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21.03.2004
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Gespenstisch der Schatten an der Wand. Wie ein höhnischer Dämon verfolgt er mich bei meinem ziellosen Lauf. Ein stechender Schmerz durchzuckt mich, als ich abrupt stoppe und mich in eine zu enge, zu feuchte Nische zwänge. Weit entfernt ihre schweren Schritte, doch sie kommen immer näher. Näher zu mir. Und mit ihnen der Tod, eingehüllt in die bedrückende Dunkelheit. Kaltes Wasser rinnt mir in den Nacken und über mein verzerrtes Gesicht und vermischt sich mit Schweiss und salzigen Tränen. Vor mir immer das gleiche Szenario: Viele Köpfe, aus deren Hälse Blut und Eiter quillt. Viel Blut. Sein Geruch ist in meinen Kleidern hängengeblieben, bin nun von einer Wolke süsslichem Gestank umgeben.
Die Schatten formen sich um im fahlen Schein der Kerze. Sie flackert. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis ich von der vollkommenen Schwärze verschluckt bin. Dann wird es warm sein. Meine Hände zittern, ich schaue an mir herab. Schmutzige Lumpen hängen an meinem dürren Körper herunter, da und dort ist Blut. Lumpen. Auch er war in Lumpen gekleidet. Dieser Lump. Denke an seine Berührungen. Kann sie nicht vergessen, sie schmerzen. Erinnere mich auch an seine Küsse, die wie Brandmale höllisch brennen. Ich versuche, im schwachen Schein der Kerze meine Hände zu betrachten. Dort, wo die Fesseln waren, sind jetzt rote Striemen. Rot wie die Geschmeide aus Rubinen, die meine Pianistenhände früher schmückten. Nun ruht der schwere Schmuck auf des Flusses modrigen Grund. Denke daran, wie sie im Schein des Feldfeuers mit den Sternen um die Wette funkelten in jener Nacht. Jene Nacht, in der er... Nicht daran denken. Es schmerzt zu sehr. Liebe ihn immer noch zu sehr.
Von ihren hallenden Schritten werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Sie kommen immer näher. Adrenalin schiesst in meine Adern, das Blut rauscht in meinen Ohren. Bilde mir ein, ihren schweren Atem zu hören, ihr Gestank wahrnehmen zu können. Bald werden sie mich gefunden haben, diese Bluthunde. Dann wird es aus sein. Er wird meiner Hinrichtung mit Vergnügen beiwohnen, das weiss ich mit Gewissheit. Er.
Keinen Ausweg aus den unterirdischen Gängen, keine Rettung für die hilflos Verstrickten im Netz der Liebe und Lügen. Habe Angst.
Nun kann ich nicht anders, ich muss die nach Sauerstoff lechzende Kerze auslöschen. Schwach puste ich sie aus, nun bin ich von einer feuchten Dunkelheit umgeben. Weiss, dass sie in kurzer Zeit hier sein werden, kann den Schein ihrer Kerzen erkennen. Bin nun völlig allein.
Ich muss mich noch weiter in die Nische drücken, doch es geht nicht. Kann Wasser nun nicht mehr von den Tränen unterscheiden, sie haben sich zu meinem letzten Trank vermischt. Ich bin ratlos, ganz allein. Doch es gibt vielleicht eine Variante, damit ich so beschämend das Erdreich verlasse. Denke fest nach, konzentriere mich, so gut es geht.
Alles muss sehr schnell gehen. Jetzt höre ich ihren Atem, vor Schreck hab ich den Kerzenstummel fallen lassen. Sie sind jetzt bei mir, rieche ihren Gestank.
Greife an seine Hüfte, er ist verwirrt und stockt. Mit fahrigen Bewegungen taste ich seinen Gürtel ab, nachdem ich dem anderen einen Tritt in den Schritt verpasst habe.
Habe gefunden, was ich wollte. Seine Lenden wissen nun auch, wie sich das Knie eines panischen Menschen anfühlt.
Die Flamme ihrer Kerzen spiegelt sich in der glänzenden Klinge des Dolches. Sie kamen eben wieder etwas benommen zu sich, starren mich ungläubig an. Hab die Waffe hoch erhoben, gegen meine Brust gerichtet. Werfe ihnen noch einen huldvollen Blick zu, und die Klinge saust auf mich herab. Sie bohrt sich einen Weg in mein edles Fleisch, ich sacke zusammen. Kann meine Augen nicht mehr offen halten, entspanne mich komplett.
Fühle mich leicht, eine unglaubliche Wärme senkt sich auf mich herab.

 

Seufz.
Die nächste pathetische, alles-ist-schrecklich-Selbstmordgeschichte.

Zwei massive Kritikpunkte lassen diese Geschichte bei mir durchfallen:

1. Wenn schon Selbstmord, dann bitte mit Begründung. So ist es nur eine pubertäre No-Future-Fantasie.

2. Die Spannung ist dünn wie das Papier, auf dem der Text steht, weil er keine Ursache hat. Schatten, Schmerz, Tränen, Angst - aber wovor? Ohne konkrete Bedrohung keine Spannung.

Außerdem ist an dieser Geschichte nichts seltsam. Du kannst Dir überlegen, ob ich sie nach Alltag oder woanders hin schiebe. In Alltag stehen die ganzen anderen Selbstmord-Dramas.

Mein Tip: Schreiben kannst Du. Such Dir ein anderes Thema.

Fazit: sprachlich immerhin dramatisch formuliert, inhaltlich aber viel zu dünn.

Uwe
:cool:

 

auch seufz.
tut mir echt leid, wenn dir die geschichte nicht gefällt. vielleicht zu meiner verteidigung: diese geschichte ist aus einer 'inspiration' heraus entstanden, d.h. ich hab sie aus einem guss geschrieben, ohne unterbruch. ist mir schon klar, dass es da probleme geben kann.
und: bedroht ist sie ja, kommt das nicht durch? aber egal. war ein versuch wert.
du kannst sie auch verschieben, obwohl mir alltag nicht gerade geeignet vorkommt.

*b*
sissi

 

Klar wird klar, dass sie verfolgt wird.
Aber von wem? Warum? Will sie jemand vergewaltigen oder hat sie einfach Angst vor dem Postboten oder bildet sie sich alles nur ein? Ohne diese Information bleibt die Bedrohung diffus. In seltenen Fällen gelingt es Autoren, gerade diese Unsicherheit zum Drama zu erheben. Bei Deinem Text weiß man aber einfach nicht, woran man ist. Daher erscheint der Selbstmord am Ende einfach nur unbegründet. Offenbar weißt nicht einmal Du selbst, worin die Bedrohung eigentlich besteht.

Daher erscheint mir Alltag auch nicht angebracht.

verschoben von Seltsam nach Sonstige

 

doch. ich weiss es. aber offensichtlich kam es nicht genug durch, also werde ich es dir jetzt sagen: es war von hinrichtungen die rede, von ihrem schmuck, den sie wegwerfen musste. ich wollte auf die französische revolution anspielen, mit der verfolgung der adeligen. aber eben, es war ein versuch. danke trotzdem für die rückmeldung.

 

Hey, die Idee ist doch nicht schlecht. Dann versuch doch einfach, das klar zu machen und überarbeite die Geschichte dahingehend! Du musst nur etwas Lokalkolorit und passende Orts- und Personenbeschreibungen einbauen, damit man weiß, woran man ist. Wenn man dann noch erfährt, warum die Figur hingerichtet werden soll, und das kein banales Verbrechen, sondern z.B. eine gemeine Intrige ist, hast Du eine tolle Erzählung!
Hau rein ;)

 

Werd ich machen, sobald ich mal die nötige Musse dazu habe, danke.
Ich weiss zwar nicht, ob das hierhin gehört, aber ich werds einfach mal versuchen: ich habe einen Beitrag verfasst, jalousie folle heisst er und befindet sich in 'Sonstige'. Ich würde die Geschichte gern löschen, aber es funktioniert nicht... Könntest du mir sagen, wie das geht, oder es gleich selbst tun (da du ja Moderator bist)? Wär ganz lieb, danke!

 

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