ein Mädchen ohne Tasche steht. Das heißt für mich, dass dieses Geschöpf keinen Sex vor der Ehe will und: Ehe gibt es nicht. Sie steht ganz alleine, ich gehe auf sie zu.

Das verstehe ich auch nicht. Wieso bedeutet keine Handtasche = kein Sex vor der Ehe?

Ich helfe einem Mädchen, deren Namen ich nicht kenne und ich davon ausgehen kann, dass sie nicht einmal weiß, wofür die Öffnung zwischen ihren Beinen gut ist.

In diesem Zusammenhang versperrt sich natürlich auch dieser Gedankengang meiner Zugänglichkeit. Mädels ohne Handtaschen sind also sexlose Wesen. Warum?

Ja, schön hätte ich gefunden, wenn der Typ mehr abgehen würde beim Durchwühlen oder Blick werfen. Wenn ihn da was erregen würde. Wie bei so Strumpf- oder Schuhfetischisten. Und was macht ihn an? Worauf erhofft er sich einen Blick?

Ja, dass waren so Fragen die ich mir stellte.

Beste Grüße Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Fliege,

deine Kritik war sehr aufschlussreich und stimmt ziemlich genau mit den Bedenken überein, die mich vor Veröffentlichung der Geschichte beschäftigt haben. Dann mal los...

Fliege schrieb:
mal ehrlich - ich weiß gar nicht, was Du mir hier erzählen willst. Ein Taschenpsychotyp?
Die Geschichte handelt von Oberflächlichkeit. Ein Junge meint aufgrund vom Tascheninhalt auf die Persönlichkeit ihrer Trägerinnen schließen zu können.

Fliege schrieb:
Die Idee, dass wer ein "Profil" von Frauen über deren Handtascheninhalt erstellt ist zwar recht witzig, aber in dem Rahmen, der hier gegeben wird - irgendwie (für mich) unbefriedigend. Das Ende - die "Überführung" empfinde ich als künstlich, weil ich nicht weiß, warum das Mädel sich da so viel Mühe mit dem Typen gibt. Sie kann ihn doch volle Breitseite ihre Abscheu ins Gesicht sagen, warum der ganze Heck Meck drumrum? Wer bitte stellt seine Handtasche zur Verfügung - nur damit er jemanden, den er gar nicht kennt, zu überführen? Und wieso hat sie da noch Sachen drin. Konsquenterweise sollte sie leer sein. Also, ich versteh die Motivation des Mädels nicht.
Das Problem bei der Geschichte ist der Schluss. Dieser wirkt nicht nur künstlich, sondern ist auch künstlich. Das liegt wahrscheinlich an dem unglaubwürdigen Fetischismus des Jungen und an der unfassbaren Motivation des Mädchens.

Ich werde sehen, wie ich die Fragen beantworten kann.

Fliege schrieb:
Das verstehe ich auch nicht. Wieso bedeutet keine Handtasche = kein Sex vor der Ehe?
Fliege schrieb:
In diesem Zusammenhang versperrt sich natürlich auch dieser Gedankengang meiner Zugänglichkeit. Mädels ohne Handtaschen sind also sexlose Wesen. Warum?

Das ist die Logik des Jungen, die ihren Ursprung in der Oberflächlichkeit findet.

Danke für deine Kritik, Fliege. Ich glaube du hast das Problem der Geschichte erfasst.


Hi herrlollek,

auch vielen Dank für deinen Kommentar.

herrlollek schrieb:
Insgesamt gefällt mir deine Art zu schreiben ganz gut. Da wird was draus...
Das freut mich.

M. Glass schrieb:
Lügendetektorenstimmung.
Klingt das besser: Ist die Tasche erst einmal weg, mutieren Frauen zu wandelnden Lügendetektoren...

herrlollek schrieb:
Ich weiß, was du meinst, aber ...Tampons sind da doch meistens den ganzen Monat lang drin, oder?
Da kann ich auch nur die oberflächlichen Rückschlüsse als Erklärung nennen. Aber der Junge orientiert sich mehr an dem Kondommangel und den Pillen. Tampons zeigen ihm nur, dass die Frau fähig ist, Kinder zu kriegen. ;)

Den zwei anderen Anmerkungen stimme ich vollkommen zu: habe ich auch gleich ausgebessert.

Vielen Dank nochmals.

Beste Grüße
M. Glass

 

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