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verlaufen

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12.06.2006
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verlaufen

Verlaufen

Mein Orientierungssinn ist außergewöhnlich gut ausgeprägt. Ehrlich. Schon so manches Mal hab’ ich diverse, von sich eingenommene Männer in die Tasche bzw. in den Taschenplan gesteckt. Ja, mein Orientierungssinn ist wirklich ausgezeichnet.
Deshalb ist mir auch in der fremdesten und größten Stadt nicht bange, wenn ein guter Plan in der Nähe ist.
Waikiki ist ein Kinderspiel für mich. Den Weg zum Strand habe ich in der ersten Nacht sogar instinktiv gefunden.
Am nächsten Tag zeigt mir ein Blick auf die Straßenkarte, dass ich hier wahrhaft nichts zu fürchten habe. Vom „Ala Wai Canal“ bis zum Strand sind es nur 3 Straßen und die laufen auch noch parallel. Die Straße, in der sich mein Hotel befindet, heißt „Kuhio Avenue“, die große direkt am Strand „Kalakaua Avenue“. Mehr muss ich nicht wissen.

Nun bin ich schon 4 Tage hier und genieße den allabendlichen Spaziergang am Strand von Waikiki. Einige Leute sind immer unterwegs. Die großen Hotels, allen voran das eigenwillig gebaute, rosafarbene „Hawaiian Royal Hotel“, beleuchten mit großen Scheinwerfern den Strand. Von dort aus sieht man, wie elegant gekleidete Touristen ein offenbar köstliches Essen genießen und von kleinen Musikkapellen mit meist einer Hulatänzerin unterhalten werden.
Die sich abkühlende Luft streift meine Haare, das rauschende Meer ist an meiner Seite, meine nackten Füße fühlen den warmen Sand und mein lächelndes Gesicht ist den Terrassen der Hotels zugewandt, was kann es Schöneres geben? Ich bin auf Hawaii.

Es ist spät. Sicher nach Mitternacht und schon lange dunkel. Heute gehe ich mal einen anderen Weg zurück. Ich entdecke neue Stores. Einige haben schon geschlossen. Ganz langsam kommt auch Honolulu zur Ruhe.
Mein Kopf ist noch voller Eindrücke. Trotzdem: ich wundere mich, warum mein Weg so lang ist. Eigentlich hätte ich schon längst auf der nächsten großen Straße sein müssen. Ich gehe weiter. Vorn ist eine Ecke. Sicher kann ich mich wieder orientieren, wenn ich erst mal dort bin.
Angekommen. Endlich. Immer mehr spüre ich die aufsteigende Müdigkeit, während ich nach einem Straßenschild suche. Es gibt keins. Jedenfalls nicht hier. Oh je. Wie heißt diese Straße? Wo bin ich? Hier bin ich definitiv noch nie gewesen.
Was soll ich tun? Wen soll ich fragen? Wieder umdrehen? Den Weg zurücklaufen? Gut und gerne wäre ich dann über eine Stunde zum Hotel unterwegs. Was mache ich nur? Meine Augen suchen die Straße ab.
Unglaublich. Plötzlich entdecke ich einen Polizisten. Er ist nur einige Schritte von mir entfernt. An seinem Gürtel baumelt ein Stadtplan. Den hat der Himmel mir geschickt.
Als er auf meiner Höhe ist, spreche ich ihn an. „Ich suche mein Hotel“, sage ich, „das Ohana Waikiki Surf“. An seinem Gesicht sehe ich, dass er das nicht kennt. Wie gut, dass ich jetzt sagen kann: “es ist in der Kuhio Avenue“. Aha. Er hat verstanden und beschreibt mir den Weg. Doch Wortbeschreibungen, dazu noch in Englisch, sind mir ein Gräuel. Zwei links, zwei rechts. Wie ein Strickmuster. Wer soll sich das merken?
Ich weiß was Besseres. Ich bitte ihn, mir den Plan zu zeigen. Er tippt mit dem Finger auf die Stelle, an der wir uns jetzt befinden.
Jetzt verstehe ich. Unmerklich bin ich einen Bogen gelaufen und habe mich dabei immer mehr vom Hotel entfernt.
Aber so schlimm ist es gar nicht. Wenn ich bei der nächsten Querstraße abbiege, komme ich direkt auf die Kuhio Avenue und im nächsten Block liegt mein Hotel.
Bin ich froh. Vielen Dank. „Mahalo“, sage ich zu ihm. Er lächelt. Ich kann auch wieder lächeln.
In etwa 15 Minuten werde ich mein Hotel erreichen. Ein großer Stein fällt von meinem Herzen.
Nun kenne ich die Stadt noch besser und mich auch. Nichts und niemand ist unfehlbar. Selbst mein Orientierungssinn nicht.

 

Hallo Kea
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Ich habe diese Geschichte gern gelesen, sie ist flüssig geschrieben und Dein Orientierungssinn? Mit Karte habe ich den auch, doch ohne, verlaufe ich mich hoffnungslos. Ein wenig lebendiger hättest du die Landschaft beschreiben können und die Gefühle der Prot. als sie sich verläuft kommen etwas cool rüber.

Liebe Himmelfahrtsgrüße

Keja

 

Mir fehlt auch ein wenig mehr genauere Beschreibung...

Was soll ich tun? Wen soll ich fragen? Wieder umdrehen? Den Weg zurücklaufen? Gut und gerne wäre ich dann über eine Stunde zum Hotel unterwegs. Was mache ich nur? Meine Augen suchen die Straße ab.
...Panik stieg in mir auf."

Ich finde das hätte gleich viel mehr Wirkung.

Die sich abkühlende Luft streift meine Haare, das rauschende Meer ist an meiner Seite, meine nackten Füße fühlen den warmen Sand und mein lächelndes Gesicht ist den Terrassen der Hotels zugewandt, was kann es Schöneres geben? Ich bin auf Hawaii.
Der letzte Satz ist irgendwie unpassend. Er zerstörrt irgendwie die aufgebaute Harmonie, die dir in diesem Abschnitt wirklich gut gelungen ist.#+

Und warum beschreibt der Polizist einen so umständlichen Weg, wenn sie doch nur um eine Ecke muss?

Liebe Grüße
Jaimy

 

Danke für dein Feedback. Den Tipp die Stimmung weiter zu halten und noch etwas über das Gefühl zu schreiben finde ich toll.

Über die zweite Anmerkung muß ich noch einmal nachdenken. "Ich bin auf Hawaii" ,ist in diesem Fall wohl eine zu subjektive Aussage. Für die Hauptperson ist "ich bin auf Hawaii" gleichbedeutend mit "ich glaub ich bin im Himmel". Vielleicht kann ich das noch klarer machen.
Der Polizist beschreibt den Weg jemanden, der sích nicht auskennt. Incl. aller wichtiger Punkt wie Cafe's ect. Mit einem Blick kann man, "nur um die Ecke" oft schneller erfassen.

Liebe Grüße

Kea

 

Hallo Kejakothie,

danke für dein Feedback. Ich werde die Geschichte nochmal auf Möglichkeiten prüfen etwas mehr Details einzufügen.
Vielen Dank für den Tipp.

Liebe Grüße
Kea

 

Hallo Kea,
du hast mich um ein Feedback zu deiner Geschichte gebeten, dehalb habe ich sie mir heute angeschaut.
Als erstes würde ich dir mal anbieten, den Titel auf die korrekte Großschreibung zu ändern. Gibt es einen Grund für den kleinen Anfangsbuchstaben? Ich nehme mal an, es war ein Versehen, oder?

Sprachlich liest sich die Geschichte recht flüssig und man kann sich in das was zu erzählen willst ohne Probleme reindenken. Allerdings wirkt der Text für mich mehr wie eine Urlaubsanekdote als wie eine Geschichte. Sicher versuchst du mit dem Ablauf Selbsteinschätzung - Desorientierung - Hilfe von außen - Umdenken einen gewissen Spannungsbogen zu erzeugen und du erzählst ja auch in der Rubrik Alltag, so dass eine gewisse Alltäglichkeit der Situation praktisch vorbestimmt ist. Aber bei mir hinterlässt die Geschichte leider wenig mehr als ein schulterzuckendes "Ja, und?". Es steckt einfach zu wenig drin, um ein Gefühl zu verursachen oder mich zum weiteren Nachdenken anzuregen. Bei einem eher dezenten Plot, wie hier, müsstest du mich sprachlich oder mit Beschreibungen in die Geschichte ziehen, um mein Interesse zu wecken. Oder du fügst der Situation noch Aspekte hinzu, die sie spannender oder bedeutsamer machen.

So scheint ja die Protagonistin Urlaub zu haben und es wäre zwar lästig, den Weg zurückgehen zu müssen aber eigentlich nicht weiter schlimm. Aus deinen Zeilen kommt auch so gut wie keine Angst oder Panik rüber. Höchstens eine gewisse Verwirrtheit.

Vielleicht magst du hier ja noch ein wenig ausbauen. Und lass dich nicht von den Überarbeitungsempfehlungen entmutigen. Frisch ans Werk. ;)

Gruß,
kira.

 

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