Videoabend
Es war ein Abend im Juni, als meine Eltern mal wieder auf den Geburtstag von Verwandten in der Nachbarstadt mussten, und ich natürlich sofort meine Freundin Verena zum Videoschauen einlud. Meine Eltern waren gegen 8 weggefahren und Verena und ich beschlossen, uns Popcorn zu machen und das brandneue Video mit Brad Pitt anzusehen.
Nachdem wir das Video etwa zur Hälfte angesehen hatten, musste ich dringend aufs Klo und wir stoppten das Band.
„Ich mach mal neues Popcorn!“ meinte Verena. „Ok- du weißt ja wie die Mikrowelle funktioniert. Ich komm dann gleich.“ Plötzlich durchfuhr eine Schmerzwelle meinen ganzen Körper und ich krümmte mich unwillkürlich zusammen. „Au!“, stöhnte ich.
„Ist was?“, rief Verena aus der Küche. „Nein, nein schon gut.“ Rief ich zurück. Ich hatte schon die ganze Woche so ein flaues Gefühl im Magen gehabt- ich würde doch nicht etwa einen Virus erwischt haben?
Egal. Der Schmerz war weg, ich verzog mich aufs Klo und ging dann zu Verena in die Küche. „Lass mal die Rolladen runtermachen- es ist schon total dunkel draußen!“ erklärte ich und ließ die Rolladen in Küche und Wohnzimmer runter.
Jetzt fing es auch noch an zu regnen. In dicken Tropfen platzten die Tropfen auf den Terassenboden, doch nachdem ich auch die letzte Rollade heruntergelassen hatte, war mir das egal.
Wir waren ja im warmen, hellen Haus, da draußen konnte es so kalt und nass sein, wie es wollte. Verena kam mit dem Popcorn und wir wollten das Video weiterschauen. Da fiel mir auf, dass ich meinen kleinen Hund „Jacky“ lange nicht mehr gesehen hatte- eigentlich seit meine Eltern weggefahren waren. Er war doch hoffentlich nicht ausgebüchst? „Lass uns noch eben Jacky suchen- ich weiß gar nicht wo er gerade ist.“ erklärte ich. Komisch- sonst lag er immer in seinem Körbchen und fing das herunterfallende Popcorn auf, wenn ich mit Verena Videos schaute.
„Jacky?“ rief ich in den Flur. „Hey Jacky, Leckerli!“
Aber Jacky kam nicht und so ging ich zur Haustür und öffnete sie, um nachzusehen, ob Jacky mal wieder die Beete der Nachbarn durchforstete.
Aber auch da war er nicht. Ich ging also wieder in Richtung Wohnzimmer. An der Tür sah ich Verena mitten im Raum stehen und blaß in Richtung Jackys Körbchen starren. „Was ist denn los? Ist er wiedergekommen?“, fragte ich.
„N-nein, DA!“, stammelte Verena mit brüchiger Stimme, als wäre sie kurz davor, durchzudrehen.
Ich trat ins Wohnzimmer und folgte ihrem Blick. Und erstarrte. Da lag mein kleiner Jack-Russel Terrier neben seinem Körbchen auf den Fliesen und wälzte sich auf dem Boden, mit einem fast tonlosen Röcheln, das aus seiner Kehle kam.
Doch das Schlimmste war- seine Augen waren vollkommen verdreht. Seine schönen schwarzen, treuen Hundeaugen waren großen weißlich-gelben Bällen gewichen, die nicht einmal mehr an den Hundeblick meines Hundes erinnerten, sie waren viel größer und quollen fast aus seinem Kopf.
Ich starrte nur und konnte mich nicht rühren. „Aber was...“ , ich war den Tränen nahe. Was war passiert? Jetzt übergab sich Jacky auch noch. Eine grünliche Masse quoll aus seinem Schlund und er zuckte und wand sich. Ich war vollkommen hilflos und stand nur da.
Verena schien all ihren Mut zusammenzunehmen und lief zu mir herüber. Sie klammerte sich an mich. „Was hat er?“, fragte sie mich fast tonlos.
Doch ich konnte nichts sagen. Ich starrte auf das, was einmal mein Hund gewesen sein sollte. Sein kleiner Körper wurde von einer letzten großen Brechwelle erfasst und dann lag er da. Einfach so. Wie tot. „Was sollen wir denn tun?“, stammelte ich. „Was ist passiert- es war doch alles in Ordnung, als ich heute Nachmittag mit ihm spazieren gegangen bin. Das kann doch nicht sein.“, brachte ich hervor.
Während ich sprach, schien sich der Bauch meines Hundes zu bewegen. Er wölbte sich- immer weiter. Dann krümmte sich das Tier erneut und es... es würgte und etwas kam aus seinem Maul gekrabbelt.
Ein schwarzes käferähnliches Ding, etwas kleiner als eine Kakerlake krabbelte durch das Erbrochene. Direkt auf uns zu. Der Wind heulte. Wir zitterten. Der Käfer krabbelte auf dünnen Beinen bis vor Verenas Füße. Ich schauderte. Er was voller grünem Schleim.
Dann war ein hoher Ton zu hören- ähnlich einem Kreischen. Das Blut gefror mir in den Adern. Und dann... Meine Bauchschmerzen kamen wieder und ich fiel zu Boden und krümmte mich vor Schmerzen. Es war unerträglich. Ich sah Sterne blitzen. Und Verena, und den Käfer und Jacky..... Dann musste ich mich übergeben. Grünlich-gelber Schleim ergoss sich über den Boden. Ich konnte aber alles sehen. Wie Verena schreiend weglief, wie der Käfer immer weiter schrie, wie andere, größere, viel größere schwarze Käfer sich aus den Wänden unseres Hauses fraßen, einige so groß wie Bücher, ich bekam alles mit- bis ES aus mir herauskam. Dann war alles schwarz...