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Wärme

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12.11.2005
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Wärme

Es ist kalt im Zimmer. Marie stellt den Heizungsregler auf fünf. Sie zieht ihren Mantel aus und hängt ihn an den Garderobenhaken aus rotem Kunststoff. Ihr Haar ist nass und duftet nach kaltem Rauch.
Aus dem Büro ging sie nach Feierabend schnell hinaus auf die regnerische Straße. Sie wollte unbedingt noch die U-Bahn um 10 vor 6 erreichen. Den Schirm hatte sie vergessen. Beim Italiener kaufte sie noch ein ciabatta für ihre Gemüsesuppe, sehr gesund.
Marie lebt in einer 2-Zimmer Wohnung. Die Einrichtung ist modern. Im Wohnzimmer steht ein schwarzes Ledersofa mit schmutzabweisendem Bezug und ein Couchtisch mit Stahlrohrgestell und Glasplatte. Marie ist ordentlich. Alles ist an seinem Platz. Das gibt ihr ein sicheres Gefühl. Früher, als sie noch zu Hause wohnte, durfte sie nie aufräumen. Hat alles die Mutter gemacht. Wenn sie aufräumte, schimpfte die Mutter, daß es nicht ordentlich sei. Dann hatte sie es lieber bleiben lassen. Wahrscheinlich hat sie die Ordungsliebe von ihr übernommen.
Marie öffnet das Fenster. Sie fühlt sich nicht mehr so eingeschlossen. Luft kommt herein. Das Haus ist ruhig. Nur der Regen draußen macht ein monotones Geräusch. Marie ist nett. Manchmal fühlt sie sich häßlich. Sie empfindet sich etwas zu dick um die Hüften. Die Kleidung kauft sie sich immer eine Nummer zu klein. Sie möchte ja wieder abnehmen. So stauen sich die Kleider bei ihr im Schrank. Sie kann aber alle bestimmt einmal brauchen. Maries Brüste sind hübsch und fest, ohne Silikonverstärkung. Und es gibt einige Männer, die sich für sie interessierten. Sie spricht gerne mit Männern. Sie lacht und kichert. Marie gilt als offen und unkompliziert. Letzten Winter hatte sie eine Affäre mit einem großen gutaussehenden Mann, fünf jahre älter als sie. Der Sex war heftig und intensiv. Sie hat es genossen. Er blieb immer ungefähr drei Stunden. Dann musste er nach Hause zu seiner Ehefrau und seinen Kindern. Er hat ihr sogar Bilder von ihnen gezeigt. Nach einer Woche tat es nur noch weh. Es war ihr zu heftig und intensiv.
Marie macht sich die Gemüsesuppe warm. Sie rührt im Topf, so daß alles schön gleichmäßig erhitzt ist. Sie nimmt einen Schöpflöffel, den Topf und setzt sich an den sauberen Esstisch. Zwei Schöpfer passen in den Teller. Darauf kommen noch frisch geriebener Parmesan und Olivenöl. Schmeckt sehr lecker und wärmt gut. Marie spürt die wohlige Wärme ihren Hals hinunter in den Bauch kriechen. Ihr wird warm.
Maries Gedanken verschwimmen. Sie möchte mehr Wärme spüren, die Wärme eines Partners. Sie möchte in den Arm genommen werden. Sie möchte die Wärme des Körpers spüren. Sie hatte Männer, ja, alle nahmen sie in den Arm, und ließen sie wieder los. Als sie in den Arm genommen werden wollte, ließen sie los.
Marie wird kalt. Brust und Bauch werden enger und ziehen sich zusammen. Das Gefühl kennt sie. Hat sie schon oft gehabt und wenn sie etwas dagegen tun wollte wurde es nur noch schlimmer. Besonders schlimm ist es immer beim Nachhausekommen in die Wohnung. Sollte eine Frau heutzutage nicht glücklich sein, wenn sie unabhängig ist? Marie wird wütend. Was war das für eine Anspielung im Büro des neuen Mitarbeiters? Ob sie sich schlecht fühlt? Sieht sie denn so schlecht aus?
Marie stellt den Computer an. Es ist ein vertrautes Geräusch. Der Lüfter summt. Automatisch ruft sie den Internetbrowser auf. Das hat sie schon oft gemacht, jahrelang. Es erscheint eine Internettsuchseite. Sie klickt auf "lesezeichen" und ruft den Chatkanal auf. Mit der linken Maustaste klickt sie auf "einloggen". Sie ist gespannt, ob er ihr wieder einen Gruß hinterlassen hat. Der Bauch zieht sich wieder zusammen. Es ist keine Nachricht vorhanden. Hatte sie sich nicht so gut mit ihm unterhalten? Er hat so einen netten Eindruck gemacht, selbstbewusst und wortgewandt. Sie spürte ein warmes Gefühl im Bauch beim chaten. Sie hatten sich gestritten und wieder versöhnt. So hatte sie es sich vorgestellt. Warum hat sie keine Nachricht? Bestimmt hat er eine interessantere Frau gefunden. Man muss ja nur auf die Namen klicken, wenn man Abwechslung braucht. Nicht mal in die Augen schauen muss man jemandem, wenn man ihn abservieren will. Es ist praktisch und leicht. Sie hat schon oft jemanden weggeklickt.
Sie sehnt sich nach Wärme. Der Computerlüfter summt.

Tom kommt nach Hause. Im Büro gab es Stress. Der Chef wollte mit ihm über die Zielvorgabe für das Jahr reden. Der Bonus sei in Gefahr. Der Kollege hätte 30.000 Euro mehr Gewinn gemacht. Hatte der Kollege vor der heutigen Besprechung nicht zu Mittag gegessen mit dem Chef? So ein Schwein. Es ist regnerisch draußen. Tom öffnet das Fenster. Er wirft seine Jacke über den Stuhl. Wieder hatte er mit der neuen Projektleiterin von der Nachbarabteilung ein Gespräch angefangen. Es kam nicht so richtig in Gang. Er fragte, sie antwortete. Eine Gegenfrage kam nie. Er hatte das Gefühl, daß sie froh war, als er wieder ging.
Tom öffnet den Kühlschrank und holt sich Butter und Wurst aus dem Fach. Er schmiert im stehen Butter auf das Brot und legt zwei Scheiben Wurst darauf. Dazu trinkt er ein Bier, ein kühles Landbier von einer kleinen Brauerei.
Mit Brot und Bier setzt sich Tom an den Schreibtisch im Wohnzimmer. Er ist alleine. Es ist kalt. Tom stellt die Heizung an. Eine Frau zum reden wäre schön. Er möchte sie in den Arm nehmen, ihr Haar riechen und und sie am Nacken streicheln. Ihren Kopf könnte sie auf seine Brust legen und er würde ihre Wärme spüren. Er würde ihren Geruch einsaugen bis ihm ganz schwindelig wäre.
Tom drückt auf den Einschaltknopf des Computers. Das Summen des Lüfters ist ihm vertraut. Auch im Büro sitzt er vor dem Computer. Viele seiner Freunde sind verheiratet oder gebunden. Manchmal trifft er sich mit ihnen zum Männerabend. Es geht um Fußball, Beruf und Sex. Tom langweilt sich meist. Oft geht er früh nach Hause.
Der Chatkanal wird automatisch aufgerufen. Er ist abgespeichert in der autostart-datei. Tom clickt auf "einloggen". Er ist verbunden. Sein Herz pocht. Er hat sich schon oft unterhalten. Es waren nette Mädchen dabei. Aber irgendwie kamen sie nicht zur Sache.
Er schaut die Namensliste durch und klickt auf "engel". Im Profil von "engel" steht single, romantisch, möchte in den Arm genommen werden und andere Dinge. Er tippt ein: „hallo engel“.
Marie sitzt vor dem Computer und wartet. Ihr ist immer noch kalt. Im Chatfenster erscheint "netter_kerl". Sie schaut sich das Profil an. Scheint kein Perverser zu sein. Sie antwortet "hallo. wie gehts?"

Tom und Marie unterhalten sich. Er fragt. Sie antwortet. Manchmal stellt auch sie Fragen. Das gefällt ihm. Marie genießt seine netten Worte. Er ist schlagfertig und selbstbewusst. Bestimmt hatte er schon viele Frauen um den Finger gewickelt. Warum chatet er denn hier überhaupt? Vielleicht wird’s ja was mit ihm. Vielleicht ist er einer, der nicht nur auf eine kurze Affäre mit ihr aus ist. Sie möchte jemanden zum reden, zum quatschen und lachen. Sie möchte die Wärme seines Körpers spüren. Sie möchte jemanden nur für sich. Tom spürt die gute Stimmung. Er ist aufgeregt. Wenn sie so nett und offen ist, ist sie bestimmt auch gut im Bett. Er fragt sie über ihren Körper aus. Ihm wird heiß. Marie wird kalt. Sie wollte doch einmal nur lachen, quatschen, über Gott und die Welt reden.
Marie antwortet mechanisch. Sie hat schon oft so geantwortet. Die Männer wollen immer das Gleiche wissen. Zuerst smalltalk, dann der Körper. Toms Stimmung steigt. Marie hatte auch manchmal das Bedürfnis nach erotischen Gesprächen. Jetzt will sie nur Wärme spüren. Die schmutzigen Worte wechseln den Besitzer. Sie ist routiniert dabei. Hat es ja schon oft gemacht und ist ja immer wieder gleich. Marie ist kalt. Toms Stimmung steigt. Er faßt seinen Penis an und fängt an zu onanieren. Währenddessen geht Marie ins Badezimmer. Sie ist aufgeregt. Ihr Herz pocht. Die Hände zittern.
Die Rasierklinge gleitet leicht ins Handgelenk. Der Schnitt tut gar nicht weh. Ein warmer Schwall Blut tritt heraus. Das Blut fließt auf ihre Hose. Marie wird warm. Ihre Gedanken verschwimmen. Ein wohliges wellenartiges Gefühl durchfließt ihren Körper. Sie wird müde. Sie ist erleichtert.
Tom erleichtert sich auf die Hose. Auch ihm ist warm.

 

Hallo Gerhard,
willkommen auf kg.de. Wow, deine erste Geschichte, und dann sowas! Hat mich ziemlich umgeworfen, klasse! Das Bild der Kälte, die "Erleichterung" beider ...
Gut gefallen hat mir auch

Es war ihr zu heftig und intensiv.
Der Vergleich: Sex und Gefühle

Du hast irgendwo ein daß drin; ich glaube nicht, dass du Schweizerin bist wegen

Marie macht sich die Gemüsesuppe warm.
deshalb meine Frage: Ist das Absicht, schreibst du in alter Rechtschreibung?

nach hause
wird aber in jedem Fall groß geschrieben, oder?

Noch etwas zu deinem Nick. Erst dachte ich: "Will denn der Schröder jetzt auch schreiben?" :D Aber nach dieser Geschichte halte ich dich für eine Frau; du hast die Chat-Anmache so toll beschrieben.

Gruß, Elisha

 

Hallo Elisha,

danke für deine Kritik. Ja ich schreib noch nach alter Rechtschreibung, und nach hause ist natürlich falsch.

Übrigens bin ich ein Mann, wie der Name Gerhard schon ausdrückt und dazu noch nicht schwul!

LG

Gerhard

 

Hallo gerhard

Der Plot deiner Geschichte ist wirklich gut und auch deine Prots bringst du überzeugend rüber. Trotzdem gefällt mir deine kg nicht. Was aber auch daran liegen mag, dass ich eine generelle Abneigung gegen Geschichten im Präsens habe.

Aber lass dich von mir nicht entmutigen, du schreibst wirklich nicht schlecht. :)

Lg Phoenix

 

Hallo Phoenix26

Schade, dass dir meine Geschichte nicht gefällt. Aber das akzeptiere ich natürlich.
Der Grund dafür bleibt mir jedoch schleierhaft. Du sagst: Plot gut, Prots überzeugend. Aber nur weil die Geschichte im Präsens geschrieben ist gefällt sie dir nicht?
Versteh ich nicht.

 

Hallo Gerhard,

mir har deine Geschichte gut gefallen, ich war wirklich etwas geschockt am Ende, ist dir also gut gelungen. Auch das Präsens pass, finde ich, gut zur Geschichte. Du hast einige Rechtschreibfehler drin, ein paar Fehler hab ich mal rausgesucht, den Rest müsstes du eigentlich auch selbst finden

5 jahre älter als sie
Er blieb immer ungefähr 3 Stunden.
2 Schöpfer passen in den Teller
Zahlen bis "zwölf" muss man unbedingt ausschreiben!
und liesen sie wieder los. Als sie in den Arm genommen werden wollte, liesen sie los.
ließen!!!
Nicht mal in die Augen schauen muss man jemanden
jemandem

lg
elibro

 

gerhard schrieb:
Hallo Phoenix26

Schade, dass dir meine Geschichte nicht gefällt. Aber das akzeptiere ich natürlich.
Der Grund dafür bleibt mir jedoch schleierhaft. Du sagst: Plot gut, Prots überzeugend. Aber nur weil die Geschichte im Präsens geschrieben ist gefällt sie dir nicht?
Versteh ich nicht.

Mach dir nichts draus, ich versteh mich manchmal selbst nicht. :schaf: Ich habe jetzt mal mein Bücherregal durchforstet. Von den 167 Romanen, Geschichten und Anthologien, ist nicht eine dabei, die im Präsens geschrieben ist. Auch bei dem, was ich selbst geschrieben habe, sucht man das Präsens vergebens. Vielleicht liegt dort der Grund, weshalb ich mit solchen Texten nicht klar komme.

Gruß Phoenix

 

Hallo Gerhard!

An der Rechtschreibung musst du echt noch arbeiten, da sind unheimlich viele Fehler drin. Und die Zahlen ausschreiben!
Nur ein paar Beispiele:
"Heizungsregler auf 5."
"regnerische Strasse."
"Beim Italiener kaufte sie noch ein ciabatta für ihre Gemüsesuppe, sehr gesund." - Übrigens klingt das so, als ob sie das Ciabatta in die Suppe tun wolle, und daß das Brot sehr gesund ist, nicht die Suppe. Das meinst du aber nicht, oder?
"2-Zimmer Wohnung."
"zu hause"
"schöpflöffel"
"bauch"
"zum reden"
"Sein herz"
"das profil"
"das gleiche"
"fliest" - fließt. Oder willst du Fliesen legen?

Mir gefällt deine Geschichte nicht. Das liegt daran, daß du einen unheimlich abgehackten Stil benutzt. Du reihst Parataxe an Parataxe. Was hast du gegen Nebensätze?
Auch sind da Aussagen drin, bei denen mir schleierhaft ist, aus welcher Perspektive du erzählst. Z.B. "Marie ist nett." Allwissender Erzähler? Aber dann sollte er auch mehr wissen. Warum ist Marie nett? Wie zeigt sich das?
Also mir bleiben deine Protagonisten fremd. Vielleicht solltest du mehr auf ihre Gefühle und ihre Gedanken eingehen.

Und willkommen auf kg.de

Grüße
Chris

 

Hallo chris,

danke für deine Kritik. Das mit der Rechtschreibung ist mir bekannt, muss ich noch überarbeiten. Schön, dass du meinen Stil bemerkt hast. Genau diesen abgehackten Stil liebe ich. Ist halt Geschmacksache.

LG

Gerhard

 

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