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Serie Unter dem Leuchtturm

Monster-WG
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07.01.2018
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Unter dem Leuchtturm

Als ich meinen Motorroller den Weg hinauf zum Leuchtturm schiebe, fliegt hinter der Düne Sand auf. Jens buddelt. Eine Schaufel Sand, noch eine Schaufel, noch eine Schaufel. Unter dem Leuchtturm lebt etwas. Sagt Jens mir immer wieder. Der Boden um den Leuchtturm ist durchlöchert, lauter Kuhlen, ungefähr einen halben Meter tief, dicht an dicht. Einen halben Tag buddelt Jens an jedem Loch, nachdem er von der Arbeit kommt.
Ich hupe, und der Sand hört auf zu fliegen. Hinter der Düne erscheint eine dunkle Gestalt, zottiges Haar.
»Moin, Jens«, sage ich.
Er humpelt an den Löchern vorbei auf den Weg zu, die Schaufel über der Schulter. »Moin, Cousinchen.« Er beäugt das Roller-Topcase und streicht sich über den graugesprenkelten Bart. »Schickt Omma dich?«
Ich öffne das Topcase, reiche ihm die Brotdose. »Sie macht sich Sorgen.«
Er lehnt die Schaufel gegen Reste eines Zauns, die schief aus dem Boden ragen. Reißt die Dose auf und beißt ein großes Stück vom Brot ab. Kaut mit offenem Mund, Krümel zwischen den gelben Zähnen.
»Eine Spur von den Unterirdischen?«, frage ich und kann das Lächeln nicht unterdrücken.
»Nee.« Er nickt zum Horizont, auf die sturmgrauen Wolken. Seit Stunden türmen sie sich über dem Meer auf. Noch ist das Wasser ruhig, gleichförmig rollen die Wellen an den Strand.
»Gibt heut noch was«, sagt Jens, »da müssen wir bereit sein.« Er beugt sich vor, haucht mir einen Geruch von kaltem Zigarettenrauch ins Gesicht. »Weißte, wo Omma den Schlüssel hat?«
Ich trete einen Schritt zurück, schließe das Topcase wieder. »Für den Leuchtturm?«
Jens brummt, schmatzt. Hat das Brot schon verdrückt. »Die Stadt wird heut auftauchen, da draußen«, sagt er, »wir brauchen ‘ne gute Aussicht.«
»Vergiss es«, sage ich. »Du solltest nach Hause fahren.«
»Wart’ste noch kurz, dann nehm ich dich mit«, sagt er.
Ich schüttle den Kopf. In Jens‘ Kastenwagen stinkt es nach Zigarettenqualm. Muss mich immer duschen, nachdem ich bei ihm mitgefahren bin, sonst hängt den ganzen Tag dieser Gestank in meinen Haaren.
»Dann fahr besser, bevor du nass wirst.«
»Du bleibst auch nicht mehr lange? Nicht, dass du in den Sturm gerätst«, sage ich.
Er zuckt die Achseln. »Joa.«
Ich atme auf. »Tschüss!«
Während ich den Roller auf den Gehwegsteinen nach unten schiebe, ruft er mir nach: »Ich komm dann nachher und hol den Schlüssel!«
Ich drehe mich um, zeige ihm einen Vogel. Sobald der Weg weniger steil wird, steige ich auf den Roller und schmeiße den Motor an. Fahre vorbei an dem leerstehenden Ferienhaus auf die Straße. Dann biege ich zwischen schlanken Kiefern auf den Panzerweg ein, die Reifen holpern auf den Rillen der Betonplatten.
Ich beschleunige. Hier im Wald bin ich allein. Seit der Leuchtturm stillgelegt wurde und das Ferienhaus verfällt, kommt selten jemand auf die Landzunge.

Der Sturm trifft uns kurz nach Einbruch der Dunkelheit. Mutti und ich sortieren den Werkzeugkasten auf dem Teppich im Wohnzimmer, gucken dabei das Nordmagazin. Sie hat den Fernseher lauter gestellt als sonst; der Wind heult um die Hausecke, rüttelt an den Fenstern. Das Wohnzimmerfenster schlägt klappernd gegen die Schrauben, die Mutti letztes Jahr durch den Rahmen getrieben hat. Damals kam der Sturm rein, riss das Fenster aus den Angeln.
Oma ruft aus der Küche.
»Was?«, schreie ich über das TV-Geplärre und das Sturmgeheule hinweg.
Oma ruft wieder, ich rapple mich auf, gehe in die Küche.
Oma lehnt sich über die Anrichte, presst fast die Stirn gegen das Küchenfenster. Als sie spricht, beschlägt die Scheibe: »Is Jens nich da?«
Ich trete neben sie an die Anrichte. Muss die Hände auf die Scheibe legen und das Licht in der Küche abschirmen, um draußen etwas zu erkennen. Der sturmzerzauste Apfelbaum im Vorgarten, die Auffahrt vor Jens‘ Haus. Der rote Kastenwagen ist nicht da. Alle Fenster im Nachbarhaus dunkel.
»Sieht so aus«, sage ich.
Oma stößt sich von der Anrichte ab. »Er is nich beim Leuchtturm, oder?«
Ich wende mich vom Fenster ab, verschränke die Arme vor der Brust. Hätte ich darauf bestehen sollen, dass Jens mit mir zurückfährt? Beim letzten Sturm hat er versucht, in das Zimmer unter dem Lampenhaus des Leuchtturms einzubrechen und ist auf der steilen Treppe gestürzt. Hat da bis zum nächsten Tag gelegen, mit gebrochenem Bein.
Mutti kommt in die Küche, einen Schraubenzieher in der Hand. »Was ist los?«
»Jens is noch beim Leuchtturm«, sagt Oma. »Du musst hinfahren, Sabine.«
Mutti verzieht das Gesicht. »Nee. Ruf ihn doch an.«
»Jens hat doch kein Handy«, sage ich mit leiser Stimme.
»Da is doch weit und breit keine Menschenseele.« Oma zieht schnaufend die Nase hoch. »Wenn ihm was zustößt!«
Ich schaudere, schlinge die Arme fester um mich. Könnte mich ohrfeigen. Ich habe doch gewusst, dass Jens vorm Sturm unvernünftig wird. Hätte ich vorhin nur auf ihn gewartet.
»Ich fahr nicht für den raus«, sagt Mutti. »Ist doch ein erwachsener Mann.«
Oma schnaubt. »Du weißt doch, wie er is.«
Ich löse mich aus der Selbstumarmung. »Ich fahr.«
Mutti zieht eine Augenbraue hoch. »Mit dem Roller?«
»Ist doch nur ein büschen Wind«, sage ich.

Im Flur nehme ich meinen Schlüsselbund vom Haken. Verharre für einen Augenblick. Dann ziehe ich die oberste Schublade des Kommodenschranks auf und schnappe mir auch den Schlüssel für den Leuchtturm. Setze den Helm auf.
Als ich die Haustür öffne, reißt der Wind sie mir aus der Hand und prustet mir ins Gesicht. Mit gesenktem Kopf stapfe ich nach draußen.

Im Wald herrschen Sturm und Dunkelheit, der Wind tost in den Baumwipfeln. Ich fahre langsam, Regen hämmert gegen das Helmvisier. Ich beuge mich tief über den Lenker, hinter die kleine Scheibe des Rollers. Schwärze umgibt mich, ich sehe nur einige Meter Betonplatten im Lichtkegel der Vorderlampe. Als ich aus dem Schutz der Bäume auf die Uferstraße einbiege, reißt mich der Sturm fast vom Roller. Ich gerate ins Schlingern, bremse und springe ab. Lehne mich gegen den Wind, schiebe den Roller neben mir her.
Der Leuchtturm erhebt sich als Silhouette vor dem Himmel. Dahinter klatschen Wellen auf den Strand, schlagen so hoch, dass ich die Gischt über den Dünen aufspritzen sehe.
Der Kastenwagen parkt noch vor dem Ferienhaus. Ich bocke den Roller daneben auf und renne den Weg zum Leuchtturm hoch. Das Wasser, das mir entgegen peitscht, schmeckt salzig, und die flachen Gehwegsteine sind glitschig.
»Jens!«, rufe ich, doch der Sturm pflückt mir das Wort aus dem Mund und reißt es fort.
Atemlos erreiche ich den Leuchtturm, reiße mir den Helm vom Kopf. Hier unten gibt es keine Tür, nur einen gemauerten Bogen. Ich schlüpfe hindurch, in die Dunkelheit.
»Jens!« Meine Stimme klingt dünn gegen das Wellendonnern und das Sturmbrausen. Hallt durch den Turm nach oben. Mit ausgestreckten Händen taste ich mich vor, bis ich das Treppengeländer erreiche. Ich hebe den Kopf.
Und erblicke einen Lichtschimmer. Der Klang von Schritten hallt auf den metallenen Stufen.
»Jule?«
Jens erscheint auf der Wendeltreppe, und ich schirme die Augen gegen das Licht seiner Taschenlampe ab.
»Was machst du hier?«, frage ich.
»Und du?«
Ich ziehe den Leuchtturmschlüssel aus der Jackentasche. »Dachte, wir können es uns oben gemütlich machen, bis das Schlimmste vorbei ist.«
»Cousinchen, du bist die Beste!«
Hintereinander steigen wir die schmalen Stufen hinauf, die sich durch den Turm nach oben winden. Die Treppe endet an einer Metalltür, davor steht ein Campingstuhl, eine Thermoskanne liegt darauf.
Ich schließe die Tür auf, sie quietscht, als ich mich dagegen lehne und sie nach innen aufschiebe.
Hier oben, direkt unter dem Lampenhaus, zieht es. Die Tür zur Aussichtsplattform ist offen. Ich zucke zusammen, als Jens die Hände auf meine Schultern legt und mich zur Aussichtsplattform schiebt. Ich mache einen schnellen Schritt zur Seite, löse mich von ihm.
Er atmet scharf ein, gestikuliert zum Ausgang. »Lass uns gucken gehen.«
»Jens …« Ich bewege mich nicht von der Stelle. »Wir sollten drinbleiben. Is doch gefährlich.«
In seinem Gesicht zuckt etwas, der Bart bebt. Und ohne ein Wort zu sagen, eilt er an mir vorbei auf die Aussichtsplattform. Verschwindet mit der Taschenlampe und lässt mich in der Dunkelheit zurück.
»Mist.« Ich hole tief Luft. Schiebe mich durch die Tür und schmiege mich an die Außenwand des Turms, der Sturm presst mich dagegen, kalte Luft brennt auf den Wangen. Jens lehnt ebenfalls an der Wand, unsere klatschnassen Anoraks reiben aneinander, die Kälte drückt sich durch meinen Ärmel.
»Guck«, ruft er, deutet auf das Meer, die tosende Finsternis. Schaumkronen tanzen auf schwarzen Wellen.
»Was?«, frage ich.
»Siehste nich das Leuchten?«
Ich wische mir das Wasser vom Gesicht, kneife die Augen zusammen und blinzle in die Nacht. Doch eine Bewegung am Strand lässt mich zusammenfahren. Dort eilt etwas an der Brandungslinie entlang, ein dunkler Schemen.
Ein Blitz jagt über den Himmel, Jens lacht kreischend. Für einen Moment ist der Strand grellweiß erleuchtet, und da ist niemand.
»Jule!«, schreit Jens. »Guck!«
Er deutet wieder aufs Meer, der Donner rollt über uns. Ein weiterer Blitz zerteilt den Himmel, weiß flackern die Wellen. Danach wieder Finsternis. Bis auf das Glühen vor der Küste. Ein Glühen, das unter den Wellen funkelt.
Ich reiße die Augen auf. Mache einen Schritt von der Wand weg, ergreife die eiskalte Metallbrüstung. Halte mich daran fest und starre aufs Meer, auf das Schimmern. Will die Augen noch weiter aufreißen, um zu erkennen, zu ergründen, was das sein kann, doch Regen und Gischt klatschen mir entgegen, nehmen mir die Sicht.
Jens tritt neben mich, stemmt sich gegen das Geländer, beugt sich darüber, den Mund lachend geöffnet. Als wollte er den Regen trinken. Stattdessen ruft er: »Vineta, Vineta, du rieke Stadt!« Und lacht.
Ich zittere. Meine Zähne schlagen aufeinander. »Jens, wir müssen gehen! Oma macht sich Sorgen.«
»Ich muss das sehen! Sie sind gleich da.«
Ich stopfe mir einige klatschnasse Strähnen zurück unter die Kapuze. Wische das Gesicht ab, blinzle aufs Wasser. Kein Leuchten.
»Ich geh jetzt«, sage ich. »Du könnt’st mich nach Hause fahren.«
Er lehnt sich weiter über das Geländer, seine Regenjacke rutscht hoch. Darunter sitzt die Hose viel zu tief. Ich wende mich ab, schiebe mich wieder in den Turm. Atme auf. Schüttle Wasser vom Anorak.
Schaue noch einmal zurück, auf Jens, wie er am Geländer hängt, dem Sturm entgegen schreit.
»Jens! Komm schon!«
Er wirbelt herum, taumelt, die Hände umklammern das Geländer. Unter der Kapuze funkeln mir die winzigen Augen entgegen. »Geh runter, Jule!«, schreit er. »Geh sie empfangen! Sag ihnen, ich bin hier.«
»Wen denn empfangen? Jens! Bitte! Komm mit!«
Doch er lacht, wendet sich wieder dem Meer, dem Sturm zu. Trinkt den Regen.
Ich schiele auf mein Handy. Kein Empfang. Mist!
»Jens!«
Keine Reaktion.
Ich muss Hilfe holen. Vielleicht kommt er nach, wenn ich einfach gehe.
An meinem Handy schalte ich die Taschenlampenfunktion ein. Am liebsten wäre ich auf der Treppe gerannt, muss mich beeilen, aber die Stufen sind so schmal, und das Licht der Taschenlampe erzeugt diffuse Schatten im Turm. Mein Herz rast, der Atem fliegt, aber ich muss langsam gehen. Die freie Hand stütze ich an der kalten Wand ab.

Ein Rascheln. Es dringt durch den Turm, hallt den Hohlkörper herauf. Trippelnde Schritte, ein schnarrendes Geräusch. Ein Vogel. Oder ein Kichern. »Hallo?«, rufe ich.
Das Trippeln und Schnarren verstummt.
Ich atme tief ein, schüttle mich. Bestimmt nur ein Tier. Hat Unterschlupf im Turm gesucht. Kluges Tier.
Ich halte das Licht vor mich, steige die Treppe weiter hinunter. Schneller jetzt. Hinter der Windung erscheint der Ausgang. Ein Blitz erhellt die Dünenlandschaft, kurz taucht das Ferienhaus in der Nacht auf, zusammengekauert unter seinem Reetdach.
Wieder das Trippeln. Und dieses seltsame Geräusch, das Schnarren. Rasch nehme ich die letzten Stufen und eile zum Ausgang.
Ein Flüstern direkt hinter mir, ein scharfes Zischen in meinem Rücken. Ich wirble herum, das Licht der Handytaschenlampe zuckt über den steinigen Boden. Unter der Treppe ein blankes Augenpaar, das Licht spiegelt sich darin. Nur für einen Sekundenbruchteil, bevor es in der Dunkelheit verschwindet.
»Hey!«, rufe ich. Mein Herz hämmert gegen den Brustkorb, doch ich mache mich groß, lege alle Kraft in die Stimme. Bestimmt nur eine Ratte.
Ich mache einen Schritt zurück zur Treppe, halte das Handy hoch. Hier hat Jens auch gebuddelt. Die Schaufel lehnt an der Wand.
»Raus da, Drecksvieh!«, sage ich. Bücke mich unter die Treppe und leuchte in das Loch. Erde fliegt mir entgegen, in mein Gesicht, ich muss die Augen zusammenkneifen. Schnarrender Atem, Knurren und Fauchen. Mehr Erde. Ich hebe den Arm vor die Augen, taumle rückwärts.
Neben mir fällt die Schaufel um, und ich stolpere darüber, stürze. Das Handy rutscht mir aus der Hand, das Licht zuckt durch den Turm. Die Erde fliegt immer noch, das Tier knurrt und scharrt. Ich rutsche auf den Knien über den Boden, halbblind im Staub. Meine Finger ertasten das Handy, ich springe auf und stolpere aus dem Turm.
Ich versuche, mir den Dreck aus den Augen zu wischen. Taumle und rutsche auf einem glitschigen Gehwegstein aus. Schlage hin, mein Kopf knallt auf den Boden. Schwarze Sterne explodieren vor meinem Blickfeld. Ich wälze mich herum. Die Welt flimmert, dreht sich um mich.
Ich rapple mich auf, Tränen und Regen auf dem Gesicht. Im Licht eines Blitzes flieht eine gebückte Gestalt zwischen die Dünen, schnauft und gackert dabei.
Ich renne den Weg hinunter zum Ferienhaus, schlittere, stürze noch einmal. Als ich beim Roller anlange, bluten meine aufgeschrammten Hände, doch ich spüre keinen Schmerz. Nur das rasende Zittern in der Brust. Ich schwinge mich auf den Roller, werfe einen Blick über die Schulter.
Der Regen peitscht mir ins Gesicht, in der Dunkelheit verschwindet der Leuchtturm fast. Dann ein Blitz, eine Gestalt hängt vom Geländer der Aussichtsplattform.
Ich wische mir das nasse Haar aus dem Gesicht. Kneife die Augen zusammen. »Jens!« Ein weiterer Blitz, und auf der Aussichtsplattform ist niemand mehr zu sehen.
Eine Gänsehaut breitet sich auf meinem ganzen Körper aus, zieht schmerzend an den Oberschenkeln. Ich kneife die Augen zusammen, lasse den Blick von der Aussichtsplattform über die Dünen schweifen. Kein Jens. Keine seltsame Gestalt. Niemand.
»Jens!«, schreie ich noch einmal, doch die Stimme klingt dünn gegen den Sturm.
Der Wind schiebt mich landeinwärts.

Oma wartet auf mich, erhebt sich vom Küchenstuhl, als ich eintrete. »Kröte«, sagt sie, ergreift meine Hand und streicht über den aufgeschrammten Ballen, »bist ja ganz zerkratzt.«
Ich ziehe die Hand weg. Regen prasselt auf das Dach.
»Is Jens nich mit dir zurück?«, fragt Oma.

Ich stelle den Roller vor dem Ferienhaus ab und verstaue den Helm im Topcase. Jens‘ Kastenwagen steht noch da. Wartet auf ihn.
Vorsichtig bewege ich mich die Steine hinauf zum Leuchtturm. Der Regen hat die Löcher weggespült. Der Sturm hat alle Spuren von Jens fortgerissen.
Ich trete durch den Torbogen in den Leuchtturm. Sand knirscht unter den Sohlen der Gummistiefel. Mit dem Fuß schiebe ich die Schaufel beiseite.
Ich ducke mich unter die Treppe und leuchte mit der Handytaschenlampe in die Kuhle. Sie ist flach, kaum dreißig Zentimeter tief. Darunter Beton. Unter dem Leuchtturm lebt nichts.
Ich hebe die Schaufel auf und trete wieder nach draußen, atme tief die salzige Luft ein. Dünensand unter den Sohlen meiner Gummistiefel. Ich ramme die Schaufel in den Boden und beginne zu buddeln.
Die Wellen rauschen stetig an den Strand. Reißen das Treibgut wieder mit sich.
Nach unten. Nach Vineta.

 

Liebe Teddy,

ich habe Dir noch einen ausführlichen Kommentar angedroht. Zugegebenermaßen habe ich nicht alle Kommentare meiner Vorkommentatoren gelesen, sodass sich durchaus etwas doppeln kann.

Zum Anfang: Das mit dem Alter der beiden »grau gesprenkelter Bart« und »Roller« hast Du jetzt gut gelöst. Jetzt habe ich die richtige Vorstellung von Anfang an. Zuvor habe ich beide so im Teenageralter geschätzt.

Ich öffne das Topcase, reiche ihm die Brotdose. »Sie macht sich Sorgen«, sage ich.
Er lehnt die Schaufel gegen Reste eines Zauns, die schief aus dem Boden ragen. Reißt die Dose auf und beißt ein großes Stück vom Brot (ab). Kaut mit offenem Mund, Krümel zwischen den gelben Zähnen.

Das sind so Stellen, bei denen ich auch immer wieder überlege, wie man Wiederholungen vermeiden kann. Wäre natürlich absolutes Fine-Tuning. Beim lauten Vorlesen fiel es mir halt auf. Hier ebenfalls:

Ich schüttle den Kopf. In Jens‘ Kastenwagen stinkt es nach Schlamm und Zigaretten(rauch).

Oder vielleicht alternativ auch »Zigarettenqualm« oder nur "Qualm".

»Da is doch weit und breit keine Menschenseele. Wenn er sich was antut.«
Ich schaudere, schlinge die Arme fester um mich. Wenn Jens was passiert! Hätte ich vorhin nur auf ihn gewartet.

Das finde ich komisch, dass sie sich erst jetzt sorgt. Wenn Jens manisch in den Leuchtturm einbricht, da wieder rumlungert, nach dem Schlüssel fragt, sich schon ein Bein gebrochen hat, was Deine Protagonistin alles weiß, dann hätte ich schon vorher bei ihr erwartet, dass sie sich Fragen stellt oder darauf insistiert, dass er mitkommt. Sie scheint sich ja für ihn verantwortlich zu fühlen in einer gewissen Weise oder sich jedenfalls gegenüber der Oma verantwortlich fühlen.

Im Wald herrschen Sturm und Dunkelheit, der Wind tost in den Baumwipfeln. Ich fahre langsam, Regen hämmert gegen das Helmvisier.

Was Nordlichter halt so als ein »büschen« Wind bezeichnen.

Hier unten gibt es keine Tür, nur einen gemauerten Bogen. Ich schlüpfe hindurch, Dunkelheit umfängt mich.
»Jens!« Meine Stimme klingt dünn gegen das Wellendonnern und das Sturmbrausen. Hallt durch den Turm nach oben. Mit ausgestreckten Händen taste ich mich vor, bis ich das Treppengeländer erreiche. Ich hebe den Kopf.

Ah, jetzt bin ich verwirrt. Für welche Tür hat sie denn die Schlüssel?

Ich schließe die Tür auf, sie quietscht, als ich mich dagegen lehne und sie nach innen aufschiebe.
»Du bist die Beste«, sagt Jens.

Ah, okay. Aber hat er sich nicht beim Aufbrechen oder wegen des Aufbrechen der Tür das Bein auf der Treppe gebrochen?

Ein Blitz jagt über den Himmel, Jens lacht kreischend.

Das gefällt mir nicht. Kann mir nicht vorstellen, dass ein kettenrauchender Mann "kreischend" lacht. Wie lacht man überhaupt kreischend?

»Ich geh jetzt«, sage ich. »Du könnt’st mich nach Hause fahren.«

Ab da verlier ich sie wieder. Hat Deine Protagonistin sich vorher ein schlechtes Gewissen eingeredet, weil sie Jens nicht gleich mit nach Hause genommen hat, fährt deswegen gar im büschen Sturm zurück und nun? Sie macht genau den gleichen Fehler noch einmal. Sie merkt ja, dass was nicht stimmt. Wäre es nicht realistischer bei Mutter und Oma anzurufen? Hilfe, Jens ist komisch und will nicht mit? Okay, Sturm, kein Handynetz. Wenn sie geht, hätte ich erwartet, dass sie Hilfe holen will. Verzweifelt ist, dass Jens nicht mit will. Vielleicht zieht sie an seiner Jacke usw. So wirkt das auf mich wie "Tja, dann gehe ich halt."

Ich atme tief durch. Bestimmt nur ein Tier. Hat Unterschlupf im Turm gesucht. Kluges Tier.
Ich halte das Licht vor mich, steige die Treppe weiter hinunter. Schneller jetzt. Hinter der Windung erscheint der Ausgang.

Ich bin mir nicht so sicher, ob Du bereits im Verhältnis zur ersten Version Tempo herausgenommen hast. So richtig anfreunden kann ich mich nicht mit der Stelle. Mir ist die Funktion des Tieres nicht klar, wenn die Geräusche nicht auch von Jens kommen könnten.

Wie das Lachen eines Rauchers.

Oder doch Jens? Aber ein Lachen halte ich für identifizierbar, besonders von einer Person, die man gut kennt. Und immerhin ist er ein kreischend lachender Raucher :D. Das finde ich noch nicht optimal gelöst.

Ich versuche, mir den Dreck aus den Augen zu wischen. Taumle und rutsche auf einem glitschigen Gehwegstein aus. Schlage hin, mein Kopf knallt auf den Boden.

Ja, hier gibt es plötzlich einen Bruch in der Geschichte. Deine Protagonistin wird zur Gejagten. Es geht jetzt um sie und nicht mehr um Jens. Ich frage mich nur, warum? Ich hätte hier eher erwartet, dass etwas im Meer passiert oder eben mit Jens. Sie sich umschaut, ob er nicht doch kommt usw.

Das Ende wiederum gefällt mir ganz gut. Wenn ich mich recht erinnere, war das etwas länger in der ersten Version. So finde ich es auf jeden Fall gut. Ich hoffe, Du kannst mit meinen Anmerkungen etwas anfangen.

Liebe Grüße
Mae

 

So, unter der Woche komme ich nicht wirklich zur Überarbeitung, aber ich Fuchs habe schon am Wochenende die eingehenden Kommentare eingearbeitet und kann sie deshalb schonmal beantworten. :bounce: Der Rest kommt dann gegen Ende der Woche dran.

Hi @Vulkangestein

Den Rost, den Du behauptest, angesetzt zu haben, habe ich Dir gar nicht angemerkt. ;) Habe mich gefreut, von Dir zu lesen.

Ich finde, du schaffst es wieder sehr gut, die Atmosphäre einzufangen, aber auch dieses "archaische Ostseefeeling" mit einer modernen Band zu kontrastieren, die auch sehr präsent im Text ist. Auch die Action rund um Jules seltsame Begegnung ist gut beschrieben.

Dass die Atmosphäre, der Ort, dass das schon gut klappt, lese ich aus den Kommentaren sehr einvernehmlich raus. Gerade dieser Ort ist es, der mir die Inspiration zum Schreiben an dieser Geschichte und an "Sturmfrei" gegeben hat. Einmal habe ich im Ostseeurlaub eine Romanidee begonnen, und wann immer ich mich uninspiriert fühle, schaue ich da rein.

Daaann kommen wir doch mal zu dem großen Thema "Musiktexte in Texten" ... ne, Spaß.
Ich mache das als Leser meistens so, wenn ich so etwas entdecke, dass ich das entsprechende Lied im Hintergrund laufen lasse während ich weiterlese. Hat ziemlich gut geklappt; ich finde, das passt stimmungstechnisch.

Die Musik habe ich gestrichen, obwohl ich mich über Deine Einstellung dazu sehr freue. Ich habe den Text natürlich auch mit der Musik im Hintergrund geschrieben und wünschte mir, alle Menschen würden mit Musik in der Literatur so umgehen. :herz: Ich hätte die Musik auch behalten, hätte ich Jule nicht vom Fahrrad auf einen Motorroller verlegt und es da mit den Kopfhörern nicht mehr passend gefunden.

Andererseits finde ich (ich versuche das einfach mal so direkt), dass hier wenig passiert. Jule fährt zum Turm, erhascht vielleicht einen Blick auf das Atlantis des Nordens, stolpert, sieht vielleicht ein seltsames Wesen und dann ist Jens weg.

Vom Geschehen her finde ich persönlich das für eine Kurzgeschichte genug. Es muss mMn nicht viel äußere Handlung geben. Aber Du führst das ja noch weiter aus und steuerst dann in eine andere Richtung:

An diesen beiden Punkten wird es interessant, allerdings habe ich das Gefühl, dass sie nur kurz angeschlagen werden, danach sind sie wieder weg. Weder Vineta noch dieses Wesen werden im Text selbst mit Bedeutung aufgeladen bzw. von den Figuren interpretiert.

Dass Jule selbst die Situation nicht mit Bedeutung auflädt, sehe ich generell nicht als Problem. Ich wollte sie eher als Ungläubige mit den Ereignissen konfrontieren. Und immerhin, das Leuchten im Sturm, wird von Jens mit Bedeutung aufgeladen. Da Du vorschlägst, die Großmutter als Deuterin zu etablieren, nehme ich an, wir sind auf einer Linie, wenn es darum geht, dass die Prota nicht explizit und nicht selbst an Magie glauben muss.

Was ich langsam anfange, kritisch zu sehen, ist ihre Begegnung mit dem Unterirdischen. Da habe ich zwei Dinge nicht richtig auf die Kette gekriegt: a) Was Du sagst, diese Wahrnehmung auch mit Bedeutung zu füllen, b) dass keine richtige Verbindung zu der anderen Wahrnehmung, dem Leuchten im Sturm, gezogen wird. Da muss ich dringend nochmal ran. Ich hoffe, dass ich diese Sache rund bekomme. Vielleicht muss ich auch komplett umschichten und das Lebewesen unter dem Leuchtturm streichen.

Aber gut Ding will Weile haben. Kennst das ja.

Ich finde, da fängt Jules Geschichte eigentlich erst an und das wäre mir dann glaube ich zu wenig für eine Kurzgeschichte, die ggf. auch für sich alleine stehen können soll (wenn man die Serie so verstehen möchte).

Hm, ich glaube, ich höre das oft, dass am Ende einer KG für die Weiterentwicklung der Figuren eigentlich viel offen ist. Ich sehe da, ehrlich gesagt, momentan nichts Schlechtes dran. Klar, manchmal wünsche ich mir auch, die Autorinnen würden mir alles erzählen. Aber jetzt hast Du die Chance, Dir selbst zu überlegen, wie Jule ihr Leben fortführen möchte.

Inhaltlich teasert es es m.E. den Aufbruch Jules an, die wir vielleicht in Zukunft dabei begleiten, sich weiter über Vineta und die Unterirdischen zu informieren.

Denn ich denke, das wird eher nicht passieren. Das fände ich zu sehr on the nose, wenn Du verstehst, was ich meine. @Chutney hat aber einen guten Vorschlag diesbezüglich gemacht: Vielleicht lasse ich Jule in einer Überarbeitung am Ende zur Schaufel greifen. Oder so.

Handwerklich ist das sehr gut. Hab halt einfach mal gar keine schiefe Konstruktionen oder Typos gefunden.

Vielen Dank dafür! In letzter Zeit habe ich häufig das Gefühl, dass ich schluddrig lese. Ich hoffe immer, nichts Peinliches überlesen zu haben. :)

Schön, dass Du mir einen Kommentar dagelassen hast. Ich werde mir noch einmal Gedanken darüber machen, wie ich die Ereignisse mit Bedeutung auflade und sie v.a. miteinander verknüpfe. Das erscheint mir momentan das größte Problem zu sein (neben der Motivation der Figuren, aber darüber hast Du zum Glück nichts geschrieben).

Cheers,
Maria

Hi @Nichtgeburtstagskind

Ach, wie schön, ein Kommentar von Dir. Freut mich doch immer.

ich habe auch meine Probleme mit deiner Geschichte, da sind einige Fragezeichen über meinem Kopf.

Dieser Kommentar enthält wirklich irrsinnig viele Fragezeichen. ;) Es tut mir leid, wenn ich nicht auf alle Fragen eingehe: Ich vermute und hoffe, das möchtest Du an dieser Stelle auch gar nicht. Ich denke, ich muss da auch ein kleines Bisschen abwägen, weil ich häufig (nichts für ungut, ich hoffe, Du kannst das nachvollziehen) das Gefühl habe, dass Du eine geringere Unsicherheitstoleranz hast als ich. Und folglich finde ich nicht alle Fragen, die Du stellst, für mein Schreiben relevant, weil ich gerne etwas offen lassen möchte. Die meisten Fragen sind aber schon wichtig, also lass uns starten!

(Alles, was ich nicht extra erwähne, habe ich schon umgesetzt.)

Zum einem verstehe ich nicht worum es wirklich geht. In deiner Geschichte tauchen verschiedene Elemente auf, die übernatürlich erscheinen:

Ich glaube, hier findet sich neben der Motivation der Figuren eine der größten Probleme der Geschichte, die ich in einer Überarbeitung unbedingt ausbügeln muss:

Oder willst du einfach verschiedene Elemente reinbringen, um die Sinne zu verwirren, um die Situation schwieriger fassbar zu machen?

Ich habe es versäumt oder nicht hingekriegt, die beiden rätselhaften Elemente (das Leuchten im Meer und das Lebewesen unter dem Leuchtturm) miteinander in Beziehung zu setzen. Ich fürchte auch, das ist ein übergreifendes Plotproblem, weil ich ja eigentlich versuche, zwei Mythen zusammenzubauen, die ursprünglich nicht zusammen gehören. Das hat bei "Sturmfrei" gut geklappt, obwohl es auch da keine Verbindung gab – aber ist halt niemandem aufgefallen. Ich muss nochmal in mich gehen, ob ich den einen Teil nicht einfach komplett streiche.

Ich hoffe aber, wenn ich eine kohärente "Sinnestäuschung" erschaffen kann und es dann auch noch schaffe, dass diese Ereignisse von den Figuren mit Bedeutung aufgeladen werden, sich dann zumindest ein paar Fragezeichen geben. Weil dann hoffentlich auch die Deutung auf Leserinnenseite intuitiver wird.

Zur Motivation der Figuren sagst Du ja auch etwas:

Ich verstehe nicht, warum Jule so handelt, wie sie handelt. Warum fährt sie überhaupt dahin? Der Jens wird ja nicht das erste Mal alleine da draußen rumhängen. Was denkt sie, kann sie ausrichten? Und warum nimmt sie diesen Schlüssel mit?

Inzwischen habe ich ein bisschen auserzählt, dass Jens sich im Sturm schon einmal verletzt hat, dass Jule ihn zurückholen will, dass sie den Schlüssel mitnimmt, um kurzzeitig einen trockenen und windgeschützten Unterschlupf zu haben. Ich habe aber auch als großen Überarbeitungspunkt offen, dass ich die Beziehung zwischen Jule und Jens deutlicher mache. Dass die beiden etwas aneinander bindet, das ihr Verhalten zueinander erklären kann. Dem bin ich auf der Spur.

Ich wundere mich über deine Szenenauswahl. Ich sehe nicht ganz, warum du uns ausgerechnet diese Ausschnitte zeigst.
Jule könnte auf Jens treffen, kurz vor dem Sturm, der Sturm kommt heran, die merkwürdigen Dinge passieren, Jule haut ab. Da bräuchte man die ersten beiden Szenen nicht, oder doch? Auch die letzte Szene finde ich irgendwie unnötig – was bedeutet es für Jule, dass Jens verschwunden ist? Was sagt das dem Leser?

Ich bin mir unsicher, ob ich da mitgehe. Seit ich etwas überarbeitet habe, denke ich, das stimmt nicht mehr in der Form, wie es für die Vorversion stimmte: Weil nun Jules Verantwortung dafür, Jens auf den Leuchtturm gelassen zu haben, zumindest angedeutet wird. An dieser Stelle werde ich nach dem Vorschlag von @zigga auch noch nacharbeiten, damit auch sein Unfall mit dem Zugang zur Aussichtsplattform verknüpft wird. Idealerweise dienen die ersten beiden Szenen ja dazu, das Verhältnis der Figuren untereinander klarzumachen und eine Geschichte in Gang zu setzen, in der Jule für Jens' Unfall mitverantwortlich wird. Aber das kommt noch nicht so raus und war v.a. auch kein Bestandteil der ersten Version, und da muss ich nochmal dran.

Für mich bedeutet die letzte Szene eben vor allem, was Du im Zusammenhang mit der Musik beobachtet hast: Nämlich, dass Jule Jens' Tod als ein Entschwinden nach Vineta deutet. Aber auch da werde ich nochmal drangehen.

Um das Problem mit dem Titel zu lösen, könntest du einfach etwas umstellen:

Am Wochenende habe ich mich noch dagegen gesträubt, den Anfang umzustellen. Ich nehme das aber die Tage in Angriff (nachdem ich nun drei unterschiedliche Vorschläge dazu bekommen habe).

Jule wirkt allerdings auch auf mich eher wie 12. Ich kann irgendwie gar nicht wirklich festmachen, warum. Vielleicht kommt das noch durch Sturmfrei, da waren die Kinder jünger, oder?

Ich bin von dieser Einschätzung, ehrlich gesagt, irritiert. Na ja. Inzwischen fährt Jule Motorroller: Da tritt das Problem hoffentlich nicht mehr auf. Bei "Sturmfrei" war die Prota eher so zwölf oder jünger, das stimmt.

Das halte ich für unrealistisch, das ist doch viel zu gefährlich. Macht sich die Mutter keine Sorgen? Oder nehmen die Leute an der Küste einen Sturm tatsächlich nicht ernst?

Ich denke, da gibt es individuell auch große Unterschiede. Meine Mutter würde das nicht wollen, aber wenn ich dann die Leute sehe, die bei Sturm extra an den Strand oder an den Hafen fahren (die gibt's in Hamburg auch, ist auch cool am Elbstrand bei Sturm) ... Da ticken Leute wohl unterschiedlich, und ich behaupte einfach, dass Jules Familie das locker nimmt. Die Mutter nennt ja auch als Grund, warum sie nicht selbst rausfährt, ausdrücklich nicht den Sturm.

Hat der sie ernsthaft gehört?

Sie hat gerufen, er hat sie gehört. Warum nicht?

Auf jeden Fall wieder ein interessantes Thema. Aber an Ideen mangelt es dir ja nicht. :) Bin gespannt, was du noch draus machst.

Ich bin auch gespannt. :lol: Und auf jeden Fall motiviert. Ich melde mich, wenn ich mehr draus gemacht habe. Vielen Dank für die vielen herausfordernden Fragen und Deinen so genauen Blick!

Cheers,
Maria

Hi @Meuvind

Wie schön, von Dir zu hören. Habe mich über Deinen Kommentar gefreut. Alles, was ich nicht extra erwähne, habe ich bereits eingearbeitet.

Würde beide Sätze durch ein Komma verbinden. Schließlich sind die ja auch inhaltlich verknüpft. Ist aber nur ne Geschmackssache.

Ja, Geschmackssache. Mein Geschmack sieht das anders. Nicht wegen des Inhalts, sondern wegen des Rhythmus. Aber ich werde den Anfang sowieso nochmal umbauen. Das kommt.

Dann hab ich erst später erfahren, dass er ein eigenes Haus besitzt. Das ist jetzt mit dem Bart und so deutlicher klarer.

Jens' Alter früher deutlich zu machen, das scheint geklappt zu haben. Danke für die Rückmeldung!

Wenn er das weiß, warum fragt er die Prot. erst jetzt danach?

Eigentlich lässt er sich dieses Wissen, dass die Oma den Schlüssel hat, nur bestätigen. "Deine Omma hat nen Schlüssel" ist ja eigentlich keine Frage, er kaschiert das nur als solche. Und wenn Du eine Konversation beobachtest, in der eine Person etwas von einer anderen Person will, wette ich, dass Du in vielen Fällen hören wirst, dass die eine Person sich erst bestätigen lässt, dass die andere Person auch hat, was sie will. Selbst wenn die eine Person das – zumindest ungefähr – weiß. Im Prinzip eine Manipulationsstrategie, ein Fuß in der Tür, wenn Du so willst.

Und warum besitzt die Oma eigentlich den Schlüssel, ist die irgendwie für den Leuchtturm verantwortlich? (Ich vermute ja über den verstorbenen Großvater, der dort Leuchtturmswärter war

So stelle ich mir das auch vor. Der Leuchtturm ist ja nicht mehr in Betrieb, aber eine Rentnerin, die in der Nähe wohnt, könnte theoretisch nach dem Rechten sehen. Vielleicht, weil sich der Schlüssel sowieso in der Familie befand. ;)

Ich liebe es, in Geschichten anderer Leute selbst Flusen zu suchen, die mir logisch erscheinen

Ich finde gut, dass Du das tust. Ich hätte es ja auch erklären können, aber ich freue mich, wenn Leserinnen selbst ein bisschen fantasieren.

Ist das ein Straßenname? Habe Panzerweg nachgeschlagen, aber nichts Kluges dabei gefunden.

Stimmt, Google-Ergebnisse sagen: Es gibt einige "Panzerweg"-Straßennamen. Wenn Du dann aber in Google auf "Bilder" klickst, kriegst Du zu sehen, worum es geht. Das ist ein Weg, der für Panzer gebaut wurde. An der Ostseeküste gibt es viele solcher Wege, die heute von Radfahrerinnen genutzt werden. Ich habe das Wort v.a. deshalb untergebracht, weil ich gehofft habe, dass endlich die Verwechslungen mit der Nordseeküste aufhören. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich richtig liege oder das nur so empfinde, aber für mich hat der Panzerweg etwas sehr Ostdeutsches.

Ich mag Songtexte in Geschichten überhaupt nicht, weil damit Figuren auf eine Art charakterisiert werden, die mir fremd ist.

Musik ist weg.

Vielleicht "antut ..." ? Der Satz ist nicht beendet.

Für mich ist das eine Floskel. Und insofern abgeschlossen.

Ich kenne mich mit Wörtern wie büschen nicht aus, aber wenn es von bisschen kommt, wird es dann nicht trotzdem "büsschen" geschrieben?

Das habe ich mich auch gefragt, und das Wort extra nachgeschlagen. "Büschen" ist richtig. Es wird anders als "bisschen" nicht mit einem ss-Laut und einem folgenden ch-Laut, sondern mit einem sch-Laut ausgesprochen. Und deshalb ergibt die Schreibweise auch total Sinn.

Finde ich sehr cool, das mit dem Pflücken. Mag das Bild.

Das freut mich. :)

Wie genau? Scheint ja nicht so schwer zu sein, die Tür zu öffnen, also warum hat er es noch nicht vorher getan?

Das ist gestrichen. Jule schließt jetzt auf.

Eine Sache, die ich auch nicht verstehe: Der Jens buddelt um den Leuchtturm herum auf dem Land. Warum? Weiß der nicht, dass die Stadt im Meer liegt? Was will er denn unter dem Leuchtturm finden?

Hier liegt im Argen, dass ich es noch nicht so gut geschafft habe, eine Verbindung zwischen den Unterirdischen und Vineta zu ziehen. Beides sind Ostsee-Legenden, aber die zusammenzubringen, ist total unintuitiv. Ich muss nochmal gucken, ob ich die Unterirdischen nicht ganz streiche. Aber dann fällt auch das Buddeln weg. Na ja, Großüberarbeitungen kann ich.Mal gucken, ob ich's auch will oder ob mir was Raffinierteres einfällt.

Habe deine Geschichte gerne gelesen. Da sind noch ein paar Ecken und Kanten, gerade weil du Ereignisse überkomplizierst. Atmosphärisch ist das aber allemal, mit all dem Regen und Sturm.

Atmosphäre Check. :lol: Meine Großeltern fahren jedes Jahr nach Ahrenshoop, einem wunderschönen Ort an der Ostsee, und radeln dort durch die Gegend. Das kann ich nur allen Menschen empfehlen, die Inspiration suchen.

Vielen Dank für Deinen Besuch!

Cheers,
Maria

 

Hallöchen,

Es tut mir leid, wenn ich nicht auf alle Fragen eingehe: Ich vermute und hoffe, das möchtest Du an dieser Stelle auch gar nicht.
Genau richtig so.

das Gefühl habe, dass Du eine geringere Unsicherheitstoleranz hast als ich.
Ich muss sagen, dass ich als Leserin auch eine hohe Unsicherheitstoleranz habe. Was soll ich auch anderes machen? Bei einem Roman kann ich den Autor eben nicht eben fragen und hoffe, dass sich schon alles irgendwie aufklärt. Und wenn nicht, habe ich es am Ende des Buches eh vergessen. ;) Hier im Forum bohr ich eben gern, frage vielleicht auch mal zu schnell nach, anstatt einfach mal nachzudenken. Es ist eben eine Kritikermeinung und keine Lesermeinung. Behalte das bitte immer im Hinterkopf. :)

Sie hat gerufen, er hat sie gehört. Warum nicht?
Weil der Wind heult, der Regen prasselt. Ich finde es eben erstaunlich, dass er den Ruf hört, über die Länge des Leuchtturms hinweg und durch den Sturm.

Liebe Grüße,
NGK

 

Hallo @TeddyMaria,

wie auch beim Vorgänger ist dir hier eine sehr dichte und atmosphärische Geschichte gelungen. Deine Sprache ist voller toller Bilder, ich fühle mich mittendrin in jeder Szene. Du lässt einige Mysterien im Plot offen, was mir sehr gut gefällt. Vieles ist hier mehrdeutig, wie die Geräusche und Kreaturen in der Dunkelheit, was genau passiert ist, ist weder Jule noch dem Leser komplett klar, das erzeugt eine Menge Spannung, finde ich, und man macht sich nach dem Lesen noch Gedanken über die Geschichte.

Ich habe die anderen Kommentare nur überflogen, das Folgende könnte redundant sein:

Ich hatte die erste Version der Geschichte gelesen und jetzt die überarbeitete und meine, dass du am Anfang mehr erklärst - ich könnte mich aber auch falsch erinnern.

»Eine Spur von den Unterirdischen?«, frage ich
»Die Stadt wird heut auftauchen, da draußen«, sagt er
Sind diese Textstellen neu? Persönlich demystifiziert mir das den Plot zu sehr. Ich fände die erste Begegnung mit dem Leuchten und den Kreaturen stärker, wenn diese Erklärung am Anfang fehlen würde. Aber das ist vermutlich nur Geschmackssache und einige Leser werden die Klarheit mehr mögen.

einen halben Meter tief, dicht an dicht. Einen halben Tag buddelt er an jedem Loch, nachdem er von der Arbeit kommt.
Hier bin ich etwas gestolpert, weil es mir nicht ganz logisch erscheint, bin aber vermutlich überpingelig: Ich stelle mir die Löcher als kleine Kulen vor, ein halber Meter ist nicht tief. Dass er an ihnen einen halben Tag (12 Stunden?), oder zumindest den ganzen Abend nach der Arbeit buddelt, scheint mir sehr langsam zu sein. In meinem Kopf sehe ich ihn da jeden Tag locker mehrere solcher Löcher ausheben.

stinkt es nach Schlamm
Stinkt Schlamm am Meer bzw. an den Dünen denn wirklich? Mir kommt der Schlamm dort ziemlich geruchsneutral vor.

Mutti verzieht das Gesicht. »Nee.[_]Ruf ihn doch an.«
Da fehlt ein Leerzeichen.

Ich löse mich aus der Selbstumarmung. »Ich fahr schon.«
Mutti zieht eine Augenbraue hoch. »Mit dem Roller?«
»Ist doch nur ein büschen Wind«, sage ich.
»Jens!«, rufe ich, doch der Sturm pflückt mir das Wort aus dem Mund und reißt es fort.
Ich schnappe mir meinen Schlüsselbund vom Haken. Verharre für einen Augenblick. Dann stopfe ich auch den Schlüssel für den Leuchtturm in die Anoraktasche. Setze den Helm auf.
Als ich die Haustür öffne, reißt der Wind sie mir aus der Hand und prustet mir ins Gesicht. Mit gesenktem Kopf stapfe ich nach draußen.
Das sind so toll geschrieben Stellen :thumbsup:

Richtig gute Geschichte!

Viele Grüße,
Catington

 

Hallo Maria

Ich mag deine Leuchtturmserie rund um die verwunschene Stadt Vineta, hab gerade noch einmal "Sturmfrei" gelesen. Die ganze Atmosphäre, diese Entfesselung der Natur, der Kampf mit den Elementen, aber auch den menschlichen Gefühlen, ja das hast du prima hingekriegt. Auch die Überarbeitung hat dem Text gut getan. Mit dem Ersatz des Fahrrads durch den Roller präsentiert sich Jule in meinen Augen viel nachvollziehbarer, reifer halt. Der Twist am Ende kommt nun etwas sanfter daher, statt dieser krasse Bruch mit dem "wir müssen jetzt stark sein", das ist schon gut gemacht.

Als ich meinen Motorroller den Weg hinauf zum Leuchtturm schiebe, fliegt hinter der Düne Sand auf. Jens buddelt. Eine Schaufel Sand, noch eine Schaufel, noch eine Schaufel.
Der Einstieg ist jetzt viel fluffiger, zieht einen sofort rein. Prima.

»Nee.[ ]Ruf ihn doch an.«
Leerschlag

Oma zieht schnaufend die Nase hoch. »Wenn er sich was antut.«
Kam für mich unerwartet. Warum soll er sich was antun? Eher tat ihm doch die Natur etwas an."

Ich löse mich aus der Selbstumarmung. »Ich fahr schon
Ohne 'schon', und dadurch Betonung auf 'Ich', wärs für mich noch eindringlicher.

Ich gerate ins Schlingern, beiße die Zähne zusammen und springe ab. Lehne mich gegen den Wind, schiebe weiter.
Hier hatte ich ein schiefes Bild. Wenn jemand vom Roller abspringt, überlässt er ihn seinem Schicksal und der schlingert dann bis zum Umfallen weiter. Hier müsstest du den Roller irgendwie stoppen, und dann absteigen.
Denn - weiterschieben kann sie ihn ja nur, wenn sie ihn vorher schon geschoben hatte. Ich hoffe, ich konnte dir meine Konfusion klar machen.

»Jens!«, rufe ich, doch der Sturm pflückt mir das Wort aus dem Mund und reißt es fort.
Schönes Bild.

Hier unten gibt es keine Tür, nur einen gemauerten Bogen.
Ist zum Teil wie nach Hause kommen, wenn man "Sturmfrei" gelesen hat. ;)

zieht es(, )die Tür zur Aussichtsplattform ist offen.
Hier würde es für mein Leseempfinden einen Punkt vertragen.

Ich mache einen schnellen Schritt, löse mich von ihm.
Dann wäre sie aber noch näher der Plattform. Vlt. einfach: Ich mache einen schnellen Schritt zur Seite.

die Kälte drückt sich durch meinen Ärmel.
Nur durch einen?

»Ich geh jetzt«, sage ich. »Du könnt’st mich nach Hause fahren.«
Guter Versuch, Jens umzustimmen. Aber dabei lässt sie es komischerweise.
Hoffentlich kommt Jens nach, wenn ich gehe.
Etwas seltsam, wie kampflos sie Jens nun den Elementen überlässt. Oder liegt er ihr dann doch nicht so am Herzen? Weshalb ist sie bei diesem Wetter dann überhaupt nochmal zum Leuchtturm raus - und hat ihm sogar den Schlüssel gebracht, was die Situation ja nur noch verschärfte. Alos ich hätte ihm noch ein "Versprich mir, dass du nachkommst." abgewrungen, oder so.

Im Licht eines Blitzes flieht eine gebückte Gestalt zwischen die Dünen, schnauft und gackert dabei.
Die ganze "Rattenszene" ist toll geschrieben, ist's nur Einbildung? Oder ist da tatsächlich ein (Un-)Wesen am Werk? War das Schimmern Vineta doch keine Einbildung? Und nun ist Jule ganz auf sich konzentriert, hier geht's nicht mit rechten Dingen zu und her, nur weg, bloss weg hier. Und ja, hier ist Jens erstmal nicht mehr wichtig. Die eigene Haut gilts nun zu retten.

Der Regen peitscht mir ins Gesicht, in der Dunkelheit verschwindet [der] Leuchtturm fast.
der

Dann ein Blitz, etwas hängt vom Geländer der Aussichtsplattform. Eine Gestalt.
Ich wische mir das nasse Haar aus dem Gesicht. Kneife die Augen zusammen. »Jens!« Ein weiterer Blitz, und auf der Aussichtsplattform ist niemand zu sehen.
Eine Schlüsselszene, das Verschwinden von Jens. Oder was Jule zu sehen glaubte, deshalb würde mir ein "ist niemand mehr zu sehen." besser gefallen.

Am Turm spähe ich nach Jens, lasse den Blick über die Dünen schweifen. Kein Jens. Keine seltsame Gestalt. Niemand.
Ist sie nochmal zurückgeeilt? Und wieso erwartet sie Jens in den Dünen zu sehen, er müsste sich ja entweder in den Turm zurückgezogen haben oder er ist abgestürzt. Lese ich da was falsch?

Ich ziehe die Hand weg. Regen prasselt auf das Dach.
»Ist Jens mit dir zurückgefahren?«, fragt Oma.
Wäre für mich folgerichtiger: »Ist denn Jens nicht mit dir zurückgefahren?«, fragt Oma.

und nu mein Solperstein:

Jens‘ Kastenwagen steht noch da. Wartet auf ihn. Doch das Meer gibt nichts zurück.
Hach, wie sag ichs bloss. Also, das erzählt man sich vielleicht nach einem Jahr, am Stammtisch, aber doch nicht am Tag danach, wo Jens erstmal vermisst wird. Nee, das gefällt mir nicht, so poetisch es auch klingen mag.


Fazit: Trotz des kleinen pathetischen Klopfers am Ende, ganz grosses Kino, Maria. Düster und beklemmend, obwohl man nicht viel von Jens weiss, so kann man doch erahnen, dass er sein Vineta gefunden hat.
Hat mir sehr gut gefallen und ich bin gespannt, wie du die Serie weiterführst.

Liebe Grüsse
dot

P.S Im Mai besuche ich Schwerin - Wismar - Stralsund. Ich freu mich auf die Gegend!

 

Hallo miteinander,

Vorweg: Ich hatte eine Idee für die Geschichte, die ich dieses Wochenende umsetzen möchte. Bis dahin habe ich zumindest alle Kleinigkeiten, die angemerkt wurden und die ich sinnvoll fand, schonmal umgesetzt. Danke an alle Kommentatorinnen! Ich hoffe, dass ich es schaffe, euch allen dieses Wochenende zu antworten (kann's aber nicht versprechen). ;)

Grüße,
Maria

Hi @zigga

Vielen Dank für Deinen Wahnsinnskommentar. Ich finde es echt toll, wie sehr Du Dich einfühlst in das, was ich erreichen möchte und was ich dafür noch tun müsste. Dankeschön! Alles, was ich jetzt nicht extra erwähne, habe ich umgesetzt, ohne weitere Worte darüber zu verlieren.

Vorschlag:

Nachdem @linktofink, @Nichtgeburtstagskind und Du Vorschläge dazu gemacht haben, wie ich den ersten Absatz umstellen könnte, habe ich mich von meinem ursprünglichen ersten Satz getrennt (es fiel mir nicht leicht). Ich habe Deinen Vorschlag bis auf die Änderung von einem einzigen Wort übernommen. :p Ich hoffe, das ist okay, aber mit Vorschlägen von Kommentatorinnen war ich noch nie zimperlich. ;) Danke!

Also, du könntest ihn am Anfang gut humpeln lassen, wäre auch charakterisierend, finde ich.

Voll die gute Idee! Ist sofort gemacht.

wäre wieder eine schöne Gelegenheit für gute Charakterisierung. Sowas wie: "Wieso muss sich Jens auch nur gegen ein Handy sträuben? Er und seine Verschwörungstheorien" oder sowas!

Ich war im Nachhinein etwas überrascht, dass Du der Erste warst, der anmerkte, dass man sich auch einfach mal anrufen könnte. Bei "Sturmfrei" sind die Kommentatorinnen mir da echt aufs Dach gestiegen. :lol: Die Familie diskutiert jetzt kurz darüber, dass Jens ja kein Handy hat. Das mit den Verschwörungstheorien war mir allerdings etwas zu sehr on the nose. Die Info, dass er kein Handy hat und Jule ihn besser kennt als Mutti, das muss erstmal reichen. Später habe ich noch untergebracht, dass Jule mit ihrem Handy Hilfe rufen möchte.

Ich beneide euch ja um all das Wasser bei euch im Norden. Und die schönen Stürme. Im Ernst, wenn ich Geschichten aus dem Norden lese, finde ich gerade die Landschaftsbeschreibungen immer sehr schön.

Hehe. Ja, ich finde diese Landschaft auch so abgefahren, weil sie so viel Pathos und Kitsch bereithält. Ist ja auch eine Falle für mich. Allerdings glaube ich, dass fast alle Orte etwas Einzigartiges haben, das sich romantisch aufladen und verklären lässt. Beim Meer ist es nur so naheliegend, weil es eben so sichtbar macht, dass die Wildnis so viel bereithält, was gewaltiger ist als ein Mensch.

Ach so! Ich dachte, das sei auch Jens' Großmutter - dass Erzählerin und Jens Cousine und Cousin wären

Das ist noch ein bisschen schwierig. Ich möchte mich nicht von Jens' "Omma" trennen, aber das muss ich nochmal kritisch prüfen. Vielleicht kann auch Jule sie so nennen. Oder sie sind einfach verwandt. Das ginge ja auch. Hmmmmm ...

Hä Moment, wieso fährt sich auf einmal Fahrrad und nicht mehr Roller? Wo hat sie denn plötzlich das Fahrrad her

Kleiner Fail, sorry. Jule ist früher Fahrrad gefahren, und dann habe ich sie motorisiert, um ihr Alter besser klarzukriegen. Ich habe das aber nicht mit "Suchen + Ersetzen" gemacht, weil ja auch ihre Art des Fahrens sich ändern musste. Dabei ist mir diese Stelle durch die Lappen gegangen.

Aber ich muss sagen, dass ich diese Art des Erzählens bzw. Ende-Erzählens nicht gern lese. Frage: Wieso deutest du Dinge an, die eigentlich klar sind, wenn ich darüber nachdenke? Und welchen Zweck haben die Leerstellen für den Lesegenuss des Lesers?

Oje, das war auch schon ein Kritikpunkt bei meiner vorletzten Geschichte. Und ich fürchte, das liegt nur daran, dass ich selbst davor zurückscheue. Obwohl ich natürlich weiß, dass ich das als Autorin auf keinen Fall tun darf.

Wie ist er ins Meer gekommen? Oder: Wie hat das die Erzählerin mitbekommen und die Oma, die Jens sehr gerne hat, dass Jens entweder ins Meer gefallen ist oder einfach verschwunden ist?

Ich habe Folgendes sofort geändert: 1) Jule schaut, genau wie Du vorschlägst, noch einmal zurück zum Turm, sieht eine Gestalt am Geländer, und dann verschwindet die Erscheinung, und sie kann Jens nicht mehr sehen. 2) Ihre Oma weckt sie nicht am nächsten Morgen, sondern wartet zu Hause auf sie und weiß noch gar nicht, was geschehen ist.

Das ist erstmal eine vorläufige Anpassung. Momentan macht es mir Spaß, den Text in winzigen Schritten weiterzuentwickeln. Das wächst ganz organisch unter meinen Händen. So habe ich noch nie gearbeitet, aber es fühlt sich gut an, zumal die Kommentatorinnen jeden Tag etwas anderes lesen und etwas andere Rückmeldungen geben.

Jetzt habe ich aber noch eine Idee, die eine etwas größere Umbauaktion bedeutet. Ich hoffe, ich schaffe es am Wochenende. Bis dahin betrachte ich die aktuelle Version als Übergangslösung, die sich schon leicht in die Richtung neigt, die Du vorgeschlagen hast.

In den Erzählungen des Mittelalters hat es eine große Rolle gespielt, wie eine Figur gestorben ist; das hat sich bis in unsere heutige Zeit hineingezogen, finde ich. Wenn man es platt sagen will: Menschen sterben, wie sie gelebt haben. Das wäre auch eine Chance auf eine gute Charakterisierung und Subtext, wenn man vom Tod von Jens etwas mitbekäme und nicht am Ende etwas nebulös als Zuschauer aus dem Geschehen gerdrängt wird.

Diese Anmerkung finde ich interessant und auch Deinen Vorschlag zum Sprung vom Turm und dem Schwimmen im Meer ... Allerdings fürchte ich, wenn Jule im Detail einen längeren Unfallablauf mitbekommt, dass sie dann tätig werden muss. Das verlangt natürlich nach einer deutlich stärkeren Überarbeitung. Aber da bin ich dran, wie gesagt. Ich melde mich, wenn es soweit ist.

Also, ich hab das gerne gelesen, Maria, ich finde es toll, wie du dich machst;

Deinen Kommentar habe ich auch sehr gerne gelesen, und er hat mir wirklich zu denken gegeben. Freut mich, dass die Geschichte Dir im Großen und Ganzen gefällt. Ich versuche trotzdem, sie noch besser zu machen. ;) Vielen Dank, dass Du mich dabei unterstützt.

Cheers,
Maria

Hi @Friedrichard nochmal

Schön poetischer Satz, find ich, und ja da schau her, Jule ist motorisiert!, wer hat denn da genug vom Klingeln?

War ja nicht wegen der Klingel. :lol: Aber gut, beim Hupen ist es zumindest eindeutig, dass sie nicht an der Leuchtturmtür hupt. Hat auch was für sich.

Aber jede Änderung birgt auch eine Gefahr, weißtu doch,

Stimmt, das ist mir leider nur zu gut bewusst. Danke fürs neuerliche Flusensuchen.

Vom Gefühl her haucht oder bläst wer oder was „ins“ Gesicht und selbst wenn einer eins „auf“ die Fresse kriegt, so landet die fremde Hand wohl auf der Nase, aber im Gesicht. Weiß aber nicht warum.

Natürlich hast Du vollkommen recht. Auch damit, dass es durchaus interessant ist, wie es zu diesem "ins Gesicht" kommt. Hm. Ist zumindest geändert.

Vielen Dank für Deinen genauen Blick! Genieß das Wochenende.

Cheers,
Maria

Hi @Chutney

Und schön, dass Du da bist. Wenn ich das richtig verstehe, hast Du die Geschichte schon mehr als einmal gelesen. Danke dafür!

ich finde deine Überarbeitung sehr gelungen. Eine große Stärke der Geschichte ist für mich die Atmosphäre. Ich fühlte mich am Ende klitschnass und durchgepustet. Auch die Dialoge sind sehr echt.

Und es freut mich sehr, dass die Geschichte Dir gefällt und dass die Atmosphäre auch auf Dich als Nordlicht richtig wirkt. Genauso freue ich mich über Deine Beurteilung der Dialoge. Ich habe ja selbst mit Dialekten und Regiolekten nicht viel anderes zu tun, als dass ich mich dafür interessiere. Nicht einmal nachahmen kann ich Dialekte! Deshalb befürchte ich manchmal, mit meinen regional gefärbten Dialogen als Hochstaplerin entlarvt zu werden. :lol: Die meiste Recherchearbeit steckt also in den Wörtern, die die Figuren nutzen (Sagt man im Osten auch "Moin"? Was ist ein guter regionaler Spitzname für ein Mädchen? – solche Dinge wollen gut gegoogelt sein).

Als ich die Geschichte zum ersten Mal am Anfang gelesen habe, erschien mir das alles noch etwas ungewichtet. Die Stellen, wo sie sich körperlich von Jens abgestoßen fühlte z.B., haben mich da noch in die falsche Richtung gelockt. Jetzt sehe ich das als seine Eigenart, nicht als Bedrohung für sie.

Das freut mich. Ich habe inzwischen eine Überarbeitungsidee, mit der ich den Unterirdischen besser in den Text einbinden und das Ende flüssiger gestalten möchte. Allerdings weiß ich immer noch nicht ganz, wie ich die Beziehung zwischen Jule und Jens richtig gestalten möchte. Aber das kriege ich hoffentlich auch noch klar – anscheinend bewege ich mich zumindest in die richtige Richtung.

Im Moment lese ich das so, dass sie ein Verantwortungsgefühl für Jens hat, welches sie dazu bringt, nach ihm zu sehen. Das ist löblich, aber vielleicht auch ein bisschen langweilig.

Ursprünglich hat Jule eine rote Jacke getragen, und ich habe sie ein bisschen als Rotkäppchen geschrieben. Ein Mädchen, das von ihrer Familie an einen gefährlichen Ort geschickt wird, um einem Bekannten, der der Familie nahesteht, Essen zu bringen. Das war die ursprüngliche Idee, aber das Pflichtgefühl gegenüber der Großmutter einfach als Hauptmotivation anzunehmen, um sich in Gefahr zu bringen, reicht in der heutigen Zeit offensichtlich nicht aus. Ich überlege noch, dass Jule und Jens irgendwie ... befreundet sein müssten oder er irgendwie ein Teil der Familie ist. Mal gucken, wie ich das löse.

Und ich finde es gut, dass du die Idee mit dem Schlüssel aufgegriffen hast, dass da das Moment der Schuld reinkommt. Plötzlich ist sie beteiligt, wagt etwas und nimmt vermutlich auch Schaden.

Gefällt mir so auch viel besser. Ich habe auch versucht, die Reaktion der Großmutter da ein bisschen stärker auf Schuld zu drehen.

Einige Sachen, die Du im Folgenden erwähnst, habe ich ohne weiteres Murren sofort umgesetzt. Danke dafür!

Ich habe mich gefragt, was Jens wohl arbeitet.

Ja, interessante Frage, aber ist das wichtig? Bin mir da nicht sicher.

Sehr schön, seine Worte, die "Omma". "Roller-Topcase" irritiert ein bisschen, kannte ich gar nicht.

Die Omma finde ich auch gut, obwohl das natürlich auf eine falsche Fährte führt (denn sie ist ja nicht Jens' Omma). Das muss ich leider nochmal prüfen. Mit dem Topcase bin ich eher unglücklich. Ich kannte das auch nicht, bevor ich nach dem Wort gesucht habe. Für mich ist das "das Dingsda hinten auf dem Roller, wo man Dinge reintun kann". Aber das geht ja auch nicht.

Diese ganze Szene ist so nah, als würde ich mit vor dem Werkzeugkasten sitzen.

Diese Rückmeldung kriege ich zum ersten Mal. Freut mich sehr!

Hier bin ich unschlüssig, ob die Mutter da wirklich so cool bleiben würde, so wie du den Sturm schilderst.

Diese Stelle ist schwierig, sehe ich ein. Ich habe extra die Mutter als Grund, nicht loszufahren, schon nicht den Sturm nennen lassen. Aber die Stelle ruft trotzdem Ungläubigkeit hervor. Da muss ich nochmal genau gucken.

Ich könnte mir hier auch noch eine körperliche Reaktion von ihr vorstellen. Dass sie sich übergibt, dass sie irgendetwas Irreales tut, anfängt zu graben oder so etwas.

Die Idee mit dem Buddeln finde ich total gut. Ich denke, das kaufe ich für die nächste Überarbeitung. :) Danke dafür!

Vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar und Deine Anmerkungen. Was die Beziehung zwischen Jule und Jens angeht, werde ich nochmal genau schauen und gucken, dass ich die Verbindung zwischen den beiden irgendwie auch rationalisiere, sodass hier ein Motiv für Jules Sorge entsteht. Ich melde mich auf jeden Fall, wenn ich weitergekommen bin.

Cheers,
Maria

 

Hi @Maedy, du Blitzkommentatorin

ich habe Dir noch einen ausführlichen Kommentar angedroht.

Und ich habe mich darauf gefreut. Dein erster Kommentar, den Du zwanzig Minuten nach dem Hochladen der Geschichte geschrieben hast, war ja schon messerscharf. Da war ich selbstverständlich gespannt auf Deinen angedrohten neuerlichen Besuch. ;) Alles, was ich nicht mehr erwähne, habe ich bereits umgesetzt.

Das mit dem Alter der beiden »grau gesprenkelter Bart« und »Roller« hast Du jetzt gut gelöst. Jetzt habe ich die richtige Vorstellung von Anfang an.

Grüße und Dank an alle Kommentatorinnen. Freue mich, dass es so gut klappt.

Das sind so Stellen, bei denen ich auch immer wieder überlege, wie man Wiederholungen vermeiden kann. Wäre natürlich absolutes Fine-Tuning.

Das mit der "Dose" statt "Brotdose" hatte ich ursprünglich auch so, aber bei mir und auch bei einigen Kommentatorinnen entstatt dadurch so ein Getränkedosen-Eindruck. Ich hab's jetzt trotzdem nochmal auf "Dose" zurückgesetzt.

dann hätte ich schon vorher bei ihr erwartet, dass sie sich Fragen stellt oder darauf insistiert, dass er mitkommt. Sie scheint sich ja für ihn verantwortlich zu fühlen in einer gewissen Weise oder sich jedenfalls gegenüber der Oma verantwortlich fühlen.
Sie macht genau den gleichen Fehler noch einmal. Sie merkt ja, dass was nicht stimmt. Wäre es nicht realistischer bei Mutter und Oma anzurufen? Hilfe, Jens ist komisch und will nicht mit? Okay, Sturm, kein Handynetz. Wenn sie geht, hätte ich erwartet, dass sie Hilfe holen will.

Tatsächlich höre ich ja immer wieder, dass meine Figuren zu wenig handeln, dass sie zu brav, zu zurückhaltend, zu unmotiviert sind. Heute Morgen, als ich die Kommentare nochmal gelesen habe, habe ich mich tatsächlich kurz gefragt: Ist das mein Problem als Autorin, dass ich unmotivierte und wenig hartnäckige Figuren erschaffe, oder ist das mein Problem als Person? Bin ich selbst zu brav? (seufz) Na ja, diese Fragen werden nicht weiterhelfen. Die Motivation und das Handeln von Jule ist eine der großen Baustellen, auf die ich mich noch stürzen werde.

Immerhin, sie guckt am Leuchtturm schonmal, ob sie Hilfe rufen kann. Aber kein Empfang. Sie redet auch schon etwas mehr mit Jens. Ich werde mal schauen, wie ich das in der größeren Überarbeitung hinbekomme.

Ah, jetzt bin ich verwirrt. Für welche Tür hat sie denn die Schlüssel?
Ah, okay. Aber hat er sich nicht beim Aufbrechen oder wegen des Aufbrechen der Tür das Bein auf der Treppe gebrochen?

Dieser Leuchtturm ist nicht mehr ganz fit, der hat am unteren Teil keine Tür, sondern nur oben, wo sich die Räumlichkeiten unter dem Lampenhaus befinden. Das heißt, die Treppe kann jeder steigen, auch ohne Schlüssel. Das weiß zu diesem Zeitpunkt der Geschichte leider noch niemand. Ich habe jetzt noch ein paar Wörter reingepfriemelt, die vielleicht beim Verständnis helfen. Werde die Stelle bei der Überarbeitung hoffentlich noch etwas glatter ziehen.

Das gefällt mir nicht. Kann mir nicht vorstellen, dass ein kettenrauchender Mann "kreischend" lacht. Wie lacht man überhaupt kreischend?

Na ja, total irre und gackernd und schrill halt. Kein schönes Lachen.

So richtig anfreunden kann ich mich nicht mit der Stelle. Mir ist die Funktion des Tieres nicht klar, wenn die Geräusche nicht auch von Jens kommen könnten.

Ich habe eine Idee für die Stelle, um Jens und Jule, Vineta und das Tier zusammenzubringen. Ich ziehe mich mit meiner Geschichte jetzt aber erstmal ins Kämmerlein zurück, um zu prüfen, ob das überhaupt klappt.

Ja, hier gibt es plötzlich einen Bruch in der Geschichte. Deine Protagonistin wird zur Gejagten. Es geht jetzt um sie und nicht mehr um Jens. Ich frage mich nur, warum? Ich hätte hier eher erwartet, dass etwas im Meer passiert oder eben mit Jens. Sie sich umschaut, ob er nicht doch kommt usw.

Das wird mir langsam auch klar. Ich habe mir überlegt, dass Jens zunächst mit Jule nach unten steigt und sie zusammen auf das Wesen treffen. Vielleicht verbessert das die Stelle und löst einige Probleme, die mir im Zusammenhang mit der Szene bereits aufgezeigt wurden. Wie gesagt, ich schaue mal.

Das Ende wiederum gefällt mir ganz gut. Wenn ich mich recht erinnere, war das etwas länger in der ersten Version. So finde ich es auf jeden Fall gut.

Freut mich! Ich überlege gerade, es kann sein, dass ich da in der Zwischenzeit noch weiter dran rumgeschraubt habe. Momentan ersetze ich immer wieder kleine Abschnitte und gucke, wie die darauffolgenden Kommentatorinnen reagieren. :lol: So habe ich noch nie überarbeitet. Fühlt sich gut an.

Vielen Dank für Deinen neuerlichen Besuch. Hat mir wieder sehr geholfen.

Cheers,
Maria

Hi @Nichtgeburtstagskind

Wir haben ja schon schonmal darüber geschrieben, wie wir unsere Rollen als Kritikerinnen und Leserinnen reflektieren. Da ist selbstverständlich immer eine Ambivalenz, über die ich mir sehr häufig Gedanken mache. Deshalb überdenke ich auch regelmäßig meine Haltung dazu. Was Du dazu schreibst, löst bei mir aber gerade Kopfschütteln aus, wenn ich ehrlich bin:

Hier im Forum bohr ich eben gern, frage vielleicht auch mal zu schnell nach, anstatt einfach mal nachzudenken. Es ist eben eine Kritikermeinung und keine Lesermeinung.

Du schreibst also, dass Du mir Fragen stellst, weil Du das als Kritikerin kannst, obwohl Du es als Leserin nicht tun müsstest? Nun ja ... Ich schreibe meine Geschichte aber nicht für Kritikerinnen-, sondern für Leserinnenaugen. Inwiefern soll mir die Befindlichkeit einer Kritikerin, die nicht ihre Befindlichkeit als Leserin ist, dabei weiterhelfen, einen Text für Leserinnen gut zu machen?

Weil der Wind heult, der Regen prasselt. Ich finde es eben erstaunlich, dass er den Ruf hört, über die Länge des Leuchtturms hinweg und durch den Sturm.

Sagt vielleicht etwas über die Größe des Leuchtturms aus. ;)

Cheers,
Maria

Hi @Catington

Ich sage mal: Willkommen im Forum! – Ne?, denn wir hatten noch nicht das Vergnügen. ;) Freue mich, dass wir uns über den Weg laufen.

wie auch beim Vorgänger ist dir hier eine sehr dichte und atmosphärische Geschichte gelungen. Deine Sprache ist voller toller Bilder, ich fühle mich mittendrin in jeder Szene.

Es freut mich sehr, dass Du sogar den Vorgänger gelesen hast und mir nun einen Kommentar dalässt. Auch dass die Atmosphäre diese Wirkung auf Dich entfaltet, finde ich super. So soll es sein!

Du lässt einige Mysterien im Plot offen, was mir sehr gut gefällt. Vieles ist hier mehrdeutig, wie die Geräusche und Kreaturen in der Dunkelheit, was genau passiert ist, ist weder Jule noch dem Leser komplett klar, das erzeugt eine Menge Spannung, finde ich, und man macht sich nach dem Lesen noch Gedanken über die Geschichte.

Hier fasst Du wunderbar zusammen, was meine Ziele sind, wenn ich diese Serie schreibe. Dass die Gewalt der Natur mysteriös wird, die Sinne verwischt und für Figuren und Leserinnen Fragen offen lässt. Wenn das die Gedanken anregt, freue ich mich umso mehr.

Alles, was ich im Folgenden nicht extra erwähne, habe ich bereits eingearbeitet.

Sind diese Textstellen neu? Persönlich demystifiziert mir das den Plot zu sehr. Ich fände die erste Begegnung mit dem Leuchten und den Kreaturen stärker, wenn diese Erklärung am Anfang fehlen würde. Aber das ist vermutlich nur Geschmackssache und einige Leser werden die Klarheit mehr mögen.

Hm, ja, ich verstehe, was Du meinst. Ich habe am Anfang versucht, mehr Infos unterzubringen, weil sich viele Kommentatorinnen mehr Klarheit wünschen. Es ist immer schwierig festzustellen, wie viele Fragezeichen ich den Leuten zumuten kann. Ich schaue nochmal, wie ich da die Waage halte und den Wunsch nach Klarheit mit meinen Zielen in Einklang bringe.

Ich stelle mir die Löcher als kleine Kulen vor, ein halber Meter ist nicht tief. Dass er an ihnen einen halben Tag (12 Stunden?), oder zumindest den ganzen Abend nach der Arbeit buddelt, scheint mir sehr langsam zu sein. In meinem Kopf sehe ich ihn da jeden Tag locker mehrere solcher Löcher ausheben.

Ich bin mir auch unsicher, wie tief die Löcher sein können. Das Problem bei Dünen, so denke ich (leider keine persönlich Erfahrung, da das Laufen und (Gott bewahre!) Buddeln in Dünen häufig verboten ist), ist, dass sie oben aus sehr weichem Sand bestehen, der immer wieder zurieseln dürfte. Mit einem halben Tag meinte ich auch gar nicht zwölf Stunden, sondern eher einen halben Arbeitstag, also vier Stunden. Sonst hätte Jens ja gar keine Zeit mehr zum Schlafen! Muss mal gucken, ob ich das noch klarkriege.

Richtig gute Geschichte!

Danke für Dein Feedback und Deine Anmerkungen! Hat mich sehr gefreut, dass Du da warst. Auch dass Du nochmal Deine Highlights rausgepickt hast. Das hilft nicht nur meinem Ego, sondern zeigt mir auch, welche Stellen ich gut behalten kann – manchmal schmeiße ich in meiner Überarbeitungswut nämlich ALLES weg. ;)

Cheers,
Maria

Hi @dotslash

Schön, Dich hier zu lesen! Hat mich wirklich sehr gefreut. Alles, was ich nicht extra erwähne, habe ich bereits umgesetzt.

Ich mag deine Leuchtturmserie rund um die verwunschene Stadt Vineta, hab gerade noch einmal "Sturmfrei" gelesen. Die ganze Atmosphäre, diese Entfesselung der Natur, der Kampf mit den Elementen, aber auch den menschlichen Gefühlen, ja das hast du prima hingekriegt.

Über dieses Urteil freue ich mich sehr. Tatsächlich habe ich "Sturmfrei" ein ganzes Jahr lang nicht angeguckt, sondern immer nur an die Geschichte gedacht. Als ich sie vor dem Upload von "Unter dem Leuchtturm" nochmal gelesen habe, war ich etwas enttäuscht. :lol: Dieser Challenge-Triumph war in meiner Erinnerung viel besser. Umso mehr freue ich mich, dass die Geschichten trotzdem noch zusammenpassen und Leuten gefallen.

Auch die Überarbeitung hat dem Text gut getan. Mit dem Ersatz des Fahrrads durch den Roller präsentiert sich Jule in meinen Augen viel nachvollziehbarer, reifer halt. Der Twist am Ende kommt nun etwas sanfter daher, statt dieser krasse Bruch mit dem "wir müssen jetzt stark sein", das ist schon gut gemacht.

Freut mich sehr. Momentan ändere ich jeden Tag kleine Textstellen und entwickle die Geschichte dadurch langsam weiter. Das habe ich noch nie so gemacht, und es fühlt sich ziemlich verwegen an. Macht aber Spaß und scheint bisher zu funktionieren.

Der Einstieg ist jetzt viel fluffiger, zieht einen sofort rein. Prima.

Dank an @zigga, dessen Vorschlag ich einfach mal geklaut habe. ;)

Hier hatte ich ein schiefes Bild. Wenn jemand vom Roller abspringt, überlässt er ihn seinem Schicksal und der schlingert dann bis zum Umfallen weiter.

Oh nein, ich kann Dir sagen, was passiert, wenn man vom Roller springt, weil ich's selbst schon getan habe. Zumindest hat der Roller meiner Mutter das Gas im Lenker. Wenn man abspringt und den Lenker dabei festhält, gibt man Gas und das Ding schießt vorwärts. Deshalb ist die Stelle natürlich, ohne dass Jule zuvor gebremst hätte, doppelt quatschig, und ich hätte es wissen müssen. Habe das jetzt geändert.

Ist zum Teil wie nach Hause kommen, wenn man "Sturmfrei" gelesen hat.

Wundervoll!

Nur durch einen?

Ich stelle mir das so vor, dass der Druck von Jens' Arm Jules Ärmel gegen ihren Arm drückt und dadurch die Kälte durchkommt. Verstehst Du, was ich meine? Dieses Gefühl, wenn einem eine nasse Regenjacke auf die Haut gedrückt wird. Offenbar wird das so nicht klar. Ich schaue mal, wie ich das klarkriege.

Guter Versuch, Jens umzustimmen. Aber dabei lässt sie es komischerweise.
Alos ich hätte ihm noch ein "Versprich mir, dass du nachkommst." abgewrungen, oder so.

Ich habe mir für eine größere Überarbeitung überlegt, dass Jens zunächst mit Jule zurückkehrt und sie gemeinsam auf das Wesen stoßen. Deshalb habe ich die Stelle jetzt noch nicht angepasst. Ich schaue mal, wie meine Idee sich umsetzen lässt.

Die ganze "Rattenszene" ist toll geschrieben, ist's nur Einbildung? Oder ist da tatsächlich ein (Un-)Wesen am Werk? War das Schimmern Vineta doch keine Einbildung? Und nun ist Jule ganz auf sich konzentriert, hier geht's nicht mit rechten Dingen zu und her, nur weg, bloss weg hier. Und ja, hier ist Jens erstmal nicht mehr wichtig. Die eigene Haut gilts nun zu retten.

Diese Beobachtung, dass es nun nicht mehr um Jens, sondern um Jule geht, er quasi in Vergessenheit gerät, haben auch andere Kommentatorinnen gemacht. Allerdings hat dies bisher niemand sonst positiv bewertet. Hmmmm ... Dabei ist es natürlich so beabsichtigt, dass Jule ihre Haut retten muss, dass sie deshalb Jens nicht mehr rettet.

Ist sie nochmal zurückgeeilt? Und wieso erwartet sie Jens in den Dünen zu sehen, er müsste sich ja entweder in den Turm zurückgezogen haben oder er ist abgestürzt. Lese ich da was falsch?

Hab die Stelle nochmal glatt gezogen. Sie lässt ihren Blick ja aber nicht nur durch die Dünen schweifen, um Jens zu finden, sondern auch, um nach dem Wesen zu suchen. Da hat sie schließlich etwas in den Dünen verschwinden sehen. Steht ja in den Sätzen danach.

Trotz des kleinen pathetischen Klopfers am Ende, ganz grosses Kino, Maria. Düster und beklemmend, obwohl man nicht viel von Jens weiss, so kann man doch erahnen, dass er sein Vineta gefunden hat.

Hab den pathetischen Klopfer jetzt einfach gestrichen. :D Über das Gesamturteil freue ich mich sehr, und Jens können wir das natürlich nur wünschen. Vielen Dank für Deinen Besuch und Deinen ausführlichen Kommentar!

Hat mir sehr gut gefallen und ich bin gespannt, wie du die Serie weiterführst.

Bisher habe ich dazu keine weiteren Pläne. Aber ich vermute, dass irgendwann wieder etwas über mich kommt. Der Gedanke an die Ostsee inspiriert mich doch häufiger.

P.S Im Mai besuche ich Schwerin - Wismar - Stralsund. Ich freu mich auf die Gegend!

Sehr schön! Dann hoffe ich mal, dass das Wetter mitspielt. ;)

Cheers,
Maria

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @TeddyMaria,

da ist dir wirklich wieder eine sehr atmosphärische Geschichte gelungen. Habe ich sehr gerne gelesen, und irgendwie hoffe ich auch, dein Sturm bläst mich jetzt endlich mal aus meinem Winterschlaf!
Andere Kommentare habe ich nicht alle gelesen, weißte Bescheid.
Mir gefällt, wie du die längeren Sätze mit kurzen Sätzen und Sätzen ohne Subjekt abwechselst.
Der Anfang zieht mich rein, ein schönes Bild und sofort Spannung:

Als ich meinen Motorroller den Weg hinauf zum Leuchtturm schiebe, fliegt hinter der Düne Sand auf. Jens buddelt. Eine Schaufel Sand, noch eine Schaufel, noch eine Schaufel. Unter dem Leuchtturm lebt etwas. Sagt Jens mir immer wieder.
Der Boden um den Leuchtturm ist durchlöchert, lauter Kuhlen, ungefähr einen halben Meter tief, dicht an dicht. Einen halben Tag buddelt er an jedem Loch
Würde Jens schreiben, sonst wäre es vom Bezug her der Boden, der buddelt. Hast zwar gerade kurz zuvor Jens, ich finde das aber an dieser Stelle nicht so tragisch, passt auch ganz gut zu dem stakkatoartigen Stil.
Er beäugt den Roller-Topcase
das, guck, hier:
Ich öffne das Topcase,
Reißt die Dose auf und beißt ein großes Stück vom Brot ab. Kaut mit offenem Mund, Krümel zwischen den gelben Zähnen.
Auch ein starkes Bild. Ich kann seinen Mundgeruch erahnen … Irgendwie fehlt mir hier ein Hinweis, wer Jens ist. Warum der Brot gebracht bekommt? Ich meine, ist ja schon nett, das sich die Nachbarn um ihn sorgen, wo er offensichtlich so ein Sonderling ist, aber dass sie ihm sogar Essen in die Pampa bringen, erschließt sich mir nicht so ganz richtig. Ist jetzt aber auch nicht so ein extrem wichtiger Punkt, nur mein Eindruck.
»Vergiss es«, sage ich. »Du solltest nach Hause fahren.«
»Wart’ste noch kurz, dann nehm ich dich mit«, sagt er.
Und das Moped? Würden die das in den Kastenwagen bugsieren oder stehen lassen? (Ja, eigentlich auch 'ne sinnlose Frage - sie machen es ja nicht. Aber ich habe eben überlegt, worin der Sinn der Aktion dann läge.)
Während ich den Roller die Gehwegsteine nach unten schiebe
"die Gehwegsteine nach unten" klingt in meinen Ohren etwas schräg. Ja, ist's ja auch, haha, eine schräge Ebene - aber irgendwie stellt sich ein schiefes Bild ein bei der Formulierung, bei mir jedenfalls. Vielleicht "auf den Gehwegsteinen die Anhöhe hinunter schiebe" oder sowas like this?

Mir gefällt es, wie du drei Generationen starker Frauen in deine Geschichte einbaust. Mutti, die anscheinend die praktisch veranlagte Person ist, die bei Bedarf Schrauben durch Rahmen treibt und Werkzeuge sortiert:

Mutti und ich sortieren den Werkzeugkasten auf dem Teppich im Wohnzimmer, gucken dabei das Nordmagazin. Sie hat den Fernseher lauter gestellt als sonst; der Wind heult um die Hausecke, rüttelt an den Fenstern. Das Wohnzimmerfenster schlägt klappernd gegen die Schrauben, die Mutti letztes Jahr durch den Rahmen getrieben hat.
und Oma, die alles im Blick hat und sich um den durchgeknallten Nachbarn sorgt:
»Jens is noch beim Leuchtturm«, sagt Oma. »Du musst hinfahren, Sabine.«
und Jule, die einerseits diesen Jens belächelt und ein wenig angewidert ist von ihm, aber im Inneren ein klitzekleines Bisschen an die Möglichkeit des Auftauchens der versunkenen Stadt glaubt, und die ihre Angst und Bequemlichkeit überwindet und einfach macht:
Ich löse mich aus der Selbstumarmung. »Ich fahr.«
Ein Blitz jagt über den Himmel, Jens lacht kreischend. Für einen Moment ist der Strand grellweiß erleuchtet, und da ist niemand.
Das ist wunderschön gruselig.
Danach wieder Finsternis. Bis auf das Glühen vor der Küste. Ein Glühen, das unter den Wellen funkelt.
Mystisch.
Im Licht eines Blitzes flieht eine gebückte Gestalt zwischen die Dünen, schnauft und gackert dabei.
Gruselig.
»Jens!«, schreie ich noch einmal, doch die Stimme klingt dünn gegen den Sturm.
Der Wind schiebt mich landeinwärts.
Auch das finde ich toll, dass der Wind sie schiebt, als wäre es gar nicht ihr eigener Wille, dass sie jetzt flüchtet.
Alle Spuren von Jens hat der Sturm fortgerissen
Hier finde ich, würde es umgestellt besser klingen: Der Sturm hat alle Spuren von Jens fortgerissen.
leuchte mit der Handytaschenlampe in die Kuhle. Sie ist flach, kaum dreißig Zentimeter tief. Darunter Beton. Unter dem Leuchtturm lebt nichts.
Hab ich's mir doch gedacht! Und Jule hat es sicher auch geahnt.

So, wenn ich jetzt was kritisieren sollte, dann ist das vielleicht, dass ich gern mehr über die Beziehung der drei Frauen zu Jens gewusst hätte. Könnte mir auch vorstellen, dass es ein Verwandter ist, vielleicht der Cousin von Mutti. Dass da auch so ein wenig Eifersucht im Spiel ist, die erklärt, warum Mutti so ablehnend ist gegenüber diesem Typen, der von Oma ja wohl irgendwie ständig betüttelt wird. Der zweite Punkt, aber auch der sehr subjektiv: Mir ist das vielleicht einmal Zuviel Hin- und Hergefahre vom Leuchtturm nachhause und wieder zurück. Wahrscheinlich braucht es das aber, dass die Geschichte sich so entwickeln kann, ich habe jetzt auf die Schnelle auch keinen Rat, welcher Teil da weg könnte, und sicher willst du das auch gar nicht. Nur ein kleines Feedback, das es mir da so gegangen ist.

Die Wellen rauschen stetig an den Strand. Reißen das Treibgut wieder mit sich.
Nach unten. Nach Vineta.
Ganz prima Schluss. Und auch ich bin am Ende, mehr habe ich dir nicht zu sagen, nur nochmal: Sehr gerne gelesen, tolle Geschichte!
Liebe Grüße von Raindog

 

Hi @Raindog

Wie schön, Dich hier zu lesen. Dein Kommentar hebt noch einige Dinge heraus, die zuvor noch nicht angemerkt wurden. Bevor ich im Detail darauf eingehe, sage ich schonmal: Vielen Dank! Und – Du kennst das ja vielleicht schon von mir – alles, was ich im Detail nicht mehr erwähne, habe ich bereits umgesetzt.

da ist dir wirklich wieder eine sehr atmosphärische Geschichte gelungen. Habe ich sehr gerne gelesen, und irgendwie hoffe ich auch, dein Sturm bläst mich jetzt endlich mal aus meinem Winterschlaf!

Dass die Atmosphäre schon gut funktioniert, freut mich. Und ich habe direkt geguckt, wann Du Deine letzte Geschichte eingestellt hast: Mensch! War ja auch eine Weile ruhig bei Dir. Mir hat der Gedanke an die Ostsee auf jeden Fall geholfen, mal wieder eine Kurzgeschichte zu schreiben (die nicht direkt für eine Ausschreibung eingeplant war).

Mir gefällt, wie du die längeren Sätze mit kurzen Sätzen und Sätzen ohne Subjekt abwechselst.

Das freut mich zu hören. Mein erster Leser war in diesem Falle mein Freund, und der konnte nichts anderes zu der Geschichte sagen, als dass er die kurzen, unvollständigen Sätze ("Das, was Du immer machst!") unerträglich findet. Na ja, ich werde dran festhalten. :Pfeif:

Ich komme einmal direkt zu dem größeren inhaltlichen Kritikpunkt, den Du hast:

So, wenn ich jetzt was kritisieren sollte, dann ist das vielleicht, dass ich gern mehr über die Beziehung der drei Frauen zu Jens gewusst hätte.

Das ist einer der springenden Punkte, an den ich in der Überarbeitung dringend ranmuss (sorry an alle, die mitlesen; ich wollte damit eigentlich viel schneller sein). Wer ist Jens eigentlich, und in welcher Beziehung steht er zu Jule?

Irgendwie fehlt mir hier ein Hinweis, wer Jens ist. Warum der Brot gebracht bekommt? Ich meine, ist ja schon nett, das sich die Nachbarn um ihn sorgen, wo er offensichtlich so ein Sonderling ist, aber dass sie ihm sogar Essen in die Pampa bringen, erschließt sich mir nicht so ganz richtig. Ist jetzt aber auch nicht so ein extrem wichtiger Punkt, nur mein Eindruck.

Das ist ja nicht nur eine Frage der verwandtschaftlichen Verhältnisse, wie Du hier aufzeigst, das Ganze geht ja noch viel tiefer: Warum tut Jule für Jens, was sie tut? Das ist eine Frage, die mir zu meinen Figuren sehr häufig gestellt wird, vor allem, wenn sie noch jung sind und eben tun, was ihnen aufgetragen wird. Wobei Jule natürlich schon mehr Einsatz zeigt, als einfach den Anweisungen ihrer Großmutter zu folgen, und auch älter und selbstbestimmter ist als die Figuren im Vorgänger "Sturmfrei".

Von daher ist die Beziehung zwischen Jule und Jens etwas, das ich unbedingt noch feiner herausarbeiten muss. Darauf zeigst Du hier ja auch.

Könnte mir auch vorstellen, dass es ein Verwandter ist, vielleicht der Cousin von Mutti. Dass da auch so ein wenig Eifersucht im Spiel ist, die erklärt, warum Mutti so ablehnend ist gegenüber diesem Typen, der von Oma ja wohl irgendwie ständig betüttelt wird.

Das könnte ich mir zunächst auch gut vorstellen. Dazu muss natürlich noch eine konkrete Beziehung zu Jule kommen, so etwas wie eine Freundschaft also. Da werde ich nochmal schauen und nacharbeiten.

Mir ist das vielleicht einmal Zuviel Hin- und Hergefahre vom Leuchtturm nachhause und wieder zurück. Wahrscheinlich braucht es das aber, dass die Geschichte sich so entwickeln kann, ich habe jetzt auf die Schnelle auch keinen Rat, welcher Teil da weg könnte, und sicher willst du das auch gar nicht.

Hm, ja, einige Leute haben bemerkt, dass die Geschichte vielleicht auch einfach damit beginnen könnte, dass Jule bei Sturm rausfährt, um Jens zu holen. Dass ich mir also das erste Treffen am Leuchtturm spare. Ich bin da ein bisschen vorsichtig, um ehrlich zu sein. Der Leuchtturmbesuch während des Sturms kann natürlich nicht rausfallen. Beim Ende fände ich es auch schade, zumal ich damit noch ein bisschen was vorhabe in der Überarbeitung.

Ich behalte es auf jeden Fall im Hinterkopf, im Zweifel die allererste Szene zu streichen. Das würde aber natürlich das Herausarbeiten der Beziehung zwischen Jule und Jens nicht gerade vereinfachen.

Und das Moped? Würden die das in den Kastenwagen bugsieren oder stehen lassen? (Ja, eigentlich auch 'ne sinnlose Frage - sie machen es ja nicht. Aber ich habe eben überlegt, worin der Sinn der Aktion dann läge.)

Ich nehme an, beides wäre möglich (das Moped im Auto transportieren oder es eben erstmal da stehenlassen). Ich möchte hier aber auf etwas anderes hinaus. Jens möchte Jule einen Gefallen tun, der aber für sie unpraktisch ist. Ich halte das (nur aus meiner persönlichen Erfahrung heraus) für ein typisches Interaktionsproblem in einer Beziehung mit starkem Altersunterschied. Meine älteren Verwandten oder auch älteren Freundinnen versuchen auch oft, mir Gefallen zu tun, die ich unpraktisch finde. Mich überall mit dem Auto hinzufahren, das gehört dazu. ;) (Und meine Mutter würde mir an einem Abend auch fünf Cocktails mixen, wenn ich sie ließe.) Insofern finde ich Jens' Angebot auch prototypisch. Hm, wenn ich das etwas herausarbeite, hilft das vielleicht auch, diese Beziehung klarzukriegen.

Mir gefällt es, wie du drei Generationen starker Frauen in deine Geschichte einbaust. Mutti, die anscheinend die praktisch veranlagte Person ist, die bei Bedarf Schrauben durch Rahmen treibt und Werkzeuge sortiert:
und Oma, die alles im Blick hat und sich um den durchgeknallten Nachbarn sorgt:
und Jule, die einerseits diesen Jens belächelt und ein wenig angewidert ist von ihm, aber im Inneren ein klitzekleines Bisschen an die Möglichkeit des Auftauchens der versunkenen Stadt glaubt, und die ihre Angst und Bequemlichkeit überwindet und einfach macht:

Ha! Danke! Du bist die Erste, die das anmerkt. Da ich ja viel in der Science-Fiction unterwegs bin, wo traditionell sehr selten weibliche Figuren auftreten, habe ich mir generell angewöhnt, möglichst viel weibliches Personal in meinen Geschichten unterzubringen. Es fällt mir oft gar nicht leicht, weil ich meine männlichen Figuren häufig interessanter finde (es ist wirklich blöd, denn selbst wenn ich eine Figur erst als Mann schreibe und dann das Geschlecht ändere, finde ich sie sofort langweiliger). Aber ich glaube, ich werde besser darin. In meiner Familie war auch meine Mutter die mit dem Werkzeugkasten. ;)

Auch das finde ich toll, dass der Wind sie schiebt, als wäre es gar nicht ihr eigener Wille, dass sie jetzt flüchtet.

Über dieses Urteil freue ich mich sehr. Auch ein Satz, an dem ich hänge.

Hab ich's mir doch gedacht! Und Jule hat es sicher auch geahnt.

Als ich die Geschichte geschrieben habe, habe ich mit dem Gedanken gespielt, dass Jule unter dem Leuchtturm ein bodenloses Loch findet. Es juckte mir wirklich in den Fingern, weil ich inzwischen eine Vorstellung davon habe, wer diese Unterirdischen sind und wie sie leben. Aber dann habe ich mich doch entschieden, sie wieder ins Reich der Mythen zu verbannen. Da sind sie auch viel besser aufgehoben.

Ganz prima Schluss. Und auch ich bin am Ende, mehr habe ich dir nicht zu sagen, nur nochmal: Sehr gerne gelesen, tolle Geschichte!

Ich habe mich sehr über Deinen Kommentar gefreut. Schön, dass Dir die Geschichte gefallen hat, und danke, dass Du noch einige Flusen aufgelesen hast. Wir lesen uns sicher wieder (wenn Du aus dem Winterschlaf erwachst, hoffe ich).

Cheers,
Maria

 

Hallo miteinander,

seit März stand auf meiner To-Do-Liste: "Leuchtturm überarbeiten." So wie ich euch kenne, streiche ich diesen Punkt jetzt nicht sofort, aber ich mache zumindest einmal einen Haken dran, denn ich hab hier was gemacht! Nicht so viel, wie ich vielleicht zwischendurch überlegt habe, aber zwei signifikante Veränderungen wollte ich euch nicht vorenthalten.

Ursprünglich habe ich überlegt, dass Jule und Jens dem Unterirdischen gemeinsam begegnen, sodass dieser "Wahnübersprung" etwas smoother daherkommt. Ich habe auch angefangen, das zu schreiben, aber das hat irgendwie nicht so funktioniert, deshalb begegnet Jule dem Unterirdischen nach wie vor allein.

Zuerst einmal habe ich versucht, Jule mehr "Schuld" zuzuweisen. In der ursprünglichen Version bringt sie zwar den Schlüssel zum Leuchtturm mit, Jens hat aber die Tür ohnehin schon aufgebrochen (ich glaube, Letzteres habe ich ziemlich schnell geändert). Jetzt versuche ich anzudeuten, dass die Großmutter den Schlüssel vor Jens verbirgt, Jule ihn aber trotzdem holt und Jens ins Lampenhaus bringt. Ich hoffe, dass nun eindrücklicher wird, wie sie die Kontrolle über die Situation verliert und zu spät Hilfe holt.

Eine andere Krux war die Beziehung zwischen den Figuren, also v.a. Jule, Jens und Jules Großmutter. Ich hab's jetzt mega easy gemacht: Die Großmutter ist jetzt die Großmutter von Jule und Jens. :lol: Das lag so sehr auf der Hand; anscheinend habe ich den Abstand gebraucht, um diese Lösung zu finden.

Bin gespannt, was ihr noch anmerken möchtet.

(Und ja, mein Freund ist anderthalb Wochen weg, also öffnet sich hier ein Zeitfenster für WK-Aktivität. :bounce:)

Grüße,
Teddy

 

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