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21.05.2007
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Völlig apathisch rührte er im trüben Kaffee herum und wirbelte den Kaffeesatz auf. Hypnotisiert vom zerrissenen Licht, dass von der langen Neonröhre an der Decke in seine Tasse fiel, konnte seine stoische Ruhe durch nichts gestört werden. Nur hin und wieder, wenn sich jemand ein Buch ausleihen wollte, blickte er über den Rand seiner dicken Brille.
„Kundennummer?“ Es folgt eine sechsstellige Zahl, die er auf einem Zettel notiert, den er anschliessend in den Mülleimer wirft. „Bis Freitag zurück bringen.“
In vierzig Jahren Berufserfahrung stellte sich diese Art und Weise den Kunden zu bedienen als die einfachste heraus. Er probierte viel: „Bitte“ „Danke“ „Einen schönen Tag noch“ „Bis zum nächsten Mal, Herr/ Frau soundso“ „Ein vorzügliches Werk von sowieso über soundso, für welches sie sich interessieren“. Doch irgendwann merkte er, dass sein Gehalt davon nicht stieg, dass die Bücher nicht unversehrter zurückgegeben wurden und dass es ihn nicht glücklicher machte, wenn er guter Laune war.
Also reduzierte er die Dialoge auf das Nötigste. Sein Gehalt blieb gleich, die Bücher waren nicht kaputter als sonst. Es machte ihn zwar auch nicht glücklich, aber durch den mittlerweile automatisierten Prozess war es ein Leichtes in den Stand-by-Modus zurückzufinden. Besser noch: Er war in der Lage vom Stand-by-Modus aus zu agieren, was nicht viele von sich behaupten können. Im Grunde genommen brauchte er nur von acht Uhr morgens bis um fünf Uhr Nachmittags geistesabwesend in die Brühe zu sabbern, die er ohnehin nie trank – nur rührte – und wartete auf seine Pensionierung.
Völlig getrennt vom Diesseits, gedanklich irgendwo zwischen Lebensabend und Tod, konnte ihn nur eines mit voller Härte aus dem Dämmerschlaf reissen: Wenn jemand das kotzgrüne Buch aus dem Regal zog, welches er nie gelesen hatte und genau in seinem Blickfeld lag. Er hat es mit Absicht so hingestellt, damit er sofort bemerkt, wenn jemand dafür Interesse zeigt. Dies kam etwa einmal im Monat vor – Tendenz steigend.
Dann meldete sich ein heftiges Neuronengewitter in seinem völlig verstaubten Rechenzentrum und liess für einen Moment jede einzelne Muskelfaser seines ausgemergelten, krummen Körpers zusammenzucken.
„Ein schlechtes Buch“ war alles, was er zu sagen brauchte. Der dezent aggressive Unterton und sein faltiges, bulldoggenartiges Gesicht – nicht minder aggressiv – reichte aus um jedem, der Interesse daran zeigte, dieses mit durchschlagendem Erfolg zu Nichte zu machen.
Nachdem sich die Vertriebenen - üblicherweise adrett gekleidete Herren oder Damen mit Dauerwelle und Absätzen – erschrocken vom Regal zurückzogen, entweder ins innere der Bibliothek oder schnellst möglich gen Ausgang, atmete er auf und konnte weiter in seinem Kaffee rühren. Doch es liess ihn erst dann wieder los, wenn er den Blick ein weiteres mal hob, um den wohl vertrauten und doch so gehassten Titel zu lesen, der ihn dreizeilig, in goldenen Lettern, groß und gut lesbar vom kotzgrünen Buchrücken aus angaffte:

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Erst dann konnte er nach einigen Minuten stillen Kampfes wieder der Apathie verfallen, bis der nächste an das Regal herantrat...

 

Ein kurzer Kommentar zu meiner Geschichte:

Es ist meine zweite Kurzgeschichte überhaupt und die erste mit der ich halbwegs zufrieden bin. Nur deswegen halbwegs, weil mich irgendetwas an ihr stört, aber ich weiß nicht was. Ausserdem, weil ich mir angeeignet habe, grundsätzlich nie 100% mit etwas zufrieden zu sein, was ich gemacht habe.
Aufgrund der Unzufriedenheit mir der Geschichte habe ich sie online gestellt. Weil ich gerne die Meinungen anderer dazu hören würde.
Also, Kritik, Eindrücke,... bitte los werden.
mfg, Frühfeld

 

Hi Adam,

erstmal herzlich willkommen auf kg.de! Eine kleine Mahnung: Bitte nicht derart nachdrücklich Kommentare einfordern, die kommen schon. Etwas Geduld bitte.

Also - wirklich schlecht ist die Geschichte nicht, aber auch nicht wirklich gut.

zunächst mal ein bisschen Textkram:

Ein paar Absätze würden der Lesbarkeit des Textes gut tun.

Er probierte viel: „Bitte“ „Danke“ „Einen schönen Tag noch“ „Bis zum nächsten Mal, Herr/ Frau soundso“ „Ein vorzügliches Werk von sowieso über soundso, für welches sie sich interessieren“.

Zwischen Aufzählungen gehören immer Kommas.

Im Grunde genommen brauchte er nur von acht Uhr morgens bis um fünf Uhr Nachmittags geistesabwesend in die Brühe zu sabbern, die er ohnehin nie trank – nur rührte – und wartete auf seine Pensionierung.

Grammatikalischer Fehler: "und auf seine Pensionierung warten." Und nach "- nur rührte - kommt ein Komma, da der Relativsatz endet.

Nun zur Geschichte selbst. Du beschreibst eigentlich recht gut, die Lustlosigkeit und Apathie, mit der viele Menschen ihren Arbeitsalltag beschreiben, aber eben mehr auch nicht. Der Text ist eher eine kleine Milieustudie als eine Geschichte. Das Ganze wirkt uninteressant. Vielleicht beschreibst du auch zuviel und zeigst weniger an den handelnden Personen, was geschieht bzw. nicht geschieht.

Ein paar logische Dinge:

1. Im Bibliothekswesen gibt es - meiner Erfahrung nach - niemanden, der nur, sein ganzes Arbeitsleben hindurch, an der Ausleihe sitzt. Außer vielleicht ein Aushilfsstudent, aber das ist dein Protagonist ja nun nicht.

2. Kein Bibliotheksmensch kann die Bücher willkürlich so stellen, dass ein bestimmtes immer in seinem Blickfeld steht, zumindest dann nicht, wenn es von den Benutzern gefunden werden soll - und das ist ja für die Geschichte entscheidend.

Andere Dinge, die mir aufgefallen sind:

Es folgt eine sechsstellige Zahl, die er auf einem Zettel notiert, den er anschliessend in den Mülleimer wirft.

Warum hier Präsens? - Warum wirft er den Zettel in den Mülleimer? Also ein bisschen muss der Mann schon seine Arbeit machen, sonst macht er den Job nicht lange, jedenfalls nicht heutzutage. Im übrigen ist in den meisten Bibliotheken die Ausleihe elektronisch, was nicht heißt, dass es niemanden braucht, der die Ausleihen verbucht. Das einzubauen, würde also der Logik der Geschichte nicht schaden - im Gegenteil, es könnte helfen, das stereotype, immer gleiche Handeln des Protagonisten zu unterstreichen.

Kundennummer

I.d.R. heißt es "Benutzernummer"

Doch irgendwann merkte er, dass sein Gehalt davon nicht stieg, dass die Bücher nicht unversehrter zurückgegeben wurden und dass es ihn nicht glücklicher machte, wenn er guter Laune war.
Also reduzierte er die Dialoge auf das Nötigste. Sein Gehalt blieb gleich, die Bücher waren nicht kaputter als sonst.

Fast wörtliche Wiederholung, aber nicht stilistisch begründet. Abgesehen davon ist "unversehrter" m. E. unglücklich. Etwas ist entweder "unversehrt" oder eben nicht, "unversehrt" ist m. E. nicht steigerbar.

Im Grunde genommen brauchte er nur von acht Uhr morgens bis um fünf Uhr Nachmittags geistesabwesend in die Brühe zu sabbern, die er ohnehin nie trank – nur rührte – und wartete auf seine Pensionierung.

Er trinkt den Kaffee nicht - das ist mir dann doch irgendwie zu abseitig, ehrlich gesagt.

Das war jetzt ziemlich viel Kritik, aber das hast du ja eingefordert.

Herzliche Grüße vom Platoniker

 

Entschuldigung wegen der zwanghaften Einforderung von Kritik, kommt nicht wieder vor. :shy:

Danke erstmal für die ausführliche Kritik.

Dass er den Zettel in den Müll wirft, den Kaffee nicht trinkt, das Buch willkürlich positioniert und sein Leben lang an der Ausleihe sitzt ist natürlich vollkommen unrealistisch. Aber das war auch beabsichtigt. Ich wollte das damit ein wenig ins Extreme ziehen, verdeutlichen in welcher Lage sich der Mann sieht. An und für sich finde ich so etwas nicht schlecht, ähnliches kann man auch zum Beispiel bei Heyms "Neapel sehen" beobachten. Und sicher auch bei vielen anderen expressionistisch angehauchten Werken. Aber dass ging bei meinem Versuch wohl gründlich nach hinten los :D.

Die handelnden Personen habe ich nicht genauer beschrieben, da es eigentlich irrelevant ist. Dadurch wollte ich eine gewisse Allgemeingültigkeit ausdrücken. Eine Milieubeschreibung war von mir auch nicht vorgesehen, die Aussage sollte auch auf andere Berufe und Personen anwendbar sein, aber offensichtlich habe ich mich zu sehr an dem Beispiel festgefahren.

"Es folgt eine sechsstellige Zahl, die er auf einem Zettel notiert, den er anschliessend in den Mülleimer wirft."
Hier hab ich Präsens verwendet, da ich damit ausdrücken wollte, dass es immer wieder so ist, Alltag eben. Ständig präsent. Aber wenn ich genauer darüber nachdenke wirkt das nicht besonders.

mfg, Frühfeld

 

Hi Adam,

die unlogischen Dinge sind vielleicht auch mir nur deshalb aufgefallen, weil ich die Branche kenne, mal sehen, was andere dazu sagen.

Der Präsenssatz wirkt tatsächlich nicht so, wie von dir vorgesehen, er wirkt einfach nur falsch. Tempuswechsel ist eine schwierige Sache, das geht oft schief. Ich persönliche bevorzuge Texte, die nicht das Tempus wechseln bzw. die richtige Zeitenfolge einhalten.

Grüße vom Platoniker

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Adam,

ich neige nicht dazu, Geschichten zu verreissen, aber deine lädt mich fast dazu ein. Aber das mag daran liegen, dass ich Bibliothekar bin :D . Darum werde ich es nicht machen.

Nur ganz allgemein,
Bibliothekar sein kann ganz schön langweilig sein, aber niemals so. Auch das von dir beschriebene Publikum "adrett gekleidete Herren und Damen mit Dauerwelle und Absätzen" mag in manchen Filmen so vorgegeben sein, entspricht aber nicht der Realität. Ich unterstelle dir, dass du nicht wirklich recherchiert hast, um den Schauplatz deiner Geschichte genauer darzustellen. Falls du eine kleine dörfliche Pfarrbücherei beschreiben willst, hast du zu viel Technik angedeutet. Außerdem sind die Kolleginnen dort viel enthusiastischer und engagierter, da noch dazu meist freiwillig und nur um der Sache selbst wegen, d.h. ohne irgendwelche Gehälter, beschäftigt. Ist dir eine städtische Bibliothek vorgeschwebt, dann gelten die Antworten des platonikers größtenteils.

Stilistisch wäre die kg gar nicht so schlecht, aber viele Kommata-Fehler und so manche rechtschreiberische Ungereimtheit sind einfach vorhanden. Mein Lieblingsfehler:
"... dieses mit durchschlagendem Erfolg zu Nichte zu machen ..."
entweder "zunichte", wenn es ernsthaft bleiben soll oder "zur Nichte", wenn du es humoristisch angehen willst. :)

Im Großen und Ganzen hat der platoniker die wesentlichsten Sachen bereits angeführt.
Bis auf eines, wo er irrt.
Bücher können durchaus willkürlich aufgestellt werden, wenn man die Bibliothek nach dem System der sogenannten "dreigeteilten Bücherei" führt, aber das wäre jetzt fachchinesisch.

lg
Lev

Quasi-Edit: Manche der auch bei mir angeführten Sachen haben Adam und Platoniker mittlerweile andiskutiert, dadurch nicht mehr verpflichtend zu beantworten. ;)

 

Hallo AdamFrühfeld,

ich kann deine Unzufriedenheit verstehen. An der Geschichte fehlt etwas, um richtig gut zu sein.
Ich habe gewiss jetzt nicht der Weisheit letzten Schluss anzubieten, aber manchmal sind Meinungen, die andere vertreten auch dazu da, sich an ihnen zu reiben und somit auf eigene Erkenntnisse gestoßen zu werden.

Du gibst dir sehr viel Mühe, diesen Protagonisten und die Beliebigkeit seines Lebens, die Ereignislosigkeit seines Jobs darzustellen. Das ist dir gelungen, die Person entsteht vor meinen Augen.
Aber mir fehlt der Sinn. Was willst du aussagen? Willst du erklären, dass sich des Mannes Lebensgeist während seiner Arbeit einzig auf dieses Buch konzentriert, er darin diebisches Vergnügen erlebt, natürlich nur ganz tief in seinem Inneren :D, dass er andere vom Erfolg abhält, denn in diesem Buch stehen eventuell wirklich wichtige Dinge? Sollen sie alle so beliebig werden wie er?
Ist das so eine Form von stiller Genugtuung, jemanden von etwas abgehalten zu haben, hier des Lesens eines guten oder schlechten Buches?
Verstehst du was mir fehlt? Mir fehlt die Offenlegung des Zwecks deiner Story.
Welche Motive hat er?
Von mir aus braucht er keine haben, weil er partiell umnachtet ist.
Aber auch Verrücktsein, so verrückt wie das Buch, das an der falschen Stelle steht und wie eine Angel ausgelegt auf den Fisch wartet, der anbeißt, wäre dann ein Zweck.
Das hast du mir in der Geschichte nicht rüberbringen können.
Sie endet so beliebig wie dein Protagonist beliebig ist, mit Ausnahme des Buchticks, wenn ich den mal so benennen darf.

Sodann, wenn du diesen Sinn der Geschichte, den Zweck herausgearbeitet hast oder sogar einhergehend damit, kannst du etwas aufbauen, nämlich einen Spannungsbogen.
Als die Stelle mit dem Buch kommt, dachte ich, so jetzt gehts los. Jetzt kommt was Ungewöhnliches und war gespannt. Und dann hast du das verrecken lassen, dieses Gefühl ( du Schuft :D ) und ich bin enttäuscht aus der Geschichte rausgeworfen worden. So beliebig behandelt worden, wie dein Protagonist arbeitet.
Es endet beliebig und du kannst von Glück sagen, dass du dafür nicht noch drei bis vier Seiten mehr an Text zusammengepinselt hast. Dann wäre ich als Leserin wohl ärgerlich geworden.

Also aus meiner Sicht hast du noch längst nicht alles aus der Geschichte rausgeholt, was in ihr stecken könnte. Was das nun ist, nun denn, da kann dir keiner reinreden. Der Boss der Story bist DU !

Noch etwas hat mich gestört: kotzgrün... das ist zwar schon sehr einprägsam, weil man spürt, dein Protagonist hat nichts für das Buch übrig, sonst hätte er es anders umschrieben. Aber hast du schon mal grüne Kotze gesehen? Ich kenne sie nur von meinen Katzen, wenn sie grünes Gras gefressen haben und es zusammen mit Schleim auskotzen *würg*, was sie meist mit Vorliebe tun, wenn ich grad frisch den Boden gewischt hab. :D
Aber das sind nur kleine Pfützen. So richtig grüne Kotze, kenn ich nicht. Wenn es dringend dieses Grün sein muss, dann könnte vielleicht ein grüner Kuhfladen dafür herhalten?
Ich konnte mit dem grün also nix anfangen, will ich damit sagen. Wie wärs mit Kotzbraun vielleicht? *kotzefarbenanbiet*

Lieben Gruß
lakita

 

Dass die Geschichte unrealistisch ist, das sah ich ursprünglich nicht als Problem, aber offensichtlich empfindet ihr das anders. Gut, gerade bei einem Bibliothekar kann ich die Aufregung verstehen. Und es stimmt, ich habe nicht viel recherchiert. Es kommt mir auch gar nicht auf so richtig auf den Bibliothekar an, ich hätte ebenso gut irgendeinen anderen Beruf nehmen können.
Auch wenn ich noch nie wirklich grüne Kotze gesehen habe, kann ich mir unter kotzgrün dennoch was vorstellen und mir fällt kein besserer Begriff ein um sie zu beschreiben. Aber das empfinde ich wohl zu subjektiv, ich kann nicht bei den Lesern das gleiche Verständnis von Farbigkeit vorrausetzen. Im übrigen, habe ich auch noch nie wirklich braune Kotze gesehen... Ich will hier jetzt nicht über Erborchenes diskutieren, aber bei mir persönlich hat es eher einen Rotstich. Aber das ist wohl auch sehr subjektiv :D.
Und in Kuhfladengrün seh ich keine gute Alternative...
Zum Sinn der Story: Ich wolte nicht viel aussagen, aber wenigstens etwa. Und zwar, dass dieser Mann offensichtlich den falschen Beruf wählte, doch nun zu alt ist um daran etwas zu ändern. Vielleicht liegt es gar nicht daran, dass er den Beruf des Bibliothekars an und für sich etwas auszusetzen hat, sondern an seiner Position in der er sich befindet. Die Bibliothek, die Leute die die Bibliothek besuchen oder etwas anderes.
Die adrett gekleideten Herren und die Damen mit Dauerwelle und Absätzen sind natürlich nicht die übliche Kundschaft die man dort erwartet, aber wohl typische Menschen die sich für ein solches Buch interessieren könnten. Das ist vielleicht Klischeereiterei, aber wie gesagt wollt ich das ins Extreme ziehen, was mir offensichtlich nicht gut gelungen ist.
Der Bibliothekar ärgert sich, dass er dieses Buch nicht schon früehr gelesen hat, im übertragenen Sinne ärgert er sich einfach, dass er seine Chance verbaut hat mit einem anderen Beruf oder einfach einer anderen Bibliothek glücklicher zu werden. Dadurch ist er in dieser Hinsicht grimmig geworden und will Menschen, die mit ihrem beruflichen Leben noch etwas vorhaben, die Suppe versalzen. Indem er nicht zulässt, dass jemand anderes das Buch liest.
Zugegeben, der Einwand, dass die Geschichte vollkommen realitätsfern ist, ist vollkommen berechtigt, aber als solche war sie vorgesehen. Ich weiß, dass so was gut sein kann, aber ich weiß jetzt auch, dass es in meinem Fall nicht gut ist :D

 

Hi Adam,

entweder du machst dich jetzt selber fertig oder du betreibst "fishing for compliments" und erwartest, dass wir sagen: Sooo schlecht ist es nun auch wieder nicht. Beides fände ich nicht gut.

Aber zur Sache:
Den Ansatz fand ich ja gut, aber die unrealistischen, weil schlecht recherchierten Details verschleieren den Blick auf die story bzw. lenken die Aufmerksamkeit auf sich. Eine "Alltags"-Geschichte sollte eben schon realistisch sein in dem Sinne, dass einem etwas, was es in der Wirklichkeit gar nicht gibt, zumindest so vorkommt, als sei es zumindest möglich, dass es es gibt und das war bei dir eben nicht der Fall. Leider.

Ich glaube ehrlich gesagt auch kaum, dass dein Protagonist in einem anderen Beruf oder auch nur in einer anderen Bibliothek glücklicher wäre. Ich denke, er hat einfach eine pessimistische und misanthropische Grundhaltung, die sich durch seine monotone Arbeit noch verstärkt. Sag jetzt bitte nicht, das sei nicht so. Mir kommt er so vor, also transportiert die Geschichte auch dieses Bild, jedenfalls zu mir.

Die adrett gekleideten Herren und die Damen mit Dauerwelle und Absätzen sind natürlich nicht die übliche Kundschaft die man dort erwartet, aber wohl typische Menschen die sich für ein solches Buch interessieren könnten.

M. E.: Nein. Die typischen Leser von solchen Ratgebern, die übrigens aus farbpsychologischen Gründen ganz gewiß nicht grün sind (Jedenfalls ist mir kein grünes bekannt.), sind Leute wie du und ich, junge BWL- und Jurastudenten, Banklehrlinge, Werbeleute etc. etc. Nur als Beispiele für Berufe, die üblicherweise mit Karriere verknüpft werden. Bibliothekare machen keine Karriere, zumindest nicht im einfachen oder mittleren Dienst. - Und "adrett" - da denke ich an gepflegte 65-jährige Damen beim Kaffeekränzchen. Adrett verbinde ich keinesfalls mit karrierebewussten jungen Leuten. Und Dauerwelle schon gar nicht - die Damen der Klasse BWL, Jura, Bank - tragen die jetzt Dauerwelle. Wäre mir neu. - Übertreibungen sind ein gutes satirisches Mittel, aber sie müssen treffen, sonst verpuffen sie.

Im Gegensatz zu lakita kann ich mir unter "kotzgrün" etwas vorstellen, was ich aber ehrlich gesagt, mir gar nicht vorstellen will. Das Wort als solches halte ich für zu stark für diese Geschichte. Das ist kein Einwand gegen die Verwendung des Wortes Kotze in der Literatur, sondern gegen die Verwendung in dieser Geschichte. Giftgrün hätte es auch getan, aber wie gesagt, ich bezweifle, dass solche Bücher grün sind.

Beste Grüße vom Platoniker

 

Ich mache mich weder selbst fertig noch betreibe ich "fishing for compliments". Ich kann nur eure Kritik verstehen und finde sie angebracht. Und dem entsprechend werde ich die Geschichte noch mal schreiben. Aber das mach ich dann wen ich mehr Zeit habe.

Ich glaube er hätte glücklicher werden können, wenn er früher etwas neues gewagt hätte. Jetzt kann er nichts mehr ändern und daher auch diese pessimistische Haltung. Es stimmt, dass sie durch seine monotone Arbeit noch verstärkt wird. Wie gesagt, für ihn ist der Zug schon lange abgefahren und jetzt wartet er nur noch auf die Rente.

Warum solche Bücher nicht grün sein sollen weiß ich nicht. Kann sein, dass das aus psychologsichen Gründen nicht gut ist. Ich hab mir bei der Farbwahl eigentlich nur gedacht, grün ist die Farbe der Hoffnung und diese soll das Buch übermitteln.

 

ok Adam,

dann nehme ich das mit dem Fertigmachen und das "fishing" zurück. Nix für ungut.

Grün ist kulturgeschichtlich gesehen die Farbe der Hoffnung. Aber daran denkt keiner beim Bücherkauf. Meistens sind solche Bücher signalrot und schreien "Kauf mich!". Grün schreckt eher ab.

Beste Grüße vom Platoniker

 

Deine Geschichte (kurz) stellt sich mir eher als auszug deines Könnens dar. Eine Leseprobe. Wie ein Maler einem zahlenden Kunden zunächst nur Probeweise einen Apfel malen würde um den Auftrag für ein Portrait zu erhalten. Oder ein Fruchtverkäufer, der zum verkosten ein Stück Melone reicht. Somit gehe ich auch gar nicht auf den Inhalt ein. Der Schreibstil behagt mir, liest sich angenehm. Bitte mehr davon - als "richtige" Geschcite.

 

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