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Wünschen darf man sich alles

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21.03.2021
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Wünschen darf man sich alles

Wichtel Tomte stand unter der Wunschzettelanzeige in Werkshalle II. Er sah vom gigantischen Monitor zu dem Klemmbrett in seinen Händen, hob das oberste Blatt an und schaute erneut zum Bildschirm. Rasant flossen die Wünsche abwärts, eine schier endlose Liste rot glühender Begrifflichkeiten. Er seufzte. Die Nachtschicht würde das Soll nicht erfüllen. Das bedeutete Mehrarbeit. Schon wieder.
Er hob den Blick. Zu Hunderten hantierten seine Leute an den Fließbändern, Stanzen und Kreissägen. Im Akkord hämmerten, löteten und leimten sie, ihre Zipfelmützchen wie grüne Bauteile im Getriebe einer Manufaktur. Es waren so viele. Wie sollte er ... weiter vorne staute sich der Warenfluss, die zwei zuständigen Wichtel zankten.
»Hei! Was ist hier los?«, rief er und zeigte auf den Stau.
»Ah… Mestari! Gut, dass du da bist«, sagte der eine. Die geäderte Nase zeugte von zu viel Met. Den anderen zeichnete eine Narbe vom Ohr bis zum Kinn.
»Kraft deines Amtes musst du einen Streit schlichten«, sagte Knollennase.
Tomte rückte die Mütze mit der Brosche zurecht. »In welcher Frage herrscht Unfrieden?«
»Was ist der beste Weihnachtsfilm aller Zeiten?«, fragte Narbengesicht, die Pupillen groß wie bunte Teller.
Tomte nickte. »Nennt mir eure Wahl. Du, fang an«, befahl er dem Trinker.
»Ist das Leben nicht schön?«
»Stirb langsam!«, schrie Narbengesicht.
»Äh, Stirb langsam ist kein Weihnachtsfilm!«, empörte sich Knollennase.
»Was! Fängst du jetzt wieder an? John McClane rettet den H-Day! Dieser deutsche Terroris…«
»Häh! Deutsch? Das wird nie erwäh...«
»In der Originalfassung ...!«
Tomte hob die Hand. »Das reicht!«
Die beiden Streithähne schlossen die Schnäbel.
»Werdet ihr meine Entscheidung akzeptieren, so wie die alten Bräuche es verlangen?«, rezitierte Tomte die Tradition.
Die beiden nahmen Haltung an. »Jawohl, Mestari«, antworteten sie unisono.
»Ich, als Zeremonienmeister, kenne die Antwort. Höret die Wahrheit! Der größte Film zum H-Day, ist ... (bedeutungsschwangere Pause) … Weihnachten bei den Kindern aus Bullerbü!«
»Ohhh …«, machten beide beeindruckt.
Tomte nickte. »Genau. Nun gehet in Frieden an die Arbeit und seid fleißig, auf dass die weiße Weihnacht über euch komme! Ich habe gesprochen!«, beendete er die Zeremonie.
Die zwei verbeugten sich und gingen zum Fließband, dabei fachsimpelten sie weiter über Achtziger-Jahre-Actionfilme.
Tomte wandte sich ab. Stirb langsam. Also ehrlich. Mit solchen Schiedssprüchen hatte sein Vater damals als Mestari bestimmt nicht zu tun. Als kleiner Wichtel hatte Tomte mit Pap jedes Jahr am Vorabend des H-Day die Abenteuer aus Bullerbü schauen dürfen. Auch diese kleinen Wesen wünschten sich weiße Weihnachten, wenn auch anders als wir heutzutage, dachte Tomte.
Ein Alarm ertönte und Förderband Fünf stoppte.
Zipfelmützen drehten sich, neugierige Blicke ob der Ursache der Sirene. »Auuu!« ertönte es, aus Richtung der Schneidwarenfertigung, dicht gefolgt von einem »So eine Kagge!«
Innerlich seufzte Tomte. Nicht das noch. »Weitermachen!«, rief er den Gaffern zu. »Legt euch ins Zeug! Kommt schon, hängt euch rein! Die weiße Weihnacht gibt’s nicht geschenkt!«, versuchte er sie zu motivieren. Und tatsächlich: Förderband Fünf ruckte und lief wieder, der Klangteppich schwoll an. Tomte klemmte das Brett unter den Arm und stiefelte los, zur Quelle des Gezeters.
Schon von Weitem sah er den Schreihals. Es war Snorre. Der alte Wichtel presste die Mütze mit einer Hand vor die Brust, das Gesicht käsig und glänzend. Eine Wichteline stand vor ihm, über die anderen Finger gebeugt.
»Hei! Was ist passiert?«, rief Tomte.
Snorres Kopf fuhr herum. »Was passiert ist? Das kann ich dir sagen, Mestari! Der da oben, mit seinem Druck-Druck-Druck, den Quoten und Dädleins, der ist passiert! Das hätt’s früher nich’ gegeben, das sach’ ich dir! Wenn dein Pap das noch erlebt …«
In Tomtes Kopf verschmolz die Tirade mit dem Hallenlärm zu einer Monotonie. Er sah auf zum höher gelegenen Panoramafenster. Von dort, hinter der Scheibe, hatte man die Werkshalle gut im Blick. Doch das Büro lag im Dunkeln. Je näher der H-Day rückte, umso seltener sah man den Alten. Das war schon so, als sie den 24. noch Heiligen Abend nannten und Tomte ein kleiner Wichtel war, gerade groß genug, um übers Fließband zu gucken. Ein Schrei von Snorre katapultierte ihn zurück in die Gegenwart.
»Verdammt, Emmi! Nicht so fest!«
»Halt still, sonst kann ich die Blutung nicht stoppen!«, ermahnte sie ihren Patienten und bastelte weiter am Druckverband, bestehend aus Geschenkpapier und Tesafilm.
Snorre gehorchte halbherzig, fuchtelte mit der Zipfelmütze vor Tomtes Gesicht herum. »Und überhaupt!«, schrie er ihn an, »welches Kind wünscht sich ein Battaflaimesser? Und dann noch so‘n Schäbiges!« Tomte öffnete den Mund, doch Snorre hob die gesunde Hand: »Schon gut, schon gut. Wünschen darf man sich alles«, sagte er feierlich.
Tomte nickte und sah zum Halleneingang: Wie immer, wenn ihr Credo auf Maloche erklang, glitt sein Blick automatisch zu den gusseisernen Lettern über den Toren der Werkstatt: Wünschen darf man sich alles. Tomte spürte einen Stich, als würde sein Herz mit einer angespitzten Zuckerstange gepikst.
Snorre atmete durch. »Guck ma’ bitte, ob du meinen Finger findest, der muss da irgendwo liegen.«
Das Körperteil lag unter dem Förderband, er pustete kurz und kräftig drauf, befreite es von Pastikfusseln und Staub. Es war der Mittelfinger, sauber abgetrennt unter dem ersten Glied.
Snorre hielt die Zipfelmütze wie ein Säckchen auf und Tomte ließ den Mittelfinger hineinfallen.
»Danke, Mestari«, sagte Snorre und schaute grimmig zum Panoramafenster. »Den brauch ich noch, wenn ich den Alten das nächste Mal sehe!«
»Das war’s.« Die Wichteline klopfte dem Patienten auf die Schulter.
»Dank dir, Emmi«, sagte Tomte. Sie lächelte ihn aus müden Augen an und ging zurück ans Fließband. An Snorre gerichtet, fuhr Tomte fort: »Hast du noch Flocken?«
Der alte Wichtel sah betreten zu Boden. »Hab vorgestern den Rest vom November geschnieft«, nuschelte er.
»Geh an meinen Spind«, sagte Tomte, »im obersten Fach findest du ein Tütchen Neuschnee. Nimm dir ein Näschen. Nicht alles, hörst du?«
Snorre grinste schief und die unsichtbare Zuckerstange stach erneut in Tomtes Brust. Unwillkürlich dachte er an seinen Vater. Pap und Snorre waren zu Lebzeiten Freunde gewesen, hatten jahrelang Spielzeug nach Maß gefertigt. Was Pap jetzt sagen würde, wenn er seinen Kumpel sehen könnte: mit fahler Haut und schlechten Zähnen, die Hand in blutigem Geschenkpapier?
Tomte räusperte sich. Schluss damit. Er hatte eine Pflicht zu erfüllen. Dem Alten gegenüber und seinem Volk. »Zwei Stunden, dann will ich dich und deine acht Finger wieder an Station Fünf-Zwo sehen. Verstanden?«
»Geht klar, Mestari.« Mit hängendem Kopf trottete der Wichtel zum Ausgang.
Tomte kam ein Gedanke. Rasch blätterte er durch die Papiere auf dem Klemmbrett. Er fuhr mit dem Finger über die Zeilen, fand, was er suchte und pfiff hinter Snorre her. Der drehte sich um. »Kevin Bauer!«, rief Tomte und zeigte auf das Brett.
Snorre schüttelte fragend den Kopf.
»Siebeneinhalb Jahre alt, lebt in Berlin-Neukölln!«, rief Tomte. »Er hat sich das Butterflymesser gewünscht!«
»Kann’s dem Hosenscheißer nicht verübeln! Manchmal ist genug einfach genug!« Snorre winkte zum Abschied und schlurfte davon.
Tomtes Blick wanderte vom Verletzten zur Wunschzettelanzeige und endete beim dunklen Bürofenster des Alten. Genug ist genug. Tief in in ihm drin, verknüpfte er mit diesen Wörtern etwas ... etwas Wichtiges, doch Tomte kam nicht auf die Lösung.
Am Ende der Halle entdeckte er Ruprecht. Wie ein Riese ragte der glatzköpfige Knecht aus der Masse an Mützen heraus. Gerade hielt er einen von ihnen kopfüber am Fuß und drosch mit seiner Rute ›Balthasar‹ auf den blanken Popo. Die Schreie des Wichtels gingen im Kreischen der Kreissägen unter.
Tomtes Magen knurrte. Er hatte den ganzen Tag nichts gegessen, daher verschob er die Ermittlung, wessen jetzt roter Hintern am Band zu langsam gewesen war und machte sich auf den Weg zu den Automaten.

Der Pausenraum stank nach Schweiß, Nikotin und verbrannten Mandeln. Aus den Deckenlautsprechern schräbbelte Bing Crosbys White Christmas. Tomte stand vor dem Snackautomaten, doch die Gedanken kreisten nicht ums Essen. Seit dem Vorfall mit Snorres Finger gingen ihm die letzten Worte einfach nicht mehr aus dem Kopf.
»Hei, Mestari, wird das noch was?«, tönte es hinter ihm. »Die Pause is’ zu kurz zum Schlangestehn! Und Verspäten is’ nich’, die weiße Weihnacht gibts nich’ geschenkt!«
»Jau, sorry, bin schon weg.« Wahllos drückte Tomte drei Ziffern, ein Snack plumpste in das Ausgabefach. Er fischte ihn heraus und ging zum Sofa, jeder Schritt entlockte dem Resopalboden ein klebriges Rpp-rpp-rpp. Tomte besah sich seine Wahl: ein Tetrapak Eierlikör. Der Strohhalm fehlte. Und … abgelaufen, seit vier Jahren. Tomte seufzte, warf den Snack in den von Verpackungsfolien überquellenden Mülleimer und ließ sich in die Polster fallen, die Federung zwickte fies am Hintern. Er rieb die juckenden Augen und merkte erst jetzt, im Sitzen, dass die Erschöpfung ihn begrüßte wie einen langjährigen Freund.
»Hei, Mestari? Wie sieht’s aus?«
Müde sah Tomte auf. »Hm?«
Am Tisch saß eine Wichteline, sie nagte an einem kandierten Apfel-am-Stiel. Vor ihr eine halb leere Flasche Schwarzwasser, das rot-weiße Etikett an den Ecken abgeknibbelt, die Knibbelkügelchen lagen in einer Linie wie zusammengeschobener Schnee.
»Wie ist die Lage?«, fragte sie. »Meinst du, wir schaffen das Pensum?«
Tomte warf einen Blick auf den Wandkalender: Miss Dezember räkelte sich oben ohne vor einer geschmückten Nordmanntanne, an den Nippeln der Elfe baumelten klitzekleine H-Day-Kugeln. Siebzehn Tage bis zur Deadline.
»Ist es das, was du dir wünschst?«, fragte er und erntete ein heftiges Nicken.
»Das wünsche ich mir sooo sehr«, sagte sie und nuckelte am Strohhalm, »Meterhoch reines Weiß für alle, so viel, dass man ... ich weiß nicht ... Schneemänner daraus bauen oder Schlitten fahren könnte!«
Er musterte sie. Durch das Untergewicht, die Tränensäcke und die schwieligen Hände wirkte sie älter. Sie brauchte dringend eine Dusche. Das Nasenpiercing setzte Rost an. Sie ist ja beinahe noch ein Kind, dachte er. »Bist du nicht zu jung für reinen Neuschnee?«
»Pffrt«, machte sie, winkte ab und biss die letzten, großen Stücke aus dem Apfel. »Alla dö öch könnö wönschn söch daf!«, sagte sie.
Tomte verschränkte die Arme vor der Brust. »Aha. Und wenn alle, die du kennst, Rudolph umschubsen, machst du das dann auch?«
»Du klingst wie mein Pap, echt jetzt.« Ihr Grinsen enthüllte mangelhafte Zahnfleischpflege. Sie leckte den kandierten Holzstiel ab.
Kopfschmerzen erblühten in Tomtes Schläfen, er kniff mit Daumen und Zeigefinger in die Nasenwurzel. »Wer ist dein Pap? Vielleicht kenne ich ihn.«
»Ach, Pap ist schon lange tot«, sagte sie im Plauderton.
»Das tut mir leid. Arbeitsunfall?«
»Nö. Diabetes.« Ihr Zeige- und Mittelfinger formten eine Schere. Schnipp-Schnapp. »Typ-Zwei.«
Tomte war nicht überrascht. Zucker war eine der häufigsten Todesursachen, zusammen mit Arbeitsunfällen und ›Tod durch Balthasar‹. Auf Platz Eins stand natürlich Selbstmord.
»Du solltest vorsichtiger sein, mit dem, was du dir wünschst«, ermahnte er die Wichteline.
»Wünschen darf man sich alles«, erwiderte sie feierlich und hob die Arme an, als wäre der Holzstiel ein Basketball, zielte auf den Mülleimer und traf exakt den Verpackungshaufen. Sie nahm die Schwarzwasserflasche und schlenderte aus dem Pausenraum.
Tomte kratzte sich am Bart. So jung. Snorres letzte Worte mäanderten hinter dem Kopfschmerz durch seinen Geist.
Erst jetzt fiel ihm auf, dass er den Pausenraum für sich hatte. Er atmete durch. Da war sie wieder, die angespitzte Zuckerstange.
Neuschnee für alle, als Belohnung zum gelungenen Fest. Wann hatte das angefangen? Er versuchte sich an Snorres Erzählungen zu erinnern: Die Frau des Alten war damals in einer Nacht-und-Nebel-Aktion verschwunden und der Alte selbst kam von einer Geschäftsreise aus Amerika zurück. Den Schlitten beladen mit rot-weißen Getränkekisten, voller Flaschen prickelnden Schwarzwassers. Es musste um diese Zeit gewesen sein, dass den Alten neue Freunde aus Kolumbien, China und Bangladesch besuchten. Sie brachten Kisten und Päckchen, der Alte schenkte ihnen Schwarzwasser ein; lachend stießen sie an.
In der folgenden Weihnacht tauschte er die braune Pelzjacke und den Schlapphut gegen ein rotes Gewand und eine Zipfelmütze ein. Eines Morgens stand das erste Fließband in der Werkshalle und damit begann das automatisierte Einlesen der Wunschzettel, angeblich durch moderne Technik aus Asien, die der Alte hinter verschlossenen Türen im Büro hatte errichten lassen.

Das musste in dem Jahr gewesen sein, als Tomte mit Pap zum letzten Mal Bullerbü schaute. Tomtes letzte und die erste weiße Weihnacht für alle. »Genug ist genug!«, hallte es aus den Tiefen der Erinnerung empor. Doch es war nicht Snorres Stimme, sondern der Bariton seines Vaters. Was ...?
»Hei, Mestari! Da bist du ja!« Emmi stand in der Tür, mit Flecken auf den Wangen, ihr Atem ging schwer.
Tomte schüttelte die Vergangenheit ab. »Bitte nicht noch ein Unfall!«
»Nee, schlimmer! Es ist Ruprecht! Er bestraft Floki!«, rief sie und düste schon wieder los.
»Ich komme!« Tomte sprang auf und rannte hinterher, »Was ist passiert?«
»Bin mir … nicht sicher«, japste sie, »glaubt man … dem Flurfunk … hat es was … mit … Geheimnachrichten … zu tun!«
Geheime Nachrichten? Tomtes Gedanken rasten wie Schlitten auf einer vereisten Piste: Floki, Floki … malochte der nicht in Halle IV? Bediente eine der Nähmaschinen? Wie sollte er da geheime … Tomtes Herz machte einen Satz, als einer der metaphorischen Schlitten den Huppel der Erkenntnis erwischte. Verdammt, Floki.
Sie erreichten Ruprechts Refugium. Hinter der geschlossenen Doppeltür der ›Man-Cave‹ lief brachialer Viking-Rock. Emmi hielt sich am Türrahmen fest und stöhnte: »Hgh … ich muss mit dem Rauchen aufhören.«
»Gute Idee«, sagte Tomte und griff nach der Klinke. Doch Emmi hielt ihn auf.
»Ich kann nicht. Muss wieder los, Greta vertritt mich an der Kreissäge.«
»Greta?« Tomte zog eine Grimasse.
»Niemand anderes hatte Zeit, okay? Die weiße Weihnacht gibt’s nicht geschenkt.«
»Na los, ab mit dir. Und Greta soll sich wieder hinlegen, das Kind kann jeden Tag kommen!«
Emmi flitzte los. »Danke, Mestari! Und hol unser’n Floki da raus!« Weg war sie.
Tomte atmete durch und öffnete die Tür. Der Lärm krachte ihm entgegen. So mussten Trolle nach zu viel Met und Flocken klingen.
Ursprünglich war der Raum das Luxus-Fitnessstudio des Alten gewesen, doch nachdem seine Frau mit diesem grünhaarigen, die Feiertage hassenden Miesepeter durchgebrannt war, ließ der Alte sich immer mehr gehen. Und so war sein Handlanger irgendwann eingezogen, hatte es zur ›Männerhöhle‹ erkoren und heruntergerockt:
Es standen nur noch wenige Trainingsgeräte herum, in der Ecke hing ein mit Panzerband geflickter Sandsack. Die Wände zierten Tierschädel, Trophäen von Ruprechts Jagdausflügen: viele Widder, aber auch ein beeindruckender Zwölfender. Auf dem Boden lagen Amarettoflaschen und fleckige Unterwäsche neben Fast-Food-Kartons, der Gestank nach Marzipan, Moschus und Müll war kaum zu ertragen.
Ruprecht stand mit dem Rücken zur Tür, der Hüne hatte Tomtes Ankunft nicht bemerkt. Er war mit etwas (oder jemandem?) vor sich beschäftigt, doch seine breite Statur verdeckte die Sicht. Auf dem geschorenen, tätowierten Schädel sah Tomte eine frisch gestochene Rune glänzen.
»Hei, Knecht!«, rief Tomte laut, weil er wusste, dass der Bastard den offiziellen Titel hasste.
Ruprecht hielt inne und wandte sich um. Als er Tomte erkannte, grinste er und griff nach der Fernbedienung. Der Krach endete abrupt. »Was willst du hier?«, grollte Ruprecht, »bist gekommen, um deinem Kumpel zu helfen, hm?« Er lachte leise, es klang, als würde Geröll durch einen Tannenwald rauschen.
»Tritt zur Seite, Knecht! Du hast kein Recht …«
»Nenn mich nicht so!«, donnerte der Waldschrat und langte nach ›Balthasar‹, dem vor Kerben strotzenden Knüppel. Ruprecht richtete ihn auf Tomte. »Ich bin das Recht, du jämmerlicher Wicht!«, brüllte er und machte einen Schritt.
Und da sah Tomte ihn. Floki. Der Wichtel hing entkleidet und regungslos an einer Lichterkette, an den Händen gefesselt und mit erhobenen Armen an einer Klimmzugstange aufgehängt. Im Blinklicht leuchteten die Blutergüsse grün, lila und blau, Tomte glaubte, ein Rinnsal zu sehen, das von den Lippen troff. Er, Tomte, war zu spät. Die Bestrafung hatte stattgefunden. »Oh, nein … Floki«, hauchte er.
»Kannst deinen Kumpel mitnehmen, wir sind fertig mit ihm, Mestari.« In Ruprechts Worten lag Spott, als er ein Jagdmesser aus einer Scheide am Gürtel löste. Der Knecht stellte ein Bein auf einen Subwoofer, legte ›Balthasar‹ übers Knie und schnitzte eine Kerbe hinein, zufrieden brummte er die Melodie von Last Christmas.
»Was hat er getan? Was wirst du ins Buch schreiben?«, fragte Tomte, als er die Leiche von der Stange befreite.
Ruprecht vollendete die Kerbe und blies auf den Schläger. »Unartiges Verhalten, Anstiftung zur Verschwörung und Widerstand bei der Urteilsvollstreckung!«
»Verschwörung?«, fragte Tomte.
Ruprecht wies mit dem Holz auf einen Papierschnipsel, der auf einer Hantelbank lag. »Erst dachte ich, der Wicht will die Maschine mit eigenen Wünschen füttern«, sagte er und schwang den Schläger wie beim Baseball.
Tomte ließ den Leichnam behutsam zu Boden sinken, trat zur Hantelbank und hob das Zettelchen auf.
sos – wir arbeiten bis zur erschöpfung im ausbeuterbetrieb des weihnachtsmannes – schickt hilfe – sos‹ las er.
»Doch dann stellte sich heraus, dass dein Kumpel doch nur ein weinerlicher Feigling war. Kann halt nicht jeder das Genie des Alten haben, erst recht keiner von euch«, schloss Ruprecht.
Tomte hörte gar nicht mehr zu. Ach, Floki! Warum hatte der Wichtel ihn nicht um Hilfe gebeten? Hatte er? Tomte versuchte sich zu erinnern, doch bis auf Sommersprossen, ein ehrliches Lächeln und blonde Locken wollte es ihm nicht gelingen. Es waren einfach zu viele Wichtel! Wie hatte Vater das nur so lange und vor allem so gerecht hinbekommen?
»Hei, Winzling!«, rief Ruprecht, »jetzt nimm deinen Kumpel und verpiss dich, bevor ›Balti‹ dir auch den Schädel bricht!«
Tomte steckte das Zettelchen ein, schulterte den Toten und ging hinaus. Hinter ihm setzte der Lärm wieder ein.

»Ruhe, Leute, seid doch bitte mal ruhig!« Tomte stand in Halle II auf der zum Rednerpult improvisierten Drehbank und versuchte, bei aberhunderten Wichteln Gehör zu finden. Doch es war zum Rentiermelken! Sie waren so aufgekratzt vom Schnee und Zucker, dass sie pausenlos quasselten. Das außerplanmäßige ting war wie brennbarer Rum, vergossen über eine eh schon lodernde Feuerzange.
Snorre trat an seine Seite. Er hob das tragbare Bedienfeld der Alarmsirene und drückte darauf. Warnleuchte und Tonsignal sprangen an. Rasch verstummte das Geschnatter.
»Danke«, sagte Tomte.
Snorre nickte. »Mestari.« Ton und Lampe erloschen.
»Brüder und Schwestern!«, begann Tomte, »Ich habe euch versammelt, um eine Entscheidung zu verkünden!«
Alle blickten ihn an. Vernarbte Gesichter, die Augen tief in den Höhlen. Mürrische Mienen unter den Mützen. Darsteller im traurigsten Weihnachtsmärchen aller Zeiten.
War das seine Schuld, dass es soweit gekommen war? Auf jeden Fall war er der falsche Wichtel für diese Position. Er war nicht sein Vater. Tomte holte tief Luft. »Ich habe entschieden! Mit dem heutigen Tage … werde ich nicht länger euer Zeremo…«
»Laaangweilig!«, rief jemand dazwischen.
»Jau, komm’ zur Sache! Du verhinderst noch die weiße Weihnacht!«, tönte ein anderer.
»Genau, ich muss noch fünfhundertachtundreißig Handtaschen nähen!«, schrie eine Wichtelin.
»Na und?«, brüllte ein weiterer, »Bei mir sind es fünfhundertvierzig!«
»Sei doch froh! Du darfst nähen! Dieser Kleber stinkt wie Rentierkacke!«
»Du stinkst!«, ertönte es anonym.
»Wer hat das gesagt?«
Die Aufmerksamkeit war dahin. In dem Meer aus Mützen brandete Unruhe auf, die Wichtel zankten miteinander, stritten, wer welche Arbeit hatte, wie viel davon anstand und wie unangenehm sie stank. Hie und da starteten Rangeleien.
Gedankenverloren kramte Tomte in den Taschen, doch fand nur Flokis Zettelchen. Er drehte es zwischen den Fingerspitzen, dachte angestrengt darüber nach, was Ruprecht gesagt hatte. Was war es noch gleich …?
Dann blitzte es auf wie eine Sternschnuppe am Weihnachtsabend. Hastig betätigte er die Sirene. »Hört mir jetzt zu!«, rief er aufgeregt, »Wer von euch in den letzten Jahren hochwertiges Holzspielzeug fabriziert hat, der hebt die Hand!« Er überlegte kurz. »Wer keine Hände mehr hat, ruft ›hier‹!«
Das Herumschubsen endete. Niemand hob die Hand oder rief etwas..
Tomte bekam Gänsehaut. »Wer in den letzten Jahren irgendetwas hochwertiges hergestellt hat, das es wert ist, an Weih… am H-Day verschenkt zu werden, hebt die Hand!«
Sie starrten ihn bloß an. Die Zuckerstange stach durch sein Herz.
Tomte wurde schwindelig, die Drehbank schien auf einmal aus Plumpudding zu bestehen. Hitze brodelte in seinem Innern wie kochend heißer Glühwein, seine Sicht verschwamm, er wankte und das Bedienfeld fiel aus der Hand.
Da waren Snorre und Emmi an seiner Seite. »Mestari! Alles in Ordnung?«, fragte die Wichtelin und stützte ihn.
»Nichts ist in Ordnung.« Er schüttelte den Kopf. Der Schwindel ließ nach und Tomte löste sich von ihr. »Es geht schon.« Er blinzelte und sein Geist fokussierte die gusseisernen Buchstaben hinter dem wogenden Mützenmeer: Wünschen darf man sich alles.
Da wusste Tomte, was zu tun war. Hochgradig riskant, es würde die Welt dieser naiven Wichtel auf den Kopf stellen. Doch er sah keine andere Chance.
»Emmi, du beruhigst diese eingeschneite Bande! Dann verteilst du die Nüchternsten auf Stationen an Förderband Fünf-Zwo! Danach stellst du die Anlage auf Reset. Als Nächstes …«
»Aber, Mestari! Das löscht alle offenen Wunschzettel!«
»Ich weiß«, antwortete Tomte. »Vertrau mir. Wenn die Anlage auf Werkseinstellung steht, wartest du auf mein Zeichen.«
Sie war ein wenig blasser, nickte jedoch tapfer.
»Gut. Danke. Snorre, du suchst einen bestimmten Wichtel und bringst ihn rasch zum Büro. Bring Papier und Stifte mit!«
»Ist gut. Wen soll ich finden?«
Tomte überlegte. Mist. »Er arbeitet am Band und hat eine große Narbe im Gesicht. Oh, er liebt Filme, diese amerikanischen Action-Blockbuster!«
Snorre knurrte: »Den Rabauken kenne ich! Das ist Tony!«
»Tony, das Narbengesicht. Den meine ich!«

Es war der Morgen des 24. Dezember.
Tomte, Snorre, Emmi, Tony und weitere Wichtel verharrten im dunklen Büro, versteckt hinter Plastikpflanzen, Vitrinen und im toten Winkel des Eingangs, als sich der Tür Geräusche näherten:
»Was? Nein, nein, da mach dir mal keine Sorgen! Pablo ... hab ich es jemals nicht geschafft?«, sagte der Alte und lachte. »Dank eurem Pulver sind die wie diese Häschen aus der Batteriewerbung! Die kannst du den ganzen Tag laufenlassen! Unkaputtbar! Was? ... Ja, bisschen Schwund ist immer! Jaha!«
Der Schlüssel kratzte im Schloss, die Tür ging auf. »Hm? Neues Produkt? ... Abfall? ... Gestreckt?« Der Alte schaltete das Licht an und ging mit dem Smartphone am Ohr zum Schreibtisch. »Womit? ... Backpulver?«
Der große Raum war überfrachtet mit Schwarzwasser-Merchandise. Da gab es Wimpel und Flaggen, in den Vitrinen standen rot-weiße LKW-Modelle. Von der Lampe bis zum Aschenbecher, nahezu alles zierte das Konzernlogo in Schnörkelschrift.
Der Alte lachte. »Na dann bring deinen gelben Backpulver-Piss-Schnee mit, ich jubel den meinen fleißigen Äffchen als weiteren Bonus unter! Die werden es lieben! Hm? Jau, tschüssikowski!« Er hängte die Lederjacke über den Chefsessel, steckte die Sonnenbrille in die Brusttasche des Hawaiihemdes, nahm Platz und tippte mit gesenktem Kopf auf dem Smartphone herum.
Die Tür fiel langsam von selbst zu, Tomte kam zum Vorschein.
Die Wichtel traten lautlos aus den Verstecken hervor, gekleidet in Kevlarwesten und Cargohosen, die Zipfelmützen eingetauscht gegen olivgrüne Stirnbänder. Sie richteten ihre fabrikneuen Pistolen, Schrotflinten und Sturmgewehre auf den bärtigen Alten im Stuhl.
Tomte räusperte sich.
Der Alte sah auf … und erstarrte. »Was, zum Teufel ...?«
Tomtes Miene war hart wie Stein. »Sei still. Hör nur zu.«
»Ho-Ho-Ho,Tomte! Das muss ein Miss...«
Tony feuerte seine Beretta ab. Die Kugel flog haarscharf am Kopf vorbei und fetzte ein Loch in den Sessel. »Mach, was unser Mestari dir sagt«, knurrte das Narbengesicht.
»Schon gut, schon gut. Wow«, murmelte der Alte und schwieg.
Tomte senkte die Waffe. »Wir wissen jetzt, was du hier abziehst. Damit ist ab sofort Schluss. Du hast genau zwei Optionen. Bist du bereit für Option A?«
Der Alte lächelte scheinheilig.
»Option A: Du wirst sauber. Und damit meine ich rein wie frisch gefallener, echter Neuschnee. Du schickst deine Ausbeuter-Partner und Schneelieferanten in die Wüste und stellst die Produktion wieder um, auf echte Kinderwunschzettel und Maßarbeit, so wie früher. Des Weiteren sorgst du für ein Entzugsprogramm und ordentliche Bedingungen im Betrieb. Ich spreche von geregelten Arbeitszeiten, gesundem Essen, Urlaubstagen und Zahnersatz.« Tomtes Seitenblick strich über die Wichtel-Guerilla: »Jede Menge Zahnersatz«, endete er.
Der Alte legte betont vorsichtig das Smartphone auf den Schreibtisch und senkte die Hände unter die Platte. »Und Option B?«
Tomte sah ihm in die Augen. »Wir zwingen dich dazu.«
Der Alte starrte zurück. »Was habt ihr mit Ruprecht gemacht? Gibt’s den noch?«
Tomte ließ sich mit der Antwort Zeit. »Er hat den Tod verdient. Viele Male. So zahlreich wie die Schnitzer auf seinem Kerbholz.«
Auf der Stirn des Alten glänzte jetzt Schweiß.
»Doch er lebt«, erlöste Tomte ihn, »wir haben deinem Knecht das Werkzeug abgenommen und ihn in den Wald gejagt. So wie ich den Mistkerl einschätze, schafft er es bis nach Korvatunturi. Also, wie lautet deine Entscheidung?«
»Wie seid ihr an die Knarren gekommen?«, fragte der Alte und nickte in Richtung der Gewehrläufe.
Tomte gestattete sich ein Schmunzeln. »Unser Tony hier hat eine Weihnachtsfilmtradition: Er kennt Stirb langsam auswendig. Keine Herausforderung, die genaue Bezeichnung der Waffen auf unserem Wunschzettel aufzulisten (In Wahrheit musste Tomte Tony sogar bremsen, der Wichtel hatte bereits ›Raketenwerfer‹ und ›C4‹ notiert).«
»Yippie-kay-yeh, Motherfucker«, sagte Tony.
Der Alte zog die Brauen empor. »Wünschen darf man sich alles«, sagte er leise.
Tomte nickte nur.
»Du erinnerst mich an deinen Vater, Mestari.« Der Unterarm des Alten bewegte sich ganz langsam weg vom Oberschenkel. »Hast denselben Schneid.« Seine Zunge leckte über die Lippen. »Als er damals herausfand, was ich mit den Amis, den Schlitzaugen und den kolumbianischen Schneemännern ausheckte, war er ganz aufgebracht.« Der Arm des Alten kroch weiter, nur ein, zwei Millimeter, »er faselte davon, mich ›zur Strecke zu bringen‹ und ›sein Volk zu beschützen‹.«
Tomte glaubte, unter dem Schreibtisch ein metallisches Klicken zu hören.
Der Alte grinste. »Eine Phrase hat dein Pa immer und immer wieder geschrien, willst du wissen, welche es war? Er sagte …!«
Ein monströser Knall und der Schädel zerplatzte in Blut, Gehirnmasse und Knochensplittern, rote Fetzen spritzten umher, Zähne perforierten das Panoramaglas.
Der Torso kippte hintenüber, nur die Füße in Flip-Flops ragten hinter dem Schreibtisch hervor.
Ein matschiger Blutklumpen fiel von der Decke, das Fenster zerbarst in Myriaden von Scherben.
Grimmig schaute Snorre über den qualmenden Lauf seiner Pumpgun. »Genug ist genug.«
Tomtes Wichtelohren klingelten. Er umrundete den Schreibtisch. Unter der Tischplatte hatte der Alte nach einer gut versteckten Maschinenpistole greifen wollen.

364 Tage später versammelten die Wichtel sich am Abend in der Werkshalle II.
Am Ende einer feierlichen Zeremonie löste Tomte die Mestari-Brosche von der Zipfelmütze und überreichte sie Emmi, die sie unter Jubel und Applaus ansteckte. Sie hatten abgestimmt und entschieden: Jedes Jahr am 23. Dezember würden sie ein neues Oberhaupt wählen.
Stolz schaute Tomte auf seine Leute. Gemeinsam hatten sie den Betrieb umgekrempelt und fertigten wieder echte Kinderwünsche in Maßarbeit an. Herausforderungen, wie das Lenken des Schlittens – Tony fluchte auf dem Kutschbock wie ein Kesselflicker – sahen sie mit Aufregung entgegen. Es würde schon gutgehen.
Die neue Kantine spendierte einen traditionellen Weihnachtsschmaus, der Beginn einer besinnlichen Feier in den heiligen Tag hinein. Die Wichtel, deren Insulinwerte es erlaubten, gönnten sich Glühwein, Nüsse und Printen. Es wurde gelacht und getanzt, über einen Projektor schauten sie erst Weihnachten bei den Kindern aus Bullerbü und im Anschluss Stirb langsam.
Und sie überreichten sich selbstgebastelte Geschenke. Wie der Zufall es wollte, hatte Tomte dabei den Namen Svea aus der Mütze gezogen, eben jene, die er vor über einem Jahr im Pausenraum getroffen hatte.
Sie war nicht mehr so dürr, die Haut besaß eine gesündere Farbe und ihre frisch gewaschenen Haare dufteten nach Honig.
Er überreichte ihr sein Wichtelgeschenk: drei selbst gedrechselte Zahnbürsten, mit handverlesenen Rentierborsten.
»Danke, Tomte«, sagte sie und schenkte ihm ein Lächeln.
»Gern geschehen«, sagte er. »Es gibt aber noch eine Überraschung für dich.«
»Was? Noch eins?« Verwirrt schaute sie auf seine leeren Hände.
Er schmunzelte. »Komm mit, ich zeig’ es dir.« Er führte sie zum Fenster und zog die Vorhänge auf. Draußen schneite es dicke Flocken, die Umgebung lag bereits unter einer glitzernden, weißen Decke und das Treiben nahm gerade erst Fahrt auf.
»Wünschen darf man sich alles«, sagte Tomte und erwiderte ihre stürmische Umarmung. »Frohe Weihnachten.«

 

Moin @Woltochinon,

danke für Deinen Leseeindruck und Deine Zeit.

Dein Wichtelarbeitslager (mit gusseisernem Schriftzug!) ist eine gute Idee im Kontext der Challenge, da man Wichtel eigentlich immer nur als niedliche, verspielt glückliche Wesen kennt.
Danke Dir! Genau, das war (unter anderem) der Plan. Vielleicht muss ich diese Wichteligkeit noch ein bisschen besser herausarbeiten, denn:

man wird immer wieder von der Information ‚die werden ausgebeutet‘ überschüttet.
Ich habe nach den ersten konstruktiven Kritiken anderer Wortkrieger:innen bereits versucht, redundante Stellen zu löschen, bzw. zu kürzen. Beim Schreiben kamen immer mehr und mehr Ideen auf, was dazu führte, dass der Text sich für manche Leser überladen anfühlt. Anderen gefällt genau das, diese Vielfalt an Ideen, die in der Summe nichts Neues zum Background der Story beitragen, dafür eine weitere Nuance dieser (und unserer?) kaputten Sweatshop-Drogen-Kapitalismus-Wichtelwelt aufzeigt.

Gut hingegegen ist wiederrum das Erwähnen der Waffenproduktion, zum Ersten weil es nicht nur zeigt, dass die Wichtel problematisch sind (Alkohol usw.) sondern auch die Gegenseite. Da sind offensichtlich nicht nur die niedlichen Kinder, die sich am pädagogischen Spielzeug erfreuen.
Ja, die Waffengewalt als Lösung stand für mich im Schreibprozess bereits recht früh fest. Und das Battaflaimesser als doppelter Fingerzeig „gewünscht von einem Siebenjährigen“ ebenso.

Deine Ausdrucksweise („Battaflaimesser“, „schräbbelte“, „abgeknibbelt“ usw.) sind gut gewählt und vermittel so eine Restwichtelniedlichkeit. Ganz der Gegensatz zu ‚Stirb langsam‘ …
Danke Dir. Manchen gefällts, andere stoßen sich vielleicht dran. Man kann wahrscheinlich nicht alle abholen.

ergänzende Bemerkung: Der Musiker Buckethead hat den Titel „Santa ten Minutes away“ geschrieben. Da wird musikalisch dargestellt, wie es in der (niedlichen) Elfenfabrik zugeht, wenn der Boss mal nicht da ist … Geht schon ein wenig in deine Richtung, von wegen harmlose Wichtel.
Hehe. :thumbsup: Santa’s 20 Minutes Away kannte ich bis eben nicht.
Hab gerade mal versucht die Lyrics im Netz zu finden, leider erfolglos.


Vielen Dank für Deine Aufmerksamkeit
Beste Grüße
Seth

Moin @Morphin,

danke auch Dir, für Dein Lob und Deine Zeit.

Ich hatte viel Spaß beim Lesen. Gute Einfälle, spaßige Dialoge und ein weihnachtliches Ende.
Das freut mich sehr. Ich werde versuchen, noch ein wenig dran zu feilen, auch am Ende. Hab noch ein paar Ideen und ganz rund ist es noch nicht.


Beim Vorlesen hätte ich die eine oder andere Stelle spontan entkernt, wie Santa das Hirn wegpusten, aber den Kindern hätte es gefallen.
Verstehe. Ist ja nicht als Kindergeschichte angelegt, mit ’nem abgetrennten Finger, haufenweise koksverfallenen Wichteln, einem sadistischen Nazi-Knecht und am Ende das Hirn des Weihnachtsmannes, verteilt über die Tapete.


Aber wenn, dann lese ich was von Seth Gecko vor.
Ich fühle mich geehrt. :xmas:


Vielen Dank für Deine Aufmerksamkeit
Beste Grüße
Seth

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Seth Gecko,

mir hat deine fantasievolle, mit schwarzem Humor und ernsten Themen, behandelte Geschichte sehr gut gefallen.

Ah… Mestari! Gut, dass du da bist«, sagte der eine. Die Äderchen auf der Nase zeugten von zuviel Metkonsum. Den anderen zeichnete eine breite Narbe vom Ohrläppchen bis zum Kinn.
Deine Beschreibung der Wichtel finde ich toll.
Tomte nickte ernst und tat kurz so, als sinniere er über die Antwort. Bester Weihnachtsfilm. Selbe Woche, andere Wichtel. Okay. »Nennt mir eure Wahl. Du, beginne«, befahl er dem Alkoholiker.
Braucht es diesen Satz wirklich? Hat mich kurz rausgehauen.
Tomte nickte. »Genau. Nun gehet in Frieden zurück an die Arbeit und seid fleißig, auf dass die weiße Weihnacht über euch komme! Ich habe gesprochen!«, beendete er die Zeremonie.
Arbeitet und macht was man euch sagt. Tja …
Auch diese Kinder wünschten sich weiße Weihnachten, wenn auch ganz anders als hier heutzutage, dachte Tomte.
Ist für mich überflüssig.

Ein Alarmton schrillte und Förderband Fünf stoppte.
Ein Alarmton. Förderband fünf stoppte. Du hast das schrillen einen Satz später.
Das Schrillen verstummte und schuf Platz für das Geschrei eines einzelnen Wichtels:
:thumbsup:
Nicht das noch. »Weitermachen!«, rief er den Gaffern zu. »Legt euch ins Zeug! Kommt schon, hängt euch rein! Die weiße Weihnacht gibt’s nicht geschenkt!«,
:peitsch: Ja, als Vorgesetzter hat man es nicht leicht.
Der alte Wichtel presste die Mütze mit einer Hand vor die Brust, das Gesicht (ganz) käsig und glänzend.
Brauchst du das?
Eine Wichteline stand vor ihm, mit dem Rücken zu Tomte und schien über Snorres andere Hand gebeugt.
Und das?
Das war schon so, als sie den 24. noch Heiligen Abend nannten und Tomte ein kleiner Wichtel war,(gerade) groß genug, um übers Fließband zu gucken
Und das?
Ein sehr lauter Schrei von Snorre katapultierte ihn zurück in die Gegenwart.
Und das?
Halt still, sonst kann ich die Blutung nicht stoppen!«, ermahnte die Ersthelferin ihren Patienten und bastelte weiter am Druckverband, bestehend aus Geschenkpapier und Tesafilm
Du hast so schöne Ideen.
Snorre gehorchte halbherzig, fuchtelte mit der Zipfelmütze vor Tomtes Gesicht herum. »Und überhaupt!«, schrie er ihn an, »welches Kind wünscht sich ein Battaflaimesser? (Und dann noch so‘n Schäbiges!«)
Verstehe ich nicht ganz warum du dieses schäbige hier betonst. Es ist doch alles Schund, was sie im Moment produzieren.
Wünschen darf man sich alles«, sagte er feierlich.
Bekommen sollte man nicht alles!
Wie immer, wenn das Credo ihres Volkes auf Maloche erklang, glitt sein Blick automatisch zu den gusseisernen Lettern über den Toren der Werkstatt: Wünschen darf man sich alles.
Erinnert mich an: Arbeit macht frei.
Tomte spürte einen kurzen Stich in der Brust, als würde sein Herz mit einer angespitzten Zuckerstange gepikst.
Schön formuliert.
Tomte fand das Körperteil unter dem Förderband, (hob es auf) und befreite es von Metallspänen und Staub, indem er kurz und kräftig draufpustete.
Ist klar.
Snorre hielt die Zipfelmütze wie ein Säckchen auf und Tomte ließ den Mittelfinger hineinfallen.
Nice.
Danke, Mestari«, sagte Snorre und schaute grimmig zum Panoramafenster. »Den brauch ich noch, wenn ich den Alten das nächste Mal sehe!«
Hier habe ich überlegt, ob er möchte, dass der alte ihn wieder ansetzt oder ob er den Finger einfach nur zeigen möchte?
Dank dir, Emmi«, sagte Tomte. Sie lächelte ihn aus müden Augen an und ging zurück an ihre (Position) am Fließband.
Vorschlag: ihre Arbeit oder ging zurück ans Fließband
Geh an meinen Spind«, sagte Tomte, »im obersten Fach findest du ein Tütchen Neuschnee. Nimm dir ein Näschen. Nicht alles, hörst du?«
Klar, so folgen die Jungs.
Sie leisteten noch echte Maßarbeit. Das war sehr lange her, noch vor den Fließbändern, dem Akkord und der Bezahlung in gestrecktem Schnee.
Die gute alte Zeit.
hängendem Kopf trottete der Wichtel zum Ausgang.
Tomte sah ihm nach, dann kam ihm ein Gedanke.
Ihm kam ein Gedanke.
Der Pausenraum stank nach Schweiß, Nikotin und verbrannten Mandeln. Aus den Deckenlautsprechern schräbbelte Bing Crosbys White Christmas.
Dudelte?
doch seine Gedanken kreisten nicht ums Essen. Seit dem Vorfall mit Snorres Finger wollten ihm die letzten Worte einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen.
Würde ich weglassen
»Bist du nicht zu jung für reinen Neuschnee?«
»Pffrt«, machte sie, winkte ab und biss die letzten, großen Stücke aus dem Apfel. »Alla dö öch könnö wönschn söch daf!«, sagte sie.
Tomte verschränkte die Arme vor der Brust. »Aha. Und wenn alle, die du kennst, Rudolph umschubsen, machst du das dann auch?«
Ihr Grinsen entblößte mangelhafte Zahnfleischpflege. »Du klingst wie mein Pap, echt jetzt.« Sie leckte den kandierten Holzstiel ab.
Auch diesen Absatz würde ich weglassen.
Geheime Nachrichten? Tomtes Gedanken rasten wie Schlitten auf einer vereisten Piste: Floki, Floki … malochte der nicht in Halle IV
Tolle Metapher, das kannst du wirklich gut.
standen nur noch wenige Trainingsgeräte herum, (hauptsächlich Handelbänke,)in der Ecke hing ein mit Panzerband geflickter Sandsack
braucht es meiner Meinung nach auch nicht.
Was hat er getan, das die Bestrafung rechtfertigte? Was wirst du ins Buch schreiben?«, fragte Tomte, als er die Leiche von der Klimmzugstange befreite.
Ruprecht hatte die Kerbe vollendet, er blies auf den Schläger. »Ungehorsames Verhalten, Anstiftung zur Verschwörung und Widerstand bei der Urteilsvollstreckung
Das ebenfalls.
Ruprecht wies mit dem Holz auf einen(schmalen) Papierschnipsel, der auf einer Hantelbank lag.
Dito
Doch dann stellte sich heraus, dass er doch nur ein weinerlicher Feigling war. Kann halt nicht jeder das Genie des Alten haben, erst recht keiner von euch«, schloss Ruprecht.
Dieser Absatz wäre für mich auch überflüssig.

Die Tür fiel langsam von selbst zu

Wann hatte er verdrängt, dass es so schlecht um sie stand? Waren Arbeit und Verpflichtungen schuld daran? Fakt war: Er war der falsche Wichtel für diese Position. Er war nicht sein Vater. Tomte holte tief Luft. »Ich habe entschieden! Mit dem heutigen Tage … werde ich nicht länger euer Zeremo…«
»Laaangweilig!«, rief jemand dazwischen.
»Jau, komm’ zur Sache! Du verhinderst noch die weiße Weihnacht!«, tönte ein anderer.
»Genau, ich muss bis Schichtende noch 500 Handtaschen nähen!«, schrie eine Wichtelin.
»Na und?«, brüllte ein weiterer, »bei mir sind es 550!«
»Du darfst wenigstens nähen! Weißt du, wie dieses billige Plastik beim Kleben stinkt?«
»Du stinkst!«, ertönte es anonym.
»Wer hat das gesagt?«
Die Aufmerksamkeit war dahin. In dem Meer aus Zipfelmützen brandete Unruhe auf, die Wichtel zankten miteinander, stritten, wer welche Arbeit hatte, wie viel davon anstand und wie unangenehm sie stank. Hie und da starteten Rangeleien.
Tomte wusste nicht weiter. Gedankenverloren kramte er in den Taschen, fand nur Flokis Zettelchen. Er drehte es zwischen den Fingerspitzen, dachte angestrengt darüber nach, was Ruprecht gesagt hatte. Was war es noch gleich …?
Dann blitzte es auf wie eine Sternschnuppe am Weihnachtsabend. Hastig betätigte er die Sirene. Mit Erfolg, das Herumschubsen starb. »Hört mir jetzt zu!«, rief er aufgeregt: »Wer von euch in den letzten Jahren hochwertiges Holzspielzeug fabriziert hat, der hebt die Hand!« Er überlegte kurz. »Wer keine Hände mehr hat, ruft ›hier‹!«
Niemand hob die Hand oder rief etwas.
Tomte bekam Gänsehaut. »Wer in den letzten Jahren irgendeinen hochwertigen Gegenstand hergestellt hat, der es wert ist, an Weih… am H-Day verschenkt zu werden, hebt die Hand!«
Sie starrten ihn an, keine Hand tauchte auf. Die Zuckerstange stach durch sein Herz.
Tomte wurde schwindelig, die Drehbank schien auf einmal aus Plumpudding zu bestehen. Hitze brodelte in seinem Innern wie kochend heißer Glühwein. Seine Sicht verschwamm, er wankte und das Bedienfeld fiel aus der Hand.
Da waren Snorre und Emmi an seiner Seite. »Mestari, geht’s dir gut? Alles in Ordnung?«, fragte die Wichtelin und stützte ihn.
»Nichts ist in Ordnung, Emmi.« Er schüttelte den Kopf, der Schwindel ließ nach und Tomte löste sich von ihr. »Es geht schon, dank dir.« Er blinzelte, und über das Meer unscharfer Zipfelmützen hinweg, fokussierte sein Geist die gusseisernen Buchstaben über dem Eingang. Das Credo der Vorfahren: Wünschen darf man sich alles.
Und da wusste Tomte, was zu tun war. Es war riskant und würde die Welt dieser naiven Wichtel auf den Kopf stellen, doch er sah keine andere Chance.
»Emmi, du beruhigst diese zugeschneite Bande. Dann sammelst du die Fingerfertigen und Unversehrtesten von ihnen ein und verteilst sie auf die einzelnen Stationen an Förderband Fünf-Zwo! Danach stellst du die ganze Anlage auf Reset. Dann …«
»Aber, Mestari! Das löscht alle offenen Wunschzettel!« Ihr Blick schnellte zur Anzeigetafel.
Das ist zu lang, da würde ich auch noch mal kürzen.
Du schickst deine Ausbeuter-Partner und Schneelieferanten in die Wüste. und teilst ihnen mit, dass wir den Dreck nicht mehr brauchen
Würde ich streichen.
Des Weiteren sorgst du für ein (professionelles) Entzugsprogramm und ordentliche Bedingungen im Betrieb

Hast denselben Schneid, (mich zur Rede zu stellen.)

Unter der Tischplatte hatte der Alte nach einer gut versteckten Maschinenpistole greifen wollen.
Vorschlag: gegriffen.
364 Tage später versammelten die Wichtel sich am Abend in der Werkshalle II.
Am Ende einer feierlichen Zeremonie löste Tomte die Mestari-Brosche von der (eigenen )Zipfelmütze und überreichte sie Emmi, die sie unter Jubel und Applaus ansteckte
Das ist klar.
Er überreichte ihr sein Wichtelgeschenk: drei selbst gedrechselte Zahnbürsten, mit handverlesenen Rentierborsten
Nice.
Gern geschehen«, sagte er. »Es gibt aber noch eine Überraschung für dich.«
»Was? Noch eins?« Verwirrt schaute sie auf seine leeren Hände.
Er schmunzelte. »Komm mit, ich zeig’ es dir.« Er führte sie zum Fenster und zog die Vorhänge auf. Draußen schneite es dicke Flocken, die Umgebung lag bereits unter einer glitzernden, weißen Decke und das Treiben nahm gerade erst Fahrt auf.
»Wünschen darf man sich alles«, sagte Tomte und erwiderte ihre stürmische Umarmung.
Vielleicht überlegst Du Dir, diesen Absatz wegzulassen.
Happy End zwar nicht für den Weihnachtsmann, aber für seine Mitarbeiter.
Zeigt es doch, wie wir unsere Welt beeinflussen können, wenn wir unsere Einstellung ändern.

Danke für Deine außergewöhnliche Geschichte.
Liebe Grüße CoK

Vielleicht taugt Dir der ein oder andere Vorschlag von mir etwas.

 

Hallo @Seth Gecko

Ooch, jetzt wird auch noch der Weihnachtsmann gemeuchelt. Darf man denn das? Aber verdient hat er es wohl, der alte Sklaventreiber. Nach Schnee süchtige Wichteljunkies so fies zu unterdrücken. Sehr – wie soll ich sagen – liebevoll gestaltete Weihnachtswelt: Schwarzwasser, Neuschnee, Diabetiker-Wichtel, sehr lustig und das braucht es auch als Kontrapunkte bei dem düsteren Setting.
Vorsichtiges Straffen könnte vielleicht angebracht sein, davon abgesehen hat mir die Geschichte gefallen.
Hier noch ein paar Kleinigkeiten:

Zipfelmützen drehten sich, bärtige Hälse streckten sich,
Bärtige Hälse? Der Bart wuchert doch eher woanders.
»Ich bin das Recht, du jämmerlicher Wicht!«, brüllte er und machte einen Schritt.
Hier fehlt mir was. Machte einen Schritt auf ihn zu.
Mit Erfolg, das Herumschubsen starb.
Merkwürdige Formulierung. Für mich ein Stolperstein. Warum nicht einfach "das Herumschubsen hörte auf"?
Dann sammelst du die Fingerfertigen und Unversehrtesten von ihnen ein
Entweder man ist unversehrt oder nicht.

Grüße
Sturek

 

@Seth Gecko

So, nun endlich bin ich dazu gekommen, mir deine Weihnachtsstory zu Gemüte zu führen!
Vorab: Ich hab mich dabei gut amüsiert. Stilistisch fein mit vielen kleinen Perlen-Einfällen drin. Textlich hab ich da kaum was anzumerken, auch Fehler sind mir keine ins Auge gesprungen. Das einzige, was ich anmerken könnte, für den Plot ist die Geschichte etwas lang geraten. Du könntest also nach Kürzpotenzial kucken. Wenn es das Wort gibt.
Gut gefallen hat mir natürlich das antikapitalistische Häbbiänd, um es gnomisch zu sagen ;)

Ein paar Stellen habe ich mir rausgeschrieben:

»Stirb langsam!«, schrie Narbengesicht.
»Äh, Stirb langsam ist kein Weihnachtsfilm!«, empörte sich Knollennase.
Da kann man anderer Meinung sein!

Auch diese Kinder wünschten sich weiße Weihnachten, wenn auch ganz anders als hier heutzutage, dachte Tomte.
Wobei Ruthe meinte, ab 14 wünschen sich Kinder nichts mehr vom Weihnachtsmann, weil sie dann Zugang zu Youporn haben.


Zipfelmützen drehten sich, bärtige Hälse streckten sich
Musst du nicht auf die Quote achten? Wo sind die hinein-gegenderten Mädels hier?

»Schon gut, schon gut. Wünschen darf man sich alles«, sagte er feierlich.
Auf jeden Fall. Solange Arbeit frei macht.

»Guck ma’ bitte, ob du meinen Finger findest, der muss da irgendwo liegen«, bat er Tomte.
Das sind echt harte Kerle, die sich da unterdrücken lassen.

»Danke, Mestari«, sagte Snorre und schaute grimmig zum Panoramafenster. »Den brauch ich noch, wenn ich den Alten das nächste Mal sehe!«
Logisch. Scheint, der hat kein Facebook. Was ist mit dem Mittelfinger der anderen Hand?

»Zwei Stunden nimmst du dir frei, dann will ich dich und deine acht Finger wieder an Station Fünf-Zwo sehen. Verstanden?«
Das könnte die Antwort sein, entweder das oder die Wichtel haben nur 4 Finger an jeder Hand :)

Auf Platz Eins stand natürlich Selbstmord.
Natürlich! Trocken hingestellt, das Ding: :thumbsup:

Die Frau des Alten war damals in einer Nacht-und-Nebel-Aktion verschwunden und der Alte selbst kam von einer Geschäftsreise aus Amerika zurück. Den Schlitten schwerbeladen mit rot-weißen Getränkekisten, voller Flaschen prickelnden Schwarzwassers. Es musste um diese Zeit gewesen sein, dass den Alten neue Freunde aus Kolumbien, China und Bangladesch besuchten. Sie brachten Kisten und Päckchen, der Alte schenkte ihnen Schwarzwasser ein; lachend stießen sie an.
So wird's gewesen sein! (Und im nächsten Schritt werden sie alle durch KI ersetzen; das ist schon in Planung, wie ich weiß).

Tomte ließ den Leichnam behutsam zu Boden sinken, trat zur Hantelbank und hob das Zettelchen auf.
sos – wir arbeiten bis zur erschöpfung im ausbeuterbetrieb des weihnachtsmannes – schickt hilfe – sos‹ las er.
Hier wird es bitter -- wer könnte noch Hilfe schicken?, fragt man sich.
Denn:

»Laaangweilig!«, rief jemand dazwischen.
»Jau, komm’ zur Sache! Du verhinderst noch die weiße Weihnacht!«, tönte ein anderer.
»Genau, ich muss bis Schichtende noch 500 Handtaschen nähen!«, schrie eine Wichtelin.
»Na und?«, brüllte ein weiterer, »bei mir sind es 550!«
»Du darfst wenigstens nähen! Weißt du, wie dieses billige Plastik beim Kleben stinkt?«
»Du stinkst!«, ertönte es anonym.
»Wer hat das gesagt?«
Die Aufmerksamkeit war dahin. In dem Meer aus Zipfelmützen brandete Unruhe auf, die Wichtel zankten miteinander, stritten, wer welche Arbeit hatte, wie viel davon anstand und wie unangenehm sie stank. Hie und da starteten Rangeleien.
Die Massen sind fest im Griff der Manipulation. Die Armen gegen die Nochärmeren aufbringen -- und keiner merkt mehr, woran's wirklich liegt.
(Hier entfaltet deine Story analytische Kraft).


Sie war ein wenig blasser um die Nase, nickte jedoch tapfer.
»Gut. Danke. Snorre, hast du noch die Werkzeuge, von früher, als du mit meinem Pap gearbeitet hast?«
»Das sind hochwertige Feinschmied-Instrumente! Sowas geb ich doch nicht weg!«
»Sehr gut. Traust Du dir zu, ein Schloss zu knacken?«
Snorres Augen leuchteten auf. »Bei meinen acht Fingern, ja, das tue ich!«
»Hol sie. Und dann triff mich vorm Büro des Alten. Beeil dich!«
Snorre sprang von der Drehbank und rannte davon. Tomte wollte auch springen, doch ihm fiel etwas Entscheidendes ein: »Emmi, sobald hier alles läuft, such bitte einen bestimmten Wichtel und schick ihn rasch zum Büro. Er soll Papier und Stifte mitbringen!«
»Ist gut. Wie ist sein Name?«
»Gute Frage. Keine Ahnung. Er arbeitet am Band und er hat eine große Narbe im Gesicht. Oh, und er liebt Filme, hauptsächlich amerikanische Action-Blockbuster!«
»Den kenne ich! Das ist Tony!«
Tony, das Narbengesicht. Tomte schmunzelte. Na, wem der Schuh passt. »Danke, Emmi, du bist die Beste!« Er rannte los.
Das ist hingegen vielleicht ein Absatz, wo gekürzt werden könnte, das dauert bissl lang.

Tony feuerte seine Beretta ab. Die Kugel flog haarscharf am Kopf vorbei und fetzte ein Loch in den Sessel. »Mach, was unser Mestari dir sagt«, knurrte das Narbengesicht.
»Schon gut, schon gut. Wow«, murmelte der Alte und schwieg.
Tomte senkte als Einziger die Waffe. »Wir wissen jetzt, was du hier abziehst. Damit ist ab sofort Schluss. Du hast an diesem Punkt genau zwei Optionen. Bist du bereit für Option A?«
Der Alte lächelte scheinheilig.
»Option A: Du wirst sauber. Und damit meine ich rein wie frisch gefallener, echter Neuschnee. Du schickst deine Ausbeuter-Partner und Schneelieferanten in die Wüste und teilst ihnen mit, dass wir den Dreck nicht mehr brauchen. Du stellst die Produktion wieder um, auf echte Kinderwunschzettel und hochwertige Handarbeit, so wie früher. Des Weiteren sorgst du für ein professionelles Entzugsprogramm und ordentliche Bedingungen im Betrieb. Ich spreche von geregelten Arbeitszeiten, gesundem Kantinenessen, Urlaubstagen und Zahnersatz.«
Na so was, die Revolution lebt? Jetzt wird das doch noch ein Weihnachtsmärchen!

Ein monströser Knall und der Schädel zerplatzte in Blut, Gehirnmasse und Knochensplittern, rote Fetzen spritzten empor, Zähne perforierten das Panoramaglas.
Der Torso des Weihnachtsmannes kippte hintenüber, nur die Füße in Flip-Flops ragten hinter dem Schreibtisch hervor.
Ein matschiger Blutklumpen löste sich von der Decke, das Fenster zerfiel in Myriaden von Scherben.
Wenn auch ein sehr befreiendes, wie man an obigen Zeilen unschwer erkennen kann!
:thumbsup:


Die Wichtel, deren Insulinwerte es erlaubten, gönnten sich Glühwein, Nüsse und Printen.
Das sind diese Kleinigkeiten, die Sahnebonbons dazwischen, die außerdem deine professionelle Distanz zeigen :) Ich liebe das! Das ist einfach super :)
:lol:

Es wurde gelacht und getanzt, über einen Projektor schauten sie erst Weihnachten bei den Kindern aus Bullerbü und im Anschluss Stirb langsam.
Die logische Reihenfolge.
Jetzt hoffen wir mal, dass es passiert.
Ist ja nicht mehr lang hin!

Michl

 

Moin @CoK ,

tausend Dank für Deine hilfreichen Kürzungsvorschläge, Dein Lob und vor allem Deine Zeit.

Ich hab fast alle Deiner Streich-Kandidaten rausgenommen, daher gehe ich nur darauf ein, was und weshalb ich noch NICHT gekürzt habe. Los gehts:

Braucht es diesen Satz wirklich? Hat mich kurz rausgehauen.
Selbe Woche, andere Wichtel. Damit wollte ich bereits früh andeuten, dass Tomte immer wieder mit denselben weihnachtlichen Entscheidungsfragen konfrontiert wird, auch wenn die Wichtel sich dabei unterscheiden. Lasse ich erstmal drin, gefällt mir zu gut.

Eine Wichteline stand vor ihm, mit dem Rücken zu Tomte und schien über Snorres andere Hand gebeugt.
Und das?
Hier dachte ich, ist es für die Leserschaft einfacher, die Positionen der drei Charaktere in dieser Szene zu erfassen. Lasse ich auch erst mal so.

Verstehe ich nicht ganz warum du dieses schäbige hier betonst. Es ist doch alles Schund, was sie im Moment produzieren.
Das alles Schund ist, wissen wir als Leser:innen zu diesem Zeitpunkt ja noch gar nicht. Das schäbige Butterflymesser ist der erste Hinweis, dass etwas (mit den Wunschzetteln) nicht stimmt. Oder mit dieser Welt, wenn siebeneinhalb-jährige sich sowas wünschen? ;)

Erinnert mich an: Arbeit macht frei.
Das ist beabsichtigt und scheint anhand der Rückmeldung stark zu funktionieren. Wäre cool, wenn es nicht gleichzeitig so unfassbar traurig wäre...

Hier habe ich überlegt, ob er möchte, dass der alte ihn wieder ansetzt oder ob er den Finger einfach nur zeigen möchte?
Er will ihm den Finger zeigen. Ist ja der Mittelfinger. ;)

Dudelte?
Nee, dudeln ist harmlos, höchstens nervig. Schräbbeln ist unschöner, verzerrt, der Klang passt nicht, weil die Boxen Schrott sind.

Dudelte?
doch seine Gedanken kreisten nicht ums Essen. Seit dem Vorfall mit Snorres Finger wollten ihm die letzten Worte einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen.
Würde ich weglassen
Das geht in meinem Kopf (noch) nicht. Ich brauche die Sätze, um auf Tomtes Gedanken-/Gefühlschaos hinzuweisen.

Auch diesen Absatz würde ich weglassen.
Nee, mir gefällt der volle Mund mit dem Apfel so gut. Und dass sie das Gespräch auf ihren Vater bringt, der die Einleitung zum Diabetes-Gag ist.

Doch dann stellte sich heraus, dass er doch nur ein weinerlicher Feigling war. Kann halt nicht jeder das Genie des Alten haben, erst recht keiner von euch«, schloss Ruprecht.
Dieser Absatz wäre für mich auch überflüssig.
Das geht auch nicht. Denn an genau diesen Satz erinnert sich Tomte kurz vorm Finale. Hier sagt ihm Ruprecht ja unbewusst, dass der Weihnachtsmann die Wunschzettelmaschine manipuliert hat.

Das ist zu lang, da würde ich auch noch mal kürzen.
Ja, das erwähnt @FlicFlac auch in seinem Kommentar, da werde ich mich nochmal dransetzen. Vermutlich fliegt der Teil mit Snorre und dem Schlossknacken raus, den braucht es nicht zwingend.

Vielleicht überlegst Du Dir, diesen Absatz wegzulassen.
Um den schleiche ich die letzten Tage herum wie der Fuchs um den Hühnerstall. Eigentlich will ich ihn nicht streichen, denn er bringt das Thema echter Schnee noch einmal aufs Tableau. Ich hab sogar dem Dialog mit Svea im Pausenraum noch zwei Zeilen spendiert um dieses Ende hier zu verstärken. Hach, ich muss nochmal schauen.

Vielleicht taugt Dir der ein oder andere Vorschlag von mir etwas.
Liebe Cok, da war gaaanz viel Nützliches dabei, das ich auch umgehend rausgestrichen habe.
Dank Dir liest sich die Story ein Stück runder und dafür danke ich Dir sehr. :xmas:

Beste Grüße
Seth

Moin @Sturek ,

danke für Deinen Kommentar, Deine Anmerkungen und Deine Zeit.
Dass Dir die Geschichte gefallen hat, freut mich.

Vorsichtiges Straffen könnte vielleicht angebracht sein
Jau. Mit Betonung auf Vorsichtig. Die Beteiligung der Wortkrieger ist einfach der Hammer, da ist schon so vieles an Füllwörtern, unnötigen Schachtelungen und Redundanz rausgeflogen, das hätte ich alleine vermutlich niemals gesehen/gefunden. Und bis zur Deadline hab ich ja noch ein wenig Zeit.

Bärtige Hälse? Der Bart wuchert doch eher woanders.
Guter Punkt. Mir gefällt das Bild von den Bärten zu gut, als dass ich es löschen möchte. Ich überlege mir was.

Hier fehlt mir was. Machte einen Schritt auf ihn zu.
Hatte ich zuerst drin. Da war es ein Schritt zur Seite. Aber eigentlich ist es egal, wohin der Schritt geht, wichtig ist nur, dass er ihn macht, weil Tomte dadurch freien Blick auf Floki erhält. Muss ich nochmal drüber nachdenken.

Merkwürdige Formulierung. Für mich ein Stolperstein. Warum nicht einfach "das Herumschubsen hörte auf"?
Werde ich ändern in: das Herumschubsen endete

Entweder man ist unversehrt oder nicht.
Danke fürs Aufzeigen. Wird geändert.


Nochmals danke für Deine Sicht der Dinge,
beste Grüße
Seth

Moin @FlicFlac,

auch Dir danke ich für Lob, Anregungen und Deine Zeit.

Dass Dir das Ende gefallen hat, freut mich sehr, da war und bin ich mir selbst noch nicht 100% sicher. Gerne würde ich das noch weiter ausbauen, aber der Text ist schon lang und vorherige Stellen zum Kürzen sehe ich nach viel Hilfe der Wortkrieger auch immer weniger.

Dass Du über die kleinen „Perlen-Einfälle“ schmunzeln oder lachen konntest, bedeutet mir was, denn sie machen den Text zu diesem „Bunten Teller“, der mir auch so gut gefällt.


Musst du nicht auf die Quote achten? Wo sind die hinein-gegenderten Mädels hier?
:lol: Wer sagt Dir denn, dass Wichtelinen nicht auch bärtig sind...? ;)
Nein, hast schon recht, da könnte ich noch einen Halbsatz dranhängen.


Auf jeden Fall. Solange Arbeit frei macht.
Das Bild der gusseisernen Buchstaben über dem Eingang scheint bei nahezu jedem Leser zu funktionieren. Schon krass.


Was ist mit dem Mittelfinger der anderen Hand?
Das könnte die Antwort sein, entweder das oder die Wichtel haben nur 4 Finger an jeder Hand :)
Da hast Du die Antwort, denn auch Wichtel haben zehn Finger. :Pfeif:

Das ist hingegen vielleicht ein Absatz, wo gekürzt werden könnte, das dauert bissl lang.
Das hat @CoK auch angemerkt. Dank Euch beiden werde ich da die Schere ansetzen. Thx

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit :xmas:
Beste Grüße
Seth

 

@Seth Gecko

Auf jeden Fall. Solange Arbeit frei macht.
Das Bild der gusseisernen Buchstaben über dem Eingang scheint bei nahezu jedem Leser zu funktionieren.
Nicht mehr lange. Wenn man die aktuelle Pisa-Studie betrachtet, sollte man froh sein, wenn es in den kommenden Generationen noch bekannt ist, was Buchstaben sind.

 

Hallo @Seth Gecko

Die Geschichte hat einen guten Flow, vermeidet weihnachtliche Süßlichkeit und bietet eine Menge frische Einfälle. Gute Unterhaltung, vielen Dank! Ich habe mich beim Lesen amüsiert und musste einige Male lachen.

Einzelne Textstellen:

»Hei!« Tomte lief zum Problemherd. »Was ist hier los?«, fragte er und zeigte auf den Stau.
»Ah… Mestari! Gut, dass du da bist«, sagte der eine. Die Äderchen auf der Nase zeugten von zuviel Metkonsum.
Met, okay, da werden reichlich Sagenwelten vermetet. Problemherd :D

Tomte nickte und tat so, als sinniere er über die Antwort. Bester Weihnachtsfilm. Selbe Woche, andere Wichtel. Okay. »Nennt mir eure Wahl. Du, beginne«, befahl er dem Alkoholiker.
Beginne klingt, obwohl korrekt, reichlich wenig elegant.

Schon von Weitem sah er den Schreihals. Es war Snorre. Der alte Wichtel presste die Mütze mit einer Hand vor die Brust, das Gesicht käsig und glänzend. Eine Wichteline stand vor ihm und schien über Snorres andere Hand gebeugt.
Auffällig, dass die männlichen Protagonisten in der Regel benamt sind, die weiblichen dann nur mit dem unschönen Attribut "Wichteline" versehen werden.

glitt sein Blick automatisch zu den gusseisernen Lettern über den Toren der Werkstatt: Wünschen darf man sich alles.
bisschen problematisch, weil das an KZ-Eingangstore erinnert.

Und da sah Tomte ihn. Floki. Der Wichtel hing entkleidet und regungslos an einer Lichterkette, an den Händen gefesselt und mit erhobenen Armen an einer Klimmzugstange aufgehängt. Im Blinklicht leuchteten die Blutergüsse grün, lila und blau, Tomte glaubte, ein Rinnsal zu sehen, das von den Lippen troff. Er, Tomte, war zu spät. Die Bestrafung hatte stattgefunden. »Oh, nein … Floki«, hauchte er.
:lol:
Der Alte lachte. »Na dann bring deinen gelben Backpulver-Piss-Schnee mit, ich jubel den meinen fleißigen Äffchen als Bonus unter! Die werden es lieben! Hm? Jau, tschüssikowski!« Er hängte die Lederjacke über den Chefsessel, steckte die Sonnenbrille in die Brusttasche des Hawaiihemdes, nahm Platz und tippte mit gesenktem Kopf auf dem Smartphone herum.
:D
Er schmunzelte. »Komm mit, ich zeig’ es dir.« Er führte sie zum Fenster und zog die Vorhänge auf. Draußen schneite es dicke Flocken, die Umgebung lag bereits unter einer glitzernden, weißen Decke und das Treiben nahm gerade erst Fahrt auf.
»Wünschen darf man sich alles«, sagte Tomte und erwiderte ihre stürmische Umarmung. »Frohe Weihnachten.«
Folgerichtiges, friedliches Ende.

Schöne Weihnachtsgeschichte!

wichtelige Grüße
Isegrims

P.S. und verzeih, falls sich was wiederholt, andere Kommentare habe ich nicht gelesen.

 

Hallo @Seth Gecko,

und vielen Dank an dieser Stelle für deinen Komm unter meiner Story, da komme ich doch gleich zum Gegenbesuch vorbei.

Und wow, ich bin – offen gesagt – gerade ein wenig erschlagen, und das vor allem wegen der vielen Ideen, die du in deinen Text gepackt hast. Du fackelst nicht lange, da geht's gleich von Anfang an mächtig ab! Du stellst so ziemlich alles auf den Kopf, was man über Weihnachtsmann & Co. zu wissen glaubt, und dann flechtest du noch unzählige Bezüge zur Popkultur mit ein … Ein dickes Lob für deine (fast schon überbordende) Kreativität! Mehr Weihnachten geht nicht und insofern hast du das Thema der Challenge perfekt umgesetzt 👏🏼 Wahnsinn, was du dir alles hast einfallen lassen. Ich fand die Geschichte sehr gut geschrieben, wobei mir auch einige Dinge aufgefallen sind (vor allem stiltechnische Details), an denen du eventuell noch arbeiten könntest (siehe weiter unten im Textkram). Aber davon abgesehen sind in deiner Geschichte echt viel Witz, schwarzer Humor, sprachliche Highlights und noch viel mehr drin.

Die geballte Ladung an Einfällen ist jedoch gar nicht so einfach zu verdauen und wie eingangs bereits erwähnt, bin ich tatsächlich ein wenig platt. Das Kopfkino läuft permanent auf Hochtouren und nach ca. 3/4 der Geschichte ließ meine Konzentration dann merklich nach. Ich war sprichwörtlich übersättigt. Ich denke, dass die Geschichte – ohne große Einbußen – entschlackt werden könnte. Aber das ist natürlich nur meine bescheidene Meinung und ich bin sicher, dass viele Leser das ganz anders sehen.

Jetzt aber zur Geschichte selbst:

Die Vorstellung, dass selbst die Wichtel unter Bedingungen arbeiten müssen, wie sie heute (leider) in ähnlicher Form vorkommen, ist echt brutal. Du schonst deine mit viel Liebe ausgearbeiteten Figuren bzw. Wichtel zu keiner Zeit, und das meine ich natürlich durchaus positiv. Da steckt viel Gesellschafts-, Wirtschafts- und auch Kapitalismuskritik drin. Das Ende hat mich jedoch nicht ganz überzeugen können, da kommt die Revolution zu plötzlich und die neuen (eigentlich alten) Zustände sind dann auch zu schnell auf heile Welt gebürstet. Ich persönlich hätte mir sogar eine Geschichte ohne Happy End gewünscht 😈 Besonders fies wäre eine Intrige von Tomte gewesen, der eine Übernahme der "Firma" durch eine Person à la Elon Musk in Gang bringt, inkl. Massenentlassung und wirtschaftlichem Niedergang (wie bei Twitter/X). Aber ich verstehe durchaus, dass du dich für ein Happy End entschieden hast und selbstverständlich funktioniert die Geschichte auch so.

Ich habe noch ein bisschen Textkram im Gepäck:

Er sah vom gigantischen Flatscreen zu den Blättern, hob das Oberste an und schaute erneut zum Bildschirm.
Flatscreen hat mich rausgehauen. Vielleicht etwas in der Art: "Er sah vom gigantischen Bildschirm zu den Blätten, hob das oberste an und schaute erneut auf die Anzeige." Ich glaube, dass Oberste kleingeschrieben werden muss.

Es waren so viele. Wie sollte er ... weiter vorne staute sich der Warenfluss, die zwei zuständigen Wichtel zankten, anstatt zu arbeiten.
Das erklärt sich ja eigentlich von selbst.

»Ah… Mestari! Gut, dass du da bist«, sagte der eine. Die Äderchen auf der Nase zeugten von zuviel Metkonsum.
zu viel

Tomte wandte sich ab. Stirb langsam. Also ehrlich.
Stirb langsam besser kursiv geschrieben, wie sonst überall auch?

Als kleiner Wichtel hatte Tomte mit Pap jedes Jahr am Vorabend des 24. die Abenteuer aus Bullerbü schauen dürfen.
Ich fände es irgendwie schöner, wenn da keine Zahl stünde. Warum nicht einfach "… des Vierundzwanzigsten die Abenteuer …"?

Ein Alarm ertönte und Förderband Fünf stoppte.
Die Werkhallen werden mit römischen Ziffern bezeichnet, die Förderbänder aber mit ausgeschriebenen Zahlen. Ist das beabsichtigt?

»Auuu!«, ertönte es, aus Richtung der Schneidwarenfertigung, dicht gefolgt von einem »So eine Kagge!«
Komma weg nach "ertönte es".

Der alte Wichtel presste die Mütze mit einer Hand vor die Brust, das Gesicht käsig und glänzend.
käsig und glänzend kriege ich im Kopf nicht zusammen … Beim Wort käsig denke ich eher an etwas Mattes.

Eine Wichteline stand vor ihm und schien über Snorres andere Hand gebeugt.
Warum schien?

Unwillkürlich dachte er an seinen eigenen Vater.
Könntest du streichen, Snorre wird ja nicht als Vater von jemand anderem gezeigt.

»Das wünsche ich mir sooo sehr«, sagte sie und nuckelte am Strohhalm, »Meterhoch reines Weiß für alle, soviel, dass man ... ich weiß nicht ... Schneemänner daraus bauen, oder Schlitten fahren könnte!«
so viel, Komma weg nach "daraus bauen".

»Pffrt«, machte sie, winkte ab und biss die letzten, großen Stücke aus dem Apfel.
Ganz allgemein fand ich es verwirrend, dass du oft in der direkten Rede mit kursivem Text arbeitest, z.B. wenn jemand das Credo der Wichtel aufsagt oder auch hier, wo ein Geräusch dargestellt werde soll. Sehr wahrscheinlich stört das aber nur mich.

Sie leckte den kandierten Holzstiel ab.
Leckt sie nicht eher den (restlichen) Zucker vom Holzstiel ab? Der Holzstiel selbst ist ja nicht wirklich kandiert.

Doch es was nicht Snorres Stimme, sondern die seines Vaters.
war

»Bitte nicht noch einen Unfall!«
Ich glaube es müsste heißen: »Bitte nicht noch ein Unfall!«

»Ich komme!« Tomte sprang auf und rannte hinterher, »was ist passiert?«
Der erste (gesprochene) Satz ist abgeschlossen, weshalb das erste Wort im zweiten gesprochenen Satz großgeschrieben werden muss, also »Was ist passiert?« Denke ich zumindest …

»Na los, ab mit dir. Und Greta soll sich gefälligst wieder hinlegen. Wann ist der Geburtstermin noch gleich?«
Die Szenerie ist zu diesem Zeitpunkt sehr hektisch, sie rasen zu Ruprechts Männerhöhle, quasi unter Volldampf, jemand ist in Gefahr … Würde Tomte da wirklich nach Gretas Geburtstermin fragen?

»Brüder und Schwestern!«, begann Tomte, »ich habe euch versammelt, um eine Entscheidung zu verkünden!«
Auch hier müsste der zweite gesprochene Satz mit einem Großbuchstaben beginnen (»Ich habe euch versammelt …»), da der erste bereits abgeschlossen ist.

»Genau, ich muss noch 500 Handtaschen nähen!«, schrie eine Wichtelin.
Fünfhundert statt 500? Und weiter oben schreibst du jeweils Wichteline.

»Hört mir jetzt zu!«, rief er aufgeregt: »Wer von euch in den letzten Jahren hochwertiges Holzspielzeug fabriziert hat, der hebt die Hand!«
Punkt statt Doppelpunkt nach aufgeregt.

Er blinzelte und hinter dem wogenden Mützenmeer fokussierte sein Geist die gusseisernen Buchstaben über dem Eingang: Wünschen darf man sich alles.
Hier würde ich den Satz umstellen, ansonsten entsteht ein falscher (örtlicher) Bezug:

"Er blinzelte und sein Geist fokussierte die gusseisernen Buchstaben über dem Eingang hinter dem wogenden Mützenmeer …" Ist aber so oder so ein wenig sperrig, der Satz.

Vielen Dank, lieber @Seth Gecko, für deinen tollen Beitrag zur Challenge! Ich hau mir jetzt erstmal ein bisschen Schwarzwasser (Tee, keine Cola) rein und trinke einen Schluck auf den armen Flocki.

Eine super Restwoche wünsche ich dir!

Grüße
sevas

 

Moin @Isegrims,

danke für Deine Gedanken, Dein Lob und Deine Zeit.

Die Geschichte hat einen guten Flow, vermeidet weihnachtliche Süßlichkeit und bietet eine Menge frische Einfälle. Gute Unterhaltung, vielen Dank! Ich habe mich beim Lesen amüsiert und musste einige Male lachen.
Dass Du mit der Geschichte eine gude Zeit hattest, freut mich sehr, erst recht, wenn ich Dich zum lachen bringen konnte. :)


Auffällig, dass die männlichen Protagonisten in der Regel benamt sind, die weiblichen dann nur mit dem unschönen Attribut "Wichteline" versehen werden.
Na, da lies nochmal nach.
Es gibt drei männliche Nebencharaktere, von denen Tomte nur einen namentlich kennt: Snorre. Die anderen beiden nennt er Knollennase und Narbengesicht. Floki zählt nicht, der ist tot.
Die beiden plotrelevanten Wichtelinen heißen Emmi und Svea, wobei Svea erst ganz am Schluss vorgestellt wird, da Tomte zum Zeitpunkt ihres Treffens im Pausenraum sich nicht mehr an ihren Namen erinnern kann (Es sind einfach zu viele Wichtel). Zwischendurch taucht sogar noch eine weitere Wichteline namentlich auf, Greta, die hochschwanger an der Kreissäge schuftet, weil sie Emmi dort kurzfristig vertritt. ;)


bisschen problematisch, weil das an KZ-Eingangstore erinnert.
Ja, das Bild funktioniert bei sehr vielen Leser:innen und kam beim Schreiben irgendwie automatisch auf.

Nochmals Danke für Deine Aufmerksamkeit
Beste Grüße
Seth

Moin @sevas,

auch Dir vielen Dank für Lob, Kritik, Verbesserungsvorschläge und Deine Zeit.

Die geballte Ladung an Einfällen ist jedoch gar nicht so einfach zu verdauen und wie eingangs bereits erwähnt, bin ich tatsächlich ein wenig platt. Das Kopfkino läuft permanent auf Hochtouren und nach ca. 3/4 der Geschichte ließ meine Konzentration dann merklich nach. Ich war sprichwörtlich übersättigt.
Das ging nicht bloß Dir alleine so. Die überbordenden Einfälle und das, was ich mal als „Bunter-Teller-Effekt“ bezeichne, wirkt auf manche Leser:innen erschlagend, ermüdend, plättend. Ich sehe aber kein (großes) Kürzungspotenzial mehr, ohne dass ich der Geschichte dadurch ihren Drive, ihr Pacing wegschneiden würde.
Da nehme ich es in Kauf, dass ich anscheinend nicht alle zu gleichen Teilen abholen kann.

Ich denke, dass die Geschichte – ohne große Einbußen – entschlackt werden könnte.
Wie oben geschrieben, ich wüsste nicht mehr wo, abgesehen von einigen Passagen, denen ich dann aber Gags, Witze und Einfälle wegschneide, die mir (noch) zu wichtig sind. Ich kille meine Darlings gerade nicht, das merke ich selber.

Das Ende hat mich jedoch nicht ganz überzeugen können, da kommt die Revolution zu plötzlich und die neuen (eigentlich alten) Zustände sind dann auch zu schnell auf heile Welt gebürstet.
Ja, vorm Showdown im Büro kommt ein harter Schnitt. Aber das gefällt mir eigentlich ganz gut, ebenso wie die sanfte Aufblende nach dem Kill und dem Abschluss mit dem weißen Weihnachtsfinale. Das darf dann auch ruhig ein wenig leicht und einfach sein, dafür hatten die Wichtel es vorher einfach zu schwer.

Ich persönlich hätte mir sogar eine Geschichte ohne Happy End gewünscht 😈 Besonders fies wäre eine Intrige von Tomte gewesen, der eine Übernahme der "Firma" durch eine Person à la Elon Musk in Gang bringt, inkl. Massenentlassung und wirtschaftlichem Niedergang (wie bei Twitter/X).
:baddevil: Das wäre in der Tat eine Geschichte, die es lohnen würde, zu erzählen.
Zwar eine andere als diese, aber trotzdem. Vielleicht im nächsten Jahr? ;)

Flatscreen hat mich rausgehauen. Vielleicht etwas in der Art: "Er sah vom gigantischen Bildschirm zu den Blätten, hob das oberste an und schaute erneut auf die Anzeige." Ich glaube, dass Oberste kleingeschrieben werden muss.
Ich glaube, „Bildschirm“ verwende ich bereits einen Satz zuvor, daher der Flatscreen, um die Wiederholung zu vermeiden. Bisher hat sich (noch) niemand dran gestoßen, ich lasse es erstmal so. Das oberste werde ich ändern. Danke Dir fürs Aufzeigen.

Die Werkhallen werden mit römischen Ziffern bezeichnet, die Förderbänder aber mit ausgeschriebenen Zahlen. Ist das beabsichtigt?
Nö, keine Absicht. Aber jetzt, wo Du es sagst ...
Ich werde mal austesten, wie sich die Förderbänder ebenfalls mit römischen Ziffern lesen und mich dann entscheiden.


Komma weg nach "ertönte es".
Kommt weg.

käsig und glänzend kriege ich im Kopf nicht zusammen … Beim Wort käsig denke ich eher an etwas Mattes.
Hier kommen die Zustände des Drogenkonsums und des Arbeitsunfalls zusammen. Da auch dies noch kein Stolperstein für die Leserschaft war, lasse ich es erstmal so.


Warum schien?
Das wiederum scheint bei mehreren Wortkriegern Strauchelgefahr darzustellen:
Emmi steht in dieser Szene mit dem Rücken zu Tomte, daher kann er nicht sehen, was genau sie da tut, er kommt ja gerade erst angelaufen und ruft Snorres Namen bereits von weitem.

Könntest du streichen, Snorre wird ja nicht als Vater von jemand anderem gezeigt.
Wird gestrichen. Thx.

so viel, Komma weg nach "daraus bauen".
Wird beides asap verbessert. Danke Dir.

Ganz allgemein fand ich es verwirrend, dass du oft in der direkten Rede mit kursivem Text arbeitest, z.B. wenn jemand das Credo der Wichtel aufsagt oder auch hier, wo ein Geräusch dargestellt werde soll. Sehr wahrscheinlich stört das aber nur mich.
Das mache ich bei meiner Schreibe häufiger, meist, um Betonungen oder Laute, keine Wörter darzustellen. Die Mehrheit scheint es nicht zu stören.

Leckt sie nicht eher den (restlichen) Zucker vom Holzstiel ab? Der Holzstiel selbst ist ja nicht wirklich kandiert.
Hehe, guter Punkt. An dem Satz habe ich mehrmals mit einem ähnlichen Gedanken gesessen. Zurzeit gefällt mir aber die Vorstellung, dass in dieser fies-zuckrigen Wichtelwelt sogar die Stiele kandiert sind. Einfach noch ein bisschen mehr drüber.


Ich glaube es müsste heißen: »Bitte nicht noch ein Unfall!«
Sehr gut. Wird geändert.

Der erste (gesprochene) Satz ist abgeschlossen, weshalb das erste Wort im zweiten gesprochenen Satz großgeschrieben werden muss, also »Was ist passiert?« Denke ich zumindest …
Bist Du Dir da sicher? Ich mir nämlich (gerade) nicht. Wenn es falsch ist, werde ich es natürlich umgehend ändern, aber ich meine, dass mein Korrekturprogramm nicht gemeckert hat. Vielleicht jage ich die Stellen auch nochmal durch die Duden-Rechtschreibprüfung, um sicherzugehen.

Die Szenerie ist zu diesem Zeitpunkt sehr hektisch, sie rasen zu Ruprechts Männerhöhle, quasi unter Volldampf, jemand ist in Gefahr … Würde Tomte da wirklich nach Gretas Geburtstermin fragen?
Wenn sie an der Tür ankommen, nehme ich ja für einen kurzen Moment das Tempo (absichtlich) aus der Szene. Und ich mag den Gag, mit der hochschwangeren Wichteline an der Kreissäge, die zuvor noch einen Arbeitsfall im Bereich Elektrik hatte.
Das ist eine dieser Stellen, die könnte man komplett kürzen, die Geschichte bleibt die Gleiche. Ich finde aber durch solche kleinen Bonbons auf dem Teller wirkt das Ganze erst komplett.

Fünfhundert statt 500?
Ich werde keine glatten Zahlen nehmen und diese dann auch ausschreiben. Danke fürs Aufzeigen.

Und weiter oben schreibst du jeweils Wichteline.
Wird geändert.

Punkt statt Doppelpunkt nach aufgeregt.
Das auch.

"Er blinzelte und sein Geist fokussierte die gusseisernen Buchstaben über dem Eingang hinter dem wogenden Mützenmeer …" Ist aber so oder so ein wenig sperrig, der Satz.
Was hältst Du von:

Er blinzelte und sein Geist fokussierte die gusseisernen Buchstaben hinter dem wogenden Mützenmeer.


Vielen Dank für Dein scharfes Auge und Deine Aufmerksamkeit,
beste Grüße
Seth

 

Hallo @Seth Gecko,

und hab Dank für deine ausführliche Antwort auf meinen Kommentar und meine Fragen.

Ich denke, dass die Geschichte – ohne große Einbußen – entschlackt werden könnte.
Wie oben geschrieben, ich wüsste nicht mehr wo, abgesehen von einigen Passagen, denen ich dann aber Gags, Witze und Einfälle wegschneide, die mir (noch) zu wichtig sind. Ich kille meine Darlings gerade nicht, das merke ich selber.
Das verstehe ich und die Geschichte funktioniert ja auch so bestens. Bestimmt kommt's auch immer darauf an, in welcher Situation oder Verfassung man einen Text liest, da hat's mal mehr, mal weniger "Kapazität" für eine so dichte Geschichte. Vielleicht hätte ich den Text heute ganz anders kommentiert, wer weiß.

Ich persönlich hätte mir sogar eine Geschichte ohne Happy End gewünscht 😈 Besonders fies wäre eine Intrige von Tomte gewesen, der eine Übernahme der "Firma" durch eine Person à la Elon Musk in Gang bringt, inkl. Massenentlassung und wirtschaftlichem Niedergang (wie bei Twitter/X).
:baddevil: Das wäre in der Tat eine Geschichte, die es lohnen würde, zu erzählen.
Zwar eine andere als diese, aber trotzdem. Vielleicht im nächsten Jahr? ;)
Mal schauen, wie das Challenge-Thema im kommenden Jahr aussieht 😄

Warum schien?
Das wiederum scheint bei mehreren Wortkriegern Strauchelgefahr darzustellen:
Emmi steht in dieser Szene mit dem Rücken zu Tomte, daher kann er nicht sehen, was genau sie da tut, er kommt ja gerade erst angelaufen und ruft Snorres Namen bereits von weitem.
Alles klar. Ich verstehe, was du meinst, denke aber tatsächlich, dass man diese Stelle relativ einfach "entstolpern" könnte.

Ganz allgemein fand ich es verwirrend, dass du oft in der direkten Rede mit kursivem Text arbeitest, z.B. wenn jemand das Credo der Wichtel aufsagt oder auch hier, wo ein Geräusch dargestellt werde soll. Sehr wahrscheinlich stört das aber nur mich.
Das mache ich bei meiner Schreibe häufiger, meist, um Betonungen oder Laute, keine Wörter darzustellen. Die Mehrheit scheint es nicht zu stören.
Got it 👍🏼 Vielen Dank für die Erklärung.

Leckt sie nicht eher den (restlichen) Zucker vom Holzstiel ab? Der Holzstiel selbst ist ja nicht wirklich kandiert.
Hehe, guter Punkt. An dem Satz habe ich mehrmals mit einem ähnlichen Gedanken gesessen. Zurzeit gefällt mir aber die Vorstellung, dass in dieser fies-zuckrigen Wichtelwelt sogar die Stiele kandiert sind. Einfach noch ein bisschen mehr drüber.
Haha, klar, das Setting "erlaubt" das durchaus, warum also nicht 😄

Der erste (gesprochene) Satz ist abgeschlossen, weshalb das erste Wort im zweiten gesprochenen Satz großgeschrieben werden muss, also »Was ist passiert?« Denke ich zumindest …
Bist Du Dir da sicher? Ich mir nämlich (gerade) nicht. Wenn es falsch ist, werde ich es natürlich umgehend ändern, aber ich meine, dass mein Korrekturprogramm nicht gemeckert hat. Vielleicht jage ich die Stellen auch nochmal durch die Duden-Rechtschreibprüfung, um sicherzugehen.
Ich bin mir da ziemlich sicher, aber auch nicht zu einhundert Prozent. Vielleicht ein Fall für @Friedrichard?

Die Szenerie ist zu diesem Zeitpunkt sehr hektisch, sie rasen zu Ruprechts Männerhöhle, quasi unter Volldampf, jemand ist in Gefahr … Würde Tomte da wirklich nach Gretas Geburtstermin fragen?
Wenn sie an der Tür ankommen, nehme ich ja für einen kurzen Moment das Tempo (absichtlich) aus der Szene. Und ich mag den Gag, mit der hochschwangeren Wichteline an der Kreissäge, die zuvor noch einen Arbeitsfall im Bereich Elektrik hatte.
Das ist eine dieser Stellen, die könnte man komplett kürzen, die Geschichte bleibt die Gleiche. Ich finde aber durch solche kleinen Bonbons auf dem Teller wirkt das Ganze erst komplett.
Ich verstehe deine Denke dahinter, aber ich bin echt nicht sicher, ob das die geeignete Stelle ist, um das Tempo rauszunehmen (denn mein Interesse gilt in diesem Moment einzig und allein Flocki).

"Er blinzelte und sein Geist fokussierte die gusseisernen Buchstaben über dem Eingang hinter dem wogenden Mützenmeer …" Ist aber so oder so ein wenig sperrig, der Satz.
Was hältst Du von: Er blinzelte und sein Geist fokussierte die gusseisernen Buchstaben hinter dem wogenden Mützenmeer.
Ich würde sagen: Perfekt gelöst!

Nochmals danke für die Infos und ich wünsche dir einen super Restnachmittag.

Grüße
sevas

 

Hallo @Seth Gecko
o weh, die Geschichte ist böse und hat mir von der Idee her, von denen, die ich bisher gelesen habe, am Besten gefallen. Drogen & Zucker, um an der Arbeit nicht zugrunde zu gehen, weil die kein normaler Wichtel aushalten kann. Kommt auf jeden Fall auf die short list. Darum find ich es fast ein bisschen schade, dass sie ... ich weiß nicht ... ein kleines pacing problem hat? Bin aber nicht sicher, was genau es ist und ob es überhaupt das Tempo ist. Die zerfranst auch ein bisschen, andererseits gehts natürlich auch um die vielen Einfälle und Referenzen, die sollen natürlich bleiben ... Also ich fand sie gut, so gut, dass ich sie gern perfekt hätte, also nimm meine Anmerkungen als Kompliment, bitte!

Ich schau jetzt noch mal kurz, ob ich besser erklären kann, was ich mit Fokus und/oder Pacing genau meine, also ob ich das selbst herauskriege, was ich damit meine und ich fange mal ganz vorne an und da finde ich schon ein paar Infos, die vielleicht nicht notwendig sind ... das Ding ist, die haben mich beim Lesen eben nicht gestört, aber jetzt beim zweiten Durchgang, da weiß ich nicht, was die der Geschichte wirklich bringen, zB auch das mit Tomtes Blick, der über die Leute strich ... das kommt ja auch später noch, ist also eigentlich redundante Info, fast ein bisschen Infodump, hier Leser: das Setting! Da fänd ich schöner, das würde sich langsam entblättern, statt so: Bäm!

Wichtel Tomte stand unter der Wunschzettelanzeige in Werkshalle II, in den Händen ein Klemmbrett voller Papiere. Er sah vom gigantischen Monitor zu den Blättern, hob das Oberste an und schaute erneut zum Bildschirm. Rasant flossen die Wünsche aller Kinder abwärts, eine schier endlose Liste rot glühender Begrifflichkeiten, nur wenige wechselten ihre Farbe in Grün. Tomte jonglierte in Gedanken mit notwendigen Faktoren. Er seufzte. Bei diesem Tempo würde die Nachtschicht das Soll nicht erfüllen. Das bedeutete Mehrarbeit. Schon wieder.
Tomtes Blick strich über seine Leute: Hunderte Wichtel und Wichtelinen hantierten an Fließbändern, Stanzen, Drehbänken und Kreissägen. Im Akkord hämmerten, schraubten, löteten und leimten sie, ihre Zipfelmützchen wie grüne Bauteile im Getriebe einer Manufaktur.
Es waren so viele. Wie sollte er ... weiter vorne staute sich der Warenfluss, die zwei zuständigen Wichtel zankten, anstatt zu arbeiten.
Ich habe mal fett markiert, was mAn reichen würden an Infos.

»Hei!« Tomte lief zum Problemherd. »Was ist hier los?«, fragte er und zeigte auf den Stau.
Was zu erwarten war (denn wohin sonst sollte er laufen?) und somit keiner Erwähnung bedarf ... Damit bist du dann relativ schnell bei der ersten Situation:
»Ah… Mestari! Gut, dass du da bist«, sagte der eine. Die Äderchen auf der Nase zeugten von zu viel Metkonsum. Den anderen zeichnete eine breite Narbe vom Ohrläppchen bis zum Kinn.
»Kraft deines Amtes musst du einen Streit schlichten«, sagte Knollennase.
Tomte rückte die Mütze mit der Brosche daran zurecht. »In welcher Frage herrscht Unfrieden?«
»Was ist der beste Weihnachtsfilm aller Zeiten?«, fragte Narbengesicht. Seine Kiefer mahlten unablässig. Die Pupillen groß wie bunte Teller.
Tomte nickte und tat so, als sinniere er über die Antwort. Bester Weihnachtsfilm. Selbe Woche, andere Wichtel. Okay. »Nennt mir eure Wahl. Du, beginne«, befahl er dem Alkoholiker.
»Ist das Leben nicht schön?« Der Wichtel rieb sich die Nase und schaute den Kontrahenten herausfordernd an.
Bei dem Dialog vielleicht auch ein bisschen darauf achten, dass es nicht zu viele "Regieanweisungen" oder beschreibungen gibt oder Interpretationen, die der Leser selbst leisten sollte. Ich habe jetzt die rausgekürzt, von denen ich denke, dass sie unnötig sind und den Dialog etwas mühsam machen, bzw ist das für mich eine Frage der Dosis. Das mit dem "selbe Woche, andere Wichtel" hab ich nicht verstanden.

Knollennases Zunge leckte über die Lippen. Narbengesichts Mund mahlte. Gebannt starrten sie … und hielten Händchen.
Hier ein anderes Beispiel für nach meinem Geschmack zu viel Details. Deine Story ist ja schon so überbordend an Ideen und ich finde, die sollten auch alle drinbleiben, aber vielleicht wäre es hilfreich an anderen Details dann zu sparen? Natürlich sollst du nicht alles rauskürzen, aber vielleicht kannst du es ausprobieren und gucken, was du dabei an Setting/Atmosphäre verlierst und wenn nix verloren geht, dann weg damti? Lass dem Leser auch die Möglichkeit sich selbst Dinge vorzustellen ...

Tomte wandte sich ab. Stirb langsam. Also ehrlich. Mit solchen Schiedssprüchen hatte sein Vater damals als Mestari bestimmt nicht zu tun. Als kleiner Wichtel hatte Tomte mit Pap jedes Jahr am Vorabend des H-Day die Abenteuer aus Bullerbü schauen dürfen. Auch diese kleinen Wesen wünschten sich weiße Weihnachten, wenn auch anders als wir heutzutage, dachte Tomte.
Ein Alarm ertönte und Förderband Fünf stoppte.
Hier, das find ich gut, da kommt die nächste Situation zügig und ohne Umwege ...

Zipfelmützen drehten sich, Bärte reckten sich, neugierige Blicke ob der Ursache der Sirene. Das Schrillen verstummte und schuf Platz für Geschrei eines einzelnen Wichtels: »Auuu!« ertönte es, aus Richtung der Schneidwarenfertigung, dicht gefolgt von einem »So eine Kagge!«
Das ist mir wieder zuviel. Das Fette könnte evtl ausreichend sein ...

Schon von Weitem sah er den Schreihals. Es war Snorre. Der alte Wichtel presste die Mütze mit einer Hand vor die Brust, das Gesicht käsig und glänzend. Eine Wichteline stand vor ihm und schien über Snorres andere Hand gebeugt.
Also, wenn ich jetzt so durchgehe, fällt schon auf, dass du viel beschreibst, wie die Wichtel aussehen oder was sie tun ... da gibt es bestimmt einiges an Kürzungspotential, wieder auch um dem Leser mehr Raum zu geben ...

Vielleicht könnte man den Text auch noch mal durchgehen im Hinblick auf die einzelen Situationen, schauen, dass die in sich rund sind und/oder einen Spannungsbogen haben bzw was für Infos dort geliefert werden sollen und ob die Übergänge von Szene zu Szene nicht zu lang geraten ... aber das sind nur Ideen, um aus einer guten Geschichte eine noch bessere zu machen ... und das ist ja auch nur meine Perspektive, andere finden die Geschichte sicher schon perfekt ... du entscheidest selbts, was dir sinnvoll erscheint.

Jedenfalls vielen Dank für diese Geschichte, bei der einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Gut gemacht! Habe ich gerne gelesen!

Viele Grüße
Katta

 

Moin @Katta,

tausend Dank für Deinen hilfreichen Kommentar, Dein Lob und Deine Zeit.
Dass Du mit der Geschichte in ihrem aktuellen Zustand eine gude Zeit hattest, freut mich sehr.

Die Pacing-Herausforderung wurde bereits von Wortkrieger:innen angesprochen, da ist definitiv was dran und ich habe auch schon einiges am Originaltext verändert, gekürzt und umgestellt.
Deine Anmerkungen sind wie die der anderen extrem hilfreich, um bis zur Deadline der Geschichte weiteren Schliff zu verpassen.
Gerne gehe ich kurz darauf ein:

Bin aber nicht sicher, was genau es ist und ob es überhaupt das Tempo ist. Die zerfranst auch ein bisschen, andererseits gehts natürlich auch um die vielen Einfälle und Referenzen, die sollen natürlich bleiben ...
In ein paar Szenen war (und ist es vielleicht immer noch ein bisschen) das Tempo.
Der Film-Streit war z. B. in der ersten Fassung ausführlicher und eher am Ende des ersten Drittels, nach Tomtes Gespräch mit Svea, im Pausenraum, eingebaut. Da hatten bereits mehrere WK konstruktiv kritisiert, dass das Pacing an dieser Stelle merklich schwächelt.

Auch das „zerfransen“, wie Du es nennst, haben andere genannt, meistens auf die reine Vielzahl an Eindrücken, Ideen und Kleinigkeiten bezogen.
Diesen „bunten Teller“ an Weihnachtsreferenzen, Einfällen und die damit verbundenen bösen Ideen, werde ich nicht mehr reduzieren, denn Du schreibst es schon, die sollen bleiben, da sehe ich die Stärke der Geschichte.


Also, wenn ich jetzt so durchgehe, fällt schon auf, dass du viel beschreibst, wie die Wichtel aussehen oder was sie tun ... da gibt es bestimmt einiges an Kürzungspotential, wieder auch um dem Leser mehr Raum zu geben ...
Ja, die (kurze) Beschreibung der Wichtel ist mir wichtig, da ich ansonsten Sorge habe, sie erscheinen rasch wie austauschbare Pappkameraden. Eine Schwäche, die bisher viele meiner Figuren hatten und noch haben.
Auf der anderen Seite möchte ich aber auch die bestmögliche Version der Geschichte abliefern und aufgezeigte Hürden wie „zu lang, für das, was es ist“, ziehen sich schon durch die Kritiken.

Vielleicht könnte man den Text auch noch mal durchgehen im Hinblick auf die einzelen Situationen, schauen, dass die in sich rund sind und/oder einen Spannungsbogen haben bzw was für Infos dort geliefert werden sollen und ob die Übergänge von Szene zu Szene nicht zu lang geraten ... aber das sind nur Ideen, um aus einer guten Geschichte eine noch bessere zu machen ... und das ist ja auch nur meine Perspektive, andere finden die Geschichte sicher schon perfekt ... du entscheidest selbts, was dir sinnvoll erscheint.
Deine Vorschläge des Kürzens einzelner Zeilen/Wörter für den letzten Schliff finde ich sehr hilfreich, da ich merke, wie ich selber mit dem Skalpell vor den Szenen stehe und mich nicht traue, die Klinge anzusetzen. Bin gerade kein Darlingkiller. ;)
Ich werde mich nach dem Verfassen dieser Antwort nochmal ransetzen und Satz für Satz nach Kürzungspotenzial durchsuchen. Danke Dir sehr, fürs Aufzeigen von Möglichkeiten.


Das mit dem "selbe Woche, andere Wichtel" hab ich nicht verstanden.
Das hatte jemand anders auch schon angemerkt (Ich glaube, es war @CoK ?). Ich wollte verdeutlichen, dass Tomte ständig von den Wichteln in der Funktion als Mestari zu solchen „Schiedssprüchen“ herangezogen wird. Scheint aber nicht zu funktionieren, bzw. überflüssig/redundat zu sein? Ihr habt mich überzeugt. Fliegt raus.


Jedenfalls vielen Dank für diese Geschichte, bei der einem das Lachen im Halse stecken bleibt.
Ich danke Dir, für Deinen aufmerksamen Blick und Deine Gedanken zu meiner Geschichte.

Beste Grüße und einen guten Start in die weihnachtliche Zielgerade. :xmas:
Seth

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Seth Gecko,

die zwei zuständigen Wichtel zankten.
zwei Wichtel zankten oder die beiden Wichtel zankten.
»Stirb langsam!«, schrie Narbengesicht.
:lol:
Tomte nickte. »Nennt mir eure Wahl. Du, fang an«, befahl er dem Alkoholiker
Vorsicht mit Zuschreibungen, das nimmt deinem Text mMn Qualität.
»Werdet ihr mein Urteil zu akzeptieren, so wie die alten Bräuche es verlangen?«, rezitierte Tomte die Etikette.
Beim zu stimmt was nicht. Etikette bezeichnet ja eher gesellschaftlich geformte Normen. Wenn du von einem Urteil sprichst, geht es um Rechtsprechung, also um Gesetzte.
Der größte Film zum H-Day, ist ... (bedeutungsschwangere Pause) … Weihnachten bei den Kindern aus Bullerbü!«
:lol:
Mit solchen Schiedssprüchen hatte sein Vater damals als Mestari bestimmt nicht zu tun.
Ein Urteil ist kein Schiedsspruch. Das eine fällt ein Richter der Staatsgewalt, das andere ein privater Schiedsrichter.
In Tomtes Kopf verschmolz die Tirade mit dem Hallenlärm zu einer Monotonie.
Der Satz verwirrte mich, da ich Monotonie gleichsetze mit Stumpfsinn und Eintönigkeit. Z.B. wenn du am Fließband den lieben langen Tag lang immer nur das Selbe machst. Was du meinst ist vllt. eher, dass im Kopf alles zu einem Matsch wird. Hab gerade Dr. Wiki Gugle gefragt und der meint, dass Monotonie in der Phonetik gleichförmige Intonation meint. Also theoretisch richtig, lässt es mich trotzdem stutzen.
»Halt still, sonst kann ich die Blutung nicht stoppen!«, ermahnte sie ihren Patienten und bastelte weiter am Druckverband, bestehend aus Geschenkpapier und Tesafilm.
Willst du nicht Horror taggen? :aua: Son abgeschnittener Finger ist eine heftige Verletzung. Glaube nicht dass außer Wichtel da jemand weiterarbeitet.
Das Körperteil lag unter dem Förderband, er pustete kurz und kräftig drauf, befreite es von Pastikfusseln und Staub. Es war der Mittelfinger, sauber abgetrennt unter dem ersten Glied.
Snorre hielt die Zipfelmütze wie ein Säckchen auf und Tomte ließ den Mittelfinger hineinfallen.
Ab in die Plastiktüte mit Eis, mit Glück lässt er sich wieder annähen.
»Das wars.«
mit Apostroph.
»Zwei Stunden, dann will ich dich und deine acht Finger wieder an Station Fünf-Zwo sehen. Verstanden?«
oh ja, dann ist das Adrenalin weg und es tut einfach höllisch weh.
jeder Schritt entlockte dem Resopalboden ein klebriges Rpp-rpp-rpp.
Wusste gar nicht, dass die Böden machen, ich dachte die machen nur HPL für Arbeitsplatten.
Tomte besah sich seine Wahl: ein Tetrapak Eierlikör. Der Strohhalm fehlte. Und … abgelaufen, seit vier Jahren. Tomte seufzte, warf den Snack in den von Verpackungsfolien überquellenden Mülleimer und ließ sich in die Polster fallen, die Federung zwickte fies am Hintern.
Das ist eine Stelle, an der mir erneut auffiel, wie gut du das Thema auslotest und immer wieder neu variierst.
Vor ihr eine halb leere Flasche Schwarzwasser, das rot-weiße Etikett an den Ecken abgeknibbelt,
Cola? Klingt wie Feuerwasser, gut versteckt eingebaut.
»Das tut mir leid. Arbeitsunfall?«
»Nö. Diabetes.« Ihr Zeige- und Mittelfinger formten eine Schere. Schnipp-Schnapp. »Typ-Zwei.«
Kein Wunder bei der Ernährung ...
Zucker war eine der häufigsten Todesursachen, zusammen mit Arbeitsunfällen und ›Tod durch Balthasar‹. Auf Platz Eins stand natürlich Selbstmord.
Ich sag doch: Horror
In der folgenden Weihnacht tauschte er die braune Pelzjacke und den Schlapphut gegen ein rotes Gewand und eine Zipfelmütze ein.
Oh yes, born by Coca Cola.
»Bin mir … nicht sicher«, japste sie, »glaubt man … dem Flurfunk … hat es was … mit … Geheimnachrichten … zu tun!«
Die Wichtel werden subversiv.
Es standen nur noch wenige Trainingsgeräte herum, in der Ecke hing ein mit Panzerband geflickter Sandsack. Die Wände zierten Tierschädel, Trophäen von Ruprechts Jagdausflügen: viele Widder, aber auch ein beeindruckender Zwölfender. Auf dem Boden lagen Amarettoflaschen und fleckige Unterwäsche neben Fast-Food-Kartons, der Gestank nach Marzipan, Moschus und Müll war kaum zu ertragen.
Gutes Worldbuilding, passt alles.
»Emmi, du beruhigst diese eingeschneite Bande! Dann verteilst du die Nüchternsten auf Stationen an Förderband Fünf-Zwo! Danach stellst du die Anlage auf Reset. Als Nächstes …«
»Aber, Mestari! Das löscht alle offenen Wunschzettel!«
»Ich weiß«, antwortete Tomte. »Vertrau mir. Wenn die Anlage auf Werkseinstellung steht, wartest du auf mein Zeichen.«
Wow, jetzt startet die Rebellion, doch wo ist Ruprecht? Solche Unrechtssyteme funktionieren ja nur mittels permanenter Überwachung.
»Dank eurem Pulver sind die wie diese Häschen aus der Batteriewerbung! Die kannst du den ganzen Tag laufenlassen! Unkaputtbar! ... Was? Ja, bisschen Schwund ist immer! Jaha!«
Ist der eklig, der Weihnachtsmann
»Option A: Du wirst sauber. Und damit meine ich rein wie frisch gefallener, echter Neuschnee. Du schickst deine Ausbeuter-Partner und Schneelieferanten in die Wüste und stellst die Produktion wieder um, auf echte Kinderwunschzettel und Maßarbeit, so wie früher. Des Weiteren sorgst du für ein Entzugsprogramm und ordentliche Bedingungen im Betrieb. Ich spreche von geregelten Arbeitszeiten, gesundem Essen, Urlaubstagen und Zahnersatz.«
Klingt zu schön um wahr zu sein, aber welchen Hebel haben die Wichtel, um das auf Dauer durchzusetzen?
»Yippie-kay-yeh, Motherfucker«, sagte Tony.
ist da ein k zu viel?
Ein monströser Knall und der Schädel zerplatzte in Blut, Gehirnmasse und Knochensplittern, rote Fetzen spritzten umher, Zähne perforierten das Panoramaglas.
Okay, das mit dem Hebel hat sich erledigt.

Hat mich gut unterhalten, deine gewalttätige Rebellion der Wichtel gegen den Weihnachtsmann. Das ist atmosphärisch sehr dicht, hat einen Spannungsbogen, der trägt und ist mit guten Ideen gespickt. Viele schöne Details, gute Figuren, brachiale Sozialkritik. Manches Mal war es für mich drüber, zu sehr mit dem Holzhammer auf die Zwölf. Vllt. dann die Story selbst ihren Gang ziehen lassen und nicht noch ne Schippe drauf.
Mal eine Weihnachtsgeschichte der anderen Art, die ich gerne gelesen habe.

Peace und gute Nacht, l2f

 

Hi @Seth Gecko, jetzt habe ich deine Geschichte zum zweiten Mal gelesen, das erste Mal ist schon ein paar Wochen her. Hat schon beim ersten Mal Spaß gemacht, aber ist jetzt deutlich straffer, und zielstrebiger. Mir gefallen die ständigen Weihnachtsmetaphern mit Zuckerstange und Glühwein, da tun einem die Wichtel doppelt leid, die kennen sonst wohl nix. Ein paar Flusen lagen in der Werkshalle noch rum:

hob das Oberste Blatt an und schaute erneut zum Bildschirm.
oberste klein oder ist es ein Eigenname?
die Pupillen groß wie bunte Teller.
Das fand ich lustig, obwohl ich keine Ahnung habe, wie groß ein bunter Teller im Vergleich mit einem sagen wir weißen ist.
Siebeneinhalb Jahre alt, lebt in Berlin-Neuköln!
Neukölln
Sie waren so aufgekratzt vom Schnee und Zucker dass sie pausenlos quasselten.
Zucker KOMMA dass
Die Wichtel traten lautlos hinter den Verstecken hervor,
vielleicht eher aus den Verstecken?

Dir ein fröhliches Fest mit aufgekratzten Wichteln,
viele Grüße
Placidus

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin @linktofink,

danke für Deinen Kommentar, Deine Gedanken und Deine Zeit.
Dass Dich die Wichtelstory abgeholt hat, freut mich sehr.
Gerne gehe ich kurz auf Deine Anmerkungen ein:


zwei Wichtel zankten oder die beiden Wichtel zankten.
Hmm. Verstehe ich (noch) nicht so ganz. Die zwei zuständigen Wichtel zankten. Liest sich das für Dich doof? Die beiden zuständigen Wichtel zankten. Ja, das ist besser. Oder würdest Du das zuständigen weglassen? Aber dann könnte es falsch verstanden werden, als ob es irgendwelche Wichtel wären.


Vorsicht mit Zuschreibungen, das nimmt deinem Text mMn Qualität.
Guter Punkt. Gehe ich nochmal durch. Überlege, den Alkoholiker zu streichen.

Beim zu stimmt was nicht. Etikette bezeichnet ja eher gesellschaftlich geformte Normen. Wenn du von einem Urteil sprichst, geht es um Rechtsprechung, also um Gesetzte.
Ups. Das zu ist ein Flüchtigkeitsfehler nach Änderung. Das mit der Etikette und dem Urteil/Schiedsspruch ist auch ein sehr guter Hinweis, danke, da setze ich mich nochmal ran. Wird dann durchgehend der Schiedsspruch werden.

Ein Urteil ist kein Schiedsspruch. Das eine fällt ein Richter der Staatsgewalt, das andere ein privater Schiedsrichter.
siehe oben. Wird geändert.

mit Apostroph.
Jawoll. Wid geändert.

Das ist eine Stelle, an der mir erneut auffiel, wie gut du das Thema auslotest und immer wieder neu variierst.
Danke Dir.

Wow, jetzt startet die Rebellion, doch wo ist Ruprecht? Solche Unrechtssyteme funktionieren ja nur mittels permanenter Überwachung.
Guter Punkt. Hatte überlegt das einzubauen (Ruprecht sollte die Wichtel per 24/7 Kameraüberwachung im Auge behalten), aber dann würde die Story noch größer und das würde die Figur (Ruprecht) auch nicht selber machen und einen "Verräterwichtel", der für ihn arbeitet, passte irgendwie nicht. Vielleicht fällt mir noch was ein, ich fürchte aber, dass dieses Logikloch ungestopft bleiben wird, auch wenn mir das missfällt. Mal schauen, ein bisschen Zeit habe ich noch.

Manches Mal war es für mich drüber, zu sehr mit dem Holzhammer auf die Zwölf. Vllt. dann die Story selbst ihren Gang ziehen lassen und nicht noch ne Schippe drauf.
Da bist Du nicht alleine mit. Vielleicht kürze ich noch ein, zwei Szenen ein, da muss ich dann aber mit der ganz feinen Schere ran. :)


Nochmals Danke, ich wünsche Dir fantastische Feiertage.
Beste Grüße
Seth

Moin @Placidus,

danke, dass Du erneut bei meinen kleinen, aufgedrehten Kerlchen vorbeischaust und hilfst wie eine Weihnachtswichteline. :huldig:

oberste klein oder ist es ein Eigenname?
Ich glaube, dass Oberste kleingeschrieben werden muss.
Edit: Da hab ich anscheinend bereits bei @sevas bereits falsch reagiert, da im Weihnachtsstress falsch verstanden/falsch gelesen ... :bonk: Ist korrigiert. Danke euch beiden.

Das fand ich lustig, obwohl ich keine Ahnung habe, wie groß ein bunter Teller im Vergleich mit einem sagen wir weißen ist.
Der „bunte Teller“ ist doch auch so ein Weihnachtbegriff, der Teller, auf dem die Süssigkeiten liegen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Bunter_Teller

Die Farbe ist egal. ;)


Neukölln
Wird geändert. Thx.


Zucker KOMMA dass
Das auch.


vielleicht eher aus den Verstecken?
Besser. Danke Dir.


Dir ein fröhliches Fest mit aufgekratzten Wichteln,

Das wünsche ich Dir auch! :xmas:
Beste Grüße und fantastische Feiertage
Seth

 

Moin @Seth Gecko,

klasse! Irre Ideen, super eingebracht, flüssig zu lesen und unterhaltsam :). Meine Vorredner erwähnten schon vieles.

Vielleicht hätte Svea noch präsenter sein können. Nicht im Sinne von Handlungen, sondern als Motivation. Z.B. als Tomte bei Ruprecht oder beim Alten war, da entdeckte er ein Foto von ihr. Gab ihm nochmals zusätzliche Motivation. Dann wirkt das Ende der Geschichte mit Tomte abgeschlossener und nicht noch schnell zusammengebastelt. Aber ist nur ein Eindruck von mir. Deine Geschichte ist super :).

Erinnerte mich ein bisschen an American Dad - For whom the sleigh Bells Toll - Staffel 6, Episode 8. Falls Du sie nicht kennst, unbedingt schauen. So abgedreht wie Deine Geschichte :).

Beste Grüße
Kroko

 

Moin @Kroko ,

nur ganz schnell (und bloß vom Handy aus, da auf dem Sprung zu den Verwandten): Danke, dass Du Dir Zeit genommen hast um meine Geschichte zu lesen, zu kommentieren und für Deinen Vorschlag zur Verbesserung.

Du hast Recht, die Wichtelin Svea hat nur eine kurze Szene, bei ihrer Verbindung zu Tomte (und somit auch zum Ende) fehlt ein bisschen der Punch.
Aber ich wollte unbedingt noch den ECHTEN Schnee mit reinbringen und dazu ist mir bei den beiden (Haupt-)Nebencharakteren Snorre und Emmi nichts mehr eingefallen.

Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich Svea eine weitere kurze Szene auf dem außerplanmäßigen ting spendieren, aber ich glaube, dass ich aufgrund der Familienfeierlichkeiten bis zum Challengeende nicht mehr dazu kommen werden.

Nochmals danke für Deine Aufmerksamkeit.
Frohe Weihnachten
Seth

Edit: Die AD Folge hab ich (glaube ich) schon mal gesehen, endet die nicht in einem Action-Feuerwerk an der Hütte des Weihnachtsnannes?
Ziehe ich mir die Tage nochmal rein, danke für den Tipp.

 

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