Was ist neu

Warten auf die vorletzte Bahn

Mitglied
Beitritt
04.04.2008
Beiträge
442
Zuletzt bearbeitet:

Warten auf die vorletzte Bahn

Warten auf die vorletzte Bahn

Die Rolltreppe setzte sich summend in Bewegung und trug die Frau hinunter in den
U-Bahn-Schacht. Der glühende Hochsommertag war in einen stickigen Abend übergegangen. Es würde nicht abkühlen heute Nacht.
Die Frau stand unsicher, ihre hohen Absätze drohten zwischen die Stahlrillen der Rolltreppe zu geraten. Sie umschloss mit feuchter Hand den Gummibelag des Geländers und balancierte auf Zehenspitzen. Eine schwarze Aktenmappe hing wie Blei an ihrer freien Hand. Trost versprach der Gedanke, in einer halben Stunde aus dem eleganten Kostüm zu schlüpfen und die Schuhe abzustreifen. Nur drei Stationen mit der Strassenbahn, unterirdisch, quer durch die Stadt, die ihr hoffentlich ein wenig Abstand zu den Ereignissen des Tages bringen würden. Die Zehen schmerzten nach dem langen Abend und das Atmen stengte an.
Ich bin eben auch nicht mehr die Jüngste, dachte die Frau, doch es hat sich ja gelohnt. Ihre Agentur würde den Auftrag für die Werbekampagne des neuen Kleinwagens bekommen; dafür konnte man ruhig mal ein paar gequetschte Zehen in Kauf nehmen.
Ein scharfer Luftzug traf die Frau von der Seite. Sie erschrak heftig. Eine große Taube segelte an ihr vorbei in den Schacht, beschrieb eine scharfe Rechtskurve über die Rolltreppe hinweg und streifte dabei fast ihren Kopf. Die Frau geriet ins Wanken, umklammerte das Geländer und rutschte mit einem Fuß von der Stufe ab. Wie von sanften Wellen getragen, landete eine weiße Feder auf ihrem Schuh. Im Nacken der Frau erblühte ein Schweißfilm. Sie straffte die Muskeln und stolperte ungelenk von der flachen Stufe auf den Marmorboden der U-Bahn-Station. Zwei Meter entfernt trippelte die Taube geschäftig pickend hin und her.
Niemand war hier. Leuchtziffern über dem Bahnsteig zeigten an, dass die vorletzte Bahn in knapp vier Minuten kommen würde. Es war kurz vor Mitternacht. Die Frau atmete ein, doch die Luft blieb hinter dem Brustbein stecken. Sie stellte ihre Aktenmappe neben sich, zog die Kostümjacke zurecht und überprüfte mit geübten Griffen den Sitz ihrer Frisur. Eine blondgraue Strähne hatte sich aus der Schildpattspange gelöst und war auf ihre Schulter gefallen. Die Frau steckte sie geschickt fest, nahm die Tasche auf und steuerte auf die Bank unter der Leuchtanzeige zu. Sie erschrak über das Klappern ihrer Absätze, das wie höhnisches Lachen von den gekachelten Wänden widerhallte. Die Taube flog auf und segelte hinunter auf die Gleise. Das Herz der Frau schlug schneller, klopfte hart gegen die Brust, als sie sich auf die Bank fallen ließ.
Machte sie sich etwa ernsthaft Sorgen um eine Taube? Aus dem Tunnel auf der anderen Seite drang das anschwellende Dröhnen einer herannahenden Straßenbahn. Die Frau drehte sich um. Die einfahrende Bahn brachte einen Schwall modrig riechender Luft mit.
Niemand stieg aus, die roten Sitze waren leer.
Die Frau wandte den Kopf und beugte sich vor, um den Fahrer zu sehen. Gelänge ihr das, würde alles weniger geisterhaft wirken. Doch in diesem Moment fuhr die Bahn wieder an und wurde gleich darauf von der Schwärze des Tunnels verschluckt. Ein leichter Geruch nach Schmieröl hing im Schacht, als die letzten Fahrgeräusche verstummten.
Die Frau fröstelte, ihre Zehen fühlten sich kalt an. Im Neonlicht wirkten ihre Hände alt. Sie betrachtete das Netz feiner Linien, das Gott sei Dank bei Tageslicht noch nicht zu erkennen war.
Noch drei Minuten. Sie war hungrig. Obwohl das Büfett reichlich gewesen war, hatte sie nichts essen können. So war es immer bei Verhandlungen. Zwei Gläser Champagner, hastig hinuntergestürzt, verursachten Magendrücken. Die Frau seufzte. Ich sollte wirklich ein bisschen kürzer treten, überlegte sie, jetzt wäre es sogar möglich. Dieser Auftrag war wirklich ein ganz dicker Fisch. Von Müdigkeit übermannt, schloss sie für einen Moment die Augen.
Plötzlich war der Mann da.
Sie nahm zuerst seinen Geruch wahr. Ein herbfruchtiger Duft. Die Frau riss erstaunt die Augen auf. Sie hatte keine Schritte gehört. Woher kam er so unvermittelt? Einfach aus dem Nichts. Er muss in der Bahn gewesen sein, sie hatte nur nicht gemerkt, dass doch jemand ausgestiegen war. Das ergäbe allerdings keinen Sinn. Warum sollte er jetzt wieder in die Richtung fahren, aus der er gerade kam? Oder ruhte er sich nur ein wenig aus? Auch das erschien ihr unwahrscheinlich, denn warum sollte sich jemand um Mitternacht in einem U-Bahn-Schacht ausruhen? Ihre Gedanken überschlugen sich, während in ihrem Nacken ein neuer Schweißfilm antrocknete. Die Frau rieb die steifen Finger aneinander. Sie fror. Vor Übermüdung sicherlich. In dieser dumpfen Abgestandenheit fror sie tatsächlich.
Der Mann schaute sie nicht an.
Er saß zurückgelehnt, mit übergeschlagenen Beinen, am anderen Ende der Bank und blickte auf das Gleis. Aus den Augenwinkeln sah die Frau, dass er eine Leinenhose trug, dazu ein kurzärmeliges weißes Hemd. Seine nackten Füße steckten in Lederslippern. Aha, dachte die Frau, er kam auf leisen Sohlen.
In sein welliges blondes Haar hatte er eine blaugetönte Sonnenbrille geschoben. Ein attraktiver Mann, nicht mehr ganz jung, um die vierzig, schätzte die Frau. Er hatte nichts bei sich, keine Tasche, keine Zeitschrift, nichts. Ihr Herz wollte wieder die Rippen sprengen. Wie dumm ich bin, schalt sie sich, wieso möchte ich, dass er eine Tasche bei sich hat? Oder wenigstens eine Zeitung. Sicher war er mit guten Freunden unterwegs gewesen, hatte ein paar Bierchen getrunken, oder…
Ein Stöhnen unterbrach ihre Gedanken.
Es klang zunächst wie ein Seufzer, vor Müdigkeit vielleicht, doch gleich darauf vibrierte ein kehliger Ton zwischen den Schachtwänden.
Die Frau erstarrte. Ungläubig sah sie zu dem Mann hin, zog zugleich die Schultern zusammen und verschlang die Hände ineinander. Die Knöchel traten weiß hervor.
Der Mann hatte seine Position nicht verändert, er saß noch immer angelehnt und sah auf das Gleis, noch immer trippelte die Taube pickend zwischen den Schwellen umher.
Die Frau versuchte, ihr Herzrasen durch regelmäßiges Atmen zu regulieren.
Es war wieder still.
Sie musste sich verhört haben. Die Müdigkeit hatte ihre Sinne vernebelt, ihr etwas vorgespielt. Der Mann wirkte nicht krank, oder so, als habe er Schmerzen, nein, er saß doch ganz entspannt da. Und wenn jemand anderes gestöhnt hätte, wäre er doch sicher aufmerksam geworden. Die Frau sah sich verstohlen um; niemand sonst war hier. Nein, sein Verhalten bedeutete, dass da gar nichts war, überhaupt nichts. Sie machte sich nun wirklich lächerlich, mit ihrem Kloß im Hals und dem hämmernden Herzen. Er sah doch nett und gepflegt aus, seine Haut war sonnengebräunt, das konnte sie selbst im Neonlicht erkennen. Weshalb also sollte er stöhnen? Noch zwei Minuten, dann kam ja auch die Bahn.
Der Mann bewegte sich.
Langsam stellte er seine Beine parallel zueinander und ließ die Oberschenkel weit auseinander fallen. Er rutschte ein Stückchen tiefer, sein Kopf lag nun zurückgebeugt auf der Rückenlehne der Bank.
Er ist auch müde, dachte die Frau und fühlte sich sofort entspannter. Sie nahm ihre Aktenmappe auf den Schoß und legte beide Hände auf das kühle Leder. Was sprach eigentlich dagegen, mit dem Mann ein paar belanglose Worte zu wechseln? Es konnte doch sein, dass er sie nicht ansprach, weil er keinen falschen Eindruck erwecken wollte. So gesehen, war das Ganze wirklich paradox. Mit ihm zu plaudern würde Erleichterung bedeuten, es würde sie entkrampfen und wärmen, weil es diese unterirdische Katakombe in einen wirklichen Ort verwandeln könnte. Ja, sie wollte sogar der Versuchung nachgeben, ihm von ihrem Erfolg zu erzählen; plötzlich war sie der Überzeugung, dass sie mit diesem Mann lachen und reden könnte, gut sogar. Sie würde sich vorstellen, ihren Namen nennen, und er? Sah er nicht nach Harald aus? Sie kannte mal einen ähnlichen Typen, der Harald hieß. Lächelnd hob die Frau den Kopf.

Im gleichen Moment griff sich der Mann in den Schritt.
Seine Hand schloss sich um sein Geschlecht, er stöhnte auf und begann mit kraftvoll pumpenden Bewegungen seine Genitalien zu bearbeiten. Dabei starrte er weiter auf das Gleis, und die Frau sah, dass er grinste, als die Taube erschreckt davonflog.
Aus seinem Mund drangen wilde, obszöne Töne, schmerzvoll und gequält. Tierische Töne, dachte die Frau, wie ein verwundetes Tier.
Sie umklammerte ihre Tasche, konnte den Blick nicht von dem Mann abwenden. Sie musste hinsehen, paralysiert vor Schreck, während ein Teil ihres Gehirns sich fortwährend fragte, ob das gerade wirklich geschah.
Schluchzende Laute entrangen sich seiner Kehle, sein Unterleib bäumte sich auf und sank auf die Bank zurück, während seine Hand unaufhörlich zwischen seinen Beinen pumpte.
Die Frau bemerkte Speicheltröpfchen, die in seinem Mundwinkel Blasen bildeten. Plötzlich hob der Mann die andere Hand zum Mund und begann, an seinem Zeigefinger zu saugen. Schmatzend und stöhnend schob er den Finger in seinem Mund hin und her, der Speichel rann wie ein Bach an seinem Kinn hinunter und er grinste, grinste unaufhörlich. Und sah sie nicht an.
Doch sie starrte ihn unverwandt an,obwohl sie dachte: Tu das nicht, guck einfach weg.
Es ging nicht.
Vor ihren Augen wurde sein Gesicht zu einer bizarren Grimasse, einer ekstatischen Fratze, und die Zuckungen seines Körpers ließen sie an Besessenheit denken. Vielleicht war es gut, dass er sie nicht ansah. Vielleicht hatte das alles gar nichts mit ihr zu tun. Vielleicht war er einfach ein kranker Mensch. Vielleicht auch nicht.
Noch eine Minute. Egal. Sie musste hier weg. Jetzt. Sofort. Ihre Beine zitterten unkontrolliert, als sie versuchte, die Füße auf den Boden zu stellen. Stechender Schmerz fuhr durch alle Zehen.
Ihre Wirbelsäule war eine weiche Masse, als die Frau sich von der Bank erheben wollte. Salzige Tränen sammelten sich in ihrer Kehle. Die Tasche fiel zu Boden und sie wartete wie gelähmt auf eine Reaktion des Mannes.
Aus der Tiefe des Tunnels drang entferntes Grollen an ihr Ohr.
Der Mann hielt inne und richtete sich auf. Übergangslos, geschmeidig. Er setzte sich gerade hin und schlug die Beine wieder übereinander. Mit dem Handrücken wischte er sich über den Mund und drehte langsam den Kopf in ihre Richtung.
Lächelte sie an.
Er steckte den Finger erneut in den Mund, sah ihr unverwandt ins Gesicht und rutschte dicht an sie heran. Noch reichte die Zeit.
Die Frau war müde, unendlich müde. Sie fühlte keinen Widerstand, ihr Körper zerfloss, sie sehnte sich nach Schlaf und schloss leise wimmernd die Augen.
Fast zärtlich zeichnete der Mann mit seinem nassen Finger die Konturen ihrer Lippen nach, sie roch den säuerlichen Speichel. Er fuhr sanft an ihrem Hals hinunter bis zum Schlüsselbein. Dort hielt er kurz inne, hob blitzschnell die Hand und schlug ihr kurz und hart ins Gesicht.
Ihr Kopf flog nach hinten und das anschwellende Donnern der nahenden Bahn erstickte ihren überraschten Schrei.
Die Bahn fuhr ein und hielt mit zischenden Bremsen fast vor ihrer Bank. Der Fahrer nickte ihr zu. Betäubt erwiderte sie sein Lächeln.
Der Mann war verschwunden.
Wankend griff die Frau nach der Aktenmappe, kämpfte gegen die aufkommende Übelkeit und stieg mit zitternden Knien ein.
Sie war der einzige Fahrgast. Die Frau setzte sich ans Fenster und ließ den Kopf gegen die Scheibe sinken. Mit steifen Fingern suchte sie nach einem Taschentuch und rieb immer wieder über ihre Lippen. Als die Bahn anfuhr, zog der menschenleere Schacht an ihr vorbei, doch kurz bevor sie in den Tunnel einbogen, sah sie den Mann neben einem Getränkeautomaten stehen.
Sie war nicht überrascht.
Lässig angelehnt, die Füße über Kreuz, warf er ihr lächelnd eine Kusshand zu. Sein spöttischer Blick brannte in ihrem Rücken, bis die Bahn im Tunnel verschwand.

Das gleichförmige Rattern unter ihren Füßen löste den Tränenstrom in ihrer Kehle. Endlich konnte die Frau weinen. Es fühlte sich an, als könne sie nie mehr damit aufhören. Sie betastete immer wieder ihre schmerzende Wange, drückte sie gegen die schmierige Scheibe und hoffte, dass die Helligkeit des kommenden Tages, die Sonne, die flirrend durch die Blätter schien, die eisessenden Menschen, die spielenden Kinder im Freibad, die lachenden Kollegen in der Agentur alles ungeschehen machen würden. Vielleicht käme es ihr morgen früh wie ein schlechter Traum vor, der sich im Laufe des Tages auflösen würde, wie Nebelschwaden.
Schließlich war ihr doch nichts passiert.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Jutta,

nun schreibe ich tatsächlich erst heute, obwohl ich gleich nach dem Erscheinen schon mit einem Komm angefangen hatte.
Allerdings kam ich nicht sehr weit und habe dann aus zwei Gründen abgebrochen, zum einen hatte JoBlack die Empfehlung bereits ausgesprochen, zum anderen widerstrebte es mir, die "kleinen Schönheitsfehler" aus dem Text zu suchen, jedenfalls die, die sich für mich stellten.
Nun steht es schon da, dieses Straßenbahn- U- Bahndurcheinander und anderer Kleintextkram, der für mich aber in keinster Weise die Geschichte in ihrer Wirkung beeinflusst.
Denn die kam für mich geballt rüber. Die nächtliche Stille, Einsamkeit und Kälte eines U- Bahnhofes, irgendwo unter der Erde. Du beschreibst sehr lang, die Warte- und Gefühlssituation, bis du den Typen mit ins Geschehen ziehst, mir hat es gefallen, ich hab die Zeit gebraucht, um mich in Deine Prot. einzufühlen, mich aus meinem "sonnenlichtdurchfluteten" Wohnzimmer gedanklich in die Nacht unter Tage zu begeben.
So, dann habe ich mit der Frau auf der Bank gesessen und dem Typen beim pumpen zugesehen, aber als er dann mit seinem angeleckten Finger ihr Gesicht berührt, da wurde es richtig widerlich!

Und jetzt muss ich doch noch mal zum Text:

Die Frau war unfähig sich zu bewegen, nur müde, unendlich müde. Sie fühlte keinen Widerstand, ihr Körper zerfloss, sie sehnte sich nach Schlaf und schloss leise wimmernd die Augen.

Er spuckt ihr da förmlich ins Gesicht und sie denkt an schlafen?
Schock der Gefühle über Reaktion, okay, aber an schlafen denken :confused: ...

Hast mich aber gleich wieder zurückgeholt in die Nacht und ich bin ein Fan des Handkusses, Arschloch - was für ein Arschloch hab ich da gedacht.
Die Geschichte wäre für mich ohne die Berührung und ohne den Kuss einfach nur halb so emotional gewesen.

Ich danke Dir für den schaurig schönen Ausflug
Liebe Grüße Fliege

 

Hallo Fliege,
danke für die Blumen! Die Sehnsucht nach Schlaf ist eine Metapher für das Ruhe-haben-wollen, sich einer Situation entziehen. Häufiges Symptom einer Depression, kann aber eben auch der Wunch sein, etwas Bedrohliches einfach nicht empfinden zu müssen.
LG, Jutta

 

Hallo Jutta,

Die Sehnsucht nach Schlaf ist eine Metapher für das Ruhe-haben-wollen, sich einer Situation entziehen. Häufiges Symptom einer Depression, kann aber eben auch der Wunsch sein, etwas Bedrohliches einfach nicht empfinden zu müssen.

Das war mir gar nicht bewusst, weil ich es so selbst noch nie erfahren habe.
Aber so macht es Sinn. Viel sogar ;).

Danke für die Aufklärung Fliege

 

Hallo Jutta,

nachdem ich die Geschichte jetzt mehrfach gelesen habe, kann ich nur hoffen, sie ist rein fiktiv. Teilweise empfinde ich sie als so beängstigend realistisch, dass alles andere als Fiktion grauenvoll wäre.

Sie regt auf jeden Fall zur Reflexion über unsere Gesellschaft, die solche Dinge ja zuläßt, an.

Was ich nicht finden kann, ist das, was Are-Efen dir vorwirft:
Du habest schändlich und unehrenhaft deine Geschichte geschrieben.
Denn das heißt infam. Und diese Absicht kann ich beim besten Willen nicht in der Geschichte entdecken.

Fazit: Zu Recht empfohlen, unpretentiös dem schwierigen Thema angenähert, den Leser lange nachdenklich zurücklassend. Ich danke dir dafür.

lg
Dave

 

Die Sehnsucht nach Schlaf ist eine Metapher für das Ruhe-haben-wollen, sich einer Situation entziehen. Häufiges Symptom einer Depression, kann aber eben auch der Wunch sein, etwas Bedrohliches einfach nicht empfinden zu müssen.

Endlich weiß ich, warum ich ständig müde bin.

 

Hallo Dave,
was eigene Erfahrung betrifft, ist die Geschichte in dieser Form rein fiktiv, doch ganz sicher passiert ähnliches tagtäglich. Ich freue mich, dass Du die Atmosphäre so packend findest, dann ist mein Ziel erreicht.
LG, Jutta

Hallo Set,
es soll ja Leute geben, die verschlafen regelmäßig sogar Prüfungstermine; aber so ist das bei Dir sicher nicht...Ansonsten hätten wir auch noch die ganz normale Frühjahrsmüdigkeit!
LG,
Jutta

 

Hallo Jutta,

das ist die spannendste Geschichte, die ich auf KG.de bisher gelesen habe. Vor allem baut sich die Spannung über die ganze Handlung hinweg auf und schaukelt den Leser zwischen kurzen Momenten der Entspannung und unerwarteten Schrecksekunden hin und her. Eine absolut runde Sache, find ich.

Allerdings ist die Rubrik etwas falsch gewählt (wobei das eh schon lange rum ums Eck ist), alltäglich finde ich das Geschehen hier nicht. Sagen wir mal so, ein alltäglicher Vorgang wird zu einem Horrortrip. Andererseits passen die anderen Sparten auch nicht wirklich. Diese Rubrik ist nicht unpassender als die anderen... Ich überlege, welche Rubrik sonst noch angemessen wäre... Evtl. Krimi/Spannung.

Egal. Im Endeffekt suche ich nur verzweifelt nach einem Kritikpunkt, den ich anbringen kann...

Also vergiss es. Lohnt sich eh nicht mehr, die Geschichte noch zu verschieben.

Gruß
Markus

 

Hallo Markus!
Herzlichen Dank für Dein Lob. Mit der Rubrik dachte ich, dass es der leider viel zu alltägliche Horror ist, dazu gehört auch die Angst vor der Angst, die frau spätabends in der U-Bahn sicher hat, aber selten darüber redet. Deshalb ist es auch sowas wie eine fantastische Abreaktion.
LG,
Jutta

 

Hallo Jutta,

mir hat gefallen wie du die Geschichte aufbaust. Ich glaube so etwas kann Frauen tatsächlich in der U-Bahn passieren, aber ich kann nicht glauben, dass diese Protagonistin (U-Bahn?) Straßenbahn fährt. Diese Spezies fahren einen schicken Flitzer, parken in der Tiefgarage und haben flache Schuhe im Kofferaum.

Aber sonst toll geschrieben!!!!


LG
GD

 

Hallo Goldene Dame,
danke fürs Lesen und lobn. Tja, die Frau sollte wohl U-Bahn (Strassenbahn, habe das an anderer Stelle erklärt) fahren, weil es für die geschichte eben Sinn macht. Natürlich ist es im 'wirklichen Leben' sichr eher so, wie Du sagst!
LG,
Jutta

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Jutta!

Mir hat Deine Geschichte leider wieder mal überhaupt nicht gefallen, da sie mit den ganzen unglaubwürdigen Zutaten weit an der Realität vorbeigeschrieben ist. So macht sie auf mich den Eindruck, als wolltest Du sie nur schnell runtergeschrieben haben, ohne Dir über das Wie besonders viele Gedanken zu machen, denn es ist ja nicht so, daß ich Dir das nicht zutrauen würde (gerade deswegen ärgert es mich auch, weil es eben nicht nach mangelnder Begabung aussieht, für die Du nichts könntest, sondern nach mangelndem Bemühen).

Tja, die Frau sollte wohl U-Bahn (Strassenbahn, habe das an anderer Stelle erklärt) fahren, weil es für die geschichte eben Sinn macht. Natürlich ist es im 'wirklichen Leben' sichr eher so, wie Du sagst!
Ich frage mich schon die ganze Zeit, warum Du denn keine passende Situation suchst, bzw. nicht versuchst, die Protagonistin glaubwürdiger und damit menschlicher zu machen. Je glaubwürdiger Du sie zeichnest, desto eher kann man mit ihr mitfühlen, weil sie erst dann richtig Gestalt annimmt.

Es wurden ja schon einige Dinge angemerkt, die unglaubwürdig sind, und trotzdem tust Du nichts dagegen. Wie soll ich sie mir denn vorstellen, wenn sie einerseits tüchtige und selbstsichere Geschäftsfrau ist, andererseits aber nicht einmal mit ihren Schuhen gehen kann und gleich ins Wanken gerät, wenn eine Taube vorbeifliegt? Das mit dem Taxi, das sie sich leisten könnte, wurde auch schon erwähnt, dazu kommt auch noch das:

Ihre Agentur würde den Auftrag für die Werbekampagne des neuen Kleinwagens bekommen;
Sie hat mit wichtigen Leuten einer Firma, die Kleinwagen (!) herstellt, verhandelt, und da war niemand, der sich angeboten hätte, sie zu so später Stunde nach Hause zu fahren? :susp:

Apropos späte Stunde: Das Vorhandensein einer U-Bahn deutet einerseits eine Großstadt an, daß sie um die Zeit so ausgestorben ist, läßt jedoch eher an ein Dorf denken, in dem man mit den Hühnern schlafen geht, um mit dem Krähen des Hahnes wieder aufzustehen. Also zumindest bei uns sind gerade die letzen U-Bahnen meistens und besonders im Sommer sogar relativ voll, es ist mir sogar schon passiert, daß ich in der vorletzten U-Bahn erst vier Stationen vor der Endstation einen Sitzplatz bekam.

Eine blondgraue Strähne hatte sich aus der Schildpattspange gelöst
Da blonde Haare üblicherweise weiß und nicht grau werden, meinst Du möglicherweise aschblond? Blondgrau gibt es meiner Meinung nach gar nicht.

Und warum muß sich das alles eigentlich gezwungenermaßen in einer U-Bahn-Station abspielen? Damit bin ich bei der Figur des Mannes, die ich ebenso unglaubwürdig finde. So jemand will üblicherweise nicht erwischt werden, deshalb wird er sich nicht auf den kameraüberwachten Bahnsteig setzen. Es sind also alle beide samt der Handlung am falschen Platz.
U-Bahn-Stationen sind in Großstädten im öffentlichen Raum so ziemlich das Sicherste: Sie sind gut beleuchtet, stets frequentiert und zusätzlich mittels Kameras überwacht. Genau da würde sich der Typ wahrscheinlich am allerwenigsten hinsetzen.
Mir sind, abgesehen vom FKK-Strand, schon zweimal solche wichsenden Typen begegnet (und aufgefallen), und jedesmal war es an Orten, wo ich mich hinterher gefragt habe, wie der überhaupt damit rechnen konnte, daß hier um die Zeit jemand kommt. Etwa, als ich einmal in den falschen Zug eingestiegen bin, der zwar am richtigen Bahnsteig stand und das richtige Schild außen drauf hatte, aber erst eineinhalb Stunden später fahren sollte, als der am Nebengleis, in den ich eigentlich wollte. Ich setzte mich in den Waggon, und weil ich gerade ein spannendes Buch las, nahm ich es gleich heraus und las weiter. Nach einiger Zeit begann ich mich zu fragen, ob ich im richtigen Zug saß, da keine Leute einstiegen; nur ein Mann saß mir schräg gegenüber, dessen Tun ich in dem Moment wahrnahm. Er schaute eher verschreckt, als daß er mir etwas antun wollte, und auch, als ich aufstand und ging, rührte er sich nicht vom Fleck. – Wären solche Menschen nämlich gewalttätig (körperlich), würden sie auch nicht Opfern auflauern, um dann zu wichsen, sondern würden sich mit Gewalt nehmen, wonach sie sich sehnen. Stattdessen wichsen die doch, weil sie sich real überhaupt nicht an eine Frau herantrauen. Also sowohl das von Dir beschriebene Näherrutschen als auch die »zärtlichen« Berührungen und die Ohrfeige passen ungefähr so gut zu dem Mann wie Zucker auf ein Schnitzel.

Die Frau war unfähig sich zu bewegen, nur müde, unendlich müde.
Warum sollte sie in einer von ihr als bedrohlich erlebten Situation derartige Depressionsanzeichen bekommen? – Bei dem genannten Beispiel mit dem Verschlafen von Prüfungen ist das anders, den Prüfungstermin kennt man vorher und hat Zeit, sich in die Angst zu steigern. Hier in Deiner Geschichte wirkt es nur wie ein weiteres Detail, das einfach so hineingeklatscht wurde, ohne daß es dabei um Schlüssigkeit ging.

Endlich konnte die Frau weinen.
Neun von zehn Frauen würden wahrscheinlich über den armen Kerl lachen, aber die erfolgreiche Werbefachfrau, die bestimmt mit so manchen Wassern gewaschen ist, muß weinen.

Wenn nicht, wie sollte sie weitermachen?
Das empfinde ich als Hohn auf alle, denen wirklich schreckliche Dinge widerfahren sind.
Mein Gott, da hat halt einer gewichst, wie schrecklich, die Welt geht unter.

Grüße,
Susi

 
Zuletzt bearbeitet:

Entschuldige, Jutta, wenn ich mich einmische, aber man wird ja regelrecht aufgefordert sich einzumischen!

Ich hab die Geschichte empfohlen, weil ich sie für grandios halte, weil sie den Leser einfach erwischt, mich zumindest hat die Geschichte völlig aus der Bahn geworfen und dann zu kommen und die Geschichte mit einem "Bäh, ist mir alles zu unglaubwürdig" abzutun, ist einfach der Autorin gegenüber unfair, weil es eben um Literatur geht und hier hat sie versucht eine Alltagssituation künstlerisch zu verarbeiten.

da sie mit den ganzen unglaubwürdigen Zutaten weit an der Realität vorbeigeschrieben ist
Über wessen Realität schreibst du hier? Die Geschichte kann sich vielleicht nicht in deiner Realität abspielen, aber es soll andere Menschen geben mit anderen Wahrnehmunge.
So macht sie auf mich den Eindruck, als wolltest Du sie nur schnell runtergeschrieben haben, ohne Dir über das Wie besonders viele Gedanken zu machen,
Schnell runtergeschrieben sieht die Geschichte nicht aus - sie hat handwerklich alles, was eine gute Geschichte braucht, das Motiv, die Figuren, alles schön ausgedacht und umgesetzt - keine besondere Gedanken über das "Wie" gemacht - dann hätte die Geschichte nicht so eine Wirkung auf so viele Leser.
Ich frage mich schon die ganze Zeit, warum Du denn keine passende Situation suchst, bzw. nicht versuchst, die Protagonistin glaubwürdiger und damit menschlicher zu machen. Je glaubwürdiger Du sie zeichnest, desto eher kann man mit ihr mitfühlen, weil sie erst dann richtig Gestalt annimmt.
Sie ist sowas von menschlich! Seit wann sind bitte alle Werbefrauen toughe Amazonen?
Ich gehe davon aus, die Frau hat durch ihre Intelligenz eine besondere Position und nicht, weil sie ein männerfressender Vamp ist.
Die Situation ist auch glaubwürdig - es soll vorkommen, dass U-Bahn-Schächte auch mal leer sind - bei uns fährt alle zwei Minuten eine U-Bahn bzw. Straßenbahn, da kann es shcon mal sein, dass die Frau allein mit einem Wichser da warten muss.
Es wurden ja schon einige Dinge angemerkt, die unglaubwürdig sind, und trotzdem tust Du nichts dagegen. Wie soll ich sie mir denn vorstellen, wenn sie einerseits tüchtige und selbstsichere Geschäftsfrau ist, andererseits aber nicht einmal mit ihren Schuhen gehen kann und gleich ins Wanken gerät, wenn eine Taube vorbeifliegt?
In keiner Zeile der Geschichte steht, dass sie eine tüchtige und selbstsichere Geschäftsfrau ist. Vielleicht ist sie ein alter Hase und wird von den jungen Hüpfern verdrängt und ihre Unsicherheit kommt daher, was haben die Schuhe, die sie den ganzen Tag tragen musste, mit ihrer Charaktereigenschaft "selbstsicher" zu tun?
Das mit dem Taxi, das sie sich leisten könnte, wurde auch schon erwähnt, dazu kommt auch noch das:
Na, vielleicht will sie kein Taxi? Vielleicht hat sie diese Möglichkeit erst gar nicht in Betracht gezogen, sie hat den Wichser nicht erwartet, vielleicht auch nicht, dass kein Mensch zu dieser Zeit da sein kann - die Handlung ist jetzt so verlaufen, und kann sich eben auch so in echt abspielen, ich seh hier echt kein Problem. Wieso darf die UBahn nicht nehmen?
Sonst ist da doch auch kein wichsender Mann - da hat die Frau eben diesmal pech gehabt.
Apropos späte Stunde: Das Vorhandensein einer U-Bahn deutet einerseits eine Großstadt an, daß sie um die Zeit so ausgestorben ist, läßt jedoch eher an ein Dorf denken, in dem man mit den Hühnern schlafen geht, um mit dem Krähen des Hahnes wieder aufzustehen.
Ich kann net mehr. :)
Stell dir vor, es soll auch in (Groß)städten leere UBahnSchächte geben.
Damit bin ich bei der Figur des Mannes, die ich ebenso unglaubwürdig finde. So jemand will üblicherweise nicht erwischt werden, deshalb wird er sich nicht auf den kameraüberwachten Bahnsteig setzen.
So jemand? Was denken so perverse eigentlich?
Über die Kameras in der UBahn darf man höchstens schmunzeln, sich aber niemals auf sie verlassen. Absolut null Sicherheit.
Wollte er nicht erwischt werden, dann hätte er das Zuhause gemacht oder in einem Park, offensichtlich findet es der hier aber geil sich vor einer Frau einen runterzuholen, sie zu schlagen, um ihr zu zeigen, wie ohnmächtig sie ist, weil es ihn offenbar zusätzlich anturnt, wat weiß ich.
Wären solche Menschen nämlich gewalttätig (körperlich), würden sie auch nicht Opfern auflauern, um dann zu wichsen, sondern würden sich mit Gewalt nehmen, wonach sie sich sehnen.
Ich finde der hier hat sich so ziemlich alles geholt.
Also sowohl das von Dir beschriebene Näherrutschen als auch die »zärtlichen« Berührungen und die Ohrfeige passen ungefähr so gut zu dem Mann wie Zucker auf ein Schnitzel.
1. Hat er sich vor ihr einen runtergeholt - was schon schlimm genug ist, aber noch hat er ihr (körperlich) nichts getan.
2. Mit dem Näherrutschen dringt er in ihre Privatzone ein, die er eigentlich nicht betreten darf.
3. Streichelt er mit seinen Wichs-und-Sabber-Fingern ihr Gesicht.
4. Der Schlag.

Ich finde da ist so gut, wie alles dabei, was passt also nicht?
Der Typ ist eben kein Vergewaltiger, ihm macht es Spaß Stück für Stück in ihre Welt einzudringen.

Warum sollte sie in einer von ihr als bedrohlich erlebten Situation derartige Depressionsanzeichen bekommen? – Bei dem genannten Beispiel mit dem Verschlafen von Prüfungen ist das anders, den Prüfungstermin kennt man vorher und hat Zeit, sich in die Angst zu steigern. Hier in Deiner Geschichte wirkt es nur wie ein weiteres Detail, das einfach so hineingeklatscht wurde, ohne daß es dabei um Schlüssigkeit ging.
Die war schon vorher fertig und nach der Attacke ist sie am Ende - die kann doch nur müde sein?
Ich glaube, das größte Problem haben einige mit dem BEruf der Frau, nur weil sie eine Geschäftsfrau ist, heißt das gar nichts - sie entspricht eben nicht dem Klischee. Nach einem harten Arbeitstag ist man fertig und will nur noch schlafen.
Neun von zehn Frauen würden wahrscheinlich über den armen Kerl lachen, aber die erfolgreiche Werbefachfrau, die bestimmt mit so manchen Wassern gewaschen ist, muß weinen.
Neun von zehn - ich wusste gar nicht, dass du Statistiken über Frauen hast, die Erfahrung mit wichsenden Gewalttätern in UBahnSchächten haben.
Ich würd, wenn ich derart missbraucht werde ganz sicher nicht lachen - lass mich also bitte die zehnte Frau sein.
Das empfinde ich als Hohn auf alle, denen wirklich schreckliche Dinge widerfahren sind.
Mein Gott, da hat halt einer gewichst, wie schrecklich, die Welt geht unter.
Inwiefern Hohn?
Er hat nicht "nur" gewichst. Oder haben wir nicht dieselbe Geschichte gelesen?


Noch mal Entschuldigung fürs Einmischen, aber musste sein.
Häferl, das war jetzt nicht nur an dich gerichtet, sondern an alle, die die Geschichte für ach so unrealistisch halten.

JoBlack


edit: Are,

du bist unglaublich, ehrlich.

Haben nicht Männer speziell, und Frauen nicht minder, bei einer Begegnung sofort ihre Phantasien vom Auskleiden und mehr parat?
Immer wenn ich einen Mann sehe, denke ich, wann zieht er sich denn nun endlich aus?!
Vernascht nicht der Filmregisseur sofort das Sternchen?
Zu viel "Frau im Spiegel" gelesen?
Ein Geschäftsfrau, die eine Handvoll Männer zur Unterschrift eines Vertrages kriegen will, wird auch so ihre Mittelchen in der Art haben ...
Du weißt doch gar nicht, ob es eine Handvoll Männer waren.
Der Akt war sozusagen Notwehr.
Bullshit! Aber sowas von.
Da die Frau noch zusätzlich den Männern bei den Verhandlungen über den Mund gefahren sein wird, kann man die weitere Geste aus dieser Perspektive sehen usw.
Du hast nur diesen Ausschnitt, was davor passiert ist, davon haben wir keine Ahnung, wäre sie soo siegessicher aus den Verhandlungen gegangen und wäre den Männern so "über den Mund" gefahren, dann hätte wir tatsächlich eine starke Frau, da sie aber eher wie ein Würmchen ist, kannst du nicht davon ausgehen, dass sie sonst eine Femme fatal ist.
Jutta hat damit etwas aufgegriffen und umgesetzt, das in tiefsten Tiefen herumirrt und sicher angesprochen werden will. Bloß - dazu kann man nicht die noch einigermaßen normale tägliche Welt auch noch dahineinschmeißen und behaupten, dass solche Geschehnisse alltäglich seien.
Schalt mal den Fernseher ein, lies mal Zeitungen, dann weißt du, in welcher kranken Welt wir leben.

 

Das ist so lustig, JoBlack, wie du immer sofort keifst, sobald ich etwas sage, was dir gegen den Strich geht. So oft wurde z.B. das mit dem Taxi schon erwähnt, da war es dir egal, aber sobald ich einen Ton von mir gebe, stehst du da wie die Furie in Person. Was stört dich so daran, daß meine Meinung eben öfter mal anders ist als deine? - Nein, es interessiert mich eh nicht, ich finde es nur wirklich lustig, wie viel Energie es dir immer wieder wert ist, mir zu widersprechen. Hast du sonst nichts zu tun?

 

Hehe, nein, ich lese mir all deine Beiträge durch, nur um dir zu widersprechen. :D

Pardus hat das mit dem Taxi geschrieben, ein anderer auch, weiß jetzt nicht mehr, nur du hast so gut wie alles an der Geschichte unglaubwürdig gefunden.

 

@ Häferl: Das nenn ich mal eine Geschichte zu Tode bekritteln! Dass die Geschichte ungemein spannend ist, dass hier gekonnt und sinnlich schon vor dem eigentlichen Übergriff des Mannes ein beklemmendes Gefühl erzeugt wird, dass einen unweigerlich in die Geschichte zieht, das ist dir nicht aufgefallen, hm?

Zitat Jutta Ouwens
Wenn nicht, wie sollte sie weitermachen?

Zitat Häferl
Das empfinde ich als Hohn auf alle, denen wirklich schreckliche Dinge widerfahren sind.
Mein Gott, da hat halt einer gewichst, wie schrecklich, die Welt geht unter.


Ach, auf einmal ist ein eindeutiger Gewaltakt nichts Schreckliches mehr? Dass er sie auch geschlagen hat, lässt du unter den Tisch fallen. Sie wird eindeutig auf physische und psychische Art misshandelt.


@ Are-Efen

Zitat Are-Efen
Ein Geschäftsfrau, die eine Handvoll Männer zur Unterschrift eines Vertrages kriegen will, wird auch so ihre Mittelchen in der Art haben ... und selbst wenn es das Abstechen oder Abknallen wäre.
Diese Phantasie hängt immer noch in der Luft als Gedankenmuster, als Schema. Dem nähert sich nun dieser Mann unter Umständen, wo ein jeder nur noch auf das Wesentliche reduziert ist, ungeschützt, angreifbar, alle seine Ängste und Agressionen preisgebend und übertragend.
Der Mann wird in dem Moment von keiner Leitidee besessen gewesen sein, von der der Frau aber voll getroffen.
Der Akt war sozusagen Notwehr.
Das heißt also, weil diese Geschäftsfrau vielleicht gegenüber ANDEREN MÄnnern hart gehandelt hat innerhalb ihres Jobs, ist es gerechtfertigt, dass dieser Mann da sie schlägt, als ein "Akt der Notwehr"? Ehrlich, ich glaub, du hast sie nicht mehr alle ... :schiel:

 
Zuletzt bearbeitet:

Das nenn ich mal eine Geschichte zu Tode bekritteln!
Das ist, wie auch das berühmte Zerreißen in der Luft, ein Ausdruck, den ich gar nicht verwende, weil es nicht meine Art ist, so an Geschichten heranzugehen. Deshalb steckt in meiner Kritik, im Gegensatz zu manch vernichtenden Kritiken, die ich u.a. auch von dir schon gelesen habe, die Frage, warum Jutta denn die Geschichte nicht ändert, wenn doch schon einige Ungereimtheiten aufgezählt wurden und sie selbst (#32) sogar sagt, daß die Frau nur U-Bahn fahren mußte, weil sie es so für die Geschichte brauchte, aber es in der Realität wohl anders wäre. Ich finde da nichts falsch daran.
kg.de war nie ein Schmeichelforum, deshalb ist es so groß geworden.

dass hier gekonnt und sinnlich schon vor dem eigentlichen Übergriff des Mannes ein beklemmendes Gefühl erzeugt wird, dass einen unweigerlich in die Geschichte zieht, das ist dir nicht aufgefallen, hm?
Du findest es eben sinnlich, ich fand es eher übertrieben und habe mich insbesondere hinterher (als ich den Rest der Geschichte kannte) gefragt, wofür die Protagonistin eigentlich so tollpatschig die Rolltreppe hinunterfahren muß. Ändert sich dadurch etwas am Erleben der Situation?
Wofür die ganze Geschichte mit dem Geschäftsabschluß usw., die doch nur dazu führt, daß man ihr das U-Bahn-Fahren nicht abnimmt, wenn es genausogut jede andere Frau sein könnte? Ist es für Geschäftsfrauen schlimmer, so etwas zu erleben? Oder wenn man unbequeme Schuhe und eine Aktenmappe trägt?
Wäre es nicht für die Geschäftsfrau z.B. viel passender, glaubwürdiger und nebenbei auch noch bedrohlicher, wenn sie noch schnell im Foyer einer Bank eine Überweisung einwirft, und als sie sich umdreht, steht der Typ vor der Glastür und gafft sie wichsend an? Aber es muß ja unbedingt die U-Bahn sein, weil ja alle Verbrechen in U-Bahn-Schächten passieren. Und Kinder werden nur vom schwarzen Mann mißbraucht.

Ach, auf einmal ist ein eindeutiger Gewaltakt nichts Schreckliches mehr? Dass er sie auch geschlagen hat, lässt du unter den Tisch fallen.
Ich lasse gar nichts unter den Tisch fallen. Einerseits habe ich gesagt, daß ich die körperliche Gewalt für unglaubwürdig halte, daher sprach ich auch nur mehr vom Wichsen, was für sich genommen wirklich nichts Bedrohliches ist, andererseits ist aber auch der "Gewaltakt" im Vergleich zu dem, was andere aushalten müssen, eine Lappalie. Nicht anders als so vergleichend hab ich das oben gesagt und so war es auch gemeint. Wenn so ein Erlebnis schon ein Grund für die Frage, wie man denn nun weitermachen soll, sein soll, dann können sich ja richtig mißbrauchte und mißhandelte Menschen eigentlich nur mehr umbringen, nicht wahr?

Das heißt also, weil diese Geschäftsfrau vielleicht gegenüber ANDEREN MÄnnern hart gehandelt hat innerhalb ihres Jobs, ist es gerechtfertigt, dass dieser Mann da sie schlägt, als ein "Akt der Notwehr"? Ehrlich, ich glaub, du hast sie nicht mehr alle ...
Are-Efen meinte wohl unterbewußte Vorgänge, und es ging ihr meiner Meinung nach nicht darum, etwas zu rechtferigen, sondern darum, etwas zu verstehen oder zu erklären, und das ist durchaus nicht dumm. Demnach könnte die Frau in ihm verborgene (durch eine oder mehrere Frauen ausgelöste) Ängste und Aggressionen wecken, die aufgrund der Gelegenheit ausbrechen.
Sind solche Betrachtungen rechtfertigend? Nein, sie gehen nur mehr in die Tiefe, statt alles einfach oberflächlich abzuurteilen. Ich sagte ja auch, der arme Kerl, denn jemand, dessen Inneres ihn zu solchen Handlungen zwingt, ist absolut bedauernswert.

 

hallo jutta,

gute geschichte. Am Anfang war ich nicht so gepackt, weil ich dachte, wo will die Geschichte hin, wieder mal eine Bahnhofsgeschichte, sie stolpert ein wenig, ihr ist mulmig. Aber dann hast du eine Spannung erzeugt, die mich gepackt hat, und konnte nicht mehr aufhören, weiterzulesen. Die Geschehnisse sind, denke ich, doch nicht so Alltag. Glaube nicht, dass es oft vorkommt, dass ein unbekannter Mann eine Frau schlägt. (Wird ja jetzt doch wieder irgendwie der Mann zum Triebmonster umgeschnürt.) Da die Begründung fehlt, warum er die Frau schlägt und warum die Frau so spät noch in der U-Bahn ist, kommt die Geschichte sehr bedrohlich und dunkel rüber. Ich mache mir Gedanken, und möchte eigentlich eine Auflösung erzwingen. Den Begriff waidwund einzubringen finde ich klasse. Ich denke, dass mir die Geschichte noch ein Weilchen im Kopf herum geht.

MfG Mantox

 

Hallo Euch Allen!
Nach wie vor freue ich mich über die rege Diskussion, zeigt sie doch, dass Euch die Geschichte in unterschiedlichster Art beschäftigt. Zum Abschluss (für mich) noch einmal Folgendes: Es ist ein fiktionaler Text, der das Element des Schreckens, des Unwägbaren, des Übergriffigen zeigen soll. Dies passiert tagtäglich inmitten unseres Alltags, der alltägliche Horror eben. Natürlich habe ich einen exponierten, auch übertrieben anmutenden Plot gewählt, der aber nicht so übertrieben ist, wie einige es gerne hinstellen würden. Ich glaube daher nicht, dass ich die Protagonisten mehr erklären oder irgendwie weniger extrem darstellen muss. Zum Unwägbaren, Irrationalen gehört, dass Die Frau und der Mann so handeln, wie sie handeln; ich sehe sie als Metapher für Bedrohung und Eindringen in den Lebensraum fremder Menschen. Es ging mir lediglich darum, dieses Gefühl zu transporteiren und dazu habe ich die Szene ausgeleuchtet. Stellt euch vor, es wären noch andere Menschen dort gewesen, wieviele hätten wohl weggeguckt?
Noch eine letzte Anmerkung: Meiner Meinung nach macht es keinen Sinn, persönliches Leid mit anderem, vermeintlich schlimmerem zu vergleichen. Es führt nur dazu, die Gefühle der Angst, Wut und der tiefen Erschütterung zu verleugnen. Ich habe auch noch nie einen Menschen erlebt, der/die sich heimlich eine Vergewaltigung oder Gewalt wünscht; sexuelle Spielarten stehen für mich auf einem völlig anderen Blatt und geschehen freiwillig.
Danke für Eure spannende Diskussion.
LG, Jutta

 

Hallo Jutta,

Ich habe jetzt nicht alles gelesen, was vor mir geschrieben wurde... nur ein wenig reingeschaut.
Also mich hat diese namenslose Frau mächtig irritiert! Es hat anfangs eine Weile gedauert, bis ich wusste warum, aber jetzt weiß ich es.
Weil sie keinen Namen hat! Warum heißt sie nur Frau? Das irritiert mich brutal. Nenn sie doch bitte Christin, oder Anke, oder Tatjana oder weiß der Geier was! So wird eine unangenehme Anonymität und Ferne zur Prot geschaffen, die wie ich finde hier nicht hingehört. Klingt auch irgendwie kindisch, finde ich, oder so dahinerzählt. Frau geht Einkaufen, kehrt zurück, Mann schaut fern...
Dabei hast du sie doch so gekonnt charakterisiert. Also ich finde sie verdient einen Namen.
Dass deine Story unrealistish ist finde ich nicht. Das ist eine Story wie sie passieren kann, und passiert ist.
Auch der letzte Handkuss finde ich okay. Habe da auch eher eine weitere Demütigung heraus lesen, die die "Frau" zusätlich ertragen muss.

Ansonsten fand ich es richtig ekelhaft. Richtig schön Horryshow ekelhaft. Ist nicht unbedingt meine Welt so was, konnte aber trotzdem mitekeln.

Hat mir gefallen,


mfg,


JuJu

 

Hallo JuJu,
tja, ich weiß nicht so recht, eigentlich habe ich der Frau keinen Namen gegeben, weil ich sie gar nicht so persönlich rüberkommen lassen wollte. Mir geht es um die Darstellung von Bedrohung, männlichen Übergriffen auf Frauen, oft an anonymisierten Orten. Der Mann bleibt deshalb ebenfalls anonym. Sicher kann diese Darstellung auch mit Namen gelingen, doch ich möchte es so belassen. Danke Dir fürs lesen und Deine Anmerkungen.
LG,
Jutta

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom