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unbetitelt #2 [Isolation]

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03.01.2002
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unbetitelt #2 [Isolation]

Die Sonne war übelriechendes, zerquollenes Eigelb, das dunkel-orange den blassen Himmel erfüllt. Der Wüstensand war gelb, und es schmerzte den Fuß auf ihn zu setzen. In unendlicher Lethargie und Monotonie gefangen, wandelte der Betrachter auf diesen Wegen entlang. In der sengenden Hitze, auf dem meilenweit gleichen Grund bemerkte er nicht was sich links und rechts neben ihm offenbaren würde. Kilometer hoch in den Himmel reichende Glaswälle, mehrere Kilometer dick. Von der Zeit und dem Sand gepeitscht, erblasst, zerkratzt und undurchsichtig milichig gemacht, prangten sie. Hinter ihnen lagen Städte. Von ungeheurer Größe. Reich. Florierend. In phantastischer Farbenpracht schimmernd. Ein ewiger Sonnenaufgang herrschte dort. Doch nichts von alledem blieb bemerkt. Er schleppte sich weiter durch den brennenden Wüstensand. Die Sonne tropfte Wachs herunter. Papier das verbrannte lag schwarz und brüchig. Blind und augenlos sich schleppend schlug er gegen die stumpfe Mauer. Es war als hätte jemand eine dünne Plastikfolie über den Himmel und alles was sich in ihm befand gezogen. Alles verlor den Geschmack. Der Magen schnürte sich zusammen. Er rannte gegen die Mauer. Immer wieder. Er verlor die Gaben, ronnen trocken aus ihm heraus. Sand in seinen Augen, Sand in seinen Nasenlöchern, Sand in seinen Ohren. Die Augen verkrusteten. Der Mensch braucht Kontakt.

 

Mir gefällt der Text gut. Sprachlich hast Du eine schöne Leistung vollbracht. Es macht Spass, den Text zu lesen.
Auch das Thema ist interessant und angemessen dargestellt.

Das Austrocknen des isolierten Menschen. Die Erstickung in trockenem Sand. Ein schöner Vergleich, der sich einprägt.
Zwar ist der Vergleich mit einem der Wüste Ausgesetzten nicht neu, doch hast Du es geschafft, eine eigene Variation zu schaffen.

Nicht schlecht.

 

Hi,
gefällt mir auch, die Art, wie Du den Text geschrieben hast. Auf einer irgenwie mystischen Ebene wird ein ganz alltägliches Problem besprochen. Der Schreibstil passt zu dem Menschen, der auf das Grundbedürfnis nach Kontakt reduziert ist ('reduziert' soll nicht negativ klingen!). Mit einfachen Worten und bildreichen Vergleichen, auf die man sich schnell einlassen kann, wird die Isoäation eingesponnen. Hat Spaß gemacht.
Allerdings finde ich den Satz komisch:

Doch nichts von alledem blieb bemerkt.
Ist 'wurde' nicht besser? So klingt es, als hätte er es schon bemerkt. Na ja.
Auf zwei fehlende Kommata will ich noch hinweisen:
. Papier das verbrannte lag schwarz und brüchig.
'das verbrannte' - eingeschobener Satz, um den jeweils ein Komma gehört.

Gruß, baddax

 

Find ich ziemlich gut.

Detail am Rande - würde in dem Text , nachdem er relativ kurz ist, wesentlich mehr Zeilensprünge und Absätze machen.
Liest sich in meinen Augen dann besser und bringt den bildhaften Ausdruck stärker raus.

 

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