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Vertrauen gewinnt man nicht mit Zahnpasta

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15.11.2010
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Vertrauen gewinnt man nicht mit Zahnpasta

Lässig lehnt er sich an das weiß gestrichene Treppengeländer, eine Tasse voll schwarzen Goldes in der rechten Hand und ein Lächeln auf den Lippen. Den Ausblick, den er genießt, stiehlt ihm aufs Neue jede Möglichkeit in zusammenhängenden Gefügen zu denken. Die Tür ihres Zimmers schließt sie nie, wenn sie arbeitet - sie erträgt die Abgeschiedenheit nicht.
Ihre kräftigen, zugleich wundersam geschmeidigen Beine übereinandergeschlagen sitzt sie auf ihrem schwarzen Arbeitsstuhl. Eine Spezialanfertigung, um ihren emotional überlasteten Rücken während des Sitzens bestmöglich unterstützen zu können.
Ein Teil ihres Körpers, den er bereits stundenlang begutachtete. Mit seinen Fingern fuhr er entlang ihrer dunkler Pigmentflecken, die ein sonderbares Muster auf ihrer weichen Haut bilden. Die kleinen, hellen Härchen entlang ihrer Wirbelsäule stellten sich dann ein wenig auf, als hätten auch sie seine Berührungen genossen und würden sich ihm entgegenstrecken wie ein Hundekopf, der liebevoll gekrault wird.
Sie kann sich ihm gänzlich hingeben, sich vollends auf ihn einlassen und ihn walten lassen. Womöglich bezeichnet man dieses „Talent“ der Hingabe auch ganz banal als Vertrauen. Lange kennt er sie noch nicht, mit Sicherheit wird er alle Nuancen ihres Charakters und ihres Verhaltens auch nie gänzlich kennen lernen und deuten können – aber sie ist wertvoll für ihn. Alles, was er über sie weiß, und es ist wahrlich nicht viel, reicht tief. Ein konfuses Innenleben, das nicht so recht zu ihrem starken Auftreten passen will und von dem er so viel weiß wie von Raumfahrt. Er weiß, was benötigt wird, um zu großen und bedeutenden Reisen aufbrechen zu können – aber wo er schlussendlich sein und was er entdecken wird, kann er nur erahnen. Er weiß nicht, was sie gerne isst oder welcher Zahnpastageschmack ihr der Liebste ist. Vertrauen gewinnt man nicht mit Zahnpasta.

An Sonntagen kümmert sie sich nicht allzu sehr um ihr Äußeres, ihre dunklen Haare stehen dann ungebürstet etwas von ihrem Kopf ab, Kleidung wird an diesen Tagen ihrer Meinung nach überbewertet und genauso wichtig wie das, sind ihr dann auch Mascara und Make-up - ihre strahlenden Augen machen den entscheidenden Unterschied. Jeder, der sie in diesen Momenten beobachten könnte, hätte womöglich ähnliche Empfindungen wie er. Freude, Stolz, Verliebtheit, Vertrauen und eine unterschwellige Art von Fremde.

Würde sie aufstehen, könnte man ihren, wie auch den Rest des Körpers, leicht gebräunten Po begutachten, der nicht so ganz in ihr kurzes Freizeithöschen passen will. Man würde erkennen, dass ihre weiche Haut nicht perfekt ist und sich der Schönheitsfehler auf ihrem Rücken auch auf diesem Teil des Körpers breit gemacht hat. Dennoch trägt sie ihre Fehler mit einem überwältigenden Selbst-Bewusstsein.
Im Grunde genommen ist es auch genau das, was diesen Menschen ausmacht. Sie kennt ihre Schwächen, sie liebt ihre Fehler und kann damit umgehen. Und noch mehr ist sie sich ihrer fantastischen, wahrlich anziehenden Seiten bewusst. Ihr eng anliegendes Tanktop bietet einen offenen Ausblick auf die Wölbung über ihrem Herzen, gekonnt unbewusst in Szene gesetzt.

Warum sie dieses Maß an Vertrauen zu ihm hat und diesen immensen Umfang an Nähe zu ihm benötigt, kann er nicht sagen. Schon an ihrem ersten Abend miteinander war sie, wie ein aus dem inneren heraus sehender Blinder, zutraulich und nahe.
Sie hat ihm ein mausgroßes Schlupfloch in ihrer Fassade geöffnet und ihn in den Vorraum ihres Seelentraktes vordringen lassen. Ob er wirklich dort stehen wollte, ein Raum mit glatten, grauen Wänden, leicht rauchig und nach Putzmitteln riechend, auch das kann er nicht sagen. Er stand da, etwas befremdlich war es – aber er hat jede Sekunde darin genossen. Als er seine Nase wieder in die frische Luft hielt, konnte er sich kaum aus ihrer Festung lösen. Lieber hätte er versucht, den kaum als Tür zu erkennenden Durchgang in ihr Wohnzimmer zu durchbrechen. Auch jetzt fragt er sich, was ihn dort wohl erwarten würde.
Wäre es ein Raum voller Wärme, vielleicht mit einem von züngelnden Flammen gefüllten Kamin, Ledersofas und indirekter Beleuchtung? Oder wäre es nur eine Fortsetzung des ihm schon bekannten Vorraumes. Grau, kühl und ohne jegliche Ausstattung? Aber was ihn auch erwarten würde, er würde es voller Freude aufnehmen und sich für ihre Züge begeistern können.
Was sie miteinander verbindet, außer der selben Adresse, auch das konnte noch nicht in sein Bewusstsein vordringen. Zuerst war es pure Anziehungskraft, bis heute ist diese Art von „Kommunikation“ jedem Menschen unerklärlich. Dann war es Energie sexueller Art, die sie näher zueinander geführt hat. Und jetzt ist es ein dringendes Bedürfnis nach Nähe und menschlicher Wärme. Ihm kann sie diese Wärme geben, vor allem, wenn er einen Schritt zu nahe an sie heran tritt, seine leicht schwieligen Gitarristenhände an ihre Hüfte legt und mit dieser bis zu ihrem Po wandert.
Das sind Momente, in denen sie ohne den Kopf zu heben, aufblickt, ihren Körper an den seinen drängt und leise aufstöhnt. Ein hämisches Grinsen formt sich dann auf ihren Lippen, wenn sie ihn am Kragen packt und auf sich zieht.
Sie legt ihre Beine um seine Hüfte, beißt ihm etwas zu fest in den Hals und drängt ihre Hüfte an sein Glied. Sie weiß was sie will und sie weiß, was sie tun muss, um es zu bekommen. Ohne die erst später hoch kochende Erregung zu verspüren, stöhnt sie ihm ins seine großen, leicht abstehenden Ohren und weiß, dass er nachgeben muss. Er öffnet mit einer Hand Gürtel und Hose, während er sie grob an Hals und Brüsten küsst.

- Ich kann das nicht.
. *seufzen
- Ich kann es nicht.
. Du tust es nicht das erste Mal.
- Ja. Aber ich will, dass es ehrlich ist. Es soll keine Lüge sein.
. Es ist eine Lüge.

Sie beobachtet mich intensiv. Ich kann ihrem Blick nicht standhalten, sie kann meine Gedanken lesen, sie blickt durch mich hindurch und deckt mein Innerstes innerhalb von Sekundenbruchteilen auf – zerlegt und analysiert mich.
Als ich mich dennoch dazu aufraffe in die dunkelsten Augen zu sehen, die ich je erblickt habe, erkenne ich das erste Mal Trauer. Ich kenne diese Augen noch nicht lange, aber sie waren mir so schnell bekannt, dass ich jede Nuance von Gefühlen in ihnen erkennen kann. Trauer und Müdigkeit konnte ich bisher noch nie darin erblicken. Üblicherweise sind sie gefüllt mit Freude - unbändiger, kindlicher Freude. Nach außen strahlt sie momentan eine tiefe Ruhe aus, doch ich weiß genau, dass sie innerlich aufgewühlt ist.

. Ich mag dich.
- Ich weiß.
- Kleines, du weißt es doch. Was willst du hören?
. Nichts mehr, ich hab schon zuviel gehört – vor allem gestern Nacht.
- Das kann ich ihr nicht vorenthalten, nur weil du jetzt auch hier bist.
. Du könntest Rücksicht nehmen.
- Du stehst hier aber nicht an erster Stelle.
.*ruckartiges aufblicken
. Offensichtlich.

- Küss mich, Kleines.
. *seufzen
. Es hat geklingelt.
- Dann müssen wir wohl aufmachen.
.Wegen mir kann sie auch wieder heim fahren.
- Du weißt, dass ich da hingehöre. Bei ihr bin ich zu Hause.

Langsam windet sie sich unter mir hervor und schwingt ihre Beine auf den Boden. Ihr Ausdruck verrät mir nichts mehr. Das mausgroße Loch hat sie in Kürze wieder gestopft. Während sie nach oben in ihr Zimmer geht, das direkt neben meinem liegt, würde sie trotz all ihrer Trauer den Kopf nicht senken. Erhobenen Hauptes geht sie ruhig davon und ich weiß, dass ich nie wieder die Chance bekommen werde, ihr kleines Wohnzimmer zu sehen.

 

Noch eine kleine Anmerkung an dieser Stelle.
So recht einordnen konnte ich mein eigenes Experiment selbst nicht. Ich hoffe dennoch, dass es hier gut untergekommen ist.
Da ich schon lange nicht mehr geschrieben habe, ist es für mich selbst auch tatsächlich ein Experiment. Ich würde einfach gerne hören, was ihr dazu sagt, wie verständlich es ist und dadurch neue Ideen für weitere Geschichten mitnehmen.

Liebe Grüße,
Cora

 

Salve Hardcora und herzlich willkommen im Forum,

tut mir Leid, aber bei mir funktioniert die Geschichte nicht. Du hast zwar ein paar interessante Ansätze drin - die Verschränkung der Wohnsituation mit dem Innenleben der Protagonistin durch das Wohnzimmer, z.B., oder auch der Perspektivwechsel, mit dem sich durchaus gewinnbringend arbeiten lässt.

Doch das alles geht unter zu vielen Schwächen unter.
Über jede einzelne könnte man elegant hinweglesen, wenn der Rest des Textes das auffinge, doch sie summieren sich, und darunter leidet die ganze Geschichte.

Erst einmal die Sprache: einerseits versteigt sie sich in ungeahnte und unnötige Höhen (Kaffee kann man ruhig Kaffee nennen, schwarzes Gold ist zu viel, da der Kaffee weiter keine Bedeutung hat).
Andererseits krankt sie in den Niederungen.
So lehnt man an einem Geländer, oder lehnt sich an ein Geländer an.
Einen Ausblick zu personifizieren, erscheint mir sehr gezwungen, da das Denken kontinuierlich abläuft und an keinerlei äußere Bedingungen geknüpft ist, bedarf es dazu keine Möglichkeiten sondern Fähigkeiten, und Gefüge hängen immer zusammen, sonst wären sie keine Gefüge.

Allein die ersten Zeilen stehen hier exemplarisch für den ganzen Text. Inhaltlich wird es leider nicht besser, zum Schluss habe ich endlich kapiert, dass es sich um eine klassische Dreiecksbeziehung handelt. Erst dachte ich, die beiden treffen am Arbeitsplatz aufeinander, weil sie ihr Arbeitszimmer offen stehen lässt. Dann muss sich die Geliebte wohl doch im Hausstand des Mannes befinden, sonst könnte sie nicht ihn und seien feste Partnerin nachts beim Liebesspiel belauschen. Damit bleibt ihre Rolle im Dunkeln, den Bürostuhlarbeitende gehen normalerweise abends nach Hause. Der Mann sagt, die Geliebte sei jetzt auch "hier", was induziert, er uns seine Partnerin seien zuvor gemeinsam da gewesen, dann wiederum will die Affäre ihre Nebenbuhlerin "nach Hause" schicken.

Tut mir Leid, das ist für mich nicht experimentell, sondern ein Chaos.

Es gibt hier auf KG.de sehr viele Texte, in denen etliches nicht dezidiert breitgetreten wird, in denen mit den Lesererwartugnen gespielt udn der Leser ein wenig an der Nase herumgeführt wird, udn dennoch habe ich zum Schluss das Gefühl, eines greife ins andere, und es habe sich vor meienn Augen sukkzessive ein ganzes Panorama entfaltet. Hier dagegen komme ich mir reichlich zugenebelt und an der Nase herumgeführt vor.

Da fällt es kaum mehr ins Gewicht, dass der Erzähler in der Affäre eine Entwicklung von sexueller Anziehung hin zu menschlicher Wärme behauptet, und als Paradebeispiel für diese menschliche Wärme die Prota ihren Geliebten manipulativ verführen lässt, woraufhin er ihr klar macht, dass sie nur sein Unterleibszeitvertreib ist.

Tut mri Leid, dass ich keinen wohlwollenderen Kommentar abgeben kann.

LG, Pardus

 

Hey Cora,

eine Tasse voll schwarzen Goldes in der rechten Hand
misslungener Vergleich

Den Ausblick, den er genießt, stiehlt ihm aufs Neue jede Möglichkeit in zusammenhängenden Gefügen zu denken. Die Tür ihres Zimmers schließt sie nie, wenn sie arbeitet - sie erträgt die Abgeschiedenheit nicht.
er, sie, es, wir, ihr, sie - entweder machst du n Absatz, gibst deinen Figuren Namen oder entscheidest dich für ein Geschlecht. :P
Ihre kräftigen, zugleich wundersam geschmeidigen Beine übereinandergeschlagen sitzt sie auf ihrem schwarzen Arbeitsstuhl.
Zuviel.
Eine Spezialanfertigung, um ihren emotional überlasteten Rücken während des Sitzens bestmöglich unterstützen zu können.
Also echt, du willst echt nicht, dass man deinen Text liest, oder?
und von dem er so viel weiß wie von Raumfahrt.
Wiederum gelungen.
Er weiß nicht, was sie gerne isst oder welcher Zahnpastageschmack ihr der Liebste ist. Vertrauen gewinnt man nicht mit Zahnpasta.
Mag ich.
Ihm kann sie diese Wärme geben, vor allem, wenn er einen Schritt zu nahe an sie heran tritt, seine leicht schwieligen Gitarristenhände an ihre Hüfte legt und mit dieser bis zu ihrem Po wandert.
Hat dich irgendein Song zu diesem Text inspiriert - es liest sich irgendwie so.

- Ich kann das nicht.
. *seufzen
- Ich kann es nicht.
. Du tust es nicht das erste Mal.
- Ja. Aber ich will, dass es ehrlich ist. Es soll keine Lüge sein.
. Es ist eine Lüge.
Der Dialog funktioniert auch ohne die Punkte am Anfang, sollte er jedenfalls. :P
Sie beobachtet mich intensiv. Ich kann ihrem Blick nicht standhalten, sie kann meine Gedanken lesen, sie blickt durch mich hindurch und deckt mein Innerstes innerhalb von Sekundenbruchteilen auf – zerlegt und analysiert mich.
Ich sags jetzt auch: Show, do NOT tell!
Außerdem kann ich den Wechsel zum Ich-Erzähler nicht nachvollziehen. Passend wäre es natürlich, wenn er von Anfang an da gewesen wäre, diese Geschichte verlangt einen Ich-Erzähler.
Ich kenne diese Augen noch nicht lange, aber sie waren mir so schnell bekannt, dass ich jede Nuance von Gefühlen in ihnen erkennen kann.
Das ist natürlich von der Logik her richtig und alles, aber da ist so ein krasser Bruch mit den Zeiten, was sich folglich negativ auf den Stil auswirkt.

Ehm, über das Thema sage ich nicht, weil man über alles schreiben darf, so ausgelutscht es auch ist, solange man es ansprechend serviert.

Ich glaube, dass du gut schreiben kannst und dass du mit bisschen Übung richtig gute Kgs schreiben wirst.
Diese Geschichte hier braucht kein Rätsel zu sein und auch kein Chaos, wie meine Vorredner es bezeichnet haben, hier sollte ganz klar der Konflikt im Mittelpunkt/Vordergrund stehen.
Gedanken können interessant sein, wenn man sie ab und zu einstreut, wenn sie die ganze GEschichte ausmachen, dann ist die Geschichte für mich misslungen. Handlung heißt Aktion heißt Dynamik - was deiner Geschichte ganz gut tun würde.
Es würde auch viel entwirren, wenn du deinen Prots Namen gibst - ich dachte erst, gut, sie kennen sich nicht, diese Fremdheit sollte dann auf den Leser übertragen werden; dann hat sich heraus gestellt dass sie sich doch kennen.
Ich sehe hier Potential, du bist eine Runde weiter.
Und toller Titel, der auch als Satz im Text auftaucht, ein Satz, der durchaus würdig ist, geklaut zu werden. Mach ich natürlich nicht.

JoBlack

 

Hallo Cora,

Sie kann sich ihm gänzlich hingeben, sich vollends auf ihn einlassen und ihn walten lassen. Womöglich bezeichnet man dieses „Talent“ der Hingabe auch ganz banal als Vertrauen. Lange kennt er sie noch nicht, mit Sicherheit wird er alle Nuancen ihres Charakters und ihres Verhaltens auch nie
gänzlich
kennen lernen und deuten können
Es gibt so viele Worte, dass es vllt besser wäre hier nict zwei Mal gänzlich zu wählen.
Kleidung wird an diesen Tagen ihrer Meinung nach überbewertet
klingt nicht gut.

unbewusst in Szene gesetzt.
Wenn man etwas in Szene setzt, dann doch absichtlich, oder?

Warum sie dieses Maß an Vertrauen zu ihm hat und diesen immensen Umfang an Nähe zu ihm benötigt
umständlich und zu viel.


Insgesamt nicht schlecht, aber zu viele Adjektive

Grüße Herrlollek

 

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