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Wälder

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06.09.2012
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Wälder

Langsam, Schritt für Schritt, gingen sie den Weg, den sie schon so oft gegangen waren. Drei Menschen, drei Generationen. Die alte Frau halbwegs vorneweg, auch wenn es für die beiden anderen bedeutete, ihre Jugend mit Gewalt bremsen zu müssen. Raus wollte sie, die Lebenskraft, in großen, ausschweifenden Schritten, immer laut, immer vorwärts, schneller, irgendwo da vorne war ja schon das Ziel! Stattdessen im Schwung unterdrückte Schritte, damit die Großmutter nie das Gefühl haben musste, ihre Langsamkeit bremse die Jungen aus. So gingen sie, Schritt für Schritt, und die beiden Jungen waren erstaunt über die Aufmerksamkeit, die einen mit der erzwungenen Langsamkeit überkam. Damit hatten sie nicht gerechnet. Tannennadeln am Boden, hier und da. Gehäuft und gebündelt vom Regen der letzten Nacht.
"Ist es schon so spät im Jahr?", fragte die Großmutter.
"Die Nadeln fallen doch das ganze Jahr über mal herunter", antwortete ihr Letztgeborener, das Nesthäkchen. "Und wenn es dann mal richtig regnet, dann kommt eben das raus. Sieht aus wie Wollmäuse, nicht?" Er lachte zu seiner Nichte hinüber. Nikki lachte schnell zurück, im Geiste verzweifelt damit beschäftigt, sich zu erinnern, wo genau ihr Großvater lag.

Seit Jahren war sie nicht mehr hier gewesen. Alles hatte sich verändert. Da waren plötzlich Wege, die damals nicht waren; näherten sie sich einer Wegkreuzung, achtete sie ganz konzentriert auf die kleinsten Regungen in der Bewegung der anderen beiden. Sie musste unentdeckt bleiben; ihre Großmutter durfte nicht merken, dass sie vollkommen verloren war. Dass sie ihren Großvater nicht mehr fand. Das wollte sie ihr nicht antun.
"Mama, du gehst ja schon wieder so."
Nikki schaute hinüber zu ihrer Großmutter, die mit ihren nun mehr als achtzig Jahren noch genau so ging, wie sie es immer in Erinnerung gehabt hatte: die Hände hinter ihrem Rücken verschränkt, dabei den Schlüssel haltend, der ab und zu klimperte. So war ihre Großmutter immer gelaufen. Und so lief auch sie selbst oft. Das war ihr vorher nie aufgefallen. Die Großmutter lachte leise, so wie sie es immer tat.
"Ja, du lachst", sagte ihr Onkel, "aber wenn du jetzt stolperst, dann fällst du direkt aufs Gesicht und kannst es nicht verhindern. Das ist meiner Kollegin letztens auch passiert, sie ist gelaufen wie du. Und sie hatte auch noch eine Brille an und ist genau drauf gefallen, aufs Gesicht. Du kannst dir vorstellen, wie sie jetzt aussieht. Das ist nicht lustig."
"Mh." Mehr sagte sie nicht dazu, lief noch ein paar Schritte mit verschränkten Händen, bis sie sie dann doch widerwillig nach vorn nahm. Manchmal konnte der Onkel ein richtiger Spielverderber sein. Aber das gehörte wohl zur Fürsorge um die alte Mutter dazu. Sie durfte nicht stürzen, koste es, was es wolle. Und sei es ihr innerstes Wesen. Auch sie wollte nicht, dass die Großmutter fällt. Aber manchmal konnte man es schon übertreiben mit der Fürsorge, nicht? Sie beschloss, diesen Preis nicht zahlen zu wollen, würde es einmal mit ihr so weit sein.
"Das sind aber schöne Hackeln." Die alte Frau blickte ihre Enkelin an, die Hände nun fast wieder hinter ihrem Rücken verschränkt, während sie eine der Hackeln mit dem Fuß berührte. Stillstand. "Damals sind wir immer frühmorgens mit der Uroma raus und haben Hackeln gesammelt, damit wir uns ein Feuer anzünden konnten. Ich weiß gar nicht mehr, wie wir die transportiert haben, ob wir vielleicht einen kleinen Wagen zum Ziehen benutzt haben. Das ist schon so lange her." Fremde Welt. Gekochte Kartoffelschalen, die so gut schmeckten. Luftschutzkeller. Todesangst.

Eine Ewigkeit war vergangen, als sie an die letzte Biegung kamen. Sie waren da. Da lag er, ihr Großvater Hans, direkt am Waldrand. Letztens sei ein Baum während eines Sturmes direkt auf die Gräberreihe gestürzt, erzählte die Großmutter, während der Onkel geschäftig die Erde säuberte, von Unkraut befreite und Kanne um Kanne Wasser darüber goss. Das Grab sah noch so aus wie damals, als sie das letzte Mal hier gewesen war. Wie lange mochte das her sein, zehn Jahre? Fünfzehn? Jene Pflanze sei zwar Unkraut, aber sie lasse es auf dem Grab, weil es ganz hübsch aussehe, sagte die Großmutter und lachte wieder leise, während ihr Sohn ein als nicht so schön befundenes Unkraut heraus rupfte.
"Mir reicht ein bisschen Efeu, wenn mal was mit mir sein sollte. So wie auf dem hier", sagte die Großmutter und deutete auf das überwucherte Grab direkt daneben. Eine einzige Efeudecke. Ob es wohl erlaubt sei, das langsam herüber wuchernde Efeu zu stutzen? Sie sei schon ein paar Male fast gefallen deswegen.
"Ja natürlich, Mama." Der Onkel war entgeistert. "Du kriegst Efeu." Er schüttelte den Kopf in Richtung seiner Nichte. "Also damit es klar ist - ich will kein Efeu, sollte mal was mit mir sein." Das Wort Grab blieb unausgesprochen.
Nikki, die nun Mitte Dreißig war - fragte man sie nach dem genauen Alter, musste sie immer etwas nachdenken; sie konnte es sich einfach nicht merken - stand da und schaute dem Sohn und der Witwe ihres Großvaters bei ihrem routinierten Treiben zu. Sie konnte nur eines tun. Sie griff sich eine Kanne, ging zum Grabstein ihres Großvaters und spülte die Flecken ab, die der Regen der vergangenen Nacht hinterlassen hatte. Und wie damals, als sie noch regelmäßig an das Grab gekommen war, konnte sie nur eines denken.
"Lam dai hom dot."

Sie sprach es nur ganz leise aus, nur für ihn. Sie glaubte nicht an so etwas wie ein Jenseits. Der Tod war das Ende von allem; was man im Leben nicht zustande brachte, war für immer verloren. Jedoch waren sie Teil der einzigen Worte, die ihr Großvater jemals an sie gerichtet hatte. Die einzigen Worte des einzigen Gesprächs, das ihr Großvater jemals mit ihr geführt hatte – sie waren die Erinnerung an das einzige Mal, dass der Großvater sie ansah. Damals, am Küchentisch. Sie musste zehn oder elf Jahre alt gewesen sein und es fühlte sich an, als sei es gestern geschehen. Denn wenn der Großvater mit einem spricht, das vergisst man nicht so einfach. Nicht in ihrer Welt. Und das waren geheimnisvolle Worte, aus einer geheimnisvollen Welt noch dazu. Sie waren Teil der fantastischsten Geschichte, die sie ihr seitdem erzählten. Indochina. Kampf. Soldaten. Gesänge. Und der Großvater war dabei gewesen! Und all das nur, weil er damals, als Deutschland strauchelte, von seinem strengen Vater beim Rauchen einer Zigarette erwischt - und bestraft! - worden war. Und aus Rache weglief, zur Fremdenlegion. Ins Abenteuer. Junge Männer greifen ja oft zu drastischen Mitteln - aber das! Fantastisch. Das hatte sie immer beeindruckt, und das tat es auch noch an diesem Tag der geschäftigen Grabpflege. Das würde sich wohl nie ändern. Wie eigenartig.
Der Großvater hatte weder sie noch ihre Schwester je gemocht, da war Nikki sich sicher. Ob es daran lag, dass sie das Ergebnis der Hochzeit seiner Tochter mit einem griechischen Gastarbeiter waren, würde sie nie erfahren. Wie konnte es jedoch anders gewesen sein? Böse Blicke und knallende Türen, war die Großmutter mal nicht da. Keine Aufmerksamkeit, nichts, nur Stille, Zigaretten und der ihnen zugewandte Rücken. Im Geiste verließ er das Zimmer, wenn die Enkel hereinkamen. Und es sollten seine einzigen Enkel bleiben. Welche Enttäuschung. Am liebsten hätte sie ihn manchmal angestupst und gerufen: "Aber Opa, sieh doch, meine Augen! Ein Silberblick wie deine! Blau wie deine!" - getraut hatte sie sich jedoch nie. Stattdessen rauchgeschwängerte Parallelexistenz.
Bis zu jenem Tag am Küchentisch, als er plötzlich, nur einige Minuten, in ihr Leben trat, sie endlich ansah. Unvermittelt. So drängend. In diesen Minuten, als er sprach und ein altes Foto unter der Geschirrmatte, auf der seine Teetasse stand, hervorzog, es ihr zeigte, und sie gar nicht wusste, wie ihr geschieht, und es darauf nicht viel mehr zu sehen gab als dichten Wald, wie sie ihn schon damals geliebt hatte. So sehr geliebt, dass sie sich das Malen-nach-Zahlen-Bild, das ihre Großmutter ihr damals zu Weihnachten schenkte, in ihrem Zimmer aufgehängt hatte. Ihre Großmutter hatte ihr einen Wald gemalt! Sie hatte das Bild noch heute. Dies aber war eine Art Wald, wie sie ihn nie zuvor gesehen hatte, ein paar LKWs, die junge, grinsende Männer transportierten, und in ihr war ein Gedanke explodiert: Das ist Dschungel! - in diesen Minuten sah sie ihren Großvater das erste und einzige Mal. Ich bin da, sagte er. Mit einer Geschichte. Danach drehte er sich um, verschwand wieder in seiner Stille - und starb kurz darauf. Wie eine Sternschnuppe.
Lam dai hom dot! Das haben die uns zugerufen. Immer wieder. Was diese vier Worte bedeuteten, hatte sie nie erfahren können. Sie hatte es versucht - jedoch ohne Erfolg. Irgendwann hatte sie es aufgegeben; dabei hatte sie die erste und naheliegendste Möglichkeit - einen Vietnamesen zu fragen - immer vermieden. Die Gefahr, dass diese Worte etwas Schreckliches bedeuteten, war ihr mit den Jahren zu bewusst geworden. Und das durfte nicht sein. Sie würde sich diesen einzigen ersehnten Liebesbeweis - seine Sternschnuppe - nicht selbst vom Himmel reißen.

„Du siehst aus wie er, wenn du nachdenklich bist.“
Die ruhigen Worte rissen Nikki aus ihren Gedanken. Sie musste schon einige Zeit dort gestanden haben. Am Grabstein. Regungslos. Sie hatte ihre Großmutter nicht kommen hören, die nun neben ihr stand, den Blick ebenfalls auf den Stein gerichtet. Der Onkel war vorne bei den Wasserhähnen
„Oma?“ Nikki konnte nicht anders. Das war so eine Sache mit Gräbern. Dinge gewannen oft an Dringlichkeit. Sie musste es wissen. „Warum hat Opa uns nicht gemocht?“
Schweigen.
Zu lange.
Ich wusste es, durchfuhr es sie, alles nur weil mein Vater –
„Er hat euch geliebt.“
Ihre Blicke trafen sich. Die Großmutter griff ihre Hand. Nikki musste schlucken, konnte es nicht. Nicht, bevor sie alles gehört hatte.
„Die Kriege haben ihn stumm werden lassen. So war er eben. Auch zu deiner Mutter, zu allen. Zu mir.“
Bitte, sag‘ es noch einmal! Er hat mich geliebt?
„Dann kam dein Vater. Und dann kamt ihr. Und mit euch die Angst. Und … die Scham. Scham vor den Dingen, die er im Krieg getan hat. Dinge, die er damals laut gesagt hat. Dinge, die er damals glaubte.“ Sie hielt Nikkis Hand ganz fest, strich mit dem Daumen über ihren Handrücken. „Kein Wort brachte er heraus, wenn ihr da wart. Er konnte deinem Vater nicht in die Augen sehen. Jedes Mal, wenn er deinen Großvater Vater nannte, war das ein Stich in sein Herz. Ja, so ist das mit der Scham. Sie ließ deinen Großvater nicht mehr los. Sogar das Bild von dem Wald konnte er dir damals nicht selbst schenken. Ihm fehlte der Mut. Und er hat so lange daran gesessen. Ihr und euer Wald.“ Die Großmutter schüttelte lächelnd den Kopf.
Gänsehaut. Nikki wurde heiß und kalt. Herzklopfen.
„Das war von ihm? Das Waldbild? Er hat das gemalt? Für mich?“ Egal was passierte, die Hand der Großmutter würde sie jetzt um nichts auf der Welt loslassen.
„Du hättest sein Gesicht sehen sollen, als du es ausgepackt hast. Deine Freude über dieses Bild. Den Wald. Sein Lächeln, als du sofort eine Geschichte dazu erfunden hast.“ Die Großmutter lächelte. „Erinnerst du dich an die Geschichte?“
Nikki lächelte. Sie war schon immer gut im Geschichtenerzählen gewesen. Ja, sie erinnerte sich daran. Hier, nach mehr als 25 Jahren, am Grab ihres Großvaters, erinnerte sie sich an die Geschichte von Knurpsi, dem Eichhörnchen, und der unknackbaren Nuss. Wie glücklich ein Mensch sein konnte.
„Vergib ihm.“ Die Großmutter beugte sich zum Grabstein und strich darüber. Das hatte sie früher schon immer getan.
„Wer ein Leben wie er gelebt hat, dem fällt es sehr schwer, Liebe zu zeigen.“


„So“, sagte der Onkel und streckte sich. „Ich glaube, das reicht für heute.“
„Mh.“ Die Großmutter schüttelte die letzten Tropfen aus der Kanne. Kritische Blicke über die aufbereitete, vom Unkraut gebrochene, Blumendecke. Eine letzte Flammenkontrolle; die Kerze brannte noch. Es war gut. Kannen zurück. Aber bitte ordentlich, da ist noch Erde dran. Wir Deutschen.
„Lasst uns noch kurz da rüber gehen“, sagte der Onkel und schaute zu einer weitläufigen Grasfläche gleich neben den Gräbern, die nur hier und da einen jungen Baum trug. Verabschiedung.
„Tschüss, Papa.“
„Mh. Mach’s gut.“
Sie sagte nichts. Da war nur Lächeln in ihr.
Langsam näherten sie sich der Grasfläche. Keine Gräber weit und breit. Stattdessen in marmorne Stelen eingelassene, mit Namen versehene, Glasplatten. Sie war irritiert. Hier sollten Gräber sein?
„Das ist ein Friedwald“, sagte der Onkel, der ihre Blicke sah. „Die Urnen liegen unter den jungen Bäumen. Du kannst an den Nummern sehen, wer wo liegt.“
Doch das hörte sie schon nicht mehr. Ein Friedwald! Sie konnte nur noch denken. Hier wird einmal ein Wald entstehen! überwältigte es sie. Ein richtiger Wald! Ein dichtes Spiel aus Erinnerungen, Baumkronen und Sonnenlicht. Vogelgezwitscher. Grablosigkeit. Ruhe. Nikki betrachtete die jungen Bäume. Schaute hinüber zu ihrem Großvater. Und lächelte. Sie konnte ihn hören.

Ich bin da, sagte er.

 

Hallo alle miteinander,

in meiner zweiten Geschichte versuche ich, die mir gegebenen Ratschläge alle umzusetzen.
Als Thema wählte ich eine komplizierte, fast nicht-existente Beziehung.

Was denkt ihr?

Grüße
Purersternenstaub

 

Hallo,

so ist es, wie ich finde, ein beschaulicher und leicht melancholischer Text. Mit dem Ende bin ich mir nicht ganz sicher: Was gedenkt sie nun zu tun?

Einige gute Sätze und Bilder, vor allem der erste Absatz. Mir gehen da aber zu viele Stränge durcheinander, bzw kappen sich selbst. Die stärkste Szene ist, wie ich finde, die mit dem Photo, wo ihr Opa lebendig wird, und sie diesen Exotismus erleben darf, diese Welt, die er bereits gesehen hat und sie nie sehen wird. Darüber hätte ich mir im Prinzip eine Geschichte gewünscht:D Aber das ist ja Geschmackssache. Ich will sagen: Mir ist nicht so klar, wo du hinwillst, was die Prämisse ist. So transportiert es ein diffuses Gefühl des Verlustes, der unausgesprochenen Konflikte, der Ideen über einen anderen Menschen, und endet in einem vagen Hoffnungsschimmer - so wie ich es verstanden habe. Das ist natürlich nicht schlecht, aber ich glaube, da kann man mehr rausholen, da fehlt mir der Konflikt, irgendwie.

Nur meine 5 Cent ...

Gruss, Jimmy

 

Hallo Jimmy,

vielen Dank!
Ja, der diffuse Konflikt, der letztendlich mehr fehlt, als er da ist...
Das ist mir am Ende auch aufgefallen. Ich wußte nicht, wie ich das auflösen kann [soll?], weil der Text so eine Ruhe auszustrahlen begann, so ein Versöhntsein.
Die Idee dazu kam mir nach einem Friedhofsbesuch mit meiner Großmutter; ihre Geschichten von früher sind etwas, das immer einfach dazugehört. Das mußte rein. :-)

Der letzte Satz läßt einen dann im Regen stehen. Mich auch. Ich weiß nicht, was sie zu tun gedenkt. Ihren Großvater umbetten lassen? Schriftlich festhalten, daß sie in einem Friedwald begraben werden möchte, sollte mal was mit ihr sein?

Das mit den sich kappenden Handlungssträngen sollte den episodischen Charakter des Ganzen verdeutlichen. Das scheint ein bißchen nach hinten los gegangen zu sein. :-/
Wie kriegt man das hin, sowas zu verdeutlichen, ohne die Handlungen zu kappen? :-/

Danke für deine 5 Cent.
Viele kleine Münzen machen auch reich. :-)

Liebe Grüße,
PSS

 

Ich habe jetzt den Schluß leicht abgeändert. Ich denke, diese Ziellosigkeit ist nun behoben. Der neue Schluß gefällt mir auch viel besser.

:-)

 

Hey Purersternenstaub,

ja, dass ist doch ein Erzähler dem man gern zuhört. Es ist szenisch, lebendig und Du hast schöne Details drin. Doch, liest sich viel besser, als die andere Geschichte.
Dann fange ich mal gleich an:

Langsam, Schritt für Schritt, gingen sie den Weg, den sie schon so oft gegangen waren. Drei Menschen, drei Generationen. Die alte Frau halbwegs vorneweg, auch wenn es für die beiden anderen bedeutete, ihre Jugend mit Gewalt bremsen zu müssen. Raus wollte sie, die Lebenskraft, in großen, ausschweifenden Schritten, immer laut, immer vorwärts, schneller, irgendwo da vorne war ja schon das Ziel! Stattdessen im Schwung unterdrückte Schritte, damit die Großmutter nie das Gefühl haben musste, ihre Langsamkeit bremse die Jungen aus. So gingen sie, Schritt für Schritt, und die beiden Jungen waren erstaunt über die Aufmerksamkeit, die einen mit der erzwungenen Langsamkeit überkam. Damit hatten sie nicht gerechnet. Tannennadeln am Boden, hier und da. Gehäuft und gebündelt vom Regen der letzten Nacht.

Der Gedanke ist wirklich hübsch, der sich dahinter verbirgt. Nur habe ich manchmal das Gefühl, die Worte stehen in Konkurrenzkampf zueinander und wollen alle wichtig besonders sein ;).
Ich streiche mal hier und da und stell ein bisschen um und zeige Dir mal eine Alternative. Das ist subjektives Sprachempfinden, es ist mein Empfinden, aber Du kannst anhand dem ja mal checken, was so kleine Änderungen in Texten bewirken. Es heißt nicht unbedingt, dass es besser ist.

Langsam, Schritt für Schritt, gingen sie den Weg über den Friedhof. Drei Menschen, drei Generationen. Die alte Frau halbwegs vorneweg, die beiden hinter ihr bremsten den Schwung ihrer Schritte. Raus wollte sie, die Lebenskraft; vorwärts, schneller, irgendwo da vorne war ja schon das Ziel! Stattdessen Langsamkeit, damit die Großmutter nie das Gefühl überkam, sie halte die beiden auf. Die Aufmerksamkeit, die sich mit der erzwungenen Ruhe einstellte, entspannte die beiden Jüngeren. Tannennadeln hier und da am Boden, gehäuft und gebündelt vom Regen der letzten Nacht.

"Ist es schon so spät im Jahr?"KOMMA fragte die Großmutter.
"Die Nadeln fallen doch das ganze Jahr über mal herunter.KEIN PUNKT"KOMMA antwortete ihr Letztgeborener, das Nesthäkchen.

Schau mal hier vorbei: wörtliche Rede

Auch für den weiteren Text überprüfen.

Er lachte zu seiner Nichte hinüber. Nikki lachte schnell zurück, im Geiste verzweifelnd damit beschäftigt, sich zu erinnern, wo genau ihr Großvater lag. FÜR DIE BESSERE LESBARKEIT - LEERZEILE
Seit Jahren war sie nicht mehr hier gewesen. Alles hatte sich verändert.

Du hast zwar Einrückungen im Text, die werden hier aber nicht formatiert. Deshalb Leerzeilen verwenden ;).

Nikki schaute hinüber zu ihrer Großmutter, die mit ihren nun mehr als achtzig Jahren noch genau so ging, wie sie es immer in Erinnerung gehabt hatte: die Hände hinter ihrem Rücken verschränkt, dabei den Schlüssel haltend, der ab und zu klimperte. So war ihre Großmutter immer gelaufen.

Das gefällt mir gut. Hier übermittelst Du ein schönes Bild von der Großmutter.

Letzens sei ein Baum während eines Sturmes

Letztens

Das Grab sah noch so aus wie damals, als sie das letzte Mal da gewesen war.

Ich würde das "da" gegen ein "hier" tauschen.

"Ja natürlich, Mama." Der Onkel war entgeistert. "Du kriegst Efeu." Er schüttelte den Kopf in Richtung seiner Nichte. "Also damit es klar ist - ich will kein Efeu, sollte mal was mit mir sein." Das Wort Grab blieb unausgesprochen.

Ich würde das ganze Kursive rausnehmen. Ich glaube, der Leser kriegt das schon sortiert, auch ohne.

Und wie damals, als sie noch regelmäßig an das Grab gekommen war, konnte sie nur eines denken.

Hier wäre schön zu wissen, was der Grund ist, warum sie vor zehn, fünfzehn Jahren regelmäßig kam und nun nicht mehr.

Der Tod war das Ende von allem; was man im Leben nicht zustande brachteKOMMA war für immer verloren.

Die Großvatergeschichte ist wirklich rührend. Gefällt mir.

Der Großvater hatte weder sie noch ihre Schwester je gemocht, da war Nikki sich sicher. Ob es daran lag, dass sie das Ergebnis der Hochzeit seiner Tochter mit einem Gastarbeiter waren, würde sie nie erfahren. Es hatte aber immer alles darauf hin gedeutet. Böse Blicke und knallende Türen, war die Großmutter mal nicht da. Keine Aufmerksamkeit, nichts, nur Stille, Zigaretten und der ihnen zugewandte Rücken. Im Geiste verließ er das Zimmer, wenn die Enkel hereinkamen.

Das ist der Konflikt in der Geschichte. Und der nimmt so einen kleinen Teil im Ganzen ein. Da ist es - das gespaltene Verhältnis. Und ein eventueller Grund. Das ist der Punkt, den die Geschichte eigentlich behandeln sollte. Schade, dass sie das so fix abfertigt. Und wo ist der Bezug zum hier und jetzt? Also, irgendwas bei diesem Friedhofsbesuch sollte sie erfahren, von ihrer Oma, ihrem Onkel. Es sollte etwas mit ihr passieren, mehr als die Erinnerung. Vielleicht traut sie sich endlich zu fragen. Sollte eine Antwort erhalten, die sie aufhören lässt, die ihr das Verhalten des Großvaters erklärt, oder die sie abstösst. Vielleicht auch einen inneren Konflikt, ob sie die Wahrheit überhaupt verkraften würde. Also, hier beginnt eigentlich die Geschichte, hier müsstest Du weiter schreiben. Hier bohren und zeigen und uns einen einzigartigen Menschen zeigen und das Verhältnis der beiden beleuchten. Das interessiert den Leser.

Bis zu jenem Tag am Küchentisch, als er plötzlich, nur einige Minuten, in ihr Leben trat, sie endlich ansah. Unvermittelt. So drängend. In diesen Minuten, als er sprach und ein altes Foto unter der Geschirrmatte, auf der seine Teetasse stand, hervorzog, es ihr zeigte, und sie gar nicht wusste, wie ihr geschieht, und es darauf nicht viel mehr zu sehen gab als dichten Wald, wie sie ihn schon damals geliebt hatte. Dies aber war eine Art Wald, wie sie ihn nie zuvor gesehen hatte, ein paar LKWs, die junge, grinsende Männer transportierten, und in ihr war ein Gedanke explodiert: Das ist Dschungel! - in diesen Minuten sah sie ihren Großvater das erste und einzige Mal. Ich bin da, sagte er. Mit einer Geschichte. Danach drehte er sich um, verschwand wieder in seiner Stille - und starb kurz darauf.

Warum? Was glaubt sie, warum er das tat? Was glaubt die Großmutter, warum er das tat? Was hat sie eigentlich für ein Verhältnis zu ihr? Wie sahen die Famielientreffen denn aus? Wie lebte ihre Mutter in dem Haus, als sie vom Gastarbeiter schwanger war? Warum hatte der Großvater damit ein solches Problem? Wie Du siehst, wirft der Text mehr Fragen auf, als er beantworten kann, und das ist nicht gut. Ich will mir keine Antworten ausdenken, da kann ich mir selbst Geschichten ausdenken, ich will welche lesen.

Lam dai hom dot. Was diese vier vietnamesischen Worte bedeuteten, hatte sie nie erfahren können. Sie hatte es versucht - jedoch ohne Erfolg. Irgendwann hatte sie es aufgegeben; dabei hatte sie die erste und naheliegendste Möglichkeit - einen Vietnamesen zu fragen - immer vermieden.

War ihr Großvater in Vietnam? Musste zusehen, wie seine Kumpels niedergemetzelt wurden? Ist ihr Vater Vietnamese? Löst ihr Anblick in dem Großvater ein Trauma aus? Ist das die Antwort auf meine Fragen? Schreib sie auf ;).

„So“ sagte der Onkel und streckte sich. In seinem Alter merkte man wohl langsam, dass man nicht mehr der Jüngste war. „Ich glaube, das reicht für heute.“

Ich frag mich die ganze Zeit, welche Rolle dieser Onkel in dem Text spielt? Er ist Statist. Er hat überhaupt keine Bedeutung, ist völlig unwichtig. Unwichtige Personen sind nicht gut - die lenken nur ab.

Das Ende ist besser, als das erste. Was ich aber überhaupt nicht begreife, warum der Großvater beim Anblick des Wäldchens zu ihr durchdringt. Wegen dem Foto? Aber es ist ein Foto aus einer Zeit, die die beiden eigentlich getrennt hat. Ich kriege das nicht zusammen. Schade, wirklich.

Das soll es von mir gewesen sein.
Beste Grüße Fliege

 

Liebe Fliege,

danke, daß du meine Geschichte gelesen und so ausführlich dazu geschrieben hast.

Einiges habe ich nun geändert, so daß der Text nun die ein oder andere Frage beantwortet. Was mir sehr hilft, ist deine Feststellung, daß sie "was erfahren sollte". Das werde ich noch einbauen, aber da muß ich überlegen.
Über den Onkel habe ich mir auch Gedanken gemacht. Wenn ich es objektiv betrachte (was ich in Zukunft immer versuchen werde), dann hat er tatsächlich nur eine Statistenrolle. Habe begonnen, den Text dahingehend zu überarbeiten, daß er zwar anwesend ist, jedoch nur still, im Hintergrund.

Eines der schwersten Dinge für mich ist bis jetzt ist: die Fragen voraussehen, die den Leser überkommen könnten. Ich würde dem Leser den Interpretationsspielraum "zwischen den Zeilen" gerne lassen - jedoch soll er, wenn er dann den Freiraum füllt, das in "festgelegten Bahnen" tun. Also daß das schon Geschriebene ihm keine Möglichkeit läßt, als diese Fragen im Sinne der Geschichte zu beantworten.
Verstehst du, was ich meine?
Das ist schwer.

Vielen Dank dir. Deine Kritik hilft mir sehr.

Liebe Grüße
PSS

 

» […] - Eben wie ein großer Dichter weiß die Natur auch mit den wenigsten Mitteln die größten Effekte hervorzubringen. Da sind nur eine Sonne, Bäume, Blumen, Wasser und Liebe. Freilich, fehlt letztere im Herzen des Beschauers, so mag das Ganze wohl einen schlechten Anblick gewähren, und die
Sonne hat dann bloß soundso viel Meilen im Durchmesser, und die Bäume sind gut zum Einheizen, und die Blumen werden nach den Staubfäden klassifiziert, und das Wasser ist naß», fasst Heinrich Heine 1824 in der Harzreise seine Beschreibung des Waldes zwischen Göttingen und Osterode zusammen, bevor er ein älteres Zitat später aufnimmt (von wem es im Original stammt, weiß wohl keiner mehr so recht), dass der Geschäftsmann den Wald vor lauter Bäumen nicht sähe und dann gar nur als Kubikmeter Nutzholz begreife – was ich Deiner Geschichte,

liebe PSS,

nicht zutrauen kann. Hier darf der Wald Wald sein, gar ein Friedwald.

Es ist gut, dass Du unterschiedlichste Themen aufgreifst, und Ruhe & Gelassenheit stört bei keiner ruhigen Geschichte, die durch den Schritt einer Großmutter vorgegeben wird, oder wie der olle Goethe schon gesagt hat "über allen Wipfeln ist ruh" und bei Dir auch am Boden. Wer gelebt hat, wie man der Großmutter unterstellen darf, braucht nichts mehr zu beweisen, was nicht schon durch sein Leben bewiesen wäre. Der Weltrekordler auf Sprintstrecken mag auf ein-, zweihundert Metern der Schnellste sein, schon auf vierhundert Metern ist ers nicht mehr und nach zwo Runden fällt das Laufen ihm schwer.Wie der Wald auch ohne Kreissäge und Motorengeräusch, wie überhaupt ohne trouble bestehen kann, so auch eine ruhige Geschichte. Besonders die Zusammenführung von Frieden und Wald gefällt mir besser, als der Fried-/Kirchhof, der aber wegen der schützenden Ummauerung („Umfriedung“, im Mittelalter der Schutzwall gegen den bösen Nachbarn) so bezeichnet wurde.
Und wusstestu, dass die deutschen Großeltern dem Französischen entlehnt und nachgebildet wurden - der grand-mère und dem grand-père?, vordem waren es schlicht Ahnen.
Naja, mit der wörtl. Rede wird auch wie von selbst bald laufen. Vermaledeit ist sie sicherlich nicht.

Was mir insbesondere an sprachlicher Eigenheit aufgefallen ist, ist die Verweundung des Partizips, das ja oft das Verb zum Adjektiv verwandelt:

…, im Geiste verzweifelnd damit beschäftigt, …
Warum hier der attributive Gebrauch des Partizips, das damit eine andere Wirkung auf den Satz hat, als das ursprüngliche Verb „verzweifeln“? Es bezieht sich dann nicht auf den einzelnen Gedanken, die einzelne Erinnerung, sondern auf den „zweifelnden“ Geist, während eineinhalb Absätze weiter es ja tatsächlich der „gehaltene“ Schlüssel ist:
… die Hände hinter ihrem Rücken verschränkt, dabei den Schlüssel haltend, der ab und zu klimperte.

Gern gelesen vom

Friedel,
der noch ein schönes Wochenende wünscht!

 
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Lieber Friedel,

ich danke dir für deine Zeilen.
Ich kann mir nicht helfen, aber nach deinen Kommentaren hab' ich immer ein Lächeln im Gesicht.
Das böse Partizip ist getilgt, und du hast Recht: die wörtliche Rede ist bestimmt nicht vermaledeit. Höchstens gewöhnungsbedürftig. Und das ist ja nicht dasselbe.

Ganz liebe Grüße,
PSS

So,

habe nun noch einen Absatz hinzugefügt, der der Geschichte die vermissten Rundungen verpasst.
Das hoffe ich zumindest.
Dazu ein paar kleine Einfügungen in einzelne Sätze, um aufgekommene Fragen zu beantworten.

Vielen Dank für eure gute Kritik!
:-)

Lernwütige Grüße,
PSS

 

Interesante, neu eingefügte Passagen hastu da geschaffen, die ein Gewinn für Deine kleine Geschichte sind,

liebe PSS,

was schon zu Anfang mit dem Satz, der vorher hieß

Und all das nur, weil er von seinem strengen Vater, ihrem Urgroßvater, beim Rauchen einer Zigarette erwischt - und bestraft! - worden war,
um einiges präziser
Und all das nur, weil er damals, als Deutschland im Sterben lag, von seinem strengen Vater beim Rauchen einer Zigarette erwischt - und bestraft! - worden war
um das Wesen des Großvaters und seine Zeit zu erklären, das sicherlich durch die Legionärszeit im Indochinakrieg scheinbar noch härter wurde, seine wahren Gefühle aber wohl erst immer verbergen musste, um sie dann gänzlich von sich aus zu verschließen.

Aber: Gäbe es in Mitteleuropa die Bezeichnung für ein „gestorbenes“ Land noch? Wenn Sterben das mähliche Erlöschen der Lebensfunktionen ist und mit den erloschenen Funktionen der Tod festgestellt werden muss, dann lag es - das Land - nicht im Sterben, war nicht mal sterbenskrank. Denn die Not und lebensgefährliche Verletzung hatte es sich im Rausch von Verfolgungswahn und Größenwahnsinn redlich verdient und selbst zuzuschreiben. Aber gestorben ist es nun mal nicht. Poetischer und korrekter, leider auch ein bisschen kitschiger wirkend wäre ein Formulieren des „waidwunden“ Deutschland.

Ob nun jede Änderung wie etwa das beigefügte Attribut in

… der Hochzeit seiner Tochter mit einem griechischen Gastarbeiter …
in der Form notwendig wäre, mag ich nicht zu sagen.

Selbst bis in die Satzzeichen hinein hastu konsequent den Text geändert, wie hier, wo vorher nur ein Aussagesatz gestanden hat

Lam dai hom dot!
Freilich ließe sich noch ein jetziger Aussagesatz der Großmutter verwandeln, wenn es jetzt heißt
„Vergib ihm.“ Die Großmutter beugte sich zum Grabstein und strich darüber.
Da stünde besser ein Ausrufesatz. Statt des reinen Ausrufas transporiert er auch den Wunsch der Großmutter
Vergib ihm[!]

Du solltest auch überlegen, den abschließenden Ruf besonders hervor- und damit aus dem letzten Absatz herauszuheben, schließlich zeigt er die Versöhnung und Moral der Geschichte an.

Doch das hörte sie schon nicht mehr. [… Nicki s]chaute hinüber zu ihrem Großvater. Und lächelte. Sie konnte ihn hören. […]

[Ich bin da, sagte er.]


Nun ist der Friedel erst mal fusselig (von der vorherigen Baustelle her, nicht von hier), darum genug für heute und bis bald!

Friedel

 

Lieber Friedel,

ich danke dir für das erneute Lesen.
Es freut mich, dass du die einzelnen Wörter und die neue Passage für einen Gewinn hältst, denn das tu' ich auch. :shy:

Der Grund, weshalb ich es überhaupt tat, war Flieges Kommentar. Die Prota. solle irgendwas erfahren, schrieb sie, damit die ganze Sache runder wird. Außerdem zeigte Fliege mir Fragen, die im Raum standen, Fragen zur Nationalität der Prota. etc. Das waren Dinge, die ich vorher unbeantwortet ließ; es kam mir gar nicht in den Sinn, dass man Nikki für eine Halbvietnamesin halten könnte.

Meine Wahl des Passus "als Deutschland im Sterben lag" ist problematisch. Ich habe auch lange überlegt, ob ich es so schreiben soll, da es leicht missverstanden werden kann ...
Die Frage ist eben: Von welchem Deutschland ist die Rede? Ist es das Deutschland am Ende des 2. WK - dann hast du mit deiner Kritik Recht - oder ist es das Deutschland ab '33?

Ich möchte die Großmutter ihre Bitte nicht ausrufen lassen. Auf mich wirken Ausrufezeichen immer reisserisch und schreiend, sie verändern die Atmosphäre grundlegend, färben sie ganz neu ein. Sieh dir den Passus doch mal an. Die Großmutter weiß doch, dass Nikki schon dabei ist, ihm zu vergeben, dass es in ihr in Richtung Vergebung arbeitet, nicht? Das muss sie nicht noch fordern, das ist unnötig.

Deinen abschließenden Vorschlag allerdings, den nehme ich gerne an. Als ich die Geschichte schrieb, da habe ich mich noch nicht getraut, einzelne Sätze - oder gar einzelne Worte - am Schluss abzuheben. Das war zu stark. Im Ritus konnte ich mich allerdings nicht wehren, die Geschichte hat es sich einfach genommen, und ich finde, es funktioniert. Deshalb werde ich es jetzt hier auch ändern, es hätte schon zu Beginn so gesetzt werden sollen, aber manche Dinge brauchen ein bisschen Zeit irgendwie.
Das hat ja auch was mit einer Art Mut zu tun, so fühlt es sich für mich an.
:shy:

Lieber Friedel, ich danke dir für deine Hilfe und wünsche dir einen wunderschönen Sonntag.

PSS

 

Nix zu danken,

liebe PSS,

und siehe, Dein Wunsch ist mir erfullt, wenn ich auch in meinem Tieschört sicherlich schon recht abkühlte, und ich sag mal, dass nicht nur Fliege, sondern auch Du klug bist. Das zeigt sich nicht nur in Deinen Geschichten und im Umgang mit der Sprache, sondern auch in Deinem eigenen Kopf, wenn er zum Ausrufezeichen etwa seine eigene Meinung vertritt. Wozu schreiben wir, wenn wir selbst nicht eigene Köpfe hätten, um selbst zu denken. Gleichwohl, mit dem sterbenden D. wüsste ich dann tatsächlich noch einen anderen Ausdruck (schließlich galt zu Zeiten der zwei Staaten die Bundesrepublik als Nachfolgestaat - obwohl in der DDR auch ehemalige Nazis in Positionen kamen und wie man unschwer beobachten kann, lebt dieses unselige Gedankengut immer noch fort (bis hinein in offizielle Verlautbarungen, die dann gelegentlich weichgespült werden). Was spräche dagegen, ein Volk, das sich von einer Horde von Strauchdieben, die sich sogar heldenhaft mit Wölfen verglichen (siehe hier auch an anderer Stelle) als "strauchelnd" anzusehen?

Bis gleich!, sagt der

Friedel

 

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