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unergründlich
Da standen diese beiden Typen oben über der Tanzfläche, als ich gerade in der Musik versank. Sie standen da, wie irgendwer dort hätte stehen können, doch waren sie diejenigen, die mich aus gutem Grund beobachteten. Ich wusste es. Sie schienen einfach nur dazustehen und zufällig die Tanzfläche zu sondieren. Ich aber sah sie und ließ sie nicht aus dem Blickwinkel. Kämen sie runter und mischten sie sich unter die Tanzenden, dachte ich, hätten sie ein Messer dabei, nur für mich.
Ich hatte ihren Köder auf der Toilette geschändet, wie meine Angst wahrscheinlich hätte verhindern sollen. Nun wussten sie, dass ich es weiß und ich wusste, dass sie es wissen. Es waren zwei Kinokarten eines Horrorfilms. Erster und zweiter Teil. Ich fand sie auf dem Klo, wunderte mich kurz, doch dann wusste ich es. Sie wollten die schwarze Seele mal tiefer ergründen, als die Alltagsqual zuließ.
Ich hörte, was diese Karten mir alles erzählen mussten, nahm ich sie und schaute sie wissend an. Ich nahm es hin. Ich musste es hinnehmen. Dann zerriss ich sie mit gelassener Pose und schiss drauf. Spülte ab und spuckte um mich. Leiden würde ich später.
Ich dachte, sie würden auf jeden Fall das nächste Bier mit Drogen versetzen und mich zu dem Platz führen. Oder sie würden mich auflauern, wenn ich nach hause wanke. Sie würden mich überwachen, mich beobachten, mein Zimmer kennen, meine Gewohnheiten, meine Gedanken. Sie wüssten von meinen geheimsten Ängsten und würden die Schlinge immer enger ziehen. Ich könnte alles voraussehen, doch würden sie es voraussehen und mich plangemäß in alle Einzelteile zerstückeln.
Ich erzählte es meiner Kumpeline, die neben mir stand. Wir lehnten ihnen gegenüber an einer Wand des Tanzgrabens. Sie war belustigt. Ich auch ein wenig, da ich es wusste. So etwas Seltsames muss ein Lachen erzwingen. Es war ja eine Art Spiel, das begann, als ich anbeißen musste.
Seitdem verfolgen sie mich und wollen mich töten.