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Hallo! Das ist meine erste Kurzgeschichte hier. Ich versuche ein paar Gedanken, die durch meinen Kopf fliegen zu ordnen und so in einen Rahmen zu packen. Für Anregungen und Kritik bin ich immer sehr dankbar! Vielen Dank im Voraus!
Von dem freien Vogel und dem Jungen, der ihn einfing.
Seltsam. Seltsam wohin einen das Leben irgendwann treibt. Ich dachte immer, es wäre ein leichtes eine Bindung zu jemanden aufzubauen, aber dem ist wohl nicht so. Ich will doch nur helfen, aber wieso lassen sich Menschen nicht helfen?
Ich fang dafür aber am Besten an, wo mein Leben eine Wende brachte. Vor ungefähr einem Jahr.
Ich kam in eine neue Situation. Studieren. Ein Leben in Unabhängigkeit. Ein Leben in Unbeschwertheit. Welch wunderschöne Vorstellung. Doch gleich am ersten Tag dieser Freiheit ließ ich mich einfangen. Ich war ein Vogel der die Möglichkeit hätte nutzen können seine Flügel auszubreiten und sich von dem frischen Wind in die Welt tragen zu lassen, doch dann kam er. Dieser Junge, der dem jungem Vogel seine Federn rupfen sollte.
Er lockte ihn mit einem warmen Luftstrom in seine eigenen Gemächer. Sperrte ihn dort in einen goldenen Käfig ein. Zunächst war der Vogel zufrieden damit. Er war glücklich damit. Nur der Junge, der sich um den Vogel kümmerte, und er. Doch mit der Zeit bröckelte die goldene Legierung von dem Käfig ab und der darunter liegende Rost begann zu erscheinen. Er wurde immer deutlicher und war irgendwann unübersehbar. Der Vogel versuchte zu fliehen. Doch der Junge rupfte ihm jede einzelne Feder seiner bunten Flügel heraus. Jeden Tag aufs Neue und wenn eine neue Feder drohte zu wachsen begann er wieder von vorne und rupfte sie direkt an der Wurzel heraus. Nur noch der Vogel und der Junge. Doch irgendwann reichte es dem Jungen nicht mehr den Vogel lediglich an ihn zu binden, ihm die Möglichkeit einer Flucht zu nehmen. Er begann sich an der Existenz des Vogels zu schaffen zu machen. Der Vogel war nicht mehr so wunderschön in seiner ganzen Farbenpracht wie am Anfang. Der Junge wollte aber genau das wieder haben. Immer wenn der Junge bemerkte, dass der Vogel nicht mehr seinem ursprünglichen Bild entsprach, begann er Farbkleckse auf ihn zu malen. Ihn nach seiner eigenen Vorstellung zu verändern bis er gänzlich unkenntlich geworden ist.
Doch dann kam der Tag. Der eine Tag von dem der Vogel innerlich immer erhofft hat, dass er kommt. Der Junge ließ die Tür des Käfigs ein kleines Stück offen. Nun musste der Vogel nur noch herunter springen und entfliehen. Ihm war sicher, dass es ein harter Aufprall sein würde, immerhin hatte er keinerlei Möglichkeiten mehr zu fliegen oder den Fall abzubremsen. Ihm war klar, dass sich diese Möglichkeit nicht mehr so schnell bieten würde. So nahm er all seinen Mut zusammen, nahm Anlauf und sprang aus seinem Gefängnis heraus. Er fiel. In diesem Moment des freien Falls fühlte der Vogel wieder die Energie durch sich fließen, die er früher gefühlt hat. Doch dann kam, was kommen musste. Der harte Aufprall ließ diesen kurzen Moment der Unbeschwertheit verschwinden. Fortan rannte der Vogel. Er rannte um Abstand zu dem Jungen zu bekommen. Zwischenzeitlich blickte er zurück um den traurigen Jungen anzublicken, der seinen Vogel nun verloren hatte und versuchte ihm nachzujagen, doch das ließ den Vogel nur noch schneller davonlaufen.
Aber die Geschichte des Vogels sollte noch nicht zu Ende sein. Langsam wuchsen seine Federn wieder. Aber jede neue Person, die sich dem Vogel näherte wurde von den kurzen Auswuchsen gestochen und verjagt. Kam es jemals dazu, dass jemand nach dem er gestochen wurde aber doch blieb entfloh der Vogel aber. Er hatte zu viel Angst, ihm würden die Federn wieder entwendet werden.
Doch wird das für immer so bleiben? Genau das gilt es jetzt für den Vogel herauszufinden. Was die Zukunft für ihn birgt ist stets ungewiss.