Was ist neu

Verführung - Kurz und seltsam

Mitglied
Beitritt
27.12.2005
Beiträge
128
Zuletzt bearbeitet:

Verführung - Kurz und seltsam

Mit der rechten Hand packte er sie an der Kehle und drückte sie an die Wand. Seine Lippen waren nur wenige Millimeter von ihren entfernt, während er mit der linken Hand hinten in ihre Hose griff. Ruckartig zog er an ihrem String, was einen stechenden Schmerz zwischen ihren Beinen hervor rief.
Plötzlich ließ er sie los. Als ob nichts passiert wäre, stellte er sich an den Herd und schmeckte die Sauce ab, die auf die schon gekochten Spaghetti kommen sollte.
„Genial.“
Ihre Ratlosigkeit machte ihm Freude. Noch immer lehnte sie an der Wand, so, wie er sie zurück gelassen hatte.
Mittlerweile kannte er das Spiel in- und auswendig. Zuerst die Macht demonstrieren, dann distanzieren.
Sie dachte nur an Flucht. Keine Minute länger wollte sie hier bleiben. Und doch blieb sie.
Nicht einen Moment lang hatte er daran gezweifelt.
Anstatt den Weg nach draußen, ins Sichere, zu wählen, verharrte sie einfach nur dort, wo sie stand.
Nachdem er die Sauce vom Herd genommen hatte, bat er sie an den Tisch.
Hunger war das letzte Gefühl, das sie in dem Moment empfand. Doch sie konnte nicht gehen. Es ging einfach nicht.
Die Spaghetti konnte sie nicht herunter würgen, von der Sauce wollte sie aber unbedingt kosten. Warum auch immer.
Als sie den Löffel zum Mund geführt hatte, machte er eine plötzliche Bewegung nach vorne. Reflexartig zuckte sie zurück, und verschüttete dabei die Sauce auf den Tisch, und auf sich.
Sein Arm schnellte nach vor. Schützend hob sie beide Arme vor ihren Kopf, und versuchte sich so klein wie möglich zu machen.
Zitternd, wie ein Häufchen Elend, saß sie da. Und wieder passierte nichts.
Nach etwa 10 qualvollen Sekunden blickte sie hoch. Mit einem Tuch wischte er die klumpige, rote Masse vom Tisch.
Sein Lächeln sprach Bände.
Wieso genoss er es so, ihr Angst zu machen? Und woher wusste er so gut, dass sie trotz allem bleiben würde?
Mit Gewalt riss sie sich aus ihrer Lethargie, nahm ihr Handtäschchen vom Sofa und schritt entschlossen in Richtung Tür.
Länger hielt sie es hier, mit ihm, nicht mehr aus.
Dies war erst ihr zweites Treffen, doch bevor sie gekommen war, hatte sie schon ein seltsames Gefühl gehabt. Der Kerl tickte nicht richtig, und er machte sich nicht mal die Mühe, es zu verbergen.
Machte ihn das anziehend für sie?
Und wie. Langeweile konnte sie nie ausstehen, Langweiler noch weniger. Und was war spannender, anziehender, als Gefahr?
Als sie die Tür geöffnet hatte, und schon mit einem Fuß am Flur war, ließ er das Tuch auf den Tisch fallen und ging auf sie zu.
Würde er sie jetzt schlagen? Würde er sie in die Wohnung zurück zerren, und sie vergewaltigen?
Zitternd, voller Erwartung, Angst, Erregung, Ungewissheit, stand sie da. Mitten am Flur, mit Türen auf alle Seiten. Nur, er hielt sie im Bann.
Oder war sie nur stehen geblieben, weil sie ahnte, was nun kommen würde?
Das Stufen waren kalt und rauh. Mit beiden Händen griff er an ihre Hüfte und drückte sie auf die Treppe, die in das obere Stockwerk führte.
Die linke Hand führte er an ihren Scheitel, und hielt sie an den Haaren fest. Wieder näherte er sich ihrem Gesicht. Seine Zunge umspielte einen ihrer Mundwinkel, an dem scheinbar noch etwas von der Spaghetti-Sauce oben war.
„Genial.“
Innerhalb von einer Minute war er in sie eingedrungen. Für einen Moment war ihr Mund frei, sie hätte schreien können. Nur sie tat es nicht sofort, und schon war die Gelegenheit vorüber. Fest hielt er die rechte Hand auf ihrem Mund, und penetrierte mit heftigen Stößen ihren Unterleib.
Die Stufen drückten ihr auf das Rückgrat, scheuerten ihre Haut auf. Ihr Kopf schlug immer wieder an den schroffen Kanten an, und sie begann, das Bewusstsein zu verlieren.
Dann war alles vorbei.
Er nahm die Hände von ihr, nahm sein Glied aus ihr heraus, und war im Handumdrehen schon wieder angezogen.
Warum war er nicht in sie gekommen? Ihr innerer Widerstand war gefallen, und nun wollte er sie nicht? Ging es ihm bloß um eben diesen Widerstand?
Ihr zerrissenes Höschen hatte sich an den Gitterstäben des Geländers verfangen. Sachte hob er es auf, und wischte ihr damit vorsichtig, fast liebevoll, am Kinn entlang.
„Da war noch Sauce.“
Nachdem er ihr die Hose wieder hochgezogen hatte, und ihren BH zugemacht hatte, drehte er sich um und ging in seine Wohnung.
Warum wusste er, dass sie ihn nicht anzeigen würde?
Weil sie nicht die erste war.
Auf dem Weg nach draußen begegnete sie einem Mädchen, das ungefähr in ihrem Alter war. Höchstens 17. Ihr Blick verriet, dass sie starke Bedenken davor hatte, an der Tür des Herrn Dr. Rothenburg anzuläuten. Und trotzdem tat sie es, warum auch immer...

 

Außerdem finde ich, ist es viel wertvoller, Menschenkenntnis in natura zu erlangen, und nicht aus Büchern. Nicht?
Ich gehöre nicht zu denen, die ihr Wissen ausschließlich aus Büchern beziehen. Und wovon ich rede, hat auch nichts mit Täterprofilen zu tun, sondern mit Ursachen, die hauptsächlich in der Erziehung liegen.
Es ist nur relativ unpopulär, etwas gegen die Eltern zu sagen, denn Vater und Mutter hat man ja zu ehren, und auch jeder der machtgierigen Politiker hat solche Eltern. Deshalb wird viel Geld drauf verwendet, uns mit stets neuen Theorien zu verwirren und die Schuld bei den Opfern zu lassen, indem man zum Beispiel von der "Anziehungskraft des Bösen" spricht. So erscheint es, als hätte sie die freie Wahl, aber wie Du selbst sagst, hat sie sie ja doch nicht - zumindest nicht, solange sie nicht aus ihrem Dornröschenschlaf aufwacht.

Aber ich hab ja auch nicht gefordert, daß Du Erklärungen in die Geschichte schreiben sollst - es wäre mir nur wichtig, daß Du das Nicht-anders-Können mehr hervorhebst und die Angst ebenfalls. In der kann man sich auch durchaus wohl fühlen, oder eben glauben, daß man sich darin wohl fühlt, in Wirklichkeit ist es bloß das vertrauteste Gefühl, das man kennt, und deshalb schafft man sich unbewußt gezielt Situationen, in denen man Angst haben muß. (Wobei es eben gerade bei Minderjährigen und in solchen Konstellationen wie in Deiner Geschichte auch noch "Pflichterfüllung" sein kann.)

Die andere Variante steht auch in Deiner Geschichte. Der Typ fühlt sich wohl, wenn er Macht und Gewalt ausübt, weil er irgendwann gelernt hat, daß man jemand ist, wenn man das kann. Vergewaltiger, machtgierige Politiker oder autoritäre Lehrer sind genauso von der Sorte wie schlagende Eltern.

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Das ist für mich die elementare Schwäche der Psychologie. Ursachen werden immer in der Vergangenheit gesucht. Natürlich auch im Jetzt, doch Hauptsächlich in der Vergangenheit. Nur finde ich, es ist eine viel zu billige Ausrede zu sagen: "Meine Eltern haben mich geschlagen, deshalb schlage ich meine Kinder auch", "Meine Eltern waren Säufer, also habe ich das vererbt bekommen" etc. So ein Mist! Wenn jeder die Verhaltensmuster der Eltern nachleben würde, wo kämen wir da hin? Meine Eltern zB rauchen. Tue ich es? Mein Nachbar säuft. Tut seine Tochter das auch? Nein. Nur um die einfachsten Beispiele zu nennen. Die Schuld auf die Eltern und die Erziehung ab zu schieben, ist die billigste Ausrede. Als denkender Mensch muss man sich alleine mit Gut und Schlecht, Moral und Sünde auseinander setzen. Die Eltern können da höchstens mit reden, aber wofür man sich am Ende entscheidet... da hat man nur selber Einfluss darauf. Bin ich im Unrecht? Jetzt driften wir aber von der Story ab... Danke! LG

 

Billig ist es, solche Dinge wie erlernte Verhaltensmuster (dabei geht es nicht um 1:1-Kopien der Eltern, so ein Quatsch) als nicht existent hinzustellen. Wir waren beim Nicht-anders-können, nicht bei Ausreden. Natürlich sollte man sich dann Gedanken machen, es anders zu machen - aber genau das funktioniert nur in den wenigsten Fällen, ohne erst auf die Ursache zu kommen. Solange mein Denken nämlich von jemand anderem beherrscht wird, hilft mir mein Wollen nichts. Um das aufzulösen, muß man an die Ursachen gehen, erst dann kann man sich davon befreien.

Jetzt driften wir aber von der Story ab
Gar nicht wahr. Es geht darum: Wenn Deine Protagonistin eines Tages die Dinge mit freieren Augen betrachten kann, wird sie draufkommen, daß es so freiwillig nicht war, wie Du es hier darstellst.

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Eine ganz Schlaue! Danke für die Lektion. Und falsch auch noch. Was kann ein Beweggrund für eine Handlung sein, die man begeht? Ein Motiv. Kann es in der Gegenwart liegen, in der Zukunft? Ja. Ich habe Hunger. Jetzt. Ich mache mir was zum Essen. Warum? Weil ich Hunger HABE. Nicht HATTE, sondern HABE! Also jetzt. LG ;-)

 

tengo hambre hijita mala... ayayay no es posiblé no te entiendo. Déjame solo. Por favor. Gracias ps: Danke für die Mühe.

 

Mein lieber Antti1, du redest dich hier um Kopf und Kragen - mir scheint, du hast rein zufällig die Verhaltensweise deiner Prots zutreffend beschrieben, was natürlich auch durch reine Beobachtung möglich ist.

Merke: Wir alle sind ein Produkt aus Genen und Umwelteinflüssen. Und weil diese Einflüsse um so stärken wirken, je jünger und formbarer der Mensch ist, sind Erlebnisse in der frühen Kindheit – von 0 bis zum Alter von 4 oder 5 Jahren - gravierender als die späteren, obwohl sich der Mensch an diese frühen Erlebnisse bewußt gar nicht erinnert. Aber die sind da – man hat ja auch in diesen Jahren gelebt, nicht wahr? - und so sehr präsent, daß sie wie ein Teil des Betreffenden sind – er kann sie nicht sehen, wie auch ein Auge sich selbst nicht ohne Hilfsmittel sehen kann.

Und daher haben Häferl und lea in diesem Punkt vollkommen Recht.

Dion

 

Ich habe Hunger. Jetzt. Ich mache mir was zum Essen. Warum? Weil ich Hunger HABE. Nicht HATTE, sondern HABE! Also jetzt.
Ja, das ist auch ein nettes Beispiel ...

In der Gegenwart liegt zwar der Hunger, in der Vergangenheit liegt aber, daß Du gelernt hast, Dir etwas zu essen zu machen, wenn Du Hunger hast, und daß Du Dir wichtig genug bist, das auch zu tun.
Es gibt auch den Fall, daß jemand seinen Hunger verdrängt, obwohl er genug zu essen hätte. Dann sind andere Dinge/Arbeiten oder Menschen wichiger als der eigene Hunger oder man ist sich selbst die Anstrengung nicht wert, hat keine Zeit, sich etwas zu kochen oder auch nur ein Brot runterzuschneiden und zu bestreichen oder belegen - obwohl er natürlich weiß, daß essen gegen seinen Hunger helfen würde und gesund wäre, aber er hat eben nicht gelernt, sich selbst so viel wert zu sein. So hat er zwar in der Gegenwart Hunger, aber durch seine Vergangenheit ist er nicht immer in der Lage, etwas dagegen zu tun.

Selbes Schema, anderes Beispiel.

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Antti,

als ich diese Deine Geschichte vor ein paar Tagen noch frisch und unkommentiert in R/E las, war ich mir nicht sicher, was ich davon halte. Und auch nicht, welche Reaktionen sie bewirkt.

Du malst eine Stimmung, ein Stimmungsbild, das auf mich ähnlich wirkt wie Kriegsberichterstattung, ähnlich hoffnungslos, ähnlich hintergrundlos. Die Story ist handwerklich ok, doch Du reduzierst eine Szene auf die pure Handlung (und die bleibt eine Vergewaltigung, nicht einmal _nur_ ein Machtspiel), ohne Hintergründe zu liefern, die es begreifbarer machen, machen können. Ich mag gut erzählte Machtgeschichten; es gibt gute, die sowohl die Macht als auch die Ohnmacht verdeutlichen, die Bilder sind manchmal sogar mit den Deinen vergleichbar, doch der Kontext ist ein anderer.

Durch die Verschiebung in Sonstige hast Du einen Teil meiner Irritation genommen, es bleibt jedoch die ob des Titels, die Verführung bleibt mir unverständlich, und auch das Label "seltsam" macht sie nicht präsenter für mich. Und auch wenn lea in ihrer Wortwahl aktivistisch wirken mag, eine Vergewaltigung in den Kontext einer seltsamen Verführung zu setzen braucht mehr an Hintergrund, um literarisch geadelt zu sein. Der Hintergrund fehlt mir, und auch wenn Du solche Charaktere aus Deinen Beobachtungen der Welt kennst, Du hast es hier nicht verstanden, sie zum leben zu erwecken, sie mir glaubwürdig zu machen.

Ob ich deswegen nur Blümchensex lesen will ? Oder eine Schere, eine Zensur der Themen suche ? Doppelnein. Doch manche Themen befinden sich auf sehr schmalen Graten, jede Art von _echtem Leid_ das _andere Menschen_ erleben gehört dazu. Und die Gratwanderung endet mangels erlesbarer Empathie im Abgrund, die Botschaft des Autoren erstreckt sich auf den Text; die Intention des Textes im Nachhinein darzustellen, zu präzisieren, konkretisieren, lässt in mir die Frage aufkommen, warum ich die Intention nicht im Text lesen kann. Denn da gehörte sie hin.

Grüße,
Just mytwo Cent Seltsem

 

Schade, dass du weder meine Argumentation aufgreifst, noch auf meine letzten Postings eingehst.
Das wars dann wohl.
Lord

 

Lord Arion schrieb:
Schade, dass du weder meine Argumentation aufgreifst, noch auf meine letzten Postings eingehst.
Entschuldige, Lord Arion, aber ich dachte, ich hätte deinen Beitrag indirekt schon beantwortet, indem ich auf deine Interpretation
Lord Arion schrieb:
Ambivalente Erotik, und dazu gehört nun einmal der Teil, der mit ausleben von Phantasie, mit Macht und Ohnmacht zu tun hat, hat absolut ihre Berechtigung in dieser Welt. Nur die Version, wo einer seine Phantasie gegen den erklärten Willen des anderen, auf seine Körperlichen und Seelischen Belange herabsehend, oder schlicht ignorierend auslebt, ist nicht nur Fragwürdig, sondern schlicht kriminell.
Folgendes schrieb:
Dion schrieb:
Aber die Frau geht nicht, jedenfalls nicht richtig, sie wartet auf ihn im Treppenhaus. Warum? Das wissen wir nicht, der Autor bietet uns dazu nur eine Möglichkeiten an: Sie wartet auf Gewalt, obwohl sie Angst davor hat. Sie ist hin und hergerissen, will schreien, als er ihr letztlich doch Gewalt antut, aber so wie sie zuvor nicht wirklich weggelaufen ist, so schreit sie auch nicht, als sie es noch kann.
Mit anderen Worten, du siehst bei der Frau einen erklärten Willen, wo ich nur Ambivalenz sehe. Um sich die entscheidende Szene noch einmal vor Augen zu führen, sei die betreffende Textstelle noch einmal zitiert:
Mit Gewalt riss sie sich aus ihrer Lethargie, nahm ihr Handtäschchen vom Sofa und schritt entschlossen in Richtung Tür.
Länger hielt sie es hier, mit ihm, nicht mehr aus.
Dies war erst ihr zweites Treffen, doch bevor sie gekommen war, hatte sie schon ein seltsames Gefühl gehabt. Der Kerl tickte nicht richtig, und er machte sich nicht mal die Mühe, es zu verbergen.
Machte ihn das anziehend für sie?
Und wie.
Als sie die Tür geöffnet hatte, und schon mit einem Fuß am Flur war, ließ er das Tuch auf den Tisch fallen und ging auf sie zu.
Würde er sie jetzt schlagen? Würde er sie in die Wohnung zurück zerren, und sie vergewaltigen?
Zitternd, voller Erwartung, Angst, Erregung, Ungewissheit, stand sie da. Mitten am Flur, mit Türen auf alle Seiten. Nur, er hielt sie im Bann.
Oder war sie nur stehen geblieben, weil sie ahnte, was nun kommen würde?
Das Stufen waren kalt und rauh. …
Die Frau war eigentlich schon im Treppenhaus, als er vom Tisch aufsteht und ihr folgt. Um sie zu erreichen, muß er sicher mehr als ein paar Schritte tun, denn es ist wenig wahrscheinlich, daß der Eßtisch gleich neben der Wohnungstür steht. Nach allem, was zuvor vorgefallen war, müßte sie ahnen – und das wird in dem Text auch gesagt -, was nun kommen würde. Trotzdem oder genau deswegen blieb sie stehen, auf ihn wartend – den entscheidenden Satz habe ich fett gekennzeichnet. Um diesen Satz, ja diese ganze Szene anders als eine stille Zustimmung zu interpretieren, bedarf es schon einer reichlichen Ignoranz dem Text gegenüber.

Für mich enthält diese Geschichte genau die ambivalente Erotik, der du grundsätzlich eine Existenzberechtigung in der Literatur nicht verwehren willst, aber hier nicht siehst. Die Frage ist: Warum nicht?

Dion

 

@Dion: Danke. Ich find's großartig, dass du dir die Mühe gemacht hast. "Zitternd, voller Erwartung, Angst, Erregung, Ungewissheit, stand sie da." => An diesem Satz bricht sich ja die ganze Handlung... Sie will weg, und trotzdem tut sie es nicht. Sie ist neugierig, verängstigt, aber zugleicht erregt. Sie hat alle Wege offen, auf jeder Seite Türen. Doch sie bleibt stehen und wartet. Tut das ein normales Mädchen? Geht ein normales Mädchen zu einem Mann mittleren Alters (als Doktor ist man ja auch kein Jugendlicher mehr) in die Wohnung? Wer weiß...

 

@C. Seltsem: Gut, der Titel ist mir mal ordentlich misslungen. Immer, wenn ich den Thread ansehe, sticht er mir ins Auge... werde ihn ändern. Gut... meinen Standpunkt in Sachen (Ver)Gewalt(igung) habe ich (denke ich mal) schon klar gemacht in diesem Thread. Das mit der Intention ist hart... ja, muss sicher noch an mir arbeiten, um auch alle Gedanken, Hintergründe usw. einzubauen in die Storys. Stimmt. Aber hier komm' ich auf den Gedanken zurück, wegen dem (oder in Folge dessen) ich angefangen habe, überhaupt zu schreiben: Ein Text, eine Story oder gar ein Roman etc. hat salopp gesagt 2 Zwecke: entweder zum Nachdenken anzuregen oder zu unterhalten. Da dieser hier nicht in die 2. Kategorie fällt, kommt er in die erste. Insofern ist mir was gelungen. Sonst würde sich keiner rühren. Natürlich bin ich erst am Anfang der Entwicklung, es wird noch ein Stück harter Arbeit, um das KÖNNEN zu erlangen, KOMPLETTE Geschichten zu schreiben. Danke für die Kritik, lg ;-)

 

@ Dion.
Sorry, mit dem letzten Posting meinte ich nicht dich, sondern Antti.
Dein letztes Posting war aber gut und treffend, da hab ich nix dran auszusetzen...
Nur hast du nicht verstanden, dass ich überhaupt nichts gegen ambivalente Erotik habe, nur gegen schluderigen Umgang damit.
@ Antti.
Schade, dass du nicht verstehen konntest, dass ich dich hier nicht persönlich angreifen wollte, sondern es mir darauf ankam, der Sache an sich gerechter zu werden. Im übrigen bin ich nach wie vor der Meinung, dass ein "Wirkungskreis" etwas ist, an dem man sich aktiv beteiligt, und sich, wie auch sein Können, oder eben auch unvermögen einbringt, und in Kontakt mit anderen tritt...
Der "moralische" Lord

 

@Lord Arion: Hey Lord. Hab' ich da was übersehen? Werd den Thread nochmal durchforsten, worauf hab' ich denn nicht geantwortet? Moralisch sein ist ja nichts schlechtes... aber ich verweise in solchen Fällen gerne auf die Soap "Eine himmlische Familie". Läuft oder lief hier in Österreich seit Jahren, glaube auch in Deutschland. Die Schreiber in dem Scheiß haben es ein wenig zu streng mit der Moral genommen... Diesen erhobenen Zeigefingen, diese Belehrungen hält doch keiner aus! Genau so ist die Moralkeule in der Literatur zwar schön und gut, doch mir geht sie am Arsch vorbei. Menschen mit Problemen lesen so etwas doch gar nicht, also wird es Menschen, die es eh schon wissen, eingetrichtert. Nicht saufen, schädlich. Nicht rauchen. Schädlich. Killerspiele. Schädlich. Sex. Gefährlich. Was kommt als Nächstes? Faul am Bett liegen - auch schädlich? Ja, es ist verflucht nochmal ein Affront für mich, wenn man meine Geisteshaltung mit der meiner Prots gleichstellt, oder überhaupt in Betracht zieht, sie zu vergleichen.

 

Hallo Antti1,

als ich die Geschichte las, ist mir folgender Thread eingefallen:

Ficken, ficken, ficken für ne geile Kritik!

Deinen Text finde ich gar nicht schlecht geschrieben, was die Stilistik angeht.

Der Inhalt stellt mich nicht ganz zufrieden, da nicht deutlich wird, warum die Frau das mit sich machen lässt, das wäre interessant, Tiefgang, die psychologische Seite betreffend. Das

„Der Kerl tickte nicht richtig, und er machte sich nicht mal die Mühe, es zu verbergen.
Machte ihn das anziehend für sie?
Und wie.“

ist doch angesichts von „Würde er sie jetzt schlagen? Würde er sie in die Wohnung zurück zerren, und sie vergewaltigen?“ etwas dünn.

„und penetrierte mit heftigen Stößen ihren Unterleib.“

Dann:

„Warum war er nicht in sie gekommen?“

?


„Warum wusste er, dass sie ihn nicht anzeigen würde?
Weil sie nicht die erste war.“

Eigentlich müsste er wissen, dass sie ihn nicht anzeigt, weil er sicher ist SIE in der Hand zu haben. Weil´s schon mal geklappt hat - das ist etwas zu einfach.


L G

tschüß Woltochinon

 

@Woltochinon: Danke für die Kritik... eha. Tiefgang... ja, darüm bemühen wir uns doch alle. Großes Versprechen... werde mich bessern ;-) Ich habe nämlich hier absichtlich viel unerklärt gelassen, da Erklärungen alles schrecklich in die Länge ziehen und oft Raum für eigene Interpretationen nehman. Falls dir das abgeht... weiß nich'. Ja, die Geschicht müsste doppelt so lang sein, aber wäre sie dann lesenswürdiger?

 

@ Antti
Ich wollte dich nicht angreifen, und die Frage war denke ich so gestellt, dass sie nicht als Angriff zu verstehen war. Ich habe sinngemäß gesagt," Falls das so sein sollte..."
Außerdem schreibe ich mehrmals , dass es mir nicht auf die "Moralkeule" ankommt, sondern auf die Nachvollziehbarkeit der beschriebenen Charaktere, und deren Gründe. Mehr nicht.
Gruß
Lord

 

Hallo Antti,

ich stelle mich jetzt mal in diesem Thread ins Abseits. Deine Geschichte ist für mich wie eine ausdrucksstarke Schwarz-Weiß-Aufnahme. Wie ein guter Fotograf fängst Du eine Szene ein. Im Gegensatz zu den anderen fehlt mir hier überhaupt keine Erklärung. Im Gegenteil, wenn sie käme, die ganze Atmosphäre des Bildes wäre wieder kaputt. Ich kann in die Augen des Mädchens sehen und auch in die des Mannes. Das reicht mir.

Mal ehrlich, Machtverhältnisse dieser Art sind so komplex, die sind nicht zu erklären. Ein Mädchen, das in so ein Abhängigkeitsverhältnis gerät, muss mächtig traumatisiert sein. Wie sollte man so einen traumatischen Zustand erklären und vor allem warum? Mir genügt es, dass ich das Trauma gefühlt habe. Daher verstehe ich auch die teilweise Entrüstung hier über Moral und Unmoral nicht so ganz. Bei mir kam es ganz und gar nicht als voyeuristische Pädophilenfantasie rüber.

Am Ende kommst Du leider etwas schnell zum Ende. Gerade die Penetrationsszene hätte meiner Meinung nach ihre Ambivalenz auf die Spitze treiben müssen. Da hetzt Du zu schnell durchs Treppenhaus.

Liebe Grüße
melisane

 

Ich finde die Geschichte nicht schlimm. Ehrlich. Sie behandelt ein schlimmes Thema. In der Tat. Sie beschönigt das Thema allerdings auch nicht.
Wenn eine moralische Stellungnahme in dem Text wäre, würd ich ihn weitaus schlechter finden.
Dass sie von Romantik/Erotik hierher verschoben wurde, kann ich aber nachvollziehen. Ich fands auch nicht romantisch/erotisch.

Geschichten über einen Auftragskiller, der kaltblütig seine arbeit erledigt sind in der Regel auch moralisch unkommentiert. Eigentlich auch was sehr schlimmes. Gut, Auftragsmord ist ein weniger präsentes Thema als Vergewaltigung (glaube ich).

Ich kann verstehen, wenn sich Leserinnen, die selbst schon Opfer einer Vergewaltigung wurden, schlecht fühlen, wenn sie diesen Text lesen, ganz einfach, weil dabei Erinnerungen hochkommen können.
Allerdings fühlen sich andere Menschen, die Opfer eines anderen Verbrechens vielleicht auch nicht gut, wenn sie eine Schilderung lesen, die dem eigenen Schicksal gleichkommt.
Trotzdem schreibt man über solche Themen wie Mord, Vergewaltigung, Entführung, Krieg, usw.

Antti1 nimmt keine Stellung für die Tat, und die These, dass wer nicht eindeutig dagegen, der dafür, finde ich ziemlich lächerlich.

Und als Dreck würde ich die Geschichte nicht bezeichnen. Im Gegenteil.
Sie ist gut geschrieben. Und wie die Thematik dargestellt wird, dieser Zwiespalt in der Frau, die eiskalte, berechnete Taktik des Mannes, ist aus psychologischer Sicht gut gelungen.

Nebenbei, vorhin ließ ich eine Bekannte von mir, die tatsächlich auch einmal vergewaltigt wurde, diesen Text lesen. Sie fand ihn zwar nicht sonderlich toll, fand die Debatte aber nicht gerechtfertigt (nebenbei, sie ist ein stabiler Mensch und konnte die Sache verarbeiten. Wobei ein Großteil der Frauen dagegen jahrelang darunter leiden).

Schwierige Themen müssen mit Fingerspitzengefühl angefasst werden, das ist klar(ich fand, das war hier auch der Fall). Aber grundsätzlich jedes prekäre Thema sein zu lassen, weil sich eventuell Leute daran stören könnten, wer das Verlangt, der soll in seiner Hütte bleiben.

Bie dez

Freund Benutz

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich finde diese Geschichte unvollständig und unglaubwürdig. Unvollständig deshalb, da es mir an Hintergrund fehlt. Unglaubwürdig deshalb, da ich mir nicht vorstellen oder erklären kann, weshalb sich wenigstens zwei junge Frauen in das beschriebene Abhängigkeitsverhalten begeben sollten.

Ich gehe davon aus, dass sich der Autor von dem Verbrechen des Armin Meiwes, dem "Kannibalen von Rotenburg" zum Schreiben dieser Geschichte hat motivieren lassen. Im letzten Jahr gab es dazu auch die passende Verfilmung aus den USA: "Rohtenburg" (im Original: "Butterfly"). Für diese Annahme spricht, dass einer der Hauptfiguren der Geschichte ausgerechnet "Dr. Rothenburg" heißt. Außerdem steht hier wie dort vor allem ein Abhängigkeitsverhältnis im Mittelpunkt des beschriebenen Geschehens.

Vorausgesetzt, ich habe Recht mit dieser Annahme erscheint mir diese Geschichte im Vergleich zu der angesprochenen realen Begebenheit zunächst einmal sehr verzerrt. Kannibalismus wird hier gegen gewalttätigen, jedoch verhältnismäßig herkömmlichen Sex ausgetauscht, das Alter des bzw. der Opfer(s) wird auf ein jugendliches Alter reduziert (Meiwes Opfer war damals dagegen bereits 44 Jahre alt) und der Täter ist nun kein Informatiker mehr, sondern ein Doktor (welcher Art auch immer - das ist leider nicht ersichtlich).

Weiterhin erzählt der Text von "Spaghettis", die das Opfer nicht "herunterwürgen" kann, obgleich sie "die Sauce unbedingt [zu] kosten" wünscht. Wenig später ist von einer "klumpigen, roten Masse" auf dem Tisch die Rede. Auch ist der "Dr." zu Beginn gerade am Herd mit Kochen beschäftigt. Man braucht nicht viel Phantasie, um sich die Ähnlichkeit zu einem der entscheidenden Treffen zwischen Meiwes und Brandes (so der Name seines Opfers) zu vergegenwärtigen, in dem letzterer dazu aufgefordert wurde u. a. sein eigenes, von ihm abgetrenntes Geschlechtsorgan zu verzehren (das von Meiwes vorher in einer Pfanne kurz angebraten wurde - so zumindest die Darstellung der oben genannten Verfilmung).


Nun frage ich mich, da ich in meiner Interpretation schon so weit vorangeschritten bin, was mir diese Geschichte sagen will. Vielleicht will sie mir sagen, dass die Beschreibung einer Vergewaltigung aufregender oder besser gesagt anregender ist als die Beschreibung von praktiziertem Kannibalismus. Vor allem für die männliche Leserschaft. Für letzteres spricht, dass die Geschichte aus einer ausgesprochen männlichen Perspektive geschrieben ist und die Opfer ausnahmslos weiblich sind.

Nun finde ich diese Erkenntnis zum einen geradezu banal und zum anderen ausgesprochen konventionell. Die Konvention sehe ich darin, dass Opfer von sexuellem Missbrauch stets weiblich und die Täter stets männlich zu sein haben und dass Sex davon abgesehen sozusagen immer ein Thema wert ist. Weiterhin ist Animismus in unseren Breitengraden unpopulär und kann daher nicht auf Akzeptanz stoßen (das Motiv Meiwes für sein Verbrechen bestand darin, sich sein Opfer ganz einzuverleiben um damit in Besitz der Kraft seiner Seele zu kommen). Da erscheint es natürlich ratsam lieber auf altbewährte Schablonen auszuweichen anstatt mal etwas neues (und u.U. auch wirklichkeitsgetreueres) auszuprobieren.


Bemerkenswert finde ich jedoch außerdem noch einen häufig (und auch hier wieder) anzutreffenden, schlaglichtartigen Reduktionismus auf das rein sensationelle und möglichst rein sinnlich wahrnehmbare, in dem folgerichtig schwerverdauliche Hintergründe einer Begebenheit besser gleich über Bord geworfen werden - sei es aus Kalkül oder auch nur aus Verlegenheit mangels dafür zureichendem Stoff. Je schneller und leichter erfassbar das Ganze ist, desto besser. Interessant finde ich daran, dass dieser Reduktionismus von manchen Lesern auch noch durchaus akzeptiert wird (es war hier schon lobend von "ausdrucksstarken Schwarz-Weiß-Aufnahmen" die Rede). Parallelen dazu finde ich in den üblichen Videoclips, die ähnlich schnell und damit oberflächlich konsumiert werden wie das Lesen einer Geschichte in der Länge der hier besprochenen in Anspruch nimmt. Insofern kann kg.de vielleicht als eine Art "literarisches YouTube" bezeichnet werden. Mir gefällt das nicht, aber dieser Vorzug von Quantität vor Qualität entspricht wohl unserem Zeitgeist.

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom