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Verderbt

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19.02.2006
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Verderbt

Er hatte seine Lilly betrogen. Betrogen mit dieser billigen Schlampe.
Jetzt wollte er nur noch vergessen, es ungeschehen machen. Doch ihr eklig süßes Parfüm saß ihm noch in der Nase. Es haftete an seinem ganzen Körper und stieg ihm zu Kopf. Seine Kleidung hatte es aufgesogen, wie er ihren Anblick in sich aufgesogen hatte. Jetzt blieb er kaum mehr Herr seines Ekels.
Sie hat mich verzaubert, diese Hexe. Mit ihrem Parfüm hat sie mich verhext!
Als er sich ins Bad geschlichen hatte, riss er sich die Klamotten vom Leib. Oh, wie sie stanken, er kämpfte mit dem Würgreiz. Wo konnte er sie verstecken, das Lilly sie nicht fand? Sie mussten weg. Lilly konnte jeden Augenblick aufwachen.
Er warf die Klamotten aus dem Fenster. Aber der süßliche Geruch ließ sich nicht aussperren. Nein, es waren nicht nur die Klamotten. Er selbst stank. Er roch an seinen Händen. Verdammt, sie hatte ihn überall berührt. So wie er sie von innen besudelt hatte, hatte sie ihn von außen besudelt.
Er packte sich einen Schwamm und seifte sich hektisch ab. Nach der Dusche roch er noch immer. Jetzt fiel ihm das Wort ein, das die ganze Zeit über unheilsschwanger am Rande seines Bewusstseins gelauert hatte: Verwesung. Ihm haftete der süßliche Geruch der Verwesung an.
Er packte sich einen Kratzschwamm und schrubbte wie ein Besessener. Es war diese weiße Haut, erkannte er jetzt. Ja, die Haut war es, die stank. Diese Hure hatte seine Haut vergiftet. Sie musste weg. Er rieb mit dem Kratzschwamm bis die weiße Haut sich erst rosa, dann rot färbte. Und weiter rieb er, rieb, bis sie nasses Fleisch gebar. Und selbst dann konnte er nicht stoppen. Es war einfach zuviel der unreinen Haut. Sie umgab ihn wie eine faulende Schale, umhüllte ihn wie die Kutte eines Leprakranken. Er spürte, wie das Gift der Sünde tiefer in ihn eindrang, wie es ihn komplett zu verseuchen trachtete.
Er schrubbte noch wilder, seine Tränen mischten sich mit seinem Blut. Ihm schien, als badete er in Feuer. Jede neue Bewegung mit dem Schwamm ließ weitere Flammen seine Haut verzehren. Doch er konnte nicht aufhören, er durfte nicht aufhören. Er wusste, dass dies die reinigenden Flammen der Erlösung waren, nur sie konnten den Makel der Sünde von ihm brennen.
Zitternd besah er sein Werk im Spiegel. Sein Körper war komplett in reinigendes Rot getaucht, er hatte es beinahe geschafft.
Er verzog sein Gesicht zu einer Grimasse des Triumphes.
Sein Spiegelbild verzog höhnisch die Lippen. So leicht kannst du dich nicht reinwaschen, schienen sie ihm zuzuwispern. Es waren nicht länger seine Lippen, wurde ihm gewahr. Es waren ihre Lippen. Es war ihr triumphierendes Lächeln, das sein Gesicht verunstaltete. Seine Lippen waren es, die am gierigsten vom Gift der Schlange getrunken hatten, die den Nektar der Verderbnis in sich aufgesogen hatten, als wäre es das Elixier des Lebens. Doch es war die Essenz des Todes, die er nun in sich trug. Alles, was er mit diesen Lippen berühren würde, würde vom Verfall infiziert werden.
Der Mund im Spiegel grinste verächtlich. Dachtest du wirklich, die Sünde des Fleisches wäre so leicht zu sühnen? Mit einem heulenden Aufschrei zerschlug er den Spiegel. Das Bersten des Glases klang wie helles Gelächter. Die Scherben schnitten tief in sein nacktes Fleisch, doch er nahm den Schmerz nicht wahr.
Kaltes Entsetzen lähmte jedes Schmerzgefühl, kühlte selbst die Flammen seines gegeißelten Körpers.
Aus dem Scherbenmeer fing er Blicke spöttisch blinzelnder Augen auf. Lüsterne Augen, in denen das Verderben funkelte.
Er zertrat die Spiegelsplitter, zerschnitt seine Füße, badete die Trümmer in nasses Rot. Doch er erreichte nur, dass ihn mehr Augen anstarrten. Mit jedem Tritt, der seine Füße weiter verstümmelte, brachte er mehr Scherben hervor. Jedes Klirren war ein abfälliges Kichern, ein neues Auge, das ihn tiefer in den Wahnsinn trieb.
Ein Klopfen an der Tür ließ ihn in seinem panischen Tun innehalten.
„Was machst du da drin?“ Lillys Stimme klang alarmiert.
„Was riecht hier so komisch? Mach doch bitte auf!“ Sie klopfte und rüttelte an der Tür. Er spürte ihre Angst.
Na los, mach die Tür auf, zeige ihr die Wunder, die ich dich gelehrt habe!
Nein, er durfte Lilly so nicht gegenübertreten. Er würde sie mit seinem Blick verderben. Sein Fleisch war vielleicht geläutert, aber in seinen Augen lauerte eine schändliche Gier, die nur darauf wartete, sich auf ein Opfer zu werfen, um es zu verderben; so, wie der Blick der Satansbuhlerin auch ihn eingefangen und verdorben hatte. Nein, er musste sein Werk vollenden, auch noch die letzte Sünde aus sich schälen.
„Mit wem redest du, mach doch bitte die Tür auf!“ Lilly schien das Unheil zu spüren, ihre Stimme überschlug sich fast.
Mit bluttriefenden Fingern nahm er die Klinge aus dem Nassrasierer.

 

Hallo marinastraum nochmal

warum Nassrasierer: nun ja, das ist auf jeden Fall etwas, das in greifbarer Nähe liegt. Der Protagonist scheint mir nicht mehr in der Lage zu sein irgendwelche Rasierklingen wo rauszunehmen.
Außerdem erscheint mir der Vorschlagssatz von Nothlia

Mit triefenden Fingern entnahm er die Rasierklinge aus dem Rasierer",
auch sehr holprig. Gerade als letzten Satz... nö, das klingt nicht gut. Das muss prägnanter sein.
Nun ja, ich denke noch mal drüber nach.
Danke fürs Auseinandersetzen

grüßlichst
weltenläufer

 

Der Protagonist scheint mir nicht mehr in der Lage zu sein irgendwelche Rasierklingen wo rauszunehmen.

Das scheint mir doch wiederum plausibel:)

Ein Vorschlag wäre noch: "Mit triefenden Fingern griff er nach der Rasierklinge auf dem Waschbeckenrand."
Ist als SchlussSatz vielleicht auch nicht so geeignet, aber: sonst fällt mir beim besten Willen nix mehr ein.

lg, m

 

Schön , dich überzeugt zu haben. UNd danke auch fürs aktive Mitgestalten des Endes ;)
Dieser Satz jedoch

"Mit triefenden Fingern griff er nach der Rasierklinge auf dem Waschbeckenrand."
wirkt ebenso holprig. Außerdem kommt bei mir gleich die Frage hoch: warum liegt da eine Rasierklinge auf dem Waschbeckenrand...

bleibt also beim Nassrasierer :)
danke nochmal

ein weiteres grüßlichst
vom weltenläufer

 

Doch er erreicht nur, dass ihn mehr Augen anstarrten.
- Zeitsprung. Richtig wäre mE "erreichte".

Grüße aus der Liste 1

 

Hallo Liste 1

Danke für das Heraussuchen des Fehlers, habe ihn sogleich ausgebessert.
Ansonsten aber - fehlt da die Hälfte deines Beitrages?
Falls dem nicht so ist: solche knappen Postings werden hier nicht so gern gesehen, da es hier um einen konstruktiven Austausch gehen soll.
Ich danke dir fürs Lesen, aber versuche in Zukunft dich zur Geschichte zu äußern, unter die du ein Posting setzt. :)
Viel Spaß noch im Forum

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo weltenläufer!

Eine Geschichte über Eros und Thanatos.

Ja, aber was hat denn Sex mit dem Tod zu tun? Es ist wohl kein Zufall, dass der Franzose den Orgasmus "la petite mort" nennt.

Ähnlich dem Orgasmus ist ja auch der Tod eine Art Erlösung von den Übeln der Welt, eine Art Regression, wodurch sich die Todessehnsucht vieler Menschen erklärt. Auch dein Prot ist von Todessehnsucht ergriffen. Da aber jeder Mensch auch am Leben hängt, widersetzt er sich dem Sog des Todes, der in ihm wirkt. Er ist eine gespaltene Persönlichkeit.

Deine Geschichte habe ich als eine gute literarische Umsetzung des Dranges, den Sigmund Freud den Todestrieb nennt und der jedem Lebewesen innewohnt, gerne gelesen.

Grüße gerthans

 

Hallo Gerthans,

danke für deine interessante Deutung meiner Geschichte. Freud scheint dich ja ganz schön zu beschäftigen. Ist auf jeden Fall mal ein Beitrag der anderen Sorte. Werde das jetzt einfach mal so stehen lassen, bevor hier eine Grudsatzdiskussion über Freud und Co entbrennt.
gehab dich wohl, Lebenstrieb voraus ;)

grüßlichst
weltenläufer

 

Uuha das gibt voll gense Haut.Die geschichte ist so spand ich habe da gesessen und habe nichts mehr mit gekriegt.Wenn ich mir das so überlege wie sich das steigert und erselbst nicht mitkriegt das er mit sich selber redet echt der hat sich so hineingesteiget.Aber das macht die geschichte erst richtig spanend,auch wenn ich im ersten augenblick ihritirt war.

Ich gebe dir eine 1+ vür die geschichte:read: :thumbsup:

 

Hallo princesscandy,

schön, dass dir die Geshcichte unter die Haut ging, ein größeres Lob kann man in dieser Rubrik wohl nicht erhalten. Aber die 1+ klingt natürlich auch gut :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo weltenläufer,
du hast dich an Horror versucht?
Dann versuche ich das auch mal und konfrontiere dich mit etwas Textkram ;)

Jetzt fiel ihm das Wort ein, dass die ganze Zeit über unheilsschwanger am Rande seines Bewusstseins gelauert hatte
das
Und weiter rieb er, rieb, bis sie nasses Fleisch gebar.
Beim Weiterlesen habe ich noch mehr Sätze gefunden, die ein wenig hochgestochen sind. Die haben mich allerdings nicht so gestört, weil sie besser zum Wahnzustand des Prots passen. Aber der hier … ich weiß nicht, er scheint mir ein bisschen aus dem Rahmen zu fallen. Ist aber Geschmacksache.
Sein Körper war komplett in reinigendes rot getaucht, er hatte es beinahe geschafft.
Rot
Er verzog sein Gesicht zu einer Grimasse des Triumphes.
Sein Spiegelbild verzog höhnisch die Lippen.
Wortwiederholung, ist vielleicht beabsichtigt, gefällt mir aber nicht.
Es war ihr triumphierendes Lächeln, das sein Gesicht verunstaltete. Seine Lippen waren es, die am gierigsten vom Gift der Schlange getrunken hatten, die den Nektar der Verderbnis in sich aufgesogen hatten, als wäre es das Elixier des Lebens. Doch es war die Essenz des Todes, die er nun in sich trug. Alles, was er mit diesen Lippen berühren würde, würde vom Verfall infiziert werden.
Finde ich ein bisschen verwirrend, beim ersten Lesen war ich auf dem Trip, dass er wirklich ihre Lippen bekommen hat, dann ist es aber doch „nur“ ihr Gift. Vielleicht kann das noch etwas deutlicher rüberkommen durch einen eingebauten Halbsatz, dass das Gift in ihrem Lächeln liegt oder so.
Aus dem Scherbenmeer blinzelten ihn spöttisch Augen an.
Vom Rhythmus her würde ich „spöttische Augen“ bevorzugen. Sprich dir das mal laut vor, ich finde, das klingt besser.
Was riecht hier so komisch? Mach doch bitte auf!“
Mein Lieblingssatz – vielleicht riecht sie ja sein Blut, vielleicht aber auch den süßlichen Geruch? Schön, wie hier die Grenzen zwischen seinem Wahn und der Realität verschwimmen.

Tja, was soll ich sagen? Letztlich hat mir die Geschichte gefallen, als Quickie funktioniert sie meinem Empfinden nach. Man ahnt zwar ziemlich schnell, was er mit seiner Haut anstellen wird, aber gerade darin lag für mich auch der Reiz des Weiterlesens (ich bin eigentlich keine Freundin von so blutigen Szenarien und deshalb war’s auch eine Überwindungsfrage). Mit dem Vokabular des Prots kommt der steigende Wahnsinn gut rüber, hat sogar eine Andeutung von religiösem Fanatismus („Sünde“, „Erlösung“, "Kutte", reinigendes Feuer …) und lässt mich vor dem Bildschirm nicht kalt.

Fazit: gut zu lesende, gelungene kleine Horrorgeschichte.

Liebe Grüße,
ciao
Malinche

 

Hi Malinche,
danke für deine lobenden Worte. Schön, dass du dich "überwinden" konntest, hoffentlich bist du jetzt wieder richtig temperiert? ;)

DIe grammatikalischen Fehler (*ganz beschämt sei*) besser ich gleich aus. Bei den anderen Puunkten bin ich mir nicht sicher...

Aus dem Scherbenmeer blinzelten ihn spöttisch Augen an.

Vom Rhythmus her würde ich „spöttische Augen“ bevorzugen. Sprich dir das mal laut vor, ich finde, das klingt besser.

das hier ist zum beispiel so ein Grenzfall. Vom Ryhthmus her hast du recht. Aber gibt es denn spöttische Augen?

Zitat:
„Was riecht hier so komisch? Mach doch bitte auf!“

Mein Lieblingssatz – vielleicht riecht sie ja sein Blut, vielleicht aber auch den süßlichen Geruch? Schön, wie hier die Grenzen zwischen seinem Wahn und der Realität verschwimmen.

schön, dass dir dieser Satz gefallen hat. War mir nicht sicher, ob er richtig wirkt. Scheint er aber. hehe

dake dir fürs lesen,kommentieren und natürlich gut finden ;)

grüßlichst + ciao
weltenläufer

 

Mir hat die Geschichte auch gefallen, ein netter "Horror-Quickie".
Sie war leicht zu durchschauen, aber das ist OK(hat mich an eine Death-Metal Band namens Eisregen erinnert). Sie hat genau das erreicht, was sie sollte, die Geschichte hat abartige Bilder in meinem Kopf erzeugt.

Allerdings, an dem Punkt als er da am Spiegel stand, und seine Lippen "teuflisch" wurden, hatte ich eigentlich darauf gewartet, dass er sie sich abschneidet, und sich später die Augen aussticht, um sich dann am Ende mit der Rasierklinge die Kehle aufzuschlitzen. Den Horror hättest du also hier noch steigern und den ekligen Schauderfaktor noch erhöhen können.

Die kleine Sache, dass er anscheinend die ganze Zeit vor sich hingebrabbelt hatte fand ich super!
Das Ende ist mir aber noch ein bisschen zu, hmm, naja. Harmlos. Irgendwie fehlt da der abschließende Schocker.
Vielleicht könnte der Protagonist versuchen sich seinen Körper und seine Sinne zu zerstören, angefangen mit seiner Haut, den Augen, den Lippen; weil er realisiert, dass er die ganze Zeit redet schneidet er sich seine Zunge ab, um sich schließlich ganz das Leben zu nehmen, weil er nicht mehr in der Lage ist, seine Hörfähigkeit zu zerstören, um die Schreie seiner Freundin abzustellen.

Vielleicht bin ich da aber auch freakig.

Bie dez

Benutzerfreund

 

Hallo Benutzerfreund,

nachdem du so befremdlich auf eine Kritik meinerseits reagiert hast, hätte ich nicht damit gerechnet einen so wohlwollenden Kommentar unter einer meiner Geschichten von dir zu finden. Ich bin angenehm überrascht, oftmals schaffen es einige User es nicht, solche Dinge auseinander zu halten. Das spricht also stark für sich!
Aber nun zum Inhalt deines Kommentars.

Mir hat die Geschichte auch gefallen, ein netter "Horror-Quickie".
Sie war leicht zu durchschauen, aber das ist OK(hat mich an eine Death-Metal Band namens Eisregen erinnert). Sie hat genau das erreicht, was sie sollte, die Geschichte hat abartige Bilder in meinem Kopf erzeugt.
viel nicht zu durchschauen gab es hier ja auch wirklich nciht ;), aber schön dass der Quickie entsprechend angekommen ist. Die Band kenne ich leider nicht (trifft nciht so meinen Musikgeschmack)
Aber mich würde an dieser Stelle auf jeden Fall die Lyrics des songs interessieren. Kannst du die mir zukommen lassen?

Weiter im Text:

Allerdings, an dem Punkt als er da am Spiegel stand, und seine Lippen "teuflisch" wurden, hatte ich eigentlich darauf gewartet, dass er sie sich abschneidet, und sich später die Augen aussticht, um sich dann am Ende mit der Rasierklinge die Kehle aufzuschlitzen. Den Horror hättest du also hier noch steigern und den ekligen Schauderfaktor noch erhöhen können.
Ja, das mit den Lippen abschneiden und Augen ausschälen habe ich mir auch so gedacht, nur wollte ich das sich den Leser ausmalen lassen. Hier kommen nämlich die
abartige Bilder in meinem Kopf
zur Geltung, von denen du schreibst.
Ich bin nicht der Meinung, dass man den Ekelfaktor unbedingt erhöht, wenn man alles detailliert aufschreibt, was passieren könnte. Die eigene Fantasie bietet unter dem Angebot einiger Andeutungen wesentlich mehr Horror.
Außerdem wäre das in meinen Augen unnötiger Splatter, wenn ich die Verstümmelung weiter ausgeschlachtet hätte.
Das überlasse ich lieber dem Leser selbst :D
Und so wie ich deine Vorschläge lese, ging bei dir der "Film" auf jeden Fall ein ein ganzes Stück weiter.

Auf jeden Fall vielen Dank für deinen Kommentar!

grüßlichst
weltenläufer

 

So, denn will ich mich auch mal zu Wort melden.
Im Grunde ein klassischer Horror-Plot: Verstümmelung bzw. hier die Selbstverstümmelung. Deine Story kommt ohne jegliches übernatürliche Element aus, was mitunter auch mal erfrischend ist, ja, speist sich aus einer völlig banalen Alltagssituation. So weit alles im grünen Bereich - flüssig geschrieben, direkter Einstieg, ekeliges Szenario.
Mein Problem ist ein anderes. Und zwar ist der Text ab dieser Stelle

Und weiter rieb er, rieb, bis sie nasses Fleisch gebar. Und selbst dann konnte er nicht stoppen.

quasi beendet und läuft sich danach nur noch tot. Für mich liest sich der Text ab dieser Schwelle so, als würdest du einen Witz erzählen und könntest nach der Pointe nicht mehr aufhören zu schwafeln. Verstehst du, was ich meine? Ich habe die Story zweimal gelesen und nach dem ersten Mal war mir nicht klar, warum sie mir einerseits gefallen hat, ich sie andererseits trotz der Kürze ermüdend fand. Das ist mir erst beim erneuten Lesen aufgefallen.
Die redundanten Informationen - er hat seine Frau betrügen und bestraft sich selbst dafür - erzeugen keinerlei Spannung mehr bei mir. Ich weiß, warum er es macht und ich weiß, was er macht und wie es endet. Dass er mit Glasscherben oder einem Rasierer fortfährt ist für mich ohne jeglichen Belang,
Da ist keine Luft, keine Spannung mehr in der Geschichte.
Eine meiner Geschichten handelt gleichfalls von Selbstverstümmelung. Ich weiß daher um die Problematik, den Leser bei der Stange zu halten, Informationen zu streuen, aber doch nicht alles zu verraten, sodass er interessiert bis zum Schluss liest.
Hier ist einfach das Problem einer sich totgelaufenen "Pointe" akut: Zu früh aufgedeckt, ohne noch was nachzulegen.
Ich hoffe du verstehst was ich meine.

 

Nett, dass du dich denn zu Wort meldest
Was mir zu deinem Beitrag spontan einfiel - du bist ja ein janz schön abjebrühter, wa? ;)

Die redundanten Informationen - er hat seine Frau betrügen und bestraft sich selbst dafür - erzeugen keinerlei Spannung mehr bei mir. Ich weiß, warum er es macht und ich weiß, was er macht und wie es endet. Dass er mit Glasscherben oder einem Rasierer fortfährt ist für mich ohne jeglichen Belang,
klarer Fall von Überreizung :aua:

Nun ja, also wenn ich dich richtig verstanden habe konntest du der kg nicht allzuviel abgewinnen, da du den Plot zu abgedroschen findest.
Ist natürlich schade, dass ich dich damit nicht erreichen konnte, aber allen recht machen kann man es ja eh nicht. *heul*
Mir bleibt also nur, mich damit zu trösten, dass es die anderen Leser glücklicherweise nicht so abgebrüht sind, wie du :)

Und ein paar gute Haare hast du an meinem Quickie ja auch gelassen. Über flüssig geschrieben kann man sich ja auch schon freuen.
Und immerhin hat sie dir ja einerseits gefallen ;)

In jedem Fall danke ich dir für deinen Kommentar, Rainer.
Bin interessiert mal deine Geschichte zu diesem zu Thema lesen. Würde mich freuen, wenn du mir den Titel/ Link schickst (bei 174 Themen ist das Heraussuchen etwas mühsam :schiel: )

grüßlichst
weltenläufer

 

weltenläufer schrieb:
Nun ja, also wenn ich dich richtig verstanden habe konntest du der kg nicht allzuviel abgewinnen, da du den Plot zu abgedroschen findest.

Nein. Noch einmal: Selbstverstümmelung an sich ist ein alter Hut, klar. Mein Problem mit dieser Story ist jedoch, dass du mit diesem einen Satz, den ich zitiert habe, die Story gewissermaßen abschließt.
Etwa so: "Kennst du den? Treffen sich zwei Jäger. Beide tot! Haha. Also der eine hat geschossen und der andere hat geschossen. Und beide haben einander erschossen."
Ist es jetzt klarer? Die Pointe ist nicht nur bei einem Witz, sondern auch bei einer Geschichte der Schlusspunkt.
Hier bedeutet das: Du nimmst vorweg, dass er nicht mehr aufhören kann mit der Selbsthäutung. Somit ist die ganze Spannung und meinetwegen "Überraschung" aus der Geschichte raus. Etwas anderes wäre es, wenn zB seine Freundin reinplatzte und die Rettung alarmierte. Oder er wacht auf und alles war nur ein Traum, bla.
Ich hoffe, jetzt ist klar, was ich ausdrücken möchte.

Ist natürlich schade, dass ich dich damit nicht erreichen konnte,
aber allen recht machen kann man es ja eh nicht. *heul*

Stimmt. Aber ich fand die Story ja trotzdem gut! Nur diese vorweggenommene Pointe irritiert mich.

Bin interessiert mal deine Geschichte zu diesem zu Thema lesen. Würde mich freuen, wenn du mir den Titel/ Link schickst (bei 174 Themen ist das Heraussuchen etwas mühsam :schiel: )

1. Um eine Story zu finden musst du in der Geschichtenliste suchen. ;)
2. Besagte Story wurde in einer Anthologie abgedruckt, weshalb ich sie rauseditierte. Aber wie immer gilt: Sie war eh scheiße.

Rainer

 

Hallo Rainer nochmal,

ich glaube jetzt verstehe ich, was du meinst. *lange Leitung abklopf*
Manchmal ist eben ein Witz die beste Art der Erklärung. :D

Schade, dass deine Kg hier nicht mehr zu finden ist. So scheiße kann sie ja gar nicht sein, wenn sie es bis in eine Anthologie geschafft hat.

Und streiche gedanklich Satz zwei von 2. Das stimmt nämlich überhaupt nicht!

grüßlichst
weltenläufer

 

Hi weltenläufer!

So, jetzt lese ich mal was von DIR:D

Jetzt wollte er nur noch vergessen, es ungeschehen machen
Vielleicht hinter er noch ein es, hört sich irgendwie flüssiger an.

So, um ehrlich zu sein, dachte ich, ich finde einige zu bemängelnde Stellen, wobei ich enttäuscht zugeben muss, dass ich keine gefunden habe und noch enttäuschter muss ich zugeben, dass mich die Geschichte hemmungslos an meinen Stuhl geklammert hat!:thumbsup: :D
Du hast super geschrieben, guten Schreibstil, gute Worte gefunden. Die Selbstgespräche bzw. Gedanken haben mur gut gefallen, wie er mit sich selbst ins Reine kommen will. Aber wenn er wirklich religiös ist, hättest du es irgendwo weiter oben im Text erwähnen müssen.

Fazit: Richtig gute, unterhaltsame, spannende Geschichte. Keine Mängel.:hmm: :thumbsup:

MFG
Torsten

 

Hi Torsten der Zweite

schön, dass du mal was von mir liest
und das hier ist natürlich doppelt so schön:

um ehrlich zu sein, dachte ich, ich finde einige zu bemängelnde Stellen, wobei ich enttäuscht zugeben muss, dass ich keine gefunden habe und noch enttäuschter muss ich zugeben, dass mich die Geschichte hemmungslos an meinen Stuhl geklammert hat!
hehe
Du überschüttest mich ja förmlich mit Lob, willst wohl einen Schonungsbonus für meine nächste Kritik an deiner Kg raushandeln :D ;)

Zu der Stelle:

Aber wenn er wirklich religiös ist, hättest du es irgendwo weiter oben im Text erwähnen müssen.
warum sollte ich das erwähnen? Spielt keine Rolle für den Inhalt der Kg. So bleibt es allein dem Leser überlassen, wie er die Anspielungen interpretiert.

Danke noch mal für deine lobenden Worte

grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Weltenläufer,

als Neuling, der sich bisher in der SF-Sparte herumgedrückt hat, werde ich mal meinen ersten Kommentar im Horror-Genre abgeben.

Vorab: Dein Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, da gibt's mal nix:thumbsup:
Der hält einen mühelos in der Story, gut sie ist sehr kurz, aber trotzdem. Und hier sind wir bei meinem persönlichen (!) Kritikpunkt. Was den Spannungsbogen angeht, wäre der Horror-Hammer gegen Ende besser gekommen, wenn die Geschichte einen sachteren Einstieg gehabt hätte. Bin da Quinns Meinung.
Dieser Plot fängt im Badezimmer an und der Prot ist schon am durchdrehen, das schockt nur noch bedingt.
Was wäre zum Beispiel mit einem Plot, der einsetzt, wenn er nach Hause kommt, seine Sachen irgendwo hinschmeißt, kurz alltägliches Zeug mit Lilly redet (schlechtes Gewissen inklusive) und dann erst ins Badezimmer geht. Das ist aber, wie so vieles, Geschmackssache, gebe ich ja zu. Trotzdem glaube ich, dass die Story dann noch etwas böser rüber kommen würde.

Aber auch so sehr nett.

 

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