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Wa(h)rsteiners Resi G. Nation

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07.10.2019
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Wa(h)rsteiners Resi G. Nation

In Baumfalkengrün kracht es. Der Fahrer des Wagens steigt voll in die Eisen, kann den Zusammenprall aber nicht verhindern. Das Reh donnert in die Windschutzscheibe, das Auto rauscht die Böschung hinunter. Blaulicht saust an Marianne vorbei, die gerade den Bürgersteig fegt. „Wos is denn do los?“ Sie stellt den Besen beiseite und kramt ihr Telefon aus der Schürze. „Servus, Schwesterherz. Du, hobt ihr oan Einsatz? I hob den Franz davofahrn gseng. Wos is denn do scho wieda los?“
Siggy Steiner lungert vor seinem Haus herum. Noch kann er gerade laufen. Mürrisch blickt er aus der Wäsche, als er die Marianne vor ihrem Hof stehen sieht. Die oide Hex‘ mid ihrem Besn. Sein Blick wandert rüber zu Resis Schenke, bleibt dort hängen. Wehmütig schnaubt er sich den Schmerz von seiner Brust; Erinnerungen an vergangene Zeiten, als die alte Spelunke noch seine zweite Heimat war.

*
Am Abend desselben Tages in Resis Schenke »Zum Blauen Hirsch«:
„Resi, zapf mir mal ein Bier und sag mal, hast du schon was gehört von dem Unfall da?“
„Ja, du glaubsts kaum. Dass da herinnen koa Ruah einkehrt. Marianne kam voabei und hod des verzählt. Bluatverschmiert soi des Auto gwen sei, pfui daifel. Wos des wieda war. Mei, kannst s ned glaubn.“
„Um Gottes Willen. Ist da jemand verunglückt? Es wird doch nicht wieder?“
„Die von da Polizei sans am Schauen. Bestimmt is was Schlimmes passiert! Sonst wärns ja net do gwesen. Frogst Schorschi, der hod doch aa sei Cousinen bei da Polizei.“

Maier bedankt sich, greift seinen Krug und marschiert zu seinem Stammtisch. Donnerstag Abend, Poker-Abend. Heute nicht. Müller und Sepp sitzen bereits im schummrigen Licht ihrer verqualmten Ecke. Vor ihnen auf dem Tisch: zwei Kartendecks, zwei Krüge voll Bier und ein großer Aschenbecher aus Wurzelholz. Eine orangefarbene Stofflampe baumelt über ihren Köpfen. Kaum, dass Maier seinen Platz eingenommen hat, kommt Schorschi vom Pinkeln zurück. Beherzt haut er dem Maier zur Begrüßung auf die Schulter „Na Maier, alter Sack, hast Freigang? Hat deine Alte dich ziehen lassen?“ Er lässt sich auf die Bank plumpsen. „Ich weiß doch, wie die Weiber sind.“
„Ach, schau her. Weil du einkaufst für die gebrechliche Else? Habt ihr gehört, Männer, wenn ihr Fragen habt, der Schorschi kennt sich mit den Weibern aus.“ Murmelndes Gelächter ertönt, Schorschi mustert seine Schuhe. Maier grinst breit und gönnt sich einen großen Schluck. Er hasst es eben, ungefragt angefasst zu werden.
„Aber im Ernst“, fährt Maier fort, „wisst ihr von dem Unfall? Da hat es doch schon wieder gekracht auf der verdammten Landstraße.“
„Jo, i hob des aa ghört“, ergänzt Sepp. „Polizei is da gwesn.“
„So ein Saumist, ein elender. Als hätt des damals nicht gereicht. Schlimm genug ists gwesn“, Müller schüttelt sich.
„Furchtbar, des mit Zents ihrem Daniel.“ Sepp zündet sich einen Zigarillo an, inhaliert kräftig und stößt den Rauch aus seiner Nase aus. „Wie alt is er gwesn?“
„Ich woass es nimma. I glaub fünf war der, bevor dass die ihn umgfahrn hom.“, Müller kratzt sich nachdenklich am Kopf.
„Herrgott noch eins, die Frau plemmplemm und der Mann, der Inno. Wen überraschts? Der Drecksack, der des war, läuft noch immer frei herum. Der genießt die Sonne und der Junge liegt unter der Erde. Wär das mein Kind, und die Polizei würd nichts finden, ich würd mir den Kerl selber schnappen.“
„Und dann? Dann würdst ihn umhaun oder was?“, Müller will es genauer wissen.
„Ja sicher, würd ich den umhauen. An Traktor binden würd ich den, des Dorf fegen würd ich mit dem Lump. Was glaubst denn du? Aber mei, was willst machen? Kein Zeuge, kein Fahrzeug. Ned oamoi Bremsspuren hond se gfunde. Nur des leblose Kind und a paar Scherbn.“ Sepp hebt die Hand und schnippt mit den Fingern „Resi, Reeeesi, bringst uns noch ne Runde.“
Schorschi, Maier und Müller sehen sich Schulter zuckend an. Resi kommt anmarschiert. Sie kümmert sich herzlich um ihre Männer.
„Verstehen könnte ich das“, Maier beugt sich nach vorne und senkt bedächtig seine Stimme. „Immerhin war der alte Zent früher doch ein Pfundskerl. Und jetzt seht ihn euch an. Was das mit einem machen kann! Gestern ein aufstrebender Bürgermeister, heute nur noch am Saufen. Eine Sekunde, die darüber entscheiden kann. Wer das zu verantworten hat, hat doch Dreck am Stecken, sonst haut man doch nicht ab.“
„Ja, und des is jetzt wieder passiert“, will der Müller wissen.
„Nein, ja, a ge, woher au, mir wissens ja nicht!“ Sepp winkt mit der Hand ab, als wolle er eine unsichtbare Fliege vertreiben. Dann hält er inne. Mit festem Blick fixiert er den Müller: „Etwas is aber scho passiert.“
„Aha, ja, aber wenn jetzt des stimmt, do muss doch mal jemand wos unternehma. So konn des doch ned weidergehen. Am End foid unsea scheens Schützafescht wieda ins Wossa, dann hom mia den Schlamassl.“ Müller steht der Schrecken ins Gesicht geschrieben.„Des war doch wieda Steiner.“
Ein Kopfnicken eint die Runde. Nur Maier zögert: „Ich weiß nicht. Weil das Schicksal denen übel mitgespielt hat, ist er gleich verdächtig? Beim alten Steiner ging es doch bergab, seit der den Job verloren hat. Und dann die Frau noch mit dem Schlaganfall. Der hat sich aber doch gefangen. So sieht kein Krimineller aus. Ein armer Kerl vielleicht, aber doch kein Verbrecher. Der Familie müsste vielleicht mal jemand helfen.“
Sepp zieht ein Doppelkinn: „Ja, vielleicht. Aber dem Sohn, glaubs ma, dem is nicht mehr zu helfen. Nix ois Ärger hosd mid dem. Da herinnen wird immer wieder was passiern, wenns da nicht hart durchgreifn und den nicht einsperrn.“
„Und wieso hamms den nicht glei eingsperrt?“, hakt Müller nach.
„Ein Alibi soll er gehabt haben. Um sei Mutter soll er sich kümmert haben. Das weiß ich von der Baumberger Anna, meine Cousine, die kennst doch, die schafft ja aa bei der Polizei. Des is aber vertraulich“, gibt Schorschi zum Besten.
„Um sei Mutter soll er sich kümmert haben? A ge, ein Schmarrn. Soweit i woiss hod der Steiner Siggy sich immer selbst um sei Frau kümmert. Und Pflege hamms doch aa noch kriegt. Stell dir vor, du. Das sollte ich für mich beantragen, weil ich zwanzig Jahr mit derselben Alten verheiratet bin.“ Sepps Kehle entspringt ein schallendes Gelächter. Als es verhallt, wischt er sich mit dem Handrücken eine Schaumkrone Speichel aus dem Mundwinkel.
„Ha, du bist doch ein alter Dummschwätzer“, auch Schorschi kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, „aber eins geb ich zu. Des mid dem, du weißt scho, des hab ich aa schon denkt.“
„Wer denkt das denn nicht da herinnen?“ Sepp ist so sicher, dass aufkommende Zweifel ihn empören. „Der Siggy pflegt sei Frau und bestimmt isser nimma umme, weil er weiß, dass was sein Sohn verbrochen hat.“ Er haut auf den Tisch. „Des war Steiner, wer sois denn sonst gwesn sein? Mia sicha ned.“
„Der war des, der Anton. Des war Steiner!“ Auch Schorschi zeigt sich mittlerweile unbeirrbar und Sepp, der pflichtet ihm bei: „I mein, mia olle wissn, dass da Junge komisch is. Geht ned in Verein, schbuit ned Fußball wie alle Jungs, aber schnell fahrn kann er mit seiner verbeulten Kisten. Und Drogen nehma kann er aa. Wie soll so einer sei Mutter pflegen, hörts doch auf! Bestimmt hat der den umgfahrn und dann isser abghauen. So ein gewissenloser Bazi.“
„I hob des ja aa scho immer denkt, geb ichs halt zu. Die Polizei da mid ihrer Theorie, dass des jemand gwesn sein soi, wo ned vo do is?“, Müller hebt seinen Krug und setzt zum Trinken an.
„Stimmt schon“, ergänzt Maier, „wer kommt hier vorbei, außer ein paar Fluggänsen?“
Resi kommt vorbei und räumt die Gläser ab. Weil sie ihre Pappenheimer kennt, hat sie auf ihrem Tablett für jeden ein frisch gezapftes Bier dabei. Die Männer bedanken sich und stoßen an. Zeitgleich betritt jemand die Schenke. Sepp, der mit dem Rücken zur Tür sitzt, kommt gerade in Fahrt: „Der alte Siggy, in dem sei Haut wollt i ned stecke. Der Sohn, der macht doch, was er will. Bestimmt hat der im Delirium so ein Cannabis graucht oder ein Koks und dann hat der gar nicht gmerkt, dass wie er des Kind übern Haufen gfahrn hat.“
Müller, Maier und Schorschi verstummen schlagartig, als hinter Sepp ein Schatten auftaucht.
„Stimmts, da woass ma ned mehr, wos man song soi. Oafach mausetot.“
Das schummrige Licht der Stofflampe gibt Inno Zents Gesicht zu erkennen. Maier räuspert sich und deutet Sepp mit einem Fingerzeig an, sich umzudrehen.
„Ja kruzifix, hosd mi easchroggn. Servus Inno, mei, i hob dir gar ned, also, i hob grad erzählt, wia i den Mehltau vom Hopfen ...“
„Ist schon Recht. Lasst euch nicht stören. Ich will nur hier sitzen und mein Bier trinken.“
„Schau, mir hams nicht über deinen Jungen gsprochen. Des, ja, des hod sich grod so oghört.“
„Sepp! Is scho Recht. Schlimm wäre, wenn mein Daniel in Vergessenheit gerät.“
Schwermütig nimmt Herr Zent seinen Platz ein. Die Bank unter ihm knarzt. Dann wird es so still, man könnte eine winzige Maus husten hören.
„Was ist? Habt ihr jetzt nichts mehr zum Reden? Ich hab gehört, es hat wieder einen Unfall geben?“ Herr Zent hasst dieses bedrückte Schweigen, das mit seiner Ankunft überall einkehrt, seit er diesen schweren Verlust erfahren hat.
„Ja, mir glaubens aa. Sonst würd mer ja Karten spielen. Aber des Unwesen da herinnen, des muss doch mal aufhörn. Da muss doch mal jemand was unternehma.“
„Sepp, Recht hast. Der Polizei sans immer nur die Hände gebunden. Da fragt man sich schon, für was das sie das Polizeigesetz verschärft hond. Varstärkung bräuchdn die, für dass de so oana mal beschatte könntet, wie sich das ghört. Man derf so Leut nicht traua. Die hond alle wos zum vasteckn.“
„Da sagst was, Schorschi! Nei, da habens scho Recht ghabt, unsere Parteifreunde. Des hat schon sei Gründe, warum dass die Drogen verboten sind. Wir könnten den Jungen noch zeigen, was Anstand, Respekt und Disziplin bedeuten. Unser feines Bier, das ist Kultur. Das sollten die mal probieren. Aber diese verwahrloste Jugend da, da ist doch alles verloren. Das ist doch traurig, bitt‘schön. Einfach traurig mit dieser Jugend heutzutage.“

*
Spät an diesem Abend, als der Sepp, der sonst als Letztes die Schenke verlässt, Richtung Heimat aufbricht, atmet Anton Steiner hinter dem Vorhang seines Fensters erleichtert auf – Alle Suffköppe sind zu Hause. Nichts ist zuverlässiger, als ein Alki. Ein hämisches Grinsen entwischt ihm bei diesem Gedanken. Trotzdem muss ich mich beeilen, damit Resi mich nicht sieht. Er zieht die Kapuze hoch, wirft sich seinen schwarzen Parka über, nimmt seine Tasche und stiefelt los. Erst in den Garten, dann zu seinem Auto. Herr Zent, der ansonsten früh nach Hause geht, heute aber in seiner Trauer versackt, wird als Letzter aus Resis Schenke geworfen. Er sieht, dass Antons Steiner, gekleidet wie ein Einbrecher, eine schwere Kiste in seinen Wagen verlädt und anschließend eine dunkle Sporttasche in seinen Kofferraum wirft. Er beobachtet, wie Anton sich nach allen Richtungen umsieht, dann in seinen Wagen steigt und losfährt. Dieser elende Drecksack. Was hat der vor? Herr Zent kramt hektisch in seiner Westentasche nach seinen Autoschlüsseln. Verstecken will der was. Aber dieses Mal kommt der nicht davon. Das Adrenalin schießt Inno durch die Adern. Als er in sein Auto steigt, sieht er seinen Sohn auf dem Beifahrersitz sitzen, mit strahlenden Augen und Eis verschmiertem Mund. Reiß dich zusammen, nicht jetzt, raunt er sich selbst an. Konzentrier dich, sonst haut der noch ab. Herr Zent stochert nach dem Zündschloss, startet den Motor und nimmt die Verfolgung auf, ohne die Lichter seines Wagens einzuschalten. Anton lässt das schlafende Dorf hinter sich und fährt fünf Kilometer die Landstraße entlang. Zwischen den Ortschaften gibt es nichts als Wald und Dunkelheit. Mit großem Abstand fährt Inno hinterher. Habens die andren meinen Jungen also doch nicht vergessen. Mein Daniel. Gott hab ihn selig. Ich dachte schon, ich werd verrückt. Dabei hab ichs immer gewusst. Immer! Und die andren glaubens ja selbst. Bin ich am Ende nicht der Einzige, der sieht, was offensichtlich ist.

Bevor Anton auf einen kleinen Forstweg abbiegt, schaltet er die Lichter seines Wagens aus und fährt im Schritttempo weiter. Die Nacht ist sternenklar. Hoffentlich sieht man mich im Wald nicht. Ach komm, es wird schon gutgehen. Zehnmal bin ich das durchgegangen. Was soll schon passieren? Der Förster ist beim Bingo Abend und ich hab schwarze Sachen an. Niemand wird es merken. Niemand darf es merken! Lass mich bloß die eine Stelle wiederfinden. Schweißperlen sammeln sich auf seiner Stirn. Im Schutz von Kiefern und Tannen stellt er seinen Wagen ab und geht zu Fuß weiter. Weit kann es nicht mehr sein. Ist nicht da vorne? Doch! Da ist das Gestrüpp. Hier läuft so schnell keiner durch. Er holt einen Klappspaten aus seiner Sporttasche und beginnt, sich wie ein Käfer in den Waldboden zu graben. Anton hatte an alles gedacht, außer an Herrn Zent.

Herr Zent traut seinen Augen kaum. Die Galle kocht ihm hoch, ihm wird kotzübel, schwindelig. Ein dumpfes Rauschen legt sich auf seine Ohren, einzig den hämmernden Pulsschlag seines Körpers kann er noch hören. Neben sich stehend, taumelnd, bemerkt er kaum, wie seine Hand am Boden einen Stein ertastet, ihn fest umgreift. Mit Tränen in den Augen sieht er das Hier und Heute vor dem Schleier der Vergangenheit – Eis essend im Park mit Frau und Sohn zu glücklichen Zeiten. Das Adrenalin verkocht den letzten Rest Alkohol in seinem Blut. Nur Zorn treibt ihn noch an. Blind vor Wut, sieht er plötzlich klar wie nie zuvor. „Sauhund, du dreckiger! Ich habs immer schon gewusst!“, brüllt Herr Zent; außer sich. Ferngesteuert. Von allen guten Geistern verlassen. Anton schießt der Schreck in den Nacken, er zuckt zusammen, springt panisch auf und kaum, dass er sich umdrehen kann, wird ein dumpfer Schlag zur letzten Erinnerung seines Lebens, als junger Erwachsener.

Herr Zent findet in Antons Sporttasche und der schwarzen Kiste kein blutiges Beweismittel, keinen inneren Frieden und auch keine Genugtuung, sondern fremdartige Pflanzen, Düngemittel und ein Apothekentest mit der Aufschrift „pH-Tester“. Was habe ich getan? Aber der muss es einfach gewesen sein – er muss! Kämpfend stellt er sich dem leisen Zweifel gegenüber, der an seinem Gewissen nagt: Der war das. Der war das von Anfang an. Der ist genau so ein gewissenloses Dreckschwein. Einer der meint, dass er sich alle Freiheiten nehmen kann. Mit Blut verschmierten Händen bricht Herr Zent über Antons leblosem Körper zusammen.
„Mein Junge, mein armer Junge, wie konnte ich dir das nur antun? Dein kleiner Körper, zerquetscht. Unschuldig! Achthundert Meter zu Tante Emmas Laden. Wie konnte ich dich nur alleine laufen lassen?“
Das Gewissen zwingt ihn in die Knie, ein Schluchzen, ein Beben holt ihn ein, während die längst bekannte Wahrheit schmerzhaft wie ein Blitz einschlägt: Mein Junge ist tot. Er wird nicht wiederkehren. Wie dieser Junge unter mir, ob er es war oder nicht. Regungslos verharrt er auf dem Boden, bis er nach dem Spaten greift und gräbt. Die Vögel zwitschern bereits, als er vom Boden ein paar Tannenzweige zusammenrafft, mit denen er das Grab verdeckt. Dann fährt Inno Zent nach Hause. Er legt seinen Namen und seine Kleidung ab und säuft sich besinnungslos. Jetzt ist alles egal, ist der letzte klare Gedanke, den er noch fassen kann.

*
Anton stirbt im Alter von 21 Jahren.
Dass er verdächtigt wurde, ist nicht immer so gewesen:
Früher hatte es Anton Spaß bereitet, über die Dorffeste zu toben, sich mit seinen Freunden an Schießbuden zu messen oder Dosen zu werfen. Solange Siggy als Schreiner das Geld nach Hause brachte, waren die Steiners ein Teil der Gemeinschaft. Aber die Wirtschaft hatte sich verändert, war moderner geworden. Siggy war das nicht. Dass er seinen Arbeitsplatz verlor, erschien ihm, als habe man ihm sein Ansehen aufgekündigt, seine Zugehörigkeit. Das allabendliche Feierabendbier in Resis Schenke »Zum Blauen Hirsch« rückte schleichend in weite Ferne. Anstelle von frisch Gezapftem, trank er bald billigen Rotwein aus dem Tetra Pak. Allein, nicht unter Freunden. Und zum Frühstück, nicht mehr nur abends. Je älter Anton wurde, desto weniger Gefallen fand er an den Eskalationen seinen Vaters. Oder den jährlichen Dorffesten. Oder ihren Besuchern. Besonders in den Abendstunden. Lautes Gegröle weckte in ihm schmerzhafte Erinnerungen: versoffenes Haushaltsgeld, verpasste Schulausflüge; der brüllende Vater, die weinende Mutter; dröhnende Musik, schreiende Nachbarn, Blaulicht. Dinge, die er verdrängen wollte – vergeblich. Der schneidend schwulstige Gestank aus Schweiß, Bier und Wein brannte sich in den jungen Anton ein, wie der Schrecken solcher Augenblicke. Eine Mischung aus Furcht und Respekt hielt ihn in Atem, wenn sein Vater den Raum betrat. Doch als Elvira ihren Schlaganfall erlitt, durch den sie fortan an ihr Bett gebunden war, verschwand sein Vater durch die Haustüre, als sei nichts geschehen. Tage oder Wochen war er fort – Anton blieb keine Zeit, darüber nachzudenken. Dann kam Siggy zurück, torkelnd, hungrig, forderte ein Abendessen. Und in Anton machte sich Verachtung breit. Anton hasste Alkohol, wie er seinen Vater hasste.

Die Freunde, mit denen er aufwuchs, waren längst in die Großstadt getürmt, nach München oder Wien. Eines Tages würde er nachziehen, hatte er sich gesagt. Doch er wollte seine Mutter nicht im Stich lassen. Das könnte er sich nicht verzeihen. Baumfalkengrün - hier gehörte er hin. Dem einen Freund, der ihm geblieben war, ging er aus dem Weg. Außer der Angst vor dem Verlust seiner Mutter und der Vorstellung, dass es bald bloß noch ihn und seinen Vater geben würde, hatte er nichts mitzuteilen. Verbissen suchte Anton eine Antwort auf die Frage, wie er das schaffen sollte, wenn seine Mutter eines Tages starb und er, mit seinem Vater an der Seite, alle Formalitäten und Behördengänge würde meistern müssen. Im Alleingang. Glaube und Hoffnung waren in Antons Leben zu Schall und Rauch verkommen. Doch immerhin konnte Letzteres für etwas Beruhigung in seinem Leben sorgen. Wenn er seine Mutter abends gewaschen, ihr Medikamente verabreicht und eine Weile bei ihr am Bett gesessen hatte, fand er darin eine Zuflucht. Abends, allein in seinem Zimmer, wenn die Leere ihn einholte. Er brauchte diesen schmerzlich vermissten Halt, dieses wohlig warme Eingehüllt-Sein; Zu fühlen, wie sich Wolken aus Watte zwischen ihn und sein Leben schieben, bis der Schmerz der Realität in weite Ferne rückt. Ein kurzer Trip, ein Erholungsurlaub, ist besser als keiner, selbst wenn der Rausch vergeht. In diesem Punkt verstand er seinen Vater.

*
Die Postbotin Gisela W. und Anton waren sich oft begegnet und hatten immer ein paar freundliche Worte gewechselt, wenn Anton, wie an jedem Morgen, losging, um für seine Mutter frische Brötchen vom Bäcker zu besorgen. Sonntags durfte es auch etwas Obst sein und dazu eine Illustrierte mit dem Kreuzworträtsel darin. Elvira bestand auf ihrer Sparsamkeit. „Viel kann ich dir nicht geben, aber so bleiben dir wenigstens ein paar Mark von deiner ollen Mutter.“ Immer wieder rief sie ihm das ins Gedächtnis, fast so, als wollte sie bei jeder Wiederholung erneut die Freude in Anton zum Vorschein bringen, die ihn überkam, als sie ihm das zum ersten Mal gesagt hatte. Anton war bewusst, dass seine Familie von der Hand in den Mund lebte. Doch diese Worte hatten ihn gerührt. Weil ihm klar wurde, wie schuldig seine Mutter sich ihm gegenüber fühlte und, dass sie, in der Ohnmacht ihrer Lage, noch alles dafür tun würde, ihrem Sohnemann wenigstens etwas für seinen Einsatz zurückzugeben.

Seit drei Tagen teilt Gisela W. die Briefe in Antons Straße aus, ohne mit ihm einen Plausch gehalten zu haben. Als sie feststellt, dass der Inhalt des Briefkastens der Familie Steiner seit Montag nicht geleert worden war, klopft und klingelt sie an der Haustür. Sie hört ein Krachen, gefolgt von einem dumpfen Knall; eine menschliche Regung bleibt aus. Sie ruft die Polizei. Ein Einsatzfahrzeug und der medizinische Notdienst rücken an. Sie verschaffen sich Zugang zum Haus. Siggy Steiner wird volltrunken im Garten gefunden. Er liegt, kaum ansprechbar, auf dem Gartentisch – der allem Anschein nach - unter seinem Gewicht zusammengekracht ist. Er versteht nicht, was um ihn herum geschieht. Elvira Steiner wird in einem kläglichen Zustand in ihrem Bett aufgefunden. Auf dem Boden liegt ihr Telefon, die Batterien über den Boden verteilt. Ihre Kehle ist so trocken, dass ihr bei dem Versuch, ein Wort herauszubekommen, die Zunge am Gaumen klebenbleibt. Elviras Bett stinkt fürchterlich. Niemand kann sagen, wie lange sie schon in ihren Exkrementen liegt. Sanitäter verladen sie in einen Rettungswagen, sie wird in eine Klinik gebracht. Über eine Infusion erhält sie eine Nährlösung. Bevor ihr die Atemmaske aufgesetzt wird, bekommt sie ein Zitronenstäbchen auf die Zunge gelegt.
„Damit ihr Mund nicht so trocken bleibt, Sie sind ja ganz dehydriert. Das wird Ihnen helfen. Sie werden jetzt versorgt. Es wird alles gut.“
Die Lichter über ihr, die Hektik, die um sie herum geschieht, sie weiß es nicht einzuordnen. Es ängstigt sie. Was würde sie geben, um ihren Sohn bei sich zu haben. „Anton, mein Anton!“ Elviras letzte Worte klingen dünn, gebrochen, wie ihre Erscheinung. Eine Träne bahnt sich den Weg aus ihrem Augenwinkel über ihre Schläfe. Als sie fällt, entweicht das letzte Lebenszeichen aus Elviras Körper. Sich selbst, ihrer Bettlägerigkeit und ihrem Ehemann ausgeliefert – der nur die Beziehung zu seinem Alkohol pflegte – stirbt Elvira Steiner, vier Tage nachdem ihr einziges Kind verschwunden war, im Jahr 2018, im Alter von 68 Jahren, in Deutschland, in einer vollen Windel.

*​

Donnerstag Mittag. Im »Blauen Hirsch« steht Reh auf der Karte, Resi macht sich auf zum Jäger. Marianne stellt ihren Besen beiseite und wackelt eilig über die Straße: „Resi! Wart gschwind.“
„Griaß di, Marianne. Guad, dass mia uns dreffa. I woite di no oruaffa. Mei, schrecklich is des, mit Steiners Elvira. I konn des gar ned glam.“
„Servus, Resi. Jo, i woaß. Grausam, wia des mid ihr zua Ende ging. Des wünscht ma keinem. Dass aa koana des gemerkt hod. Wie konn so was passiern? Do häd doch eppa helfn miassn. Und da Burschn? Is denn da Anton wiedea aufgetaat?“
„Marianne, hoid di fest, i woiß gar ned, wia i des song soi, Marianne. Schorschi hod wos eazählt. Die Baumberger Anna, sei Cousine, war dabei ois sie den im Woid gfundn hom.“
„Wia moanst du jetzt des – gfundn? Isser hinüber?“
Resi beugt sich vor. Sie flüstert: „Erschlagn. Tot is der. Laut Polizei seit letzta Woch Donnersdog.“
„Um Gotts Wuin. Was hod der aa im Woid valoan?“, Marianne verschränkt die Arme vor der Brust.
„So ein Cannabis, hat Schorschi gmeint. Irgend so was hod der dabei ghabt. Des wollt der da vasteckn oda eingrobn.“
„Des Deifelskraut. Ea hod‘s ned seilossn könna. Sag, Resi, wann soi des gwen sei? Letzte Woch Donnersdog? Aba do hod‘s doch den Wildunfoi gegem.“
Die Farbe in Resis Gesicht verblasst: „Hosd Recht, Donnersdog. Da sinds de Männa omds no do gsessen und hond über den Steiner gsprochen.“
Marianne greift nach Resis Arm, umschließt ihn fest mit beiden Händen. „Schau, Resi. Wos wuist machen? Mia basteln a Bleamegesteck und zindn a Keazn an. God werd des scho richdn. Sieh‘s oamoi so: Der Schreckn da herinnen hod endlich a End.“

*​

Die Ermittlungen im Fall Anton Steiner laufen. Kommissar Obermaier hört sich in Resis Schenke um. Er möchte die genauen Hintergründe der Tat aufklären. „Da Junge is Donnersdog Omd in Woid gfahrn. Eppa mua ihn gseng oda vafolgt hom.“ Niemand der dort Anwesenden kann Kommissar Obermaier einen Hinweis geben. Zuckende Schultern, ratlose Gesichter. Keiner weiß was, keiner hat etwas gesehen. „Na guad, dann gseng mia moang weida, do is aa no a Dog. Habtsache is, do drinna kehrt wieda Ruah a. Resi, I mach Feiaomd. Bring ma moi a Bier!“

 

Hallo @Frieda Kartell

und herzlich willkommen hier im Forum.

Dein Debüt hat Dinge die ich sehr mag, und Dinge die ich nicht mag.

Wa(h)rsteiners Resi G. Nation
Ich finde den Titel toll, er ist so schön mehrdeutig und zeigt gleich, dass Du Worte und Namen wohlüberlegt setzen willst.
In Baumfalkenröde kracht es. Zwei Minuten zuvor ist Herr Harry Mercedes auf der Durchreise zu einem wichtigen Geschäftstermin.
Die Eingangs-Szene selbst, finde ich gut gewählt. Dennoch fand ich es ungeschickt, dass Du gleich im zweiten Satz eine Rückblende einleitest. Das lässt mich als Leser nicht reinkommen, sondern ich muss gleich abstrahieren, was "jetzt" und "vor 2 Minuten" war. Vielleicht kannst das Telefonieren und am Radio rumdaddeln subtiler in den Unfall einbauen, damit Du auf die Rückblende verzichten kannst. Zumal Du ja nur zeigst, dass das ein unbeteiligter Typ ist - das "kein Empfang" hat ja sonst mit der Geschichte kaum etwas zu tun - da kannst Du sogar überlegen, das ganz zu streichen.
Der letzte Suffkopp fährt nach Hause.
...
Herr Zent, ... , wird als Letzter aus Resis Schenke geworfen.
Hinterher ist mir natürlich aufgefallen, dass es eben nicht der letzte Suffkopp war, ich fand es trotzdem "ungeschickt" formuliert.
„Sauhund, du dreckiger! Ich habs immer schon gewusst!“ brüllt Inno Zent Wut entbrannt ...
Bis dahin und auch danach wird er vom Erzähler oft "Herr Zent" genannt, warum hier nicht?

Alkohol ist überall.
Und mit dem Zitat fange ich mal meine mehr allgemeinen Anmerkungen an.

Ich finde es gut, wie Du den Alkohol als Ursache vielen Leidens dem Leser unterschiebst.
Du baust da eine relativ komplexe Geschichte auf - viele Szenen, viele Menschen, viele Namen.
ich hatte aber mühe, die Namen immer gut zuzuordnen. Zumal du dieselbe Person vom Erzähler unterschiedlich nennst: oft ist es Herr Zent, aber auch "Inno" und "Inno Zent". Klar, wenn er angeredet wird, dann wird er vom Sprecher benannt, aber der Erzähler könnte ihn immer gleich nennen. (Hatte ich ja oben schon on einem Zitat erwähnt)

Für mich fehlte ein wenig ein Protagonist, aber das kann ja Absicht gewesen sein, dass eher das ganze Dorf als "Masse" den Protagonisten darstellt. Falls ja, finde ich den Anfang dann mit dem Außenseiter nicht passend - dann würde ich eher aus Dorf-Perspektive schildern, wie da so ein Geschäfts-mercedes durch's dorf eiert und dann in den Graben fällt. - mhm - ist das zu wirr von mir?

Insgesammt hast Du da eine gute Geschichte, man merkt, dass Du jedes Detail, jede Verbindung im Kopf hast.

Ich hoffe, Du kannst mit meinem (im Vergleich zum Text kurzen) Leseeindruck etwas anfangen :)

Gruß
pantoholli

 
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Herzlich Willkommen bei den Wortkriegern, liebe @Frieda Kartell.

Ja, lecksmiamarsch, das ist ein ganz schöner Brocken, den du hier ablieferst. Mir gefällt im grossen und ganzen dein bayrisches Mundart-Drama, in dem eine "alltägliche" Wildkollision die Gerüchteküche über einen zurückliegenden Todesfall mit Fahrerflucht erneut befeuert und das gefällte Urteil des Stammtischvolks am Ende zum tragischen Tod eines Unschuldigen führt.

Die Geschichte ist sauber geschrieben und ich habe kaum Fehler gefunden. Dafür ein grosses Lob.
Doch jetzt kommt das aber ...

Generell wirkt der Text auf mich etwas gar überladen. Du packst viel zu viel nebensächliche Beschreibungen rein, die für die eigentliche Geschichte nicht von Belang sind. Oft war ich versucht, gewisse Passagen einfach querzulesen, weil sie mir entweder zu geschwätzig erschienen, oder nur (unnötiges) Infodumping enthielten. Ich versuche mal, ein paar Stellen herauszuheben, um das zu verdeutlichen:

Der Titel: Wa(h)rsteiners Resi G. Nation. Damit versuchst du den Leser bereits auf Kommendes einzustimmen, doch der Schuss geht bei mir - im Gegensatz zu @pantoholli - nach hinten los. Das ist mir einfach zuviel Ironie, Bier, Wirtin und Wortspiel in einem, das hat mich bereits etwas abgeschreckt. Ich dachte nun, auweia, da kommt jetzt so eine auf witzig getrimmte Satire daher. Dabei entpuppt sich dein Text im weiteren Verlauf eher als ländlicher Krimi.

Der Einstieg folgt dem Titel: Für mich viel zu sarkastisch und gewollt auf lustig gemacht. Hat dein Text doch gar nicht nötig, der Humor stellt sich automatisch durch die in Mundart gehaltenenen Dialoge ein. Die find ich übrigens klasse gemacht, da hat ich richtig Spass beim Lesen. Ich behaupte sogar, den Einstiegsabsatz kannste aufs nötigste eindampfen, da Herr Mercedes (wirklich? Herr Hansen, ausm Norden, passt besser) Unfall nur als Initialzündung für den weiteren Verlauf der Geschichte dient. Der arme Herr taucht ja später auch nie mehr auf. Wenn ich mirs recht überlege, kannst du den ganz streichen. (Einstiegsabsatz=Warmschreiben, du erinnerst dich?)

Ich würde also gleich damit anfangen:

Marianne kehrt den Vorplatz ihres Bauernhofs. Ein Kleinbus der örtlichen Feuerwehr, sowie ein Einsatzfahrzeug der Polizei, rasen mit Blaulicht und Martinshorn in Richtung Dorfausgang. „Was is denn da los?“​

Das Setting ist somit ländlich und du hast den Leser geich im Sack, der sich genau dasselbe wie Marianne fragt. „Was is denn da los?“
Später kannst du den Unfall am Stammtisch beiläufig erwähnen, ohne dass der Leser genau weiss, was passiert ist. Ist letztendlich auch egal, denn alles dient nur, um den ungelösten Unfall von damals wieder aufs Parkett zu bringen. Du erzählst ja nicht die Geschichte um den jüngsten Wildunfall, sondern Antons Vorverurteilung und das unrühmliche Ende einer Hetzjagt.

Sie stellt den Besen beiseite und klatscht in die Hände[1]. Dann wackelt sie ins Haus, rückt ihr Haarnetz zurecht[2] und ruft ihre Schwester an, die schafft doch bei der Polizei. Die wird schon was wissen.
[1] unnötig
[2] Bildtelefon?
[3] Infodumping vom Autor. Ich würds in einen Dialog packen.

Sie stellt den Besen beiseite und greift in ihrer Schürze nach dem Handy. "Grüss di Schwester. Ja, i weiss, i soll di ned auf der Wach aruefa, aber sag halt, gabs scho wida an Unfall?"​

Irgendwie so halt.

Marianne, mei Nachbarin, hod des Auto gseng.
Also war Marianne am Unfallort? Das fand ich etwas unlogisch. Sie hat das ja eher von ihrer Schwester bei der Polizei.

„So ein Saumist, ein elender. Als hätt des damals nicht gereicht. Schlimm genug ists gwesn.“ Müller schüttelt sich.
Das ist gut, das schürt Erwartungen beim Leser.

„Furchtbar war des mit dem Daniel.“ Sepp zündet sich einen Zigarillo an, inhaliert kräftig und stößt den Rauch aus seiner Nase aus. „Der kleine Zent-Bursche. Wie alt is der gwesn?“
Hier ein Beispiel für das Verwirrspiel mit den Namen. pantoholli hat das auch erwähnt. Ich würde bei der bayrischen Eigenheit, erst Nachname, dann Vorname bleiben.
„Furchtbar, das mit Zents ihrem Daniel.“ Sepp zündet sich einen Zigarillo an, inhaliert kräftig und stößt den Rauch aus seiner Nase aus. „Wie alt is der gwesn?“

„Das hat die Familie Zent gebrochen.“
Unnatürlich, hier redet die Autorin. ;)

Die Männer bemerken nicht, dass ab dem dritten Krug nicht nur ihr Lautstärkepegel steigt. Und so fällt ihnen auch nicht auf, dass Herr Zent die Schenke betritt und nun am Tresen wartet, um sich bei Resi sein Abendbrot zu bestellen. Ein helles Weizen und einen Kräuterschnaps. Heute einen Doppelten. Während Resi sich sputet, belauscht Herr Zent den Herrenstammtisch.
Das find ich einen relativ sperrigen Absatz. Würd ich auf das Hereinkommen eindampfen. Einem Stammtisch bleibt nie, aber auch wirklich nie verborgen, wer gerade die Kneipe betritt. Lass den Zent Inno einfach später eintreten, der Sepp hat sich gerade in Fahrt geredet. Ein, zwei knackige Sätze, die Zemp zum Schluss grad noch mitbekommt, dann betretenes Schweigen.

[...]
Einfach traurig mit dieser Jugend heutzutage.“
Ja, bis hierhin hat das Ganze wunderbar Fahrt und mich bestens unterhalten. Doch leider rutscht der Text in diesen sarkastischen Tonfall vom Anfang ab (fett markiert), was mir leider nicht so gut gefällt. Hat dein Text doch garnicht nötig:

Als der Sepp, spät an diesem Abend und aller Dunkelheit zum Trotz, kerzengerade Richtung Heimat losfährt, sofern man annimmt, dass jemand die Straße anhebt und schlangenlinienförmig unter seinem Auto hin und her schwingt, da atmet Anton hinter dem Vorhang seines Fensters erleichtert auf:
Der letzte Suffkopp fährt nach Hause. Nichts ist zuverlässiger, als ein Alki. Ein hämisches Grinsen entwischt ihm bei diesem Gedanken.

Trotzdem muss ich mich beeilen, damit mich keiner sieht.
Warum? Kommt jetzt gleich die Müllabfuhr oder wen erwartet Anton noch?

Er nimmt seine schwarze Tasche, wirft sich seinen schwarzen Parka über und stiefelt los. Erst in den Garten, dann zu seinem Auto, das vor der Tür steht.
Wortwiederholung.
Und, wo soll das Auto sonst stehen? Sicher nicht im Garten. :D

Herr Zent, der ansonsten früh nach Hause geht, heute aber in seiner Trauer versackt, wird als Letzter aus Resis Schenke geworfen. Er sieht, wie auf der gegenüberliegenden Straße, am Haus der Steiners, jemand von Antons Statur, gekleidet wie ein Einbrecher, eine schwere Kiste in seinen Wagen verlädt und anschließend eine dunkle Sporttasche in seinen Kofferraum wirft. Herr Zent geht hinter Mülltonnen in Deckung. Er beobachtet unbemerkt, wie Anton sich nach allen Richtungen umsieht, dann in seinen Wagen steigt und losfährt.
So, der Showdown ist angerichtet, sehr gut. Ein paar Bemerkungen dazu:
- Das was mir entbehrlich erscheint, habe ich fett markiert.
- Wie pantoholli schon sagte, lass den Herr weg, einfach nur Zent.
- Für Zent IST das Anton, also weg mit "jemand von Antons Statur"
- unbemerkt - kann er nicht wissen, also weg

Im Schritttempo tastet er sich voran.
Klingt komisch, er ist ja noch im Auto.

Die Nacht ist sternenklar. Aber der Mond scheint so hell, hoffentlich sieht man mich im Wald nicht.
Sternenklare Nacht reicht, den Mond hast du ja später nochmal.
Als er aussteigt, läuft er etwa hundert Meter und entdeckt im Schutz von Kiefern, Tannen und Gebüsch den Ort, von dem er glaubte, dass Niemand dort entlang gehen würde.
Huch, ich dachte, er wäre schon lange zu Fuss unterwegs. Den Satz würde vor die sternenklare Nacht stellen.

und beginnt, sich im Mondlicht in den Waldboden zu graben.
Den Mond hattest du schon.
Anton hatte an fast alles gedacht.
Was hat er denn vergessen?

Blind wie er ist, sieht er plötzlich klar wie nie zuvor.
Ich weiss, was du sagen willst, aber so hört es sich an, als würde er tatsächlich nichts sehen. Blind vor Wut sieht er plötzlich klar ...

„Sauhund, du dreckiger! Ich habs immer schon gewusst!“[KOMMA] brüllt Inno Zent Wut entbrannt, ein tiefes Schwarz in seinen Augen.
Zu pathetisch, würd ich weglassen, wutentbrannt reicht.

So hat er sich nie erlebt. Anton schießt der Schreck in den Nacken, er zuckt zusammen, springt panisch auf und kaum, dass er sich umdrehen kann, wird ein dumpfer Schlag zur letzten Erinnerung seines Lebens, als junger Erwachsener.
Das ist eine Schlüsselszene, Zent nimmt Rache für seinen Verlust. Und gerade deshalb erscheint sie mir zu lapidar dargestellt, ohne Ansatz. Ich als Zent würde dem Anton schon noch ein paar Fragen stellen wollen. "Warum? Sag mir nur - warum?"
Und dann die Motivation, den Anton gleich niederzustrecken, dieses "also doch" reicht mir nicht als Erklärung. Meinte Zent wirklich, der Anton würde nach all den Jahren erst jetzt "Beweismittel" vergraben?
Also meiner Meinung nach verschenkst du hier enorm viel Potential. Lass den Anton doch arrogant agieren und Zent in seiner Besoffenheit als harmlos erscheinen, so, dass Anton alle Vorsicht fahren lässt, Zent mit seinem Verlust provoziert und von diesem final gestossen wird, um dann mit Genickbruch in seiner eigenen Grube liegt. Zent muss ihn nur noch zuschaufeln. Aber sorry, geht grad durch mit mir, es ist deine Geschichte ...

Er legt seinen Namen und seine Kleidung ab und säuft sich besinnungslos.
Ich habs jetzt zig-mal gelesen, komme aber einfach nicht hinter die Bedeutung der Aussage, dass er seinen Namen ablegt. Im Sinn von sich aufgeben? Suizidgedanke?

Jetzt ist alles egal, ist der letzte klare Gedanke, den er noch fassen kann.
Hier würde ich die Geschichte enden lassen, denn alles was jetzt noch kommt ist Abspann, für mich völlig uninteressant und leider auch sehr im Berichtsstil verfasst. (Schlag mal bei google nach: "show, don't tell".)

Wenn schon, wünschte ich mir hier noch einmal den Stammtisch auf die Bühne, so mit "Habs immer schon gwusst. Drogen, das verdirbt den Charakter. Resi, noch ne Runde." usw. Dann hast du den gesellschaftlichen Rundschlag auf die Tratscherei und den Alkohol, und der damit verbundenen Zerstörungskraft.

Noch etwas Kleinkram

Des is aber vertraulich.“ gibt Schorschi zum Besten.
Des is aber vertraulich“, gibt Schorschi zum Besten.
„Verstehen könnte ich das[,“ ,]Maier beugt sich nach vorne
„Verstehen könnte ich das“, Maier beugt ...
Selbst Maier, der sich in seinem fehlendem Dialekt, nicht aber in seiner Trunkenheit von den anderen unterscheidet, gleicht sich jetzt an:
Selbst Maier, der sich sonst seines fehlenden Dialektes wegen, nicht aber ...


Fazit: Du lieferst hier einen soliden Erstling ab, man merkt, du hast daran gearbeitet.
Bis auf den erwähnten letzten Teil hab ich die Geschichte genossen. Vor allem die Mundart-Dialoge finde ich - bis auf wenige Ausnahmen - authentisch und gelungen.
Vielleicht baust du ja den Showdown im Wald noch etwas aus und denkst über den letzten Teil nach. Meiner Meinung nach wäre hier weniger mehr.

Liebe Grüsse
dot

 

@pantoholli, @dotslash
Servus ihr Liabn,
erstmal ein ganz großes Dankeschön für die Freude, die Ihr mir gerade gemacht habt.
Aufregung war ja zu erwarten, aber das es so heftig werden würde, konnte ich mir nicht ausmalen.
Bin ich froh, dass mein Erstling jetzt raus ist und die ersten Kritiken verfasst und gelesen sind.
Mit jedem Punkt, den Ihr angesprochen habt, habt Ihr Stolpersteine aufgedeckt, an denen ich beim Schreiben hängengeblieben bin. Dann habe ich mich, blind vor lauter Wörtern, für die Variante entschieden, die dem, was ich sagen wollte, am Nächsten kam... ohne aber ins Schwarze zu treffen.

Das hat jetzt @dotslash für mich erledigt :kuss:. Schon mit deinem ersten Absatz bringst Du den Plot meiner Geschichte perfekt auf den Punkt:

[...]bayrisches Mundart-Drama, in dem eine "alltägliche" Wildkollision die Gerüchteküche über einen zurückliegenden Todesfall mit Fahrerflucht erneut befeuert und das gefällte Urteil des Stammtischvolks am Ende zum tragischen Tod eines Unschuldigen führt
Nach dem berühmten ABER deckst Du Punkt für Punkt Schwachstellen auf, die ich sofort unterschreiben würde. Beispiel:

Doch leider rutscht der Text in diesen sarkastischen Tonfall vom Anfang ab (fett markiert), was mir leider nicht so gut gefällt. Hat dein Text doch garnicht nötig:

Als der Sepp, spät an diesem Abend und aller Dunkelheit zum Trotz, kerzengerade Richtung Heimat losfährt, sofern man annimmt, dass jemand die Straße anhebt und schlangenlinienförmig unter seinem Auto hin und her schwingt, da atmet Anton hinter dem Vorhang seines Fensters erleichtert auf:
Der letzte Suffkopp fährt nach Hause. Nichts ist zuverlässiger, als ein Alki. Ein hämisches Grinsen entwischt ihm bei diesem Gedanken.

Da hast Du vollkommen Recht. Wird anstandslos gelöscht. :thumbsup:

Noch kurz zum Titel. Der allein hat mich schier wahnsinnig gemacht; "Resignation" war die konkurrierende Alternative, die dem ganzen von vorne herein aber einen schweren, maßgebenden Stempel verpasst hätte. Ich wollte die Nation, ich wollte die Resi und die Resignation. Ich wollte den Verdachtsmoment im Titel. Und das Bier. @pantoholli hat den Titel so aufgenommen, wie ich es mir erhofft hatte. @dotslash auf die Art, wie ich es andererseits befürchtet hatte. Zu viel gewollt, zu konstruiert und hoffentlich lyncht man mich nicht wegen der Satzzeichenspielerei - um Euch einen Einblick in meine Gedanken zu geben.

Dass Herr Mercedes unnötig ist und die Rückblende, die ich dem Leser gleich zu Beginn um die Ohren haue, umständlich und sperrig erscheint, muss ich wohl bestätigen. Danke auch hier für den Hinweis, @dotslash. Deine Idee, die Informationen dieses Blocks elegant in den Dialog einfließen zu lassen, gefällt mir sehr gut!

Bevor ich jetzt detailliert auf jeden der von Euch genannten Punkte eingehe, werde ich Eure Anmerkungen erstmal sacken lassen. Da tut sich schon was. Es kribbelt in den Fingern. Die Überarbeitung folgt bald.

Noch ein letzter Punkt: Das Wirrwarr der Namen muss ich dringend aufdröseln. Es war nicht gewollt, bei Euch für Verwirrung zu sorgen.

Du baust da eine relativ komplexe Geschichte auf - viele Szenen, viele Menschen, viele Namen.
ich hatte aber mühe, die Namen immer gut zuzuordnen. Zumal du dieselbe Person vom Erzähler unterschiedlich nennst: oft ist es Herr Zent, aber auch "Inno" und "Inno Zent". Klar, wenn er angeredet wird, dann wird er vom Sprecher benannt, aber der Erzähler könnte ihn immer gleich nennen. (Hatte ich ja oben schon on einem Zitat erwähnt)
Volle Zustimmung, @pantoholli, ich hätte ihn als Erzähler durchgehend Herrn Zent nennen sollen. Sein Vorname spielt aber eine wichtige Rolle an der Stelle, an der er seinen Namen ablegt. Welche das ist, werde ich Euch in einer kurzen PN erklären. Das war als kleines Rätsel gedacht, das offenbar gefloppt ist. Zu viel gewollt. Allerdings möchte ich es Niemandem vorweg nehmen, der künftig Lust hat meine Geschichte zu lesen und/oder kommentieren.

Ich danke Euch. Jetzt bin ich erleichtert und voller Anregungen.

Liebe Grüße,
Frieda Kartell

 

Hallo @Frieda Kartell ,
ich habe den Verlust von Inno Zents Namen durchaus verstanden und auch die anderen Namen, finde diesen Kniff aber zu plakativ und "plump" verglichen mit der sonstigen Qualität des Textes. Wenn du die ein oder andere Anmerkung von @pantoholli und @dotslash noch umsetzt, hast du nämlich einen richtig guten Text, über die Dynamik eines Dorfes, den Zerfall eines Lebens und herrliches Lokalkolorit.
Ich würde Herrn Mercedes auch nicht direkt auffahren lassen, er verwehrt mir beim Lesen irgendwie Einlass in die Dorfgemeinschaft.
Das Herr vor jedem Zent würde ich weglassen. Ist halt der typische Eigenname wie in "die Schneider wieder" oder "Meier kommt nicht".
Ich mochte es, wie du die Abschnitte begonnen hast. Ich weiß nicht, ob es einen besseren Begriff gibt, aber es hatte etwas von einem Drehbuch. Ich würde daher auch diesen Absatz:

Die Männer bemerken nicht, dass ab dem dritten Krug nicht nur ihr Lautstärkepegel steigt.
so beginnen lassen. Es gab ja eh den Vorschlag, es aus Zents Sicht zu erzählen.

Jaja, das Gefühl, wenn man hier zum ersten Mal was reinstellt. ^^
Ich fand ihn gut (besonders die Erzählstimme mochte ich sehr gern), mit Potenzial zu richtig gut und wünsche dir noch viel Spaß beim Rumfrickeln.

man liest sich
huxley

 

Liebe/r @Huxley,

uiuiui... jetzt mustere ich meine Schuhe, um mit den Worten meines Textes auszudrücken, dass mir "die Röte ins Gesicht steigt" (erste Fassung, vor upload überarbeitet). Vielen Dank für deine tollen, Mut machenden Worte. Außer, dass ich mich sehr freue, kann ich nicht viel dazu sagen :bounce:. Am Schönsten finde ich, dass du die Erzählstimme mochtest. Danke für das Kompliment. Und auch deine Anregungen, die sich mit den vorangegangenen decken: Alle Herrs vom Zent mussten sich inzwischen verabschieden und einem Inno weichen.

Ich frickele fleißig ;), eure Anmerkungen @pantoholli, @dotslash, @Huxley, waren dringend benötigter Treibstoff. Ich glaub, jetzt läuft die Karre wieder.

Zents Auftritt in der Schenke habe ich überarbeitet, denn

Einem Stammtisch bleibt nie, aber auch wirklich nie verborgen, wer gerade die Kneipe betritt.
:D:thumbsup: Zweifelsohne!

@dotslash Am schwersten fällt mir die Umsetzung, den Wildunfall nicht geschehen zu lassen, sondern in einen rückblickenden Dialog einzubauen. Vielleicht fällt mir noch was ein, was sicherlich besser ist als Harry Mercedes (für den ich mich ein bisschen schäme :Pfeif:).

Ich überarbeite den Text in meinem Schreibprogramm und kopiere ihn ins Forum, sobald er "fertig" ist.

Bis dahin,
einen schönen Sonntag,
Frieda Kartell

 
Zuletzt bearbeitet:

Er legt seinen Namen und seine Kleidung ab …

Schönes Symbol, nur scheinbar aus einer fernen Zeit, da man nach Feierabend aus den Arbeitsklamotten in die Kleidung der „selbstbestimmten“ („freien“) Zeit wechselte, wohingegen heute eine digitalisierte Dienstleistungsgesellschaft trotz Freizeitkleidung ihre Verlängerung im Onlinebanking und Selbstoptimierungswahn findet.

Gott sei es gepriesen und gelobet, dass es Funklöcher gibt – ein Lob auf

Baumfalkenröde
, das gar bald zu einem Wallfahrtsort sich entwickeln kann für hartnä … nee ...eckige, die sich dem Mobilphon verweigern und unerreichbar bleiben wollen und somit nicht erreicht werden.

Eigentlich wollt‘ ich,

liebe Frieda,
und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts,
bevor ich's vergess',

eher auf die Überarbeitung warten, nehm dann aber jetzt doch einiges mit beim Stand vom

Freitag um 17:18
mit ei'm bissken Flusenlese mit Begründung, kurz das, was ein Schreibprogramm eher nicht kann. Aber – um es vorwegzunehmen - ich würde weniger eine „Satire“ als eine Tragikomödie (oder wie dot einen „Krimi“) „auf dem Lande“ darin erkennen.

Bei der Auflese werd ich wörtl. Rede i. d. R. unberücksichtigt lassen (außer den Satzzeichen drumherum), weil einer spricht, wie er spricht - auch mal ohne Punkt und Komma, nuschelt oder Wörter falsch ausspricht, dann das gesprochene Wort itz immer flüchtig. Kaum der Zunge entkommen, ins eine Ohr rein und am andern wieder raus … Und doch ist die erste Fluse am Ende einer wörtl. Rede aufzuzeigen

„Ja, und was war jetzt des? Ist da jemand verunglückt? Es wird doch nicht wieder[./alternativ noch mal ein ‚?‘]
Dageht's halt a bisserl schlampert zu, wie auch hier
Wär das mein Kind, und die Polizei würd nichts finden, ich würd mir den Kerl selber schnappen“.
Abschlusspunkt vors auslaufende Gänsefüßchen ... Und weiter "im Programm"
„Und wieso hamms den nicht glei eingsperrt?“[,] hakt Müller nach.
Komma, weil der übergeornete Satz fortgesetzt wird. Und andersherum müsste nach gängiger Regel „haken“ mit Großbuchstaben beginnen … und gleich nochmals
... Des is aber vertraulich.“[,] gibt Schorschi zum Besten.

Da musstu aufpassen, wenn sich einmal eine Regel festgesetzt hat … aber das wirstu wissen … da hilft kein Schreibprogramm, nur selber merken - rechtzeitig ...

Bestimmt hat der im Delirium so ein Cannabis geraucht oder ein Koks und dann hat der gar nicht gmerkt, dass wie er des Kind übern Haufen gfahrn hat..“
Ein Abschlusspunkt genügt üblicherweise … Aber hier
„Ja kruzifix, hosd mi easchroggn. Servus Inno, mei, i hob dir gar ned, also, i hob grad erzählt, wia i den Mehltau vom Hopfen[...]...“
behaupten die Auslassungpukte, dass am vorherigen Wort mindestens ein Buchstabe fehle. Aber ich komm nicht drauf, vermiss auch keinen. Da wäre ja auch die Ästhetik des Apostrophes viel rationeller … Besser eine Leerstelle zwischen Wort und Auslassungspunkten ...

Selbst Maier, der sich in seinem fehlende[n] Dialekt, nicht aber in seiner Trunkenheit von den anderen unterscheidet, gleicht sich jetzt an:
Der Puls in seinen Adern überschlägt.
¿Wen oder was überschlägt der Puls? Mutmaßlich „sich“, vllt. wolltestu mehr oder weniger unbewusst zwomal „sich“ hintereinander vermeiden ( der nächste Satz beginnt
Neben sich stehend,…
)

... eigenartige Pflanzen und ein Apothekentest mit der Aufschrift „ph-Tester“.
Meinstu wirklich „ph“ = Phot = fotometrische Einheit der Ausstrahlung von Licht? Wäre interessant – aber Du meinst sicherlich den „pH“-Wert

Das Gewissen zwingt ihn in die Knie, ein Schluchzen, ein Beben holt ihn ein, während die längst bekannte Wahrheit schmerzhaft wie ein Blitz einschlägt: [M]ein Junge ist tot
Als Regel hat sich durchgesetzt, Großschreibung, wenn ein vollständiger Satz folgt, ansonsten Minuskel nach Doppelpunkt

Früher hatte es Anton Spaß bereitet[,] über die Dorffeste zu springen, …
Komma, wenn die Infinitivguppe von einem Substantiv abhängt – und das ist ja eine ganze Serie ...

Je älter er wurde, desto weniger Gefallen fand er an den Späßen seine Vaters, den jährlichen Dorffesten oder ihren Besuchern.

Er liegt, kaum ansprechbar, auf dem Terrassentisch, der allem Anschein nach[...] unter seinem Gewicht zusammengekracht ist.
Den Relativsatz zeigt das erste Komma korrekt an, das zwote Komma muss weg, wenn Du nicht „allem Anschein“ besonders hervorheben willst . Dann musstu aber darum herum zwo Kommas setzen. Alternativ bieten sich wie selbstverständlich Gedankenstriche an statt der Kommas

Die Motive des Angreifers[...] sowie genauere Angaben über Täter und Tatzeit sind dringliche Bestandteile der polizeilichen Ermittlungsarbeit.
Kein Komma mehr vor „sowie“ bei gleichrangigen Wörtern, Wortgruppen und Satzteilen (wie auch bei „und“, „oder“ u. a.)

Niemand der dort Anwesenden kann Herrn Leuthuber einen Hinweis geben. Keiner weiß was, Keiner hat etwas gesehen.
„keiner“ oder Punkt zwischen "was" und "keiner"

Wie dem auch wird -
feines Debut, findet der

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @pantoholli , @dotslash, @Huxley, @Tadita und @Friedrichard
nochmal ein allgemeines, aber herzliches Dankeschön in die Runde - es hat mich sehr gefreut, wie ich hier aufgenommen worden bin. Ich habe mir die Zeit genommen, meinen Text zu überarbeiten. Dabei waren eure Anregungen enorm hilfreich. Ich werde gleich im Einzelnen darauf eingehen. Der Einfachheit halber gehe ich die Punkte Schritt für Schritt durch, von oben nach unten.

@pantoholli Die Rückblende habe ich auf das Nötigste reduziert. Meinen überarbeiteten Einstieg empfinde ich als weniger holprig. Für deinen Rat bin ich sehr dankbar.

Für mich fehlte ein wenig ein Protagonist, aber das kann ja Absicht gewesen sein, dass eher das ganze Dorf als "Masse" den Protagonisten darstellt. Falls ja, finde ich den Anfang dann mit dem Außenseiter nicht passend - dann würde ich eher aus Dorf-Perspektive schildern
Mit dem Außenseiter, dem Geschäftsmann, sollte verdeutlicht werden, dass er nicht "dazugehört"; es also keinen Tratsch zwischen ihm und der Dorfgemeinschaft geben kann. Dabei ist mir nicht aufgefallen, wie sehr er von der Szenerie der Dorfidylle ablenkt.

Vielleicht gefällt dir meine neue Lösung besser?

@dotslash

Ich würde also gleich damit anfangen:
Marianne kehrt den Vorplatz ihres Bauernhofs. Ein Kleinbus der örtlichen Feuerwehr, sowie ein Einsatzfahrzeug der Polizei, rasen mit Blaulicht und Martinshorn in Richtung Dorfausgang. „Was is denn da los?“
Das Setting ist somit ländlich und du hast den Leser gleich im Sack, der sich genau dasselbe wie Marianne fragt. „Was is denn da los?“
:lol: Zu gut. Stimmt ja auch. Wie schon oben erwähnt: ich hab versucht, es auf das Nötigste zu reduzieren. Auf mein geliebtes Baumfalkenröde wollte ich dennoch nicht verzichten.

Später kannst du den Unfall am Stammtisch beiläufig erwähnen, ohne dass der Leser genau weiss, was passiert ist.
Ich war versucht, deiner Idee zu folgen. Bin dann aber zurückgewichen, weil mir zwei Unfälle zu zwei verschiedenen Zeitpunkten, die zwei Familien scheinbar tragisch miteinander verbinden, als zuviel Info für ein Stammtischgespräch erschien.

Also war Marianne am Unfallort?
Marianne weiß es von ihrer Schwester und hat es dann in ihrer Aufregung an Resi, die Wirtin, weitergegeben. Es ist ein bewusst gesetzter Logikfehler. An der Stelle sollte die Flüsterpost der Dorfgemeinschaft ein erstes Mal schiefgehen. Ein zweites Mal geht es schief, weil Resi im Gespräch mit Maier, zu allem Überfluss noch hinzudichtet, das Auto sei blutverschmiert gewesen. Da nimmt dann das Entsetzen seinen Lauf.
Also war Marianne am Unfallort? Das fand ich etwas unlogisch. Sie hat das ja eher von ihrer Schwester bei der Polizei.

Zu deinen nächsten Anmerkungen: Unnötig? Stimmt. Bildtelefon? Nein, Festnetz. Infodumping? Zweifelsfrei. An der Stelle hat sich wohl eine Erinnerung an meine Oma in den Text geschlichen.
Um eine klare Linie in das Namenschaos zu bringen, habe ich mir erlaubt, deinen Vorschlag

„Furchtbar, das mit Zents ihrem Daniel.“
einfach zu übernehmen. Zudem tastet das Auto nicht mehr, es parkt natürlich VOR dem Haus und den romantischen Mondschein habe ich von der Bühne zitiert. Der schien an der Stelle echt ein bisschen schräg.

Herr Zent betritt die Bar jetzt unscheinbarer. Wenn er nicht auffallen soll, ist es vielleicht auch nicht so klug, ihm einen umständlichen Abschnitt zu widmen, in dem ich sogar beleuchte, was er an der Bar bestellt :silly:.

Und jetzt noch zu den zwei Punkten, an denen ich die letzten Tage schwer herumgeknobelt habe.
Erster Vorschlag:

Jetzt ist alles egal, ist der letzte klare Gedanke, den er noch fassen kann.
Hier würde ich die Geschichte enden lassen, denn alles was jetzt noch kommt ist Abspann, für mich völlig uninteressant und leider auch sehr im Berichtsstil verfasst. (Schlag mal bei google nach: "show, don't tell".)
Jaaaaiin :D - es wäre eine geeignete Stelle für ein Ende, absolut. Aber dann ginge doch die Wendung der Geschichte verloren. An der Stelle könnte der Leser glauben, dass der Anton wirklich "ein elender Drecksack" ist. Das wäre aber zu einfach. Hier abzubrechen erscheint mir, als würde ich einer Geschichte mit zwei Seiten, eine Seite wegnehmen.
show, don't tell. Oft gelesen, verinnerlicht geglaubt. Von wegen. Du hast ja Recht. Der erzählende Abschnitt (von Jobverlust, Kindheitserinnerungen und Gartengemüse) ist war lang. Zu lang. Dann noch der "Polizeibericht", bei dem ich die Sprache absichtlich verbeamtet habe... Das war schon ein Brocken. Da mir deine Idee eines zweiten Dialogs gut gefallen hat, habe ich sie umgesetzt. Allerdings kommt diesmal nicht der Stammtisch zu Wort, sondern die "Waschweiber". Ich bin sehr gespannt darauf, wie du das findest.

Zweiter Vorschlag:

Das ist eine Schlüsselszene, Zent nimmt Rache für seinen Verlust. Und gerade deshalb erscheint sie mir zu lapidar dargestellt, ohne Ansatz. Ich als Zent würde dem Anton schon noch ein paar Fragen stellen wollen. "Warum? Sag mir nur - warum?"
Herr Zent geht in die Bar, um bei Bier und Poker den Schmerz seines Verlustes zu verdrängen. Dann hört er, was nicht für seine Ohren bestimmt war. Er ist aufgewühlt; hätte er doch nie gedacht, dass die Männer sich mit dem Tod seines Jungen beschäftigen. Zudem auf so impulsive Weise. Sie waren ja immer verstummt, wenn er den Raum betrat. Er erfährt, dass die Männer den Schuldigen im eigenen Dorf glauben. Ein Verdacht, den er bislang in sich trug, ihn aber nicht auszusprechen traute. Trauer und Zorn, fallende Hemmungen durch ein paar Bier, der Mistkerl, der nachts im Wald rumschleicht und Löcher buddelt - mir hatte das für einen Totschlag im Affekt gereicht.
Meinte Zent wirklich, der Anton würde nach all den Jahren erst jetzt "Beweismittel" vergraben?
Also meiner Meinung nach verschenkst du hier enorm viel Potential. Lass den Anton doch arrogant agieren und Zent in seiner Besoffenheit als harmlos erscheinen,
Ich habe nachgedacht, bis mir der Kopf geraucht hat. Habe damit begonnen, einen Dialog zwischen den beiden zu entwickeln. Und hatte letztlich den Eindruck vom "roten Faden" der Geschichte abzuweichen. Ich lass die Idee mal im Hinterkopf schmoren, vielleicht finde ich ja noch Geschmack dran. ;)

Falls du Lust hast, mir beim Feilen der Mundart-Dialoge zu helfen:

Vor allem die Mundart-Dialoge finde ich - bis auf wenige Ausnahmen - authentisch und gelungen.
Ich bin für jede Feinheit dankbar.

@Huxley Nur ganz kurz, dir hatte ich ja schon geschrieben. Wenn ich versuchte, die Geschichte aus Zents Sicht zu erzählen, wüsste ich nicht, wie ich die Geschichte der Steiners bis ins Detail hätte schildern können. Ein allwissender Erzähler mit einem Dorf als Protagonist und einem Anton als "Antagonist" erschien mir geeigneter für die Geschichte. Zumal ich beim Schreiben dieses Dorf, Baumfalkenröde, wie auf einer Theaterbühne vor mir gesehen habe. Daher fand ich deine Anmerkung sehr spannend:

es hatte etwas von einem Drehbuch
Plakativ und plump, wie du es nanntest, kann ich vom Titel nicht ganz abstreiten. Leider warte ich da bisher vergeblich auf eine :idee:. Was Inno Zent angeht, hatte ich eher befürchtet, dass es gar nicht auffallen würde. Das hat sich zum Teil ja auch bewahrheitet. Ich habe mich dafür entschieden, die Namen beizubehalten.

@Tadita, Hallo und vielen Dank für deine Einschätzung. Es freut mich sehr, dass ich dich zum Lachen bringen konnte. Das ist ein schönes Kompliment. Ich hoffe, deiner Zunge geht es wieder gut. :D

@Friedrichard
Aiaiai. Friedel. Welch eine Ehre. Dein Name ist mir beim anonymen Rumstöbern fast so oft begegnet, wie Punkte, Kommas oder dotslash. Nur die durch Ringen-mit-mir-Selbst erworbene Erkenntnis, dass Friedrichard und Frieda eben nur entfernt verwandt sind, wie Max und Moritz oder Julia und Julius, hat letztlich dazu geführt, dass ich mich hier mit "meinem" Namen angemeldet habe. Umso größer war die Freude darüber, dass du dich mit meinem Text auseinandergesetzt hast.

Danke für jeden aufgespürten Kommafehler und die Auffrischung der Regeln. Das Gebiet ist nicht gerade meine Westentasche, brauch ich dir ja nicht zu sagen. Obwohl ich die Regeln im tab geöffnet und auf Zetteln verteilt um mich herumfliegen habe, schleichen sich da immer wieder Schlenzer ein. Ich werde strenger darauf achten.

Weiter im Text:

ich würde weniger eine „Satire“ als eine Tragikomödie (oder wie dot einen „Krimi“) „auf dem Lande“ darin erkennen.
Beim Auswahl der Genre war ich zwischen Krimi und Satire hin und her gerissen. Da der Krimi-Anteil aber spannender und entscheidender, der Satire-Teil hingegen eher nebensächlich, zum Teil sogar nach hinten losgegangen ist, werde ich die Satire gegen den Krimi eintauschen.

Meinstu wirklich „ph“ = Phot = fotometrische Einheit der Ausstrahlung von Licht? Wäre interessant – aber Du meinst sicherlich den „pH“-Wert
Mein allmorgendliches Nachdenken über die fotometrische Einheit der Ausstrahlung von Licht, hat mich scheinbar ganz durcheinander gebracht. Ich meine natürlich pH.
Dageht's halt a bisserl schlampert zu
:Pfeif::shy: "Recht hast!"

Er liegt, kaum ansprechbar, auf dem Terrassentisch, der allem Anschein nach[...] unter seinem Gewicht zusammengekracht ist.

Den Relativsatz zeigt das erste Komma korrekt an, das zwote Komma muss weg, wenn Du nicht „allem Anschein“ besonders hervorheben willst . Dann musstu aber darum herum zwo Kommas setzen. Alternativ bieten sich wie selbstverständlich Gedankenstriche an statt der Kommas
So ganz leuchtet mir das leider noch nicht ein. Habe mich inzwischen für eine Variante mit Gedankenstrich entschieden.

Insgesamt habe ich den Text um viereinhalb Seiten gekürzt. Ich hoffe, dass ich ihn verschärfen und verdichten konnte und ihn nicht zerpflückt oder verwaschen habe. Viel Spaß beim Lesen.

Einen schönen Abend euch,
Frieda Kartell

Noch ein kurzer Nachtrag: Anton beeilt sich mittlerweile, damit Resi ihn nicht sieht. ;)

Warum? Kommt jetzt gleich die Müllabfuhr oder wen erwartet Anton noch?
Beim Hochladen ist mir nochmal aufgefallen, an wie vielen kleinen Stellen ich dank eurer Mühe den Text schleifen konnte. Bin gespannt auf eure Meinung.

Eine Frage noch zu guter Letzt: Wie kann ich das Genre Satire gegen Krimi tauschen? Oder muss das jemand für mich machen? Danke vorab und gute Nacht :sleep:

 

Elvira Steiner wird in einem kläglichen Zustand in ihrem Bett aufgefunden. Auf dem Boden liegt ihr Telefon, die Batterien über den Boden verteilt. Ihre Kehle ist so trocken, dass ihr bei dem Versuch, ein Wort herauszubekommen, die Zunge am Gaumen klebenbleibt. Elviras Bett stinkt fürchterlich. Niemand kann sagen, wie lange sie schon in ihren Exkrementen liegt. Sanitäter verladen sie in einen Rettungswagen, sie wird in eine Klinik gebracht. Über eine Infusion erhält sie eine Nährlösung. Bevor ihr die Atemmaske aufgesetzt wird, bekommt sie ein Zitronenstäbchen auf die Zunge gelegt.

Da hastu klug entschieden, den „zusammengekrachten Terrassentisch“ herauszunehmen,

liebe Frieda,
(wenn Du willst, schick ich Dir die Erklärung als PN zu),
und erst jetzt unterm nochmaligen Lesen fällt mir anhand der Namensgebung die geradezu alttestamentarische Katastrophe auf. Eine Art Büchlein Hiob für eine ganze Dorfgemeinschaft zwichen Sch(w)ank, und schwankender Welt. Da ist „Schorschi“ (Georg, der Bauer) und da Daniel („Gott ist mein Richter“ , selbst durch stellvertretende Hand), hier Innozenz, der „Unschuldige“ usw. - aber selbst der vermeintlich einzigartige Ort (weil erfundene, wie vorzeiten „Seldwyla“, das aber ein Ort - villa - der Glücklichen - saelde/Seligen ist) lässt allein schon durch seine Endung „...röde“ das Geschehen selbst in Norddeutschland möglich werden (Endsilbe „...rode“, vom „gerodeten Wald“), dass der Dialekt – dessen Darstellung mir sehr gefällt – zur näheren örtlichen Bestimmung notwendig wird.

Und die Szene im Eingangszitat lässt es gar – wie nebenbei - zur Kritik am Manchasterkapitalismus – der sich, als wäre er einmalig und frisch, „Neoliberalismus“ nennt in der Privatisierung der institutionalisierten Kranken- und Altenpflege mündet, die sich die große Masse nicht leisten kann und in in der Folge mit der „privaten“ häuslichen Krankenpflege überfordert ist.

Aber wie‘s so geht, Änderungen erzeugen neue Flusen ...

„Stimmt schon“, ergänzt Maier, „wer kommt hier vorbei, außer ein Paar Fluggänsen?“
Nee, Du meinst nicht zwo „Fluggänse“, aber ein „paar“ (i. S. von „wenige“). Das Paar ist übrigens ein hochdeutsches Überbleibsel des Dual wie beide oder auch andere, den es zumindest rudimentär im Bairischen Sprachraum noch gibt jenseits der aufgeführten Beipiele ...

Früher hatte es Anton Spaß bereitet[,] über die Dorffeste zu toben, sich mit seinen Freunden an Schießbuden zu messen oder ...
Mit „über“ fangen schon die „gleichrangigen“ Infinitiv“sätze“ mit ihrem ersten an, dessen Infinitivgruppe – wie die anderen auch – von einem Substantiv abhängig ist und deshalb Kommasetzung erzwingt

Hier besser Dativ

Elvira bestand auf ihre[r] Sparsamkeit.

Und hier – ist ja keine indirekte Rede, sondern eher eine als-ob-Situation, Konj. II, irrealis
Immer wieder rief sie ihm das ins Gedächtnis, fast
so, als woll[t]e sie bei jeder Wiederholung erneut die Freude in Anton zum Vorschein bringen, …

„Anton, mein Anton“[,] Elviras letzte Worte klingen dünn, …
vllt. auch ein „!“, mancher Hilferuf ist nicht sonders laut

Immer noch "gern" gelesen und schönen Gruß aus'm Pott von

Het windje

 

Hallo,

Beim Hochladen ist mir nochmal aufgefallen, an wie vielen kleinen Stellen ich dank eurer Mühe den Text schleifen konnte. Bin gespannt auf eure Meinung.

Nur kurz:
Na ich finde, die Überarbeitung hat dem Text gut getan! gefällt mir. :)

lieben Gruß
pantoholli

 

@Friedrichard, het windje.

Gibst du Seminare, für die ich mich noch eintragen kann? ;) Deine Anmerkungen sind sehr lehrreich, vielen Dank dafür. Besonders Hinweise wie dieser

Mit „über“ fangen schon die „gleichrangigen“ Infinitiv“sätze“ mit ihrem ersten an, dessen Infinitivgruppe – wie die anderen auch – von einem Substantiv abhängig ist und deshalb Kommasetzung erzwingt
sind für mich goldwert und verleiten mich dazu, altes Unterrichtsmaterial hervorzukramen und auf einem Poster übersichtlich zusammenzufassen.

Wenn ich lese, welche Überlegungen mein Text in dir anregt, dann ist mir schwer nach Freudensprüngen zu Mute.

Und die Szene im Eingangszitat lässt es gar – wie nebenbei - zur Kritik am Manchasterkapitalismus – der sich, als wäre er einmalig und frisch, „Neoliberalismus“ nennt in der Privatisierung der institutionalisierten Kranken- und Altenpflege mündet, die sich die große Masse nicht leisten kann und in in der Folge mit der „privaten“ häuslichen Krankenpflege überfordert ist.
:D:huldig: Schön, dass das angekommen ist
(und ich zudem nach meiner Recherche zum Manchesterkapitalismus schlauer bin als zuvor).

Eine Art Büchlein Hiob für eine ganze Dorfgemeinschaft zwischen Sch(w)ank, und schwankender Welt.
Toll, hat mich sehr gefreut! [Habe mir erlaubt deinem zwichen ein "s" zu gönnen]. Auf den religiösen Hintergrund möchte ich mich aber nicht festlegen, damit der Text für verschiedene Leser eigene Interpretationsspielräume offen lässt.

Festlegen würde ich mich aber auf einen neuen Ortsnamen.

lässt allein schon durch seine Endung „...röde“ das Geschehen selbst in Norddeutschland möglich werden (Endsilbe „...rode“, vom „gerodeten Wald“),
-rode, -röde, - rath: Recht der Friedel hat. Das Ortsschild erhält einen neuen Anstrich.

Mein Text bekommt noch ein Dativ mehr verpasst und auch einen

Konj. II, irrealis
Zudem darf Elvira wirklich, wenn auch leise, um Hilfe rufen. Dank je wel.

Und jaaa, mein Gedanke galt einer ganzen "Fluggänse-Gang", die ich beim Schreiben wohl eiskalt bis auf zwei Überlebende abgeschossen habe; daher auch hier meinen Dank an Dich. Musste schmunzeln. Dass mir das nicht aufgefallen ist. Also wirklich.

Tatsächlich bin ich jetzt überaus neugierig auf einen Text von Dir.
Gäbe es da einen (oder auch gerne mehrere), der Dir besonders am Herzen liegt? Würde mir gerne was empfehlen lassen. Und auch das

(wenn Du willst, schick ich Dir die Erklärung als PN zu),
würde ich dankend annehmen :).

Lieber Friedel,
eine Freude!

Schöne Grüße,
Frieda Kartell


Hallo @pantoholli,

kurz und knapp: Vielen Dank. Freut mich sehr, bin auch der Ansicht, dass der Text bla verloren und zack dazugewonnen hat. :)

Auch Dich würde ich gerne fragen, ob es einen Text von Dir gibt, den Du mir empfehlen würdest oder einen, zu dem Du gerne eine Meinung hättest. Wäre mir eine Freude etwas zurückgeben.

Schöne Grüße,
Frieda Kartell

 

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