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Walküre

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29.07.2003
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Walküre

1939, Berlin

Ein gleichmäßig pulsierender Brummton erfüllte den Raum. In einer Ecke stand auf mehreren Stapeln Zeitungen ein altes Modell eines Volksempfängers, der gerade einen Marsch, wahrscheinlich war es Piefkes „Preußens Gloria“, tönte. „Herbert, komm nur rein!“, stieß ein großer Mann von einem alten, massiven Holzschreibtisch hervor, während er wie wild auf einem Blatt vor sich hinkritzelte. Herbert fragte sich, warum Wernher ihn gerade jetzt sehen wollte. Hatten sie doch nun seit fast zwei Jahren kein Wort mehr miteinander gewechselt.

„Wernher, was machst du denn im Keller? Deine Vermieterin hat mir gesagt, du wärst schon seit Stunden hier unten“ Herbert steckte den Kopf in den Raum und sah sich um. Durch ein schmales Kellerfenster, das mal ordentlich abgestaubt werden musste, drang wenig Licht. Aber das war nicht notwendig, um die riesige, kegelförmige Kapsel auszumachen, die fast den ganzen restlichen Keller ausfüllte. Darauf war der Name „Walküre“ eingraviert. Der naheliegendste Vergleich wäre für ihn ein U-Boot gewesen, das er mal auf Bildern gesehen hatte. Jetzt zuckte er nur mit den Schultern und ging die letzte Stufe nach unten.

Wernhers Schreibtisch war voll von Skizzen und wirrem Geschreibsel, von dem Herbert keine Ahnung hatte. Wernher hatte schon immer nur Technik im Kopf gehabt, aber nun – so dachte Herbert - war er dabei es zu übertreiben.

„Das stimmt – ich arbeite.“, antwortete Wernher etwas verspätet. Damit drehte er sich im Stuhl um. Ein Lächeln huschte flüchtig über seine Lippen, nur für einen kurzen Moment, dann wurde seine Mimik wieder ernst. Er hatte sich verändert, dachter Herbert.

„Du lässt dir jetzt einen Bart stehen ... hmm ... das passt zu dir. Sag mir, woran arbeitest du? Deine Vermieterin hat sich beschwert, dass du dieses riesige ... Ding durchs ganze Haus geschleppt hast. Wie hast du das überhaupt durch die Tür gebracht?“
„Wenn ich dir das sage, muss ich umbringen.“ Wernher grinste, als er sah, wie sein Freund mit den Wimpern zuckte.
„Das war ein kleiner Scherz, natürlich verrate ich es dir. Aber du musst Stillschweigen bewahren. Mit diesem 'Ding' kann man durch die Zeit reisen.“
Herberts Augen wurden größer. „Eine Zeitmaschine? Du glaubst doch nicht etwa, dass ich dir das jetzt glaube.“
„Das werden wir gleich haben; du wirst mir glauben.“
„Nicht schon wieder so eine verrückte Sache, ich habe auch gar keine Zeit!“
„Alles relativ, Herbert, alles relativ.“
„Ach ja, ich weiß. Eigentlich bin ich überrascht, dass du überhaupt hier bist.“
„Stimmt, ja, ich bin nur her gefahren, um meine Arbeit zu beenden. Die Hälfte der Unterlagen liegt hier überall verstreut ... sag mir bitte wohin du willst“
„Ich muss noch Angela besuchen und dann-“
„Das meine ich nicht. Wohin würdest du gerne reisen?“
„Tja – äh“
„Wir könnten mit Jesus zu Abend essen, die Entstehung der Menschheit verfolgen oder uns die Dinosaurier anschauen. Komm schon, das wird toll! Nur noch ein paar Feineinstellungen, dann ist die Kapsel bereit“
„Ich weiß nicht ... warum willst du unbedingt mich dabei haben?“
„Nein, ich habs. Wir müssen nach 1894. H.G. Wells' Gesicht möchte ich sehen, wenn wir aus der Kapsel steigen.“
„Wir könnten doch etwas verändern“.
„Die Gefahr ist minimal, glaube mir bitte“

Herbert schwieg. Nun musterte er seinen Freund, dessen Fuß nervös auf dem Boden wippte.
„Bist du etwa schonmal gereist?“, fragte Herbert nun ernsthaft.

„Wieso fragst du?“
„Ach nichts. Ich werde jetzt gehen. Bitte stell mir keinen Unfug mit deiner Arbeit an. Du hast ganz schön viel Verantwortung mit so einer Erfindung.“
„Das werde ich, mein Freund.“ Wernher stand auf. „Wir werden uns eine Weile nicht sehen, weil ich noch andere Arbeit habe, über die ich aber wirklich nicht sprechen darf.“
„Dann machs gut, Wernher. Und viel Erfolg.“

Auf dem Weg nach Hause dachte Herbert nur über die Maschine nach. „Vielleicht hätte ich mit ihm gehen sollen“, dachte er. „Nur für den Fall, damit er auch wirklich nichts ändert.“
Als er an seiner Haustür ankam, stand dort bereits der Postmann. „Guten Tag! Die können sie gleich mir geben“ Es waren eine Rechnung und eine Postkarte.
„Lieber Herbert“, begann die Karte. „Ich hoffe dir geht es gut. Meine Arbeit hier ist zwar schwer, aber sie ist genau wie ich es mir erhofft hatte. Viele Grüße auch an Angela, Dein Wernher v.B.“

Sie war vor ein paar Tagen aufgegeben worden und kam von der Insel Usedom. „Wie kann das nur sein?“, fragte er sich. Herbert drehte sich um und beschleunigte seine Schritte, er musste nach Wernher sehen. „Irgendetwas ist nicht in Ordnung!“.
Das Haus war von Soldaten umringt. Die Vermieterin stammelte unverständlich vor sich hin und lief wie aufgelöst durch den Vorgarten. Als Herbert die Kellertür mit Mühe und Not erreichte, standen bereits fünf Männer der Schutzstaffel davor.
„Von Braun, öffnen sie die Tür!“ „Keine Antwort.“ „Dann werden wir sie öffnen. Den Sturmbock!“. Sie stießen drei Mal gegen die Tür, bis sie endlich zur rechten Seite hin abriss.

„Was wollen sie hier?“, fragte ihn einer der Männer und stellte sich Herbert in den Weg. „Ich bin ein Freund“
„Sie haben hier nichts zu suchen. Wir werden sie später befragen. Nehmt in mit!“
„Halt, ich will nur einen kurzen Blick in den Raum werfen“ Herbert riss sich los und stolperte die Treppe nach unten. Die SS durchsuchte bereits den Raum. Sie blätterten Wernhers unterlagen durch. Der Kapsel war verschwunden.

In der Ecke stand immer noch der Volksempfänger. Herbert lief ein Schauer über den Rücken, als er jetzt die erschreckende Nachricht vernahm.

 

Das einzig Gute, was ich an dieser völlig sinnfreien und witzlosen Zeitmaschinen-Story finden kann ist: Sie ist sehr kurz :D

 

Hallo Yaso,
dass Doc Post mit deiner Geschichte nichts anfangen kann, sollte wenig überraschen. Vielleicht sollte man in der Überschrift gleich reinschreiben: "Vorsicht! Zeitreisen!" :)
Nun zu meinem Eindruck: Die meisten von James' Fragen sind im Grunde unerheblich. Ich benötige keine detaillierten Baupläne einer Zeitmaschine, oder wer sie warum gebaut hat und wie sich diverse Zeitparadoxa umgehen lassen.
Vielmehr erwarte ich eine interessante, spannende Geschichte, wenn möglich mit einer Pointe garniert.
Und meine Erwartungen wurden in keiner Weise befriedigt. Dass sich "Wernher" als Wernher von Braun entpuppt, überrascht keineswegs. Und dass mal wieder der gute Wells zitiert wird, genau so wenig.
Rätsel geben mir jedoch der Schluss und - nun ja - der "Sinn" der Geschichte auf: Welche Nachricht sorgt für Entsetzen? Wohin ist von Braun entschwunden? Ins Reichshauptquartier, um Hitler zu töten?

Tut mir Leid, ich halte den Text für unspektakulär, dialogschwach und pointenfrei. Da hätte ich mir von einem alten Haudegen wie dir doch ein wenig mehr erwartet. Aber vielleicht gefällt die Story anderen ja besser. :)

 
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Hallo James, Uwe und Rainer!

Immer wieder erstaunt es mich, wie schnell Uwe auf den Punkt kommt. Umso weniger erstaunt es mich, dass euch die Geschichte nicht gefallen hat. Zeitreisegeschichten sind nicht jedermanns Sache und so wie es scheint, eben nicht meine.

Von Braun hat Hitler bereits umgebracht, die SS-Leute sind deshalb hinter ihm her. Aus Herberts Sicht hat sich nichts verändert.

 

Das sollte aber eigentlich in der Geschichte selbst rauskommen, Yaso, und zwar so, dass es keiner nachträglichen Erklärung mehr bedarf. :D
Vom Gesamteindruck her muss ich mich meinen Vorkritikern leider anschließen.
Anfangs dachte ich, das würde wieder so eine Unter-Hitler-erfindet-jemand-die-Atombombe-Geschichte ( was bei mir inzwischen schon Hautausschlag auslöst ), aber dann wurde es zum Glück "nur" ein weiterer Beitrag zum zum Erbrechen ausgelutschten Zeitreisemotiv. Die Umsetzung ist so originell wie ein Ausflug in die Kneipe als Freizeitgestaltung :bier: und so spannend wie ein Striptease von Angela Merkel :sleep:.
Zeitreisen können Leser wirklich nur noch begeistern, wenn du ihnen ein paar originelle Wendungen und geistreiche Pointen servierst.

 

Okay, ich versuch's mal anders: So spannend wie die Memoiren von Hans Eichel. Einverstanden? :D

 

Megabjörnie schrieb:
Das sollte aber eigentlich in der Geschichte selbst rauskommen, Yaso, und zwar so, dass es keiner nachträglichen Erklärung mehr bedarf. :D

Das glaube ich nicht. :D

 

Hi Yaso,

muss Megabjoernie leider recht geben. Es soll, zumindest indirekt, erkennbar sein.

Proxi

 

Es ist völlig unerheblich, wie die Zeitmaschine funktioniert und wer sie gebaut hat, weil sie nichts anderes darstellt als das deus-ex-machine-Prinzip, sprich: Der Autor brauchte eine Zeitmaschine, um seine Pointe auf die Reihe zu kriegen. Also hat er eine Zeitmaschine postuliert. Es geht aber gar nicht um die Zeitmaschine, die nur ein Mittel zum Zweck ist, sondern um die Pointe. Die allerdings nicht zündet. Das ist ja der Hauptkritikpunkt an der Geschichte.

 

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