Was ist neu

Unsichtbar

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17.12.2020
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Anmerkungen zum Text

Ich bin 16 Jahre alt.

Unsichtbar

Von einer lebenslustig Lauten, zu einer vorsichtig Leisen. Von einer offenen, fröhlichen Persönlichkeit zu einem verschlossenen, einsamen Kokon. Vom selbstbewussten Mädchen zu einer fremden, versteckten Person. So wird die Corona-Pandemie von einem Alptraum zu einem Geschenk. Jemand, der es einst schätzte im Mittelpunkt zu stehen, nun jemand, der den Mittelpunkt hasst.
Von Einer, die das Leben lebte und liebte, zu Einer, die das Leben scheut. Aus dem Einklang mit sich selbst heraus. Von Zufriedenheit zum Unwohlsein im eigenen Körper. In ständiger Angst, dass Narben bleiben, äußerlich als auch innerlich. In ständiger Angst, die zu werden, die sie in der Vergangenheit war und zutiefst hoffte, hinter sich zu lassen.
Ein Mädchen, das immer wusste, dass Aussehen nicht alles ist, nein, gar nebensächlich, traut sich dennoch nicht hinaus aufgrund ihres Äußeren. Jeden Abend weint sie sich zum rastlosen Schlaf. Jede Nacht geweckt von Feuer und Unruhe. Jeden Tag gestört von denselben Faktoren.

Jede Berührung schmerzhaft, jedes Gefühl grausam, jeder Blick vernichtend. Innerlich tausend Hilferufe, nach außen nur ein einziges Schweigen.

Kein kurzer Blick, kein kurzes Gespräch reicht mehr aus, es muss ein Blick hinter das Äußere, hinter die kalte Fassade, zu dem Menschen, der früher auch außerhalb schlummerte, her.


Der Gang leise – bloß keine Aufmerksamkeit auf sich lenken. Den Kopf gesenkt – Nacken ganz krumm. Den Blick nach unten gerichtet – von der Kapuze verhüllt. Die Maske auf – obwohl sie nicht gefordert ist. Das alte Leben hat sie im Stich gelassen, das neue keinen Kampf wert.
Der erste Tag an dieser Schule, sollte ihrer Meinung nach auch der letzte sein. Aber nicht gerne erinnerte sie sich an die alte zurück, an die Vertrauensbrüche, an die Demütigung, an das Elend. Ein „Neuanfang“ soll es sein, doch sie will so keinen Neuanfang, sie will, dass es vorbei ist.
Im Unterricht ganz nach vorne gesetzt, darauf geachtet, dass keiner neben ihr Platz nimmt. Die Lehrer, die ihr nun zu nah sind, haben ja die Pflicht, es sich zu verkneifen. Auf die Vorstellungsrunde gewollt verzichtet. Keine Meldung von ihr, kein Wort. Bei Aufforderung nur ein Schulterzucken, bei Blicken auf sie ein schnelles Ausweichen.
Pause! Schulhof! Der Gang leise – bloß keine Aufmerksamkeit auf sich lenken. Den Kopf gesenkt – Nacken ganz krumm. Den Blick nach unten gerichtet – von der Kapuze verhüllt. Die Maske auf – obwohl sie nicht gefordert ist. Die Leute starren sie an. Ältere, Jüngere, Gleichaltrige. Das Getuschel, welches sie erstaunt war nicht schon früher gehört zu haben, beginnt: „Wer ist das?“, „Hast du die Neue schon gesehen?“, „Was stimmt nicht mit ihr?“, „Die ist komisch!“, „Pfff...“. Nichts direkt an sie gerichtet. Alles hinter ihrem Rücken.
Sie beobachtet die Geschehnisse aus dem Augenwinkel heraus, unter ihrer Kapuze heimlich und kurz hervorluschernd: Mehrere Fußballspiele, einige klettern, andere unterhalten sich.
Aus dem Nichts fliegt ein Ball auf sie zu. Sie duckt sich gerade noch rechtzeitig – bloß die Kapuze festhalten! Sie erwartet eine Entschuldigung, doch hört nur Lacher. Der Drang, zu den Schuldigen zu stampfen und ihnen eine klare Ansage zu überbringen, macht sich in ihr breit. Sie verdrängt ihn. Von der Seite hört sie ein weinendes Kind. Der Drang, zu diesem zu eilen und ihm zu helfen, macht sich in ihr breit. Sie verdrängt ihn.
Plötzlich nähert sich ihr jemand von hinten. Er zieht die Kapuze hinunter. In Lichtgeschwindigkeit hat sie diese aber wieder auf ihrem Kopf, ihr Gesicht verdeckend. Bloß hat dies die Aufmerksamkeit auf sie gelenkt. Alle Blicke liegen nun auf ihr. Alle hören mit ihren Aktivitäten auf und gehen auf sie zu, von allen Seiten. Schritt für Schritt wird sie unruhiger. Sie ballt ihre Hände zu Fäusten, um ihr Zittern nicht zu offenbaren. Nun ist sie umzingelt. Die Augen, die sie anstarren erfüllt von Belustigung und Stolz, einige sogar von Neugierde. Bevor jene ihr noch näher kommen können, nimmt sie langsam ihre Kapuze ab... und zieht dann ihre Maske ab... Sie dreht sich allmählich im Kreis, sodass sie nach und nach jedem Einzelnen direkt in die Augen starrt.

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @Svenja_9,

erstmal willkommen im Forum!

Dein Text ist recht kurz und scheint eher ein kleiner Einblick in etwas Größeres zu sein, denn du deutest viel an, erklärst aber wenig. Mir bleiben einige Fragen unbeantwortet, was generell natürlich nicht unbedingt schlecht sein muss - nicht alles muss mMn erklärt werden - aber es sind so viele, und so grundlegende, dass die Geschichte für mich zu oberflächlich bleibt, als dass sie mich tiefer berühren/beeindrucken könnte.

Ich merke jedoch, dass du schreiben kannst! Auch wenn der Text schnell zu lesen ist, hast du meine Aufmerksamkeit geweckt, nach Beginn des Lesens, ich wollte wissen, was noch kommt. Teilweise ist dein Text fast poetisch, was sicher auch durch die (sicherlich beabsichtigten) Wiederholungen von bestimmten Sätzen/Aussagen bewirkt wird. Dazu kommt noch sowas wie "Pause! Schulhof!", was für mich auch eher an ein Gedicht erinnert.

Was ich gut finde, sind die Gegensätze, denn die machen mich neugierig! Dass sie sich von generell vielleicht eher positiv angesehenen Eigenschaften zu verschlosseneren verändert, sie dies jedoch nicht unbedingt als negativ sieht ("von Alptraum zu Geschenk") - gleichzeitig ist es aber auch ein Unwohlsein, eine Angst ist da. Wie gesagt, das macht mich neugierig. Allerdings wird mir das auch zu wenig beleuchtet, was mich ein wenig verwirrt zurücklässt.

Von einer lebenslustig Lauten, zu einer vorsichtig Leisen.
Rein intuitiv würde ich sagen, dass das Komma wegkann/muss.
Jede Berührung schmerzhaft, jedes Gefühl grausam, jeder Blick vernichtend. Innerlich tausend Hilferufe, nach außen nur ein einziges Schweigen.
Das klingt schon heftig, lässt ein schlimmes Vorkommnis vermuten - aber welches?
Das alte Leben hat sie im Stich gelassen, das neue keinen Kampf wert.
Im zweiten Teil des Satzes würde ich auch ein Verb einfügen, etwa "..., das neue ist keinen Kampf wert."
Der erste Tag an dieser Schule, sollte ihrer Meinung nach auch der letzte sein.
Das Komma muss glaube ich raus.
Ein „Neuanfang“ soll es sein, doch sie will so keinen Neuanfang, sie will, dass es vorbei ist.
Sie will so keinen Neuanfang? Wie denn dann? Sie will das was vorbei ist? Ihr Leben?
Die Lehrer, die ihr nun zu nah sind, haben ja die Pflicht, es sich zu verkneifen.
Das mit der Pflicht verstehe ich nicht so ganz...sich was zu verkneifen?
Das Getuschel, welches sie erstaunt war nicht schon früher gehört zu haben, beginnt:
Allein fürs Verständnis des Satzes würde ich hinter "erstaunt war" ein Komma einfügen, bin allerdings da auch kein Experte...musste den Satz jedoch mehrmals lesen, um ihn zu verstehen.
In Lichtgeschwindigkeit hat sie diese aber wieder auf ihrem Kopf, ihr Gesicht verdeckend.
Würde ich umformulieren, klingt etwas unflüssig. Um es knackiger zu machen, könnte man auch das lange wort weglassen und einfach schreiben "Sofort setzt sie diese wieder auf, ..." oder so ähnlich.
Alle hören mit ihren Aktivitäten auf und gehen auf sie zu,
Klingt etwas holprig. Vorschlag: Alle unterbrechen ihre Aktivitäten und gehen auf sie zu, ...
Die Augen, die sie anstarrenKOMMA erfüllt von Belustigung und Stolz, einige sogar von Neugierde.
Ich denke da muss ein Komma rein.
nimmt sie langsam ihre Kapuze ab... und zieht dann ihre Maske ab...
Vor die "..." müssen Leerzeichen rein, da vor ihnen vollständige Wörter stehen.

PS: Das Wort "hervorluschernd" kannte ich noch gar nicht, interessant :)


Dein Ende zeigt die erneute Wandlung der Protagonistin, was ich prinzipiell gut finde! Allerdings kommt es auch ziemlich plötzlich. Die Beschreibung ihrer Zurückgezogenheit, die noch neu ist, ist so intensiv, dass es überraschend, möglicherweise ein wenig unglaubwürdig ist, dass sie sich nun plötzlich doch wieder wandelt.

Also zusammenfassend: Für mich bleibt die Geschichte zu oberflächlich, auch wenn sie mein Interesse weckt; dadurch kann ich nicht nachvollziehen, was der Prot zugestoßen ist, warum sie sich verändert hat...dann verändert sie sich scheinbar wieder zurück - am ersten Schultag an der neuen Schule.
Allerdings finde ich, dass du gut schreiben kannst; du hast auch kaum Fehler im Text, was richtig gut ist!

Hoffe du kannst damit was anfangen!
Viele Grüße,
rainsen

PS: Deine Absätze bzw. Leerzeilen sind verschieden lang - ist das Absicht oder ein Versehen?

 
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Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Lieber @rainsen,

erst einmal vielen herzlichen Dank für deine sehr ausführliche und super hilfreiche Kritik!
Es bedeutet mir viel, dass es dir trotz kleinen Verbesserungsmöglichkeiten gefallen hat, meine Kurzgeschichte zu lesen und sie sogar dein Interesse wecken konnte!

Ich bin noch sehr neu, auch im Thema "Geschichten schreiben" und wollte mich einmal ausprobieren sowie qualitativ hochwertige Kritik erhalten.

Dass es dir zu oberflächlich ist, kann ich verstehen, es ist auch wirklich kurz gefasst, aber das war der Plan. Die ganzen Fragen, die du dir stellst, genau die wollte ich damit erreichen und dabei eine gewisse Spannung mit einbringen. Bei der Geschichte wollte ich den Lesern nämlich sehr viel Interpretationsspielraum lassen, sodass sie ihre Phantasie einsetzten. Dass es allerdings vielleicht zu viel Spielraum ist, nehme ich mir zu Herzen!

Bei den Absätzen war es durchaus gewollt, dass die Länge variiert, aber bei den Leerzeichen nicht. Danke für die zusätzliche Info!

Also vielen Dank für deine Zeit! Ich schaue noch einmal drüber und behalte deine Rückmeldung dabei im Hinterkopf!

Liebe Grüße,
Svenja

 

Hallo.

Die ganzen Fragen, die du dir stellst, genau die wollte ich damit erreichen und dabei eine gewisse Spannung mit einbringen

Bisschen einfach, oder? Die Fragen sollten ja aus der Interaktion zwischen Leser und Text entstehen, das sollten Story, Plot und Charaktere evozieren, nicht einfach eine Antwort auf das Formelle sein. Fragen entstehen auch beim Lesen einer Bedienungsanleitung.

Von einer lebenslustig Lauten, zu einer vorsichtig Leisen.

Ja! DAS will ich lesen, wie wird sie so, was passiert da? Davon lese ich in deinem Text aber nichts, der wirkt einfach wie die Zusammenfassung eben dieser Geschichte. Da fehlt eine Story, ein Plot, ein Konflikt, da fehlen auch echte Charaktere. Wie macht man so was? Ein Tip: Vielleicht schaust du dir mal die Serie "Freaks and Geeks" an, die läuft auf Prime für Umme. Da wird dieses Thema, junger Mensch, Heranwachsen, Probleme in und mit Gruppen, mMn sehr gut und feinfühlig gezeichnet. Auch über die Entwicklung der Charaktere kann man da viel lernen. Du musst das alles aus deinem Text extrahieren, die Figuren müssen das ausdrücken, diese Emotionen erzeugen, dafür müssen sie glaubhaft sein, echt.

Gruss, Jimmy

 

Hallo.

Die ganzen Fragen, die du dir stellst, genau die wollte ich damit erreichen und dabei eine gewisse Spannung mit einbringen

Bisschen einfach, oder? Die Fragen sollten ja aus der Interaktion zwischen Leser und Text entstehen, das sollten Story, Plot und Charaktere evozieren, nicht einfach eine Antwort auf das Formelle sein. Fragen entstehen auch beim Lesen einer Bedienungsanleitung.

Von einer lebenslustig Lauten, zu einer vorsichtig Leisen.

Ja! DAS will ich lesen, wie wird sie so, was passiert da? Davon lese ich in deinem Text aber nichts, der wirkt einfach wie die Zusammenfassung eben dieser Geschichte. Da fehlt eine Story, ein Plot, ein Konflikt, da fehlen auch echte Charaktere. Wie macht man so was? Ein Tip: Vielleicht schaust du dir mal die Serie "Freaks and Geeks" an, die läuft auf Prime für Umme. Da wird dieses Thema, junger Mensch, Heranwachsen, Probleme in und mit Gruppen, mMn sehr gut und feinfühlig gezeichnet. Auch über die Entwicklung der Charaktere kann man da viel lernen. Du musst das alles aus deinem Text extrahieren, die Figuren müssen das ausdrücken, diese Emotionen erzeugen, dafür müssen sie glaubhaft sein, echt.

Gruss, Jimmy

Danke @jimmysalaryman !

Ein guter Tipp, ich schaue mal, was ich damit anfangen kann.

Wie wäre es mit einer kleinen Fortsetzung, die ein Rückblick von der Protagonistin auf ihre Hintergrundgeschichte darstellt? So habe ich am Anfang die Spannung und die ganzen Fragen, die sich bei den Lesern stellen, die dann im "2. Teil" beantwortet werden.
Wäre das eine Idee, die die Geschichte verbessert?

Liebe Grüße,
Svenja

 

Wäre das eine Idee, die die Geschichte verbessert?

Nein. Die Geschichte würdest du verbessern, wenn du eine erzählst. Eine Story ist eine chronologische Abfolge, und dann passierte das, und dann passierte das, ein Plot ist das: und warum passiert es? Um mal einen Anfang zu haben.

Der erste Tag an dieser Schule, sollte ihrer Meinung nach auch der letzte sein.

Sieh mal hier. Das ist eine Urangst, erster Tag an der Schule, bist du ein Loser oder einer, den alle mögen, was bist du für eine Person, das wird oft in der Schule schon entschieden - da interessiert es doch, warum findet sie, dass dies der letzte Tag sein sollte? Du sagst zwar, es sei ein Neuanfang, aber stell dir doch mal eine Szene vor, in dem sie ein anderes Mädchen kennenlernt, sie sich anfreunden und sie ihr das dann erzählt? Dann hat dein Charakter ein Geheimnis, sie verrät sich nicht, es bleibt spannend, du willst weiterlesen, sehen, wie sich der Charakter entwickelt, entfaltet, etc. Ich würde mich mal mehr mit szenischem Schreiben beschäftigen, mit Dialog, mit Charakterentwicklung, ganz allgemein mit show don't tell. Vielleicht auch mal überlegen, wie machen das deine Lieblingsautoren? Wie ziehen die dich in den Text rein, das sind alles tools, Handwerkszeug.

Gruss, Jimmy

 

Hallo @Svenja_9,

ich schließe mich größtenteils der Meinung meiner Vorkommentatoren an. Du hast einen sehr schönen Schreibstil und hast mich von Anfang an hineingezogen und neugierig gemacht. Am Ende bin ich jedoch leider sehr unzufrieden zurückgeblieben.
Deine wenigen Zeilen klingen wie der Auftakt zu einer Geschichte, die durchaus spannend werden könnte. Du schaffst eine etwas beklemmende Atmosphäre und weckst Emotionen, mehr aber auch nicht. Es gibt keine Handlung, keine Erklärungen und ich frage mich, was du mit deinen Zeilen aussagen wolltest.
Wie gesagt, sehr schön geschrieben und super geeignet als Einleitung, aber so wie es jetzt ist, meiner Meinung nach noch keine Kurzgeschichte. Vielleicht fällt dir ja etwas ein, wie sich diese Zeile zu einer Geschichte mit Spannungsbogen und interessanten Charakteren ausbauen lässt. Mich würde es auf jeden Fall interessieren, was sich daraus machen lässt.

LG Nele Marie

 

Hallo @Svenja_9,

ich schließe mich größtenteils der Meinung meiner Vorkommentatoren an. Du hast einen sehr schönen Schreibstil und hast mich von Anfang an hineingezogen und neugierig gemacht. Am Ende bin ich jedoch leider sehr unzufrieden zurückgeblieben.
Deine wenigen Zeilen klingen wie der Auftakt zu einer Geschichte, die durchaus spannend werden könnte. Du schaffst eine etwas beklemmende Atmosphäre und weckst Emotionen, mehr aber auch nicht. Es gibt keine Handlung, keine Erklärungen und ich frage mich, was du mit deinen Zeilen aussagen wolltest.
Wie gesagt, sehr schön geschrieben und super geeignet als Einleitung, aber so wie es jetzt ist, meiner Meinung nach noch keine Kurzgeschichte. Vielleicht fällt dir ja etwas ein, wie sich diese Zeile zu einer Geschichte mit Spannungsbogen und interessanten Charakteren ausbauen lässt. Mich würde es auf jeden Fall interessieren, was sich daraus machen lässt.

LG Nele Marie

Liebe @Nele Marie Scambalo,

vielen Dank für deine Rückmeldung!
Es freut mich sehr, dass meine Kurzgeschichte so etwas in dir auslösen konnte.

Da bisher alle denselben Kritikpunkt hatten, werde ich in den nächsten Tagen mal schauen, was ich daran ändern bzw. hinzufügen kann.

Vielleicht wird es ja eine Fortsetzung geben ;). Ich hoffe, dass es euch dann noch mehr gefallen wird!

LG,
Svenja

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo nochmal @Svenja_9,

nur ein kurzer Hinweis, dass das Zitieren kompletter Antworten wenig Sinn macht. Die Kommentare stehen ja direkt drüber, da ist es einfach nur eine Dopplung. Nutze es stattdessen um einige spezielle Aussagen hervorzuheben, auf die du genauer eingehen willst. Wenn du nur generell antwortest, reicht es, den Namen zu verlinken (was auch kein Muss ist).

Bin gespannt auf deine Überarbeitung!
Ein schönes Wochenende,
rainsen

PS: Um deinen aktuellen Text zu korrigieren/ändern, klicke auf "Bearbeiten" direkt darunter. So kannst du auch den ganzen Text austauschen.

 

Hallo liebe Svenja. Dies hier ist mein erstes Feedback in diesem Forum, deshalb ist mein Aufbau möglicherweise noch etwas improvisiert. Ich beginne einfach mal nah am Text, und reiche dann am Ende meinen Gesamteindruck nach.

Von einer lebenslustig Lauten, zu einer vorsichtig Leisen. Von einer offenen, fröhlichen Persönlichkeit zu einem verschlossenen, einsamen Kokon. Vom selbstbewussten Mädchen zu einer fremden, versteckten Person.

Dieser Anfang gefällt mir sprachlich und auch inhaltlich sehr gut. Allerdings könnte man den dritten Satz auch weglassen, beziehungsweise mit dem vorherigen verbinden, da der vorherige Satz bereits auf eindrücklichere Weise mehr oder weniger dasselbe ausdrückt.

So wird die Corona-Pandemie von einem Alptraum zu einem Geschenk. Jemand, der es einst schätzte im Mittelpunkt zu stehen, nun jemand, der den Mittelpunkt hasst.
Von Einer, die das Leben lebte und liebte, zu Einer, die das Leben scheut. Aus dem Einklang mit sich selbst heraus. Von Zufriedenheit zum Unwohlsein im eigenen Körper. In ständiger Angst, dass Narben bleiben, äußerlich als auch innerlich. In ständiger Angst, die zu werden, die sie in der Vergangenheit war und zutiefst hoffte, hinter sich zu lassen.

Ich schließe mich hier den anderen an, dass etwas mehr Information über die Gründe dieser Wandlung hilfreich wären. Ein einfacher Satz, eine einzige Andeutung, könnte schon ausreichend sein, um die Linien der Protagonistin etwas klarer zu zeichnen. Mein erster Gedanke war tatsächlich Misshandlung - die Antwort musst du nicht direkt geben, aber zumindest ein kleiner Hinweis, ob es in diese Richtung geht, oder doch in eine ganz andere, würde den Prozess der Imagination des Lesers deutlich aufwerten.

Ein Mädchen, das immer wusste, dass Aussehen nicht alles ist, nein, gar nebensächlich, traut sich dennoch nicht hinaus aufgrund ihres Äußeren. Jeden Abend weint sie sich zum rastlosen Schlaf. Jede Nacht geweckt von Feuer und Unruhe. Jeden Tag gestört von denselben Faktoren. Jede Berührung schmerzhaft, jedes Gefühl grausam, jeder Blick vernichtend. Innerlich tausend Hilferufe, nach außen nur ein einziges Schweigen.

Oder geht es noch "nur" um Mobbing? Auch diese Frage musst du nicht beantworten, und mir gefällt es durchaus, den Leser gedanklich in mehrere Richtungen auf einmal zu schicken.

Kein kurzer Blick, kein kurzes Gespräch reicht mehr aus, es muss ein Blick hinter das Äußere, hinter die kalte Fassade, zu dem Menschen, der früher auch außerhalb schlummerte, her.

Dieser "her" am Ende wirkt etwas holprig, vielleicht könntest du es weglassen bzw. hinter "Äußere" verschieben. Wohingegen die Ambivalenz bis hierhin die Imagination anregt, ist mir dieser Satz doch ein wenig zu ambivalent, d.h., er gibt mir so viele Möglichkeiten auf einmal, dass es schwer fällt, auch nur eine von diesen gedanklich weiter zu verfolgen.

Der Gang leise – bloß keine Aufmerksamkeit auf sich lenken. Den Kopf gesenkt – Nacken ganz krumm. Den Blick nach unten gerichtet – von der Kapuze verhüllt. Die Maske auf – obwohl sie nicht gefordert ist. Das alte Leben hat sie im Stich gelassen, das neue keinen Kampf wert.
Der erste Tag an dieser Schule, sollte ihrer Meinung nach auch der letzte sein. Aber nicht gerne erinnerte sie sich an die alte zurück, an die Vertrauensbrüche, an die Demütigung, an das Elend. Ein „Neuanfang“ soll es sein, doch sie will so keinen Neuanfang, sie will, dass es vorbei ist.

Was soll vorbei sein? Ihr Leben? Bei solch einem starken Wunsch bräuchte es tatsächlich etwas mehr Kontext.

Im Unterricht ganz nach vorne gesetzt, darauf geachtet, dass keiner neben ihr Platz nimmt. Die Lehrer, die ihr nun zu nah sind, haben ja die Pflicht, es sich zu verkneifen. Auf die Vorstellungsrunde gewollt verzichtet. Keine Meldung von ihr, kein Wort. Bei Aufforderung nur ein Schulterzucken, bei Blicken auf sie ein schnelles Ausweichen.
Pause! Schulhof! Der Gang leise – bloß keine Aufmerksamkeit auf sich lenken. Den Kopf gesenkt – Nacken ganz krumm. Den Blick nach unten gerichtet – von der Kapuze verhüllt. Die Maske auf – obwohl sie nicht gefordert ist. Die Leute starren sie an. Ältere, Jüngere, Gleichaltrige. Das Getuschel, welches sie erstaunt war nicht schon früher gehört zu haben, beginnt: „Wer ist das?“, „Hast du die Neue schon gesehen?“, „Was stimmt nicht mit ihr?“, „Die ist komisch!“, „Pfff...“. Nichts direkt an sie gerichtet. Alles hinter ihrem Rücken.
Sie beobachtet die Geschehnisse aus dem Augenwinkel heraus, unter ihrer Kapuze heimlich und kurz hervorluschernd: Mehrere Fußballspiele, einige klettern, andere unterhalten sich.
Aus dem Nichts fliegt ein Ball auf sie zu. Sie duckt sich gerade noch rechtzeitig – bloß die Kapuze festhalten! Sie erwartet eine Entschuldigung, doch hört nur Lacher. Der Drang, zu den Schuldigen zu stampfen und ihnen eine klare Ansage zu überbringen, macht sich in ihr breit. Sie verdrängt ihn. Von der Seite hört sie ein weinendes Kind. Der Drang, zu diesem zu eilen und ihm zu helfen, macht sich in ihr breit. Sie verdrängt ihn.
Plötzlich nähert sich ihr jemand von hinten. Er zieht die Kapuze hinunter. In Lichtgeschwindigkeit hat sie diese aber wieder auf ihrem Kopf, ihr Gesicht verdeckend. Bloß hat dies die Aufmerksamkeit auf sie gelenkt. Alle Blicke liegen nun auf ihr. Alle hören mit ihren Aktivitäten auf und gehen auf sie zu, von allen Seiten. Schritt für Schritt wird sie unruhiger. Sie ballt ihre Hände zu Fäusten, um ihr Zittern nicht zu offenbaren. Nun ist sie umzingelt. Die Augen, die sie anstarren erfüllt von Belustigung und Stolz, einige sogar von Neugierde. Bevor jene ihr noch näher kommen können, nimmt sie langsam ihre Kapuze ab... und zieht dann ihre Maske ab... Sie dreht sich allmählich im Kreis, sodass sie nach und nach jedem Einzelnen direkt in die Augen starrt.
Sie hat sich also selbst von ihrer Angst befreit, selbst ihre Schutzhülle abgenommen, nachdem es vorher gewaltsam von jemand anderem getan wurde? Sie ihre Passivität gezwungenermaßen abgelegt?

Nach all dem durchaus spannenden Aufbau in den vorherigen Zeilen, deren Kulmination auch sprachlich gut akzentuiert ist, bleibt man als Leser am Ende doch etwas ernüchtert zurück. Auch hier ist nicht per se das Problem, dass Ambivalenz besteht - sondern dass diese für keine der jeweiligen Deutungsansätze genügend Anhaltspunkte gibt, um diese ernsthaft gedanklich weiter zu verfolgen.

All die gestellten Fragen brauche keine klaren Antworten, all das Feedback keine genaue Umsetzung - ich hoffe trotzdem, dass sie von Nutzen sind, um deine Geschichte etwas mehr inhaltlich zu vertiefen. Denn im Gegensatz zu einigen anderen hier finde ich nicht, dass es unbedingt mehr Plot braucht: Das, was du uns gibst, hat meiner Meinung nach genügend Potenzial, wenn du nur die einzelnen Aspekte etwas mehr mit äußeren Details, inneren Eindrücken oder ein paar mehr Fetzen der Vergangenheit der Protagonistin anreicherst.

Liebe Grüße,
Paul

 

@Svenja_9

Nochmal ich. Sorry, ich habe gelesen, dass du erst 16 Jahre alt bist, und vielleicht bin ich alter Sack da ein wenig hart zu dir gewesen.

Von vorne: Ich denke, Texte wie du sie im Kopf hast, sind wichtig. Es ist jetzt die erste Frage, wie du sie erzählen möchtest. So wie das jetzt der Fall ist, ist es eher eine Nacherzählung, das bedeutet, es wird aus einer Perspektive sehr abgekürzt berichtet. Man kann das machen, und oft hat es auch einen gewissen Grund, so zu erzählen, wenn man große Zeitspannen zusammenfassen will, oder aus erzählästhetischen Gründen, weil man eine Distanz zum Erzählten möchte etc. Das sind grundsätzliche Fragen, die man sich stellen sollte: Welches Format dient dem Text, dient dem, was ich erzählen will? Hier hast du eine Protagonistin, ein junges Mädchen, das bereits Erfahrungen mit Mobbing hat, nun die Schule gewechselt hat, und sich nun im Grunde vor allen verstecken möchte, damit ihr dies nicht noch einmal widerfährt. Das ist ihr Konflikt: Sie muss mit der Außenwelt gezwungenermaßen interagieren, aber sie will unter Radar fahren, weil jeder soziale Kontakt potentiell gefährlich für sie werden könnte. Sie ist ein sozialer Ninja. Wie verhält sich nun eine solcher Charakter? Das würde mich als Leser interessieren. Du hast das schon sehr gut begonnen, wie sie sich duckt, wie sie die Kapuze als Tarnschild benutzt. Ich glaube, man sollte als Autor seinen Charakter sorgfältig entpacken, seine Eigenschaften, sein "Sein", und zwar durch gut getimte Szenen. Stell dir mal deinen Text als Filmszene vor: Ein Mädchen kommt durch die Glastüren der Schule, sie sucht nach den Klassenräumen, sie findet sich nicht zurecht, sie will nicht bemerkt werden, also geht sie ganz am Rand, weicht jedem aus, zieht dann die Kapuze über den Kopf. Das ist, was wir sehen, die Kameraperspektive, und nun drehst du die mal um: Was sieht sie, was fühlt sie, wie agiert sie, um Kontakte zu minimieren, zu vermeiden, vielleicht erinnert das Gesicht eines fremden Schülers sie an jemanden, oder ein bestimmter Geruch, ein bestimmtes Geräusch, alles kann eine Bedrohung oder auch eine Erlösung sein, der Pausengong, die Stimme eines Lehrers. Das ist eine Erfahrungswelt, die sensuell ist, die von den Sinnen erfahrbar ist und an denen der Leser partizipieren möchte, er möchte daran teilhaben, weil es sonst schwer für ihn wird, sich mit jemandem im Text zu identifizieren. Du machst das so, weil du die Wirkung deines Textes erhöhst, weil dann eine gewisse Spannung im Text entsteht, der Leser möchte weiterlesen.

Für mich gibt es eine Grundregel: ich möchte in meinen Texten den Lesern den Charakter zeigen, durch Aktion, durch Reaktion, durch Dialog, Verhalten, Mimik, Gestik. Ich möchte ihn nicht erklären müssen. Ein Beispiel: Axel hat Angst. HIER erklärst du den Charakter. Axel bemerkte seine schweißnassen Hände, den Puls, der in seinem Hals pochte, den heftig vibrierenden Atem in der Kehle. DA zeigst du die Angst. Damit öffnest du den Text, gibst ihm Spielraum, Tiefe, und deine Charaktere werden, wenn du es gut hinkriegst, glaubhaft, echt, nachvollziehbar.

Ich weiß nicht, wie gut dein Englisch ist, aber hier mal ein Worksheet von Chuck Palahniuk, der sehr gut und detailliert darstellt, wie man einen Text reicher und besser gestalten kann.

Nuts and Bolts: “Thought” Verbs

Gruss, Jimmy

 

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