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Verschollen am River Mersey

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12.05.2025
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Verschollen am River Mersey

Es war früher Abend in Liverpool. Ein noch reger Betrieb herrschte auf den Wegen entlang der Hafenanlagen nahe den imposanten Royal Albert Docks, wo immer noch Gruppen von Spaziergängern flanieren, um den ausklingenden Tag zu genießen. Ein spätes, sanftes Licht senkt sich auf die Ufer des River Mersey, hier, wo ein leichter Wind die Meeresluft von der Irischen See mit dem Hafengeruch aus Altmetall, Schiffsdiesel und Salzwasser vermischt. Die Andeutung einer morbide Stimmung lag über der Kulisse dieser Stadt, die schon so oft Ort für Sehnsüchte und Inspirationen vieler Besucher gewesen ist. Dieses Flair nahm ich intensiv in mich auf, am vermeintlichen Endpunkt einer Reise. In meinem Ohr leicht verwehte Töne von Gitarrenriffs und Schlagzeugwirbeln, die aus der nahen Altstadt aus engen Gassen und schmalen Seitenstraßen zu mir herüberklingen. Irgendwo im Hintergrund die melancholische Melodie eines Straßenmusikers.

Ich bin bis dicht an das Ziel meiner Reise gelangt, nachdem ich die erste Station meines Weges, den Stadtteil St. Pauli, die vielschichtige, wilde Seite Hamburgs, hinter mich gelassen habe. Dort habe ich in endlosen Nächten Spuren meiner Familie zurückzuverfolgen versucht; als Orientierungshilfe nur mit vagen Geschichten aus dem mir ansonsten unbekannten Teil des Lebens meiner Großmutter auf St. Pauli der frühen Sechzigerjahre ausgestattet.

Das kannst du vergessen. Da wirst du nichts Brauchbares finden. Was soll das überhaupt? Willst du Vergangenheit und Gegenwart gleichzeitig erleben?“

Mit diesen Worten hatte mich meine Schwester verabschiedet, mit der ich als Kind bei Pflegeeltern aufgewachsen bin. Und von dieser Feststellung begleitet, begab ich mich auf die Suche – augenscheinlich mit nur wenig Aussicht auf Erfolg. Als Anhaltspunkte hatte ich lediglich Erzählungen über Ausschweifungen meiner Großmutter im Dunstkreis englischer Rockmusiker in jener Zeit. Diese Narrative waren angereichert mit verschwommenen Spuren: Namen von Musikkneipen und Clubs, angedeutete Ereignisse, anrüchige Erzählungen über einige Musiker aus dieser Szene, sowie das Gerücht um Paul McCartney – das war es auch schon. Aber in meinen Erinnerungen, die in den zurückliegenden Jahren immer intensiver um das Verschwinden meiner Mutter kreisten, die sich irgendwann aufgemacht hatte, um nach ihrem leiblichen Vater zu suchen, lebte mehr: Ein starkes Gefühl der Sehnsucht, eingehüllt in mir wenig erklärbare Geschichten, sowie die Musik meiner Kindheitstage. Und der Wunsch, mehr über die Beweggründe meiner Mutter zu erfahren, veranlasste mich, Schauplätze in Hamburg aufzusuchen, an denen meine Großmutter einige ihrer jungen Jahre verbracht hatte, und wo meine Mutter ihre Suche vermutlich begonnen hat. Mich ohne konkrete Anhaltspunkte auf den Weg zu machen, schien wenig erfolgversprechend. Jedoch der Impuls, wichtige Hintergründe zu diesem Teil meiner Familiengeschichte in Erfahrung zu bringen, war stärker.

Wie befürchtet, ergaben meine ersten Versuche auf St. Pauli nichts, das mir wirklich weiterhalf. Einige frühere Namen von Lokalen und Clubs aus dieser Zeit existierten zwar noch, hatten aber keinen direkten Bezug mehr zu der Kneipen- und Musikszene jener Tage.

Versuch's doch mal ein Stück weiter. Ganz hier in der Nähe. In den Nebenstraßen. Kleine Freiheit, Hamburger Berg. Irgendwo da. In den Kaschemmen dort. Mit'n bisschen Glück gibt's da noch ein paar Übriggebliebene. Aber nach so langer Zeit?

Solche Auskünfte einiger älterer Gäste dieser Lokalitäten waren gut gemeint, bestärkten mich aber nicht in meinen Hoffnungen. Ich begab mich dennoch auf eine Tour durch ein Milieu, in dem der nach unten durchgereichte Teil der Gesellschaft seine Zeit totschlägt, wo hinter heruntergekommenen Fassaden ein Parallelleben in der abgestandenen Schäbigkeit von Spelunken stattfindet.

Was folgte, waren Abende und Nächte in Kneipen, in denen ich, im Dunstkreis gescheiterter Existenzen, nach Hinweisen suchte. Und dies erwies sich ein zähes Unterfangen. Dann ein Hoffnungsschimmer. Der ehemalige Lokalreporter einer früheren Stadtteilzeitung schien sich an meine Großmutter erinnern können.

Ja ,so eine Gudrun kannte ich. Die hingen hier alle rum. Mädchen aus der Provinz. Hauptsache weg von Zuhaus. Die suchten hier das romantische Abenteuer. Die Beatles und andere waren angesagt. Und Kinder von denen gab's dann auch schon mal.“

Er grinste mich dabei augenzwinkernd an. Das waren keine ergiebigen Auskünfte, aber immerhin. Ich hakte nach:

Gibt's denn irgendwas Konkretes? Namen, Adressen, oder so?

Die Antwort war ernüchternd.

Nee, weiß ich nicht. Aber von den Beatles war Gudruns Kind eher nicht. Soll aber auch einer von denen aus Liverpool gewesen sein. Ein Roadie, oder so, glaube ich.“

Er fuhr fort:

Der einzige Rat, den ich dir geben kann: Probier's mal in Liverpool.“

Und so suchte ich dann in der Stadt am Mersey nun seit Tagen in der Umgebung des legendären Cavern Pub. Ich zog durch ungezählte Kneipen und Bars, nahm Kontakt zu früheren Konzertveranstaltern auf, selbst Archive der Musiker-Gewerkschaft ließ ich nicht aus. Einige Spuren führten weit in die Vergangenheit zurück, ergaben aber nichts, was mich konkret weitergebracht hätte. Bis ich an einem Punkt angekommen war, an dem ich nicht mehr sicher war, ob ich in den richtigen Pubs geforscht hatte, mich überhaupt mit den richtigen Leuten unterhalten hatte. Unzählige Geschichten hatte ich mir angehört, erzählt von alten Männern, die an den Tresen und auf Bänken heruntergekommener Kneipen saßen, wo selbst die abgenutzten Tische Geschichten zu erzählen schienen. Hatte in Gesichter voll von verlorenen Träumen geblickt, die von diffusen Bildern aus gelebten Leben berichteten. Nichts hatte zu einem verwertbaren Ergebnis geführt; alles Vorstellbare fühlte sich für mich wie bereits Vergangenes an – eine Vorahnung des Scheiterns beschlich mich.

Dann, an meinem vermeintlich letzten Abend, in einem verrauchten Pub in irgendeiner der engen Gassen zwischen altem Gemäuer, traf ich auf eine ältere Frau, die mich auffällig musterte. In meinem frustrierten, vom Alkohol vernebelten Zustand, glaubte ich etwas Spezielles in ihrem Blick erkannt zu haben. Ich ging zögernd durch den abgenutzten Schankraum zu ihrem Tisch und nahm dort Platz. Und nach einer Weile erzählte ich ihr von der Suche nach meiner Mutter, die vermutlich hier in Liverpool verschollen war – es sprudelte nur so aus mir heraus. Ich erzählte ihr von den wenigen, undeutlichen Erinnerungen an diese. Auch von den Gerüchten, die mich hierher verschlagen hatten, von Leuten aus dem Dunstkreis früherer Musiker, und von diesem einen Roadie. Eine ganze Weile hörte sie still zu und nickte dann.

Ja ,so eine Frau aus Deutschland gab's hier damals. War oft hier im Pub. Alle wussten, die war auf der Suche. Nach ihrem Vater.“

Und weiter:

Und sie war auf der Suche nach einem anderen Weg im Leben.“

War das die Wende? Ich konnte es kaum glauben, was ich hier gerade erfuhr. Ich zitterte vor Aufregung und schlagartig wurde ich nüchtern, ich wollte Einzelheiten erfahren.

Was ist mit den Musikern? Gab es da einen Roadie, der aus Hamburg zurückkam? Mit den Beatles? Oder mit anderen?“

Die Antwort, die ich erhielt, warf mich fast um.

Ja, so einen gab's tatsächlich. Ein Roadie, genau. War'n Frauentyp. Trieb sich viel hier herum. Im Cavern, und so. Kam eigentlich aus Crosby. Ein Vorort von Liverpool, nur ein paar Kilometer außerhalb. Irgendwann war er verschwunden.

Eine Information mehr für mich, Hoffnung stieg in mir auf.

Und was war mit meiner Mutter?“

Die ist ihm wohl hinterher. Zu ihrer neuen Familie. Zu ihrem Vater. Da war auch noch 'ne andere Tochter, glaub ich. Muss dann wohl deine Tante sein. Und ein anderes Kind. Dein Halbbruder, nehme ich an.“

Ein unglaubliches Glücksgefühl durchströmte mich, ich schien dem erfolgreichen Ende meiner Suche nahegekommen zu sein - das Rätsel löste sich offensichtlich. Meine Mutter hatte nicht nach Deutschland zurückkehren wollen, weil sie in Liverpool eine Familie gefunden hatte, erfahre ich hier. Diese Familie war der Grund für sie gewesen, die Verbindung zu ihrem früheren Leben abzubrechen.

Das klang endlich nach einer Spur, nach all den Enttäuschungen, die mich zermürbt hatten. Mein Herz schlug heftig, und aufgeregt bohrte ich weiter. Die Alte schien den Faden zu verlieren. Etwas an ihrem Gesichtsausdruck irritierte mich. Ich folgte ihrem erschöpften Blick, suchte nach einer Quelle weiterer Informationen – da war aber nichts. Für sie schien dies das Ende des Gesprächs zu sein:

Der Vater ist vor einigen Jahren gestorben. Seine Familie lebt wohl noch in Crosby.“

Dann erhob sie sich und ging in Richtung Ausgang, unsicheren Schritts, aber zielgerichtet auf die Tür zu. Ich konnte noch eine Frage an sie richten, bevor sie das Lokal verließ.

Und meine Mutter, lebt die noch in Crosby?“

Sie hielt kurz inne, drehte sich zu mir um, und antwortete:

Die gibt’s nicht mehr. Die ist vor einigen Jahren gestorben.“

Damit verschwand sie aus meinem Blick, und mit ihr ein Teil meiner Familiengeschichte. Ich war wie gelähmt. Ich saß, den Kopf in die Hände gestützt, allein an dem abgewetzten Tisch. Meine Emotionen schienen in einem anderen Teil meines Lebens stattzufinden.

 

Hallo @rubber sole,

unter deiner letzten Geschichte sind noch unbeantwortete Kommentare, an deinen Texten arbeiten tust du eh nicht, weil alles immer "so soll", bei anderen kommentierst du praktisch nicht – und alle paar Tage kommt ein neuer Text von dir.

Das ist eigentlich nicht die Art, wie wir hier vorgehen – ich sag's einfach mal so direkt. Das ist keine Publishing-Plattform, sondern ein Forum für Textarbeit.

Freundliche Grüsse

Henry

 

@H. Kopper

Hallo Henry,

bei anderen kommentierst du praktisch nicht
...kann man so nicht sagen. Das Wesen dieses Forums habe ich durchaus verstanden, erste Kommentare liegen vor, wobei von der Anzahl her noch Luft nach oben wäre
unter deiner letzten Geschichte sind noch unbeantwortete Kommentare, an deinen Texten arbeiten tust du eh nicht, weil alles immer "so soll"

...bisher habe ich alle Kommentare zu meinen Texten zeitnah beantwortet; allerdings neige ich nicht dazu, stehenden Fußes auf gepostete Beiträge zu reagieren. Die meisten Anregungen und Verbesserungsvorschläge habe ich umgesetzt - kann man den jeweiligen Texten entnehmen.

alle paar Tage kommt ein neuer Text von dir.

...o. k., es sind seit meinem ersten Auftritt Anfang Mai genau sechs eingestellte Texte, was ich nicht für extrem viel halte. Wie auch immer, ohne neue Geschichten gäbe es nichts zu kommentieren.

Gruß von rubber sole

 

Hallo @rubber sole

Ein noch reger Betrieb herrschte auf den Wegen entlang der Hafenanlagen nahe den imposanten Royal Albert Docks, wo immer noch Gruppen von Spaziergängern flanieren
Dieser Zeitenwechsel zieht sich durch den ganzen Text und irritiert mich sehr.
In "Bitte melde dich" geht es ja immer um die Suche nach nahen Angehörigen. Ich schau mir die Videos ab und zu an und es ist mir noch nicht untergekommen, dass eine Suche ganz erfolglos ist. Aber das gibt es, insofern ist Deine Geschichte ein gutes Gegengewicht zu den positiven Sendungen.

Grüße

jobär

 

@jobär

Hallo jobär,

danke für deinen Beitrag. Ja, das ist richtig: Der Zeitenwechsel stört, da werde ich noch etwas 'begradigen' müssen. 'Bitte melde dich' kenne ich nur vom Hörensagen, danach hätte dies m. E. nicht in die Geschichte gepasst.

Herzliche Grüße.

rubber sole

 

Willst du Vergangenheit und Gegenwart gleichzeitig erleben?
Klingt komisch, jedenfalls nicht wie mündliche Sprache.

Was folgte, waren Abende und Nächte in Kneipen, in denen ich, im Dunstkreis gescheiterter Existenzen, nach Hinweisen suchte. Und dies erwies sich ein zähes Unterfangen. Dann ein Hoffnungsschimmer. Der ehemalige Lokalreporter einer früheren Stadtteilzeitung schien sich an meine Gr0ßmutter erinnern können.
In dem Absatz sind Fehler (Großmutter, "Und" ist kein Satzanfang) und Klischees (fett gedruckt). Ich glaube, den ganzen Teil, wo er erfolglos gesucht hat, kannst du problemlos streichen. Das kam später nochmal (s.u.). Wenn man ihn dabei beobachtet, wie er lange Zeit etwas langweiliges oder überflüssiges macht, wird auch der Text allmählich so. Das kann am Ende in ein, zwei Sätzen abgekürzt werden. Für wen der Lokalreporter gearbeitet hat, wirkt auf mich nicht so spannend: eine frühere Stadtteilzeitung. Es gibt sie also nicht einmal mehr?

Erfuhr fort:
Er fuhr fort

Nichts hatte zu einem verwertbaren Ergebnis geführt; alles Vorstellbare fühlte sich für mich wie bereits Vergangenes an – eine Vorahnung des Scheiterns beschlich mich.
Hier ist noch eine Passage zum erfolglosen Suchen, das aus meiner Sicht zu lange beschrieben wurde.

Damit verschwand sie aus meinem Blick, und mit ihr ein Teil meiner Familiengeschichte. Ich war wie gelähmt. Ich saß, den Kopf in die Hände gestützt, allein an dem abgewetzten Tisch. Meine Emotionen schienen in einem anderen Teil meines Lebens stattzufinden.
Die ersten zwei Sätze finde ich gut. Der letzte Satz klingt komisch und nimmt von der Dramatik der vorherigen Sätze weg.

Ich musste mit einem anderen Gerät lesen, um durchzuhalten. Es ist eine Kurzgeschichte, aber es liest sich wie die andere eher wie ein Roman. Insgesamt wirkt die erste Hälfte nicht sehr spannend.

 

Hallo @rubber sole !

Also deine Geschichte fand ich jetzt ehrlich gesagt nur so mittel. Dabei mag ich die Grundelemente sehr: Eine Suche, die mehrere Generationen umspannt, ein bisschen Mersey Beat und das Tor zur Welt- das hätte für mich gut funktionieren können. Nur leider erzählst du es runter wie einen Zeitungsartikel. Schon gleich am Anfang:

Es war früher Abend in Liverpool. Ein noch reger Betrieb herrschte auf den Wegen entlang der Hafenanlagen nahe den imposanten Royal Albert Docks, wo immer noch Gruppen von Spaziergängern flanieren, um den ausklingenden Tag zu genießen. Ein spätes, sanftes Licht senkt sich auf die Ufer des River Mersey, hier, wo ein leichter Wind die Meeresluft von der Irischen See mit dem Hafengeruch aus Altmetall, Schiffsdiesel und Salzwasser vermischt. Die Andeutung einer morbide Stimmung lag über der Kulisse dieser Stadt, die schon so oft Ort für Sehnsüchte und Inspirationen vieler Besucher gewesen ist
Ein klobiger Backstein aus Worten, Exposition noch und nöcher. Ich weiß, da rutscht man schnell rein in diese Falle, kenne ich aus eigener Erfahrung. Wird für den Leser nur leider schnell zäh. Später in der Geschichte wird's leider nicht viel besser, würde da vieles eher andeuten als auszuformulieren. Ließ sich immer noch lesen, aber wäre der Text länger, weiß ich nicht, ob ich bis zum Ende durchgehalten hätte.

Hier und da waren noch andere stilistische Stolpersteine:

Ich bin bis dicht an das Ziel meiner Reise gelangt, nachdem ich die erste Station meines Weges, den Stadtteil St. Pauli, die vielschichtige, wilde Seite Hamburgs, hinter mich gelassen habe
Vorher bringst du die ausführliche Beschreibung Liverpools, und dann- Zack! - steht er plötzlich in Hamburg. Habe erst nach mehreren Zeilen begriffen, dass es eine Rückblende sein soll, weil beim Einstieg in Liverpool ist nicht viel passiert, außer, dass er halt da ist. So eine Rückblende macht m.E. erst Sinn, wenn man dem Leser vorher schon einen interessanten Brocken an Handlung hingeworfen hat, damit er auch wissen will, wie es denn dazu gekommen ist. Die Rückblende also vielleicht etwas später einsetzen lassen?

Dann fehlen an mehreren Stellen die Leerzeichen:

Mitdiesen Worten hatte mich meine Schwester verabschiedet
Erfuhr fort:
(Warum das eigentlich kursiv? Das machst du doch nur bei direkter Rede?)
- das Rätsellöste sich
Solche Auskünfte einiger älterer Gäste dieser Lokalitäten waren gutgemeint
Schätze mal, das ist beim Hochladen passiert, war bei mir auch schon, passiert ohne Vorwarnung. Leider habe ich momentan keinen besseren Tipp, als den Text hinterher nochmal mit der Lupe abzusuchen und die Leerzeichen einzeln neu zu setzen.

Hier hast du ein O mit der Null verwechselt:

Der ehemalige Lokalreporter einer früheren Stadtteilzeitung schien sich an meine Gr0ßmutter erinnern können.

War am Ende trotzdem auf die Auflösung gespannt, aber da lässt du mich leider auch etwas ratlos zurück: Du lieferst zwar eine starke Motivation für die Mutter, ein neues Leben in UK anzufangen, aber hat sie denn keine Motivation mehr, zu Hause bei ihrem Kind (=dem Prot/der Prota) zu bleiben?? Das finde ich das eigentlich Interessante an deiner Geschichte, aber der Punkt wird völlig fallen gelassen. Was hält denn der Prot davon, von der eigenen Mutter im Stich gelassen worden zu sein? Müsste diese Erkenntnis das Verhältnis zu ihr nicht komplett durchschütteln und er nicht maßlose Enttäuschung oder Hass empfinden? Aber er bleibt bemerkenswert ruhig.

Habe deine Geschichte immer noch gern gelesen, dem Hintergrund wegen, aber ich finde, du kannst da noch an einigen Stellschrauben was verbessern.
VG
MD

 

@XVIII
@MorningDew

Danke für das Interesse an der Geschichte und die ausführlichen Kommentare. Die technischen Fehler sollten in dieser Häufung nicht vorkommen – sorry! Ich habe schon mehrmals beim Hochladen dieses automatische Zusammengefüge festgestellt – beim Durchlesen des eigenen Textes übersehe ich leider schon mal etwas – ja, mehr Sorgfalt täte hier gut.

Hallo MorningDew:

Es ist wohl so, dass andere Schwerpunkte in der Geschichte möglich gewesen wären. Eine ausführlichere Beschreibung der Szene in Liverpool böte sich durchaus an, was m. E. aber zu einer anderen Geschichte geführt hätte; den abrupten Wechsel zur Retrospektive in Richtung Hamburg halte ich durchaus für passend. Und ja, durch den nüchternen Erzählstil wird eine Distanz aufgebaut, die dennoch ein Gefühl der Nähe zur Situation des Protagonisten zulässt. Die Schilderung der emotionalen Konflikts der Mutter beim Verlassen des Kindes, sowie das Gefühl des Kindes, zurückgelassen worden zu sein, hätte in der erforderlichen Länge den Rahmen einer Kurzgeschichte vermutlich gesprengt. Hass des Verlassenen wäre vorstellbar gewesen, ebenso wie eine lakonische Haltung als Selbstschutz - das würde zur verwendeten neutralen Erzählweise passen.


Hallo XVIII:

Klingt komisch, jedenfalls nicht wie mündliche Sprache.
Finde ich nicht, könnte ich mir gesprochen durchaus vorstellen. Klar, Klischees haftet nichts Originelles an, aber ob man sie immer vermeiden kann? Und, dass man einen Satz nicht mit Und beginnen sollte, ist meines Wissens überholt, wie zahlreiche Texte ernstzunehmender Autoren zeigen. Die Figur des Lokalreportes als solche im ersten Teil hat für die Geschichte wenig Bedeutung, diese könnte beliebig ausgetauscht werden.

Insgesamt sehe auch ich bei diesem Text noch Potential nach oben und werde eure Anregungen und Verbesserungsvorschläge verinnerlichen - die technischen Fehler habe ich alle behoben, hoffe ich zumindest.

Herzliche Grüße.

rubber sole

 

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