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Und dafür liebe ich dich

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17.10.2006
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Und dafür liebe ich dich

Heute ist Freitag, der dritte Fremdgehtag der Woche. Ich stehe in einem Badezimmer, das einem anderen Mann gehört, und richte mich für den bevorstehenden Abend her. Das Handy habe ich vor einer Stunde ausgeschaltet. Mein Mann nimmt an, dass meine Unerreichbarkeit an einem Handyverbot meiner Firma liegt, das neuerdings für bestimmte Termine verhängt wird. Solche Termine gibt es seit etwa drei Wochen öfter, aber Michael fragt nicht weiter nach. Dafür frage ich mich so einiges.

Vielleicht sollte ich mir einfach angewöhnen, zynischer zu sein.

Ich setzte mir die blonde Pagenschnittperücke auf, die ich immer zu diesem Anlass trage. Mein Spiegelbild verändert sich, aber alle anderen Umstände bleiben von meiner Verwandlung unberührt. Sie ist das einzige Zugeständnis an Michael, das ich hier machen kann. Wenn ich schon betrüge, dann wenigstens als eine andere Person. Oh Gott. Wenn dieser Gedanke nicht so verdammt dumm wäre, könnte ich mich fast über meine gedachte Cleverness freuen.
Aber ich stehe hier. Nicht ohne Willen, aber noch immer willenlos genug, um nicht auf der Stelle von hier zu verschwinden. Bei Peter zu sein, dass bedeutet, einem besonderen Magnetismus ausgesetzt zu sein. Wehrlos bin ich nicht, aber erbärmlich schlecht bewaffnet.
Es klopft energisch an der Tür. Meine Körperchemie gerät aus dem Gleichgewicht. „Zwei Minuten“, sage ich.

Ich weiß, warum ich hier bin.

Den Weg zum Wohnzimmer lege ich auf allen Vieren zurück. Ich lasse mir Zeit, weil ich weiß, dass Peter es so mag. „Geschmeidig“, sagt er immer. „Sei geschmeidig.“
Im Wohnzimmer ist es so kühl, wie draußen vor der Tür, aber mein Körper glüht vor Hitze. Peter sitzt in seinem Sessel und wartet. Sein Blick ist so schwarz wie seine Schuhe. Ich krieche, so geschmeidig, wie es mir möglich ist, bis zu seinen Füßen. Zuerst küsse ich seinen linken, dann seinen rechten Schuh. Der Kontakt mit dem polierten Kunstleder hinterlässt einen bitteren Geschmack auf der Zunge. Nach der Begrüßung nehme ich eine aufrechte Haltung ein, bleibe aber auf meinen Knien.

Peter kommt näher. Er hat das Gesicht eines Feldherrn, hartes Kinn, dünne Lippen, nach hinten gekämmtes Haar. Dunkle Augen fixieren mich, treffen meinen einzigen wunden Punkt. Er streichelt mir zärtlich über das Gesicht, spielt mit meinem Haar herum. Es sind Gesten, die nicht wirklich zu ihm passen wollen, aber ihre Wirkung dennoch nicht verfehlen. Seine Finger sind nicht kräftig, sondern für meinen Geschmack widerlich dünn, aber sie haben sehr harte Kuppen. Ich habe das dringende Verlangen, sie mit der Zunge zu berühren und schnappe gedankenlos nach ihnen, als würde ich mit meinem Mund eine Fliege fangen wollen. Ich verfehle mein Ziel nur um wenige Millimeter.

Ich bekomme eine Ohrfeige. Eine Hand packt mich am Hals, kräftig, aber kontrolliert. Mir wird schwindelig. Nicht nur, weil mich das hier unendlich geil macht, sondern weil mir der Gedanke in den Kopf schießt, dass ich das hier verdiene. Jeder Anflug von Schuld ist in dieser Sekunde wie weggewischt. Magnetismus.
„Heute bist du dran“, sagt Peter. Ich glaube in seiner Stimme ein verborgenes Bedauern rauszuhören. Ob er seine Rolle manchmal verflucht?

Und dann ist die Hand plötzlich verschwunden. Mein Hals fühlt sich an, als würde er nicht mehr zum Rest meines Körpers gehören. Peter steht auf und verschwindet aus meinem Blickfeld. Sekundenlanges Warten. Das nächste, was ich mitbekomme, ist, wie mir ein ledernes Halsband angelegt wird. Vielleicht etwas zu fest, aber ich protestiere nicht. Von der Leine merke ich erst etwas, als ein Ruck durch meinen Körper geht, und mich ein Zug am Hals in Bewegung setzt.

Ich bin weit weg von zu Hause.

Irgendwann wache ich auf. Ich muss ziemlich tief geschlafen haben. Desorientiert schaue ich zur Seite. Da liegt Peter. Er schläft. Wie oft wir es heute getrieben haben, weiß ich nicht, aber ich fühle mich leer und ausgebrannt. Von allen Seiten durchgefickt. Mir ist ein wenig übel. Mit leicht benommenem Schädel mühe ich mich hoch und greife nach meiner Zigarettenschachtel, auf dem Nachttisch neben mir. Mein Blick fällt auf den roten Ballknebel, der neben der Leselampe liegt. Ich spüre eine leichte Anspannung in meinem Kiefer und ein gummiartiger Geschmack macht sich in meinem Mund bemerkbar. Habe ich dieses Ding wirklich im Mund gehabt? Ich schaue auf den Radiowecker. Wenigstens ist es noch früh am Nachmittag. Ich frage mich, wie es meiner kleinen Helen jetzt wohl geht, und habe das Verlangen, sofort nach Hause zu fahren.

Peter wacht auf und greift mir in die Haare, zieht mich zu sich heran, zwingt mir einen Kuss auf. Ich spiele mit, aber ich löse mich von ihm, so schnell es geht. Ich sage, dass ich los muss. Er fällt im Halbschlaf zurück ins Kissen.
Nach dem üblichen Duschen rauche ich noch hastig eine Zigarette, bevor ich mich an der Haustür von Peter verabschiede. Natürlich fehlt mir die Kraft, die Affäre hier und jetzt zu beenden, aber ich mache mir daraus keinen Vorwurf. Wozu gibt es schließlich E-Mail?
Peter begleitet mich doch noch bis zu meinem Auto und überreicht mir einen kleinen, braunen Umschlag. „Deine Belohnung“, sagt er. Bevor ich einsteigen kann, gibt er mir noch den Hinweis, den Umschlag erst in aller Ruhe zu öffnen. Wenn ich ihn überhaupt öffne. Mir ist nicht nach Spielchen zumute. Nie wieder.

Als ich zuhause durch die Wohnungstür trete, fühle ich mich, als wäre ich hier fehl am Platz. Alles kommt mir fremd vor. Selbst die Bodenfliesen scheinen mir Vorwürfe zu machen. Dieses Gefühl haftet seit dem Beginn der Affäre wie ein Schatten an mir, aber erst jetzt wird mir deutlich, wie sehr ich es hasse. Oder lasse ich es erst zu? Nicht alles lässt sich runterwaschen.
Nach einem kurzen Besuch bei meiner schlafenden Tochter, finde ich Michael im Wohnzimmer. Wie immer sitzt er vor dem Computer, während nebenbei leise der Fernseher läuft. Es ist mittlerweile viertel nach acht. „Helen ist erkältet“, sagt er und macht den Rechner aus.
„Ist noch was zu essen da? Ich habe riesigen Hunger“, sage ich, doch das ist noch untertrieben.

Keine Stunde später liege ich wieder im Bett, diesmal neben meinem Mann. Ausnahmsweise hat er heute abend einiges zu erzählen. Für meinen müden Kopf ist das viel Input, aber ich schaffe es, nicht einzuschlafen. Er berichtet mir von seinem Ausflug mit Helen in den Tierpark, und das sie im Laufe des Tages Fieber bekommen hat. Und ich habe Peters Schwanz im Arsch gehabt. Als er zu dem Teil mit seiner Arbeit kommt, dämmere ich für eine Sekunde weg, bin aber wieder da, als er mir einen Kuss auf die Stirn gibt. Ich frage ihn, ob wir es tun wollen, aber er lehnt ab. Weil er zu müde ist.

Dieser Umstand kommt mir sehr entgegen.

Er hat absolut keinen Schimmer. Wie auch? Ich versuche, seine Nähe zu genießen, aber ich merke, wie mir seine Ahnungslosigkeit nur noch mehr auf das Gewissen drückt. Sie tut mir richtig weh. Da liegt er. Schlafend. Ein Mann, der sich für seine Familie zerreist und nur einen einzigen Fehler hat. Er sollte derjenige sein, der mich bestraft und wie ein Hure fickt.

Wenigstens ist morgen Samstag.

Ich muss an Peter und den heutigen Nachmittag denken. Wieder habe ich das Gefühl, dass sich mir der Magen umdreht. Ich greife zu meiner Zigarettenschachtel, werfe mir meinen Bademantel über und gehe leise aus dem Schlafzimmer.
Die Zigarette rauche ich auf dem Balkon, weil ich das dringende Bedürfnis nach frischer Luft habe. Danach gehe ich runter ins Wohnzimmer und schalte den Rechner an. Die helle Mattscheibe des Monitors verursacht ein Ziehen in den Augen. Ich bin allein.

Bevor ich anfangen kann, meine Abschiedsmail an Peter zu schreiben, fällt mir der kleine Umschlag wieder ein. Ich habe den Verdacht, dass sich darin nur wieder einer von Peters Spielanweisungen befindet, so, wie in den letzten Umschlägen auch. Meine Lust, mir jetzt so einen Mist anzutun, ist mindestens genauso hoch, wie die, auf Sex. Trotzdem schleiche ich mich in die Diele.
In dem Umschlag finde ich ein gutes Dutzend gestochen scharfer Fotos. Darauf erkenne ich mich und Peter. Er und ich. Zusammen im Schlafzimmer. Ich knie vor Peter und blase ihm einen. Meine Hände sind mir auf den Rücken gefesselt. Peter nimmt mich von hinten, die Zügel fest in den Händen. Ich reite Peter. Peter führt mich im Wohnzimmer an der Leine Gassi. Ich, mit dem Gummiknebel im Mund. Mein Gesicht. Trotz Perücke einwandfrei zu erkennen.

Heilige Scheiße.

Sofort zieht sich mein Magen zusammen, während mein Kopf von einem Schwarm feiner Nadeln durchsiebt wird. Ohrfeigen mal anders. Schrecken und Scham vermischen sich zu einer lähmenden Ohnmacht. Das Abendessen macht sich auf den Weg nach oben, und ich muss alles an Kräften aufbieten, um den Brechreiz zu unterdrücken. Bei den Tränen, die nun dazu kommen, habe ich allerdings nicht soviel Glück.
Ich brauche ein paar Minuten, um zu begreifen, was ich da überhaupt in den Händen halte. Der Flur verhält sich wie mein Magen, aber alles andere bewegt sich von mir weg. Ich komme mir vor, wie ausgeschnitten. Ich gehöre nicht hierher. In meinem Mund herrscht Trockenheit.

Im Badezimmer klatsche ich mir kaltes Wasser ins Gesicht. Herz und Magen pochen hart im Gleichschritt. Immerhin lässt sich das leichter ignorieren, als Pappmache in den Beinen. Im Spiegel sehe ich ein aufgeweichtes Gesicht; verheult, schuldig, und ich frage mich, ob die Person, die ich dort sehe, auch wirklich ich bin. Allmählich reagiere ich auf mich selbst allergisch.

Ich habe die Fotos nicht beseitigt. Keine Ahnung, ob es Erleichterung ist, die ich fühle, als ich mich mit den Beweisstücken auf den Weg ins Schlafzimmer mache, wo Michael schläft. Wenn ich ihn wecke, wird er denken, dass alles in Ordnung ist. Er wird verschlafen fragen, was los sei, und seine Hand ausstrecken, um mich zu berühren. Zum ersten mal in meinem Leben habe ich Angst vor diesem Moment. Aber ich laufe nicht mehr davon.

Und dafür liebe ich euch.

 

Hallo!

Hab auch mal wieder was verbrochen. Ich hoffe, die richtige Rubrik getroffen zu haben, denn ursprünglich sollte die Geschichte für die Erotikecke bestimmt sein, aber dafür ist einfach zu wenig davon vorhanden:D.

Gruß,
Satyricon

P.S. Es war schwer für mich, die Geschichte zu schreiben, und ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich damit im Moment kein Stück weiterkomme:confused:.

 

Hallo Satyricon.

Tja schon böse, so kann es gehen mit den speziellen Affären. :D Nun, Alltag ist vielleicht wirklich nicht die passende Rubrik. Spannung schon eher, aber dann dahingehend verbessern, oder doch Erotik eventuell.

Durchaus robust geschrieben find ichs. Das die Geschichte mit dem Brief jedoch endet nicht ganz optimal, oder doch, ach bin mir nicht sicher. Hab also nichts zu meckern außer, dass die Geschichte insgesamt etwas dröge auf mich wirkt.

Er ist auch derjenige, der auf unsere Tochter aufpasst, während ich vorgebe, beruflich eingebunden zu sein, obwohl ich in Wirklichkeit die Sklavin für einen Mannes Namens Peter spiele. Peter ist der Mann, ohne Frau.
  • Verschreiber >> für einen Mannes namens
  • Warum >> Peter ist der Mann, ohne Frau? - Komma kann auch weg

Ich knie vor Peter und blase ihm einen. Meine Hände sind mir auf den Rücken gefesselt. Peter nimmt mich von hinten, die Zügel fest in den Händen. Ich reite Peter. Peter führt mich im Wohnzimmer an der Leine Gassi. Ich, mit dem Gummiknebel im Mund.
  • Wirkt unbeholfen, besser, du bindest das Durchblättern der Fotos mit in die Sätze.

Wir können sie morgen nicht in den Hort geben“, sagt er.
Aber wenigstens ist morgen Samstag.
Gibt man Kinder samstags in den Hort? :confused:

Grüße,
-- floritiv.

 
Zuletzt bearbeitet:

Moikka Satyricon,

und ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich damit im Moment kein Stück weiterkomme.
Ich weiß ja nicht, wo Du genau damit hin wolltest, aber: Auf jeden Fall bist Du seit den letzten Texten wirklich einen großen Schritt weitergekommen.

Die Charaktere sind realistisch, nachvollziehbar, interessant, und in einen dafür passenden Rahmen gestellt. Du spingst nicht mehr in den Perspektiven hin und her; die Handlung hat ein gutes Tempo und wird nicht zu lang gezogen.

Nur am Ende fehlt mir was. Selbstverständlich keine Auflösung der verfahrenen Lage, aber noch ein, zwei Sätze aus Sicht der Protagonistin. Etwas nicht zu Lapidares, nicht so ein Scheiß, aber etwas, das uns Leser wieder zu ihr zurückführt.

Die Rubrik finde ich nun wieder sehr gut gewählt: Romantik ist nicht vorhanden, es geht um eine gescheiterte Flucht aus einer öde gewordenen Ehe, um alltägliche Gefühle, Bedürfnisse/Wünsche und Probleme. Das bißchen light-SM rechtfertigt auch Erotik nicht, der Sex ist nur Ausdruck für Zwischenmenschliches, nicht der Hauptaspekt hier.
.......................

Immerhin bin ich hier. Das ist kein Traum, oder etwas in der Art. Hier stehe ich, aber immerhin nicht völlig ohne Willen.
Das fett Markierte zerfasert, verwässert den Satz. Wäre besser gestrichen. Der Rest gefällt mir sehr gut, vor allem "aber immerhin nicht völlig ohne Willen": das vor dem Hintergrund der SM-Beziehung ein schöner (Gegen)Bezug - "willenlos" ist ja ein häufig verwendeter Begriff.

Michael ist der Ehemann mit der untreuen Frau. Er ist auch derjenige, der auf unsere Tochter aufpasst, während ich vorgebe, beruflich eingebunden zu sein, obwohl ich in Wirklichkeit die Sklavin für einen Mannes Namens Peter spiele. Peter ist der Mann, ohne Frau. Er ist der, der niemanden anlügen muss. Die Frau ist die, die etwas braucht, was ihr der eigene Mann aber nicht geben kann, doch auch nur diesen Mann wirklich liebt. Schon eine beschissene Situation.
Auch hier nimmt der letzte Satz die Wirkung des zuvor Gesagten. Das solten wir Leser denken, nicht lesen.
Das davor wiederum gefällt mir ausnehmend gut, es zeigt einiges gleichzeitig:
* eine reflektierte Außensicht der Frau auf sich selbst - gleichzeitig ironischer Abstand und ein bißchen Verdrängung (Dissoziation wäre wohl das falsche Wort, aber er deutet bereits die echte später an)
* ihre Distanz zum Ehemann, der wie ein Fremder beschrieben wird
* ihre Einsicht, dennoch ihre Gebundenheit, Unfreiheit

Peter ist der Mann, ohne Frau. > das müßte so gehen, ein Komma kann auch eine Atempause darstellen, macht den Mann zum Nachsatz. Und so liest es sich nämlich interessanter als ohne Komma. (Den Fehler im Absatz hat ja schon floritiv rausgeholt, ich würde die Variante Sklavin eines Mannes namens Peter vorziehen).

mein Inneres Chaos
mein inneres Chaos. Mein Inneres (gemeint sind Organe etc.) oder mein inneres XY (wenn dahinter ein Substantiv folgen kann, immer klein)

sofort nach hause
nach Hause.

Bei den Tränen, die sich aber jetzt mit aller Macht nach vorne kämpfen
Vorne klingt schräg - lieber hervorkämpfen? Oder den Satzteil ganz raus.


Huch, Peter läßt sich reiten ... :D Ist das konsequent? Der kam nicht so switchig rüber.
.......................................

Was mir sehr gut gefällt, sind die Kleinigkeiten, die genaue Beobachtung (und hier hast Du Dich wirklich gesteigert):
Der Einstieg über den Blick in den Spiegel - klassisch, durchaus, aber ein gutes Mittel. Zudem unterstützt es die Distanz, die sie zu sich selbst, zu den beiden Beziehungen hat.

Ich betrachte meine superschlanke Taille, die mir das Lederkorsett beschert,
ob es das super braucht, weiß ich nicht, aber das beschert ist ein schönes, nicht oft verwendetets Wort.

Ich weiß wieder, warum ich hier bin.

Den Weg zum Wohnzimmer lege ich auf allem Vieren zurück. Ich lasse mir Zeit, weil ich weiß, dass Peter es so mag. „Geschmeidig“, sagt er immer. „Sei geschmeidig.“

Sehr gelungener Übergang, nicht zu hart, nicht zu weich. Ungewöhnlich, intensiv, obwohl kaum etwas passiert. Mir gefallen die kleinen Zwischenabsätze überhaupt, sie geben eine klare, rhythmische Struktur, auch kleine Atempausen, Brüche.

Als ich zuhause durch die Wohnungstür trete, fühle ich mich, als wäre ich hier fehl am Platz. Alles kommt mir sonderbar fremd vor.
Gut beobachtet, schön "verdreht" > das Gewohnte/Biedere ist fehl am Platz, das, was anderen als eigenartig erscheinen würde, ist vertraut/normal.

Die Affäre zeigt etwas Interessantes, und daher finde ich es gerade so gut, daß Du eine SM-Beziehung gewählt hast: Durch (Fetisch)kleidung und Rollenspiele haftet dem Ganzen etwas sehr Dramatisches, aber ebenso Banales und Lächerliches an. Eine schiefgelaufene Szene scheint psychisch tiefer zu treffen, als einfach nur schlechter Vanilla-Sex. Genau das macht diesen Text sehr vielschichtig und spannend.
Auch gut für die (anscheinende) Ausweglosigkeit: Flucht aus der Langeweile, die sie nicht als ganze Person fordert. Doch auch die Affäre entpuppt sich als bereits im Trott gefangen - die Protagonistin langweilt sich (trotz eines Augenblicks Geilheit), soweit, daß sie aus der Szene aussteigt, dissoziiert. Auch Peter scheint sich zu langweilen:

Ich glaube in seiner Stimme ein verborgenes Bedauern rauszuhören. Ob er seine Rolle manchmal verflucht?
Hier z.B., diese Unsicherheit, die nicht gelöst wird.
Ein Aufbrechen der gesamten Situation würde erfordern, daß die Erzählerin überhaupt aufhört, Rollen zu spielen, anstatt von einer in die andere zu wechslen - und es tut der Geschichte durchaus gut, daß ihr das (noch) nicht gelingt.


Nur ein klein wenig Überarbeitung ist nötig; ansonsten: weiter so!

Herzlichst,
Katla

 

Servus!

@floritiv: Okay, dass mit dem Hort auf einem Samstag ist natürlich quark. Ich habe daran einfach nicht mehr gedacht, aber ich verbessere es auf jeden Fall, sobald mir etwas neues eingefallen ist!

@Katla: Vielen, vielen dank, für die doch sehr positive Kritik! Das hätte ich garnicht erwartet! Ja, ich mache mich da noch mal ran, wenn auch nur im kleinen Maßstab. Ich habe da zu lange dran gesessen, ich kann das Ding nicht mehr sehen:D! Quatsch, natürlich kann ich!

Was die Konsequenz von Peter angeht: Sehr gut beobachtet, aber ich sage Dir: Auch dominante Männer brauchen Entspannung. Ich weiss, wovon ich rede:D. Huch, ein Outing! Na, dass ist ja ein Ding!

Liebe Grüße,
Satyricon

 
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Hallo!

So, ich habe die ganze Sache noch mal ein wenig poliert. Es gibt jetzt ein Ende, und der Hort ist auch gestrichen:lol:. Ich würde mich über mehr Feedback sehr freuen!

Gruß,
Satyricon

 
Zuletzt bearbeitet:

Moi Satyricon,

joo, und sehr schön poliert, wie die schwarzen Schuhe ;). Interessant, wie sich die Wirkung der Geschichte durch das Ende mitverändert. Die Auflösung (bzw. der Moment davor), die erste konkrete Entscheidung der Protagonistin macht die Sache nun richtig rund, und funktioniert besser, als ich erwartet hätte.

aber die Geschichte verläuft ziemlich unsynchron
Schön gesagt, und nicht zu flapsig. Hups, aber: es heißt übrigens asynchron.

Wenn ich ihn wecke, wird er denken, dass alles in Ordnung ist. Er wird verschlafen fragen, was los sei, und seine Hand ausstrecken, um mich zu berühren. Zum ersten mal in meinem Leben habe ich Angst vor diesem Moment. Aber seit langen fühle ich wieder etwas.
Die Auflösung in dieser Form gefällt mir deshalb, weil sie zwei Dinge gegenüberstellt: Das Drama der vorangegangenen SM-Szene, die gleichezitig auch fad und leidenschaftslos empfunden wird. Und hier das Drama eines winzigen Augenblicks, das ihre gewohnte Beziehung, eigentlich ihr Leben und ihr Selbstbild radikal verändern wird - inwiefern, bleibt angenehm offen.

Schau mal kurz hier noch:

Inneres Chaos
inneres
dem üblichen duschen
dem üblichen Duschen
Diele zur Gradrobe
Garderobe
einen bittern Geschmack
bitteren
mit namen Peter
mit Namen Peter (sagt man das eigentlich so?)
..................................

Und dafür liebe ich euch.
Sehr eleganter Schlußsatz (ich hoffe, sie meint die beiden Männer, und nicht Ehemann & Kind, aber ich gehe mal von Ersterem aus). Dies ist ihre erste echte Entscheidung, die damit auch ihre Schuld gewissermaßen tilgt - eine neue Ehrlichkeit. Stolz. Trotzdem kein süßliches happy end - ein "ich verzeihe Dir alles" des Ehemannes hätte die Vielschichtigkeit dieses Textes zerstört. (Dennoch hofft man natürlich darauf.)

Schön gelöst, die Überarbeitung hat sich gelohnt.

Herzlichst,
Katla

 

Hallo,

bis zu seinen Füssen.
Füßen

. Nach der Begrüßung knie ich mich aufrecht vor ihn hin.
Das „knie“ killt den Satzrhythmus. Lies den Satz mal laut.

Die Sonne in meinem inneren explodiert.
Inneren groß.

aber ich fühle mich ziemlich leer und ausgebrannt.
Der Text sollte mal auf Füllwörter durchgesehen werden. Ziemlich, bisschen, fast, sehr, gerade, nicht wirklich – man muss die ja nicht mechanisch aus dem Text streichen, aber wenigstens bei jedem mal innehalten, den Satz laut lesen, das Wort streichen, wieder laut lesen und dann entscheiden: Was klingt besser?
So ein Arbeitsschritt täte dem Text gut. Diese Abschwächungen und Relativierungen dämpfen den Text zu stark. Es wirkt, als traue er sich nicht.

sofort nach hause zu fahren.
Hause groß

dass geordnet werden muss.
Das

Ich will Dich über ein schlichtes Ehebündnis hinaus.
Der ganze Brief wirkt bisschen lasch. Der ist halt im selben Timbre wie der Text geschrieben, weshalb er da nicht so wirkt (ich will damit nix gegen den ganzen Text sagen), aber es ist ja ein „Fremdtext“, der sollte dann in einer eigenen Stimme geschrieben werden. Und mein Gott … es ist doch klar, was die Fotos sollen, da muss man in diesem Brief nicht so rumlabern, das killt die Wirkung. In dem Moment, wo sie die Fotos sieht und „Oh Scheiße“ sagt, weiß der Leser doch Bescheid, wenn er der Geschichte gefolgt ist. Da braucht man nun kein Rumgeeiere.

P.S. Es war schwer für mich, die Geschichte zu schreiben, und ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich damit im Moment kein Stück weiterkomme .
Ja, die Sexualität des anderen Geschlechts zu beschreiben, wovon die Geschichte ja leben müsste, ist auch eine echt ätzende Aufgabe. Du bist doch ein Typ, oder? Also überhaupt erstmal Hut ab, dass man sich an so was rantraut.

Ja, das Ende ist halt zu lasch, es gibt keinen unlösbaren Konflikt, sondern die Protagonistin nimmt ihr Schicksal fast an. Die Fesselungen, auf die sie im Bett steht, hat sie nun auch im Leben. Normal müsste da jetzt ein Showdown eingeleitet werden. Aber durch die masochistische Grundhaltung erledigt sich das von selbst, das ist dann auch für den Leser irgendwie unbefriedigend.

Ansonsten müsste die Geschichte von der Geilheit dieser andersartigen Sexualität aus den ersten Absätzen leben – und dann im Gegensatz dazu von dem menschlichen Drama, also hätte man dann eine libidobesessene Frau (eine „Hure“), die gegen die liebende Ehefrau und Mutter („gegen die „Heilige“) in sich kämpft. Das ist der Stoff für ein bürgerliches Melodram ein wenig, das ist alles heikel. Zumal du die Mutter-Seite auch nur andeutest, die wird vom Selbstekel dann verdrängt.
Mir fehlt sprachlich der Kick bei der Geschichte, das ist ein schwieriges Thema, der Text muss da die Emotionen wecken, die mit am schwersten zu wecken sind, und die Sprache muss da genau sitzen.
Ist kein misslungener Text, denke ich, aber er verhebt sich bisschen an der Schwere dieser Aufgabe.

Gruß
Quinn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi!

Der Text sollte mal auf Füllwörter durchgesehen werden. Ziemlich, bisschen, fast, sehr, gerade, nicht wirklich – man muss die ja nicht mechanisch aus dem Text streichen, aber wenigstens bei jedem mal innehalten, den Satz laut lesen, das Wort streichen, wieder laut lesen und dann entscheiden: Was klingt besser?
So ein Arbeitsschritt täte dem Text gut. Diese Abschwächungen und Relativierungen dämpfen den Text zu stark. Es wirkt, als traue er sich nicht.
Okay, werde ich nochmal machen!

Der ganze Brief wirkt bisschen lasch. Der ist halt im selben Timbre wie der Text geschrieben, weshalb er da nicht so wirkt (ich will damit nix gegen den ganzen Text sagen), aber es ist ja ein „Fremdtext“, der sollte dann in einer eigenen Stimme geschrieben werden. Und mein Gott … es ist doch klar, was die Fotos sollen, da muss man in diesem Brief nicht so rumlabern, das killt die Wirkung. In dem Moment, wo sie die Fotos sieht und „Oh Scheiße“ sagt, weiß der Leser doch Bescheid, wenn er der Geschichte gefolgt ist. Da braucht man nun kein Rumgeeiere.

Ja, die Sache mit dem Brief wurde auch schon an anderer Stelle kritisiert. Ich probier mal aus, wie es ohne Brief wirkt. Das ist ebenso eine "ich glaube, ich hau noch ein drauf, weil sonst keiner versteht, worauf ich hinaus will" Situation. Ich hab da (noch) zu wenig vertrauen in den Leser, denke ich.

Ja, die Sexualität des anderen Geschlechts zu beschreiben, wovon die Geschichte ja leben müsste, ist auch eine echt ätzende Aufgabe. Du bist doch ein Typ, oder? Also überhaupt erstmal Hut ab, dass man sich an so was rantraut.
Joar, ich bin ein Typ:D! Ich weiß auch nicht, warum ich in letzter Zeit immer aus der Sicht einer Frau schreibe. Ich hoffe, dass mit mir noch alles im Lot ist:D. Und danke, für das kleine Lob!

Ja, das Ende ist halt zu lasch, es gibt keinen unlösbaren Konflikt, sondern die Protagonistin nimmt ihr Schicksal fast an. Die Fesselungen, auf die sie im Bett steht, hat sie nun auch im Leben. Normal müsste da jetzt ein Showdown eingeleitet werden. Aber durch die masochistische Grundhaltung erledigt sich das von selbst, das ist dann auch für den Leser irgendwie unbefriedigend.
Hmm, ich weiß leider nicht, wie so ein Showdown aussehen könnte.

Mir fehlt sprachlich der Kick bei der Geschichte, das ist ein schwieriges Thema, der Text muss da die Emotionen wecken, die mit am schwersten zu wecken sind, und die Sprache muss da genau sitzen.
Ist kein misslungener Text, denke ich, aber er verhebt sich bisschen an der Schwere dieser Aufgabe.

Vielen dank! Immerhin merke ich, wie ich (langsam) besser werde. Hoffe ich zumindestens:D!

Gruß,
Satyricon

 

Hallo!

Bin auch hier dem Rat von Quinn gefolgt und habe den Brief entfernt, und noch Rechtschreibfehler ausgebessert:). Mal sehen, ob es jetzt vielleicht ein bisschen besser ist. Mir gefällt es.

So dann,
Satyricon

 

Hallo Satyricon,

ich kenne die vorherigen Fassungen nicht, aber die hier hab ich gut und gern gelesen. Ich kenne somit auch den Brief nicht, aber die puren Fotos sind auf jeden Fall wirkungsvoll, und ich kann mir gut vorstellen, das jeder Brief, egal wie er geschrieben, die Wirkung beeinträchtigen würde. Insofern - eine sehr gute Entscheidung ihn raus zu nehmen ;).

Was mir gefallen hat, ist das Thema, der Versuch des Ausbruchs, der scheitert, weil irgendwann ebenfalls in gleichen Bahnen verlaufend. Das hast Du in der Szene sehr schön rausgearbeitet. Und der Brief gibt ihr den letzten Tritt, macht sie in gewisser Weise stark, obwohl er eigentlich genau das Gegenteil bezwecken wollte.

Womit ich mich schwer hatte, waren die beiden Schachtelsätze am Anfang. Die musste ich gedanklich erst mal sortieren:

Während ich mir im Badezimmer die blonde Pagenschnitt Perücke aufsetzte, blicke ich den Spiegel und frage mich zum x-ten mal, ob die Person, die ich dort sehe, auch wirklich ich bin. Wann das Lügen für mich zu einer täglichen Routine geworden ist, weiß ich ebenso wenig, wie die Antwort auf die Frage, warum ich mal wieder hier stehe, obwohl ich mir schon vor zwei Wochen vorgenommen habe, diese Affäre zu beenden.

Katla fand das Spiegelmotiv ja gut, ich finde es ausgelutscht. Auch dieses ganze Selbstbemitleidens - Zweifelsgefassel finde ich unklug an den Anfang gestellt, jedenfalls in dieser plakativen Art. Oh Gott, wieder so eine, die sich ihrer selbst genug hat und es nicht auf die Reihe bekommt. Das macht sie nicht gerade sympathisch für den Leser. Warum nicht etwas subtiler? Warum findet sie zum Beispiel die Perücke nicht mehr so toll, wie vor einigen Wochen - oder Monaten, je nachdem, wie lang die Affäre schon anhält. Die eigene Entfremdung kommt ja als Motiv über die Perücke schon raus. Sie könnte zum Beispiel auch feststellen, dass sie sich inzwischen an den Anblick - sie mit blonden Haar - bereits gewöhnt hat. Und das Lügen und Affaire zusammengehen, das muss man Leser nun nicht erzählen.
Kurz, der Einstieg, mit dem hatte ich mich schwer.

Ob das jetzt der richtige Moment für derartige Fragen ist? Immerhin bin ich hier. Das ist kein Traum. Hier stehe ich, aber immerhin nicht völlig ohne Willen.

Das kann für mich auch gut weggelassen werden.

Michael ist der Ehemann mit der untreuen Frau. Er ist auch derjenige, der auf unsere Tochter aufpasst, während ich vorgebe, beruflich eingebunden zu sein, obwohl ich in Wirklichkeit die Sklavin für Peter spiele. Peter ist der Mann ohne Frau. Er ist der, der niemanden anlügen muss. Die Frau ist die, die etwas braucht, was ihr der eigene Mann aber nicht geben kann, doch auch nur diesen Mann wirklich liebt.

Hier nimmt der Text Fahrt auf, ab hier hat er mich gezogen. Das Kursive ist mir zu ... kitschig(?) in seiner Formulierung.

... hinterlässt einen bittern Geschmack auf der Zunge. Nach der Begrüßung gehe ich vor ihm auf die knie.

bitteren

Gehe ich vor ihm auf die Knie ... ja ist sie da nicht schon? Sie krabbelt doch hinein und seine Füße wird sie auch nicht im liegen geküsst haben. Ich verstehe, was Du meinst, aber beim Lesen, macht es erst mal - hä?

Ich frage mich, wie es meiner kleinen Helen jetzt wohl geht, und habe das Verlangen, sofort nach Hause zu fahren.

Sehr schön und knapp eingestreut.

Nach dem üblichen Duschen rauche ich noch zwei Zigaretten, bevor ich mich an der Haustür von Peter verabschiede.

Auch hier kann man die Veränderung, die in ihr abgeht schön andeuten. Halt nur eine Zigarette. Schneller weg wollen ... würde es suggerieren.

Bevor ich einsteigen kann, gibt er mir noch den Hinweis, den Umschlag (erst) in aller Ruhe zu öffnen.

Als ich zuhause durch die Wohnungstür trete,

zu Hause

Selbst die Bodenfliesen scheinen mir Vorwürfe zu machen.

:D

Dieses Gefühl haftet seit dem Beginn der Affäre wie ein Schatten an mir, und ich bedauere zutiefst, dass es wohl viele Dinge gibt, die sich nicht einfach runterwaschen lassen. Das werde ich mit Sicherheit nicht vermissen.

Ach ich weiß nicht, diese Reflektionen ... Könnten die Fliesen nicht ihr Gewissen übernehmen ... können sie am Anfang nicht flüstern und sie nun anbrüllen? Und sie hält sich die Ohren zu?

„Aber das nächste mal musst du unbedingt mit! Wir haben echt gediegene Tiere gesehen.

Was für Tiere? Gediegene - was soll ich mir darunter vorstellen?

Bevor ich anfangen kann, meine Abschiedsmail an Peter zu schreiben, fällt mir der kleine Umschlag wieder ein. Das ich ihn fast vergessen habe, wundert mich im Moment überhaupt nicht. Trotzdem gehe ich in die Diele zur Gradrobe und hole ihn aus meiner Handtasche.

Garderobe + "Trotzdem" ergibt hier keinen Sinn

Das ist irgendwie kompliziert gestrickt: Während ich die erste Zeile meiner Abschiedsmail tippe, fällt mit der Umschlag wieder ein. Den hatte ich vergessen, ausgelöscht. Es wundert mich nicht im geringsten. Ich gehe ich die Diele ...

Heilige Scheiße.

:D

Sehr schön dann, ihr Gang durch die Wohnung.

Im Badezimmer klatsche ich mir kaltes Wasser ins Gesicht. Mein Magen versucht sich zum Takt meines Herzens zu beruhigen, aber die Geschichte läuft ziemlich unsynchron.

Ich nehme mal an, ihr Herz rast ziemlich ;).
Und asynchron - Katla sagte es schon.

Aber zum ersten mal seit langen fühle ich wieder etwas. Ich laufe nicht mehr davon.

Das stimmt ja so nicht. Sie fühlt ja den ganzen Abend schon. Lust, Schuld ...
Vielleicht noch mal das Wohnungsbild aufnehmen. Wie die Fliesen oder Dielen nun schweigen, die Wände - Wände bleiben. Es fühlt sich gut an.

Und dafür liebe ich euch.

Der letzte Satz in rosarot, echt jetzt? Soll das wirklich der letzte und bleibende, den Leser entlassende Satz sein?

Soweit zu meinen Empfindungen. Alle subjektiv, klar.

Aber, schöne Geschichte, auch schon jetzt.

Beste Grüße Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Fliege!

Katla fand das Spiegelmotiv ja gut, ich finde es ausgelutscht. Auch dieses ganze Selbstbemitleidens - Zweifelsgefassel finde ich unklug an den Anfang gestellt, jedenfalls in dieser plakativen Art. Oh Gott, wieder so eine, die sich ihrer selbst genug hat und es nicht auf die Reihe bekommt. Das macht sie nicht gerade sympathisch für den Leser. Warum nicht etwas subtiler? Warum findet sie zum Beispiel die Perücke nicht mehr so toll, wie vor einigen Wochen - oder Monaten, je nachdem, wie lang die Affäre schon anhält. Die eigene Entfremdung kommt ja als Motiv über die Perücke schon raus. Sie könnte zum Beispiel auch feststellen, dass sie sich inzwischen an den Anblick - sie mit blonden Haar - bereits gewöhnt hat. Und das Lügen und Affaire zusammengehen, das muss man Leser nun nicht erzählen.
Kurz, der Einstieg, mit dem hatte ich mich schwer

Ich weiß, dass man mir das nicht wirklich glaubt, aber daran habe ich sogar am längsten gesessen. Das Problem glaube ich im nachhinein darin zu sehen, dass ich mir nicht zu hundert Prozent darüber im klaren war, was genau die Frau beim Leser wecken soll. Ist schon ein wenig fahrlässig überlegt, aber ich war damit dann soweit zu frieden, dass ich dann alles andere darauf aufgebaut habe. Aber ich könnte ja noch mal in mich gehen:D. Das mit dem angewöhnen finde ich eine interessante Überlegung. Okay, Lügen und Affären gehen zusammen, dass ist wahr. Aber ich bin mir immer sehr unsicher in solchen Situationen; soll ich jetzt noch einen drauflegen, oder nicht:lol:.

Gehe ich vor ihm auf die Knie ... ja ist sie da nicht schon? Sie krabbelt doch hinein und seine Füße wird sie auch nicht im liegen geküsst haben. Ich verstehe, was Du meinst, aber beim Lesen, macht es erst mal - hä?
Die gleiche Lage, wie oben schon erwähnt. Ich habe viele verschiedene Varianten probiert, aber die gefiel mir dann doch am besten.

Auch hier kann man die Veränderung, die in ihr abgeht schön andeuten. Halt nur eine Zigarette. Schneller weg wollen ... würde es suggerieren.
AH! Ja, dass ist sehr wahr!

Was für Tiere? Gediegene - was soll ich mir darunter vorstellen?

Hmm, lass mich mal kurz überlegen. Wäre es stärker, wenn er vielleicht etwas sagen würde, wie: "Stell dir vor, wir haben sogar Paviane gesehen!" Hmm, kommt mir schon irgendwie besser vor:D.

Das ist irgendwie kompliziert gestrickt: Während ich die erste Zeile meiner Abschiedsmail tippe, fällt mit der Umschlag wieder ein. Den hatte ich vergessen, ausgelöscht. Es wundert mich nicht im geringsten. Ich gehe ich die Diele ...

Ich dachte, in anbetracht der emotionalen Lage, würde es Sinn machen.

Das stimmt ja so nicht. Sie fühlt ja den ganzen Abend schon. Lust, Schuld ...Vielleicht noch mal das Wohnungsbild aufnehmen. Wie die Fliesen oder Dielen nun schweigen, die Wände - Wände bleiben. Es fühlt sich gut an.

Das macht für mich Sinn, aber in der Geschichte sollte es so gemeint sein, dass sie durch die Affäre sehr abgestumpft ist.

Der letzte Satz in rosarot, echt jetzt? Soll das wirklich der letzte und bleibende, den Leser entlassende Satz sein?

Soweit zu meinen Empfindungen. Alle subjektiv, klar.

Aber, schöne Geschichte, auch schon jetzt.

Beste Grüße Fliege

Joar, der bleibt! Mir gefällt der so. Falls Katla hier nochmal mit liest: Ja, sie meint die beiden Männer - selbstverständlich:D.

Ich danke Dir wirklich sehr, für Deinen Kommentar und auch für die guten Vorschläge! Mich freut es wirklich, dass Dir die Geschichte, trotz ihrer Schwächen, gefallen hat!

Gruß,
Satyricon

 
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hellö,

habe die geschichte jetzt zum zweiten mal gelesen.
mir gefällt sie, viele dinge, die mich etwas aus dem lesefluss bringen sind bereits erwähnt, was mir aber noch auffällt ist, dass die wörtliche rede etwas hölzern wirkt.

„Und dann fing sie plötzlich an zu husten. Heute abend wurde es dann richtig schlimm. Wir können sie morgen nicht zu deiner Mutter geben“, sagt er. „Aber das nächste mal musst du unbedingt mit! Wir haben echt gediegene Tiere gesehen. Trifft sich ja dann ganz gut, dass du morgen frei hast. Ich muss den ganzen Tag am Rechner arbeiten. Wegen der Werbegeschichte, du erinnerst dich?“

so redet man doch nicht, oder? versuch es mal mit indirekter rede.
ein versuch:

Sie habe plötzlich angefangen zu husten und es sei im Laufe des Tages immer schlimmer geworden. So könnte sie morgen nicht zu seiner Mutter. Er berichtete wie schön es im Zoo gewesen war, die frische Luft, die vielen Tiere. Ich schlucke innerlich bei dem Gedanken, wie ich den Nachmnitag verbracht hatte, ich könnte noch eine Zigarette gebrauchen. Während ich mir nervös eine Strähne aus dem Gesicht streiche erzählt er weiter, von seiner Arbeit, und dass er morgen viel am Computer sitzen müsse. Er erzählt mir etwas von Werbung, es klingt, als sollte ich Bescheid wissen, vielleicht, ja, aber meine Gedanken sind anderswo. Ich nicke nur und gähne. Er meint, dass ich auf die Kleine aufpassen müsse, er habe da richtig Stress. Irgendwann macht er das Licht aus.

dadurch bleibt der fokus auf ihr und ihrem seelenleben. und, aber dazu müsstest Du den ganzen text noch einmal durch gehen, außerdem fänd ich es gut, wenn nur peter und sie miteinander sprechen, so minimal wie hier gebraucht, und michael und sie darüber schon hinaus sind. also jeglich wörtliche rede vom ehepaar streichen.

nur ein vorschlag!

bei mir ist der letzte satz nicht rosa!
warum liebt sie "Euch" und wer genau ist "Euch"?

liebe Grüße,
tierwater

"menschen sollten mehr raymond carver lesen"

 

Hallo Satyricon,

frage mich zum x-ten mal,
Mal

Nur noch dieses eine Mal, sage ich mir, und drehe mich vor dem Spiegel langsam zur Seite.
ohne das zweite Komma

Michael ist der Ehemann mit der untreuen Frau. Er ist auch derjenige, der auf unsere Tochter aufpasst, während ich vorgebe, beruflich eingebunden zu sein, obwohl ich in Wirklichkeit die Sklavin für Peter spiele. Peter ist der Mann ohne Frau. Er ist der, der niemanden anlügen muss. Die Frau ist die, die etwas braucht, was ihr der eigene Mann aber nicht geben kann, doch auch nur diesen Mann wirklich liebt.
Das liest sich wie eine Inhaltsangabe. Kannst du weglassen. Show, don´t tell, heißt es hier.

Das er heute abend keine Lust auf Sex hat, kommt mir doch sehr entgegen
dass

Bis zum Wendepunkt ist die KG eine übliche Nuttengeschichte, ganz nett erzählt, es fehlt das Besondere, die bestimmte subjektive Perspektive. Noch merkt man, dass sich ein Autor Gedanken über die Gefühle einer Prostituierten gemacht hat. Dies loszuwerden ist auch sehr schwer.
Den Wendepunkt hatte ich nicht erwartet, und daher bin ich positiv überrascht. (ist ja vielleicht wie bei meiner Geschichte, die kennst du ja schon) Ich würde den ersten Teil viel viel surrealer und schemenhafter zeichnen, dann wird es poetischer und tragbarer mit dem Wendepunkt zugleich.

viele Grüße

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo tierwater!

so redet man doch nicht, oder? versuch es mal mit indirekter rede.
ein versuch:

Sie habe plötzlich angefangen zu husten und es sei im Laufe des Tages immer schlimmer geworden. So könnte sie morgen nicht zu seiner Mutter. Er berichtete wie schön es im Zoo gewesen war, die frische Luft, die vielen Tiere. Ich schlucke innerlich bei dem Gedanken, wie ich den Nachmnitag verbracht hatte, ich könnte noch eine Zigarette gebrauchen. Während ich mir nervös eine Strähne aus dem Gesicht streiche erzählt er weiter, von seiner Arbeit, und dass er morgen viel am Computer sitzen müsse. Er erzählt mir etwas von Werbung, es klingt, als sollte ich Bescheid wissen, vielleicht, ja, aber meine Gedanken sind anderswo. Ich nicke nur und gähne. Er meint, dass ich auf die Kleine aufpassen müsse, er habe da richtig Stress. Irgendwann macht er das Licht aus.

dadurch bleibt der fokus auf ihr und ihrem seelenleben. und, aber dazu müsstest Du den ganzen text noch einmal durch gehen, außerdem fänd ich es gut, wenn nur peter und sie miteinander sprechen, so minimal wie hier gebraucht, und michael und sie darüber schon hinaus sind. also jeglich wörtliche rede vom ehepaar streichen.

nur ein vorschlag!


Stimmt, aber ein verdammt guter:D

Hallo Aris Rosentrehter!

Das liest sich wie eine Inhaltsangabe. Kannst du weglassen. Show, don´t tell, heißt es hier.
Ihr macht mich wahnsinnig:lol:!

Bis zum Wendepunkt ist die KG eine übliche Nuttengeschichte, ganz nett erzählt, es fehlt das Besondere, die bestimmte subjektive Perspektive. Noch merkt man, dass sich ein Autor Gedanken über die Gefühle einer Prostituierten gemacht hat. Dies loszuwerden ist auch sehr schwer.

Öhm, hier muss ich aber mal kurz Einspruch erheben! Prostituierte? Non, nicht eine Sekunde lang. Oder gibt es eine Definition dafür, die mir bisher nicht geläufig war?

Habt dank, ihr beiden, für's lesen und kommentieren!

Gruß,
Satyricon

 

merci, nur hab ich da tempusfehler drin :)

"er berichtete" bitte ersetzen durch ein anderes verb, und dann auch noch ins präsens, sonst gibts eine Wiederholung und die falsche Zeit :)

 

Äh, HuHu:D!

Hmm, zu Deinem Kommentar fällt mir leider nix schlaues ein. Ich muss das wohl so hinnehmen:lol:. Die letzten Überarbeitungen stehen aber noch aus. Zwar bezweifle ich, dass dann alle Deine Kritikpunkte wie weg gefegt sind, aber kannst trotzdem gerne noch mal reinschauen, wenn Du Lust hast, ich danke Dir in jedem Fall für Deine Sicht der Dinge!

Gruß,
Satyricon

 

Hey,

ha, da hast du wohl Recht, muss nicht gleich eine Prostituierte sein. Liest sich ein Bischen so, aber geschrieben stehts da nicht. Fehlschluss meinerseits.
Das Show don´t tell Gerede nervt mich auch oft. :) Aber an der Stelle solltest du vielleicht darüber sinnieren.

viele Grüße

 

Na!

Och, Du, dass sehe ich nich so eng:D! Ja, ich werde über alle Vorschläge nachdenken, und dann mal sehen. Einige habe ich ja schon umgesetzt, bei den anderen warte ich noch mal ein wenig ab. Aber es wird definitiv noch was dran gemacht, weil mir die zahlreichen Kommentare (die ich auch als überwiegend positiv interpretiert habe) doch gezeigt haben, dass ich diesmal was einigermassen anständiges hinbekommen habe. Darauf möchte ich gerne aufbauen.

Gruß,
Satyricon

 

Hey,

ja, ich kann deinen Ergeiz nur ermuntern. Ich denke, die KG könnte besser werden und es würde sich lohnen, daran zu arbeiten, denn die Idee ist sehr gut. Denk mal darüber nach, die erste Hälfte surrealer zu machen, blitzlichartiger.

Knebelball neben Bett - Kopfschmerzen - Schmerz im Enddarm - usw.

viele Grüße

 

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