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Verschwörungstheorie

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13.10.2005
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Verschwörungstheorie

VERSCHWÖRUNGSTHEORIE

Ich kannte Karl nur flüchtig. Doch eines Tages, ich war gerade dabei mir Kaffee zu holen, stand er plötzlich dicht hinter mir.
„Was weißt du über die Mondlandung?“, raunte er mir zu.
„Nun ja“, war ich ein wenig überrascht, „sie fand am 21. Juli 1968 statt. Der erste Mensch auf dem Mond war Neil Armstrong und mit ihm waren meines Wissens noch Buzz Aldrin und Michael Collins oben.“
„Gar nicht mal schlecht“, erwiderte Karl, „aber was, wenn ich dir sagen würde, sie hätte gar nicht stattgefunden? Denn dafür gibt es spektakuläre Beweise!“
„Also, wenn du jetzt auf diese Mondlandungsverschwörung anspielst, muss ich dir leider sagen, dass es für jeden angeblichen Beweis dass sie nicht stattgefunden hat, einen überzeugenden Gegenbeweis gibt.“
„Aha, ein Gläubiger“, zog Karl verächtlich beide Augenbrauen hoch und eine Zeitschrift aus seinem Rucksack. „Wie“, hielt er sie mir unter die Nase, „erklärst du dir dann das?“
Mein Blick fiel auf eine etwas ramponierte und mir vollkommen unbekannte Publikation namens „Der Verschwörer“.
„Nun, so etwas entsteht wenn gedankenarme Dilettanten ihre geistige Urinprobe zu Papier bringen. Was soll ich damit?“
„Hier sieh mal“, blätterte er hastig rein, „dem Verschwörer wurden brisante Dokumente aus Londoner Geheimarchiven zugespielt. Sie enthalten ein schreckliches Ufo-Geheimnis und sind deshalb Top Secret! Also, fremde Wesen wollen die Erde erobern und die Menschheit vernichten. Schon jetzt sind sie unter uns und besetzten militärische Positionen sowie Regierungsposten!“
Selbst wenn mir diese Theorie recht schlüssig erklären würde, weshalb mir die Ideen einiger Politiker recht weltfremd vorkommen, sehnte ich mich doch sehr nach der Zeit, in der ich Karl nur flüchtig kannte.
„Denn wenn es ihnen gelingt“, holte mich Karl aus meinen Gedanken, „die Führer der Nationen gegen Doppelgänger auszutauschen, können sie unsere Schlagkraft, Waffentechnik und Militärtaktik auskundschaften, um sie bei der Invasion wirksam bekämpfen zu können! Diese Dokumente stammen aus dem Jahre 1967!“
„Und was“, machte ich den Fehler zu fragen, „hat das alles mit der Mondlandung zu tun?“
„Ja sag mal, verstehst du eigentlich gar nichts?“, schüttelte Karl den Kopf, „die Mondlandung war eine Inszenierung der amerikanischen Regierung um den Aliens zu zeigen, dass wir nötigenfalls zurückschlagen könnten! Und jetzt wirf mal einen Blick in die Zeitung von gestern!
Da stehts: Auf dem Mond werden zunehmende geodynamische Aktivitäten registriert! Verstehst du, es ist denkbar, dass Außerirdische einen unterirdischen Stützpunkt auf dem Mond unterhalten und dort ihre Angriffswaffen testen! Und das Schlimmste daran, wir könnten diese Invasion und die damit verbundene Vernichtung unserer Rasse nicht mal verhindern. Ich rechne mit einem Angriff in den nächsten sechs Wochen!“
Gerade als ich mittels Astralkörper Karls geistiger Umklammerung zu entfliehen versuchte, packte er mich am Arm.
„Wir beide haben einen immensen Wissensvorsprung also werden wir die letzten Tage unseres Daseins nutzen, um endlich all unsere Träume wahr werden zu lassen. Wir werden unseren Job kündigen und unserem Chef mal so richtig die Meinung geigen, danach nehmen wir die höchsten Kredite die wir bekommen können und leisten uns jeden erdenkbaren Luxus!“
„Aber was“, warf ich ein, „wenn die Aliens nicht angreifen und die Menschheit doch nicht vernichtet wird?“
„Nun“, meinte er achselzuckend, „das wäre Pech!“

 

Hi M. Zmek!

Die Geschichte ist für den Einstieg nicht sooo schlecht, über Verschwörungsfanatiker lässt sich eben immer noch gut Witze reißen.
Ein echter Lacher freilich war's nicht. Denn das Strickmuster mit dem Freund, der dem Prot mit seinem Verschwörungskram auf die Nerven geht, ist so konventionell, dass du dir schon etwas einfallen lassen musst, um noch mehr als einen müden Grinser auf das Gesicht des Lesers zu zaubern. Und diese Innovativität vermisse ich hier.

Ein wenig bemüht fand ich diese Verbindung von Mondlandungs- und Alieninvasions-Verschwörungstheorie. Da Letzteres noch ausgelutschter ist als Ersteres und beide auch nicht gut zueinander passen ( wer fängt schon mit der Mondlandung an, wenn er auf die Alieninvasion hinauswill? ), hätte ich mir eine andere Richtung des Dialogs gewünscht, z. B. dass Karl einzelne absurde Beweise vorlegt und diese noch absurder belegt. Dafür darf die Geschichte auch gern etwas länger sein. :)

Das Ende fand ich nicht bemüht, sondern gekünstelt. Wie kann Karl denn sicher sein, dass der Alienangriff in "den nächsten sechs Wochen" bevorsteht? So sicher, dass er sein Leben aufgeben würde?
Als Schlusspointe hätte ich mir wirklich einen etwas größeren Knaller gewünscht.

Ein paar einzelne Stellen noch:

Doch eines Tages, ich war gerade dabei mir Kaffee zu holen, stand er plötzlich dicht hinter mir.

Das gibt keinen Aufschluss darüber, wo er sich gerade befindet. Auf offener Straße? Im Laden? Im Seniorenwohnheim? Kann alles Mögliche sein. Deshalb hat dieser Einschub als Information keinen Wert.

„Nun ja“, war ich ein wenig überrascht,

Ähem. Das ist eine originelle, um nicht zu sagen, originäre Wendung. :D
Nee, im Ernst, das gibt es nicht. Er kann ja nicht "Nun ja" sein, sondern nur sagen/erwidern/entgegnen/antworten etc. pp.. ;)
Vertauscht funktionieren die beiden Worte aber wieder.

aber was, wenn ich dir sagen würde, sie hätte gar nicht stattgefunden?

Komma rein.

„Also, wenn du jetzt auf diese Mondlandungsverschwörung anspielst, muss ich dir leider sagen, dass es für jeden angeblichen Beweis dass sie nicht stattgefunden hat, einen überzeugenden Gegenbeweis gibt.“

Für eine Humorgeschichte ist dieser Satz zu umständlich und belehrend. Es sei denn, du willst den Prot als Karikatur eines Gymnasiallehrers inszenieren. Dann solltest du das natürlich im Folgenden auch konsequent durchhalten, was du aber tatsächlich nicht tust.
Deshalb solltest du den Satz etwas weniger sperrig gestalten bzw. ersetzen, z. B. durch "Ja, klar, Mondlandung ist Schwindel und so, nä? Nee, lass man stecken, hab' ich genug von so'm Scheiß gelesen."
Das klingt doch gleich viel authentischer. Oder soll sich der Prot etwa tatsächlich intensiv mit der Mondlandungs-Verschwörungstheorie befasst haben? Nicht ganz plausibel, wenn er sie nicht ernst nimmt. ;)

„Wie“, hielt er sie mir unter die Nase, „erklärst du dir dann das?“

Die gleiche Wortverdrehung wie weiter oben und genauso falsch.

und mir vollkommen unbekannte Publikation namens „Der Verschwörer“.

Na ja, ein bisschen subtiler nennen sich solche Magazine doch schon, oder? Wie wär's mit "Der Hintergrund"? Oder etwas schwülstiger: "Hinter der Wahrheit"?

Gerade als ich mittels Astralkörper Karls geistiger Umklammerung zu entfliehen versuchte, packte er mich am Arm, um mir eindringlich unsere weitere Vorgehensweise zu erläutern.

Ääh, mittels was? Astralkörper? Stirbt der Typ etwa? Das wolltest du doch nicht wirklich sagen, oder?
Dass Karl ihm etwas erläutern will, brauchst du dem Leser nicht vorzukauen. Das kannst du getrost weglassen.

Und jetzt wirf mal einen Blick in die
Zeitung von gestern!

Wieso steht da ein Absatz?

Wir werden unseren Job kündigen und unserem Chef mal so richtig die Meinung geigen, danach nehmen wir die höchsten Kredite die wir bekommen können und leisten uns jeden erdenkbaren Luxus!“

So ein Satz sollte brachialer rüberkommen, damit er witzig wirkt. Statt sowas Gepflegt-Langweiliges sollte er etwas sagen wie: "Wir nehmen einen Megariesenkredit auf, hauen unserem Chef mal so richtig eins auf die Fresse und schmeißen den Job hin. Und dann mieten wir uns 'ne Luxusyacht, segeln um die Welt und machen Party ohne Ende. Bis der große Knall kommt." So was Ähnliches.

Fazit: Ganz nett für den Anfang, aber bis zum großen Durchbruch liegt noch ein Stückchen Arbeit vor dir. :cool:

Ciao, Megabjörnie

 

Danke für die Kritik

Einiges hilft mir tatsächlich weiter.

Mit manchem bin ich natürlich nicht einvertsanden, was aber vermutlich in der Natur der Sache liegt.

So hat etwa ein Astralkörperausflug nicht unbedingt etwas mit dem Tode zu tun.

Auch finde ich die Verbindung zwischen Mondlandung und Alieninvasion nicht gekünstelt sondern durchaus logisch aufgebaut. Daher ist diese Geschichte meines Erachtens nicht sooooo konventionell.

Aber wie gesagt, einiges hilft mir durchaus weiter.

 

Hallo M. Zmek!

Nein, besonders lustig finde ich die Geschichte - vom Schlusssatz abgesehen - nicht, dafür ist sie einfach zu hanebüchen, da die Verschwörungstheorien über die Mondlandung nichts mit einer Alieninvasion zu tun haben.
Sie gehen lediglich davon aus, dass die Amerikaner die Mondlandung inszeniert haben, um ihre überlegene technische Macht der Sowjetunion gegenüber zu demonstrieren.

Falls es dich interessiert: Es gibt übrigens auch die Theorie, dass die Amerikaner tatsächlich auf dem Mond gewesen sind, es allerdings weder mit der Liveübertragung noch mit den Photos geklappt hat, weswegen eine Art "Notfallplan" in Kraft getreten ist, der die Übertragung von der Erde aus hat stattfinden lassen, und zwar in den Kulissen des Films "2001 Odyssee im Weltraum".

Was immer man von dieser Theorie halten mag: Sie hätte sich viel besser für die Geschichte verwenden lassen, als die in der Tat sehr abgedroschenen und lächerlichen Alienbehauptungen.

Grüße

Cerberus

 

Obwohl die Mondlandung mit einer Invasion angeblich nichts zu tun hat, soll eine Verbindung beider Theorien hanebüchen sein??? Ich finde diese Idee (no na, sonst hätte ich die Geschichte ja nicht geschrieben) für originell.

Vielleicht hab ich ja heute meinen blonden Tag, aber ich dachte eigentlich dass eine derart überzeichnete Verschwörungstheorie durchaus heitere, fast schon satirische Seiten an sich hat.

Und daß sich mein Prot. bis zur Selbstaufgabe in diese irren Ideen versteigt, sollte eben diese Verschwörungstheoretiker aufs Korn nehmen. Ich bin sogar der Meinung, dass ich seine Theorie noch stärker überzeichnen sollte.

Aber bitte, ich bin für jede weitere Kritik offen und dankbar.

 

Na ja, unplausibel finde ich an dieser Vermischung der Verschwörungsmotive nur, dass Karl mit

„Was weißt du über die Mondlandung?“

anfängt und erst dann zu dem viel bedeutenderen Alien-Thema überleitet. Wenn du davon überzeugt wärst, dass Aliens bald die menschliche Rasse auslöschen und davon jemanden überzeugen wolltest, würdest du dann mit der Mondlandung anfangen? Wo liegt da der zwingende Be- oder Hinweis auf die Aliens?
Deswegen hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass da zwei Teile mit Gewalt verleimt wurden, die eigentlich zusammen nur ein krummes und schiefes Gebilde ergeben.
Ein Vorschlag, wie du die beiden Teile richtig verzapfen könntest, wäre von meiner Seite: Du findest einen Beweis für Karl, dass die getürkte Mondlandung was mit den Aliens zu tun hatte. Und schon wäre die Überleitung perfekt.

Wenn du das Ende so lassen willst, musst du eine Klimax einbauen. Du musst den Irrsinn in Karls Beweisführung steigern, ihn immer absurdere Argumente vorbringen lassen, und das über einen größeren Zeitraum als den, den du deiner Geschichte jetzt einräumst.
Es wäre auch gut, wenn die beiden etwas emotionaler miteinander reden würden. Ich möchte die Hoffnungslosigkeit von Karl spüren, wenn ich ihm seine Absichten abnehmen soll.
Und am Ende muss der Umschwung zum "Das wäre Pech" auch auf der emotionalen Ebene spürbar werden, wie bei einem Plattenspieler, der plötzlich angehalten wird ( kennst du ja aus den Sat.1-Sketchen ). Lass Karl stutzen und dann um eine Antwort ringen oder ihn sich am Kopf kratzen o. ä..

Das ist alles eine höhere Anforderungsstufe, aber es lohnt sich.

 

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