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unergründlich

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05.09.2006
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unergründlich

Da standen diese beiden Typen oben über der Tanzfläche, als ich gerade in der Musik versank. Sie standen da, wie irgendwer dort hätte stehen können, doch waren sie diejenigen, die mich aus gutem Grund beobachteten. Ich wusste es. Sie schienen einfach nur dazustehen und zufällig die Tanzfläche zu sondieren. Ich aber sah sie und ließ sie nicht aus dem Blickwinkel. Kämen sie runter und mischten sie sich unter die Tanzenden, dachte ich, hätten sie ein Messer dabei, nur für mich.

Ich hatte ihren Köder auf der Toilette geschändet, wie meine Angst wahrscheinlich hätte verhindern sollen. Nun wussten sie, dass ich es weiß und ich wusste, dass sie es wissen. Es waren zwei Kinokarten eines Horrorfilms. Erster und zweiter Teil. Ich fand sie auf dem Klo, wunderte mich kurz, doch dann wusste ich es. Sie wollten die schwarze Seele mal tiefer ergründen, als die Alltagsqual zuließ.

Ich hörte, was diese Karten mir alles erzählen mussten, nahm ich sie und schaute sie wissend an. Ich nahm es hin. Ich musste es hinnehmen. Dann zerriss ich sie mit gelassener Pose und schiss drauf. Spülte ab und spuckte um mich. Leiden würde ich später.

Ich dachte, sie würden auf jeden Fall das nächste Bier mit Drogen versetzen und mich zu dem Platz führen. Oder sie würden mich auflauern, wenn ich nach hause wanke. Sie würden mich überwachen, mich beobachten, mein Zimmer kennen, meine Gewohnheiten, meine Gedanken. Sie wüssten von meinen geheimsten Ängsten und würden die Schlinge immer enger ziehen. Ich könnte alles voraussehen, doch würden sie es voraussehen und mich plangemäß in alle Einzelteile zerstückeln.

Ich erzählte es meiner Kumpeline, die neben mir stand. Wir lehnten ihnen gegenüber an einer Wand des Tanzgrabens. Sie war belustigt. Ich auch ein wenig, da ich es wusste. So etwas Seltsames muss ein Lachen erzwingen. Es war ja eine Art Spiel, das begann, als ich anbeißen musste.

Seitdem verfolgen sie mich und wollen mich töten.

 

Hi Peter,

irgendwie, eigentlich weiß ich auch nicht warum, hats mir gefallen.

den satz verstehe ich nicht:

Ich hatte ihren Köder auf der Toilette geschändet, wie meine Angst wahrscheinlich hätte verhindern sollen.
den auch nicht:
Ich hörte, was diese Karten mir alles erzählen mussten, nahm ich sie und schaute sie wissend an.
vielleicht so?:
Dann zerriss ich sie mit gelassener Pose und schiss drauf, spülte ab und spuckte um mich.
sie würden mir auflauern,
zerlegen klingt besser, oder?
in alle Einzelteile zerstückeln.

ich will wirklich nicht behaupten, dass ich es verstanden hätte, ließ sich aber ganz gut lesen.

beste grüße
S. Lauch

 

Schön, dass dir irgendwas zusagte. Um es erstmal klarzustellen, für mich brauch es nicht die eine Deutung geben, wenngleich ich eine Idee hatte, die letztlich die Geschichte so entstehen ließ.

Deine Antwort ist sehr ehrlich, das finde ich super, und würde dich am liebsten umarmen, denn zuzugeben, man habe nicht (eindeutig) verstanden und dann auch noch zu sagen, es gefiele einem irgendwie, das nehme ich mal als Quasi-Lob. Viele sagen: verstehe ich nicht, umblättern bitte.

Also als Hinweis: Es geht darum, dass da zwei Typen Kinokarten eines Horrorfilms aufs Klo gelegt haben, als eine Art Köder. Denjenigen, der die Kinokarten sieht und Angst bekommt ("es weiss", was sie wollen) würden sie von da an verfolgen und töten.

Ich nenne dies auch gerne Paranoia oder die wunderseltsame Eigenschaft der Menschen die Welt zu simulieren.

Du hast Recht, zerlegen würde besser passen, allerdings glaub ich, ich formuliere das noch mal ganz um, ohne "Einzelteile". mal sehen. Bis denne.

 

Weitestgehend schließe ich mich mit meinem Urteil krilliam Bolderson an. Die Geschichte hat mir gefallen, auch wenn ich sie nicht zur Gänze verstand. Tatsache ist, dass der Stil (von kleineren Fehlern abgesehen) gut ist und Atmosphäre erzeugt.
Was mir im einzelnen unklar blieb: Wie können die beiden Typen wissen, wer beim Anblick der Karten Angst hatte? Sind sie nicht ganz menschliche Wesen? Oder muss eine Art Seelenverwandschaft zum Opfer vorliegen, damit die Falle zu schnappen kann, damit alle Beteiligten wissen, was die anderen wissen?
Wie dem auch sei, noch ein Mal: Die Geschichte ist gut geschrieben und wenn mir auch nicht bis ins letzte Detail begreiflich, so doch nicht so abstrus, dass sie nicht spannend wäre.


Gruß,
Abdul

 
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Du sagt da etwas sehr wahres, AbdulAlhazred (kannst du mir sagen, was es mit deinem Nick auf sich hat?). Das genau ist ein wirklich springender Punkt, quasi der Dreh und Angelpunkt.

Natürlich sind die Typen Menschen, ich habe mir die Beschreibung gesparrt, aber die hatten auf jeden fall dämlich ausgesehen, haben sie auch... Naja, der witz ist: es gibt überhaubt keinen Grund das zu meinen, was der Ich-Erzähler meint und trotzdem is er irgendwie davon überzeugt, paranoia, einfach traumhaft.

Wer vor Verzweiflung grau anläuft, der lacht vorher nochmal, wie der Reier kotzt, bevor er stirbt. deswegen finde ich sie auch irgendwie sau komisch.

Aber nochmal zum Verstehen oder Verstanden haben. Meiner Meinung nach braucht es keine eindeutige "Verstanden haben These" geben. Nicht, dass ich mich hinter der Vielfalt und Uneindeutigkeit verstecken will, aber ich mag es sehr, wenn jemand mir genaustens erklärt, worum es eigentlich geht in der Geschichte geht (z.b. analogien der realität), worauf ich nie im Leben gekommen wäre. Dann bin ich baff und muss gestehen, dass diese Geschichte weniger mit mir zu tun hat, als vorherangenommen. Und außerdem bleibt so Platz, diesen überhaupt keinen Grund mit Leben zu füllen oder Tod, je nach dem.

In einer anderen Version stand statt Kumpeline "Freundin" da. Also sagte mir ein Kumpel, es handele sich ganz klar um ein Eifersuchtsszenario... diese deutung habe ich dann zu eliminieren versucht, denn er ist psychologiestudent und ich will nicht eifersüchtig sein (zu sehr), auch nicht unbewusst. urks.

Übrigens, ich hab eine ähnlich "seltsame" Geschichte in die Rubrik alltag gesetzt. Da werde ich gerade zerrissen, wegen eines "ist", auch sehr geil.

so long,
petri

 

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